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Revolve around

Die sechste Division
von

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Übernachtung

Diese Sache würde er seiner Mutter noch lange übel nehmen. Noch sehr lange. Doch erst einmal musste er aus dieser Sache heile wieder herauskommen.

„Renji, vielleicht solltest du beim Abwasch helfen.“

Es war ein als Vorschlag getarnter Befehl. Die drei „Mitglieder der sechsten Gruppe“ befanden sich momentan in Rikichis Zimmer. Noch waren die Futons nicht ausgerollt und Rikichi fragte sich, ob der Boden überhaupt genug Platz für sie bot. Bisher hatte er in diesem Raum stets alleine geschlafen und auch das schon lange nicht mehr. Die letzte Nacht hatte er hier verbracht, bevor er den Hofgarden beigetreten war.

Gerade hockte er auf einem zusammengerollten Futon, den Blick wagte er nicht zu heben. Kuchiki hatte sich selbstverständlich den einzigen Stuhl im Raum geschnappt und Renji lehnte an einer Wand. Er machte keine Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Der Taichou sah zu ihm auf.

„Es macht keinen guten Eindruck, wenn wir uns nur bedienen lassen und unsere Hilfe nicht anbieten.“

Doch Renji schüttelte bloß den Kopf.

„Sie wollen mich nur loswerden, um Rikichi die Leviten zu lesen. Dabei sollte Ihnen doch klar sein, dass man ständig solche Sachen sagt, wenn man gerade gestresst von der Arbeit ist.“

„Ach? Will ich denn wissen, was du so über mich sagst?“

Der leichte Rotschimmer, der sich nun in Renjis Gesicht legte, fiel wohl nur Rikichi auf. Er seufzte.

„Schon gut, Abarai-fukutaichou. Es ist ja meine Schuld.“

Und das hier aufzuschieben, war auch keine Lösung. Kuchiki würde auf eine Aussprache bestehen, da konnten sie es auch hinter sich bringen. Renji sah noch einmal kurz zwischen den beiden hin und her, nickte dann und verschwand. Wahrscheinlich würde er in der Nähe von Sae in größerer Gefahr schweben als hier.

Rikichi druckste etwas herum.

„Es tut mir leid.“

„Du musst mir nicht mit dieser Floskel kommen.“

Endlich sah Rikichi auf, doch den Blick seines Taichous fand er nicht. Kuchiki schien an ihm vorbeizusehen, eher mit der Wand hinter ihm zu sprechen. Konnte es etwa sein, dass ihm Rikichis Worte wirklich nahe gingen? Er hatte damit gerechnet, dass sein Taichou wütend sein würde. Ihn vernichtend ansehen und dann mit harten Worten traktieren würde. Aber das hier kam unerwartet.

„Taichou? Sie sollten das wirklich nicht so ernst nehmen. Als ich mit ihr gesprochen habe, war ich etwas in Rage gewesen… und es ist auch schon länger her, wirklich.“

„Was willst du damit sagen?“

„Nun… dass ich Sie nun eben anders sehe.“

Plötzlich fanden sich ihre Blicke doch. Rikichi hielt kurz die Luft an. Bisher hatte er immer geglaubt, die Augen Kuchikis würden nichts als Kälte verströmen. Doch da war noch mehr. Es war eher, als seien sie bloß eine Eisschicht, welche nun durchschimmernd wurde. Doch bevor er erkennen konnte, was er sah, blickte Kuchiki wieder weg.

„Ich frage mich, weshalb du dich überhaupt darauf einlässt. Ich hatte schon vorher das Gefühl, dass du mich nicht leiden kannst. Dennoch-"

„Das ist nicht wahr!“

Überrascht von der Unterbrechung sah Kuchiki ihn wieder an.

„Ich meine, natürlich kann ich Sie leiden. Nur sind Sie eben so anders als die Leute, die ich sonst so kenne. Das verunsichert mich etwas. Zunächst konnte ich mit Ihrer Art auch nichts anfangen, aber wie schon gesagt, das hat sich geändert. Sie sind eben jemand, bei dem man unter die Oberfläche sehen muss.“

Noch während er diese Worte aussprach, fragte er sich, ob er damit nicht genau ins Schwarze traf. Vielleicht bestand sein Taichou wirklich aus mehreren Ebenen? Vielleicht war er gerade noch dabei, die oberste anzukratzen? Das würde auch erklären, wie jemand, den er bisher nur mit den Worten „arrogant“ und „adlig“ hatte definieren können, nun plötzlich freiwillig Gefahr ging, seinen Ruf zu riskieren, nur, um ihn zu sehen.

