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Sealed Souls II

Zwischen Paranoia und Frühlingsgefühlen
von

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Geburtstagsparty

Hi Leuz,

ich bin immer wieder verwundert, wie viele von euch meine ff auch nach Monaten noch lesen. Aber gut. Ich habe mich diesmal beeilt, auch wenn es deswegen etwas kürzer ausgefallen ist.

Wirklich erstaunt hat mich allerdings, dass nur einer von euch wirklich gesagt hat, dass Sasuke im letzten Kapitel OOC war. Habt ihr anderen euch nicht getraut, mir das an den Kopf zu werfen?^^ Es stimmt natürlich, aber das war ja geplant von mir. Wenn Sasuke so einen Spruch raushaut, dann kann man sich sicher sein, dass da weitaus mehr dahinter steckt, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Also bleibt immer schon dran an der Story und verurteilt Sasuke nicht zu früh^^
 

XxX
 

Langsam verstand ich die Welt nicht mehr. Erst Sasukes merkwürdige Annährung. Dann sein vorgeheucheltes Interesse auf dem Markt. Seine verletzende Angeberei vor Sai. Und Itachis seltsame Reaktion darauf.

Die Brüder hatten die Sauerei in der Küche natürlich mir überlassen. Kaum das ich das Haus einmal kurz verlassen hatte, um die Scherben weg zu bringen, waren sie auch schon vom Anwesen verschwunden. Typisch Uchiha. Hielten es offensichtlich nicht für nötig, mir auch nur den Hauch einer Erklärung für ihr Verhalten zu liefern. Bis Mitternacht wartete ich im Wohnzimmer auf die, aber niemand tauchte auf. Schließlich ging ich doch schlafen.

Als sie schließlich am nächsten morgen zurück kamen, waren beide sehr missmutig und schwiegen mich genauso an wie einander. Diesmal fiel mir nichts ein, was sie hätte zum Reden bringen können. Aber eigentlich hatte ich auch gar keine Lust dazu. Sollten sie doch sehen, wo sie abblieben.

Die nächste Woche haute ich ganz besonders mit Terminen voll. Sais Gesellschaft munterte mich auf und ich stand ihm noch einmal Modell, damit er Farbe in das Bild bringen konnte, dass ich Sasuke schenken wollte. Auch wenn ich inzwischen der Meinung war, dass er es gar nicht verdient hatte. Zum Glück verlor der ANBU kein Wort über den peinlichen Vorfall im Hause Uchiha.

Trotzdem war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Also überredete ich Sasuke, seinen Geburtstag ein wenig größer zu feiern und ein paar Leute einzuladen. Hoffentlich würde das die allgemeine Stimmung wenigstens ein bisschen heben.

Zwei Tage vor der Party, die hauptsächlich im Wohnzimmer steigen sollte, machten mir die Brüder aber noch einmal einen Strich durch die Rechnung.

Es war ein Donnerstag. Eigentlich hatte ich den Uchiha angesagt, dass ich bis abends wegbleiben würde. Doch mein letzter Termin – ein traumatisierter Ninja, der eine panische Angst vor Kunai entwickelt hatte – war kurzfristig ausgefallen. Saß im Gefängnis wegen Verdacht auf Drogenbesitzes. Man hatte ihn festgenommen, als er versucht hatte, seine Katze mit einem Kochlöffel zu erstechen. Zu erstechen, nicht zu erschlagen.

Jedenfalls kam ich unerwartet früher nach Hause aus sonst. Kaum dass ich die Tür allerdings hinter mir geschlossen hatte, bemerkte ich etwas Seltsames. Erst konnte ich das Gefühl nicht ganz zuordnen. Dann jedoch konzentrierte ich mich stärker. Schließlich erhaschte ich eine Spur von... Rauch. Es roch nach Rauch,

Hastig stürmte ich nach vorn und riss die Küchentür auf. Sasuke hatte doch nicht etwa versucht, zu kochen!? Zuzutrauen wäre es ihm, so seltsam, wie er sich in letzter Zeit benahm.

