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Horohoro Diaries

HoroXRen
von

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Day ten

Am nächsten Morgen, als ich erwache, entdecke ich Rens leeres Bett. Verwundert darüber, dass er mich nicht geweckt hat, mache ich mich auf die Suche nach ihm. Natürlich nicht, ohne mich vorher ordentlich zu bekleiden. Ausschließlich in Boxershorts wäre dann doch etwas zu knapp bekleidet.

Dann mache ich mich auf den Weg ins Nebenzimmer, wo Ryo, Yo und Lyserg auch nach mehrmaligem klopfen nicht antworten. Aus diesem Grund gewähre ich mir selbst den Einlass und öffne die Tür. Entsprechend meiner Erwartung finde ich dort nur die Bewohner des Zimmers vor. Immer noch um die Wette schnarchend und kreuz und quer über die Betten verteilt. Ryo’s Beine und sein Kopf hängen aus dem Bett, da er etwa im rechten Winkel zur eigentlichen Schlafposition liegt, Yo, wie erschossen, streckt alle viere von sich und weder Kissen, noch Decke sind an ihrem ursprünglichen Platz. Mit weit geöffnetem Mund gurgelt er etwas vor sich hin, während Lyserg in sich zusammen gerollt, wie eine Katze, leise vor sich hin fiept.

Um nicht in lautes, tote erweckendes Gelächter auszubrechen schließe ich schnell die Tür und suche weiter nach Ren. Wo könnte er denn nur sein?

Nachdem ich auch im zugehörenden Garten, dem Onsen und auch auf dem Dach war, mache ich mich besorgt und niedergeschlagen wieder auf den Weg ins eigene Zimmer.

Dort angekommen registriere ich, dass Geräusche aus dem angrenzenden Badezimmer kommen. Das Wasser rauscht und jemand scheint sich darin zu befinden.

„Ren?“, rufe ich, „Ren, bist du im Bad?“ Keine Antwort. Nur ein Stoppen des Wasserrauschens. Ich starte noch einen Versuch: „Ren, bist du das im Bad? Kann ich rein kommen?“

Plötzlich ein Schlag und ein Klappern aus besagtem Raum.

„Oh Gott, ist dir was passiert, Ren?“, rufe ich voll Sorge. „Äh, n-nein. Es… Alles in Ordnung! Mir ist nur der Duschkopf aus der Hand gefallen! Komm ja nicht rein“, ruft die aufgeregte Stimme Rens zurück. Erleichtert seufze ich auf.

„Sag mal, bist du jetzt die ganze Zeit schon da drin? Ich habe dich über eine Stunde lang gesucht!“, sage ich und lehne mich in den Türrahmen. „Ja, bin ich, was dagegen? Ich mach dir das Bad frei“, ruft Ren schnippisch zurück und ich höre, wie Ren aus der Dusche zu steigen scheint und sich daran macht sich mit dem Handtuch abzutrocknen. Schließlich das Klicken des Türschlosses und das Quietschen beim Öffnen der Selbigen und schon steht der halbnackte Ren vor mir. Das nasse Haar fällt ihm auf die Schultern, ein paar restliche Wassertropfen glitzern noch auf seinem muskulösen Oberkörper und das Handtuch hängt ihm locker um die Hüften. Ein rötlicher Schimmer umgibt seine Wangen. Ein hocherotischer Anblick für mich! Im nächsten Moment stürmt Ren auch schon an mir vorbei aus dem Bad, wobei er mit der Brust meinen Arm streift.

„Du bist ja Eiskalt, Ren!“, stelle ich fröstelnd fest, „was ist denn passiert? Gab es etwa kein warmes Wasser mehr?“ Ren hält in seiner Bewegung inne und sieht aus, als fühle er sich ertappt. Hat er etwa mit Absicht kalt geduscht?

„W-wie kommst du denn darauf? Natürlich gibt es warmes Wasser. Ich hab mich nur etwas erfrischt!“, schreit mich der Chinese an und dreht sich erschrocken zu mir um. Besorgt antworte ich: „Eine ganze Stunde lang? Hast du nen Knall? Du wirst noch krank, wenn du so weiter machst!“

Dann gehe ich zu ihm hinüber, stelle mich dicht an ihn heran und gleite mit meinen Händen seine Arme entlang.

