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Post Team Plasma

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Die Shopping-Hölle

Sorry, dass es mit dem letzten Kapitel so lange gedauert hat ... ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es dieser Story an Interesse mangelt. Aber egal!

Danke übringens für die Reviews. ;)

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„Äh, Touko … bist du sicher, dass N noch kommt?“

„Natürlich wird er kommen“, versicherte sie und deutete auf ihre Pokébälle.

„Ich hab doch Geronimo mit einer Nachricht für ihn rumgeschickt, und als er zurückkam, hatte er sie nicht mehr, also muss er N gefunden haben.“
 

Bell, Cheren, Kuro und Touko hatten sich auf der Wiese vor dem Kaufhaus 9 versammelt und warteten auf den letzten im Bunde.

„Er hat aber nicht geantwortet, oder?“, ließ Cheren bestimmt schon zum zehnten Mal an diesem Tag fallen. „Du kannst dir nicht sicher sein, dass er wirklich kommen wollte. Und überhaupt, wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass N nichts lieber tun würde, als mit uns zu shoppen?“

Kuro trat mit dem Fuß gegen die nächste Straßenlaterne und fluchte.

„Jetzt warten wir schon seit ’ner Viertelstunde! Mir hängt’s zum Hals raus. Es reicht nicht, dass wir uns mit diesem Pfosten abgeben müssen, nein, er lässt sich auch noch Zeit!“, knurrte er und die Laterne bekam noch einen Tritt ab. „Immer vorausgesetzt, dass er sich überhaupt noch blicken lässt, versteht sich.“

„Also mir reicht’s auch langsam“, schnappte Touko und ließ die drei anderen hoffnungsvoll aufblicken. „Wenn ihr keine Geduld habt, dann geht doch schon mal rein, ich werd hier weiter auf ihn warten.“

Cheren sah zu Bell herüber. „Gehen wir?“, fragte er sogleich.

Bell blickte unsicher abwechselnd Touko und Cheren an. „Ahm … also gut. Bis später, ihr zwei.“ Die beiden erklommen die Stufen, die sie vom größten Kaufhaus der Einall-Region trennten, und verschwanden hinter der mit Sonderangeboten beklebten Schiebetür.

Touko machte eine einladende Geste in Richtung Gebäude. „Worauf wartest du“, sagte sie zu Kuro.

„Nein, ich lass dich nicht im Stich. Ich werde dir Gesellschaft leisten, auch wenn N niemals kommt.“ Er stellte sich mit verschränkten Armen neben sie wie ein Bodyguard.

„Schön gesagt“, entgegnete Touko trocken und richtete den Blick wieder auf den Durchgang, der zur Zylinderbrücke führte.

Natürlich wusste sie, dass Cheren Recht hatte. Niemand konnte ihr garantieren, dass N tatsächlich kommen würde. Und doch hoffte sie, hoffte, hoffte … befahl ihm in Gedanken, sofort hier aufzutauchen … Ob man wohl tatsächlich Gedanken übertragen konnte, wie ein Morbitesse oder Zytomega? Komm hierher, N … Komm zum K 9 …
 

„Touko?“, riss sie Kuros Stimme aus ihrer inneren Litanei.

„Jaa?“ Die plötzliche Ablenkung verwirrte sie etwas. Sie sah zu Kuro auf, der sie interessiert musterte.

„Du siehst so konzentriert aus. Woran denkst du gerade?“

„Ich denke an N. Er soll endlich kommen.“

„An N also … Ich weiß ja nicht, was dich an ihm so interessiert. Wart ihr mal zusammen?“ Touko blinzelte ein paarmal, ziemlich überrumpelt, und wusste nicht, was sie sagen sollte. „W-wie bitte?“

„Ob du mit N zusammen warst. Bevor er abgehauen ist.“ Inzwischen war alles Beiläufige aus seiner Stimme verschwunden. Sein Blick war hart und ohne mit der Wimper zu zucken auf Touko gerichtet. Sie fasste sich.

„Nein, ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst.“

Seine Gesichtszüge entspannten sich, er wirkte direkt fröhlich.