Doch die Küche war leer. Da fiel mir ein, dass Sasuke ja heute gar nicht da war. Er hatte einen Termin im Verwaltungsgebäude, wo er sich nach einer Beschäftigung umsehen wollte. Aber woher kam dann der Geruch?

Ich versuchte, ganz langsam und ruhig zu atmen und zu lauschen. Und tatsächlich, da waren Geräusch: das unheilverkündende Knacken von Holz, das unter enormer Hitze ächzt. Ein Knacken, das aus meinem Raum kam.

Sofort war ich wieder in Bewegung und stürmte zu meinem Zimmer. Die Tür war offen.

Erschrocken keuchte ich auf. Feuer! Überall war Feuer! Es leckte an den Wänden, es floss über den Boden. Helle Flammen, orange und rot und gelb. Schwarz kräuselten sich die Bilder und Plakate an den Wänden, die Sai mir geschenkt hatte. Braun und stinkend zerfiel das Papier zu Asche. Und inmitten dieses Infernos stand Itachi. Eine schwarze Silhouette gegen das Licht, wie ein Todesgott, wie ein Schatten. Vollkommen schwarz bis auf die roten Augen in dem weißen Gesicht. Der Mund fest zusammengepresst wie in einem letzten Versuch, seine Wut und Mordgier zu unterdrücken. Und dann sah er mich und keine Sekunde lang wich dieser unheimliche Ausdruck aus seinem Gesicht. Er stand nur da und sah mich an, während Flammen an seinem Mantel leckten.

Ich schluckte. Tausende Bilder und Gesprächsfetzen rief ich mir ins Gedächtnis, Erkenntnisse meiner Ausbildung. Der Umgang mit gestörten Persönlichkeiten, mit tollwütigen Tieren, das Verhalten im Augenblick akuter Gefahr.

Itachi brannte gerade mein Zimmer nieder. Itachi war zweifelsfrei gefährlich – aber nicht gefährlich für mich. Das glaubte ich nicht, das wollte ich nicht glauben. Wäre er sonst hier eingedrungen, zu einem Zeitpunkt, da klar war, dass ich nicht anwesend sein würde? Nein, ich glaubte nicht, dass Itachi wirklich die Kontrolle verloren hatte.

Langsam streckte ich die Hand nach ihm aus.

„Komm, Itachi. Komm raus, sonst verbrennst du dich noch“, sagte ich leise. Ich lächelte nicht, aber meine Stimme war sanft.

Itachi sah mich überrascht an. Überrascht, nicht mehr kalt oder abweisend. Für einen Moment wirkte er wie ein Kind, das nicht verstand, was eine ausgestreckte Hand bedeutete.

Dann kam er auf mich zu – und ging einfach an mir vorbei. Hitze rauschte den Gang entlang, als der das Zimmer verließ. Nicht schmerzhaft, nicht einmal unangenehm, aber doch spürbar.

Ich seufzte und drehte mich ebenfalls um. Wann hatte ich aufgehört, Erklärungen zu fordern? Bedeutete das, dass ich aufgehört hatte, die Brüder verstehen zu wollen?

Meine Gedanken in diesem Moment jedenfalls waren praktischer Natur. Ich musste hinaus auf die Straße. Irgendwo würde es bestimmt einen diensthabenden Ninja geben, der ein Wasserjutsu beherrschte. Das Feuer musste gelöscht werden. Ich musste mir eine passende Ausrede für den plötzlichen Ausbruch des Feuers einfallen lassen.

Nachdenken konnte ich später. Erklärungen fordern konnte ich später. Nach Sasukes Feier – die jetzt unter freien Himmel würde stattfinden müssen, damit niemand den Schaden in der Wohnung sah.

