Zum Inhalt der Seite

Blood Painted

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gula ( Egomania )

Besonders verdächtig sah der Kindergarten eigentlich nicht aus.

Er befand sich im Erdgeschoss eines Mutter-Kind-Heims, dessen Fassade relativ gepflegt war. Petunien-Hecken versperrten die Sicht auf den Spielplatz und die mit bunten Tieren beklebten Fenster. Um in das Gebäude zu kommen musste man am Esszimmer vorbeigehen, wobei man von jedem Fenster des Heims aus gesehen werden konnte.

Ich stand zwischen Sai und den Männern, die uns geholt hatten und musterte die Umgebung. "Wo genau soll dieser Mann denn gewesen sein?"

"Meine Schwester und ihre Freundinnen sagten, sie hätten ihn öfter gesehen, immer hier in der Nähe. Wir haben ihnen allen eingeschärft, besonders aufmerksam zu sein und uns zu sagen, wenn ihnen etwas auffällt."

Ich nickte langsam, dann kletterte ich auf den Zaun und blickte über die Hecke auf den Spielplatz. Natürlich hatten alle Angst, aber deshalb konnte man nicht jede öffentliche Einrichtung schließen. Vor allem, wenn sie so gepflegt war wie diese; Die Seiten des Hofs, die nicht an das Haus oder die Büsche grenzten waren zwar eingezäunt, aber ein erwachsener, kräftiger Mann wie der, den wir suchten, hätte keine Probleme damit, dort einzudringen. "Die Kindergärtnerinnen sind benachrichtigt?"

"Sie sagten, ihnen wäre nichts aufgefallen, aber sie haben auch dreißig Flöhe zu hüten." zuckte der besorgte Bruder die Schultern.

"Verstehe." Ich sprang von meinem Aussichtspunkt und klopfte mir Schnee von der Hose. "Ich frag die Kleinen morgen einfach selbst. Wir werden sehen, ob eine Überwachung nötig ist."

Ein kleines Zögern, dann - Sehr wiederwillig - Ein leises "Danke..."

"Hn." Ich warf Sai einen Blick zu, dann gingen wir gemeinsam die Straße entlang. Es dürfte offensichtlich sein, sogar für diesen Neandertaler, dass ich das nicht ihm zuliebe tat sondern wegen der Kinder. Obwohl ich eigentlich nicht glaubte, dass hier ´Michelangelo` am Werke war. Dafür hatte sich wer auch immer zu offensichtlich gezeigt. Warum sollte er sich vier Monate lang meisterhaft verstecken, wenn er sich dann von ein paar Kleinkindern erwischen ließ?

"Was meinst du? Sollen wir das Tsunade melden?"

Sai runzelte die Stirn. "Verpflichtet wären wir dazu - Das hier ist nicht mehr unser Fall und wir können einen Haufen Ärger bekommen. Andererseits würden wir die Ältesten wahrscheinlich alles hermetisch abriegeln lassen, wenn sie davon Wind bekämen. Und das wiederum würde nicht nur Panik auslösen, sondern könnte auch Michelangelo in die Karten spielen, wenn für die Bewachung hier Leute abgezogen werden, die sonst in der Stadt unterwegs wären."

"Völlig ohne Grund, wenn du mich fragst."

"Nun, völlig würde ich nicht sagen", widersprach er und sah mich lächelnd an. Wir waren auf dem Weg zu Sakura, von wo aus ich Sasuke abholen musste. "Irgendjemand streift um diesen Kindergarten, was an sich schon verdächtig ist. Oder glaubst du, die Mädchen haben sich das nur ausgedacht?"

"Eigentlich nicht", seufzte ich und sah in den stahlgrauen Winterhimmel. "Fragen wir Sakura-chan, was sie denkt und entscheiden dann."
 

"Wir müssen es der Meisterin sagen", war Sakuras Meinung, die sie mit ernstem Gesicht kundtat. "Allein schon der Verdacht ist Gefahr genug. Oder wollt ihr verantwortlich sein, wenn noch mehr Kindern etwas passiert?"

