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Schachmatt mit dem Himmel

(KaRe)
von

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Schachmatt mit dem Himmel

Mehr als zufrieden betrachtete er das Schachspiel, das vor ihm auf dem kleinen Salontisch stand. Er hegte ein reges Interesse an mystischen Artefakten und dieses hatte es ihm besonders angetan. Es hatte ihn alle Mühe gekostet, es zu finden. Und nun stand es da und er sah keinerlei Anzeichen der mystischen Herkunft. Egal, von welcher Seite er es betrachtete. Es sah einfach aus wie ein sehr teures, aber ansonsten gewöhnliches Schach. Das einzig Spezielle daran waren die vier kurzen Beine aus Silber, auf denen es stand wie ein kleiner Tisch. Kniende Menschenfiguren hielten das Brett in die Höhe, als wäre es etwas Heiliges. Die hellen Quadrate des Brettes sowie die weißen Figuren waren aus Mondstein, die dunklen Komponenten hingegen aus Onyx. Die Legende um die Entstehung dieses Schachs besagte, dass ein Engel und ein Dämon, die sich stritten, es schufen um sich im Spiel zu besiegen. Wie es ausging blieb ein Rätsel. Das ungewöhnliche Schach fiel in die Hände von Händlern und schließlich kaufte es ein reicher Geschäftsmann, der es seinem Sohn vererbte, der es seinerseits seinem einzigen Kind weitergab, Generationen über Generationen hinweg und niemand mehr wusste um die Geschichte des Schachs. Er selbst war nur aus Zufall darauf gestoßen und er konnte nicht widerstehen, den momentanen Besitzer aufzuspüren, ein schwieriges Unterfangen, und dessen großes Landhaus aufzusuchen, dort einzudringen und es an sich zu nehmen. Für einen lachhaft niedrigen Preis, des Schachspiels nicht würdig, ging es in seine Hände über und thronte nun auf dem gläsernen Salontisch in seiner Bibliothek.

Ein verärgerter Seufzer verließ seine Lippen, als seine Cousine im Türrahmen auftauchte.

„Starrst du noch immer dieses Spiel an? Was erhoffst du dir zu finden? Das ist doch lächerlich, ich verstehe nicht, wie dich so etwas Reizloses interessieren kann. Komm lieber und hilf mir, die Gäste treffen jederzeit ein“, meckerte sie mit ihrer unerträglichen Stimme und wedelte mit einem Fächer vor ihrem Gesicht herum.

Er erhob sich und neigte kurz sein Haupt.

„Verzeih, Cousine, es ist diese unglaubliche Trivialität, die mich in ihren Bann zu ziehen vermag“, verspottete er sie, ohne dass die junge Frau es bemerkte, sie gluckste lediglich.

„Nun denn, komm, die ersten Kutschen sind bereits auf dem Weg hierher.“

Mit ihrem Fächer wedelnd stöckelte sie aus dem Raum, das Klacken ihrer Schuhe wiederhallte ihn den Gängen. Kopfschüttelnd über die Dümmlichkeit seiner Cousine folgte er ihr durch die Gänge, hinaus in den großen Garten des Anwesens. Kleine Tische mit weißen Spitzendecken und Stühle standen bereit, daneben Bedienstete, die darauf warteten, die Gäste bedienen zu dürfen. Er verabscheute die regelmäßigen Gartenfeste, die seine Cousine zu geben pflegte. Sie dienten lediglich der Bekanntmachung mit potenziellen adeligen Ehemännern und der Aufrechterhaltung gezwungener Bekanntschaften zu anderen Adelsfamilien. Eine reine Zeitverschwendung für Heucheleien um Nichts. Dementsprechend gelangweilt langte er nach einem kristallenen Glas mit Champagner und genehmigte sich einen ausgiebigen Schluck.
 

Die Damen hatten ihre beste Sonntagskleidung übergeworfen, das Haar kunstvoll mit kristallbesetzten Haarnadeln geschmückt und sie kicherten hinter vorgehaltenen Händen oder weißen Spitzenfächern wie seine Cousine. Die Herren unterhielten sich angeberisch über ihre Geschäfte und warfen hin und wieder Blicke zu den jungen Fräuleins.

Er konnte diese Scheinheiligkeit nicht mehr ertragen, ließ sich sein bereits fünftes Glas Champagner bringen und schritt die Treppe hinauf, zurück in die angenehme Ruhe des Anwesens. Herrlich war es wohl, dem Gackern dieser Weiber zu entkommen und er dachte bereits an das nächste Buch, das er gedachte zu lesen. Doch nach nur wenigen Schritten durch die Tür blieb er abrupt stehen. Ein Mann stand an einem der Regale und betrachtete sich die säuberlich eingeräumten Bände. Er hatte ihn noch nie gesehen und auch zuvor im Garten war er ihm nicht aufgefallen.

„Was tun Sie hier?“, machte er auf sich aufmerksam und räusperte sich.

Der junge Mann drehte sich um, er schien nicht überrascht, dass er entdeckt worden war.

„Oh, verzeihen Sie, ich habe mich hier lediglich ein wenig umgeschaut, ich hoffe, dass ich Sie damit nicht verärgerte“, sagte der Eindringlich und sein Mund verzog sich zu einem süffisanten Lächeln.

Seine Augen verengten sich misstrauisch. Der junge Mann vor ihm schien ihm zum Narren halten zu wollen, alleine der spöttische Unterton, den er offensichtlich gar nicht erst versuchte zu unterdrücken, ließ ihn vorsichtig werden. Doch es waren die Augen seines Gegenübers, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, sie waren in jedem Sinne eigenartig, geschlitzt in der Form, wie Mandeln, und hellbraun leuchteten ihn die Iriden unter den halb geschlossenen Lidern an.

„Eine bemerkenswerte Ansammlung an Bücher haben Sie hier“, säuselte der Eindringling und ließ seinen Blick über die deckenhohen Regale schweifen, strich sich dabei eine schwarze Haarsträhne aus den Augen.

„Danke“, raunte er, „dürfte ich erfahren, was Sie hier zu suchen haben?“

„Bitte, nennen Sie mich Rei“, überging er vorerst die Frage und ging langsam auf die Sofagruppe in der Mitte des Raumes zu, ließ die Fingerspitzen sanft über das Polster streichen, wobei er den Hausherrn nicht einmal aus den Augen ließ.

Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken. Dass er Männer anziehend fand, überging er schon eine angemessene Zeit lang, doch dieser junge Mann bewegte sich wie selbstverständlich graziös und die angenehm summende Stimme lullte ihn ein.

„Na gut, Rei“, betonte er den Namen beabsichtigt etwas abschätzig, „was gedachten sie hier zu finden?“

Der Eindringlich lachte.

„Um ehrlich zu sein, ich wollte lediglich der draußen herrschenden Naivität entfliehen und meine Schritte brachten mit hierher“, antwortete er wahrheitsgemäß und trat näher, „offenbar war dies ein guter Einfall.“

Er bemerkte, wie sein Herz mit jedem Schritt, den dieser Rei näher auf ihn zukam, schneller schlug. Nur ewig geübte Selbstbeherrschung ließ ihn nicht nervös erscheinen und so behielt er seinen ernsten Gesichtsausdruck.

„Sie sind unbefugt hier eingedrungen“, stellte er fest und blickte ihn hart an.

„Verzeihen Sie“, wiederholte sich der junge Mann und verlor nicht einen Schimmer seines süffisanten Lächelns, „ich wurde wohl vom Geruch der Bücher angelockt. Bibliotheken haben etwas sehr Leidenschaftliches“, hauchte er die letzten Worte und sein Blick bohrte sich in seine eigenen roten Augen.

„Wenn Sie meinen“, sagte der Hausherr etwas verärgert und drückte sich an ihm vorbei zu einem der Regale, wo er ein Buch herausziehen wollte.

„Allerdings wurde ich sehr rasch auf Ihr Schachspiel aufmerksam“, sprach Rei weiter und er verharrte in seiner Bewegung, „ein wirklich außergewöhnliches Exemplar.“

Rei ließ ihn nicht aus den Augen und bemerkte jede kleinste Bewegung des Hausherrn. Das kurze Zögern entging ihm nicht und er wusste, dass er da einen wunden Punkt getroffen hatte. Der misstrauische Blick bestätigte seine Vermutung lediglich und sein Lächeln wurde breiter.

„Gehört es Ihnen, Herr Hiwatari?“

Der Hausherr nickte. Der Eindringling hatte den Blick dem Spiel zugewandt und musterte es ausgiebig. Mit einem etwas zu großen Interesse, wie er fand.