„Doch was bewog dich dazu, mich anders zu sehen? Es kam schon sehr plötzlich.“

Rikichi schluckte. Sein Taichou durfte auf keinen Fall erfahren, weshalb diese Wendung so plötzlich gekommen war!

„Nun, um ehrlich zu sein… So richtig habe ich erst angefangen, über Sie nachzudenken, nachdem wir den einen Abend alleine im Büro gewesen waren. Doch danach bin ich Ihnen nur aus dem Weg gegangen… Ich war mir eben nicht im Klaren, was ich damit anfangen sollte. Und als ich es dann begriff, kam ich zu Ihnen…“

Den Rest musste er ihm jawohl nicht noch einmal erzählen. Er hatte ihn geküsst und es war widerlich gewesen. Kuchiki schien sich mit dieser Erläuterung zufrieden zu geben. Vorerst.

„Natürlich war mir bereits bewusst, dass nicht alle Mitglieder der Sechsten vollkommen zufrieden mit mir sind. Das ist in keiner Division so. Vielleicht habe ich mir auch über diese harmlosen Worte zu viele Gedanken gemacht. Schließlich ist nur wichtig, was du nun zu mir sagst und nicht, was du irgendwann zu anderen gesagt hast.“

Er hielt Rikichi seine Hand hin. Fragend sah dieser zu ihm auf, ergriff sie dann aber. Er wurde hochgezogen und direkt auf Kuchikis Schoß befördert. Im nächsten Moment legten sich auch schon die Arme des Taichous um ihn, drückten ihn an dessen Körper. Doch nicht besitzergreifend, bloß versöhnlich. Rikichi schluckte.

„Ich mag dich wirklich sehr gerne, Rikichi.“

„Ich Sie auch, Taichou.“

Das Lügen fiel ihm schwerer als sonst. Doch als Kuchiki ihn küsste, fragte er sich einen Herzschlag lang, ob es dieses Mal überhaupt eine Lüge gewesen war.
 

Es war knapp gewesen. Nur Sekunden, nachdem er sich von Rikichi gelöst und dieser daraufhin ziemlich wackelig auf die Beine gekommen war, wurde die Zimmertür aufgerissen. Byakuya war es gewohnt, dass angeklopft wurde, bevor man eintrat. Sei es bei ihm zuhause oder im Büro. Sae schien davon nicht allzu viel zu halten.

„Hanatarou! Wie wäre es, wenn du Renji in der Küche beim Abwasch hilfst?“

Auch sie verpackte ihre Befehle in Vorschlägen. Byakuya blickte sie fragend an.

„Ich hätte nicht gedacht, dass das so lange dauert…“

„Ach, wir haben noch gar nicht angefangen. Ich habe mich noch ein wenig mit ihm unterhalten. Und jetzt würde ich gerne noch etwas mit meinem Sohn sprechen, wo er doch so selten vorbeikommt.“

Das Ende des Satzes war eindeutig ein Vorwurf.

Byakuya erhob sich. Ihrem Wunsch konnte er sich ja schlecht in den Weg stellen. Er warf Rikichi noch einen kurzen Blick zu, dann verließ er das Zimmer und begab sich in die Küche. Renji hatte das Geschirr bereits neben dem Waschbecken aufgetürmt. Er blickte kurz zu ihm, dann krempelte er sich die Ärmel hoch.

„Jetzt hat sie sich also ihren Sohn geschnappt. Aber Sie kommen sicher auch noch dran.“

„Nun… sie scheint sich gerne zu unterhalten.“

„Ja, das scheint sie. Sie hat sich aber nicht nur mit mir unterhalten, sie hat mich in Grund und Boden gerammt. Von wegen, ich sei schuld, dass Rikichi jetzt einen Strich im Gesicht hat.“

„Bist du doch auch.“

Sae begann, ihm sympathischer zu werden. Sie äußerte genau seine Gedanken. Renji seufzte und ließ die Schultern sinken.

„Das ist eben ein origineller Stil.“

„Von mir aus. Bei dir ist es auch etwas anderes.“

Bei ihm war es ihm schließlich egal. Aber diese Worte schienen Renji wieder aufzubauen.