"Natürlich nicht, deswegen habe ich ja auch gesagt, dass wir das ganze überwachen sollen", erklärte ich. Mein Blick wanderte misstrauisch zwischen ihr und Sasuke hin und her, die eindeutig näher als sonst beieinander saßen. Er ignorierte mich gelassen, indem er aus dem Fenster blickte und sie war zwar leicht rot im Gesicht, blieb aber, wo sie war. "Ich glaube nicht, dass das der Mörder ist, aber du hast Recht, wir müssen es im Auge behalten. Wenn wir weitere Anhaltspunkte haben, die auf den Verrückten hinweisen, können wir immer noch Bericht erstatten, aber bis dahin sollten wir die ANBU nicht mit unnützem Zeug ablenken."

Sie blickte mich fest an. "Das ist Befehlsverweigerung, und das weißt du so gut wie ich."

Ich sah zur Seite. "Bisher hat er sich noch nicht zwei Mal denselben Typ Opfer ausgesucht. Wieso sollte er jetzt anfangen?"

"Vielleicht, weil er einen effektiven Typ gefunden hat." schlug Sakura vor. "Shinobi sterben eben, das ist Berufsrisiko. Aber das Kinder getötet werden sorgt für Unruhe und eine Art Schockstarre in der Bevölkerung. Ich glaube, das ist durchaus etwas, auf das er inzwischen Wert legt; diese Wandmalereien an der Fabrik waren meiner Meinung nach reine Effekthascherei. Er möchte bemerkt werden."

"Ja, aber dann ist es doch umso wichtiger, dass wir das geheim halten."

"Naruto, ich verstehe, dass du sauer auf Tsunade-sama bist, ehrlich. Aber das hier..."

"Ist ernst. Ich WEIß, Sakura-chan. Ich sage das alles auch nicht aus Trotz, sondern weil es meiner Meinung nach die beste Möglichkeit ist. Egal, wie ´effektiv` das war, er wird nicht noch mal Kinder töten. Alleine schon, um seine Kreativität zu demonstrieren", schloss ich mit einem Argument, dass mir während des Redens spontan eingefallen war.

Sai und Sakura warfen sich Blicke zu, dann seufzte die Kunnoichi. "Also gut, wir helfen dir. Aber wenn wir irgendwelche noch so winzigen Hinweise darauf finden, dass es Michelangelo sein könnte, melden wir das den Zuständigen."

"Natürlich."
 

"Also... Was ist da zwischen Sakura-chan und dir?"

Inzwischen war es spät Nachts und es hatte wieder angefangen zu schneien, sodass die stark beleuchteten Straßen in drückende Stille gehüllt waren. Ich nahm zwei Kollegen wahr, die uns beobachteten, zog es aber vor, sie nicht zu beachten, solang sie nicht zu nahe kamen. Sasukes ausdruckslosen Blick erwiderte ich mit einem Grinsen, das sich falsch anfühlte in meinem Gesicht.

"Ich weiß nicht, was du meinst." verkündete er in der gelangweilten Tonlage, die deutlich machte, dass er die Wahrheit sagte - Und es ihn nicht wirklich interessierte, mehr darüber zu erfahren. Aus irgendeinem Grund beruhigte mich seine Gleichgültigkeit ungemein.

Unschlüssig trat ich gegen eine Schneewehe, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. "Na ja, sonst erlaubst du niemandem, so nah bei dir zu sein wie ihr heute. Und ihr verbringt viel Zeit zusammen, da dachte ich..."

"Das tute ich, weil ich nicht alleine sein darf und du zu tun hast. Und wenn es dir nicht passt, dass sie mir nahe kommt, sorg dafür, dass sie es nicht tut. Mich interessiert es nämlich nicht."

"Hat es ja noch nie", seufzte ich und er schnaubte zustimmend, obwohl das kein Lob war. "Und sonst irgendein Mädchen...?"

"Was wird das hier, Naruto? Willst du mich verkuppeln?"

"Nein!", blockte ich ab, eine Spur zu schnell, eine Spur zu heftig. Ich kratzte mich am Kopf, wusste selbst nicht, wieso mich der Anblick der beiden vorhin so aufgewühlt hatte. "Nur... Sakura-chan mag dich immer noch."

"Aha."

Scheinbar war er nicht bereit, weiter auf das Thema einzugehen, aber ich war auch nicht bereit, so einfach kleinbei zu geben. "Es würde dir bestimmt gut tun, dich ein bisschen zu öffnen und sie..."