„Lass mich dich wärmen!“, flüstere ich bestimmt, bevor ich Ren in meine Arme schließe. Er ist so furchtbar kalt! Ich kann spüren, wie Ren zittert, sehe seine blauen Lippen. Wieso zum Teufel hat er das nur gemacht? Will er sich etwa umbringen? So holt er sich noch eine Lungenentzündung. Um ihn besser zu wärmen presse ich meinen Körper noch etwas fester an den Rens. Selbst durch mein Shirt spüre ich, wie kalt er ist. Vorsichtig streichle ich über den Rücken des Chinesen, dessen Hände, zu leiten Fäusten geschlossen, auf meiner Brust ruhen. Ren blickt verträumt ins Leere, seine Wangen sind noch immer von zartem rot.

Langsam senke ich den Kopf, bis ich meine Stirn auf Rens Schulter betten kann. Diese Geste scheint ihn aus seinen Tagträumen zu reißen, da der Schwarzhaarige leicht aufstöhnt, als mein Atem sein Ohr und seinen Hals streift. Unmittelbar nach dem zusammenzucken des Stöhnens drückt Ren mich von sich. Verschreckt und purpurrot um die Ohren blickt er in mein Gesicht und nach einem Moment des Innehaltens wirbelt er herum und versucht sich ins Badezimmer zu flüchten. Da ich Ren allerdings noch am Handgelenk erwische und festhalte soll ihm das nicht gelingen.

„Was ist denn nur los mit dir, Ren?“, frage ich ihn besorgt, „erst duschst du so kalt, dass selbst ich frieren muss und jetzt willst du abhauen. Du benimmst dich merkwürdig heute Morgen!“ Ren wird noch roter, wenn das überhaupt noch möglich ist, und stammelt nur vor sich hin: „I-ich verhalte mich überhaupt nicht komisch. Ich bin wie immer! Bild dir nicht immer gleich ein, es hätte irgendwas mit dir zu tun, Ainu-Baka!“

Verwundert schaue ich Ren ins Gesicht und meine: „Aber Ren, ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich denke, es hätte was mit mir zu tun. Kann es sein, dass es eben genauso ist?“ Während ich den zweiten Satz leicht neckisch ausspreche umschließe ich Ren von hinten abermals mit meinen Armen. Den linken Arm um seine Taille und den Rechten um Rens Brustkorb. Nun hat Rens gesamter Kopf die Farbe einer überreifen Tomate.

„Lass… Lass mich sofort los, du Arsch! I-ich…“, versucht Ren zu stammeln, was allerdings durch ein erregtes Stöhnen unterbrochen wird, welches durch das Hauchen in Rens Nacken und das mit der Hand über die Brust streicheln meinerseits verursacht worden zu sein scheint. Interessante Sache! Sofort starte ich neue Versuche Ren dieses unsagbar erotische Geräusch zu entlocken. „Sag mir schon was los ist! Ich mach mir solche Sorgen um dich!“, hauche ich ihm zärtlich ins Ohr, an dem ich anschließend knabbere. Das unterdrückte Stöhnen von Ren und das Hand-auf-den-Mund-schlagen bestätigen mir, dass Ren jedenfalls nicht völlig davon abgeneigt ist von mir berührt zu werden. Als ich Rens Kopf zu mir drehe, um ihn zu küssen, blicke ich in ein peinlich berührtes, dennoch flehendes Gesicht. Leise flüstert er: „Ich bitte dich, hör auf! Noch kann ich das einfach nicht!“ Verwundert schaue ich in Rens hübsches Gesicht.

„Was ist nur los mit dir? Warum kannst du dich jetzt kaum zurückhalten von diesem bisschen Berühren, wo du doch Gestern so zusammengebrochen bist? Ich verstehe das einfach nicht“, sage ich leicht geknickt und schaue in gelbe Katzenaugen. „D-das kann ich dir nicht sagen!“, stammelt Ren, woraufhin ich erwidere: „Aber ich will doch wissen, was dich so beschäftigt! Ich bitte dich, vertrau dich mir an!“ Noch immer halte ich Ren in meinen Armen, gebe nicht auf, bis Ren seinen Blick von mir abwendet und mir kleinlaut und zögerlich zu gestehen beginnt: „Ich… habe letzte Nacht geträumt… Von dir…“ „Hä?“, entweicht mir nur und ich blicke ihn verwundert an.

