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Welcome to Hetalia-Academy!

der (un-)gewöhnliche Alltag einiger Teenager
von

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Der Film-Club

Der Film-Club
 

Am Mittwochmorgen stellte Elizabeta fest, dass sie gleich zwei Kurse mit Manon zusammen hatte und weder in Musik, noch in Chemie schenkten die Beiden ihren Lehrern irgendwelche Beachtung. Vielmehr diskutierten sie über verschiedene Mangas und sammelten Ideen, was sie alles in ihrem Club tun könnten.

"Was ist mit RPS?."

Beendete Elizabeta einen etwas längeren Momolog und sah Manon erwartungsvoll an.

Manon legte ihren Kopf schräg und hob fragend eine Augenbraue.

"RPS?"

"Real Person Slash."

Erklärte Elizabeta mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Manons Augen glänzten und ihr Blick glitt nach vorne in die erste Reihe.

Dort saßen Roderich und Vash, jeweils an den äußeren Enden und versuchten den jeweils anderen möglichst zu ignorieren. Elizabeta folgte ihrem Blick.

"Vash und Roddy?" fragte sie leicht irritiert. "Keine Chance!"

"Hast du dir die Beiden mal angesehen? Die können ja keinen klaren Gedanken mehr fassen sobald der jeweils Andere im Raum ist."

Elizabeta schüttelte den Kopf.

"Ich versteh ja was du meinst, aber da liegst du völlig daneben. Roddy hegt gut verborgene Gefühle für Gilbert ein Jahrgang über uns."

"Echt jetzt?"

Elizabeta schnaubte. "Ich hoffe doch! Hast du noch nie gesehen wie die Funken fliegen sobald diese beiden aufeinander treffen?"

Manon kicherte. "Nein habe ich noch nicht, aber auch wenn sich das sehr vielversprechend anhört bin ich davon überzeugt, dass zwischen Roderich und Vash etwas läuft."

"Tse! Wollen wir Wetten?"

"Was wetten?"

"Na, wir fragen Roddy mit wem er lieber zusammen wäre, Vash oder Gilbert. Ich sage Gilbert."

Manon grinste. "Okay. Ich sage Vash. Aber du fragst."

Schob sie eilig hinterher.

"Gut. Wir müssen ihn nur noch irgendwie betrunken machen."

"Wieso?"

"Na wir wollen doch sichergehen, dass er auch die Wahrheit sagt. Wir könnten ihn einfach fragen ob er mit uns was trinken geht."

Manon lächelte teuflisch.

"Die Idee gefällt mir. Kiku nehmen wir auch mit, ja? Und wir können auch noch andere Fragen."

"Genau! Feli-chan auch und Vash, Gil und Ludwig."

In diesem Moment klingelte es.

"Du fragst die beiden, okay?"

Bat Manon und deutete wage in Richtung von Vash und Roderich die gerade dem Raum verließen. Ohne zu antworten folgte Elizabeta ihnen aus der Tür hinaus.

Als sie sich gut zehn Minuten später auf dem Pausenhof zu Manon gesellte strahlte sie.

"Ich hoffe doch du hast Freitag Abend Zeit?"

"Immer!"

"Ich hab den beiden auch gesagt sie sollen herrumfragen, ob noch jemand mitkommt."

"Super! Ich schreibe Kiku eine SMS."

"Er wird begeistert sein."

"Das wird er und vielleicht will er ja auch noch in unsere Wette einsteigen."

"Worum wetten wir überhaupt?"

"Hm. Ich überleg mir was, ok?"

Manon nickte. "Mir würde vermutlich ohnehin nichts einfallen."
 

"Zusammen was trinken gehen?"

Fragte Matthew überrascht.

"Oui." erwiederte Francis. "Wäre das nicht magnifique? Wir würden Zeit miteinander verbringen und uns etwas besser kennen lernen." und ganz nebenbei kann ich dich abfüllen fügte er in Gedanken hinzu.