"Und was ist das mit dir und Hinata?"

So überrumpelt wie von einem Schlag ins Gesicht glotzte ich ihn an. Er hatte nichts zu dem kleinen Streit im Krankenhaus gesagt und ich hatte schon gedacht, er hätte es wirklich nicht mitbekommen... Aber so dumm war er eben nicht, das hätte mir klar sein müssen. Nur wäre es mir lieber gewesen, ihm das unter anderen Umständen zu eröffnen, die ihm nicht derart die Karten in die Hand spielten, mich in die Defensive drängten. "Ich... Wir sind zusammen. Wieso?", gab ich zurück und versuchte, seinen kühlen Ton zu imitieren; es misslang kläglich und klang wie die platte Rechtfertigung, die es war.

"Und wann hattest du vor, mir das zu sagen?"

"Ich hätte nicht gedacht, dass es dich kümmert."

"Aha."

Das klang in meinen Ohren, als hätte er das selbst nicht gewusst. Schweigen breitete sich zwischen uns aus, das anhielt, bis ich die Tür aufsperrte, ihn reinließ und das Sicherheitssystem für die Nacht einschaltete. Sasuke hängte den Mantel auf und lehnte sich an den Schrank, die Arme verschränkt, den Blick auf mein Gesicht fixiert. Ich versuchte, ihm standzuhalten und bildete mir ein, seine Mundwinkel würden amüsiert zucken, als er den Trotz in meiner Miene las, aber schließlich musste ich aufgeben und mich abwenden; schwarze Augen sind stärker als blaue.

Unbehaglich schob ich mich an ihm vorbei in die Küche. Nur, um etwas zu tun zu haben - um ihn nicht ansehen zu müssen - setzte ich Wasser für Reis auf und fing an, Gemüse zu schnippeln. "Wann hast du es bemerkt?"

"Es war nicht zu übersehen."

Das beantwortete zwar nicht meine Frage, aber im Moment war eindeutig ich in der Position, mich zu rechtfertigen, nicht er. Die Augen weiterhin fest auf unser Abendessen gerichtet fing ich an zu erzählen: "Das ganze hat vor fast einem Jahr angefangen. Ich weiß immer noch nicht, was sie so plötzlich so selbstbewusst gemacht hat, aber sie hat mir gestanden, dass sie eigentlich schon seit der Akademie in mich verliebt ist. Ich hab mit Sakura-chan darüber geredet und sie hat mich praktisch dazu gedrängt, mit Hinata auszugehen.... Ich glaube, sie war froh, meine Aufmerksamkeit los zu sein..." Nachdenklich sah ich die Gemüsewürfel an, die Sasuke sicher gleichmäßiger hinbekommen hätte. Ich entschloss mich, ihm lieber nichts von dem Intermezzo zwischen Sakura und mir zu erzählen, nur für den Fall, dass er doch Interesse an ihr hatte und einfach zu stolz war, das zuzugeben. "Jedenfalls hatten wir ein paar Dates und mehr Spaß, als offenbar sogar sie erwartet hat." Ich lächelte bei dem Gedanken an diese ersten Treffen; das Herzklopfen, die peinliche Frisur, die ich mir extra zugelegt hatte, das erste Mal Händchenhalten... Es war eine schöne Zeit. "Als wir zusammen kamen, war ich ziemlich stolz, endlich eine Freundin zu haben, aber richtig verliebt habe ich mich erst etwas später... Sie ist ein wundervolles Mädchen."

Eine Weile war das Bruzeln in der Pfanne das einzige Geräusch und ich dachte schon, sein Interesse wäre abgeflaut, jetzt, wo er mich von Sakura und ihm abgelenkt hatte, doch da sagte er: "Wieso hast du es mir nicht erzählt?"

Ich schloss die Augen. Die Frage wunderte mich und es wäre mir lieber, er hätte diesem Thema genauso gelangweilt gegenübergestanden wie allem anderen, denn ich kannte die Antwort nicht, konnte mir die innere Unruhe nicht erklären, die mich bei dem Gedanken überkam, dass er wusste, dass ich vergeben war... Dass mein Leben nicht völlig auf ihn fokussiert war... Obwohl das eine Lüge war. Alles, woran ich dachte, bis er wieder bei mir war, waren er und seine Rückkehr und so sehr ich Hinata auch liebte, sie hatte ihn nie von diesem Podest verdrängen können, auf das ich ihn gesetzt hatte.