„Sie meinen, mir steht es?“

Er nickte. Nein, so hatte er es eigentlich nicht gemeint. Aber immerhin konnte er so dieses lächerliche Gespräch über Tattoos beenden. Renji jedenfalls schien zufrieden.

Nun steuerte er einen der Küchenstühle an, doch sein Fukutaichou versperrte ihm den Weg. Wagte es, ihm den Weg zu versperren.

„Was soll das denn jetzt?“

„Arbeitsteilung. Einer spült ab, der andere trocknet ab.“

„Natürlich. Aber wir werden bloß so tun, als ob.“

Was hatte der sich denn gedacht? Hatte er erwartet, dass Byakuya sich wirklich dahinstellen und Hausarbeit erledigen würde?

„Und wenn sie wiederkommt?“

„Was ist dann?“

„Sie wird Ihnen gehörig die Leviten lesen, wenn sie sieht, dass Sie überhaupt nichts machen.“

„Das wird sie nicht. Sie wird eher froh sein, dass der Mann, der Rikichi zu diesem Strich verführte, alles alleine machen muss.“

Zumindest würde er selbst das so sehen.

„Und nun geh an die Seite.“

Viel blieb Renji ja nun nicht mehr übrig. Er hatte bereits zu viel gewagt. Murrend ging er aus dem Weg, sein Murmeln klang ein wenig nach „Sie würden ohnehin nur alles kaputt schmeißen“, aber sicher war Byakuya sich da nicht. Er wollte auch nicht mehr weiterdiskutieren.

Er setzte sich und beobachtete Renji dabei, wie dieser den Abwasch erledigte. Wenn er es so recht bedachte, hatte er noch nie jemandem dabei zugesehen.

„Es ist echt nett von Sae, dass sie uns hier übernachten lässt, nicht wahr?“

Sein Fukutaichou wollte wohl ein wenig Konservation machen.

„Sie lässt uns nicht hier übernachten, sie zwingt uns förmlich dazu.“

Renji grinste kurz über seine Schulter zu ihm.

„Ja, so kann man es wohl auch nennen. Trotzdem meint sie es gut. Rikichi kann sich glücklich schätzen.“

„Das kann er allerdings.“

Und er meinte es auch so.

„Da fällt mir ein…“

Renji kramte in seiner Tasche und beförderte schließlich ein Handy zutage.

„…vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn ich mich mal zuhause melde.“

„Tu das. Nicht, dass Kira sich noch Sorgen macht.“

„Ja, ich-„

Der Fukutaichou hielt inne und sah Byakuya entgeistert an.

„Sie wissen, dass er momentan bei mir wohnt?“

„Ja, das habe ich zufällig mitbekommen.“

„Und Sie haben es sich gemerkt?“

„Hätte ich es sonst erwähnen können? Was ist daran so verwunderlich? Du sprichst, als würde ich normalerweise meinen eigenen Geburtstag vergessen.“

„Nein, ich… war nur etwas überrascht. Schon gut.“

Renji tippte eine Nummer ein und wartete dann. Nach einer Weile legte er auf und tippte eine weitere Nummer ein. Anscheinend passierte erneut nichts, er sah auf das Display und kratzte sich am Kopf.

„Komisch, er geht nicht dran. Nicht zuhause und nicht an sein Handy.“

„Vielleicht hat er noch zu tun. Ich kann mir vorstellen, dass Ichimaru ihn Überstunden machen lässt.“

„Nein… er hat heute zum zweiten Mal infolge frei.“

„Ach?“

Ichimaru gab seinen Leuten frei? Nun durfte Byakuya sich wohl wirklich geehrt fühlen, im direkten Vergleich als der angenehmere Taichou zu gelten.

„Ja, das ist schon komisch. Normalerweise hat Izuru keine freien Tage. Aber vielleicht nutzt er das ja jetzt irgendwie für sich aus, wäre auch mal was.“

Den besorgten Unterton bekam Renji nicht aus seiner Stimme. Aber Byakuya hätte nicht gewusst, warum er da noch hätte nachharken sollen. Kira konnte ihm egal sein.

„Sind wir dann fertig?“

„Na ja… ich bin fertig.“

„Wie auch immer.“

Renji musste nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.

„Dann lass uns wieder zurückgehen.“
 

Renji konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Inzwischen war es schon ziemlich spät geworden. Zum wiederholten Male sah er auf die Uhr.