„Eine Partie gefällig?“, fragte Rei herausfordernd.

„Ich bin gerade nicht in der Stimmung zu spielen“, antwortete er kühl und wandte sich dem Buch zu, das er kurzfristig vergessen hatte.

„Wie bedauernd, ich hatte schon eine Weile nicht mehr das Vergnügen eines würdigen Gegners.“

„Scheint, als müssten Sie noch länger darauf warten“, gab er trocken zurück.

Rei seufzte.

„Kai, ich darf Sie doch so nennen, nicht wahr?“, fragte er, wartete jedoch keine Antwort ab, „möchten sie mir nicht erzählen, woher Sie dieses Exemplar haben?“

Kai wandte seine Aufmerksamkeit unverzüglich dem Eindringling zu, der zu allem Übel nicht nur die Frechheit besaß, unbefugt herumzuschnüffeln, sondern ihn auch noch beim Vornamen zu nennen. Verärgert schlug er das Buch zu und legte es zurück. Mit wenigen Schritten überquerte er die Distanz zwischen ihnen und schnappte Rei die schwarze Königsfigur aus den Fingern, die er soeben interessiert gemustert hatte.

„Ich habe es gekauft“, blaffte er ihn an und setzte die Figur vorsichtig auf ihren Platz zurück, „und ich wüsste nicht, was Sie das anginge.“

„Wissen Sie um die Geschichte dieses Schachs?“, fragte Rei plötzlich und blickte ihn ganz anders an als zuvor, ein undefinierbarer Ausdruck schimmerte in seinen Augen.

„Ich weiß soviel, wie zu wissen ist“, antwortete Kai knapp, wandte sich jedoch nicht ab.

Reis Lächeln wurde noch eine Spur breiter, er hatte ihn nun genau da, wo er ihn haben wollte. Mit einem Schritt minimierte er den Abstand zwischen ihnen und ließ seinen Blick über Kais Gesicht wandern, über seine Schultern, weiter hinunter, um ihm dann intensiv in die Augen zu sehen.

„Möchten Sie mir nicht erzählen, was Sie wissen, Kai?“, fragte er flüsternd, ohne den Blick abzuwenden.

Langsam wurde ihm dies suspekt, er fragte sich, was dieser Fremde wusste, ob er eventuell mehr wusste als er, mehr, als in den Büchern stand.

„Sie können es nachlesen“, blockte er ab, worauf Rei seufzte.

„Ich kenne die Geschichten aus den Büchern, sie sind nicht sehr ausführlich, lauter Gefasel, genauer gesagt steht nicht einmal die Hälfte darin.“

Diese Worte hatten Kais Interesse geweckt.

„Wollen Sie mir etwa Weis machen, Sie wüssten mehr?“, fragte er.

Rei lächelte geheimnisvoll und schwieg.

„Oder tun Sie nur so?“, hackte er nach.

„Natürlich nicht“, verneinte Rei umgehend und sein Gesichtsausdruck wechselte wieder zu einem amüsierten.

Eine seiner Augenbrauen zuckte in die Höhe. Dieser Eindringlich wagte es tatsächlich mit ihm seine Spielchen zu treiben.

„Spielen Sie eine Partie mit mir und ich werden Ihnen vielleicht etwas erzählen“, flüsterte Rei mit sanfter Stimmte, die Kais Nackenhaare zu Berge stehen ließ.

Es war schließlich seine Neugierde, die siegte. Er setzte sich gespielt widerstrebend und seufzte genervt auf. Reis Augen funkelten schalkhaft und er tat es ihm gleich, setzte sich auf das Polstermöbel, das ihm am nächsten stand.

„Weiß beginnt“, sagte er einladend und bedachte Kai mit einem auffordernden Blick, welcher einen seiner Mondsteinbauern zwei Felder nach vorne schob.
 

Sie schwiegen so lange, bis Kai eine der schwarzen Figuren vom Feld räumte, die kein Bauer war, nicht, dass von seinen keine auf der Seite liegen würden.

„Nun, es waren einmal ein Engel und ein Dämon“, begann Rei zu erzählen, bedacht, jedes Wort zu betonen und bewegte einen seiner Springer, „und sie stritten sich.“

Kai blieb unbeeindruckt.

„Das steht in jedem Buch“, bemerkte er staubig, setzte einen Turm nach vorne.

„Nana, nicht so voreilig, wir wollen doch keine Einzelheiten auslassen“, gab er tadelnd zurück und erlegte einen gegnerischen Bauern.

Erst als Kai es wieder gelang, eine weitere schwarze Figur, diesmal einen Läufer, wegzulegen, fuhr er fort.

„Sie stritten sich um den rechtmäßigen Titel der Disziplin des Spiels, denn jeder von ihnen hatte jeweils gleich viele Spielsätze gewonnen, egal, um welche Art des Spiels es sich handelte, sie schienen sich einigermaßen ebenbürtig“, erzählte Rei weiter und Kai hörte argwöhnisch zu, denn das war tatsächlich in keinem der Bücher zu finden.

„Woher weiß ich, dass Sie mir keine Ammenmärchen erzählen?“, fragte er berechtigterweise.

„Sehe ich so aus, als würde ich Ihnen eine Lüge auftischen wollen? Wozu mit die Mühe machen, etwas zu erfinden, wenn ich die Wahrheit doch bereits weiß“, antwortete Rei und machte einen Zug.

Einige weitere Züge schwieg Rei, denn Kai gelang es nicht, eine dessen Figuren zu schlagen. Erst nach einigen Verschiebungen fiel ein schwarzer Springer.

„Da sie beide das Spiel liebten, entschlossen sie, ein Spiel zu gestalten, das noch nie jemand vor ihnen gespielt hatte, ein Brettspiel mit einer kleinen Armee.“

Weitere weiße Mondsteinfiguren fielen und dann endlich eine schwarze.

„Sie erschufen gemeinsam ein Schachspiel aus Mondstein und Onyx, der Sockel, auf dem es stand wie ein kleiner Tisch, hochgehalten von kleinen Menschenfiguren aus Silber, die es priesen als etwas Heiliges. Doch der Sinn war nicht die Freude des Spiels selbst.“

Minuten vergingen und Kai wurde es allmählich zuwider, dieses Spielchen mit sich spielen zu lassen, da erblickte er eine Chance und nach drei weiteren Zügen fiel der schwarze Turm.

„Einzig wollten sie sich besiegen, um so der ganzen Welt endlich zeigen zu können, wer denn nun der wahre Meister der Spiele war.“

Kai kannte diesen Part bereits, doch er wollte mehr wissen, sein Interesse war groß und Reis Stimme angenehm prickelnd zu hören. Weitere Züge folgten.

„Oh, wie überaus interessant“, meinte Rei plötzlich und beugte sich über das Brettspiel, „ein Patt.“

Er erhob sich und ging zu Kai hinüber, blickte ihn amüsiert an.

„Es ist schwer einen würdigen Gegner zu finden, der auch noch nett anzusehen ist. Bedauerlicherweise ist diese Partie beendet“, sagte er summend und wandte sich zum Gehen.

Kai sprang auf die Füße und packte ihn am Handgelenkt und riss ihn beinahe grob herum.

„War das alles?“, knurrte er ihn an.

Reis Mund öffnete sich überrascht, doch er schloss ihn sogleich wieder und lächelte.

„Sie sind ganz schön neugierig, Kai“, stellte er amüsiert fest.

„War das alles?“, wiederholte Kai säuerlich, betonte jedes Wort fein säuberlich.

„Ich habe nicht gesagt, dass ich Ihnen alles erzähle, genau genommen habe ich nicht einmal gesagt, dass ich überhaupt etwas erzähle“, gab Rei flüsternd zurück und schaute ihm triumphierend in die Augen, „keine Sorge, wir sehen uns bestimmt bald wieder.“

Er löste Kais Finger, sie sich fest um sein Handgelenk klammerten, hoben sie hoch zu seinem Mund und küsste sie leicht, wobei er ihn nicht aus den Augen ließ.

Überrascht zog Kai die Hand zurück, blickte mit großen Augen zurück und fragte sich, was das solle. Dies war eine Geste, die für Frauen gedacht war und er fühlte sich in seinem Stolz verletzt, dass jemand es gewagt hatte, dies bei ihm zu tun, erst noch jemand, der eindeutig weniger männlich war als er. Kopfschütteln sah er dem merkwürdigen Fremden nach, der sich abrupt umdrehte und die Bibliothek verließ und er konnte es sich nicht nehmen lassen, einen Blick auf dessen festen Hintern zu werfen, der in der schwarzen Hose besonders schön zur Geltung kam, was, wie er sich einredete, gewiss nur am gut gelungenen Schnitt lag.
 