„N-naja, das war nicht irgendein Traum… Da waren nur du und ich. Und… wir haben uns nicht gestritten oder so was in der Art, wie normalerweise. Naja, wir… also du hast…“, stammelt Ren und ich hätte nicht gedacht, dass sein Kopf sich noch intensiver rot färben könnte. Ist in seinen Beinen überhaupt noch ein Tropfen Blut? So steht er vor mir, völlig untypisch für Ren, mit hochrotem Kopf und die Fingerspitzen seiner Zeigefinger aneinander tippend und nach einigen Sekunden fällt es mir wie Schuppen von den Augen, was er mir da erzählen will. Meint er das wirklich ernst? Anscheinend hatte Ren nach der Aktion von gestern doch noch einen etwas spezielleren Traum gehabt. Sofort steigt auch mir die Schamesröte ins Gesicht. Ren in den Armen haltend starre ich an die Decke und frage: „Hast du etwa deshalb so lange kalt geduscht?“ Ren nicht. Noch immer scheinen meine Berührungen von vorhin und sein Traum auf ihn zu wirken. Gerade, als ich Rens Kopf abermals zu mir drehe, um ihm zu sagen, wie sehr es mich freut, dass er von mir träumt, fliegt ohne Vorwarnung die Zimmertür mit einem lauten Schlag auf. Erschreckt schauen wir zur Tür, in der Yo, Ryo und Lyserg wie angewurzelt stehen bleiben und uns mit unterschiedlicher Mimik begutachten. Yo versucht sich ein Grinsen zu unterdrücken, während Lyserg wahrlich geschockt zu sein scheint und Ryos Kinnlade den Boden streift. Ertappt stößt Ren mich von sich und rennt zurück ins Badezimmer, was ihm dieses Mal dank meiner eigenen Überraschung auch gelingt. Es dauert eine Weile, bis ich begreife, wie die ganze Situation auf unsere Freunde wirken musste. Ren halbnackt, nur mit einem Handtuch um die Hüften, in meinen Armen, mit einem schmachtendem Blick beiderseits in wenige Zentimeter voneinander entfernten Augen.

Schlagartig schießt mir das Blut in den Kopf und mein Puls beginnt zu rasen. Stotternd versuche ich den Jungs die Situation zu erklären: „A-also, d-das ist jetzt nicht so, w-wie es aussieht!“ „Lass stecken, Horohoro!“, unterbricht mich Yo grinsend und verschränkt die Arme hinter dem Kopf, „wenn unsere kleine Prinzessin Ren sich wieder gefangen hat und sich wieder aus dem Bad bequemt, könnt ihr ja runter kommen zum Frühstück. Eigentlich wollten wir euch nur wecken.“

Lyserg, der seinen Schock verdaut haben zu scheint, meint darauf nur grinsend: „War ja scheinbar nicht nötig. Wir hätten euch wohl lieber noch ein, zwei Stunden allein gelassen oder?“

Finster blicke ich ihn an, für diesen unfassbar spöttischen Unterton und sowohl Yo, als auch Ryo können sich kaum das Lachen verkneifen.

„Ich… ähm, das ist wirklich nicht so, wie es aussah!“, fange ich erneut an mich zu rechtfertigen, bekomme aber nur ungläubige Blicke und ein „Wie dem auch sei, kommt einfach nach, wenn ihr soweit seid“, seitens Ryo als Antwort. Dann lassen sie mich da stehen, wie einen begossenen Pudel. Ren ist immer noch im Bad eingeschlossen. Nach ein paar Minuten fange ich mich endlich wieder und gehe zur Badezimmertüre hinüber, um dagegen zu klopfen.

„Ren?“, rufe ich durch die Tür in das dahinter befindliche Zimmer, „Ren, mach bitte auf und lass uns frühstücken gehen!“ Zu meiner Überraschung öffnet Ren tatsächlich die Tür, schaut mich aber anders an, als erwartet. Erbost blitzt er mich an und zischt: „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich jetzt mit den Anderen frühstücke und mir ihre blöden Sprüche anhöre? Das kannst du schön selbst tun! Schließlich bist du daran schuld, Ainu!“

„Denkst du wirklich, dass die nach dem Frühstück damit aufhören? Wir werden schon noch lange genug damit aufgezogen! Es macht die Sache nicht leichter, wenn wir uns so sehr streiten deshalb. Aber gut, wenn du willst können wir beide alleine frühstücken“, erwidere ich leicht gekränkt.

