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Einsamkeit ...

- Ich will gefunden werden -
von

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-5-

Gilbert verschlief den gesamten Tag. Erst am nächsten Morgen, als langsam die Sonne aufging schlug auch der Preuße seine Augen auf. Wieder fragte er sich für wen er hier eigentlich aufstand und sich fertig machte. Für sich? Nein. Wenn es nach ihm ging konnte er den ganzen Tag im Bett bleiben und an die Decke starren. Also für wen quälte er sich jeden Tag hoch und machte sich fertig? Hoffte er vielleicht darauf, dass doch Ludwig jeden Moment in sein Zimmer stürmte und ihm von diesen Tyrannen wegholte? Mit einem kleinen, bitteren Lächeln schloss er die Augen. Wie dumm er doch war. Glaubte er wirklich noch daran, dass sein kleiner Bruder ihn retten kommen würde? Er hatte doch selbst so viel mit seinem zerstörten Land zu tun. Da brauchte er nicht noch einen Bruder, der ihm eh nichts brachte. Deprimiert zog sich der Preuße seine Decke wieder über den Kopf und versuchte noch ein wenig zu schlafen.

Doch so sehr er sich auch anstrengte, es klappte einfach nicht. Also schlug er nach einer guten halbe Stunden die Decke zurück und beschloss sich doch fertig zu machen. Vielleicht war es ja nur eine Angewohnheit von ihm, dass er das jeden Morgen machte. Es war noch früh, sodass es noch still im Haus des Russen war, und Gilbert genoss diese Ruhe. Endlich konnte er sich einmal vollkommen frei bewegen ohne angst zu haben, dass er Ivan gleich in die Arme rannte. Schließlich war Ivan genau wie der Preuße ein Langschläfer. Niemals würde sich der Russe so früh aus dem Bett pellen. Allerdings stutzte Gilbert nun doch, als er kleine, tapsige Geräusche auf dem Flur hörte. Es waren nicht Ivans Schritte, keinesfalls. Denn Ivans Schritte waren schwer und stumpf. Diese Schritte hörten sich eher leise und ein wenig patschig an. Also musste doch schon einer der baltischen Staaten wach sein. Und schon kam ihm Raivis im Schlafanzug entgegen. Das kleine Land schien noch vollkommen verschlafen zu sein und war auch schon wieder auf dem Weg in das Zimmer, dass er sich mit seinen Brüdern teilte. Als er allerdings den Preußen erblickte, blinzelte er einige Male und blieb stehen. „G-Guten Morgen..“,kam es schließlich von ihm und er zuckte schon leicht zusammen, als der Andere auf ihn zukam. „Guten Morgen Raivis..“, nuschelte Gilbert leise und blickte zu ihm hinunter, „Warum bist du denn schon wach?“ „I-ich war nur i-im Bad..“,kam die genuschelte Antwort und schon war der Kleinere auch schon durch die Tür geschlüpft.

Verwirrte blickte der Silberhaarige ihm hinterher, zuckte dann aber leicht mit den Schultern und ging ebenfalls ins Bad um sich fertig zu machen. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken an den kleinen Raivis, sondern schlich sich weiter in die Küche und suchte sich sein Frühstück zusammen. Toris hinterließ er einen Zettel, dass er schon gefrühstückt habe und er ihm nichts machen brauche.

Während er sein Frühstück in seinem Zimmer verspeiste, sah er dem Sonnenaufgang zu. Auch wenn er Russland noch so sehr hasste, die Sonnenaufgänge hier waren einmalig. So saß der Preuße ausnahmsweise einmal still und recht glücklich vor dem Fenster und aß sein Brötchen. Und obwohl er sonst nicht viel aß, aß er doch dieses Mal sein ganzes Essen. Nachdem Mahl erhob er sich wieder und streckte sich erst einmal ausgiebig, sodass seine gesamte Wirbelsäule knackte. Wahrscheinlich hatte er sich vorhin verlegen. Denn sein Rücken schmerzte. Also würde es wieder ein Tag werden, wo er sich in seinem Zimmer verkroch und hoffte, dass sein Rücken aufhören würde zu schmerzen. Vielleicht konnte er Toris nachher einmal fragen, ob er nicht etwas wusste, was ihm half. Doch nun schlüpfte er erst einmal wieder in seine Jogginghose und sein Schlafshirt. Aufstehen würde er dann ja heute nicht mehr.