 

Beinahe zog ein ganzer Monat durch die Lande, ehe sich der mysteriöse junge Mann erneut zeigte. Während dieser Zeit suchte Kai oft die städtischen Bibliotheken und auch Archive und Museen auf, erpicht darauf, das Geheimnis um das Schachspiel weiter zu lösen, doch wo auch immer er dachte, eine Spur gefunden zu haben, er befand sich stets auf dem Holzweg. Nirgendwo stand mehr als er bereits wusste. Es war zum Haare raufen. Überdies hinaus schien der junge Herr, der unbefugt in sein Herrenhaus eingedrungen war, niemandem bekannt zu sein. Er ließ Bedienstete nach ihm suchen, in sämtlichen nahegelegenen Städten, doch er blieb wie vom Erdboden verschluckt.

Er hatte den Gedanken an ihn bereits schon wieder beinahe verdrängt, als er ihn unerwartet, an einem sommerlichen Sonntagmorgen, als seine Cousine wieder einmal einen Brunch gab, in der Bibliothek schräg auf dem großen Ottomanen sitzend vorfand, den rechten Ellbogen auf das etwas erhöhte Polster aufgestützt, die Beine locker übereinandergeschlagen und sichtlich desinteressiert in einem Buch blätternd.

„Ich habe nicht erwartet, Sie wieder zu treffen“, machte Kai auf sich aufmerksam und blieb einen Schritt vor ihm stehen, „und Sie sind bereits zum zweiten Mal unbefugt hier eingetreten.“

Der junge Mann blickte von seiner Lektüre auf und als er sah, wer vor ihm stand, verzog sich sein Mund zu eben diesem süffisanten Lächeln, das er schon getragen hatte, als sie sich das letzte Mal sahen.

„Ich war gerade in der Nähe“, plauderte er und setzte sich aufrecht hin, den Kopf auf seine rechte Hand gestützt, deren Ellbogen nun auf seinen überschlagenen Beinen ruhte, „und ich habe die Möglichkeit wahrgenommen, dass Ihre Cousine die Gesellschaft ein weiteres Mal mit einer ihrer äußerst heuchlerischen Parties beehrt.“

Er grinste schief, worauf Kai eine Augenbraue hob, Gesagtes zwar nicht gut hieß, dem jedoch auch nicht wiedersprechend, schließlich hatte er genau das gesagt, was er selbst immer dachte, doch dies laut auszusprechen gehörte sich nicht.

„Warum sind Sie wirklich hier?“, fragte Kai und ignorierte die Tatsache, dass die brodelnde Neugierde sich tief in seinem Innern bemerkbar machte, wer zum Teufel dieser Kerl war.

„Wie ich bereits sagte, ich war gerade in der Nähe“, wiederholte der Schwarzhaarige und grinste keck.

„Ich glaube Ihnen nicht“, entgegnete er unwirsch und ließ sich auf dem Sofa gegenüber, auf der anderen Seite des Salontisches nieder, das Schachspiel stand nun genau zwischen ihnen.

„Wie dreist, mich als einen Lügner zu beschuldigen“, antwortete Rei, noch immer lächelnd, ihn noch immer durch diese halb geschlossenen Augen beobachtend.

„Nun denn, was tun Sie hier in der Bibliothek, wenn der Brunch im Garten stattfindet?“, hackte Kai nach und bereits jetzt bereute er, diesen jungen Mann wiedergetroffen zu haben, der ihm noch den letzten Nerv rauben würde.

„Ich vermutete, dass Sie im letzten Monat es nicht sein lassen konnten, das Rätsel um das Schachspiel zu lösen und entschloss kurzfristig, vorbei zu schauen“, sagte er schulterzuckend.

Kai fühlte sich ertappt und verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen.

„Sie haben ja doch gelogen“, stellte er fest.

Rei lachte auf und ließ sich zur Seite auf das Polster fallen, zurück in seine Ausgangsposition.

„Sie ziehen sehr voreilige Schlüsse, Kai“, tadelte er den Hausherrn, „meine beiden Aussagen wiedersprechen sich keineswegs. Ich war gerade in der Nähe, da hörte ich, dass Ihre Cousine einen Sonntagsbrunch für heute geplant hatte und entschloss, bei Ihnen vorbeizuschauen.“

Kai nickte, das klang in der Tat einleuchtend.

„Und was gedenken Sie zu tun, jetzt, wo Sie hier sind?“

Rei wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Sagen Sie es mir“, antwortete er lediglich und rührte sich nicht.

Kai atmete tief ein. Es kostete ihn seine gesamte Geduld, ihn nicht einfach anzubrüllen und vor die Tür zu setzen. Was sich dieser Eindringling erlaubte, war schlicht unerhört.

„Wenn Sie schon hier sind, fahren Sie in Ihren Erzählungen fort über das Geheimnis, das dieses Schach umgibt“, schlug er vor, deutete auf das Spiel zwischen ihnen.

„Ich wusste, dass Sie darauf hinaus wollten. Nun, nichts ist umsonst, nicht wahr?“

Rei setzte sich wider gerade hin und begann, die Figuren der Reihe nach hinzustellen, das angefangene Spiel einfach rücksichtslos zerstörend. Kai beobachtete ihn dabei genau. Seine Bewegungen waren leicht und elegant, er war gut gekleidet, was bedeuten musste, dass er einer wohlhabenden Familie entstammte, und seine langen schwarzen Haare glänzten und fielen locker über seinen Rücken. Die merkwürdigen Augen waren auf das Schach geheftet. Kai bemerkte den langen dunklen Wimpernkranz, der bei jedem Lidschlag die hellen Iriden verdeckten. Er hatte hohe Wangenknochen und der zu einem entzückten Lächeln verzogene Mund sinnlich. Einzig eine feine Narbe am Kinn störte das nahezu perfekte Bild.

„Gefällt Ihnen, was sie sehen?“, summte Rei und hob leicht den Blick, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Ich wüsste nicht, was Sie meinen“, blockte Kai ab und richtete seine Aufmerksamkeit dem Schachbrett zu, bewegte seinen ersten Bauern.

„Natürlich nicht“, lächelte Rei verschmitzt und schob ebenfalls eine kleine schwarze Onyxfigur nach vorne.

Genau wie letztes mal schwieg Rei, bis es Kai gelang, eine seiner größeren Figuren vom Feld zu wischen.

„Nun, das letzte was ich Ihnen erzählte, war, dass der Engel und der Dämon dieses Schach erschufen, um sich im Spiel zu schlagen, statt um der Freude willen. Sie spielten also ihre erste Partie, der Engel mit den mondsteinernen und der Dämon mit den Onyxfiguren.“

Kai betrachtete sich aufmerksam die Figuren. Dies war in den Büchern lediglich eine Spekulation gewesen, doch niemand hatte sagen können, ob dies lediglich ein Vorurteil war. Dass der Fremde mit den schwarzen Figuren spielte, schien ihm dabei passend, denn er schaffte es mit seiner dämonischen Art, Spielchen mit ihm zu treiben, ihn beinahe um den Verstand zu bringen.

„Die erste Partie endete in einem Patt“, fuhr er einige Züge später fort und sein Blick bohrte sich in Kais rote Augen.

„Ebenso wie die zweite“, sagte er lediglich nur noch, als eine weitere seiner Figuren auf die Seite gelegt wurde.

„Und die dritte“, zählte er weiter auf.

Kai zog die Augenbrauen zusammen und fragte sich, was das sollte.

„Wie viele Partien spielten sie denn?“, fragte er etwas entnervt, als Rei das sechste Spiel aufzählte.

Erst, als Kai es schaffte, seinen Springer zu stürzen, antwortete er ihm.

„Viele.“

Er lächelte geheimnisvoll, doch als sein Blick erneut auf das Brett fiel, wurde sein Ausdruck ernst, Grübchen bildeten sich zwischen den Augenbrauen.

„Hm. Wie überaus interessant“, flüsterte er mehr zu sich selbst und als Kai nun ebenfalls die Figurenpositionen studierte, bemerkte er, was Rei so interessant fand.

Patt. Genau wie letztes Mal. Kai schüttelte den Kopf, das war bestimmt nur Zufall.