Ren verschränkt die Arme, stapft an mir vorbei und argumentiert über die Schulter: „Natürlich werden sie Sprüche reißen, aber je länger wir gemeinsam weg bleiben, desto schlimmer werden sie! Also werde ich alleine in aller Ruhe Frühstücken und DU, mein Lieber, wirst dich zu den Jungs setzen und die erste, grausamste Flut der Gemeinheiten ertragen! Und jetzt gehst du gefälligst aus dem Zimmer. Du Perverser siehst mir nicht beim Anziehen zu!“ Mit diesen Worten schiebt mich Ren kaltherzig aus dem Zimmer.

„Aber Ren…“, fange ich an, doch mit einem lauten Schlag fällt mir die hölzerne Zimmertür vor der Nase ins Schloss. Geknickt von Rens kalter Reaktion mir gegenüber gehe ich mit gesenktem Blick in den Speisesaal und setze mich zu den Jungs an einen kleinen Tisch, der für fünf Personen gedeckt ist. Schweren Herzens lasse ich die Stirn mit einem lauten Knall auf die Tischplatte fallen.

„Na, Ehekrach im Hause Usui-Tao?“, fragt eine Stimme spöttisch und wenn Blicke töten könnten wäre Ryo, der Eigentümer der Stimme, auf der Stelle mit einem Dolch zwischen den Augen steckend vom Stuhl gekippt.

Zu meinem Glück belassen es die Jungs dabei zu grinsen und mir Brötchen anzubieten. Ich nehme es an und halte Ausschau nach Belag. Schließlich entdecke ich eine kleine Platte, beladen mit Schinken, Salami, Gouda und Camembert. Ebendiese lasse ich mir von Yo reichen und so belade ich mein aufgeschnittenes Brötchen mit Salami. Schließlich fängt Yo an das Gespräch zu eröffnen, nach minutenlanger Stille: „Was ist jetzt mit Ren? Ist er noch im Bad verschanzt oder kommt er auch runter?“ Grummelnd und den Mund voll Salamibrötchen antworte ich: „Er ist raus aus dem Bad, hat aber gemeint er wolle alleine frühstücken und hat mich kurzerhand aus dem Zimmer geworfen. Er kann ja so eiskalt sein!“

„Was glaubst du denn, Horohoro, das ist Tao Ren! Der ist nicht warmherzig und liebevoll“, meint Ryo und mischt sich somit ins Gespräch ein, „mach dir nichts draus, der würde jeden so behandeln!“

Kalt schaue ich ihn an. Und bevor ich mir eine Gemeinheit überlegen kann, die ich ihm an den Kopf werfen kann, meint Lyserg beschwichtigend: „Ich glaube was Ryo sagen will, ist, dass du den Kopf nicht hängen lassen solltest. Ren ist eben nicht so gut im Gefühle zeigen, wer wüsste das besser als du?“ Seufzend senke ich den Kopf und räume ein: „Du hast Recht, Lyserg. Es bringt ja doch nichts, Ryo den Kopf einzuschlagen und sich den eigenen darüber zu zerbrechen. Da fällt mir ein, wann wollen wir denn eigentlich losgehen um diesen Alten zu suchen?“ „Ich weiß auch nicht genau“, meldet sich nun wieder Yo zu Wort, „ Ich hab ein bisschen darüber nachgedacht und irgendwie kommt mir das Ganze nicht so vertrauenserweckend vor. Vielleicht sollten wir nicht nach ihm suchen!“

Verwundert schaue ich ihn an frage: „Wieso denn nicht? Das war doch ein ganz heißer Tipp, den wir da bekommen haben.“ „Ich weiß auch nicht, Horohoro. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das Ganze eine Falle sein muss. Irgendwie traue ich der Sache nicht und wenn ich etwas weiß, dann ist es die Tatsache, dass ich auf mein Bauchgefühl hören sollte“, wirft Yo argumentierend ein. Da hat er Recht. Auf sein Bauchgefühl kann man sich wirklich verlassen. Wenn er sagt, dass an der Sache etwas nicht stimmt, dann stimmt wirklich etwas nicht!

