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Sweet Disposition

von

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A moment, a love?
 

„Was- Clyde? Warum siehst du mich so an, alter?“

Der verklärte Blick des Braunhaarigen blieb noch einige Sekunden bestehen, dann aber blinzelte er, schüttelte den Kopf sacht, und blinzelte noch einmal. „Sorry, ich hab' nur- Ich war nur in Gedanken versunken.“ Craig hob eine Braue, zuckte dann aber kaum merklich die Schultern und widmete sich wieder dem Fernseher, während er seine Bierflasche seelenruhig hin- und herschwenkte. „Also, was hälst du nun davon? Eine Woche in Denver, meine Tante lässt uns in ihrem Hotel wohnen. Keine Eltern, keine Klassenkameraden, nichtmal Tweek und Token. Nur du und ich.“

Da war es wieder. Nur du und ich. Clyde wusste, wie Craig das meinte, er wusste, dass es hier um einen Trip unter besten Freunden ging. Und dass Craig langsam die Schnauze voll hatte von Tweeks Panikattacken und Tokens Klugscheißerei, das wusste Clyde auch. Und trotzdem machte ihn dieser Satz irre. Seine Gefühle überschlugen sich, Gedanken wie Er will mit mir allein sein! kollidierten mit Oh Gott, wir wären ja GANZ allein! und Was, wenn ich irgendetwas Peinliches mache? und Ob er etwas ahnt?.

Ein „Alter!“, gefolgt von einem leichten Schlag gegen den Hinterkopf riss Clyde aus seiner Geistesabwesenheit. Craig sah ihn verständnislos an. „Wenn du keinen Bock darauf hast, sag es einfach, anstatt mich zu ignorieren“, meinte er grimmig. Und bevor Clyde einlenken konnte, fügte er hinzu: „Und trink endlich dein Bier, man. Ich dachte, du willst deinen Pegel erreichen, bevor wir zu Bebes Party gehen?“
 

A dream, aloud
 

„Ich mein' ja nur“, lallte Clyde, besagten Pegel mittlerweile längst überschritten, und bahnte sich seinen Weg zur letzten Couch, auf der noch niemand wild rummachte oder besoffen schlief. Er ließ sich plump hineinfallen und wartete, bis Craig sich neben ihm niedergelassen hatte, bevor er weiterredete. „Du hast gesagt, es wären nur wir beide“, meinte er und fixierte Craig, so gut er das in seiner Verfassung noch konnte. Craig lachte nur irritiert und nickte. „Ja, alter. Klar. Und meine Tante, aber die ist ja nicht ständig bei uns.“ Er hatte zwar auch schon etwas intus, hatte aber bei weitem nicht so sehr über die Stränge geschlagen wie Clyde.

„Jaaaa“, meinte der Andere gedehnt, „und was hast du dir dabei gedacht?“ Craig kniff die Augen zusammen. „Gedacht? Ich habe mir dabei gedacht, dass wir mal ein bisschen Abstand von South Park gebrauchen könnten. Und Denver ist echt-“ „Hintergedanken meine ich“, unterbrach Clyde ihn knapp und etwas zu laut. Er wankte näher zu Craig. „Hinter- Was? Alter, du bist viel zu voll. Lass uns lieber gehen.“
 

A kiss
 

„Was- Warum- Clyde, du- Alter.“ Craig starrte Clyde fassungslos an und schaffte es nicht einmal den Mund wieder zu schließen, nachdem er aufgehört hatte zu sprechen. Clyde war damit beschäftigt, sich mit den Fingern über die Lippen zu wischen. „Du schmeckst total nach Bier“, meinte er und grinste Craig dann an, der aber weiterhin nichts tat als ihn ungläubig zu fixieren.

„Wassis?“, fragte Clyde und schien gerade erst zu bemerken, dass irgendjemand die Musik ausgemacht hatte und das alle – zumindest die, die noch nicht zu betrunken dafür waren, sie anstarrten.