Gilbert kannte seinen besten Freund und der Gedanke, was Francis mit dem armen, unschuldigen Matthew vorhaben könnte, weckte in ihm das dringende Bedürfnis, sich in die Unterhaltung einzumischen.

"Hör nicht auf das, was er sagt. Er will dich abfüllen, das ist alles."

Francis verschränkte die Arme vor der Brust und warf Gilbert einen zutiefst beleidigten Blick zu.

Es fehlt nur noch, dass er die Unterlippe vorschiebt. schoss es Matthew durch den Kopf.

"Aber du kannst trotzdem gerne mitkommen, ich pass schon auf dich auf."

Fuhr Gilbert fort und strahlte Matthew erwartungsvoll an.

"Äh, okay?"

Erwiderte Matthew unsicher. Immerhin wäre es tatsächlich eine Gelegenheit etwas mit Francis und Gilbert zu unternehmen.

Francis strahlte. "Dann wird es definitiv lustig. Ich wette du bist sogar noch süßer als sonst, wenn du betrunken bist."

Matthew errötete und versuchte vergeblich dies zu verbergen indem er in seiner Tasche nach seiner Trinkflasche suchte.

Wieder einmal verwuschelte Francis Matthews Haar.

"Also dann," verkündete Gilbert großspurig. "Der großartige Gilbert geht jetzt in die Caffeteria um sich etwas zu Essen zu hohlen. Kommt jemand mit?"

Antonio machte sich nicht einmal die Mühe lange genug von seinem Sandwich abzulassen um das "Nein" halbwegs verständlich zu artikulieren und Francis schlang besitzergreifend einen Arm um Matthew, was für beide als Antwort gewertet werden konnte.

"Na dann. Passt ihr auf meine Tasche auf? Ich komm gleich wieder." Francis strahlte. "Sicher, mon cher Gil, geh nur!"

Innerlich klopfte Gilbert sich selbst auf die Schulter.

Er wusste, wenn er fragte würde niemand mitkommen.

Das war umgekehrte Psychologie. Ha! Und da sollte Roddy noch einmal sagen er sei dumm.

Eben diesem folgte er nun in Richtung Caffeteria.

Roderich hätte sich dort nie etwas gekauft, denn anders als Gilbert hatte Roderich die Angewohnheit sich jeden Tag eine köstliche Lunchbox zu zu bereiten. Hin und wieder machte er Gilbert auch eine und selbst wenn Gilbert ihn dafür aufzog, freute er sich jedesmal, vor allem wenn Roderich Kuchen gebacken und ihm ein Stück eingepackt hatte. Gilbert liebte Kuchen.

Nun stand Roderich neben Elizabeta in der Schlange und unterhielt sich mit ihr. Dabei trug er dieses gelöste, leichte Lächeln, dass er nur in Elizabetas Gegenwart hatte und das in Gilbert immer das Bedürfnis weckte irgendetwas (bevorzugt etwas zerbrechliches) gegen die nächste Wand zu schmeißen.

Was war denn bitte an Elizabeta so klasse, dass Roderich sie so ansah?

Gut, ja, sie war ein tolles Mädchen.

Zugegeben hübsch war sie auch.

Und intelligent.

Aber das war noch lange kein Grund sie so anzulächeln! Zeit, dass jemand dazwischen ging.

"Hey Roddy!" rief Gilbert und im nächsten Moment legte er seinen Arm um Roderichs Schulter.

"Hast du schon gehört? Ein paar aus unserer Schule wollen am Freitag zusammen was trinken gehen. Kommst du mit?"

Roderich sah ihn irritiert an. Das Lächeln war verschwunden, sobald er Gilberts Stimme gehört hatte, doch Gilbert versuchte das schmerzende Ziehen in seiner Magengegend, das dieser Reaktion gefolgt war, zu ignorieren.

"Nun, ursprünglich hatte ich tatsächlich geplant zu kommen, aber wenn du auch dabei bist werde ich das Ganze wohl noch einmal überdenken."

Elizabeta warf Gilbert einen verstimmten Blick zu.

"Komm schon, Roderich" sagte sie flehend "Ohne dich macht das gar keinen Spaß."