„Kuchiki-taichou ist sicher schlimmer als jede Frau. Er ist schon ewig im Bad.“

„Ja, er braucht immer so lange.“

„Bitte?“

Verdutzt sah Renji seinen jüngeren Kollegen an. Dieser riss erschrocken die Augen auf und legte dann verlegen die Hand in den Nacken.

„Ich meine, davon gehe ich mal aus. Er wirkt ja auch so, als würde er für gewöhnlich ewig im Bad stehen.“

„Ach so, klar. Rukia hat Glück, dass deren Anwesen so viele Badezimmer hat wie andere Wohnungen Fenster haben. Mindestens.“

Doch in dem Moment ging die Zimmertür auf und Byakuya stand im Türrahmen. Zweifelnd sah er auf den Boden, auf welchem die anderen beiden die Futons inzwischen ausgebreitet hatten.

„Können wir nicht noch ein paar Futons holen und sie übereinander legen?“

Ihm war anzuhören, dass er sich zusammenriss, um nicht direkter zu meckern. Entschuldigend sah Rikichi zu ihm auf.

„Mehr haben wir gar nicht. Das sind mein Futon, der alte Futon meines Bruders und der meiner Mutter. Sie schläft diese Nacht auf dem Sofa. Tut mir leid.“

Wortlos ließ Byakuya sich nieder und setzte sich zu den anderen. Renji konnte sich vorstellen, wie unkomfortabel ihm dieses Lager vorkam. Er selbst hatte kein Problem damit, oft genug hatte er ja auch auf der bloßen Erde schlafen müssen. Allerdings hätte man auch hier beinahe sagen können, dass die Futons mehr übereinander als nebeneinander lagen. Die Ränder überlappten sich, anders hätte man sie in diesem engen Raum nicht unterbringen können. Renji konnte kaum glauben, dass keine weiteren Beschwerden seines Taichous mehr folgten. Anscheinend hatte der sich vorgenommen, so gut wie möglich mit der Situation fertig zu werden. Plötzlich schlug Renjis Herz schneller, als ihm klar wurde, welche Möglichkeit bestand: Würde er diese Nacht in unmittelbarer Nähe zu seinem Taichou verbringen?
 

Rikichi befand sich gewissermaßen in einer Zwickmühle. Er hatte die Chance, neben Renji zu schlafen! Direkt neben ihm, nicht nur im Zimmer neben ihm. Doch auf der anderen Seite würde Kuchiki sein und dieses Glücksgefühl gehörig abdämpfen. So konnte er sich nicht einmal versehentlich ein wenig zu nahe an Renji heranrollen. Falls er sich das überhaupt getraut hätte. Dann bestand natürlich noch die Möglichkeit, Renji in der Mitte schlafen zu lassen. Doch ihn in Kuchikis Nähe zu wissen, war noch sehr viel schlimmer, als selbst dort zu liegen.

„Also dann… wollen wir uns schlafen legen? Ich für meinen Teil bin schon recht müde…“

Er bekam zustimmendes Nicken von beiden Seiten. Und sie alle griffen nach der Decke des mittleren Futons. Es war klar gewesen, dass Renji versuchen würde, neben Kuchiki zu schlafen. Der wiederum hatte wohl sichergehen wollen, dass sein Fukutaichou sich nicht die Mitte schnappte. Was also jetzt? Leise räusperte er sich.

„Also… das in der Mitte ist mein Futon, da dachte ich, dass-„

Kuchiki nickte.

„Ich verstehe.“

Er schien nicht, als würde ihm das viel ausmachen. Wahrscheinlich war es ihm so sogar noch lieber, weil er so nur neben Rikichi und nicht auch noch neben Renji lag. Letzterer jedoch machte ein Gesicht, als hätten die anderen zwei angedroht, ihn zu verprügeln. Resignierend zog auch er seine Hand zurück. Es tat weh, wie enttäuscht er wirkte, neben Rikichi liegen zu müssen. Schnell legte Rikichi sich hin und zog die Decke hoch. Renji löschte noch das Licht, dann legten sich auch die anderen beiden nieder.

