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Einsamkeit ...

- Ich will gefunden werden -
von

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-3-

Langsam blickte sich der Preuße um. Er hoffte so sehr, dass es sich um seinen kleinen Vogel handelte, um Gilbird. Doch jene Hoffnung wurde nicht erfüllt. Zwar handelte es sich um einen kleinen, gelben Vogel, aber eben nicht um seinen. Er hatte so lange gehofft, dass Ivan ihn nicht umgebracht hatte. Denn das wäre das Fass ohne Boden für Gilbert gewesen. Dieser kleine Vogel war ihm so wichtig geworden, wie kein anderer. Niemand konnte sich vorstellen, wie viel ihm das Küken bedeutet hatte. Denn er hatte ihn nie allein gelassen. Alle anderen hatten ihn früher oder später verlassen, dich Gilbird nie. Immer hatte er bei ihm gesessen und alles akzeptiert, wie es war. Er war Freund und Tröster für den Preußen gewesen.

Doch die Hoffnung von ihm wurde nicht erfüllt, sie würde nie erfüllt werden. Sicherlich hatte der Russe auch seinen kleinen Freund das Leben genommen. Ivan war grausam. Er traute ihm alles zu. Und so flatterte auch nicht sein kleiner Vogel zu ihm, sondern ein kleiner, anderer Vogel. Pierre. Das Haustier von Francis. Mal mehr, mal weniger Haustier. Ein wenig verdutzt nahm er das Tierchen auf die Handflächen und strich ihm leicht durchs Gefieder. Er war Gilbird so ähnlich, dann aber doch wieder so anders. Dennoch, für einen kurzen Moment genoss er die Anwesenheit von jemand anderem. Von jemanden, von dem er sich sicher war, dass er ihm nichts böses wollte. Zwar waren die baltischen Staaten da, doch auch diese standen unter Ivan. Und dieses kleine, vorkühlte Vögelchen eben nicht. Zwar fragte er sich, was er hier wollte, aber nur solange, bis er das kleine Zettelchen an dem Bein entdeckte. Kurz machte er dieses ab, ehe er das kleine Tierchen mit in seinen Mantel schlüpfen ließ. Schuld am Tode eines kleinen Vogels wollte er ja nicht sein. Als das kleine Tierchen gut verstaut war, öffnet er den kleinen Zettel. Dort konnte er die Schrift von dem Franzosen sofort erkennen. Verschnörkelt und über jedem i ein kleines Herzchen als I-punkt. Das war wirklich Francis Schrift. Kein anderes Land, das er kannte, schrieb so schrecklich wie eben Frankreich. Leicht schüttelte er den Kopf. Aber er war froh, über ein kleines Zeichen von seinen ehemaligen verbündeten. Schließlich verbreiteten Gilbert, Francis und Antonio früher Angst und Schrecken, als Trio. Auch wenn Gilbert es niemals zugeben würde, er vermisste beinahe die alten Zeiten, in denen noch alles okay und in Ordnung gewesen war. Noch einmal strich er Pierre über de Kopf und versuchte nun erst einmal die Schrift zu entziffern. Francis hatte versucht deutsch zu schreiben. Die Betonung lag dabei auf versucht. Denn beinahe jedes zweite Wort war dennoch französisch. Leicht runzelte der Preuße die Augenbrauen, während er versuchte herauszufinden, was der Alliierte denn nun von ihm wollte. Denn eigentlich müsste er ja aus Ivans Seite sein, Schließlich gehörten sie beide der gleichen Fraktion an.

So saß Gilbert noch ein wenig im Schnee, mit einem kleinen Vogel nahe seinem Herzen und einem Stück Papier in den Händen, das ein wenig von Mitgefühl rührte. Denn obwohl sie sich nicht mehr so nahe wie früher waren, hatte Francis so etwas wie Mitleid mit dem Preußen. Dass er nun unter der Regentschaft des Russen leiden musste. Denn es war ja in der ganzen Welt bekannt, was Ivan für ein Wesen hatte. Niemand würde freiwillig zu ihm gehen, niemand. Eigentlich sollte er den Franzosen hassen, dennoch berührten ihn diese Worte, vor allem, dass er sie nun hören durfte. In der Zeit, wo es wirklich schlecht um ihn stand. Ohne Land. Ohne alles.