Roderich lächelte sie herzlich an und nickte.

"In Ordnung, aber nur weil du es bist."

Wieder verzog sich Gilberts Magen unangenehm.

"Na dann." erwiederte er schnaubend. "Ich gehe mal wieder und beehre Leute mit meiner großartigen Präsenz, die sie auch zu schätzen wissen."

"Willst du damit sagen, es gibt tatsächlich Leute, die deine Gesellschaft genießen?"

"Tja, es gibt eben tatsächlich noch Menschen mit Geschmack."

"Geschmack? Eher Geschmacksverirrungen."

"Als ob du Spießer das beurteilen könntest."

"Ach, aber du Knallkopf willst Ahnung haben, ja?"

"Ich bin eben großartig."

"Ist das eigentlich dein ultimatives Argument zu allem?"

"Tja, da du es noch nie bestritten hast fühle ich mich darin bestätigt."

"Und wenn ich es jetzt bestreite, hörst du dann auf es als Argument zu verwenden?"

"Wenn du es jetzt bestreitest könnte ich es dir leider nicht glauben, weil ich dann denken würde, dass du nur versuchst mich zum Schweigen zu bringen."

"Geht das denn irgendwie effektiver?"

Gilbert grinste.

"Oh, da würde mir schon etwas einfallen."

Lasziv fuhr er mit der Zunge über die Lippen und Elizabeta begann zu husten. Roderich klopfte ihr besorgt auf den Rücken.

"Bist du okay?"

Sie nickte mit Tränen in den Augen.

"Ignoriert mich einfach!" keuchte sie und versuchte möglichst leise wieder zu Atem zu kommen.

Gilbert wandte sich wieder Roderich zu mit der festen Absicht diesen Rat zu beherzigen, doch Roderich versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf und funkelte ihn böse an.

"Ich hab schon verstanden, ich halt die Klappe." grummelte Gilbert und verschränkte die Arme vor der Brust.

Elizabeta wirkte enttäuscht, sagte aber nichts und so standen sie schweigend in der Schlange, bis sie an der Reihe war.

Zum Trost kaufte sie sich einen Schokoladenmuffin und biss herzlich hinein, während sie Gilbert und Roderich mental verfluchte, weil die sich strikt weigerten ihre Unterhaltung wieder aufzunehmen.
 

In seiner Freistunde saß Antonio auf dem Hof und genoss den Sommer. Es war zwar bereits Anfang September, doch das Wetter hielt sich und man konnte noch immer im T-Shirt herumlaufen. Das dunkle Grün der Bäume spendete um die Mittagszeit kaum Schatten und es war fast ein wenig zu warm, doch genau so mochte Antonio es.

Er hatte es sich auf einer Bank gemütlich gemacht und beobachtete Lovino, der in einem der stickigen Klassenzimmer saß und, während andere Schüler versuchten sich an den Satz des Pythagoras oder das zweite Keplersche Gesetz zu erinnern, gedankenverloren in den Himmel blickte. Sein Lovino war so süß und so verträumt, wenn er sich unbeobachtet fühlte.

Antonio liebte seine Freistunden und verbrachte sie fast immer damit Lovino zu beobachten. Er wusste, dass das für einen Außenstehenden etwas merkwürdig wirken musste und Gilbert und Francis zogen ihn regelmäßig deswegen auf, doch Antonio liebte diese Seite des Anderen so sehr, dass er sich gar nicht daran satt sehen konnte.

Lovino war so anders, wenn er glaubte, dass ihn niemand beobachtete, so melancholisch und tiefgründig.

Antonio wünschte, Lovino würde ihm diese Seite von sich freiwillig zeigen. Er wünschte, Lovino würde ihm irgendwann so sehr vertrauen, doch er war sich nicht sicher ob dieser Tag jemals kommen würde.

In diesem Moment fiel Lovinos Blick in den Hof, auf Antonio.

Er sah überrascht aus, dann verärgert.