„Gut.“

„Was ist gut?“

„Ach, weißt du –“
 

„N!“, rief Touko plötzlich aus vollem Halse und lief auf Besagten zu, der gerade aus Richtung Zylinderbrücke zu ihnen gejoggt kam.

Kuros Worte erstarben ihm in der Kehle, als er die Freude in Toukos Stimme bemerkte.

„Mensch, ich dachte schon, du würdest nie kommen! Was hat dich aufgehalten?“

Ns dunkelgraue Augen weiteten sich in Erstaunen. „Nichts. Ich hab mich nur ein bisschen in der Zeit verschätzt.“ Er hätte sie jetzt gern auf ihren Vater angesprochen, war aber der Meinung, dass es Kuro nichts anging.

„Das kann man wohl sagen“, meldete der sich gehässig aus dem Hintergrund und tippte anklagend mit einem Finger auf seine Armbanduhr. „Wir waren um drei verabredet, und jetzt ist es schon 23 nach.“

„Das wundert mich nicht“, entgegnete N kühl. „Ich bin ja auch zu Fuß gekommen, im Gegensatz zu euch, wie ich annehme.“

Kuro prustete los. „Warum nimmst du nicht einfach ein Pokémon, Mann?“

„Weil ich nicht so ein Sklaventreiber bin wie du.“ N klang zunehmend gereizt.

Zeit für Touko, einzuschreiten.

„Wie wär’s, wenn wir das Gezicke auf später verschieben und jetzt einfach reingehen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie die beiden Streithähne an den Armen und hievte sie mit sich in das Kaufhaus.
 

Das Erdgeschoss war in zwei Hälften eingeteilt; ein normaler Drogeriemarkt befand sich zu der Rechten des Besuchers, die linke Seite war ganz nach dem Bedarf von Trainern eingerichtet. Dort fanden sie auch Bell und Cheren, die ein deckenhohes Wandregal voller Tränke, Sprays und anderer Flüssigkeiten inspizierten.

„Ich bräuchte wohl noch ein paar Top-Genesungen … und Äther wäre auch nicht schlecht … ach, da seid ihr ja!“ Bell kehrte dem Regal den Rücken zu und winkte die drei Neuankömmlinge zu sich heran.

„Er ist also doch gekommen“, bemerkte Cheren und musterte N kühl.

Kuro stellte sich sofort neben Cheren und schloss sich seiner abschätzigen Betrachtung Ns an.

„Hallo, ihr zwei“, grüßte N höflich, als hätte er nichts davon mitbekommen.

Nur Bell erwiderte den Gruß, dann entstand eine peinliche Stille.

„Ich … muss das hier noch bezahlen“, sagte Bell hastig und flitzte mit ihren Tränken bepackt zur Kasse.

„Hm … wollt ihr hier noch irgendwas?“, fragte Touko fast ein wenig kleinlaut in die Runde; vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, Cheren und Kuro auch noch einzuladen …

„Weil, sonst könnten wir nämlich schon mal nach oben gehen, ein paar Klamotten kaufen und so …“

„Ja, gehen wir“, sagte Kuro, warf N noch einen letzten feindseligen Blick zu, und ging den anderen voran zur Kasse, wo sie auf Bell warten würden.
 

„Whoa!“, rief auf einmal N aus und blieb vor dem Pokéballregal stehen. „Seht euch das mal an!“

„Das nennt man Pokébälle, N“, erklärte Kuro ihm wie einem Dreijährigen. „Damit fängt man Pokémon …“

„Idiot. Sieh dir mal den Preis an!“

Alle drei senkten nahezu synchron den Blick auf das Preisschild, das unter den normalen roten Pokébällen angebracht war, um dort die üblichen 200 Pokédollar zu sehen.

Nur dass es keine 200 waren, sondern 450. „Das ist ja –“

„– Wucher!“, rief Kuro und vergaß dabei ganz, N zu verhöhnen.

