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Das Wolfsmädchen

Wie Jacob doch noch die Liebe findet
von

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Eins

(Vier Tage später...)

Das kleine Wolfsrudel hatte sich um einen toten Hirsch versammelt, den sie nun abnagten. Das Fleisch war fast schon gänzlich aufgefressen. Unter den grauen Tieren stach eines ganz besonders hervor. Es hatte nicht die gleiche Fellfarbe, sondern war pechschwarz. Struppig glänzte es stumpf im wenigen Licht, das durch die Bäume fiel. Der Wolf, genauer gesagt die Wölfin, war das größte Tier des Rudels, mit seinen 1.65 m Schulterhöhe. Ihre langen Reißzähne kamen zum Vorschein, als sie knurrend den Kopf hob. Der Wind trug den Geruch eines Fremden heran. Auch die Alphatiere witterten ihn und streiften um die Gruppe herum. Nicht einmal das leise Knacken des Unterholzes kündigte den Unbekannten an. Nur sein Geruch, bis er aus dem Dickicht trat. Der rostrote Wolf war noch um Einiges größer, als die schwarze Artgenossin, die ihm nun knurrend gegenüber stand. Er wirkte erstaunt im ersten Augenblick, verzog die Schnauze aber dann und gab ein ebenso finsteres Knurren von sich. Gefährlich langsam trat die Schwarze vor und trabte unruhig hin und her. Der Andere legte drohend die Ohren an. Sein Knurren wurde tiefer. Zur Antwort kam ein aggressives Grollen. Der Rostbraune wagte sich vorwärts. Ein Wolf bellte warnend, was ihn nicht im Geringsten interessierte. Die Nase vorgestreckt, nahm er den Geruch der fremden Wölfin auf und bewegte sich etwas schneller. Sie spannte die Sprungmuskeln an und bellte kurz. Auf ihrer Schnauze bildeten sich Falten, als sie die Lefzen hochzog. Leise grollend machte er sich vor ihr größer und wollte an ihrem Hinterteil riechen, wie sich Wölfe und Hunde nun mal kennen lernten. Die Artgenossin wirbelte herum und schnappte nach ihm, den Kopf gesenkt. Er seinerseits hob den Kopf noch ein Stück und ließ ein Knurren tief aus seinem Brustkorb erklingen. Das Rudel näherte sich ihm vorsichtig. Mit dem Schwanz haute er einem von ihnen ins Gesicht und knurrte gemein, als ein junges Tier ihm von unten an die Kehle springen wollte. Mit einer großen Tatze stieß er es zur Seite und drängte die Schwarze nach hinten. Sie knurrte ein Rudelmitglied an, als es ihr helfen wollte. Misstrauisch blieb der Wolf stehen und beobachtete sie mit gelben Augen. Ein weiteres, schwarzes, Augenpaar musterte sie unablässig von oben herab. Aggressiv legte sie die Ohren an, senkte den Kopf und bellte, damit die anderen verschwanden. Diese zögerten und versuchten sich ihr wieder zu nähern. Laut bellte sie erneut, und knurrte sie an, bis sie endlich in den Wald rannten. Gemächlich trabte er um das Weibchen herum und schubste sie leicht. Mit beiden Vorderpfoten haute sie nach ihm. Knurrend wich er aus und schubste sie wieder an. Sie schnappte nach der Kehle des rostbraunen Wolfes. Von seinen Lefzen tropfte etwas Geifer. Mit einem Aufzittern der Hinterbeinmuskeln sprang sie ihn an. Nun schnappte er zurück und bellte kehlig. Beide bissen nacheinander. Der Größere versuchte die Schwarze zurückzudrängen. Sie wich ihm aus und griff wieder an. Langsam wurde er wütend und rammte sie. Leicht taumelnd von seinem Gewicht blieb sie stehen und haute mit der Tatze nach seinem Kopf. Beide kämpften mit zunehmender Aggressivität gegeneinander. Die Wölfin gab keinen Schmerzenslaut von sich, als er seine Zähne in ihren Nacken grub, dass Blut floss. Selbst, als sie schon am Boden lag und er über ihr stand, sich seines Sieges sicher, gab sie nicht auf und grub die Krallen in seinen Brustkorb. Schnell sprang sie auf und versuchte die Flucht zu ergreifen. Sie konnte nicht sterben und ihr Rudel einfach zurücklassen. Er holte sie nach kurzer Zeit ein und versperrte den Weg. Sie knurrte tief und stürzte nach vorn, um die Kiefer in seinem Hals zu versenken. Schnell sprang er zur Seite und erwischte sie am Bein, die Krallen in ihre Flanken gegraben. Nach ihm schnappend, versuchte sie das Bein zu befreien, an dem rotes Blut hinunterfloss. Er biss noch einmal zu, diesmal in ihre Seite. Schmerzerfüllt jaulte sie auf. Der große Wolf stieß sie vorwärts. Humpelnd machte sie einen missratenen Hüpfer und wollte weiterkämpfen. Er wich ihr geschickt aus und drängte die verletzte Schwarze einfach weiter. Sie rannte, den Schmerz ignorierend voraus und versuchte ihn abzuhängen, was er ohne Probleme zu verhindern wusste und dicht an ihr blieb. Von ihm gehetzt rannte sie immer weiter, bis plötzlich eine freie Lichtung vor ihr lag. Zu ihrem Entsetzen waren dort Menschen, die in der Sonne saßen und sich ihr nun zuwandten. Von Angst erfüllt wirbelte sie herum, nur um dem Rostbraunen wieder gegenüber zu stehen. Sie knurrte tief und sammelte all ihre Kräfte noch einmal. Sie konnte das Rudel nicht allein zurücklassen. Der Wolf machte sich groß und nahm wieder seine Drohstellung ein. Sie versuchte an ihm vorbeizusetzen, prallte aber nur gegen seinen Körper und bekam einen Tritt versetzt. Vergeblich versuchte sie an seine Kehle zu gelangen und erntete einen Biss in die Schnauze. Das eigene Blut rann ihr ins Maul, bis sich die Wunde oberflächlich geschlossen hatte. Panik erfasste sie, als die übrigen Menschen plötzlich mit einem reißenden Geräusch explodierten und stattdessen drei weitere Wölfe auf sie zukamen. Verzweifelt schnappte sie nach dem Rostbraunen und unterlag erneut. Von der Seite stießen die anderen sie an, bis sie hechelnd am Boden lag. Einer nach dem Anderen roch an ihrer Kehrseite und blickte ihren Gegner an. Waren diese vier männlichen Wölfe auch ein Rudel? Warum gab es hier keine Weibchen? Der Große knurrte und drückte sie zu Boden, um sie am Wegrennen zu hindern. Vollkommen verzweifelt jaulte sie laut auf. Es klang wie ein Klagelaut. Weit entfernt hörte man eine leise gejaulte Antwort. Weinend jaulte sie ein leises Trauerlied. Die vier Größeren schubsten sie weg von den Bäumen in Richtung einer Hütte. Ein kurzes Bellen und noch ein Mann, etwa 20 Jahre, trat aus der Tür. Er begutachtete sie eine Weile. Dann zog er sich das T-Shirt aus und explodierte. Er kam so nah, dass ihre Panik wiederkehrte. Ohne, dass sie es irgendwie bemerkte, unterhielten sich die Wölfe miteinander über sie.