„Was für ein Spiel treiben Sie hier eigentlich?“, fragte er unwirsch, doch er bemerkte, dass Reis amüsiertes Lächeln nicht zurückgekehrt war.

„Ich treibe keine Spielchen, im Moment zumindest gerade nicht“, antwortete er, tief in Gedanken versunken.

Kai empfand sein Verhalten mehr als nur suspekt. Stirnrunzelnd betrachtete er, wie Rei offenbar über etwas grübelte. Und er grübelte lange und bewegte sich nicht. Dann plötzlich erhob er sich abrupt und ging mit großen Schritten zur Tür, um die Bibliothek zu verlassen. Die Hand bereits nach dem Türknauf ausgestreckt, hielt er inne, als er Kais leise Stimme hörte, und er drehte sich halb zu Kai um.

„In zwei Wochen gibt meine Cousine einen Tanzabend“, meinte er leise und erhob sich, fixierte Rei mit seinen roten Augen, „komm.“

Rei nickte nach kurzem Zögern, dann verschwand er durch die Tür.
 


 

Als besagter Ball nur noch wenige Minuten vor dessen Beginn stand, blickte Kai etwas nervös in den Spiegel und fragte sich, ob er kommen würde. Und dann fragte er sich, wieso er sich dies fragte, da es ihm eigentlich egal war. Er hatte ihn lediglich aus Höflichkeit gefragt. Er strich sich die Kleider glatt und rückte den Kragen zurecht, der ihm ungewöhnlich eng um den Hals lag. Kurzerhand öffnete er den obersten Knopf seines Hemdes und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Tief atmete er durch, dann begab er sich mit einiger Verspätung auf den Weg zur Tanzsaal. Sein Weg dorthin führte ihn er an der Bibliothek vorbei und er konnte es nicht sein lassen, einen Blick hineinzuwerfen, einen kleinen Hoffnungsschimmer hegend, den jungen Mann dort vorzufinden. Doch er erkannte sofort, dass die Bibliothek leer war, Rei war nicht zu sehen. Verärgert über sich selbst den Kopf schüttelnd, schlenderte er in den großen Saal und mischte sich unter die lachenden Gäste.

Gelangweilt ließ er es zu, sich von seiner Cousine irgendwelchen Fräuleins vorstellen zu lassen und lediglich aus Höflichkeit und um die Damen nicht zu verärgern, küsste er flüchtig mit einer kleinen Verbeugung jeden ihrer Handrücken. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit und einigen Anstandstänzen, gelang es ihm, sich abzuschütteln und da sah er ihn durch die Eingangstür schreiten, er sah such kurz um, dann wurde er von der tanzenden Menge verschluckt. Kai seufzte und forderte das nächst beste Fräulein zum Tanz auf. Kichernd nickte sie und streckte seine behandschuhte Hand aus, legte sie in Kais. Über den Parkett wirbelnd hielt er Ausschau nach dem jungen Fremden und entdeckte ihn wenig später sich lachend mit einem Geschäftsherrn unterhaltend. Entschuldigend verbeugte er sich vor seiner Tanzpartnerin und ließ sie etwas unwirsch stehen.

„Guten Abend, Rei, schön dass Sie mein Angebot angenommen haben“, unterbrach er ihr Gespräch und wandte sich kurz nickend an den anderen, „Ivanov.“

Yuriy grüßte kurz angebunden zurück und wandte sich an Rei.

„Es war mir ein Vergnügen, Sie kennengelernt zu haben. Einen schönen Abend wünsche ich Ihnen noch“, verabschiedete er sich und wandte sich einer Dame zu.

„Sie sind reichlich spät“, bemerkte Kai nach einem Blick auf die kleine Taschenuhr.

„Ich habe lediglich gesagt, dass ich komme, nicht wann“, antwortete Rei lächelnd und Kai schüttelte ungläubig den Kopf.

„Natürlich, das hätte ich eigentlich erwarten sollen.“

Rei grinste verschmitzt und trat einen Schritt auf ihn zu, sodass er ihm etwas leise zuflüstern konnte und er es trotz der Musik und der ausgelassenen Stimmung verstehen konnte.

„Lasst uns woanders hingehen“, zischte er und strich über Kais linken Arm, dann ging er an ihm vorbei.

Kai grinste schelmisch und folgte ihm. Reis Schritte führten sie in die Bibliothek, was ihn nur minder verwunderte. Kaum war er hinter ihm durch die Tür gehuscht, wurde diese auch gleich wieder von Rei geschlossen.

„Möchten Sie“, begann Rei und hielt Kai am Arm fest, zog ihn so nah an sich heran, dass er beinahe dessen Ohrmuschel mit seinen Lippen berührte, „dass ich Ihnen auch noch den Rest der Geschichte erzähle?“

Kai erschauderte ob der Nähe und nickte.

„Kostet mich dies erneut eine Partie?“, fragte er vorsichtig, doch Rei lächelte.

„Wenn Sie denn möchten?“

Kai schüttelte den Kopf.

„Ich verzichte“, murrte er grinsend.

„Gut, denn ich befürchte wir beide wissen, wie es ausgehen würde“, summte Rei amüsiert und nagelte ihn mit seinem verschleierten Blick fest, „was bieten Sie mir denn stattdessen an?“

„Lassen Sie hören, was Sie mir zu bieten haben, dann entscheide ich, was es mir Wert ist“, antwortete Kai ruhig.

„Sie amüsieren mich, Kai“, lachte Rei, „nun denn, der Engel und der Dämon“, begann er weiter zu erzählen und lief langsam einen engen Kreis um Kai, „lieferten sich immer mehr Spiele und immer wieder schaffte es keiner der beiden, den anderen zu besiegen, egal, wie oft sie es wiederholten.“

Er hatte einen Kreis um ihn gezogen und blickte ihm direkt in die Augen, bevor er anfing, ihn erneut zu umkreisen.

„Sie waren sich ebenbürtig, aber niemals wären sie auf die Idee gekommen, dass das Schicksal vielleicht gar nicht wollte, dass der eine den anderen besiegte.“

Ein intensiver Blickaustausch.

„Der Engel und der Dämon jedoch wollten nicht glauben, dass keiner der beiden siegen dürfte und so forderten sie sich erneut zu einem letzten Spiel heraus.“

Rei war direkt vor ihm stehen geblieben und verstummte.

„Was ist geschehen?“, konnte Kai nicht wiederstehen zu fragen und er sah, wie Reis Mundwinkel sich hoben.

„Nichts. Es war nie zu diesem letzten Spiel gekommen.“

„Warum nicht?“, fragte Kai ungläubig.

„Genug erzählt für heute“, blockte Rei jedoch ab und seine Augen funkelten geheimnisvoll.

Kais Augen weiteten sich.

„Wieso? Waren Sie nicht gerade in einem richtigen Redefluss?“

Reis Mund verzog sich zu einem amüsierten Lächeln.

„Nun, für heute reicht es, meinen Sie nicht? Und noch ist es früh genug“, meinte er und kam ihm erneut so nah, dass Kai seinen Atem spüren konnte, was ihm einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln ließ, „um sich noch anderen Dingen zuzuwenden.“

„Und was schwebt Ihnen da vor Augen?“, fragte er belustigt.

„Ich bin hier lediglich der Gast“, entgegnete Rei unschuldig.

„Allerdings einer, der zweimal unbefugt hier eingedrungen ist“, stellte Kai klar und stemmte eine Hand an Reis Kopf vorbei an die Tür, worauf Rei gegen eben diese lehnte.

„Was wahrscheinlich ebenfalls in Ihrem Interesse war, nicht wahr?“

„Was mich auf eine weitere Frage bringt“, sagte er mit verdunkelter Stimme und er stütze auch die andere Hand neben Reis Kopf ab, sah ihn durchdringend an, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, „wie kommt es, dass Sie offensichtlich als einziger so viel über dieses Schach wissen?“

Reis Gesichtsausdruck wurde ernst, diese Frage hatte er erwartet, jedoch gehofft, nicht beantworten zu müssen.

„Das werde ich Ihnen nicht verraten. Zumindest noch nicht“, überging er die Frage und schob sich von der Türe weg, bis er nur noch eine Fingerbreite von Kais Gesicht entfernt war, „außerdem habe ich Ihnen bereits so viel erzählt ohne etwas dafür zu bekommen. Wie gedenken Sie denn, dies wiedergutzumachen?“

Kai seufzte. Dieser Rei verstand es wirklich ihn um den kleinen Finger zu wickeln.