„Der Preis hat sich mehr als verdoppelt!“, rief Cheren entsetzt und näherte sich dem Preisschild, wie um es als Fälschung zu entlarven. „Wie kann denn das sein?“

„Wartet, Leute, da klingelt was bei mir …“ Als sie gestern die Nachrichten mit Bell gesehen hatte … war da nicht irgendwas mit den Aprikokos gewesen?

„Ach ja“, murmelte sie undeutlich. „Die haben uns im Einall-Report eine ganz miserable Aprikokoernte versprochen. Bestimmt müssen die teuer eingeflogen werden.“

Cheren war inzwischen dabei, sich ganze Berge verschiedener Pokéballsorten auf die Arme zu laden.

„Ähm … Cheren? Was soll das werden, wenn’s fertig ist?“

„Ich decke mich ein“, antwortete er, ohne aufzusehen. „Wenn eine Pokéballknappheit droht, will ich vorbereitet sein. Sobald die Vorräte zu einem Großteil aufgebraucht sind, werden die Preise bestimmt noch mehr in die Höhe schießen, seht euch nur vor.“

Inzwischen war Cheren so beladen, dass er kaum noch aufstehen konnte; mit den Armen immer noch auf den Oberschenkeln hob er ein wenig das Becken, sodass er nun in einer unfreiwillig komischen gebückten Haltung in Richtung Kasse schlurfen konnte.

Einige Mädchen in ihrem Alter, die gerade vorbeikamen, zeigten auf ihn und brachen in wildes Gekicher aus.

„Oh Mann, hoffentlich geben sie dem armen Kerl ein paar reißfeste Tüten“, sagte Kuro laut, damit die Mädchen es hörten, und schielte in ihre Richtung, um ihre Reaktion mitzubekommen.

Stillschweigend schnappte sich Touko seinen Arm und schleifte ihn mit sich zur Kasse.
 

Nach einer kurzen Fahrt mit den Rolltreppen kamen sie im 2. Stockwerk an, das, wie nicht anders zu erwarten, von Geschäftigkeit erfüllt war: Menschen hier, Menschen da, Menschen überall. Aus dem Augenwinkel beobachtete Touko N, der seit der Entdeckung bei den Pokébällen geschwiegen hatte, und wartete auf erste Zeichen des Unmuts in seinem Gesicht; und doch sah er so beherrscht, fast empfindungslos aus, dass es ein Gefühl des Unbehagens in Touko auslöste. Sie hoffte schon fast, Kuro würde sich wieder über ihn lustig machen, nur damit diese beklemmende Steifheit aus seinem Blick verschwand.

Cheren, der mit drei Tüten bepackt war und so glücklich aussah, als hätte er das Geschäft seines Lebens abgeschlossen, erzählte Kuro etwas von wegen, er brauche noch ein paar neue Hosen, und steuerte mit ihm die Herrenabteilung an.
 

Langsam begann in N die Frage aufzusteigen, warum er überhaupt hierher gekommen war; knapp bei Kasse, um nicht zu sagen abgebrannt, wie er war, konnte er es sich ohnehin nicht leisten, neue Kleidung zu kaufen, auch wenn er neue gut hätte gebrauchen können; er blickte hinunter auf sein graues Hemd, das einmal vor langer Zeit weiß gewesen sein musste, und überschlug noch einmal sein Einkommen und die Kosten der neuen Möbel; er würde einen höheren Kredit aufnehmen müssen …

N sah nachdenklich vor sich hin und schlenderte dabei vor der Rolltreppe auf und ab.

Touko warf Bell, die hinter ihr stand, einen unsicheren Blick zu; sie lächelte aufmunternd zurück.

Touko stupste N zaghaft an. „N?“

„Hm? Worauf wartet ihr denn noch? Das ganze Kaufhaus steht euch frei“, sagte er, ohne stehen zubleiben.

„Also, ich hab mir mit Bell was überlegt … Mein Vater war ja ziemlich sauer, als er dich gesehen hat, und ich denke mal, dass nicht wenige in Einall seine Meinung von dir teilen. Deshalb dachten wir uns, dass es bestimmt das Beste wäre, wenn wir dich ... neu einkleiden.“ Touko hatte hastig gesprochen und wartete nun gespannt auf seine Antwort.