Seufzend blickte der Silberhaarige in den Himmel, starrte in die grauen Wolken, die nur wieder neuen Schnee bringen würden. Das kleine Vögelchen an seiner Brust hatte sich mittlerweile aufgeplustert um sich selbst ein wenig zu wärmen, denn die Körper wärme den Preußen schien ihm ihm noch lange nicht zu reichen. Noch einmal strich Gilbert ihm durchs Gefieder und sah ihn beinahe sanft mit seinen roten Seelenspiegeln an. Der Kleine hatte schließlich einen langen Flug hinter sich, da durfte er sich ruhig an der Brust des ehemaligen Landes ausruhen. Auch Gilbert fror mittlerweile. Das Gefühl in seinen Fingern war längst weg, doch er weigerte sich wieder in dieses verhasste Haus zu gehen. Lieber würde er hier erfrieren. Doch das konnte er dem kleinen Tierchen ja nicht antun. Pierre schien ganz schrecklich zu frieren. Er versuchte sich noch mehr aufzuplustern um die Kälte abzuhalten, doch er schien es nicht zu schaffen. Mit eiskalten Finger strich er leicht über das kleine Köpfchen. „Ist gut. Ich geb dir ein wenig Wasser und etwas zu essen und dann siehst du zu, dass du zu Francis zurück kommst“ Mit diesen Worten stand er Preuße doch auf und stapfte durch den Schnee zurück in sein Zimmer. Dort pellte er sich aus dem Mantel, stellte die Heizung noch ein wenig höher. Dadurch, dass er eben so lange im Schnee gesessen hatte, fror er selbst auch. Sicherlich würde er demnächst noch krank werden, wenn es nicht endlich aufhören würde zu schneien. Sanft setze er das bisschen Tier auf seinem Bett ab und sah leicht zu ihm hinunter. Er erinnerte ihn so sehr an sein eigenes Vögelchen. Doch er war es nicht. Dennoch würde er sich liebevoll um ihn kümmern, ihn wieder aufpäppeln, bis er wieder abflugbereit war. Auch wenn dies noch einige Wochen dauern würde. Und er würde ihn beschützen, vor den großen russischen Pranken.

„Warte hier, Pierre“, wisperte der Preuße, ehe er seine Zimmertür von außen schloss und dann erst einmal in die Küche ging. Zu seinem Glück begegnete er keinem auf diesem Weg. In der Küche nahm er sich eine Untertasse und eine kleine Schale. In diese füllte er lauwarmes Wasser und nahm sich ein Stück trockenes Brot mit. Mehr konnte er auf Anhieb nicht finden. Und als er dann noch leise Schritte hören konnte, wollte er erst recht weg. Auf leisen Sohlen schlich er zurück in sein Zimmer und setzte sich neben seinen kleinen Gast. Kurz stupste er ihn an und ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Hier, mehr hab ich leider nicht für dich finden können...“ Vorsichtig stellte er das Schälchen Wasser auf die Bettdecke und zerbröckelte das Stück Brot auf der Untertasse. Leicht öffnete das Tierchen darauf seine dunklen Augen und starrte den Preußen eine Weile an, ehe er sich erhob und dann anfing etwas zu essen und zu trinken. Gilbert indes lehnte sich an die Wand hinter sich und schaute ihm sanft zu. Die Anwesenheit des Vogels tat ihm gut. Endlich einmal jemand, der ihn nicht andauernd mit Fragen oder Wünschen bombardierte, sondern einfach nur still da war, nur ab und an ein kleines Zwitschern oder Fiepen von sich gab. Als die Brotkrumen aufgepiekt waren, schüttelte sich Pierre kurz, ehe er es sich in den weichen Federn von dem Kopfkissen des Preußen bequem machte. Noch einmal plusterte er sich auf, ehe er sein Schnabel unter seinem Flügel versteckte und wieder seine dunklen Seelenspiegel schloss.

Schweigend hatte sich Gilbert dies alles angeschaut und noch immer saß er still an seinem Platz. Erst nach einer weiteren halben Stunde konnte er sich aufraffen das Geschirr auf seinem Nachtschrank zu stellen, wo noch immer das Essen des Litauen stand. Er wollte und würde es auch nicht anrühren. Selbst wenn es Toris verletzte, er hatte eben keinen Hunger und das schon seid Wochen nicht. Er zwang sich immer dazu, wenigstens ein wenig zu sich zu nehmen. Doch heute war wieder einer dieser Tage, wo ihm die ganze Zeit schlecht war. Da konnte er sich zu keinem bisschen Essen zwingen. Langsam und vorsichtig erhob er sich, stellte das Tablett vor die Tür, damit es der nächste dann auch gleich mitnehmen konnte. Denn noch einmal würde er dieses Zimmer nicht verlassen. Er hatte für heute einfach keinen Nerv mehr für das alles. Es war ihm alles zu anstrengend, es war ihm alles zu Kopf gestiegen. Also machte sich Gilbert nur noch bettfertig, ehe er zu dem kleinen Vogel ins Bett krabbelte und schließlich in einen unerholsamen Schlaf abdriftete.