Es war erschreckend und ernüchternd zugleich, mich selbst dabei zu beobachten, wie ich ganz selbstverständlich als erstes auf Itachis Schutz und dann auf den meines Eigentums fixiert war. Erschreckend, weil es bedeutete, dass ich die Neigung der Brüder zu Verbrechen akzeptiert und als normal befunden hatte.Und ernüchternd, weil ich erkannte, dass ich es müde wurde, ständig durch die komplexen Charakterschichten der Brüder hindurchsehen zu müssen. Ernüchernd zu wissen, dass ich ihnen letztendlich doch nicht gewachsen war – und dass ich sie nicht würde aufhalten können. Ich konnte sie nur so akzeptieren, wie sie in all ihrer Gefühls- und Verhaltensvielfalt eben waren. Auch wenn ich mir immer weniger klar darüber war, wie diese Vielfalt aussah.
 

Dann schließlich kam der Tag von Sasukes Geburtstag und mit ihm die Party. Ich bemühte mich nach Kräften, die Gäste bei Laune zu halten. Ich plauderte eine Weile mit Sakura, die zusammen mit einigen gleichaltrigen Ninja gekommen war. (Sai hatte auch auf der Gästeliste gestanden, aber irgendwer hatte ihn wieder ausgeladen.) Außerdem verteilte ich Getränke und Knabbereien. Sasuke selbst stand relativ entnervt mit einem Glas Cola in der Hand neben Naruto und ließ sich von ihm ein Ohr abkauen. Die Geschenke würde es erst heute abend geben, aber ich hörte mich bereits einmal unauffällig um, was der Uchiha von seinen Freunden bekommen würde. Es war nicht sehr überraschend, dass es sich in den meisten Fällen um brutale Tötungswerkzeuge handelte. Und was wäre eine Geburtstagsparty ohne ein kleines Liebesdrama?

Als ich gegen Mittag eine kurze Pause einlegte, hörte ich leises Schluchzen. Neugierig folgte ich dem Geräusch und entdeckte ein schwarzhaariges Mädchen versteckt auf einer Bank hinter der Hausecke sitzend. Sie hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und versuchte offensichtlich, sich von einem Heulkrampf zu erholen.

„Hey... Was ist denn los?“, fragte ich vorsichtig und ließ mich neben dem aufgelösten Mädchen nieder. Hilfsbereit bot ich der Schwarzharigen ein Taschentuch an, dass sie dankbar annahm.

„Ich bin Sekina Chinatsu“, stellte ich mich erst einmal vor.

„H-Hinata. Hyuuga, Hinata“, brachte sie zwischen zwei Schluchzern hervor. „Entschuldigung...“ Sie schnäuzte sich so unauffällig wie sie nur konnte und trocknete dann ihre Tränen.

„Tut mir Leid“, sagte sie noch einmal. „Ich wollte Sie nicht von der Party weglocken.“

„Schon in Ordnung“, erwiderte ich und winkte ab. „Dafür bin ich schließlich da. Als Kummerkasten für all die traurigen Herzen dieser Welt.“ Ich tätschelte mitfühlend ihre Schulter. „Wie ist denn sein Name?“

„Sein... Name?“

„Der Name des Jungen, der dich so verletzt hat“, präzisierte ich.

Hinatas Augen wurden ganz groß. „Woher wissen Sie...?“

Ich zwinkerte ihr aufmunternd zu. „Sind es nicht immer die Männer, die uns zum Weinen bringen?“

Sie lächelte mich schüchtern an, bevor sie ihren Blick wieder auf ihren Schoß lenkte.

„Es ist Naruto-kun. Wissen Sie, ich bin schon seit der Akademie in ihn ver-verl- also, ich mag ihn eben und...“ Sie lief rot an und verstummte.

„Aber du... hast es ihm nie gesagt?“, riet ich.

„Doch! Das ist es ja gerade. Ich h-hab es ihm gesagt, schon vor f-fast einem J-Jahr, aber... Aber er hat nie etwas da-dazu gesagt“, schluchzte sie. „Er behandelt mich immer noch genauso wie früher und ich... Ich würde so gerne mehr Zeit mit ihm verbringen, verstehen Sie, aber er ist immer be-beschäftigt und dann hat er heute... heute zu mir gesagt, was für eine tolle Freundin ich für ihn bin und da h-hab ich gemerkt, dass ich... Dass ich...“

„Dass du eigentlich mehr sein willst“, vervollständigte ich den Satz.