Antonio lachte und winkte ihm zu. Lovino verschränkte die Arme und sah demonstrativ nach vorn zum Lehrer. Einige Minuten tat er so, als würde er sich Notizen machen, dann wandte er den Kopf unauffällig zur Seite und sah wieder in den Hof.

Antonio saß immer noch dort und strahlte ihn unbeirrt an.

Lovino hoffte, dass man aus dieser Entfernung nicht erkennen konnte, dass er rot wurde.

Dieser Tomaten-Bastard! Hatte er denn nichts besseres zu tun? Musste er denn nicht im Unterricht sein, wie andere auch oder konnte er seine Zeit nicht sinnvoller nutzen und Hausaufgaben machen oder so?

Lovino freute sich nicht, dass Antonio lieber ihn beobachtete, als etwas sinnvolles zu tun. Nicht im Mindesten! Er wurde auch nicht rot deswegen. In diesen Klassenzimmer war es nur so verdammt warm.

Antonio warf im spielerisch einen Luftkuss zu.

Das war nicht süß, das war peinlich! Lovino lächelte... nicht!

Das wäre ja auch echt lächerlich. Sich über diese dämlichen Spielereien zu freuen.

Für Antonio war das doch ohnehin nur ein Spaß. Ein kleiner Zeitvertreib. Als ob irgendjemand wirklich etwas von Lovino wollen könnte. Das hatte er auch gar nicht nötig. Er kam gut allein zurecht. Vielen Dank.

Und doch... der Gedanke, dass er Antonio gar nichts bedeutete stimmte traurig. Es war nicht so, dass er denn Spanier leiden konnte, aber...

Lovino seufzte leise. Dinge wurden immer so kompliziert wenn Gefühle involviert waren.

Er hasste kompliziert.
 

Berwald stöhnte leise und vergrub das Gesicht in den Händen.

Er hasste Mathematik. Das war einfach kein Fach mit dem er etwas anfangen konnte.

Sport oder Werken, das waren sinnvolle Fächer. Darin war er auch gut, aber Mathematik? Keine Chance!

Tino berührte leicht seine Schulter.

"Hey, Su-san, geht es dir gut?"

Er sah, dass mit seinem Sitznachbarn etwas nicht stimmte. Insgeheim betete er nicht selbst der Auslöser zu sein, denn selbst wenn die beiden fast so etwas wie Freunde waren, seit sie als Kinder von dem selben Jungen aus der Nachbarschaft geärgert worden waren, hatte er immer ein wenig Angst vor dem großen Schweden.

"Alles klar." murmelte Berwald.

Vor diesem Blick würde selbst Chuck Norris zurückschrecken dachte Tino, versuchte jedoch sich seine Angst nicht anmerken zu lassen.

"Ach komm schon! Vielleicht kann ich dir helfen."

Berwald nuschelte etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart.

"Was hast du gesagt?"

"Ich verstehe Mathe nicht." erklärte Berwald resigniert.

Tino unterdrückte ein Lächeln. Es war schwer zu glauben, dass Berwald mit irgendetwas Schwierigkeiten hatte, doch er hatte schon häufiger festgestellt, dass der Schwede in Mathe nicht mitkam.

"Soll ich dir helfen? Du hast öfter Probleme, habe ich Recht?"

Berwald nickte.

"Ich bin ganz gut in Mathe. Ich könnte dir Nachhilfe geben."

Fügte Tino etwas ermutigt hinzu.

Berwald lächelte ihn dankbar an.

Er lächelte.

Und es war nicht einmal beängstigend.

Tinos Magen machte eine halbe Drehung und ihm wurde warm ums Herz.

Dieses Lächeln war hübsch!

"Wenn es keine Umstände macht." erwiderte Berwald und wirkte dabei fast unsicher.

"Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann, Su-san. Wann hast du Zeit?"

"Eigentlich immer. Aber heute wollte ich nach der Schule in den Film-Club gehen."

Tino lächelte schüchtern.

"Wir könnten ja zusammen gehen. Ich wollte nämlich auch hin und danach könnten wir zusammen nach Hause?"