N sah aus, als hätte sie ihm vorgeschlagen, seine Haare knallrosa zu färben. „Neu einkleiden? Wie meint ihr das …?“
 

Die nächste Viertelstunde verbrachten Bell und Touko damit, in der Herrenabteilung umherzulaufen und hier und da ein paar brauchbare Kleidungsstücke von ihren Ständern zu fischen, um sie sich dann unter die Arme zu klemmen und weiterzulaufen; sie erinnerten N ein wenig an Arbeitsbienen, die von Blüte zu Blüte schwirrten. Er hatte sich auf einen Sessel vor den Umkleiden gesetzt und starrte sein Spiegelbild in dem Spiegel an, der zwischen zwei Kabinen angebracht war.

Es war ja schon ein eigenartiges Gefühl, sich mit kurzgeschorenen Haaren zu sehen, wenn man, seit man denken kann, lange Haare hatte; jetzt wollten sie ihm auch noch ganz neue Kleidung verpassen. Er raufte sich durch die kurzen Haare und wechselte einen finsteren Blick mit seinem Spiegel-Ich; das konnte noch heiter werden.

Die beiden schienen sich jedoch königlich zu amüsieren; Touko jedenfalls grinste von Ohr zu Ohr und winkte ihm beschwingt zu, wann immer sie an ihm vorbeikam. Er hob zur Antwort nur matt die Hand.
 

„Hier, die kannst du schon mal anprobieren!“

Er hatte gerade die Stimme neben sich als die Bells erkannt, als er sich schon mit einem unförmigen Haufen Baumwolle, Polyester, Polyamid und weiß der Himmel noch was überschüttet wurde.

Mit jedem Oberteil, das er auseinanderpflückte, wuchs sein Entsetzen; das konnte doch nur ein Scherz sein … bitte, lass es ein Scherz sein …

„Äh, Bell …“ Er sah sich um. Sie war schon zwischen den Kleiderständern verschwunden.

Er hob noch einmal eines der Oberteile hoch, ein ziemlich knalliges, tintenblaues T-Shirt mit dem blutroten Schriftzug der Tohaidos, einer Band, die in Hoenn schon zur Kultur gehörte wie der Pyroberg und die Wettbewerbshallen. So hatte er es jedenfalls wahrgenommen. Dann ein schwarzes, auf dem in weiß ‚I ♥ SC’ stand (was für eine Lüge!) und ein dunkelgrünes Poloshirt mit roten Streifen. Nie in seinem ganzen Leben hätte er ein derartiges Machwerk freiwillig angezogen. Natürlich, das war auch der Zweck des Ganzen: Tarnung. Trotzdem, ein wenig Eitelkeit konnte er sich doch wohl noch erlauben?

Er ging in eine Kabine und zog sie sich an, eins nach dem anderen. Sie passten. Würde er sie sich tatsächlich anziehen?
 

Er verließ seine Kabine wieder in seinem normalen Hemd und sah sich plötzlich Touko gegenüber.

„Hast du die Sachen schon anprobiert?“, fragte sie nur.

„Ja, aber sie –“

„Gut, dann nimm doch die hier.“ Sie entzog Ns Griff die Oberteile und streckte ihm einen Stoß neuer Sachen entgegen.

N schloss den Mund wieder und verzog ihn zu einer Grimasse. Was nutzte es noch, es länger zu verheimlichen? Die Wahrheit würde so oder so herauskommen.

„Ich habe kein Geld“, sagte er schlicht und sah Touko dabei offen in die Augen.

„Wie, überhaupt keins?“ Sie zog die Kleider wieder an sich und sah zweifelnd zurück.

„Nein, aber nicht genug für …“ Er machte eine Geste in Richtung der Kleider.