Sie errötete wieder und nickte. „Aber Naruto-kun ist doch immer noch in Sakura-chan verliebt und ich kann nicht... ich kann nicht...“

Mitfühlend legte ich meine Arme um das Mädchen, dass wieder zu Weinen begonnen hatte.

„Ich werde niemals einen Freund haben“, heulte sie. „Naruto-kun sieht mich gar nicht als richtiges Mädchen. Ich bin nicht so hübsch wie Ino-san und nicht so selbstbewusst wie Sakura-chan... Ich werde immer nur hinter Naruto-kun stehen und er wird mich niemals richtig an-ansehen!“

„Shhhh... Nun ist ja gut...“, versuchte ich die junge Hyuuga zu beruhigen. „Du bist doch ein wunderschönes junges Mädchen. Du kommst aus einer der besten Familien Konohas und ich bin mir sicher, dass du ein sehr gutes Herz hast. Wenn Naruto-san sich nicht in jemanden wie dich verliebt, dann ist er selbst schuld. Ihm entgeht nämlich eine Menge!“

Doch meine Worte schienen nicht zu Hinata durchzudringen. Sie weinte sich nur weiter in meinen Armen aus und ich strich ihr beruhigend über das Haar.

Und dann kam Itachi.

Es war ein denkbar unpassender Augenblick, aber das kümmert diese Ninja ja nie. Er tauchte ganz plötzlich wie aus dem Nichts auf. Ich hob den Kopf und auf einmal stand er da. Obwohl ich ihn nicht hatte kommen hören, war ich nicht besonders überrascht.

„Du wirst bei der Party gebraucht. In der Küche herrscht Chaos“, sagte der Ninja in seinem üblichen, emotionslosen Tonfall.

„Nicht jetzt“, zischte ich und deutete vielsagend auf das weinende Mädchen in meinem Arm.

Itachi warf einen abschätzenden Blick auf sie. Dann – zu meiner großen Überraschung – setzte er sich neben Hinata auf die Bank. Unsicher und sich ihrer Tränen peinlich bewusst sah sie ihn an. Itachis Augen wechselten die Farbe von schwarz zu rot.

Ich sprang entsetzt auf, aber es war schon zu spät. Itachi hatte ihr Kinn angehoben, sodass sie ihm direkt in die Augen sehen musste. Dann begann er zu sprechen und seine Stimme war tief und dunkel, nicht sanft aber von einer hypnotischen Kraft, der selbst ich mich nicht entziehen konnte.

„Du bist ein selbstbewusstes, starkes junges Mädchen. Du bist dir deiner tatsächlichen Schönheit bewusst. Irgendwann wirst du jemanden finden, der sowohl deinen Charakter als auch deinen Körper genauso liebt, wie er ist. Wenn das passiert, wirst du dich nicht schämen, dich dieser Person zu öffnen. Du bist zuversichtlich, dass du schon bald deinen Platz in der Welt finden wirst.“

Der magische Moment verflog. Hinata blinzelte einmal verwirrt, als Itachi von ihr abließ.

„Was... Was ist passiert?“, fragte sie irritiert und sah von Itachi zu mir.

„Na ja, du hast gerade...“ Ich hielt inne. „Geht es dir gut?“

„Ja.“ Sie lächelte und wischte sich mit einer fahrigen Geste die Tränen aus den Augenwinkeln. „Entschuldigen Sie bitte noch einmal, dass ich Sie gestört habe und vielen Dank für das Gespräch. Ich werde jetzt zu meinem Team zurückkehren, sonst macht Kiba sich wieder Sorgen, wo ich so lange bleibe.“ Sie runzelte die Stirn, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. „Eigentlich macht er sich immer ungewöhnlich viele Sorgen um mich...“

Nachdenklich starrte Hinata vor sich hin, als sie von der Bank aufstand. Während sie langsam auf die Party zurückkehrte, breitete sich ein offenes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Einige Augenblicke sah ich ihr verblüfft hinterher. Dann drehte ich mich wieder zu Itachi herum und verschränkte herausfordernd die Arme.