„Was denn?“ Er hob provozierend die Arme und versuchte mit einem Schwung aus der Couch zu kommen, blieb aber nur für einen winzigen Moment in einer Art wankender Schwebe, bevor er wieder nach hinten fiel.

Craig war währenddessen aufgestanden und stürmte nun aus Bebes Haus.
 

A cry
 

Nach etwa fünfminütiger Verfolgungsjagd lief Clyde unsanft in Craig hinein, als dieser einfach stehenblieb und sich zu ihm umdrehte. Die Wucht des Zusammenpralls stieß Craig nach hinten, und Clyde blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls zu fallen.

Während er erst einmal laut verkündete, dass der soeben geschehene Sturz ihm Schmerzen bereitete, presste Craig sich sofort unter ihm hervor und rollte dann auf den Bauch, um sich hinzuknien und schließlich aufstehen zu können. Er stützte beide Hände in die Seiten und machte ein schmerzverzerrtes Gesicht, schnaufte aber nur kurz, bevor er Clyde anfuhr. „Hast du jetzt eigentlich komplett den Verstand verloren?!“

Ein Teil von Clyde hatte sofort verstanden, was ihm im Zusammenspiel mit seinem Alkoholpegel sofort Tränen in den Augen bescherte.

Der andere Teil jedoch verstand so gar nicht, was hier vor sich ging. „Was ist los, man? Ich hab-“ „WAS hast du? Mich angegraben? Mich in deinem Suff angegraben und mir dann auch noch übers Gesicht geleckt wie ein notgeiler Teenie? Clyde, alter. Wir sind-“ „Freunde, ja schon klar.“, unterbrach er ihn traurig, wurde aber zugleich auch wütend. „Tut mir leid, dass ich dein ständiges Gerede von uns beiden ganz weit weg falsch gedeutet habe! Und es ist ja nicht nur das!“

Alles, was Clyde oft unterdrücken musste, sprudelte jetzt hervor. „Unsere FREUNDSCHAFT ist mir schon immer komisch vorgekommen! So wie wir uns manchmal anschauen? Oder wenn du in Rätseln sprichst und- NEIN, ich meine nicht, dass ich dich einfach nicht verstehe, weil du ja so klug und ich ja so bescheuert bin! Du redest zweideutig mit mir, Craig, und du solltest mich nach all den Jahren gut genug kennen, um zu wissen, wie ich auf so etwas reagiere!“

Craig hatte den Mund geöffnet, um etwas darauf zu entgegnen. Seine Augen wurden glasig, und in dem schwachen Licht erkannte Clyde etwas, das er zwar sehr gut kannte, aber noch nie an Craig wahrgenommen hatte. Der Schwarzhaarige schien zum ersten Mal selbst mit den Tränen zu kämpfen.

Er ließ den Mund geöffnet, suchte offenbar nach Worten. Dann aber schloss er ihn und hob stattdessen die linke Hand, um Clyde seinen Mittelfinger beinahe ins Gesicht zu drücken. „Fick dich, Clyde“, knurrte er, „FICK. DICH.“ Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief erneut los.
 

Our rights
 

„Du solltest auch mitkommen“, hörte Clyde Craigs Stimme am anderen Ende der Leitung. Es hatte drei Wochen gedauert, bis sie wieder miteinander gesprochen hatten. Zwar hatten sie in der Schule auch ab und an zusammenarbeiten müssen, allerdings hatten sie die Worte, die sie dort miteinander gewechselt hatten, auf das Minimum beschränkt. Um es besser auszudrücken, hatte Craig sie auf ein Minimum beschränkt. Clyde hatte immer wieder versucht, Kontakt zu seinem besten Freund herzustellen, allerdings hatte er mehr mit der Frau gesprochen, die einem sagte, dass der gewünschte Gesprächspartner zur Zeit nicht erreichbar ist, als mit jenem Freund.