Schließlich meldet sich auch Ryo wieder zu Wort: „Aber was machen wir dann? Wir können doch nicht einfach drauf los laufen. Wir wissen ja nicht einmal wirklich wo wir sind! Was sollen wir tun? Wir müssen in einer Woche Dobie Village erreicht haben.“

„Und genau deshalb werden wir uns trennen!“, ertönt plötzlich eine kühle Stimme hinter mir, mit leichtem chinesischem Akzent. Alle wenden sich um und entdecken ihn. „Ren!“, entfährt es mir und Lyserg fragt grinsend, ob Ren sich wieder gefangen habe. Sofort läuft der gefragte wieder Rot an. Freunde können wirklich grausam sein! Mit verschränkten Armen und gekränkter Miene fährt Ren mit seiner Erklärung fort: „Ich meine ja nur, dass ein Teil von uns weiter suchen sollte und ein anderer Teil diesen alten Typen besuchen. So können wir herausfinden, was es mit dem Uraltindianer auf sich hat, müssen aber nicht alle einen Umweg machen. Wir bleiben über die Orakelpager in Kontakt und wer zuerst Informationen hat meldet sich und pfeift den Rest der Truppe zurück.“

„Hm. Das klingt logisch, Ren. Und wenn es Probleme gibt, können wir uns auch gegenseitig informieren. Ich bin jedenfalls dafür!“, gibt Yo schließlich zur Antwort und schaut uns Andere erwartungsvoll an. Nickend stimmen wir Rens Plan zu und so ist es beschlossene Sache, diesen in die Tat umzusetzen. Doch eines muss noch beschlossen werden und so trage auch ich meinen Teil dazu bei: „Jetzt müssen wir nur noch beschließen, wer mit wem wo hin geht!“ Auf meine Aussage hin ernte ich nur entschlossene Blicke.

„Ist doch ganz klar, du und Ren ihr bleibt hier und hört euch um! Ryo und Lyserg gehen mit mir zu diesem Indianer-Typen“, entschließt Yo, ohne auf die wild gestikulierenden Proteste Rens und mein Aufspringen und rot anlaufenden Kopf zu achten. Schließlich lächelt er mich an. Dieser Mistkerl! Das hat er doch mit Absicht gemacht!

Sofort stimmen Ryo und Lyserg Yo zu und die drei brechen auf um ihr Gepäck zusammenzupacken. Ren und mich lassen die drei jungen Männer einfach stehen. Beide verdutzt und dastehend, wie bestellt und nicht abgeholt.

„Yo ist einfach unverbesserlich. Jetzt glaubt er wirklich er müsse uns alleine lassen, damit wir mal eine Weile ungestört sein können. Was für ein Schwachsinn!“, sagt Ren schließlich, der sich als erster aus dieser leichten Schockstarre erholt. Was er sagt reißt mich ebenfalls aus besagter Starre und verletzt mich zu tiefst. Will er wirklich so wenig gerne mit mir alleine sein? Trotz meines leicht angeknickten Selbstbewusstseins lasse ich mir nichts anmerken und sage: „Tja, so ist er eben. Jetzt wo du hier bist kannst du auch gleich mit mir frühstücken. Ich habe mir gerade erst mein Brot belegt. Hier, die Brötchen.“ Mit diesem Satz setze ich mich wieder auf meinen Platz und halte Ren das kleine Körbchen mit den frisch gebackenen Brötchen unter die Nase. Wortlos greift er sich eines davon und setzt sich wider Erwarten neben mich.

So vergehen weitere fünfzehn Minuten, in denen Ren sein Brötchen mit Frischkäse und Himbeermarmelade beschmiert und wir beide, ohne ein Wort miteinander zu sprechen, unsere Brötchen essen. Schließlich schiebt auch Ren das letzte Stück zwischen die Zähne und spült nach ausgiebigem kauen die Reste mit einem letzten Schluck Kaffee hinunter, den uns die Bedienung gebracht hatte.