„Hypnose also, ja? Du solltest dich was schämen.“

„Weshalb?“, kam die kühle Antwort.

„Man spielt nicht mit den Herzen der Menschen!“

„Ich habe ihr lediglich etwas Selbstvertrauen gegeben und ihren Blick für ihr Umfeld geschärft. Das ist alles.“

„Hrmph“, machte ich, nicht zufrieden mit der Erklärung.

„Es ist in Ordnung“, betonte er. „Die Wirkung verfliegt nach spätestens drei Tagen, in denen sie immer schwächer wird. Wenn sie aber positive Resonanz von ihrem Umfeld bekommt, wird ihr das die Kraft geben, sich aus eigenem Antrieb zu ändern.“

„Oh“, machte ich. „Na, ich denke, dann ist es okay. Trotzdem, es ist verboten, Hypnose ohne die Einwilligung des Patienten einzusetzen! Du hättest ihr erklären müssen, was du machst.“ Und da mir einfiel, dass Itachi sich ja ohnehin wenig um Regeln scherte: „Warum hast du es überhaupt gemacht?“

„Weil ich keine Lust hatte, zu warten, bis du eine komplette Sitzung mit ihr durch hast. Also, kommst du jetzt? Du wirst auf der Party gebraucht.“

Ich starrte ihn wütend an. „Nein, ich komme nicht!“, fuhr ich ihn wütend an. Er erwiderte meinen zornigen Blick stumm.

Ich seufzte, starrte zu Boden und malte sinnlose Kreise mit meiner Schuhspitze in den Sand. Auf einmal war ich sehr nervös.

„Wie hast du... Ich meine, woher...“

Itachi blinzelte einmal. Das rot wurde wieder zu schwarz.

„Ah, ja. Hätte ich mir denken können....“

„Hypnose und Analyse sind Grundvoraussetzung für die Kopierfertigkeit und die Illusionen des Sharingans“, bestätigte er meinen Verdacht.

„Und kannst du... Ich meine, wie weit geht das? Kann man mit dem Sharingan Leuten befehlen...?“

„Das Sharingan ermöglicht keine komplette Kontrolle über den Menschen durch Hypnose, nein“, meinte Itachi und ich seufzte erleichtert auf.

„Und ich dachte schon. Das wäre echt gruselig, wenn man mit einem Blick Leute dazu bringen könnte, alles zu tun, was man will...“

Itachi schwieg.

Das machte mich misstrauisch.

„Itachi...!“

„Das Sharingan ermöglicht keine-“

„Sag mir die Wahrheit!“

Er stockte. Sah zu Boden. Sah wieder mich an.

„Diese Augenkunst ist lediglich eine Grundlage, Sekina. Eine solche tiefe Hypnose, wie du sie meinst, wäre eine vollkommen eigenständige und hochkomplizierte Kunst, bei der das Sharingan lediglich ein helfender Faktor wäre.“

„Und...?“

„Und...“ Er seufzte. „Und ich beherrsche diese Kunst. Ich und niemand sonst. Madara könnte davon gewusst haben, aber meines Wissens nach hat er so etwas nie eingesetzt. Ich habe es auch erst nach meinem vermeintlichen Tod gelernt, sonst hätte ich Madara vielleicht eher zum Kampf gestellt.“

„Sasuke-kun...“

„Weiß nichts davon. Das soll er auch nicht. Weder er noch irgendjemand sonst. Was dich einschließt.“

Mir lief ein Schauer über den Rücken. „Also... was jetzt?“, fragte ich nervös. „Hypnotisierst du mich, damit ich dieses Gespräch vergesse?“

„Nein“, sagte er ungewöhnlich fest. „Ich wende diese Technik nur in absoluten Notfällen an und niemals würde ich es bei dir tun, wenn du nicht darum bittest.“

„Es sei denn, das würde Sasuke-kun helfen“, widersprach ich mit einer Spur Verbitterung in der Stimme.