„Bist du sicher?“, fragte er mit unsicherer Stimme, woraufhin sofort ein „Ja“ vom anderen Ende zu hören war. „Klar bin ich sicher. Wäre ich mir nicht sicher, hätte ich dich nicht gefragt. Oder?“

Hätte er nicht. Clyde dachte darüber nach. Craig hatte ihm nach der Funkstille plötzlich angeboten, doch mit ihm zu seiner Tante zu fahren. Allerdings hatte er Token und Tweek nun ebenfalls eingeladen und außerdem davon abgesehen, etwas wie „nur du und ich“ zu sagen.

„Mhh. Ich denke, dass ich Zeit habe“, murmelte er schließlich. Er hörte Craig am anderen Ende laut ausatmen. „Alles klar. Dann sei Donnerstag gegen zehn bei Token, seine Mutter leiht ihm den Wagen.“ „O-Okay.“ „Gut... Bis dann.“
 

Our wrongs

„Du hattest nichts von Doppelzimmern erwähnt!“

Dieser Satz war in den letzten zehn Minuten dreimal gefallen. Zum ersten Mal hatte er Craigs Lippen verlassen, als seine Tante ihn und Clyde begrüßt und ihnen die Schlüssel für zwei – wie bereits erwähnt – Doppelzimmer in die Hand gedrückt hatte.

Das zweite Mal war er gefallen, als Tweek kurz darauf in das Foyer getreten war und ein drittes Mal, als der Blonde die „frohe“ Kunde an Token weitergegeben hatte, der noch den Wagen eingeparkt hatte.

Clyde beobachtete halb amüsiert, halb entnervt, wie Token und Craig sich anzickten und darüber stritten, wer sich sein Zimmer mit dem blonden Nervenbündel teilen müsste. Nach einigen Minuten hatte Token Craigs bekannten Mittelfinger vor der Nase. „Meine Tante, meine Regeln. Du kriegst Tweek“, meinte er bestimmend und grinste seinen Freund hämisch an. Und binnen weniger Millisekunden erkannte er, was das für ihn bedeutete. Er hatte Clyde zu seinem Zimmerpartner gewählt.

Natürlich, früher wäre das kein Problem gewesen, und auch gar keine Frage, es wäre eher eine Selbstverständlichkeit gewesen, die nicht hätte ausgesprochen – geschweigedenn diskutiert – werden müssen. Aber jetzt bereitete sie Clyde und – seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen – auch Craig immense Bauchschmerzen.
 

A moment, a love?

Mitten in der Nacht wurde Clyde aus dem Schlaf gerissen, als ihm etwas hart gegen den Rücken schlug. Eröffnete die Augen und starrte in die Dunkelheit. Ob es Angststarre war oder einfach die Tatsache, dass er zu verpennt war, um angemessen zu reagieren, war ihm nicht ganz klar, regen tat er sich allerdings keinen Millimeter. Angespannt lauschte er, hörte aber außer einem leisen, rhythmischen Atmen nichts weiter. Dieses war ganz eindeutig Craig zuzuordnen.

Der Druck auf Clydes Rücken ließ nicht nach, und etwas langsamer als üblich verstand er, dass es Craigs Arm war, der auf ihm ruhte. Sofort schoss ihm das Blut ins Gesicht. Sein Herz pochte wie irre, zum Teil, weil er sich wieder den üblichen Gefühlen gegenübersah, zum Teil, weil er Panik hatte, nun wieder alles kaputt zu machen. Und zum Teil, weil er so nicht die ganze Nacht lang liegen wollte.

Krampfhaft presste er die Augen zu und versuchte, irgendwie einzuschlafen, denn das schien ihm gerade die beste Fluchtmöglichkeit zu sein. Er gab sich Mühe an nebensächliche Dinge zu denken, an Tacos, an Tokens Mom im Bademantel, die er heute Morgen leider zu Gesicht bekommen hatte, an Schafe, die über einen Zaun sprangen, an Schafe, die in Bademänteln über einen Zaun sprangen, und an Tacos, die Schafswollbademäntel trugen...
 