Rasch schob ich diesen Gedanken beiseite, wollte mich nicht weiter damit befassen.

"Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest", antwortete ich schließlich ausweichend.

Sasuke trat näher, um das Essen an meiner Statt zu würzen; seit ich anstatt Salz mal Zucker verwendet hatte vertraute er mir in dieser Angelegenheit nicht mehr. Auf seine Anweisung hin hatte ich auch einen Schrank voller exotischer Gewürze angeschafft, die er erstaunlich gut zu nutzen wusste, genauso wie die drei, vier Kräuter, die in kleinen Töpfen an der Wand neben dem Fenster wuchsen.

"Was hast du gedacht, dass ich tun würde? Sie umbringen?", fragte er leichthin und wandte sich schnaubend ab, als er meinen beunruhigten Gesichtsausdruck bemerkte. "Ich sagte dir doch schon, dass ich nicht mehr töte. Es sei denn, sie stellt sich als Bedrohung heraus."

"Sie ist zwar stark geworden, aber dich würde sie gewiss niemals bedrohen."

"Ich habe nicht ihre kämpferischen Fähigkeiten gemeint", erwiderte er, doch so sehr ich ihn auch drängte, mehr wollte er dazu nicht sagen.
 

"Das sind Naruto, Sai, Sakura und Sasuke. Sie sind Shinobi und haben ein paar Fragen an euch." erklärte die Kindergärtnerinnen ihren Schützlingen und diese begrüßten uns aufgeregt. So viel Bewunderung war ich gar nicht gewöhnt und ich kratzte mich verlegen grinsend am Kopf, als ein paar Kinder zu mir kamen und mir Fragen stellten. Natürlich hingen die meisten Mädchen an Sasuke, der stillschweigend jede Puppe und jede Zeichnung begutachtete, die ihm präsentiert wurde. Der Anblick hatte irgendwie etwas; Überraschender Weise standen Kinder Sasuke. Dieser Umstand fiel auch Sakura auf, die ihn mit leicht geröteten Wangen und sehnsüchtigem Blick musterte, wobei mich ein Mal mehr diese irrationale Eifersucht überfiel. War nicht noch vor ein paar Tagen ICH ihr Objekt der Begierde gewesen...?

Meine gute Laune war etwas gedämpft, als ich mich mit der Schwester des Rowdys der uns informiert hatte unterhielt. Sie sah zwar zugegebener Maßen niedlicher aus als ihr Bruder, musterte mich aber mindestens genauso skeptisch wie dieser.

"Also, Kleine…", fing ich an, doch sie unterbrach mich sofort.

"Miu."

"Hä?", machte ich verwirrt, ehe ich verstand, dass das ihr Name war und nickte. "Ok, Miu, ich..."

"Besonders höflich bist du aber nicht, oder? Normalerweise gibt man sich die Hand."

Ich lächelte gezwungen, als ich tat, was sie wollte. Wer dachte sie eigentlich, das ich war, das ich auf einem Ministuhl zwischen Plüschtieren und Legosteinen eingepfercht fast auf dem Boden hockte und mir von einer Fünfjährigen Benimmregeln beibringen ließ? "Ich heiße Naruto."

"Das sagte Miss Teya schon."

"Wie auch immer", beendete ich diesen lächerlichen kleinen Machtkampf. Das musste bei der wohl in der Familie liegen. "Ich habe ein paar Fragen an dich. Es geht darum, dass du deinem Bruder erzählt hast, dass ein fremder Mann öfter hier ist. Kannst du mir dazu etwas sagen?"

Der stolze, trotzige Ausdruck, der so gar nicht in ihr rundliches Kindergesicht passen wollte, verschwand langsam und machte Angst Platz. Die Lippen fest aufeinander gepresst schüttelte sie den Kopf.

Seufzend warf ich einen Blick zu Sakura, die mehr damit beschäftigt schien, Sasuke anzuschmachten, auf dessen Schoß ein kleiner Junge schlief, als damit, mit ihrer Zeugin zu reden. Sai machte seine Sache besser, obwohl er immer wieder kleine, gezeichnete Tiere über den Tisch laufen ließ, was die Kinder ablenkte. Wahrscheinlich hatte er über den Umgang mit Kindern in irgendeinem Buch gelesen und beruhigte sie jetzt mit Absicht auf diese Weise.