"'s gut." murmelte Berwald und Tino bildete sich ein, dass er etwas weniger ernst aussah als sonst.

Als die Stunde beendet war packte Berwald seine Tasche und wartete geduldig auf Tino.

"Ich muss aber noch einmal kurz zu meinem Spind." sagte dieser entschuldigend. "Du kannst ja schon mal vorgehen, wenn du willst."

Berwald schüttelte den Kopf.

"Ich komme mit."

Ein schmales Lächeln schlich sich auf Tinos Lippen. Berwald war zwar beängstigend und manchmal etwas merkwürdig, aber er war wirklich ein lieber Kerl.

"Komm! Beeilen wir uns, sonst kommen wir noch zu spät."

Sagte Tino, griff nach Berwalds Hand und zog ihn hinter sich her zum Spind.
 

Als Yao den Film-Club gründete hatte er nicht damit gerechnet, dass allzu viele Leute kommen würden, doch es saßen bereits einige auf dem weichen Teppichboden, als er den Raum betrat und immer wieder kamen neue hinterher. Zu Yaos großem Entsetzen war nur kurz nach ihm Ivan hereingetreten und hatte mit seinem üblichen Lächeln gefragt:

"Ist das der Film-Club?"

Und ohne eine Antwort abzuwarten setzte er sich neben Yao.

"Wir gucken doch auch Horrorfilme, da?"

Yao versuchte unauffällig von Ivan weg zu rutschen.

"Nein." sagte er und seine Stimme zitterte kaum merklich.

"Ich habe einige DVD's mitgebracht und wir werden abstimmen, was wir uns ansehen. Da sind keine Horrorfilme dabei aru."

Ivan wirkte etwas enttäuscht, machte aber keine Anstalten sich zu erheben.

"Beim nächsten Mal bringe ich welche mit, da?"

Erwiderte er stattdessen und tätschelte Yao den Handrücken. Eine Geste die möglicherweise beruhigend sein sollte, Yao aber eher beunruhigte.

Möglicherweise war das auch die Intention, doch Yao wollte niemandem etwas unterstellen.

Nachdem der letzte Schüler die Tür hinter sich geschlossen und sich zu den anderen auf den Boden gesetzt hatte, kehrte nach und nach Ruhe ein.

Yao erhob sich, dankbar eine Ausrede zu haben um sich von Ivan zu entfernen, und räusperte sich laut.

"Ich habe mir in den Sommerferien überlegt einen Club zu gründen, der sich mit Filmen beschäftigt."

"Filme kommen aus Korea, da-ze!"

Kam der begeisterte Ausruf aus der hinteren Ecke.

"Schön für dich, Yong-Soo."

Erwiderte Yao trocken und versuchte nicht genervt zu klingen. Ivan Braginski und Im Yong-Soo waren in seinem Club. Womit hatte er das verdient?

"Bei diesem ersten Clubtreffen-"

"Clubs kommen auch aus Korea, da-ze!"

Wurde er unterbrochen, doch als Ivan Yong-Soo ein strahlendes Lächeln schenkte, machte dieser einen Laut, der stark an das Quieken einer Maus erinnerte und Yao war sich sicher, dass er jetzt zumindest würde ausreden können. Insgeheim war er Ivan Dankbar, auch wenn er sich lieber die Zunge abgebissen hätte als das zu zu geben.

"Ivan, du sollst den Leuten keine Angst einjagen, aru!" Ermahnte er, ehe er fortfuhr: "Also, bei diesem ersten Treffen wollen wir uns einen Film ansehen um beim nächsten Mal darüber zu diskutieren, aru. Wer hier falsch ist oder sich unter diesem Club etwas anderes vorgestellt hat darf nun gerne den Raum verlassen."

Alle starrten ihn ungerührt an.

"Nun, ich habe einige DVD's mitgebracht. Ich gebe sie einmal herum und im Anschluss daran können wir abstimmen, welchen Film wir uns ansehen wollen, aru."