„Hm, schlagen Sie mir etwas vor und ich werde darüber nachdenken“, entgegnete er und sein rechter Mundwinkel hob sich.

Rei senkte etwas die Lider und seine Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln. Er konnte spüren, dass der ansonsten so ruhige und beherrschte Hausherr angespannt war, was ihn in seiner Sicherheit noch verstärkte. Langsam näherte er sich seinem Gesicht, öffnete die Lippen einen Spalt breit und erst kurz bevor er sie ganz leicht auf Kais legte, riss er den Blickkontakt ab und suchte ihn gleich danach erneut, als er sich wieder ein wenig zurückzog. Schalk glitzerte in seinen Augen, als er bemerkte, dass Kai sich nicht rührte. Hätte er etwas dagegen gehabt, so wusste Rei, hätte er sich abgewandt. Doch dem war nicht so. Vergnügt lächelnd schob er seine Zungenspitze hervor und streichelte neckend über Kais Oberlippe, was diesen erneut erschaudern ließ. Die Hände unterdessen legte er auf seine Brust, ließ sie über seine Schultern fahren, den Armen entlang, soweit nach hinten, wie es ihm möglich war, dann drückte er sie nach unten, sodass sie einknickten und er sie sinken ließ, bis sie neben seinem Körper baumelten. Rei strich mit seinen Händen die Arme wieder empor, über die Schultern und als er die Schlüsselbeine erreichte, verringerte er den Druck, fuhr mit den Fingern die Knochen entlang, die Halssehnen hinauf, dem markanten Kinn entlang und wieder zurück, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und zog ihn zu sich, presste verlangend die Lippen auf seine.

Kai wollte es nicht mehr weiter gelingen, sich zu beherrschten. Er konnte der Verführung dieses Mannes nicht länger widerstehen und so schlang er einen Arm um Reis Taille um ihn an sich zu ziehen und die andere Hand vergrub er in den schwarzen Haaren im Nacken. Er vernahm, wie Rei etwas erschrocken nach Luft schnappte, als der Kuss so ungeduldig erwidert wurde, als seine Zunge Reis eigene zum Spiel herausforderte. Erhitzt ließ Kai die Hand über Reis Rücken nach oben wandern, schob dabei dessen Hemd mit. Er raunte erregt auf, als er Zähne an seinem Hals spürte und fordernde Lippen, die eine Spur zu seinem Ohr zogen, um daran zu knabbern und ihn beinahe durchdrehen zu lassen. Gierig suchte er Reis heißen Mund, um ihn erneut zu erobern, legte die Hände auf dessen Schulter und presste ihn mit einem Schritt an die Tür, die einen dumpfen Laut von sich gab, und nagelte ihn daran fest. Seine Lippen fanden ihren Weg den Hals entlang und Rei legte den Kopf an das Holz, um ihm mehr Spielraum zu lassen, was Kai mit Vergnügen wahrnahm. Er öffnete die drei obersten Knöpfe von seinem Hemd und schob den Kragen zur Seite um mit der Zunge das rechte Schlüsselbein entlangzufahren. Rei stieg die Hitze in den Kopf und krallte die Finger in die Schultern, die er umklammert hielt. Mit verschleierten Augen sah er zu, wie Kais Kopf sich hob und ihm kurz einen feurigen Blick sandte, um ihm dann erneut den Mund zu versiegeln.

Rei hasste es, die Kontrolle zu verlieren und so rüttelte ihn eine Klingel in seinem Kopf wieder zu Verstand. Er machte einige Schritte nach vorne und sie stolperten an das nahegelegene Regal, er drückte Kai an das hölzerne Gestell, die Bücher darin glitten an die Rückwand.

„Ich hatte mir gedacht, dass Sie leidenschaftlich sind, aber so fordernd“, raunte er leicht außer Atem und seine Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen, „Sie bereiten mir wahres Vergnügen, Kai.“

Mit der linken Hand an einem Regalpfosten abgestützt, hauchte er die letzten Worte in sein Ohr, ließ seine Rechte über die Brust gleiten, einen Knopf nach dem andern öffnend, hinunter zum Bauch und quälend langsam fuhr er Kais Bauchmuskeln entlang, tiefer, und sein Mund verzog sich entzückt gegen den Hals, als er leicht über die Beule strich, die sich deutlich hervorhob. Doch Kai wäre kein Hiwatari, würde er sich dies lediglich gefallen lassen. Er packte Reis Handgelenke und wirbelte ihn herum

„Ah“, entfuhr es ihm, als er nicht gerade sanft gegen das Regal gestoßen wurde, er die hölzernen Balken in seinem Rücken spürte und seine Hände hoch über den Kopf gedrückt wurden.

Feurig leuchtende Augen bohrten sich in seine, ein gierig heißer Mund presste sich gegen seinen. Heftig schlug sein Herz gegen die Rippen, seine Brust hob und senkte sich rascher als gewöhnlich. Er erbebte, als sich eine von Kais fesselnden Händen löste, um sein Werk zu vollenden und auch noch die letzten Knöpfe aufzuzupfen, nur um dann mit brennenden Fingern seinen Körper zu erkunden.

„Wie ist es möglich, dass Sie so erotisch sind?“, flüsterte Kai gegen seine Lippen, doch er ließ ihm keine Möglichkeit etwas darauf zu erwidern.

Sanft und gleichzeitig fordernd zog er ihn erneut in einen Kuss, weniger stürmisch als noch kurz zuvor, doch nicht minder leidenschaftlich. Überwältigt seufzte er auf.

„Sie verstehen es, mir den Kopf zu verdrehen, Rei, doch was erhoffen Sie sich damit zu erreichen?“, brachte er so kontrolliert, wie es ihm nun möglich war, hervor.

Reis leicht geöffneter Mund verzog sich zu einem Grinsen. Die hellbraunen Augen fixierten ihn mit verschleiertem Blick.

„Was wollen Sie mir da unterstellen? Ist es so schwer zu glauben, dass es lediglich Sie sind, den ich will? Sie sind ein äußerst attraktiver Mann, Kai, und ich in der Blüte meines Lebens“, entgegnete Rei eindringlich und leckte sich aufreizend über die Oberlippe.

„Ich will Ihnen mal Glauben schenken“, flüsterte Kai in sein Ohr und küsste Reis Schläfe, welcher grinste.

„Wie großzügig“, konnte er noch erwidern, dann benötigte er die Luft in seiner Lunge, da Kai sich an ihn presste.

Seinen Verstand wieder zu wecken kostete ihn viel Kraft, doch es gelang ihm, mit der freien Hand Kai von sich zu drücken und erneut die Oberhand zu gewinnen, ihn nun seinerseits gegen das Regal zu stoßen. Er presste sich an ihn, umschloss sein Gesicht mit beiden Händen und verwickelte ihn in einen tiefen Kuss. Kai schlang die Arme um den Körper vor ihm und zog ihn noch näher zu sich, legte eine Hand beherzt auf Reis Hintern und schob ein Knie zwischen seine Beine. Reis Finger krallten sich in die graublauen Haare, er rieb seine Lende gegen Kais, was ihn die Luft aus den Lungen trieb. Er keuchte. Reis Mund verzog sich entzückt und mit seinen brennenden Fingern schob er Kais Hemd von dessen Schultern, doch da er seine Arme um ihn geschlungen hatte, blieb es hängen. Nun war es an Kai zu grinsen und er entblätterte den anderen ohne Hindernisse. Das Hemd fiel ungehindert zu Boden.

„Sollten wir nicht einen anderen Ort aufsuchen?“, fragte Kai während einer der seltenen Gelegenheiten und Rei nickte, den Mund an Kais Wangenknochen gedrückt.

„Gehen wir auf mein Schlafgemach“, raunte er und suchte stolpernd den Weg zurück zur Bibliothekstür, Rei nicht loslassen wollend.

Unkoordiniert knallten sie gegen die Tür, fingerten nach dem Knauf und als sie ihn endlich fanden und drehten, fielen sie beinahe auf den Boden, als der Türflügel aufschwang. Strauchelnd fanden sie sich an der gegenüberliegenden Wand wieder.

„Wohin?“, fragte Rei atemlos.

„Den Gang runter“, kam sofort die geraunte Antwort und er stieß sich von der Wand ab, nur um wenige Schritte weiter von Rei erneut dagegen gepresst zu werden, ihn heftig küssend.