Und das tat er auch nicht. Den ganzen Tag verbrachte er im Bett und tat sich selbst Leid. Toris schaute zwar nach ihm, doch wirklich helfen konnte er ihm auch nicht. Er brachte ihm lediglich ein warmes Körnerkissen. Doch das wollte die Verspannung des Preußen doch nicht wirklich lösen.

Eine ganze Woche kam er nur aus seinem Zimmer um das Bad zu benutzen. Ansonsten verschanzte er sich regelrecht. Er ging ja davon aus, dass er sich endlich auflöste und das dies schmerzte. Doch als er nach einer ganzen Woche noch immer da war und die Schmerzen langsam aber sicher abklungen war, traute er sich doch wieder ganz raus. Und sein erster Weg führte ihn natürlich gleich hinaus in den Schnee und wieder zu den verhassten Steinen. Was hatte er denn erwartet? Das sie auf einmal weg waren? Nein. Das würde Ivan niemals zulassen. Schließlich wollte er mit den anderen Alliierten, vor allem Alfred, nichts mehr zu haben. Ihre Politiken verstanden sich nicht mehr. Aber das hatten sie sich ja noch nie. Ivan hatte sich nur im Krieg zusammengenommen, damit der Feind, Deutschland, gestoppt werden konnte.

Vorsichtig legte Gilbert seine Hand auf die Mauer und schloss die roten Seelenspiegel. „Ludwig...“, wisperte er leise, als ob sein Bruder ihn hören konnte. Er wusste genaustens, dass Ludwig gerade ganz andere Dinge zu tun hatte, als vor dieser Mauer zu stehen und ebenfalls darauf zu hoffen, dass der Preuße dort stand. Schließlich hatte er ja noch sein Land zu führen oder eher führen zu lassen. Alfred hatte ihm bestimmt so einiges an Macht genommen durch sämtliche Verträge. So genau hatte Gilbert darüber noch gar nicht nachgedacht, schließlich hatte er hier mit Ivan zu kämpfen und das reichte ihm erst einmal auch.

Leicht fragend blickte er auf, als die Schranken seid langsam einmal wieder geöffnet wurden und ein schwarzer Wagen durchfuhr. Verdutzt starrte er die abgedunkelten Fenster an. Als der Wagen nun auch noch direkt bei ihm hielt, siegte seine Neugierde und er klopfte leicht an die Scheiben. Wer fuhr denn bitte so einen Wagen? Ludwig war es nicht. Zwar besaß er einen schwarzen Wagen, aber er war kein Fan von abgedunkelten Scheiben. Und dem Italiener wie auch dem Japaner traute er eine solche Maschine einfach nicht zu. Vielleicht war es ja Alfred oder Arthur. Er wäre sogar froh über Francis gewesen, hauptsache er kam aus diesem Alltagstrott heraus, der hier herrschte. Seine Neugierde wurde endlich gestillt, als sich die dunkle Scheibe senkte und er einen Blick in das Innere des Fahrzeugs werfen konnte. Und kurzzeitig entgleisten ihm die Gesichtszüge. Dort in diesem schwarzen Auto saß Ivan und lächelte ihn auch schon wieder an. „Dir geht’s wieder gut,da?“,fragte er auch gleich und beugte sich leicht zu dem Preußen, der noch immer ein wenig geschockt dastand. Ivan war gar nicht zuhause gewesen? Wie lange er wohl schon weg gewesen war? Während Gilbert noch immer zu dem Russen ins Auto starrte, war dieser schon ausgestiegen und stand nun neben ihn, musterte ihn neugierig. Doch als der Preuße ihm einfach keine Aufmerksamkeit schenken wollte, stupste er ihm leicht in die Wange. Sofort zuckte der Silberhaarige zurück und blickte giftig auf. Doch das Lächeln wollte einfach nicht aus Ivans Gesicht verschwinden. „So wie du mich anschaust, scheint es dir schon besser zu gehen, Gilbert“, schlussfolgerte der Russe dann einfach und nickte zufrieden. Währenddessen gab er dem Fahrer schon einen Wink, dass er weiterfahren konnte. Er wollte erst einmal noch ein wenig mit dem Preußen reden, wenn dieser denn mit ihm reden wollte.