Natürlich war es so nicht dasselbe, wie als wenn Renji und er nebeneinander gelegen hätten, einfach, weil sie es wollten. Dennoch war es schön, den Atem seines Fukutaichou so nahe bei sich zu spüren. Es dauerte nicht einmal sonderlich lange, da war dieser schon eingeschlafen. Zumindest klang es so. Er musste wirklich ziemlich müde gewesen sein, aber er hatte am Morgen ja auch erwähnt gehabt, dass er die letzten Nächte nicht gut geschlafen hatte. Rikichi hatte ihm sein Gesicht zugewandt. In der Dunkelheit war absolut nichts zu erkennen, aber er stellte sich einfach das schlafende Gesicht dicht an seinem eigenen vor. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Doch es erstarrte, als er spürte, wie sich eine Hand auf der anderen Seite auf seinen Arm legte. Er wandte seinen Kopf Kuchiki zu, den er ebenso wenig erkennen konnte. Was wollte er? Der Druck seiner Finger auf seinem Arm verstärkte sich etwas, er stupste ihn an. Er wusste nicht, ob er die Aufforderung richtig verstand. Vorsichtig legte er seine eigene Hand auf die seines Taichous. Als Antwort griff dieser nach ihr und hielt sie fest. Ihre Finger verschränkten sich ineinander.

Er fühlte sich schlecht, wenn er daran dachte, dass Renji bloß wenige Zentimeter entfernt lag, während sie hier Händchen hielten. Doch gleichzeitig konnte er nicht leugnen, dass diese Atmosphäre etwas unglaublich Schönes an sich hatte. Zum ersten Mal wirkte Kuchikis Verhalten nicht hoffnungslos aufdringlich auf ihn. Wenn er wollte, konnte er seine Hand jederzeit zurückziehen. Und er würde ihn gewähren lassen, das spürte er. Vielleicht lag es bloß daran, dass Kuchiki ihm nichts aufzwingen wollte, während die Chance bestand, dass sie erwischt wurden. Vielleicht war ihm die Gefahr zu groß, dass Renji etwas bemerken konnte. Doch vielleicht hatte er auch darüber nachgedacht, warum Rikichi so schlecht über ihn gesprochen hatte. Sollte er am Ende zu dem Schluss gekommen sein, dass er mehr Rücksicht auf andere nehmen sollte?

Er spürte, wie sein Taichou in der Dunkelheit ein wenig näher rückte, bis ihre Gesichter sich fast berührten. Rikichi wartete, doch nichts passierte. Weiter schien sein Taichou nicht gehen zu wollen. Oder war er an der Reihe? Wartete Kuchiki ausnahmsweise selbst darauf, dass er den ersten Schritt machte? Er dachte daran, wie Renji auf seiner anderen Seite schlief. Daran, dass er nun viel lieber dessen Finger zwischen seinen eigenen gespürt hätte. Und daran, dass ihm die Tatsache, dass es Kuchikis Finger waren die er spürte, nicht mehr so viel ausmachte wie kürzlich noch. Er überwand die letzten paar Zentimeter. Es war ein kurzer, flüchtiger Kuss. Doch es war der beste bisher, weil er von beiden Seiten kam.

Bald darauf schlief er ein. Er merkte nicht mehr, wie Kuchiki seine Hand wieder losließ und etwas wegrückte, für den Fall, dass Renji als Erster aufwachen und sie sehen würde.
 

Tatsächlich war es Renji, der als am Morgen vor den anderen beiden die Augen aufschlug. Jedoch kniff er sie schnell wieder zusammen in der Annahme, er würde träumen. War das real? Wenn ja, dann konnte er nun ruhig glücklich sterben. Langsam blinzelte er wieder. Das Bild hatte sich nicht verändert. Byakuya war im Schlaf einfach wunderschön. Nicht, dass er das nicht ohnehin immer war… aber so hatte er ihn noch nie gesehen. Seine Augen waren friedlich geschlossen, sein ganzes Gesicht entspannt. Es gab keinen Hinweis darauf, von welch strenger Natur er im Wachzustand war. Seine schwarzen Haare umrahmten sein Gesicht und, jetzt kam das Beste, sie verteilten sich auf Renjis Brust. Ganz recht, der Kopf seines Taichous ruhte auf Renjis Oberkörper. Er versuchte extra, etwas flacher zu atmen, um ihn nicht zu wecken.

Vorsichtig schielte er zu Rikichi. Der lag noch immer neben ihm, bloß war er begraben unter Teilen Byakuyas. Renji begriff schnell. Anscheinend hatte dessen adlige Körper ganz im Alleingang Maßnahmen ergriffen, um nicht auf so ungewohnt hartem Untergrund zu liegen. Er hatte sich einfach komplett über die drei Futons ausgebreitet und seine beiden Untergebenen als Unterlage benutzt. Renji musste schmunzeln. Bisher war er Byakuya nur literarisch unterlegen gewesen, nun konnte man es wörtlich nehmen.