„Nein“, flüsterte Itachi und ein seltsamer Ausdruck trat in seine schwarzen Augen. „Nein, nicht einmal dann.“

Überrascht sah ich ihn an. Eine der Welle der Zuneigung für Itachi überkam mich und ich musste lächeln. Selbst nach allem was er durchgemacht hatte konnte Itachi noch immer sehr gut recht von unrecht unterscheiden. Seine moralischen Grenzen waren so klar wie immer und es machte mich glücklich zu wissen, dass ich so hoch in seiner Achtung stand.

„Danke“, flüsterte ich aufrichtig.

Noch immer dieser seltsame Blick. Itachis rechte Hand zuckte, als könne er sich nicht entscheiden, ob er eine Bewegung machen wollte oder nicht.

„Ich weiß das wirklich zu schätzen“, fuhr ich fort, „obwohl du mich ja nicht hypnotisieren müsstest, damit ich Sasuke-kun helfe.“ Er sah immer noch so ernst aus, deswegen versuchte ich, das Gespräch in eine ungefährlichere Richtung zu lenken.

„Was schenkst du deinem Bruder eigentlich zum Geburtstag?“

„Gift“, antwortete Itachi sofort.

Ich blinzelte. „Wie bitte?“

„Eine Erinnerung an das letzte Geschenk, dass ich von ihm erhalten habe.“

Damit spielte er auf das Medaillon mit der Gifttablette an, das Sasuke ihm durch mich hatte zukommen lassen, als dieser in Haft saß.

„Aber... Das war doch vor Jahren! Da wusste er doch noch gar nichts und hat dich gehasst!“

Diesmal war es Itachi, der verwirrt blinzelte. „Sekina, solche Giftverstecke sind vollkommen normale Gebrauchsgegenstände. Sie sind zugleich Ninjawaffen und letzter Ausweg. Dass mein Bruder mir damals ausgerechnet dieses Geschenk gemacht hat, hat mir vor Augen gefühlt, wie viel ich ihm bedeutet habe, in beiderlei Hinsicht. Deswegen habe ich eine Kopie anfertigen lassen.“

„Oh“, machte ich nicht sehr intelligent. Ich hatte die Bemerkung als eine Art Scherz, oder, schlimmer noch, als Drohung aufgefasst. Das verdrehte Denken der Ninja wollte mir einfach nicht einleuchten. Mal wieder ein neues Fettnäpfchen gefunden, toll gemacht!

Na ja. Wenn man es recht betrachtete, war die Vorstellung von den beiden Brüdern, die Halsketten im Partnerlook trugen, schon irgendwie... süß...

„Willst du mal mein Geschenk sehen?“, fragte ich dann eifrig. Ich hatte es kurz bevor ich Hinata entdeckt hatte aus meinem Zimmer geholt, um es zu den anderen zu legen. Jetzt zog ich das eingerahmte Bild aus meiner Handtasche. Es war in durchsichtiges Geschenkpapier eingewickelt, weswegen Itachi das Motiv gut erkennen konnte.

Stirnrunzelnd nahm er es von mir entgegen.

„Sein Zimmer ist ziemlich kahl, dachte ich“, erklärte ich ihm, „kahl und unpersönlich. Wie eigentlich alle Ninja. Wozu lebe ich bei euch, wenn nicht, um ein bisschen Häuslichkeit in die Bude zu bringen?“

Itachis Finger fuhren die Konturen der beiden Vögel nach. Der Falke für Sasuke und die Krähe für Itachi.