„Und, Ren, was machen wir jetzt?“, eröffne ich endlich das Gespräch. Ren schaut mich an und sagt: „Jedenfalls nichts, was du denkst!“ Verärgert darüber, wie er von mir denkt gebe ich zurück: „Was soll das denn? Ich dachte wir gehen uns jetzt fertig machen um weiter nach Dobie Village zu suchen! Du bist hier der Einzige, der gleich daran denkt!“ Kaum ausgesprochen bereue ich die Anspielung auf seinen Traum von letzter Nacht, denn der violett haarige Chinese funkelt mich böse an und zischt: „Pass auf, was du sagst, Ainu! Wenn ich wollte könnte ich dich blitzschnell zur Strecke bringen! Sei froh, dass ich längst nicht mehr so bin wie früher!“

„Hör sofort auf mir zu drohen!“, fauche ich ihn an, „das zieht bei mir nicht. Glaub bloß nicht, du wärest etwas Besseres als ich. Manchmal bist du wirklich eingebildet!“ Sofort springt Ren auf und schreit: „Ich bin etwas Besseres! Ich bin hier nicht derjenige, der andere verrückt macht!“ Damit macht er auf dem Absatz kehrt und verschwindet laut meckernd hinter der Eingangstüre des Speisesaals. Nach langer Zeit habe ich mich wieder mit ihm gestritten. Wenn er nur wüsste, wie verrückt mich das jedes Mal macht, wenn wir uns streiten. Dabei war es so schön die letzten Tage! Wir haben uns nicht gestritten und sind uns so nahe gekommen, wie ich es mir niemals ausgemalt hätte.

Verletzt und geknickt mache ich mich auf den Weg in den dazugehörenden Garten. Dort setze ich mich auf eine Bank und kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Zu sehr haben mich die Worte des Chinesen verletzt. Er hat keine Ahnung, wie sehr er mir damit weh tut. Und dennoch habe ich einen kleinen Hoffnungsschimmer, wenn ich an seine Worte von eben denke. Wie er es wohl meinte, dass ich ihn verrückt mache? Treibe ich ihn nur zur Weißglut, oder ist er verwirrt? Immer tiefer versinke ich in Gedanken und beobachte die Enten, die schnatternd auf einem kleinen Teich mitten im Garten ihre Kreise ziehen. Um den kleinen Teich befinden sich Sträucher und Büsche. Nur an ein paar Stellen öffnen sich diese und bilden einen Sandstrand, an dem man sich sonnen kann. Um den Teich führen Kieswege, an deren Ränder in etwa jeweils 50 Metern Entfernung kleine Bänke stehen. Hinter den Bänken befinden sich Wiesen, die mit verschiedensten Zierbäumen und –Sträuchern bepflanzt sind. Zwischen verschiedenen Abschnitten der Wiesen wurden weitere Kieswege angelegt, von denen der Breiteste zum Eingang zurück ins Hotel führt.

Nach stundenlangem Wechsel zwischen weinen und Kopfzerbrechen stehe ich auf und schlendere langsam um den Teich, mit den Händen in den Hosentaschen. Betrübt schaue ich auf den Boden, sehe nicht genau, wo ich denn eigentlich hinlaufe. Tief in Gedanken versunken bemerke ich nicht, wie meine Beine mich zurück zu dem Zimmer tragen, in dem Ren sein muss. Erst, als ich vor der Türe stehe realisiere ich, dass ich mich nach einer Aussprache sehne. Bisher war es so gewesen, dass innerhalb kürzester Zeit jeder Streit vergessen war. Doch dieses Mal habe ich ein schlechtes Gefühl. Es ist anders als sonst. Ich atme tief durch, nehme all meinen Mut zusammen und klopfe an. Mir bleibt ja keine andere Wahl, da der feine Herr mich am Morgen ziemlich unsanft aus dem Zimmer befördert hat, in dem sich nun meine Zimmerschlüssel befinden. Ren macht nicht auf. Ich klopfe ein weiteres Mal an die Tür und als der junge Schamane auch nach mehrfachem klopfen nicht reagiert rufe ich durch die Tür: „Ren komm schon. Spiel nicht die beleidigte Leberwurst! Ich will rein. Meine Schlüssel liegen im Zimmer. Bitte lass mich rein, ich will mit dir reden!“

Wieder keine Reaktion auf mich. Und so klopfe und rufe ich noch eine ganze Weile vor mich hin, bis ich mich schlussendlich vor der Tür auf den Boden setze. Irgendwann muss er etwas essen und dann muss er entweder heraus kommen, oder den Zimmerservice rufen, den er ins Zimmer lassen muss. Dann werde ich meine Chance ergreifen.