Erst einige Bekanntschaften mit der Wand später erreichten sie die Tür zu Kais Schlafgemach. Auch diese Tür blieb nicht verschont und kaum war sie in ihr Schloss gefallen, drückte Kai Rei an das Holz, fingerte blindlings nach dem Schlüssel und drehte ihn einmal um. Den Moment der Unachtsamkeit ausnützend, schlüpfte Rei unter seinen Armen durch, stellte sich hinter ihn und nun endlich konnte er den dünnen Stoff von Kais Hemd über dessen Schultern ziehen. Gemächlich ließ er seine Handflächen über seinen Rücken streichen, von den breiten Schultern über die Schulterblätter, wo Rei zwei fleckige Narben entdeckte, über die schmaler werdenden Seiten, nach vorne über den Abdomen, nach oben über den muskulösen Brustkorb, strich mit den Fingern die Rippen entlang zurück nach hinten und zog die Hände fein streichelnd zurück.

Kai hielt die Augen geschlossen, genoss die zärtlichen Berührungen und erst als die Finger verschwanden, drehte er sich um. Rei hatte einige Schritte in die Mitte des Raumes gemacht, ihm den Rücken zugekehrt und keck über die Schulter spähend. Sanft die Hüfte schwingend überquerte er die letzten Meter zum hohen Fenster, durch das der nächtliche Garten zu sehen war. Mit einer räkelnden Bewegung schob er sich die Haare über die rechte Schulter und entblößte seinen Rücken.

Wie gebannt hatte Kai dieses Wesen beobachtet, das sich hier mit ihm alleine in seinem Gemach aufhielt und erst nach einem weiteren auffordernden Blick folgte er ihm zum Fenster. Die dunkle Haut schimmerte bläulich im Licht des Sternenüberfüllten Himmels. Er legte seine Hände auf Reis Hüften und beugte sich vor, um seinen Nacken zu küssen. Er sog den betörenden Duft ein, den er verströmte und er fragte sich, wie ein Mensch so begehrenswert sein konnte. Er schloss die Augen und ließ diese Gedanken auf sich wirken, küsste sich der Schulter entlang, nur um dann sein Ohr zu suchen.

„Sie sind schlicht hinreißend“, raunte er in die Muschel.

Rei drehte sich lächelnd um, hob die Hände zu seinem Gesicht und zog ihn wortlos in einen erneuten leichten Kuss. Kai löste seine Hände von der Hüfte und schlang stattdessen seine Arme um die Taille. Er wollte ihn. Und er wollte ihn jetzt. Mit bestimmenden Bewegungen führte er ihn in die Richtung seines Bettes, als Rei plötzlich inne hielt. Mit verschwörerischem Blick sah er ihn an. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er hatte ihn endlich da, wo er ihn haben wollte.

„Haben Sie denn keine Kerzen hier?“, fragte er und auf Kais unverständlichen Blick hin flüsterte er in sein Ohr, „ich möchte Sie sehen können.“

Kais Libido schrie auf und mit fahrigen Bewegungen zündete er zuerst die langen Streichhölzer an, um dann die kleinen Flammen auf acht Kerzendochte zu übertragen. Sogleich flackerte warmes Licht durch den Raum und als er zu Rei blickte, der immer noch am gleichen Ort stand wie zuvor, jedoch vollkommen nackt, spürte er ein Ziehen in seiner Lendengegend. Seine halb geschlossenen Augen leuchteten im Flackern der Kerzen wie heller Bernstein und seine Haut schimmerte wie flüssige Bronze. Hart musste er schlucken und konnte sich nicht mehr rühren. Er war beinahe übernatürlich schön, die Versinnbildlichung all seiner Träume, die genau jetzt und hier auf ihn zuschritt. Mit einem Lächeln auf dem weichen Mund schob Rei seine Hose über die Hüftknochen, entblößte ihn vollends, dann legte er eine Hand auf Kais Brust und mit sanftem Druck dirigierte er ihn einige Schritte nach hinten, wie in einem Tanz.

Wortlos ließ sich Kai von ihm auf das Bett leiten, schob sich nach oben in die Mitte der Matratze, und Rei folgte ihm, glitt in einer fließenden Bewegung über ihn, sodass einzelne Haarsträhnen auf seinen Körper fielen. Rei betrachtete sein Gesicht. Mit zärtlichen Fingern fuhr er die Konturen seiner Augenbrauen nach, über die Wangenknochen, über die Unterlippe. Die Augen geschlossen, spürte er, wie weiche Lippen die Finger ersetzten, sanft daran zupften, eine neckische Zunge stupste, forderte ihn auf, den Mund für ihn zu öffnen.

Er konnte diesem Mann einfach nicht wiederstehen, der über ihn gebeugt auf seiner Lende saß, nackt, und ihn sanft fordernd küsste, in einer brennenden Leidenschaft, die er noch nie zuvor verspürt hatte. Er hob die Hände, strich über Reis Seiten hoch, langsam wieder hinunter, über den Hintern, die Oberschenkel. Rei seufzte leise in den Kuss hinein, schon viel zu lange hatte er diese Berührungen missen müssen.

Langsam bahnte er sich einen Weg nach unten, glitt mit sanftem Druck mit den Händen über die Brust. Er konnte Kais Herz schlagen spüren und konnte nicht wiederstehen, die Stelle direkt darüber zu küssen, bevor er sich weiter nach unten arbeitete. Bewundernd beobachtete er seine eigenen Finger, wie sie über die Haut strich, über den flachen Bauch, über den Hüftknochen. Ein Blick nach oben bestätigte ihm, wie Kai seine Liebkosungen genoss, einer nach unten, wie es ihm gefiel. Seine Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Lächeln, dann beugte er sich mit leicht geöffnetem Mund über Kais Lende.

Ein Raunen entglitt Kais Kehle, als er diesen heißen Mund spürte.

Er trieb ihn in den Wahnsinn.

Diese Lippen, diese Zunge.

Diese Hände.

Doch er wollte nicht, dass es schon endete.

Er setzte sich auf, sein Blick war verschleiert.

Rei hatte sich ebenfalls erhoben.

Seine Chance, diesen Mund an sich zu reißen.

Er küsste ihn.

Stürmisch.

Verlangend.

Er wollte ihn.

Jetzt.

Und Rei gab sich ihm hin.
 

Ein feiner Schweißfilm überzog ihre Haut, sie war heiß. Ihre Brustkörbe hoben und senkten sich schnell. Die Kerzen waren bis zur Hälfte niedergebrannt. Eines der Kissen war auf den Boden gefallen. Kai lag auf dem Bauch, den Kopf Rei zugewandt. Blinzelnd öffnete er die Augen und blickte geradewegs in die seinen, der ihn betrachtet hatte. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Wollen Sie wissen, wieso es nie zu diesem letzten Spiel zwischen Engel und Dämon gekommen war?“, flüsterte er die Frage, die Kai bereits vergessen hatte.

Er nickte lediglich. Rei senkte die Lider, seine Züge verhärteten sich sichtlich.

„Dem Engel wurden die Flügel ausgerissen und dann verbannten sie ihn aus dem Himmel, da es nicht in ihrer Würde stand, sich zu streiten. Der Dämon hingegen wurde von seinem Herrscher selbst in die Unterwelt gesperrt, damit er den Engel, der von nun an auf der Erde weilen musste, nicht aufsuchen konnte. Er verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht, das einzige, was bei einem Dämon eine Narbe hinterlassen konnte, die einzige Schande für einen von Seinesgleichen.“

Reis Hand zuckte zu der Narbe an seinem Kinn.

„Das klingt grausam“, murrte Kai, fühlte sich seltsam betroffen von der Geschichte.

Plötzlich drehte sich Rei auf die andere Seite und setzte sich auf, schob die Beine über die Bettkante und erhob sich, das dünne Laken fest um sich geschlungen. Mit wenigen Schritten ging er zum Fenster und ließ seinen Blick über den nachtschwarzen Garten schweifen.

„Ja, es war grausam.“

Seine Stimme klang heiser. Sein Blick verlor sich im Sternenhimmel. Kai hatte ihm stirnrunzelnd nachgeschaut. Eine Frage noch brannte ihm auf der Zunge und er wagte beinahe nicht, sie zu stellen. Wie Rei dort am Fenster stand, wirkte er merkwürdig verloren. Zögernd erhob sich Kai von der Matratze, trat hinter ihn und legte vorsichtig die Arme um ihn.