Ich wandte mich Miu zu. "Hast du gehört, was mit den Kindern passiert ist, die verschwunden sind?"

"N-Nichts genaues", sagte sie und musterte mich fragend, wenn auch weiterhin skeptisch.

ich wollte sie nicht verängstigen, aber sie musste mit mir reden. Dringen. "Man hat ihnen sehr, sehr weh getan. Dein Bruder hat meine Kollegen und mich gerufen, weil er Angst hat, dass dir und deinen Freunden auch etwas passieren könnte. Du musst mir also sagen, was du gesehen hast, damit wir euch beschützen können, verstehst du das?"

Sie erwiderte meinen eindringlichen Blick, die kleinen Hände seriös auf dem Tisch gefaltet. Gerade wollte ich weiter auf sie einreden als sie doch den Mund aufmachte: "Der Mann ist älter als du und nicht besonders groß. Er hat schwarzes Haar und ist nicht gerade hübsch."

"Du kannst ihn aber ganz schön genau beschreiben…", erwiderte ich, bemüht, nicht zu zeigen, wie alarmiert ich deshalb war. Doch ein Pädophiler, der hier seine Opfer suchte?

Miu nickte. "Er war in letzter Zeit ziemlich oft da und hat mit einigen von uns geredet. Er sagte, wir sollen es nicht unseren Familien oder den Kindergärtnerinnen sagen."

"Was wollte er von euch? Hat..." Ich stockte, weil ich nicht wusste, wie ich die Frage formulieren sollte, und so entschied ich mich für die direkte Variante: "Hat er dich angefasst?"

"Nein, nur gefragt", nickte sie und ich war erleichtert. Noch mehr Verrückte konnte das Dorf nicht ertragen. Allerdings mussten wir trotzdem vorsichtig sein, denn was nicht war konnte ja noch werden und das galt es zu verhindern.

"Was wollte der Mann denn wissen? Und wann hat er angefangen, hier aufzutauchen?"

Miu überlegte eine Weile. "Das hat angefangen, als die anderen verschwunden sind. Er hat nach ihnen gefragt - ob wir befreundet wären, welchen Familien sie angehörten, so etwas. Er hat aufgeschrieben, was wir sagten."

Vielleicht ein verrückter Fan? Oder jemand, der auf eigene Faust ermittelte und sich der Gefahr nicht bewusst war, in die er sich begab? "Aus welchen Familien stammten die Kinder denn? Weißt du das?"

Bereitwillig zählte sie die Namen auf und ich schrieb alle auf, obwohl wir das schon wussten. Ich hatte aus jeder Familie Kollegen, was vermuten ließ, dass die Morde doch etwas mit den Shinobi zu tun hatten. Aber warum Kinder?

"Hat er eine bestimmte Zeit, zu der er kommt?"

"Meist Nachmittags, wenn wir draußen spielen und die Kindergärtnerinnen Kaffee trinken. Und meist da hinten, wo der Hügel ist."

Ich sah aus dem Fenster zu der Stelle, die sie meinte, aber der genaue Ort war hinter besagtem Hügel nicht zu sehen - Also perfekt geeignet für geheime Befragungen. "Du hast mir sehr weiter geholfen, Miu. Danke."

Nachdem wir mit allen Kindern geredet hatten, die ziemlich ähnliche Geschichten erzählten, befragten wir die Bewohner des Heims, doch die hatten nichts mitbekommen, immerhin befand der Spielplatz sich auf der Seite des Hauses, zu denen die wenigsten Fenster wiesen. Als wir mit allen gesprochen hatten, war es später Nachmittag und die Kinder wurden von ihren Müttern abgeholt. Die Stirn an den Zaun gelehnt, die Finger in den Draht verankert, beobachtete ich die Knirpse, die mit ihren Eltern nach Hause gingen, von genau der Stelle aus, an welcher der Unbekannte wohl gewartet hatte. Das Schweigen lastete schwer zwischen Sakura, Sai, Sasuke und mir, denn eine Entscheidung stand aus, die die Sicherheit dieser Unschuldigen betraf, und diese war gewiss nicht leichtfertig zu treffen.