A dream, aloud
 

„Clyde...“

Und sofort waren seine Augen wieder geöffnet. Sein Herzrasen hatte er in der Zeit sowieso nicht in den Griff bekommen, weswegen sein Zustand eigentlich noch unverändert war. Craig hatte seinen Namen gemurmelt. Im Schlaf. Er hatte seinen Arm – brutal – auf ihn geworfen und seinen Namen gemurmelt und schlief. Und Clyde konnte nichts tun außer in die Nacht zu starren und sich Gedanken zu machen und zu befürchten, dass er wohl nie wieder dazu in der Lage sein würde zu schlafen.

Allerdings hatte er sooft Unrecht, dass es ihm eigentlich hätte einleuchten müssen, dass er damit falsch lag. Denn tatsächlich übten Craigs rhythmische Atemzüge und die Wärme, die sein Arm ausstrahlte, eine äußerst beruhigende Wirkung auf Clyde aus. Es brauchte nicht lange, da wurden ihm die Lider auch schon wieder schwer und er döste sehr langsam weg. Das passierte bei Clyde immer auf dieselbe Weise; Erst fielen ihm ganz langsam die Augen zu, wogegen er sich die ersten beiden oder drei Male noch wehrte, spätestens nach dem vierten Mal aber nichts mehr tun konnte. Dann schmatzte er genüsslich, streckte seine Füße und Zehen so stark wie möglich, bevor er sich einmal geräuschvoll umdrehte und dann wegpennte. Und genau da war das Problem. Denn nach dem – wirklich sehr geräuschvollen – Umdrehen zuckte Craigs Arm zurück, worauf ein erschrockenes „WAS?!“ folgte und sich zwei Personen mit vor Schreck geweiteten Augen ansahen. Auch wenn sie es nicht wussten, weil es zu dunkel war, um das Gesicht des anderen zu erfassen.
 

„...Clyde?“, murmelte eine verschlafene aber panische Stimme leise. Der Angesprochene wusste nicht, ob er antworten sollte. Das konnte ja nicht gut ausgehen. Wenn er Craig jetzt zeigte, dass er wach war, würden sie reden, bei Clyde würden wieder Wahnvorstellungen auftreten und er würde sich irgendetwas einbilden, Craig würde ihn anfahren und passé wäre die Freundschaft. Zum zweiten Mal.

Wenn er jetzt aber die Klappe hielt, würde Craig wieder einschlafen und Clyde auch. Dann würden sie morgen gemeinsam mit Token und Tweek frühstücken, gemeinsam den Tag planen und gemeinsam gemeinsam sein. Und nicht zu zweit. Nicht nur sie beide. Nicht nur du und ich.

Kein Wahn. Keine Freundschaft, die passé war. Nur Freundschaft. Gute Idee.

Also blieb er stumm. Er presste die Augen erneut zu, nur für den Fall, dass Craig doch mehr im Dunkeln sah als er selbst, und versuchte langsam und wenig zu atmen. Wie ein Schlafender eben.

Craigs Bettseite raschelte einmal kurz, dann war es tatsächlich still. Sein Plan hatte geklappt.
 

...Mittlerweile hätte er sich doch wirklich besser kennen müssen.
 

A kiss
 

Er spürte deutlich, wie sein Gesicht immer wärmer wurde und versuchte, seinen Herzschlag unter Kontrolle zu kriegen und irgendwie zu verhindern, dass seine Gesichtsfarbe noch mehr ausartete. Nicht, weil ihn irgendjemand sehen könnte, sondern nur, um diese dämliche Hitze loszuwerden.

Doch die stieg. Und sie wurde seltsam... als würde sie rhythmisch kommen. Als würde er vor einem Föhn sitzen, der nur alle paar Sekunden funktionierte, ganz so als- Moment.