„Hast du das selbst gemalt?“

Ich lachte auf. „Gott bewahre, nein! Das könnte ich niemals so gut. Sai-san hat es gemalt und ich habe Modell gestanden. Was schon schwer genug war mit den Viech- äh, mit den Vögeln.“

Itachi erstarrte. Seine Hand verharrte wie eingefroren über dem Bild und er wandte langsam den Blick zu mir hoch.

„Sai hat das gemalt? Der Junge aus deinen Sitzungen, der neulich hier war?“

Ich nickte nur.

„Also... Hast du so viel Zeit mit ihm verbracht, weil du Sasuke-kun ein Geschenk machen wolltest...“

Ein gequälter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Erschrocken sah ich ihn an. Diesen Ausdruck hatte ich erst zweimal bei ihm gesehen. Einmal vor Jahren als ich sein dunkles Geheimnis von selbst herausgefunden und ihn damit konfrontiert hatte. Und einmal vor gar nicht allzu langer Zeit im Konoha Gefängnis, als ich ihm klar zu machen versucht hatte, dass er aber jetzt nicht jeden Menschen bedrohen, verstümmeln oder töten konnte, der ihn angriff. Es war der Ausdruck, der auf sein Gesicht trat, wenn seine Maske zerbrach, ohne dass er beabsichtigte, sie abzunehmen. Es war der Ausdruck des schmerzhaften Verstehens. Der Ausdruck einer Akzeptanz, die es verlangte, dass er sein gesamtes Verhalten überdenken musste.

Dieser Ausdruck machte mir Angst. Denn ich hatte keine Ahnung, wie dieses Bild ihn hatte hervorrufen können.

Wortlos gab mir Itachi das Bild zurück. Jetzt war sein Gesicht wieder emotionslos und verschlossen.

„Geh zurück auf die Party“, befahl er in einem Ton, der keine Widerrede zuließ.

„Was zum – Itachi! Was ist denn los? Wo willst du hin?“

Aber der Ninja antwortete nicht. Ein paar Schritte nur ging er von mir fort, dann sprang er ab und war nur noch schemenhaft als eine einzige, schnelle Bewegung zu erkennen, als er den Garten verließ.

Ich fühlte mich mal wieder wie bestellt und nicht abgeholt.

Und dann kam mir ein schrecklicher Gedanke.

Itachi wollte sein Verhalten ändern. Wenn er so plötzlich losstürmte, konnte das nur bedeuten, dass er eine getroffene Entscheidung rückgängig machen wollte. Dass er etwas verhindern wollte, dass er selbst eingeleitet hatte. Etwas, das mit Sai zu tun hatte.

„Oh Scheiße“, murmelte ich und lief los.

Hastig drängte ich mich mit Ellenbogen und hohen Absätzen durch die Menge der Partygäste. Ich sah mich panisch um. Da! Da vorne stand Sasuke, der sich diesmal von Ino anhimmeln ließ. Das hätte mir sofort verdächtig vorkommen müssen! Sasuke hätte sich doch eher in einer Ecke verkrochen, als sich mit seinen Freunden abzugeben! Es sei denn... Es sei denn, er wollte von möglichst vielen Leuten gesehen werden.

„Hey, Sasuke.kun!“, rief ich und winkte ihm fröhlich zu. Er nickte grüßend in meine Richtung, als ich betont lässig auf ihn zukam.

„Na, gefällt dir deine Party?“, fragte ich mit einem breiten Lächeln.

Sasuke öffnete den Mund, um zu antworten, aber dazu ließ ich es nicht kommen.

Ich schlug ihm einmal mit voller Wucht ins Gesicht.

Ino kreischte auf und der Ring aus Partygästen wich erschrocken zurück. Aber das kümmerte mich nicht. Sasuke hatte keine Ahnung gehabt und auch nicht den geringsten Grund zum Verdacht, dass ich ihn angreifen würde. Der Überraschungsmoment war so extrem auf meiner Seite, dass er sich überhaupt nicht gewehrt hatte. Geschah ihm recht. Wenn irgendwer fragte, das war für die gemeinen Sachen, die er zu Sai gesagt hatte.