Schließlich wandte ich mich nach meinem Team - Meinen Freunden - Um. "Ich denke nicht, dass es Michelangelo ist, aber irgendjemand stromert hier herum und stellt Fragen zu den Morden. Wir sollten herausfinden, wer das ist und wieso er es tut. Vielleicht kann derjenige uns ja sogar weiterhelfen."

"Wenn wir weiter ermitteln müssen wir der Hokage etwas sagen", beharrte Sakura, doch ich hielt das immer noch nicht für eine gute Idee.

"Ich verstehe, was du meinst, Sakura-chan, aber im Moment hat Tsunade nicht die volle Macht im Rat. Wegen der Morde nimmt der Einfluss des Ältestenrats zu und die würden wohl alles tun, um schnelle Erfolge ihres ANBU-Teams zu präsentieren - auch einen Kindergarten hermetisch abriegeln. Glaubst du, das würde etwas nützen?"

Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe, hin und hergerissen zwischen der Loyalität ihrer Meisterin gegenüber und dem Wunsch, das Richtige zu tun. "Aber was machen wir, wenn wir den Typ gefasst haben? Tsunade-sama wird sauer sein, weil..."

"Was will sie denn machen? Uns bestrafen, weil wir einen möglichen Trittbrettfahrer oder einen Pädophilen unschädlich gemacht haben?"

"Was meint ihr denn dazu?", wandte Sakura sich an den Rest der Gruppe, um sich etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen.

"An sich mag das, was Naruto sagt, schon stimmen, nur glaube ich nicht, dass der Kerl sich zeigt, wenn wir uns hier herumtreiben", erklärte Sai, woraufhin ich schwieg. Er hatte Recht; jeder würde uns als Shinobi erkennen, immerhin waren wir so ziemlich die Gruppe, über die sich in unserem Jahrgang am meisten die Mäuler zerrissen wurden. Und wirklich verstecken konnte man sich hier auch nirgends, außer in dem Fitnessstudio auf der anderen Straßenseite und wenn jemand von uns dort aus dem Fenster spränge, um den Unbekannten zu fassen, würde dieser das sicher bemerken und flüchten.

"Und wenn..." Sakura zögerte, noch immer nicht überzeugt von meinem Plan. "Wenn wir uns selbst in Kinder verwandeln?"

Einen Moment starrte ich sie an, dann grinste ich breit. "Sakura-chan, du bist ein Genie! Ich könnte dich küssen!

"Lass mal." nuschelte sie abweisend, doch zumindest schien sie jetzt einen Entschluss gefasst zu haben, denn sie sah uns mit diesem ehrgeizigen Glänzen in den Augen an, das so typisch für sie war. "Also gut. Die Kindergärtnerin lässt sicher mit sich reden und wenn wir uns unauffällig verhalten spricht uns der Verdächtige vielleicht an - Zumindest aber würden wir bemerken, wenn eines der Kinder länger weg ist."

"Zumindest Naruto wird kein Problem haben, sich wie ein Kind zu benehmen", merkte Sasuke kühl an, doch mehr als ein "Hey!", brachte ich zu meinem Protest nicht heraus, ehe Sai etwas anmerkte.

"Ein letztes Problem haben wir noch", meinte er und nickte zu dem Uchiha. "Was machen wir so lange mit ihm?"
 

"Du bist!"

"Hey, warte!"

Leicht lächelnd sah ich den Kindern zu, die sich lachend über den Spielplatz jagten. So sollte jede Kindheit verlaufen...

"Du siehst nicht unbedingt kindlich aus." bemerkte ich zu Sasuke gewandt, der neben mir mit verschränkten Armen an einem Baum lehnte. Wir hatten hin und her überlegt, aber uns war keine andere Möglichkeit eingefallen, als ihn mitzunehmen. Natürlich hatte ihm das gar nicht gepasst, aber schließlich hatte er sich doch in den mürrischen Jungen verwandelt, dem ich jetzt gegenüberstand. Kleidung hatten wir uns aus dem Fundus des Kindergartens geliehen, sodass ich eine Latzhose trug, die der Uchiha aus unerfindlichen Gründen nicht gewollt hatte. Die war total cool!