Doch auch nach zwei weiteren Stunden kommt weder ein Geräusch aus dem Zimmer, noch der Zimmerservice vorbei. Allmählich gerate ich in Sorge um Ren. Was, wenn ihm was passiert ist? Sofort springe ich wieder auf und klopfe ein weiteres Mal an.

„Ren! Ren antworte mir, bist du da drin? Bitte sag doch was. Ist dir was passiert? Wenn du dich nicht meldest trete ich die Türe ein!“, rufe ich und wie aus der Pistole geschossen kommt auch schon die Antwort, jedoch anders, als erwartet: „Lass das! Hör gefälligst auf dich immer wie ein Rüpel aufzuführen! Das ist ja fürchterlich mit dir.“

„Ren!“, rufe ich ihm entgegen, nachdem ich mich zu der Stimme umgedreht habe, renne auf ihn zu und nehme ihn in den Arm, „Gott sei Dank, dir ist nichts passiert! Ich bin ja so froh.“

Verwundert liegt Ren in meinen Armen.

„Horo, was soll das?“, fragt er mich leicht genervt. Ich jedoch kann einfach nicht anders, als ihn im Arm zu halten und an mich zu drücken. Je länger ich Ren wortlos im Arm halte, desto mehr spüre ich, wie dieser sich entspannt. Wie schön, er lässt mich trotz unseres Streites von heute Morgen noch an sich heran.

„Wo warst du denn nur die ganze Zeit? Ich wollte mich mit dir aussprechen, aber ich konnte dich nicht finden“, sage ich schließlich, nachdem ich Ren endlich wieder losgelassen habe. „Tss“, kommt es zurück, „du warst doch derjenige, der unauffindbar war. Ich habe eine ganze Weile im Zimmer auf dich gewartet und als du dann nach einer halben Ewigkeit nicht aufgetaucht bist habe ich mich auf den Weg gemacht, um dich und Dobie Village zu suchen. Ach, übrigens, ich hab dir etwas mitgebracht!“ Damit drückt Ren mir etwas in die Hand und geht an mir vorbei um die Zimmertüre aufzuschließen. Lächelnd betrachte ich das Objekt in meiner Hand. Ren hat sich Sorgen um mich gemacht, mich gesucht und mir sogar meine Zimmerschlüssel mitgebracht. Er kann so unglaublich süß sein. Ich weiß, dass Ren sich mit dieser Geste bei mir entschuldigen wollte und es bedarf keiner Worte mehr. Ren hat doch bemerkt, wie sehr er mich verletzt hat! Mir war klar, dass sich bei diesem Streit etwas verändert hatte, jedoch war mir bis jetzt nicht klar, dass diese Veränderung positiv zu sehen war.

So stehe ich jetzt ziemlich blöde im Flur vor unserem Zimmer, das Ren in der Zwischenzeit aufgeschlossen hat. Er steht im Türrahmen und schaut mich fragend an: „Was ist, Horo? Willst du nicht ins Zimmer?“ „Äh, doch“, erwidere ich und setze mich in Bewegung, „danke Ren-Chan!“ Im Vorbeigehen hauche ich dem jungen Chinesen diese Worte sanft zu, sodass mein Atem sein Ohr streift. Aus den Augenwinkeln sehe ich gerade noch, dass die Ohren Rens nun eine sanft rote Farbe angenommen haben und bevor ich mich versehe bekomme ich auch schon unsanft einen Schuh an den Kopf geworfen.

„Baka“, sagt Ren leise nah hinter mir und plötzlich spüre ich, wie er mich von hinten umarmt und sein Gesicht zwischen meine Schultern drückt. Verdutzt bleibe ich genau wie ich bin und wage es nicht ein Wort zu sprechen, aus Angst, den Augenblick zerstören zu können.

Wie eine Ewigkeit kommt es mir vor, wie wir so da stehen und als ich auf die Uhr schaue stelle ich fest, dass trotz des Streits am Morgen die Zeit wie im Flug vergangen sein muss. Die Sonne ist bereits untergegangen und die Zeiger der Uhr stehen auf halb acht. Während ich realisiere, dass ich heute noch kaum etwas gegessen habe, höre ich hinter mir leises Magenknurren.