„Was soll’s, ich werde dir aushelfen“, sagte Touko unbetrübt, „ich hab genug Geld. Deine alten Sachen kannst du nicht mehr anziehen. Immer dieses Grau, Weiß, Beige. Das ist inzwischen zu deinem Markenzeichen geworden. Und Bell kommt hoffentlich gleich mit den Kontaktlinsen.“

„Kontakt–?“ Sie drückte ihm die Kleider in die Hand und bugsierte ihn zurück in die Kabine.

Zweifellos, das Ganze fing an, aus dem Ruder zu laufen. Ns Hände tasteten suchend die Wand ab, hoben den Spiegel von der Wand, wie in der kindischen Hoffnung, dahinter einen Notausgang zu finden.

Feigling.
 

Touko stand vor den Vorhängen der Umkleide und wartete. Inzwischen hatte sich auch Bell mit zwei Packungen Monatslinsen, deren Kartons ‚50ml Aufbewahrungsflüssigkeit gratis!!’ versprachen, zu ihr gesellt.

„Bist du dir sicher, dass er braun mögen wird?“, fragte sie ihre Freundin unsicher.

„Mögen oder nicht, es ist die beste Tarnung“, antwortete sie gedämpft.

Die Vorhänge wurden zur Seite geschoben und heraus kam N mit einer Miene, als hätte er sich das Gesicht gerade blankgeputzt.

„Und?“, fragten Bell und Touko im Chor.

N nahm eine Sonnenbrille mit runden Gläsern aus seiner Tasche, setzte sie auf, und sagte: „Ich nehm sie alle.“
 

Touko seufzte vor Erleichterung. „Gut, wie gesagt, ich werde sie dir bezahlen. Ach ja, noch etwas –“

„Ich weiß, die Kontaktlinsen“, sagte N und tippte auf seine Sonnenbrille, „brauch ich nicht.“

„Was hab ich dir gesagt?“, fragte Bell Touko theatralisch und schaute auf zur Decke.

„Sei nicht albern, die kannst du doch nicht überall tragen, zum Beispiel in Gebäuden oder wenn es draußen dunkel ist, das fällt doch auf.“

N verzog den Mund und nahm seine Brille ab. „Welche Farbe?“

„Ich hab die dunkelsten ausgesucht“, entgegnete Bell und hielt ihm die Packungen entgegen.

„Braun mag ich nicht“, sagte er sofort.

„Tja, dein Pech, dass du helle Augen hast“, warf Touko schnippisch ein und griff nach den Kleidern unter seinem Arm, Jeans, Shorts und einem Kapuzenpullover.

„Ich geh jetzt bezahlen, wenn’s dir nichts ausmacht.“ Damit steuerte sie entschlossenen Schrittes die Kasse an.

„Ich werd dir alles zurückzahlen. Mit Zinsen!“, rief er ihr noch hinterher. Bald, wenn er genug Geld zusammenhatte. Touko drehte sich kurz um und winkte ihm zu.

„Sie ist wohl ganz schön reich, was“, bemerkte er und sah Bell fragend an.

Sie zuckte die Schultern. „Ihr Vater arbeitet als Journalist für den Stratos-Boten, ich denke, er verdient ganz ordentlich.“ Sie zögerte kurz. „Was ist jetzt eigentlich mit den Kontaktlinsen? Soll ich sie zurückgeben?“

Er nickte, überlegte es sich anders, schüttelte den Kopf, zuckte die Achseln. „Wenn schon, denn schon, ich nehme einfach alles. Du bekommst dein Geld natürlich auch wieder.“

Bell nickte und folgte Touko rasch an die Kasse. Während er auf die beiden wartete, ließ N den Blick schweifen, und entdeckte einen Ständer, an dem Mützen und Hüte in allen Formen und Farben hingen.