„Doch eines hatten sie nicht mehr bemerkt, ehe es zu spät war, ehe sie die beiden bestraften“, fuhr Rei abrupt fort, seine Stimme kratzte, „der Engel, gefangen in einer Menschengestalt, musste es vergessen, der Dämon musste damit leben, das war die schlimmste ihrer Strafen.“

Rei seufzte und dreht sich in der Umarmung um, schlang seinerseits die Arme um Kais Mitte, blickte ihn jedoch nicht an, legte lediglich die Wange auf seine Schulter, atmete gegen seinen Hals. Langsam fuhr er mit den Fingern den Rücken empor, stoppte auf den Schulterblättern und er konnte die kleinen fleckenartigen Narben unter seinen Fingerkuppen fühlen.

Kai zog die Augenbrauen zusammen, sich wundernd, was ihm Rei damit sagen wollte. Gerade wollte er den Mund öffnen, da schon Rei ihn von sich.

„Ich muss gehen, Kai.“

In einer plötzlichen Hast begann er sich anzuziehen, Kai stand wie angewurzelt an gleicher Stelle, seine Augen starr auf Rei gerichtet.

„Verzeihen Sie“, flüsterte Rei, hob eine Hand, strich ihm über die Schläfe, über den Kiefer und zog ihn nach vorne, um ihm einen kleinen, zarten Kuss auf die Lippen zu hauchen, „es war eine wunderschöne Nacht mit Ihnen.“

Ein letzter Kuss.

Ein letzter Blick.

Dann fiel die Tür ins Schloss.
 


 

Kai saß auf dem Ottomanen in seiner Bibliothek, den Kopf in die Hand gestützt, und betrachtete das Schach, das auf seinem gläsernen Salontisch thronte. Die Geschichte um dieses Spiel hatte sich ihm tief in den Kopf gebrannt. Seither hatte er Rei nicht mehr wieder gesehen, er ließ sich nicht blicken, als seine Cousine das nächste Gartenfest gab und auch beim nächsten und dem darauffolgenden und auch beim dritten suchte Kai die Bibliothek auf, sein Schlafgemach, durchsuchte die zahlreichen Gäste, er war nicht wiedergekommen. Vier Monate waren schließlich vergangen und Kai hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, den Fremden wiederzusehen und zuletzt fragte er sich, ob ihm sein Kopf lediglich einen Scherz gespielt hatte.

Doch da war diese Frage, die in ihm brannte wie Feuer. Die Frage um die Strafe, die die schlimmste von allen war.

„Der Engel und der Dämon“, drang plötzlich eine Stimme an seine Ohren und er riss die Aufmerksamkeit los vom Schach, hob den Blick, „sie hatten sich ineinander verliebt.“

Da stand er. Mit dem amüsierten Lächeln auf den Lippen, mit dem Kai ihn kennengelernt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Minerva_Noctua
2012-01-05T13:27:22+00:00 05.01.2012 14:27
Ich liiiebe es!
Echt jetzt!
Die Sprache, dein Stil,... alles!
^^
Ich kann nichts schlechtes sagen und das Positive wurde hier ja auch schon erwähnt;)
Schade, dass es schon vorbei ist. Und wie es aussieht, ist das Sequel nicht unmittelbar damit verknüpft.
Ich schau trotzdem rein:)

Bye

Minerva
Von: abgemeldet
2012-01-04T11:50:52+00:00 04.01.2012 12:50
So, jetzt nehme ich mir mal deinen One Shot vor, ehe ich mit den vergessenen Wächtern weitermache ^3^

>Der erste Versucht scheiterte kläglich...
Schaumal, da hat sich in die Beschreibung ein Tippfehler eingeschlichen ;)

Hm, die Entshehung des Spieles klingt ja wirklich interessant. Ich bin echt neugierig, was du dir da so ausgedacht hast ^^
Hm, wenn niemand mehr um die geschichte des Schachspieles weiß, wie hat Kai dann herausgefunden, was es damit auf sich hat? Auch, wenn er durch Zufall darauf gestoßen ist, so wird es ja wohl kaum in Wikipedia gestanden haben ...
Ah, es spielt also nicht in der Moderne? Wäre evtl nicht schlecht gewesen, da vorher noch eine Andetung zu machen, es evtl auch in die Beschreibung zu packen ...

>das Klacken ihrer Schuhe wiederhallte ihn den Gängen.
hallte in den Gängen wider. (wider hier ohne ie)

Hm, gut, wieso ist seine Cousine jetzt dümmlich? Nur, weil sie es nicht nachvollziehen kann, dass er an diesem Schachspiel so großes Interesse zeigt? Ich weiß nicht, so ganz überzeugt mich dieses Argument nicht :/

>„Oh, verzeihen Sie, ich habe mich hier lediglich ein wenig umgeschaut, ich hoffe, dass ich Sie damit nicht verärgerte
Besser: [...] ich hoffe, ich habe Sie damit nicht verärgert.
So klingt das irgendwie etwas seltsam.

>sagte der Eindringlich und sein Mund verzog sich
Eindringling

>„Eine bemerkenswerte Ansammlung an Bücher haben Sie hier
Büchern

Also, Rei ist wirklich ganz schön unverschämt, erst dringt er einfach so in die Privaträume von Kai ein und benimmt sich danna uch nicht gerade zurückhaltend ... ts~

>„Um ehrlich zu sein, ich wollte lediglich der draußen herrschenden Naivität entfliehen und meine Schritte brachten mit hierher“
Irgendwie passt mir das Wort Naivität hier nicht...
ich weiß nicht ... Irgendwie wirkt dieser OS bisher so, dass du etwas krampfig versuchst, einen der damaligen Zeit angemessenen gehobenen Ton anzuschlagen, allerdings merkt man auch, dass dir darin einfach noch ein bissl die Übung fehlt.
Ich würde dir anstelle Naivität das Wort Dekadenz nahelegen, das scheint mir irgendwie passender, auch wenn es von der Bedeutung her etwas anderes ist. Und dann würde ich den Satz auch eher so formulieren: "Ich wollte dieser schrecklichen Dekadenz entfliehen" oder so ähnlich.

Bibliotheken haben etwas Leidenschaftliches? Hrm, da hat er Recht <3

>„möchten sie mir nicht erzählen, woher Sie dieses Exemplar haben?“
Sie groß

>Langsam wurde ihm dies suspekt
Mit dem dies klingt der Satz auch wieder so komisch. Wenn schon, dann setz es wenigstens an den Anfang: Dies wurde ihm langsam suspekt. Auch, wenn ich eher schreiben würde: Die Situation wurde ihm langsam suspekt, das dies wirkt irgendwie verloren.

>„Oder tun Sie nur so?“, hackte er nach.
Man hackt nicht nach, man hakt nach.

>Dieser Eindringlich wagte es tatsächlich mit ihm seine Spielchen zu treiben.
Sag mir jetzt mal bitte, was du dauernd mit deinem Eindringlich hast XD.
Eindringling.

Mir fällt grad auf, dass ich hier leider wieder dieses für deine FFs Typische entdecke, was mir nicht gefällt: Rei ist immer der Allwissende, Geheimnisvolle, der Kai in seinen Bann zieht. Das war fast in jeder FF von dir, die ich gelesen habe, so ._.
Mir gefällt das nicht, denn das lässt es automatisch immer so wirken, als sei Rei supertoll und Kai immer ein dummer Idiot, der ohne Reis Wissen total verloren wäre ...
Zumindest ist das mein persönlicher Eindruck.
Was dadurch nur wieder bestätigt wird, dass Rei Kai mal wieder überlegen ist in dem Spiel.
Hm, ok, doch ein Patt, ich nehm es erstmal zurück. Dennoch wirkt es so, als sei Rei ihm permanent in irgendwas überlegen.

>„Sie sind ganz schön neugierig, Kai“, stellte er amüsiert fest.
Naja, gut, immerhin ist REI derjenige, der sich einfach unerlaubten Zutritt verschafft und mi seltsamen Andeutungen um sich wirft XD

Das mit diesem Handkuss, oder was das sein soll, find ich übrigens sehr sexy x3 Hat mir gefallen, die Szene <3

Allerdings finde ich den Satz mit der Betonung auf Reis Hintern irgendwie etwas Fehl am Platz, weiß auch nich' :/

>hackte Kai nach
nachhaken

Irgendwie find ich das niedlich, wie Kai sich fragt, warum er sich fragt, ob er kommt *lach* Das ist eine Andeutung, die mir gefällt, das mit dem Hintern würd ich an deiner Stelle zB fast rausnehmen...
Kai trägt nur ein Hemd? Damals trug man doch Frack usw, wenn ich die Andeutung deiner Zeit richtig interpretiert habe.