Er öffnete die Augen und erschrak so stark, dass ein ungewolltes Winseln seiner Kehle entkam. Vor ihm, vielleicht einen Millimeter von seiner Nasenspitze entfernt, befand sich Craigs Gesicht. Clyde konnte ausmachen, dass der Schwarzhaarige wach war, ihn ansah. Er sah es nicht genau, aber er konnte es erahnen. Und da er diesen selten dämlichen Laut von sich gegeben hatte, war Craig nun sicherlich bewusst, dass er ebenfalls wach war.
 

Sie starrten sich an. Lange. Ohne sich wirklich zu sehen. Keiner von beiden sagte etwas, auch wenn Clyde unbedingt etwas sagen wollte und sich einbildete, dass auch Craig diesen Drang verspürte. Es war so seltsam. Nun war er irgendwie doch in der Situation, der er aus dem Weg gehen wollte; die, in der er nur alles falsch machen konnte.

Er öffnete gerade den Mund, um endlich etwas zu sagen, als Craig ihm mit einem stürmischen Kuss und einer fast panischen Bewegung, bei der er sich in Clydes Schultern krallte und sich beinahe auf ihn warf, jede Möglichkeit dazu nahm.
 

A cry
 

Clyde wusste nicht, was das sollte. Er verstand gar nicht, was gerade passierte. Er spürte Craigs Lippen und Craigs Körper und Craigs Wärme und sein eigenes Herz, das irgendwo zwischen rechter Niere und seinem Hals hin- und hergeschleudert wurde, er spürte ein Prickeln auf der Haut und eins im Herzen. Doch wie auch schon zuvor, als Craigs Arm ihn geweckt hatte, war er starr. Dieses Mal allerdings kannte er den Hintergrund. Er wollte nicht reagieren. Er wollte nicht auf den Kuss eingehen, auf Angst, dass es ein Test war. Oder vielleicht war Craig ja betrunken. Vielleicht war Clyde selbst betrunken? Oder vielleicht schlafwandelte Craig. Oh Gott, was für einen Schwachsinn er dachte.

...

Er war so überfordert mit der Situation, dass er nichts anderes tun konnte als leise loszuheulen.
 

„Ich bin nicht nekrophil“, war Craigs erster Satz nach dem Überfall und überhaupt erst der Grund, warum er ihn unterbrach. Seine Stimme war rau und klang, als hätte er drei Jahre lang nur Wodka getrunken und gegröhlt. „Wenn ich 'ne starre Leiche knutschen wollte, würde ich das anderswo- Cly- Clyde? Oh Scheiße.“ Clyde spürte eine Hand auf seiner Wange, die seine Tränen wegwischte. Immer wieder fluchte Craig in sich hinein. „Alter, ich wollte nicht, dass du heulst. Ich- Es tut mir leid, ich weiß nicht-“ „Warum?“

Clyde hatte nicht damit gerechnet, seine eigene Stimme zu hören. Er hatte nicht gewusst, dass er etwas sagen wollte. Das hätte er erstmal mit sich selbst absprechen sollen, bevor er einfach losplauderte in dieser so unangenehmen Situation, in der dein bester Freund dich küsst und du heulend in der Dunkelheit liegst. Oh, man sollte dabei auch die Vorgeschichte nicht außer Acht lassen.