„Ein bisschen Geld hab ich dabei“, überlegte er laut. „Für eine Kappe wird es vielleicht noch reichen …“
 

„Das gibt’s doch nicht!“, klagte Cheren und sah sich voller Verzweiflung in der ganzen Etage um. „Nichts in meiner Größe … Was für ein Drecksladen.“

„Was kann denn der Laden dafür, dass du Hosen in XXS brauchst?“ Die Hände in den Hosentaschen vergraben, lehnte sich Kuro neben Cheren an eine Kleiderstange für reduzierte Jeanshosen und war so damit beschäftigt, sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen, dass er nicht einmal N bemerkte, als der sich vor den anliegenden Hutständer stellte und die Auslagen musterte: Dunkle Fedora-Hüte, die an schlechte Cowboyfilme erinnerten, karierte Schiebermützen wie aus Uropas Zeiten und diese bescheuerten Marken-Basecaps mit den geraden Schirmen. N entschied sich für eine normale blaue Kappe mit weißem Stirnteil und suchte nach einem Spiegel.

Den nächsten fand er in der angrenzenden Damen-Abteilung. Während er sein Spiegelbild betrachtete, zog eine Schar Mädchen an ihm vorüber – die von der Pokémon-Abteilung, wie er vermutete –, die sich auf das Unterwäscheregal links von ihm stürzten; ein Wettrennen, wie es aussah. N sah sich die Augen verdrehen. Gleich darauf tauchte Kuro im Spiegel auf, der wie zufällig an ihm vorbeispazierte, den Blick auf die Mädchen gerichtet, die sich inzwischen an dem Regal abstützten, um vor lachen nicht umzukippen.

„Guckt mal!“ Eine von ihnen deutete auf einen Slip mit Leopardmuster, was die anderen noch heftiger kichern ließ. „Das wär doch was für dich, Lea, oder?“ Sie bückte sich danach; N sah im Spiegel, wie ihr Rock immer höher rutschte, bis –
 

SCHEPPER. Es war nichts als ein metallisches Poltern zu hören, als plötzlich eine Kaskade aus Unterwäsche über ihn hereinbrach und er kurz darauf hinterrücks von einem kalten, harten Gegenstand niedergeknüppelt wurde.

Als er mal in seiner Kindheit einen Comic gelesen hatte, in dem die Figuren immer Sternchen sahen, nachdem sie einen Schlag auf den Schädel erhielten, hatte er nur humorlos den Kopf geschüttelt: wie unrealistisch.

Jetzt jedoch funkelte und blitzte es vor seinen geschlossenen Augen. Mit einem Gefühl, als wäre sein Kopf entzwei gespalten, kroch er halbwegs unter dem Kleiderständer hervor und sah verschwommen den Grund, warum er nicht weiterkam: Kuro lag bäuchlings auf dem Ständer und stöhnte: „Aua, mein Knie ...“

„Dein Knie? Mein Schädel! Runter von mir!“

Gelächter wie aus tausend Hälsen, aufgeregtes Fußgetrappel, Toukos Stimme („Jungs? Was macht ihr da?“) und ein Bikini, der von seiner Kappe rutschte und ihm die Sicht verdeckte; dann wurde ihm wieder schwarz vor Augen.
 

Als er sie wieder öffnete, lag er auf dem Rücken, immer noch mit Dessous überschüttet, aber wenigstens von dem Kleiderständer befreit. Seine Augenlider öffneten sich und gaben den Blick auf das Gesicht einer Frau frei, die sich über ihn beugte und ihn fassungslos anstarrte.

„Ich glaub, ich spinne … N? Bist du das etwa?“
 

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AN: Wie ihr sicher schon gemerkt habt, habe ich das Kaufhaus 9 ein bisschen umgestaltet, weil es im Spiel irgendwie … primitiv aussieht, wie ich finde. Und vor allem klein. Aber das dürfte kein Problem sein, oder? ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mirabella
2011-09-04T13:11:45+00:00 04.09.2011 15:11
Du hast einen schönen Schreibstil : ) Und mir gefällt das Pairing NxTouko!
Bisher habe ich noch nicht viele Pokemon-FFs gelesen, deshalb habe ich keine Vergleichsmöglichkeit! Aber bisher gefällt mir deine Geschichte schon ganz gut!
Hoffe du bleibst dran und schreibst weiter!

Gruß
Mirabella
Von:  fahnm
2011-09-03T21:50:38+00:00 03.09.2011 23:50
Hammer Kapi^^


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