Nach einigen Minuten, in denen beschlossen wurde, dass 'Stolz und Vorurteil' zu kitschig sei (Feliks, Yao und Antonio bestritten vehement, dass es sich um einen Mädchenfilm handelte) und auch die alte Version (Feliks gab einfach nicht auf) entschieden abgelehnt wurde, fiel die Wahl mit mehr oder weniger Begeisterung auf 'Ocean's Eleven'.

Nachdem er den Film gestartet hatte wollte Yao sich setzen, diesmal möglichst weit von Ivan entfernt.

Es gab nur ein Problem.

Der Platz war begrenzt und Ivan jagte allen Angst ein.

Der einzige freie Platz war also neben Ivan.

Yao ließ sich zähneknirschend neben Ivan nieder, der ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. Die nächsten zwei Stunden versuchte Yao sich auf den Film zu konzentrieren. Vergeblich, denn Ivans Präsenz neben ihm verschlang seine gesamte Aufmerksamkeit.

Es war einfach so unheimlich irritierend neben diesem übergroßen Russen zu sitzen, der jedem Angst einjagte und von dem man wusste (denn, wirklich, sollte es sonst gewesen sein?), dass er regelmäßig in der Schule Plakate aufhing, die über und über mit Sonnenblumen verziert waren und auf denen in großer, schnörkeliger Schrift die Worte 'Ihr werdet alle eins mit Russland, da?' standen.

Wie gesagt: irritierend.
 

"Und Su-san, wie fandest du den Film?"

Berwald murmelte etwas unverständliches und Tino fürchtete ihn verärgert zu habe, so dass er es vorzog die nächste Viertelstunde schweigend nebeneinander her zu gehen bis sie zu Hause ankamen.

Tino komplimentierte Berwald umständlich in seine Wohnung und bot ihm etwas zu trinken an und während er in der Küche ein Glas mit Wasser füllte sah Berwald sich in Tinos Zimmer um.

Auch wenn sein letzter Besuch eine ganze Weile her war, hatte der Raum sich nicht allzu sehr verändert. Es gab immer noch denselben großen Eichenschreibtisch, der vollgestellt war mit Dosen, Kästchen und anderen Kleinigkeiten, auch wenn Berwald sich einbildete, dass es noch mehr geworden waren, das Bett, das schmale Regal, dass vollgestopft war mit Büchern und DVD's aller Art, viele davon auf Finnisch oder Schwedisch, und der massive Eichenschrank standen an ihren gewohnten Plätzen. Die einzige Neuerung war eine zwei einhalb Meter lange, finnische Flagge, die einen guten Teil einer Wand bedeckte und eine Fotocollage, mit Bildern von Tino, seiner Familie und seinen Freunden, die daneben hing.

Tino kehrte zurück mit zwei Gläsern in den Händen. Er bemerkte Berwalds taxierenden Blick und wirkte verunsichert.

"Also äh...Mein Zimmer kennst du ja schon, nichts großartiges, tut mir Leid."

Sagte er, auch wenn er nicht genau wusste weshalb er sich entschuldigte.

"Es passt doch zu dir." erwiderte Berwald schlicht.

War das etwas positives?

Tino fuhr sich nervös mit der Hand durch das strohblonde Haar.

"Wollen wir dann anfangen? Warte kurz, ich hole noch einen Stuhl."

Eine halbe Stunde später saßen sie nebeneinander am Schreibtisch und Tino versuchte Berwald in die Feinheiten der Mathematik einzuführen.

"Deswegen musst du hier die Polynomdivision anwenden, weißt du wie das geht?"

Berwald antwortete nicht. Sein Blick war fixiert auf Tinos Gesicht. Um genau zu sein auf die Sommersprosse auf Tinos linkem Augenlid.

Er hatte nicht gewusst, das man auf den Augenlidern auch Sommersprossen haben konnte. Bei genauerer Überlegung war es ganz logisch, es war ja auch nur Haut.

Tino hatte viele Sommersprossen. Berwald wusste, dass er sich gerne über sie beschwerte, aber zu Tino gehörten seine Sommersprossen einfach dazu.