Wo habt ihr sie gefunden?

Nicht wir. Das war Jacob. Der Rostrote knurrte, als er in Gedanken direkt angesprochen wurde.

Wald, war seine knappe Antwort.

Was machen wir mit ihr?, fragte Jared und roch an dem Dreck, der ihr Fell verklebte. Innerlich verzog er das Gesicht. Die Anderen sahen sich fragend an. Sie waren sich nicht sicher, was sie mit ihr machen sollten. Vor Allem, da sie noch nie einen weiblichen Werwolf gesehen hatten. Die hechelnde Werwölfin lag auf der Seite, von mehreren Pfoten unten gehalten und zuckte nervös mit Ohren und Schwanz. Was würden sie mit ihr machen? Sie töten?

Als keiner eine Antwort fand, was sie als Nächstes tun sollten, fragten sie Jacob aus, was die Wölfin gemacht hatte, als er sie gefunden hatte. Jared versuchte mit ihr zu reden, erhielt aber keine Antwort. Nichts. Dachte das Mädchen denn gar nicht?

Sie hat ein anderes Denkmuster. Eben das eines echten Wolfes

Na dann musst du es ja am Besten wissen, spielte er auf Jacobs Verhalten an. Dieser grollte warnend.

Und was denkt sie nun?, schaltete sich Embry ein.

Sie hat Angst

Weil du sie hierher gehetzt hast? Du kannst ein echter Idiot sein, Jacob

Sie denkt, wir würden sie vielleicht umbringen! Deshalb. Außerdem sorgt sie sich um ihr Rudel, erklärte der rostrote Jacob in Werwolfgestalt.

Du hast sie aus ihrem Rudel herausgerissen? Wie das?

Es waren normale Wölfe

Und weiter?

Keine Ahnung. Ihr Finder zog die Lefzen hoch und schloss sie wieder. Ich kann schließlich nicht in ihren Erinnerungen wühlen

Verdammt

Und was jetzt?

Wir brauchen irgendwas, womit wir sie hier festhalten können

Sam drehte sich um, verwandelte sich wieder in einen Menschen und hob die blaue Jeans auf, die er schnell wieder anzog, ihnen allen die Kehrseite zugewandt. Das Mädchen konnte allerdings sowieso nichts sehen, weil sie anfing, sich gegen die Teenager zu wehren und mehr als einen Prankenhieb einstecken musste. Jacob knurrte sie bedrohlich an. Sie knurrte zurück und biss Paul ins Bein, der bisher noch gar nichts gesagt hatte. Er packte sie mit den Zähnen kurz über den Schulterblättern, sodass sie den Kopf zurückwarf und brüllte. Er ließ von ihr ab, als sie geschwächt und zitternd erschlaffte. Es wurde ihr schwarz vor Augen und sie lag still da.

Ist die immer so schwach?, fragte Paul leicht verächtlich und wurde von Jacob und Jared angeknurrt.

Sie hat nur Hunger, ok?

Du brauchst deine Kleine nicht gleich so herzzerreißend zu verteidigen

Halt die Schnauze, Paul!



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