Unschlüssig schaute Gilbert dem Wagen hinter, als Ivan seine Hand nahm und ihn doch recht sanft mit sich zog. Ohne groß nachzudenken tapste der Kleinere auch gleich mit durch den schon wieder knöchelhohen Schnee. „Ich war für 5 Tage in Deutschland, Gilbert“, erklärte der großgewachsene Russe auch gleich, während er weiter mit dem Anderen an der Hand die Straße entlang tapste. Sofort hellte sich Gilberts Blick auf und holte nun auf, sodass er gleichauf mit Ivan war. „Wie geht es Ludwig?“ Ein wenig erstaunt blickte Ivan nun zu dem Kleineren. Gilbert reagierte auf etwas was er sagte, mit etwas anderen als Wut? Noch einmal blinzelte er, ehe er auch schon wieder lächelte. „Es geht ihm gut, da~. Er sieht schon wieder gut aus. Er hat sich erholt“, erzählte er auch gleich eifrig weiter. Sofort schlich sich ein Lächeln auf das blasse Gesicht des Preußen und er schien mehr als erleichtert zu sein. „Er hat auch nach Gilbert gefragt..“ Sofort wurde er von den roten Seelenspiegeln gemustert. „Ich habe ihm gesagt, dass du Rückenschmerzen hast. Aber das es dir ansonsten gut geht“ Gilberts einzige Antwort war ein kleines Nicken. Was sollte er denn auch mehr darauf antworten? „Und ich habe dir etwas mitgebracht~“ Nun war schon wieder die Neugierde des Preußen geweckt, weswegen er schon wieder neugierig aufschaute. Das Lächeln des Russen wurde ein wenig sanfter, ehe er den Kopf schüttelte. „Was es ist, sag ich dir aber nicht~“, bei diesen Worten legte er sich einen Zeigefinger auf die Lippen. Sofort ging leiser Protest von dem Kleineren aus, aber Ivan ließ sich nicht erweichen und blieb bei seinem kleinen Geheimnis.

Gilbert überlegte fieberhaft, was der Russe ihm denn aus Deutschland mitgebracht haben könnte. Bestimmt irgendwas ganz normales. Vielleicht ein Stück Erdbeerkuchen oder so etwas. Eben etwas, was es nicht in Russland, sondern nur in Deutschland gab. Beinahe schon artig tapste der Silberhaarige hinter dem Größeren her, der noch immer seine Hand hielt. Doch diesmal schien Gilbert das gar nicht zu stören, oder er war einfach viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. So bemerkte er auch nicht, dass sie der Haustür immer näher kamen. Erst, als Ivan den Schlüssel geräuschvoll herumdrehte, wachte Gilbert aus seinen Gedanken auf und blickte sich irritiert um. Wann waren sie denn zurückgekommen?

Ivan zog sich schon die Schuhe aus und blickte den Preußen nun auch fordernd an. Man konnte es ihm ansehen, dass er sich freute. Er war eben doch wie ein kleines Kind. Mit einem kleinen Seufzen schlüpfte er ebenfalls aus den dicken Stiefeln, als Ivan auch schon wieder seine Hand nahm und ihn mit sich zog. Vollkommen überrumpelt stolperte Gilbert erst einmal, fing sich aber wieder und stolperte ihm hinterher in das Zimmer des Russen. Nun fiel dem Preußen das erste Mal auf, dass er noch nie da Zimmer des Großgewachsen gesehen hatte. In all den Wochen, in denen er schon hier wohnte, war er noch bei Ivan im Zimmer gewesen. Nun war die Frage, ob er das überhaupt wollte?