Als er Tinos fragenden Blick realisiert blinzelte Berrwald verwirrt.

"Hm, 'tschuldige, was hast du gesagt?"

Tino lächelte nachsichtig.

"Hast du überhaupt irgendetwas verstanden? Du wirkst extrem abgelenkt."

"Tut mir Leid. Die Sache mit den Ableitungen habe ich aber verstanden. Du kannst gut erklären."

Tino vermied es Berwald in die Augen zu sehen, doch er konnte nicht verhindern, dass sich ein leichter, rosa Schimmer auf seine Wangen legte.

"Wie wäre es, wenn wir für heute Schluss machen würden?"

Fragte er um die Unterhaltung in eine etwas andere Richtung zu lenken.

"Du hast doch schon etwas verstanden und wir können ein anderes Mal weiter machen, ja? Wollen wir uns etwas zu Essen machen? Du hast doch bestimmt Hunger."

Berwalds Magen murrte leise, doch vernehmbar. Es stimmte, Berwald war hungrig, auch wenn es ihm bis zu diesem Zeitpunkt kaum aufgefallen war.

"Gern, aber ich kann nicht kochen."

Tino runzelte skeptisch die Stirn.

"Hast du das nie gelernt? Glaubst du, dass später deine Frau die immer für dich kocht?"

Er lachte.

"Aber weißt du was? Jetzt kochen wir zusammen, da kann nichts schiefgehen."

Tatsächlich, mit Tino zusammen zu kochen war einfach und es machte sogar Spaß. Auch wenn Berwald bisher nie ernsthaft versucht hatte zu kochen war er irgendwie davon ausgegangen, dass es langweilig wäre, doch mit Tino alles wie am Schnürchen.

Keine halbe Stunde nachdem sie begonnen hatten zu kochen saßen sie auch schon gemeinsam am Tisch und aßen die besten Spagetti, die Berwald je probiert hatte.

"Tino, du wirst meine Frau und dann können wir immer zusammen kochen."

Tino verschluckte sich an seinem Bissen und bekam einen Hustenanfall. Besorgt klopfte Berwald ihm auf den Rücken und als Tino sich wieder etwas beruhigt hatte war sein Gesicht hochrot und er stammelte etwas von wegen er müsse mal kurz ins Bad. Drei Minuten später kam er wieder, die Gesichtsfarbe hatte sich normalisiert und er führte die Unterhaltung weiter, als sei nichts gewesen.

Berwald war so glücklich wie schon seit Jahren nicht mehr, als er sich Abends von Tino verabschiedete um in seine Wohnung eine Tür weiter zu gehen.

"Ich bin wieder da." rief er laut. Er wusste, dass sich niemand um ihn gesorgt hatte, selbst wenn er drei Stunden zu spät zu Hause war. Hölle er könnte die ganze Nacht wegbleiben und es würde niemanden scheren.

Seine Mutter kam aus der Küche und lächelte, doch es war ein aufgesetztes Lächeln und Berwald konnte sehen, dass sie geweint hatte.

"Ach, wie schön. Hast du Hunger, mein Schatz?"

Berwald murmelte etwas möglichst unverständliches und ging an ihr vorbei in sein Zimmer. Er legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Seine gute Laune war wie weggeblasen.

Als seine Mutter ihn eine halbe Stunde später zum Essen rief lag er immer noch da, hatte sich nicht einen Zentimeter gerührt.

Kurz überlegte er, ob er so tun sollte als ob er schliefe, Hunger hatte er immerhin keinen, doch er verwarf den Gedanken wieder und erhob sich stöhnend vom Bett.

Das würde mal wieder ein extrem entspanntes Essen werden. Man bemerke den Sarkasmus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chatterbox
2011-03-29T19:00:38+00:00 29.03.2011 21:00
Füll sie ab, füll sie ab, füll sie ab~ xD
freu mich schon richtig aufs nächste kapitel! :D
und auch das hier war schön, (selbst wenn ich gilbert und roddie leider immer noch nicht zusammen mag^^")


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