„Warum?“, wiederholte Craig und Clyde überlegte sich, was der unbedachte Clyde von vor zwei Sekunden mit dieser Frage bezwecken wollte. „Ja, warum?“, wiederholte er ebenfalls, was er gesagt hatte, um sich ein kleines Zeitfenster zu verschaffen. „Warum... machst du das? Warum machst du das mit mir?“ Craig räusperte sich, doch Clyde fuhr fort. „Warum tust du mir das an, wo ich mir solche Mühe gebe? Ich will wieder mit dir befreundet sein, verdammt, ich brauche niemanden mehr als dich und du zwingst mich sozusagen dazu, meine Gefühle immer wieder auszubuddeln, wenn ich sie gerade verscharren will. Ich gebe mir echt Mühe, Craig!“ „Das weiß ich doch.“ Craig seuftze gedehnt, bewegte sich dann von Clyde weg in die Dunkelheit hinein, die aber mit einem Mal von einem gleißenden Licht zerrissen wurde. Schützend legte Clyde sich eine Hand vor die Augen, blinzelte dann aber ein paar mal durch seine Finger, bis er sich an das Licht, dessen Quelle er nun in der Nachttischlampe von Craigs Bettseite ausmachte, gewöhnte. Er sah zu Craig, der sich aufgesetzt hatte und zu ihm hinuntersah. Wieder wischte er mit der Hand einige von Clydes Tränen weg. „Heulen ist echt dein Markenzeichen geworden, weißt du das eigentlich?“ meinte er und grinste mit zusammengekniffenen Augenbrauen, die deutlich zeigten, dass er das Ganze gar nicht so lustig fand, wie er tat.

„Na danke.“ Clyde fand es unangebracht, dass er das ausgerechnet jetzt sagte. „Du musst dich ja wohl melden“, meinte er leicht angesäuert, „letztens bei Bebes Party hast du doch-“

„Du hast mich damals nicht aussprechen lassen“, meinte Craig mit ruhiger aber noch immer kratziger Stimme. Clyde sah ihn verwirrt an. „Damals, nach Bebes Party. Ich hatte dich angefahren, weil du dich besoffen auf mich geschmissen hast, und du hast gesagt-“ „“-dass mir unsere Freundschaft komisch vorkommt“, erinnerte Clyde sich. Craig nickte. „Aber darauf wollte ich damals nicht hinaus. Ich wollte nicht sagen „Wir sind Freunde, sowas kannst du nicht machen!“. Ich wollte sagen... Ich wollte sagen „Wir sind erwachsen genug, dass wir für so etwas keinen Alkohol brauchen sollten.“.“

Clyde schüttelte ungläubig den Kopf. Ihm fielen Fetzen einer Redensart ein, die irgendwas mit Zahnrädern zu tun hatte, die sich nur mühsam drehen und ganz langsam auf ihr Ziel hinarbeiteten. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre diese Redensart dort erfunden worden. „Bitte...was?“, gab er dümmlich von sich und wurde wütend, weil er nicht verstand, was er von ihm wollte. Er erinnerte sich an den Abend damals, daran, dass Craig ihn angeschrien hatte, und auch daran, dass Clyde ihn unterbrochen hatte. Einfach seinen Satz beendet hatte. Und Craig hatte ihm gerade gesagt, dass er etwas anderes hatte sagen wollen? Nichts, das mit ihrer Freundschaft zu tun hatte. Sondern damit, dass sie a-. Die Zahnräder in seinem Kopf gaben ein lautes „Klick“ von sich und Clyde war davon überzeugt, dass selbst Craig es gehört hatte. „Wi- Willst du damit sagen, dass du-“ „Ich bitte dich, Clyde.“ Craig sah ihn durchdringend an, dann schlich sich ein kleines Grinsen auf sein Gesicht, bevor er anfing, Clydes damalige Reaktion nachzuäffen.

„So wie ich dich manchmal anschaue? Oder wenn ich in Rätseln spreche, und- NEIN, ich meine nicht, dass du mich einfach nicht verstehst, weil ich ja so klug und du ja so bescheuert bist! Ich rede zweideutig mit dir, Clyde, und ich sollte dich nach all den Jahren gut genug kennen, um zu wissen, wie du auf so etwas reagierst.“
 