An der Türschwelle zum Zimmer des Russen blieb Gilbert unschlüssig stehen. Sollte er diesen Raum wirklich betreten? Wollte er das? Er war sich nicht sicher. Auch Ivan schien seine Unentschlossenheit zu bemerken, denn er drehte sich zu ihm und blieb stehen. „Gilbert?“, fragte er dann leise und legte den Kopf ein wenig zur Seite. Durch seinen Namen schreckte der Preuße auf und fixierte den Größeren mit seinem Blick. Er traute ihm nicht. Er vertraute ihm so gar nicht, was auch seinen Gründe hatte. Ivan hatte es nicht verdient, dass man ihm vertraute. Vor allem bei Gilbert hatte er seine Chance auf Vertrauen verspielt, an dem Tag, als er ihn mit über die Grenze genommen hatte. Noch einmal sprach der Russe ihn mit Namen an, wurde immer ungeduldiger. Nur langsam setzte der Silberhaarige einen Fuß vor den Anderen. Langsam setzte er einen Fuß von dem kalten Parkett des Flures auf den weichen, dunklen Teppich, der unregelmäßig mit hellen Stellen gesprenkelt war. Ein wenig unsicher stand der Preuße da und blickte sich um. Erst einmal wollte er sich umschauen. Nicht, dass ihm hier irgendwas drin passierte, konnte ja alles gut möglich sein. Doch Ivan stand nur in mitten seines Zimmers und blickte den Preußen neugierig an. Er schien gespannt auf die Reaktion des Kleineren zu sein. Die roten Iren wanderten weiter durch den Raum. Seine Zehen bohrten sich in den weichen Teppich und er ballte die Hände zu Fäusten. Eigentlich war der Raum recht freundlich eingerichtet. Die Tapete hatte einen Cremeton, welches gut mit dem dunklen Teppich harmonierte. Ein großes Fenster flutete den Raum mit Licht, ließ die Sonnenblumen, die in einer großen Glasvase standen, noch ein wenig besser zur Geltung kommen.

Der Rest des Zimmers war eher spartanisch eingerichtet. Ein Doppelbett mit mindestens 10 Kissen und 3 Decken. Ein Schreibtisch mit Unmengen an Papieren, die aber dennoch irgendwie eine Ordnung zu haben schienen. Neben dem weißen Schreibtisch war ein großer ebenfalls weißer Aktenschrank. Das war die Einrichtung im großen und ganzen. Bilder oder dergleichen gab es nicht. Zumindest konnte Gilbert keine erkennen.

„Gilbert... Ich habe ein Geschenk für dich“, lächelte Ivan dann und plötzlich schwang etwas anderes in seinem Lächeln mit. Es war nicht mehr dieses Ivan-lächeln, es strahlte eine gewisse Wärme und Freude aus, ehrliche Freude. „Was denn?“,fragte der Preuße nun noch misstrauischer, kam aber einige Schritte näher. Nun war die Neugierde des Silberhaarigem geweckt. Er wollte nun wirklich wissen, was der Größere vor ihm geheim hielt. „Es wird dir sicherlich gefallen~“,versprach der Russe ihm und holte das kleine Päckchen aus seiner Tasche heraus. Das Geschenk war schwarz und weiß. Wie die ehemalige Flagge des Beschenkten. Anscheinend hatte sich Ivan wirklich Gedanken gemacht. Das Misstrauen des Preußen wich ein wenig und er griff nach der Verpackung. Sie fühlte sich seltsam leicht an. Nun war er sich nicht mehr so ganz sicher, ob Ivan ihm nicht nur diese Packung schenken wollte. Mit genau diesem Gedanken blickte er zu ihm auf. Rot traf violett. „Ich hoffe, es ist etwas anständiges..“,maulte der Kleinere dann und machte sich daran die schwarze Schleife zu öffnen. Irgendwie erinnerte ihn dieses Geschenk eher an eine Beerdigung, als an ein Geschenk der Freude. Langsam aber sicher wurde er immer neugieriger und seine Bewegungen fahriger, bis er dann endlich den Deckel abnehmen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Stubsii
2012-06-30T10:51:00+00:00 30.06.2012 12:51
Ich find die FF so super spannend *-*
Ich liebe Drama ~
Ich will wissen was in diesem verdammten Geschenk drin ist xD


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