>Über den Parkett wirbelnd
Das Parkett

>Kai wollte es nicht mehr weiter gelingen, sich zu beherrschten.
Da ist ein t reingerutscht

Aber die Szene hat was <3
Ok, ich nehm es zurück, die Szene ist wirklich HEIß 8D
Also, solche Szenen gelingen dir jedesmal gut, dafür scheinst du echt ein Händchen zu haben ^^
Du schaffst es wirklich perfekt, erotische Spannung aufzubauen, ohne es 0815-mäßig wirken zu lassen ^3^

>„Wie ist es möglich, dass Sie so erotisch sind?
Das klingt irgendwie blöd, ich würde das erotisch lieber durch verführerisch ersetzen :3

>„Gehen wir auf mein Schlafgemach
IN mein Schlafgemach

Hrm, ein Brustkorb kann nicht muskulös sein, aber ein Oberkörper kann es ;3

>Die dunkle Haut schimmerte bläulich im Licht des Sternenüberfüllten Himmels.
sternenüberfüllt klein. Ansonsten hat dieses Satz etwas herrlich Mystisches *~*

>„Ja, es war grausam.“
Diese Szene gefälllt mir sehr gut. Ohne es genau zu beschreiben machst du hier deutlich, dass die beiden der Engel und der Dämon gewesen sind.
Dieser Satz hat etwas so Wehmütiges, obwohl er so schlicht ist, dass es einem irgendwie den Brustkorb zuschnürt.
Auch, wenn ich oft den Eindruck habe dass du Rei Kai überlegen beschreibst, so finde ich es gut, dass du beim Sex da irgendwie die Kurve kriegst und nicht Kai als Übermacho und Rei als niedliches kleines Uke darstellst, das gefickt werden will <3 Das reißt einiges raus ...

>Rei seufzte und dreht sich in der Umarmung um
seufzte

Und das Ende ... ich finde es einfach so verdammt perfekt! Ich hab dazu einfach gar nichts weiter zu sagen.
Wundervoll <3

Und jetzt hab ich fast eine Dreiviertelstunde mit diesem OS verbracht XD
Von:  Finvara
2011-10-27T16:25:41+00:00 27.10.2011 18:25
Schachmatt, Kap. 1 6.10.11, nachgeholt August
Ich hoffe jetzt einfach es handelt sich nur um ein Kapitel, weil es wie mehrere wirkt und ich falsch abgespeichert habe.
Dein Stil fesselt mich sofort. Spannend, tiefgreifend. Die Geschichte tut ihr übriges. Engel und Dämonen sind an sich nichts neues, aber die Umsetzung macht es. Die Gefühle die mitschwingen, die Andeutungen. Du erweckst eine Fremde Welt zum Leben.
Ich finde es wunderbar, dass anscheinend Rei der Dämon ist und Kai der Engel. Ich finde es sogar recht passend. Frag mich nicht warum.
Du stellst beide gut dar, obwohl ich das Gefühl habe Rei ist manchmal ein wenig OoC, was aber nicht im geringsten stört.
Ich dachte erst Rei hätte das Schachbrett erstanden, habe Mao zu seiner Cousine erklärt und Kai sei der Besucher. Umso überraschter war ich, dass es nicht so war. Ich bin brennend daran interessiert, wer Kais Cousine ist und hoffe sie ist gar nicht so Oberflächlich, wie sie bis jetzt dar gestellt wird.
Ansonsten bin ich wirklich gespannt, wie es weiter geht, was noch passiert oder ob es schon zu Ende ist, was wirklich schade wäre. Schließlich ist noch so viel ungesagt und es hinterlässt eine bittere Süße bei mir.
Sehr gut gefallen hat mir die Erotikszene. Schön umschrieben, voller Gefühl, Taten und ein wenig Kampf um den dominanten part. Sehr lustvoll ohne billig zu wirken.
Einen Kritikpunkt habe ich doch – ich wünschte mir eine genauere Beschreibung des Schachspiels zwischen Kai und Rei und hätte es wirklich amüsant gefunden, wenn Rei die weißen Figuren gehabt hätte. Gegen jedes Klischee oder so ähnlich.

Von: abgemeldet
2011-09-09T23:53:20+00:00 10.09.2011 01:53
Erst einmal ist dein Schreibstil wirklich sehr bezaubernd, sehr angenehm und leichtlebig,die Worte sind gut gewählt und erinnern einen an längst vergangene Zeiten, als Frauen noch Damen und Männer noch Gentlemen waren und ich schätze, genau das war auch deine Absicht.^^ Bewundernswert ist auch, dass diese Erzählweise auch in den direkten Reden so vorkommt, viele sind ja oft versucht, da dann etwas umgangssprachlicher zu werden. Genau so soll es aber nicht sein und das hast du ganz toll hinbekommen.
Der Aufbau ist auch große Klasse. Du erzeugst einen weiten Spannungsbogen, der einen hinhält bis zum Schluss und einen richtig mitfiebern lässt, vor allem für mich, die ich das Pairing jetzt nicht so unbedingt leiden kann, ein unbedingter Vorteil.
Und oh Gott, beim Ende hatte ich ein richtig schönes Schaudern in der Rückengegend. Ich liebe Geschichten über einen Engel und einen Dämon,die sich ineinander verlieben, habe selbst mehrere dieser Art geschrieben und bin, wie gesagt, einfach nur begeistert.^^
Von:  Anuri
2011-08-23T08:09:34+00:00 23.08.2011 10:09
Der Schreibstil ist sehr flüssig und die Geschichte sehr angenehm zu lesen. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Ich weiß das es eine AU-FF ist und doch finde ich das die beiden nicht wirklich Rei und Kai treffen. Gerade Kais Rolle erinnerte mich so gar nicht an Kai Hiwatari.

Es sind mir noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen.

>meine Schritte brachten mit hierher
Ich denke mal du meintest nicht 'mit' sondern 'mich'

>Wozu mit die Mühe machen
hier sollte es wohl eher 'mir' heißen :)

>„Lasst uns woanders hingehen“, zischte er
Zischen verbinde ich immer mit etwas negativen, was in der Situation nicht wirklich zu passen scheint.

>Kai erschauderte ob der Nähe und nickte.
Der Satz ist irgendwie falsch. Aber auch wenn ich das 'ob' durch ein anderes Wort ersetze wirkt der Satz irgendwie Falsch.

Liebe Grüße
Anuri

Von:  shirokoneko
2011-08-17T19:42:45+00:00 17.08.2011 21:42
So da lassen wir doch mal was da.

Du hast die die Geschichte wirklich wunderschön geschrieben und auch die Idee finde ich interessant.
In den meisten fällen ist Rei immer der Engel und nicht Kai. Diese Rollenverteilung gefällt mir aber sehr gut.

Auch das du dir ein Schachspiel als Grundlage für die Geschichte ausgesucht hast finde ich passend da es, glaube ich, das Spiel der Könige genannt wird und jene früher quasi nur Gott Rechenschaft Schuldig waren und somit die Engel die Untergebenen von Gott sind.
So ist es umso bedauernstwerter, dass der Engel und der Dämon Aufgrund des Spieles bestraft wurden.
Jedenfalls empfinde ich das so...

Die Art wie Rei aber Kai getriezt hat war schon gemein.
Andererseits kann Kai froh sein so gut im Schach zusein.

Die wichtigere Frage die sich mir aufdrängt ist allerdings die das Schach ein sehr altes Spiel ist, soweit ich weiß. Auch wenn die Beiden sehr oft gegeneinander gespielt haben muss Rei sehr lange eingesperrt gewesen sein, oder?
Es würde also bedeuten das Kai erst lange Zeit nach dem Rei eingesperrt wurde auf die Erde verbannt wurde oder aber das sie se~hr lange gespielt haben.
Letzteres würde mich aber auch wieder wundern, da es ja für einen Engel nur frevelhaft ist zu streiten.

Im enteffekt(?) bin ich der Überzeugung, dass der Grund warum sie Trennung der Beiden die Beziehung war.

Das Ende gefällt mir ebenfalls gut da du die Hoffung weckst das sie zusammen sein können ^^



So da ich das Gefühl habe nur Mist zu schreiben verschone ich dich jetzt einfach mal ^^

Liebe Grüße und vielen lieben dank für die schne Geschichte
shirokoneko


PS.: Nein ich habe es nicht so mit Rechtschreibung und Kommas -.-


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