Vorsichtig drehe ich mich um, lege meine Arme um Rens Taille und schaue ihn an: „Hast du auch Hunger? Lass uns doch etwas bestellen. Ich würde gerne mit dir hier oben bleiben!“

Leicht errötend dreht Ren den Kopf weg und sagt: „Meinetwegen. Du wirst ja doch nicht locker lassen, bis ich zustimme.“

Grinsend lasse ich ihn los, um über das Zimmertelefon etwas beim Zimmerservice zu bestellen. Etwa eine halbe Stunde später klopft es an der Tür und eine junge Frau mit blondem Haar zum Dutt gesteckt serviert uns unser bestelltes Essen. Nachdem sie alles abgestellt hat, verbeugt sie sich kurz und geht wieder ihres Weges aus dem Zimmer. Glücklicherweise befindet sich in jedem Zimmer des Hotels auch ein Esstisch mit Stühlen. So setzen wir uns an diesen und fangen an zu essen. Es herrscht während der gesamten Zeit in der wir am Tisch sitzen eine entspannte Atmosphäre, wie nie zuvor.

Nachdem wir endlich aufgegessen haben, gehen wir ins Bett. Beziehungsweise ich gehe ins Bad um mich bettfertig zu machen, während Ren sich im Zimmer umzieht. Allein der Gedanke daran, dass er halb nackt im Nebenzimmer steht, lässt mich beinahe den Verstand verlieren!

Nachdem auch Ren noch einmal im Bad war und ich ein letztes Mal den Orakelpager gecheckt habe kriecht mein geliebter Mitbewohner unter seine Bettdecke. Ich beobachte ihn dabei, wie er sich sanft ins Kissen kuschelt und wünschte, meine Schulter wäre das Kissen. Langsam schlage ich die Decke meines Bettes zurück und lasse mich auf der Matratze nieder. Mit einem letzten Blick auf Ren lege ich mich hin, seufze und schließe die Augen. Mittlerweile ist es spät geworden. Morgen wollen wir uns gemeinsam auf den Weg machen um uns weiter nach Dobie Village umzuhören.

Bevor ich im Land der Träume versinke stehe ich wieder auf, gehe hinüber zu Ren, bücke mich zu ihm hinunter hauche ihm einen Kuss auf die Wange und flüstere ihm etwas ins Ohr: „Ich liebe dich, Ren. Gute Nacht!“ Ich weiß nicht genau, ob er etwas davon mitbekommen hat, doch Rens Lippen formen sich zu einem leichten lächeln.

Zufrieden steige ich zurück ins Bett und schlafe friedlich ein.
 


 

*muah* Leute, ich hab es geschafft! *___* Ich habe das 10. Kapitel fertig…. Das war vielleicht ein Kampf… Dass an einem Tag so viel passieren kann… xDD Naja, wie auch immer=) Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber ich komme in letzter Zeit kaum zum Schreiben und mir fällt dazu noch viel zu wenig ein…xD Seht es mir nach, bitte!

Wie immer würde ich mich natürlich über konstruktive Kritik freuen=) Übrigens ist Day eleven auch schon in Arbeit^___^ Irgendwie habe ich gerade mal wieder eine Kreative Phase… x3
 

LG, eure Sa-Chan <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SnowAngel
2011-12-27T22:07:03+00:00 27.12.2011 23:07
Soooo
endlich hab ich es auch mal geschafft deine FF zu lesen =)
Ich find das einfach so süß *_*
Vorallem da die beiden eh mein Lieblingspairing sind^^

Was ich sehr schön finde ist, dass man bei dir wirklich eine gute Entwicklung sehen kann, vorallem, wenn man wie ich, die zehn Kapitel hintereinander gelesen hat. Dein Schreibstiel hat sich echt richtig verbessert und ist jetzt ziemlich schön^^

das Kapitel war auch ziemlich süß!
Die Szene mit der Dusche hat mir gut gefallen X//D

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel =)

lg SnowAngel
Von:  Ran34
2011-12-16T19:02:04+00:00 16.12.2011 20:02
*.*
Das Kapi war echt klasse >.<
Ich musste zwei Mal hinschauen, als ich gesehen hab, dass es endlich ein neues Kapi gibt!
Ich hab mich tierisch gefreut und warte jetzt gespannt, wie ein Hündchen auf seinen Knochen, auf das nächste Kapi :3
Mach weiter so!

lg~

PS: Irgendwo hatte sich ein niedlicher Fehler eingeschlichen, das hast du anstatt: Ren nickt Ren nicht geschrieben^^


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