Aber wenn ich Recht behielt... Bingo!

Mein Schlag hatte Sasuke zwar nicht zu Boden geworfen, aber er war doch heftig genug, ihn zurücktaumeln zu lassen. Und mit einem lauten KNALL verschwand er in einer weißen Rauchwolke.

Schattendoppelgänger. Nur mit einer geringen Menge an Chakra ausgestattet, da ja kein Angriff auf seine Person zu erwarten war – sonst hätte ich ihn nicht umhauen können. Ich hatte Sasukes perfektes Alibi zerstört. Und ich fragte mich mit Schaudern, wofür er es gebraucht hatte. Die Antwort war leider nur allzu offensichtlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Saika_a
2012-03-22T17:58:01+00:00 22.03.2012 18:58
es kribbelt geradezu in der Magengegend!
die Situation mit Hinata fand ich am Anfang etwas merkwürdig- im Nachhinein ist es allerdings doch eine gut gelungene Szene. vor allem ist sie niedlich!
bis bald
a_A
Von:  AprilFooled
2012-03-19T18:48:38+00:00 19.03.2012 19:48
Ich schließe mich Deva-San an u.u'

Will - weiter - lesen!! *_* *vor spannung fast platz*
Auch wenn dieses Kapitel kürzer war, war es genial! :3
Endlich hat Sasuke mal eins aufs Maul bekommen! - auch wenn es nur ein Schattendoppelgänger war ... <.<
Ich frage mich ob Itachi wirklich das Geständnis provoziert hat, oder ob er seine neu veröffentlichte Technik dazu genutzt hat.
Hinata tut mir ein bisschen leid, einfach so unvorbereitet Hypnotisiert zu werden, und dann sofort an Kiba denken zu müssen.
Und Sai drücke ich die Daumen, das er sich gegen SAsuke wehren kann! q.q

Ich freu mich schon drauf, wenn es weiter geht! ♥ ^-^
Liebe Grüße, und schreib weiter so tolle Fanfictions!

Von:  GarudaPhoenix
2012-03-18T12:05:37+00:00 18.03.2012 13:05
ohje ohje jetzt gehts rund. sasuke kann schon ein arsch sein.... der arme Sai. Hoffentlich kommt itachi noch rechtzeitig....und die arme Sekina...aber da hat sie jetzt wenigstens mal richtig reagiert. Sasukes Alibi ist wohl mehr wie nur futsch. Hoffentlich kriegt Sekina mal so nen richtigen Ausraster. Würde Sasuke nur recht geschehen, wenn ihm mal jemand einen Spiegel vorhält.
Hoffentlich geht es bald weiter... so langsam wirds spannend. :-)
Freu mich aufs nächste Kapitel :-)
Von:  oOkySpy
2012-03-18T00:26:08+00:00 18.03.2012 01:26
Du..Du...Du... SASUKE WIRD SAI TÖTEN! IIITAAACHHIIIII!!! REEEENNNN!!!! *kreischt*
Maaahhh... wie kannst Du JETZT stoppen??? Und... Sasuke... war sein seltsames liebesgeständnis durch Itachi provoziert? Oder wie jetzt?
Und... irgendwie fand ich es echt süss was Ita mit Hinata gemacht hat^^"
Okay... ich schreibe nach langem endlich mal ALS ERSTER einen Kommentar :D Ich sollte abschicken bevor jemand auf die selbe Idee kommt xD
Ehm... ja.. ich fand es TOLL! Und freue mich WAHNSINNIG darauf das es weiter geht, bzw. weiter gehen wird^^ SeSo ist eine der besten FanFics auf Mexx und Sekina störrt überhaupt nicht und das, obwohl ich sonst niemals nie Fics mit OoC Charakteren lese (du darfst also durchaus denken, dass Du etwas besonderes bist^^)
Also, mach weiter so, halte uns auf dem Laufenden und ehm... ich liebe dich :3


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