Our rights
 

„Warte, warte. Ich hatte also alle Zeichen richtig gedeutet?“ Craig nickte. „Überraschenderweise, für deine Verhältnisse, aber ja.“ Clyde warf ein Kissen nach ihm, ohne wirklich beleidigt zu sein. „Arsch.“ Craig lachte, doch Clyde blieb ernst. „Und deine Reaktion war nur darauf bezogen, dass ich dich besoffen angegraben habe?“ „Naja- Und weil ich dachte, dass wir das nicht inmitten all unserer Freunde ausmachen sollten. Grundsätzlich aber weil du besoffen warst.“

„Du bist so ein blöder Wichser, weißt du das eigentlich?“ Craig hob die Brauen. „Warum?“ Er war nicht wirklich neugierig auf die Antwort, das wusste Clyde. Craig war schon sooft Wichser (oder Arschloch, oder Idiot, oder Hurensohn, oder...) genannt worden, dass ihn das nicht mehr kratzte. Außerdem hatten alle, die das sagten, hauptsächlich die Mädels und Cartman, recht damit, und das war ihm so gut bekannt wie Clyde.

Trotzdem antwortete er ihm. „Weil ich dachte, ich hätte unsere Freundschaft kaputtgemacht! Warum hast du dich nicht gemeldet?“ Craig zuckte die Schultern und sah bewusst an Clyde vorbei. „Weil ich dachte, dass du es NUR wegen des Alkohols gemacht hättest.“ „Doppelt Wichser“, murmelte Clyde beleidigt. „Wenn du wusstest, was deine Andeutungen mit mir machen, hätte dir doch bewusst sein müssen, dass ich das ernst meine.“

Craig zuckte erneut die Schultern. „Ich war eben nicht sicher, okay?“ Es klang nicht, als wäre dies die wirkliche Erklärung für den Abstand gewesen, den er genommen hatte, doch Clyde blieb keine Zeit, diesen Zweifel zu äußern, da Craig sich aus seiner Position auf ihn zu bewegte, sich über ihn beugte und ihn angrinste. „Also, Clyde. Deine Chance. Was sagst du? Kein Alkohol, keiner unserer Freunde.“ Er beugte sich noch weiter zu ihm herunter, und dann hauchte er die letzten Worte nur noch, und Clyde war sich sicher, sein Grinsen hören zu können.

„Nur du und ich.“
 


 


 

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Our wrongs?
 

„Craig?“

„...“

„Craig!“

„...Was.“

„Bist du vielleicht doch betrunken?“

„...WAS? Clyde, ich will schla-“

„Vielleicht warst du vorhin ja nur betrunken, als du das alles gesagt hast, und-“

„Ich bin nüchtern, Clyde.“

„Okay.“

„...“

„...Bin ICH betru-“

„CLYDE!“

„Ich mein ja nur. Du könntest ja auch schlafwandeln. Vielleicht schlafwandelst du ja wirklich!“

„Alter, hat deine Schnauze und lass mich schlafen! Da hätte ich ja doch gleich mit Tweek in einem Bett schlafen können!“

„......“

„......“

„Tweek hätte diese... Sachen aber nicht mit sich machen lassen.“

„....“

„....“

„Najaaaaa~“

„CRAIG!“

„Wenn ich aufhören soll, dann halt deine Klappe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  emwia
2012-10-31T09:21:22+00:00 31.10.2012 10:21
Ich liebe dich immer noch dafür. ♥
Von:  ShinPurple
2011-09-26T16:25:38+00:00 26.09.2011 18:25
Schade, erst ein Kommentar!
Hehe, die Fanfic ist echt geil geworden! Craig der Wichser, so wie wir ihn lieben! =D *mag es nicht, wenn die Charaktere zu verweichlicht dargestellt werden*
Boah, die Story ist wirklich genial. Liegen dann noch im Bett rum, armer Clyde!
Aber beim Ende musste ich wirklich lachen! Tweek! >xD

lg Shin
Von:  emwia
2011-09-09T20:54:02+00:00 09.09.2011 22:54
Ich liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe liebe es immer noch!
Und dich sowieso. ♥


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