Wirklich erholsam hatte der Preuße noch nie in dem Zimmern des Russen geschlafen. Wie sollte er denn auch? Er musste ja immer damit rechnen, dass er zu ihm kam und ihm noch irgendetwas antat. Auch wenn Ivan meistens einfach nur da war und lächelte, wusste jeder Bewohner dieses Hauses, dass Ivan nicht immer das artige, lächelnde Kind war, was er zu pflegen schien. Das hatte Gilbert ja mittlerweile auch am eigenen Leib zu spüren bekommen. Auch wenn er wach war, wollte er das warme Bett nicht verlassen. Leicht kuschelte er sich tiefer ein und schloss dann seufzend seine Augen. Doch lange konnte er sie nicht mehr geschlossen lassen, denn schon saß etwas weiches, flauschiges auf seiner Wange und ein kleiner vorwitziger Schnabel rieb sich an seinem Nasenrücken. Da wollte wohl jemand, dass er aufstand. Leicht öffnete er seine Seelenspiegel wieder und hob das Vögelchen von seinem Gesicht. „Ist ja gut..“ Ein leises, aber anscheinend glückliches Zwitschern kam von Pierre, während er leicht mit den Flügeln schlug und zu dem Silberhaarigem aufsah. Ein kleines, aber dafür ehrliches Lächeln schlich sich auf seine Züge. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen“ Jeder andere, der Gilbert so gesehen hätte, hätte sicherlich gedacht, dass er nun vollkommen übergeschnappt war. Aber das war er nicht, zumindest noch nicht. Das kleine Küken war eben nun gerade der einzige Gesprächspartner, dem er sich zuwenden konnte. Langsam setzte sicher setzte er sich , kuschelte sich aber weiterhin in die Federn seiner Bettdecke. Ihm war so verdammt kalt.

Gerade als er sich wieder seinem kleinen Gesprächspartner zu wenden wollte, klopfte es an der Tür und Toris steckte seinen Kopf durch den Türspalt. „Guten Morgen, Gilbert“, lächelte der Litaue auch schon und stellte dem Preußen dann das Tablett auf den Nachtschrank. „Ich hoffe du hast gut schlafen können?“ Noch ein wenig verschlafen beobachtete Gilbert den Anderen dabei, wie er die Rollos hoch machte und dann gleich selbstverständlich das Fenster öffnete. Gleich verschwand er halb in der Decke und linste ihn nur weiter an. Er konnte wirklich nicht glauben, dass sich Toris schon an den beißenden kalten Wind gewöhnt hatte, der nun zum Fenster hereinkam. Aber nicht nur Gilbert schien mit dem Wind seine Probleme zu haben. Auch Pierre schien mehr als angefressen zu sein, dass es nun kalt wurde und begann gleich laut zu schimpfen, während er sein Gefieder aufplusterte. Verdutzt schaute der Dunkelhaarige zu dem Bett und blickte den Vogel an. „Wer...?“ Doch weiter brauchte Toris gar nicht zu sprechen, denn Gilbert beantwortete ihm die ungestellte Frage gleich. „Pierre. Ein Haustier von Francis“, nuschelte er und ließ die Decke langsam von seinem Kopf sinken. Ein kurzes Nicken war die Antwort und schon schloss der Litaue die Fenster wieder. Genug frische Luft war nun ja vorhanden. „Ich lasse dich nun wieder allein, wenn was sein sollte... Komm gerne zu uns, ja?“ Mit uns meinte er die baltischen Staaten. Aber Gilbert würde ihnen garantiert nicht erzählen, wie schlecht es ihm wirklich ging. Also nickte er nur leicht und sah ihm nach, wie er langsam die Tür von außen schloss. Der Preuße war froh endlich wieder allein zu sein. Mit einem kleinen Seitenblick quittierte er das Frühstück und holte sich einen Teller und ein Brötchen mit ins Bett. Dabei wurde er von wachen, dunklen Augen beobachtet. Langsam hüpfte Piere zu dem Preußen und setzte sich auf dessen Bein, wartete leise zwitschernd auf sein Essen, was ihm auch gleich gemacht wurde. Nachdem Gilbert das Brötchen aufgeschnitten hatte, zerbröckelte er eine Hälfte und ließ den Vögel essen, die andere Hälfte aß er selbst. Schließlich lebte er ja auch nicht nur von Luft und Liebe. Oder eher nur von Luft.

„Dir scheint es schon wieder gut zu gehen, hm?“, fragte der Preuße zwischen zwei Bissen und strich ihm wieder leicht durchs Gefieder, woraufhin sich der kleine Kopf an die kalten Finger drückte. Gilbert hatte wirklich ein Händchen für so kleine Vögel. „Wärm dich noch ein wenig auf und dann kannst du zu Francis zurück“ Gilbert war sich nicht sicher, ob das Vögelchen überhaupt deutsch verstand. Aber mit französisch konnte er eben nicht dienen. Aber Taten zählten ja bekanntlich mehr als Worte.

Noch eine Weile blieb er in dem warmen Bett sitzen und kraulte Pierre, ehe er sich erhob und frische Sachen aus seinem Schrank holte. Nun erst einmal duschen gehen und dann würde er schon sehen, was dieser Tag ihm bringen würde. Hoffentlich endlich einmal etwas gutes. ER hatte so langsam keine Lust mehr auf immer schlimmer werdende Tage. „Warte hier bitte auf mich und lass Ivan nicht an dich..“, hauchte er dem Vögelchen zu, das aufmerksam, aber aufgeplustert auf dem Bett saß. Wäre es Gilbird gewesen, hätte er kein Problem damit gehabt, dass er mitgekommen wäre, aber es war eben nicht Gilbird. Und mit einem fremden Vogel wollte er nicht duschen, auch wenn er ihn mochte.
 

Damit habt ihr nun nicht gerechnet! xD

Hoffe, es gefällt euch weiterhin und ihr schreibt fleißig Kommies <3

Würde mich freuen.



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