"Das hatte ich auch nicht vor." brummte er kühl.

"Eigentlich sahst du nicht mal als Kind kindlich aus." erinnerte ich mich munter und suchte die vertrauten markanten Züge in dem weichen, rundlichen Kindergesicht. "Du hattest diesen zynischen, bitteren Ausdruck schon immer."

"Woran das wohl lag?"

Ich war seinen Sarkasmus schon gewöhnt und ging nicht darauf ein. Es war zwar nicht so schlimm, wie es schon mal gewesen war, aber er war wieder dazu übergegangen, böse Sprüche zu machen. Diesmal ließ ich mich aber nicht derart davon aufputschen, was womöglich daran lag, dass ich, seit ich nicht mehr so sehr in den Morden hing, wesentlich ausgeglichener war.

"Warum jammerst du dann, wenn du jetzt einen Tag von der verpassten Zeit zurückhaben kannst? Spiel lieber fangen mit mir!", grinste ich und lief vor ihm weg, doch natürlich kam er mir nicht nach. Ich überließ es Sakura, sich um ihn zu kümmern, während ich mit den Kindern spielte, was wirklich Spaß machte.

Natürlich behandelten sie uns jetzt wie Gleichaltrige - wir hatten ihnen nichts von unserem Plan erzählt, um diesen nicht zu gefährden. Aber das änderte nichts daran, dass ich mir diese ausgelassene Fröhlichkeit für eigene Kinder wünschte. Für eine eigene Familie. Diese Spielereien wären ein schöner Ausgleich gegen meinen Alltag und ich stellte es mir schön vor, von etwas fröhlicherem als einem kühlen ´Hm.` begrüßt zu werden, an das ich mich von Sasuke schon so sehr gewöhnt hatte. Ja, ich wusste, dass es nicht immer nur Lachen und Spielen gab sondern auch anstrengende Zeiten - Aber die Zeit, die so sein würde, würde genügen.

Ich lief dem Ball nach, den ein Mädchen zu weit geworfen hatte und wollte ihn gerade aufheben, als ich ein paar schmuddeliger Schuhe erblickte. "Hey, Kleiner", sagte der Fremde, der hinter dem Zaun direkt mir gegenüber stand. Ich blickte auf, konnte sein Gesicht aber nicht erkennen, weil er den Schal darum gewickelt hatte. Offenbar hatte er seit seinem letzten Besuch, bei dem er sich Miu unverhüllt gezeigt hatte, gelernt - Denn das hier war eindeutig der Mann, von dem sie gesprochen hatte. "Dich habe ich hier noch nie gesehen. Bist du neu?"

Den Ball an die Brust gedrückt schüttelte ich den Kopf und wich etwas zurück, allerdings nicht aus Angst - der Typ war tatsächlich um einiges kleiner als mein erwachsenes Ich - sondern, damit die anderen es bemerkten.

"Ah, du brachst nicht schüchtern sein. Ich hab nur ein paar Fragen", erklärte er. Ich runzelte die Stirn; Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Er sah die Geste wohl als Ausdruck von Skepsis, denn er hob abwehrend die Hände. "Schon ok, wenn du nicht magst. Du kannst mir ein paar von den anderen schicken, mit denen bin ich befreundet. Tust du das?"

"Was wollen Sie denn wissen?", fragte ich um Zeit zu gewinnen. Sasuke hatte mich bemerkt; Ich spürte seinen Blick wie Eiswasser meinen Nacken runterlaufen.

"Sehr schön! Du hast doch gehört, was mit den Kindern passiert ist?" Ich nickte langsam, jetzt wirklich skeptisch. "Waren darunter Verwandte von dir? Geschwister vielleicht?"

Mir wurde speiübel. Was war das für ein Mann, der traumatisierte Kinder so etwas fragte, wo sie gerade Freunde verloren hatten? Das selbst alles nicht verstanden? "Nein... Warum wollen Sie das wissen?"

"Ah, ich bin nur neugierig... Gestern waren doch Leute hier, nicht? Weißt du ihre Namen?" fuhr er unbeirrt fort. Ich zuckte leicht zusammen, denn das ganze war geheim gewesen. Niemand außer uns vieren hatte etwas von unserem Besuch gewusst - Oder zumindest hatten wir das gedacht.