Er wünschte sich, dass sie noch eine Ewigkeit so hier liegen konnten. Fast schon wagte er es, seine Hand etwas auszustrecken, um Byakuyas Haare zu berühren. In dem Moment ertönte ein schrecklich laut wirkendes Klingeln. Es zerriss die Ruhe, die Atmosphäre, dieses schöne Gefühl. Byakuya schlug die Augen auf. Er starrte Renji an, als sein dieser ein rosa Hollow oder etwas ähnlich Bizarres, dann richtete er sich auf. Er kletterte von den anderen beiden und blickte sich vorwurfsvoll um, anscheinend die Quelle des Störgeräusches suchend. Auch Rikichi kam nun langsam wieder zu sich.

Nie zuvor hatte Renji sein Handy mehr gehasst. Wer auch immer das war, er würde seinen Zorn zu spüren kriegen. Er stand auf, nahm das Handy, welches er am Vorabend neben die Futons gelegt hatte auf und murmelte eine Entschuldigung. Dann verließ er das Zimmer, um das Gespräch im Flur anzunehmen. Vor seinem inneren Auge hatte er noch immer Byakuyas schlafendes Gesicht. Er würde jedes Detail so lange wie möglich in Erinnerung behalten. Dann meldete er sich mit seinem Namen.

Er hatte nicht damit gerechnet, zwei Nächte hintereinander auswärts zu schlafen. Er hatte nicht damit gerechnet, Rikichis Mutter je kennen zu lernen und erst recht nicht damit, unverhofft ausgerechnet von Byakuya als Matratze missbraucht zu werden. Mit diesem Anrufer ging die Kette der unerwarteten Ereignisse weiter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Haizaki
2011-10-04T20:04:19+00:00 04.10.2011 22:04
Aww, das war wirklich wieder mal ein schönes Kapitel ^^
Fängt Rikichi jetzt etwa doch an, Gefühle für Byakuya zu entwickeln? <3
Sie halten Händchen - er findet es nicht mehr widerlich ihn zu küssen...
Ich bin ja immer noch für dieses Pairing, obwolhl mir die anderen beiden Varianten auch gefallen würden, mann xD
Die Stelle wo Byakuya halb auf Renji liegt, fand ich ja richtig süß (das muss Byaku ja im Nachhinein ziemlich peinlich sein xP)
Renji tut mir leid, an seiner Stelle hätte ich den Anrufer wohl auch am liebsten eigenhändig gekillt...ich will auch wissen wer das war >o<
Kira ja sicher schon mal nicht, sonst wäre er nicht so überrascht...am Ende vllt Gin? x3

Als ich das Kapitel gelesen hab, war ich zuerst nur etwas verwirrt, weil ich irgendwie überzeugt war, dass die drei schon wieder zurück gegangen sind xD
Aber das hat sich dann schnell geklärt, als ich das Ende vom 9. noch mal gelesen hab ^^°

freu mich wie immer richtig aufs nächste ^^

Von:  Centurion
2011-10-02T18:06:29+00:00 02.10.2011 20:06
Das Kapitel war auch wieder toll^^
Renji, Bya und Riki sooo nah beieinander xD
Aber zu aller erst:
Man, Riki und Bya waren so niedlich zusammen^^
Wie Riki jetzt langsam merkt, dass er doch was für Bya empfindet…
Süß^^
Auch, wenn es alles irgendwie noch komplizierter macht…
Aber Bya ist so cool xD
Erst Renji alleine abwaschen lassen, sich dann über seine Schlafstelle beklagen und seine Untergebenen auch noch als Matratzen zu missbrauchen O.o
Aber die zwei sind auch sicher gemütlicher als so ein Futon xD
Trotzdem, sich einfach auf den kleinen Riki zu legen…
Dass der noch atmen konnte!
Aber okay, Bya ist ja auch nicht so schwer xD
Aber es war auch niedlich, wie er und Riki in der Nacht Händchen gehalten haben^^
Und den armen Renji voll ausgeschlossen haben!
Schämt euch! O.o
Und du, schäm dich auch! xD
Verdammt, ich will wissen, wer da angerufen hat und was passiert ist!
Man, wie kannst du es wagen, das Kapitel so enden zu lassen?
Schreib weiter!
Schnell! xDD


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