Bevor ich antworten konnte, wurden wir vom Knirschen des Schnees unter Kinderschuhen unterbrochen. Mit verschränkten Armen standen meine Freunde rechts und links neben mir, die Blicke streng auf den Fremden gerichtet. "Ist er das?", wollte Sakura wissen und ich nickte.

"Moment... Was?", stotterte der Verdächtige. Er sah zwischen den anderen und mir hin und her, dann musterte er mich noch mal genauer und weitete seine Augen, als ob er mich erkennen würde. "Du…!", japste er erschrocken.

"Sie brauchen nicht schüchtern sein. Wir haben nur ein paar Fragen", feixte ich in seinen Worten.

Wie zu erwarten gewesen war, drehte er sich um und ergriff die Flucht. Ohne es abgesprochen zu haben setzten wir ihm alle nach. Sakura sprang den hohen Drahtzaun entlang, Sai war verschwunden, um ihm den Weg abzuschneiden und Sasuke hielt sich an mich, als ich stolpernd den vereisten Weg entlang hinter dem Flüchtenden her rannte. Es hätte dem Typ eigentlich klar sein müssen, dass er nicht entkommen konnte, vor allem, weil er wesentlich unsicherer auf den Beinen war als wir, aber er versuchte hartnäckig, hackenschlagend im Gewirr der Gassen zu entkommen. Als er versuchte, eine Wand hochzuklettern, schnappte ich nach seinem Schal, der sich gelöst hätte, hätte Sasuke nicht das andere Ende genommen. Gemeinsam holten wir das möchtegern Äffchen von der Mauer. Ich warf dem Uchiha einen Blick zu, als seine Augen aufblitzten und er einen Moment zu spät losließ. Nicht mal drei Sekunden nach mir, aber lange genug, um dem Fremden ein Röcheln zu entlocken.

Dieser wehrte sich wehement gegen mein Gewicht auf seiner Brust, schlug mir sogar so hart ins Gesicht, das mein geliehener, kleiner Körper einen halben Meter zurückgeschleudert wurde. "Naruto!" rief Sakura von irgendwo über uns, aber ihre Sorge war unbegründet, denn der Verdächtige wurde bereits an den Haaren von mir weggezogen.

Fluchend rieb ich mir den schmerzenden Kopf, während ich mich mühsam aufrichtete. Der Schlag hatte das Jutsu gelöst, sodass ich jetzt in gewohnter Form auf dem Hintern im Schnee saß und zu Sasuke aufblickte, der das Arschloch im Würgegriff hielt und ihm so leise etwas zuflüsterte, dass ich es nicht verstand. Die Worte zeigten Wirkung; Der Mann erbleichte und hielt bereits still, als Sakura, ebenfalls in ausgewachsenem Körper, neben dem Uchiha landete.

Sie wandte sich mir zu. "Aller ok?" fragte sie besorgt, als sie mich auf die Beine gezogen hatte, und inspizierte dabei die Schürfungen in meinem Gesicht. Ich nickte nur, denn bis auf die schmerzende Wange fehlte mir nichts. Einen Moment sahen wir uns an, dann wandte das Mädchen sich peinlich berührt ab, als Sai zu uns kam. Ich räusperte mich verlegen, trat dann aber eher verärgert auf unseren Verdächtigen zu. Er versuchte erneut, sich zu befreien, aber Sasukes Griff um seinen Hals war eisern und entlockte ihm erneut ein Röcheln.

"So, du kleine Ratte schlägst also Kinder, hm?", fragte ich zornig, bevor ich ihm den Schal aus dem Gesicht zog - und erstarrte.

Denn das war Seishiro Misami, der Reporter, dem ich den wenig schmeichelhaften Zeitungsartikel bezüglich der Michelangelo-Fälle verdankte.
 

~ ♥ ~
 

Hallo, meine Lieben.
 

Nach längerer Pause hier das neue Kapitel - Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Genauso hoffe ich, dass es jetzt etwas schneller vorangehen wird, denn jetzt beginnt der... Nun, ich nenne es mal ´Interessante` Teil ( Obwohl ich natürlich hoffe, bisher fandet ihr es auch interessant... ) bezüglich Sasuke und Naruto. :3

Ein bisschen Geduld noch!
 

lG SaSi



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück