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Catch you if I can.

[Itachi/Sasuke- Centric]
von

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Kapitel 16: seperated for seven days; part II

Hallöchen ;)

Es tut mir schrecklich Leid. Es hat über zwei Monate gedauert, glaube ich. Aber ich konnte nicht anders. Erst jetzt hab ich wieder Zeit gefunden, richtig an Catch zu schreiben, weil ich Ferien habe. Ich kann nicht versprechen, dass der nächste Upload nicht wieder erst zwei Monate oder mehr sein wird, aber ich versuche es nicht so kommen zu lassen. Ich hoffe ihr habt alle Verständnis dafür und glaubt mir, dass ich keinesfalls vorhabe, die Storys unvollendet zu lassen. Ich liebe Catch und ich liebe Frei sein – sie werden also beendet werden, auf jeden Fall. Ohne jeden Zweifel. Glaubt mir das, auch wenn es aber jetzt alles ein bisschen länger dauern wird.

Und bitte: Habt trotzdem Spaß an dem Kapitel, denn ich hatte Spaß es zu schreiben ;)

Liebe Grüße

Jessi ;)
 


 


 


 


 


 

Kapitel 16: seperated for seven days; part II

Hopefully I'll be OK.

I'm going to get some good sleep –

I just feel tired now. We'll see.

- Pavel Kubina
 

Sanfte Hände umfassen die seinigen, dirigierten sie zu einem Nacken der Halt versprach. Er fühlte die weiche Haut und die ersten Wirbel unter dieser. Sasukes Finger kribbelten. Itachi war so warm. Das tat gut. Es fühlte sich toll an, wie ihm über die Wange gestreichelt wurde. Sanfte Finger fuhren von seinen Schläfen, hinunter bis zu den Mundwinkeln. Sie kosten seine Haut. Er seufzte wohlig auf, als weiche Lippen seine Wange berührten. Dieselben Lippen, die sich alsbald auf seine eigenen legten. Im ersten Augenblick war er erschrocken, doch seine halb geöffneten Augen erblickten Itachi entspanntes Gesicht. Auch dessen Lider waren halb geschlossen, seine Züge weich. Er schien es zu genießen und für den Moment konnte Sasuke sich an keinen Grund erinnern, der dagegen sprach, es ihm nicht gleich zu tun. Also begann er zu genießen.

Es war ein unschuldiger Kuss, selbst dann noch, als er fordernder und weniger vorsichtig wurde. Er spürte eine raue Zunge über seine Lippen fahren und ohne nachzudenken öffnete er seine eigenen einen Spalt breit. Ihre Zungen umspielten sich, tanzten miteinander. Und immer noch war alles umgeben von einer natureigenen, reinen Unschuld.

Itachis Hände strichen über seine nackte Brust, seine Seiten entlang. Sasuke wusste, dass es einen Grund gab, warum er das hier alles nicht so genießen sollte, aber er konnte sich ihn nicht vor Augen führen. Es schien wie ein Segen, denn so konnte er sogar Itachis Gewicht auf seinem Körper als einen positiven Aspekt sehen. Alles an diesem Augenblick war positiv. Es war unbeschreiblich. Gut.

Ihre Lippen lösten sich und fanden wieder zueinander, lösten sich und vereinigten sich wieder. Er spürte Itachis Hände weiterhin auf seinem Oberkörper, spürte sie streicheln und kosen und necken.

Keuchend öffnete er seine Augen, die er vor nicht allzu langer Zeit geschlossen hatte, als er Itachis Knie zwischen seinen Beinen spürte. Spürte, wie es leichten Druck auf seine intimste Stelle ausübte und spürte, wie sich genau in dieser Region ein innerer Druck aufbaute. Es war intensiv. Er genoss es.

Genoss es so sehr, dass er seinen Halt verlor. Seine Hände konnten nicht mehr im Nacken verharren. Sie glitten hinunter, fanden neuen Halt an Itachis Rücken. Er spürte neue Wirbel, noch mehr weiche Haut. Er berührte ihn, fühlte ihn, nahm ihn in sich auf.

Die Reibung ließ nach. Er konzentrierte sich vollends auf den Kuss, der zusehends leidenschaftlicher wurde, ohne an Unschuld zu verlieren. Sasuke stöhnte auf, als sich eine Hand um seine intimste Stelle schloss und ihn sanft rieb, bis alles um ihn herum warm und weich war.
 

Es war immer noch warm und weich, als Sasuke die Augen aufschlug. Mit leerem Kopf lag er rücklings auf dem Bett und starrte gegen eine düstere Decke. Sasuke gähnte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, ehe er seinen Kopf träge zur Seite drehte. Die Ziffern der Digitaluhr zeigten fünf vor halb sieben. Noch fünf Minuten, dann klingelte sein Wecker. Zu wenig um sich noch einmal rumzudrehen, dabei war es gerade so gemütlich im Bett. Wäre Sasuke schon wach genug, würde er vielleicht über sich selbst schmunzeln, aber das war er nicht. Deswegen setzte er sich, nach einer Weile - nicht mal fünf Minuten, denn der Wecker hatte sich noch nicht gemeldet - einfach nur auf. Schlaftrunken, sich noch über die Augen reibend, schob er die Decke zurück. Die Beine schwang er aus dem Bett. Unter seinen Füßen fühlte er weichen Teppichboden. Dennoch zog eine leichte Gänsehaut über seine nackten Arme. Gleichsam spürte er den ständigen, ziehenden Druck in seinem Unterleib. Reflexartig ließ er seine Hand zu der Stelle wandern. Er wusste natürlich was los war. Er war, trotz allem was geschehen war, ein Junge und auch er hatte schon Morgenlatten gehabt, aber die hatten sich immer recht schnell verflüchtigt. Er hatte sie kaum bemerkt. Das hier, merkte er, war anders. Sasukes Augen wurden groß, als er begann sich zu erinnern. Sein Mund war mit einem Mal trocken. Nicht fähig in zu befeuchten kamen Bilder und Empfindungen, die ihn überforderten. Er zog die Hand von seiner Körpermitte fort und erhob sich eilig. Er wollte so schnell wie möglich ins Bad, unter die Dusche. Sich abkühlen, seine Erektion vertreiben und die Erinnerungen dazu.
 

~~
 

Amsterdam war eine schöne Stadt, obwohl es viel regnete und die Tauben den Marktplatz beherrschten. Itachi hatte die Zeit dort genossen. Montagabend verbrachten eine Truppe junger Jurastudenten und er einen Abend in einer Kneipe der Altstadt. Sie hatten nicht so viel getrunken, dass sie am nächsten Morgen mit Kater wach wurden, aber ihre Zunge waren locker und die Themen keinesfalls dieselben des Morgens, wo sie in einem riesigen Konferenzraum gesessen hatten, um über Jura zu sprechen. Jeder einzelne von ihnen hatte hart gearbeitet um einen Platz an diesem Seminarstisch zu bekommen, dennoch waren sie jung. Sie waren nur einmal jung.

Dienstagabend waren sie wieder hingegangen, hatten getrunken und gelacht und Fußball geguckt. Der niederländische Kommentator erheiterte sie und sie blieben länger als am Vorabend. Sie arbeiteten und lernten hart in den frühen Stunden bis zum Nachmittag und am Abend waren sie jung und hatten gemeinsam – eine Truppe junger, einander größtenteils fremder Männer in den Zwanzigern – eine gute Zeit. Deswegen, weil er ähnlich fühlte und auch eine gute Zeit hatte, ging er auch am Mittwoch, am Donnerstag und auch am Freitag mit. Heute war der letzte Abend.
 

Itachi atmete die kühle Nachtluft ein. Auch er war jung gewesen. Der Alkohol hatte seine Zunge zwar nicht gelockert, wie es bei den meisten der Fall gewesen war, aber er hatte ihn lachen lassen und ihn dazu gebracht sich wohl zu fühlen. Und auch am nächsten Morgen war er froh gewesen, hier zu sein und fest entschlossen die Woche zu genießen. Er hatte keine Sorgen, war einer von vielen und niemand, außer Alessio, wusste, dass er Zuhause viel erwachsener sein musste, als die anderen hier. Dennoch, auch wenn er an Sasuke dachte, was er an den Abenden in der Kneipe sehr wenig getan hatte, genoss er die Zeit in Amsterdam. Tagsüber hatte er keine Zeit dazu gehabt, Sasuke zu vermissen. Er hatte lernen und mitarbeiten müssen, trotz des Restalkohols in seinem Blut. Aber nachts hatte er ihn vermisst. Die Nächte bevor Itachi nach Amsterdam gefahren war, hatte Sasuke in seinem Bett geschlafen und Itachi hatte sich sonderbar gebraucht gefühlt. Nun, er fühlte sich seit der Sasuke kannte immer irgendwie gebraucht, aber dies hier war noch mal etwas anderes gewesen. Deswegen hatte er in seinem Hotelzimmer länger als normal wach gelegen und schlecht geschlafen. Er glaubte es war noch nicht mal unbedingt das Wissen, dass Sasuke nicht in seinem Bett war, denn das musste er nicht sein und Itachi wollte sich diesen Zustand mit Sasuke ein Bett zu teilen auch gar nicht angewöhnen. Viel eher war es, glaubte Itachi, die Gewissheit, dass Sasuke ganz weit weg war, anstatt im Raum nebenan. Das war es, was Itachi dazu bracht Sasuke in der Nacht schrecklich zu vermissen.
 

Auch heute Abend hatten Alessio und die anderen ihn wieder gefragt, ob er mitkommen wollte zu einem weiteren wahrscheinlich wieder sehr lustigem, geselligen und noch trinkreicheren Abend, weil es der letzte war. Aber er hatte abgesagt. So gerne er ein letztes Mal mit diesen Kerlen solch einen lockeren, unbeschwerten Abend verbringen wollte, Itachi hatte etwas anderes vor. Er grinste, öffnete die Tür des Taxis und stieg auf der Rückbank ein.
 

~~
 

Mikoto hatte immer nachts geschlafen, als Itachi noch Zuhause wohnte. Sie war häufig vor ihm schlafen gegangen und vor ihm aufgestanden um ihn zu wecken oder seinen Kaffee fertig zu haben. Als er auszog konnte sie nachts nicht mehr schlafen. Sie hatte am Tag nicht mehr viel zu tun, dass sie nicht auch in der Nacht tun konnte. Sie lauschte leiser Musik, schaute hinaus in den Garten, trank Tee, las, backte und malte in der Nacht. Schlafen ging sie erst kurz vor Sonnenaufgang. Für Sasuke war sie wieder früher schlafen gegangen. Es war ihr nicht schwer gefallen. Sie wollte morgens vor ihm wach sein, ihn wecken, ihm Frühstück machen, ihn zu Schule bringen und genau das hatte sie getan. Doch sie wusste, dass Sasuke heute die letzte Nacht hier schlief und morgen früh musste er nicht früh raus. Er konnte ausschlafen, denn sie hatten nichts geplant, frühstückten sonntags nie zu früh und Itachi erwarteten sie erst gegen Mittag.

Mikoto legte das Buch, das sie momentan las, auf den Glastisch neben sich. Sie schaute durch die Glasscheiben an der Südseite des Wintergartens nach draußen in ihren frühsommerlichen Garten, der nicht schöner hätte sein können. Sie mochte ihn gerne. Er war einer der wenigen Gründe, warum sie nicht den ganzen Tag verschlief, weil die Nacht ihr viel verlockender erschien. Mikoto lächelte besonnen. Fugaku hatte sich einige Zeit lang Sorgen um sie und ihre nächtliche Schlaflosigkeit gemacht, aber er hatte gesehen, dass es ihr gut damit ging und wenn er heim kam, war sie wach und das Essen war fertig. Dennoch wusste sie, dass es ihm gefallen hatte, dass sie diese Woche mit ihm schlafen gegangen und vor ihm aufgestanden war. Für ihren Mann sollte sie das vielleicht öfter tun. Sich für Sasuke umzustellen war schließlich auch nicht schwer gewesen. Noch immer mit einem besonnenen, zufriedenen Gesichtsausdruck griff sie nach dem Wasserkrug auf dem Tisch und wollte gerade etwas in ihr Glas einschenken, als es an der Tür läutete und sie sich so stark erschreckte, dass das Wasser nicht sicher im Glas, sondern daneben auf ihr Buch tropfte.
 

Noch ehe sie auf die Idee kommen könnte, das Buch trocken zu wischen, stellte sie den Krug zurück und eilte in den Flur. Sie hatten die Eingangstüre schon abgeschlossen und sie erwarteten keinen Besuch. Doch nicht um halb zwölf, wenn ihr Mann und Sasuke schon schliefen. Ein Schauer fuhr Mikoto den Rücken hinunter, obwohl es alles andere als kalt war und sie trotzdem eine Strickjacke über ihren Pyjama trug. Unsicher griff sie nach dem Schlüssel, der auf der Kommode lag und steckte ihn ins Schloss.

„Wer ist da?“, fragte sie und hörte das eigene Zittern in ihre Stimmer. Sie mochte es ganz und gar, dass es um diese Uhrzeit klingelte, stellte sie fest. Es hatte noch nie zuvor um diese Uhrzeit bei ihnen geklingelt. Jedenfalls nicht seitdem sie die Nächte nicht in ihrem Bett, sicher neben Fugaku verbrachte.

Noch bevor ihr Gegenüber hinter der Tür antworten konnte, kam ihr Sasuke in den Sinn und sie schlug sich die Hand vor den Mund. Was wenn es dieser Mann war, der Sasuke all das angetan hatte? Aber wie sollte er wissen, dass Sasuke hier war? Das konnte doch nicht sein. Mikoto zwang sich im Stillen selbst zur Ruhe. Aber was wenn er es doch war? Was wenn…?

„Ich bin’s, Mama.“
 

„Du hast mich erschreckt, Itachi“, sagte sie als erstes, nachdem sie die Tür geöffnet und hinter ihm wieder abgeschlossen hatte. Den Vorwurf in ihrer Stimme konnte sie nicht ganz verdrängen und das brachte ihn zum Lachen. Nur leise und ganz kurz, während er seinen Koffer in die Ecke neben die Kommode schob.

„Sorry“, sagte er leise, ging einen Schritt nach vorne und nahm seine zierliche Mutter in den Arm. Das hatte sie verdient, nachdem er sie so erschreckt hatte. Hoffentlich hatte er nicht auch seinen Vater geweckt.

„Schläft Sasuke schon?“, fragte er, als er sich von seiner Mutter löste und voran in die Küche ging. Er brauchte ein Glas Wasser. Das brauchte er immer nach einem Flug.

„Ja.“ Itachi trank einen Schluck und lehnte sich an die hüfthohe Küchentheke. Er entschied Sasuke schlafen zu lassen und im Gästezimmer zu übernachten. Seine Eltern hatten da nichts gegen, das wusste er. Aber er wäre schon gerne noch nach Hause gefahren um im eigenen Bett zu schlafen. Dennoch hatte er sich nicht überwinden können, dem Taxifahrer die andere Adresse zu nennen. Er hatte zu Sasuke gewollt. Er hatte ihn vermisst und er wollte in einem Haus schlafen, in dem Sasukes Zimmer wieder neben seinem lag oder der Junge neben ihm im Bett.

Und gerade weil er Sasuke vermisste und die Nächte nicht gut schlief, wenn er den Jungen nicht im gleichen Haus wusste, hatte er den Flug von morgen früh nach heute Abend umgebucht, schließlich war die letzte Seminarseinheit heute Nachmittag zu Ende gewesen. Dennoch, obwohl oder gerade weil er nicht gut und nicht viel geschlafen hatte die letzten Tage, fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht, stellte das mittlerweile leere Wasserglas in die Spüle und fragte müde: „Ist das Gästezimmer aufgeschlossen?“
 

„Ja“, sagte Mikoto. Sie lächelte und konnte nicht widerstehen ihrem Sohn über das glatte, zum Zopf gebundene Haar zu fahren. Das hatte sie lange nicht mehr getan. „Aber das Bett ist nicht bezogen. Ich glaube, es wäre aber kein Problem wenn du bei Sasuke schläfst. Er hat dich vermisst.“

„Okay“ Itachi wurde mit einem Mal rührselig, obwohl er das von sich nicht kannte. Doch das Handeln seiner Mutter und ihre Worte brachten ihn dazu. Er bückte sich runter und hauchte ihr einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange. Als kleines Kind hatte er das auch immer getan, wenn sie sich nicht gleich einen Kuss von seinen Lippen gestohlen hatte.

Mikoto blickte ihrem Sohn nach wie er in den Flur ging und dort aus dem Koffer ein T-Shirt und eine frische Boxershorts zog, ehe er die Treppe nach Oden hoch ging. Sie selbst entschied ihr Buch zum trocknen auf die Fensterbank zu legen und noch einen Schluck Tee zu trinken. Danach würde sie schlafen gehen. Es gab keinen besseren Tag um noch vor Mitternacht ins Bett zu gehen, als an einem solchen, an dem Fugaku, Itachi und Sasuke auch sicher in diesem Haus schliefen und träumten.
 

~~
 

Itachi zog sich im Badezimmer um, wuchs sein Gesicht und ließ die Klamotten vom Tag über den Wäschekorb hängen. Mit müden Augen blickte er in den Spiegel. Er fühlte sich nicht mehr so jung wie am Abend zuvor. Es waren nicht nur die etwa gleichaltrigen Männer gewesen, die gegrölt hatten vor lachen. Und auch nicht der Alkohol oder die schlüpfrigen Witze. Nicht nur die Musik und das fremde Land. Es war eine Mischung aus alle dem gewesen. Das perfekte Rezept um jung zu sein. Itachi grinste müde, ehe sein Blick traurig wurde. Er dachte an Sasuke. Fragte sich, ob dieser Junge auch schon in den Genuss dieses Gefühl gekommen war. Sasuke war noch jünger als er, er war noch keine sechzehn und er war erwachsener als viele der Männer, die er in Amsterdam kennen lernte. Klar, auch die waren klug und verantwortungsbewusst und wie Itachi schon dort gedacht hatte, hatten sie alle hart dafür gearbeitet an diesem Seminar teilnehmen zu können, aber dennoch fehlte ihnen das, was er und Sasuke durchgemacht hatten, um wirklich in diesem Alter schon erwachsen zu sein. Itachi wollte nicht sagen, dass was er erlebt habe, war genauso schlimm, wie die Hölle durch die Sasuke gegangen war, denn das war es nicht. Er hatte nur zugehört und getröstet und eine Entscheidung getroffen, während Sasuke gelitten, gehungert, gefroren und geweint hatte. Dennoch war Itachi klar geworden, dass man nur weil man achtzehn war, nicht gleichzeitig auch erwachsen war. Es war befremdlich wenn man mit einem siebzehn- oder achtzehnjährigen sprach und dieser sagte, eigentlich sei er noch ein Kind. Aber in den meisten Fällen war es nichts als die Wahrheit. Doch das was Sasuke hatte erleben müssen, hatte ihn altern lassen. Man sah es in seinen Augen, dass wusste Itachi. Aber er wünschte, auch Sasuke könnte Momente erleben in denen er einfach nur jung war. Doch dafür, wurde ihm klar, musste er Sasuke viel mehr Spaß gönnen. Er musste ihn wenn er in zwei Monaten sechzehn würde, mit seinen Freunden feiern gehen lassen, er musste ihn dazu animieren, auch mal Freunde einzuladen oder sie öfter zu besuchen. Er selber sollte auch mehr Dinge mit Sasuke unternehmen, wurde ihm klar. Sollte mit ihm ins Kino gehen, ins Schwimmbad und vielleicht mal in Urlaub fahren oder ein Konzert besuchen. Auch all das konnte Sasuke heilen.
 

Er wandte sich vom Spiegel ab, ging in den Flur zurück und öffnete leise die Tür zu seinem alten Jugendzimmer. Dort machte kein Licht, sondern bahnte sich den Weg im Fastdunkeln. Der Mond schien durch eine Ritze der Jalousie und erleuchtete das Zimmer ein wenig. So fand Itachi das Bett, ohne sich zu stoßen und kroch auf der richtigen Seite rein. Er zog die zweite Decke, die am Fußende lag, über sich und blickte Sasuke, als seine Augen sich an das Düstere gewöhnt hatten, eine Weile lang an. Seine Augen wurden schwer, aber einschlafen wollte er noch nicht. Er war froh wieder in Irland zu sein. Bei Sasuke zu sein. Aber auch in seiner Heimat. Er schloss für einen Moment die Augen, zwang sich jedoch nicht einzuschlafen und öffnete sie erschrocken, als er eine Bewegung neben sich spürte. Sasuke hatte sich im Halbschlaf auf die andere Seite gedreht, rollte sich ein bisschen weiter ein und murmelte ohne die Augen zu öffnen: „Ich hab dich vermisst.“

Itachi lächelte. Er wusste, dass Sasuke wusste, dass er hier war. Vielleicht wusste er es morgen früh nicht mehr. Aber jetzt hatte er Itachis Präsens neben sich realisiert und das war ein gutes Gefühl für beide. Itachi sah, dass Sasukes Schlafshirt an den Armen hoch gerutscht war und fuhr über den nackten Oberarm des Jungen. Er fühlte sich kühl an. Deswegen zog er die Decke des Jungen ein Stück höher.

„Schlaf gut“, murmelte er, eher auch er mit dem Gesicht zu Sasuke ins Land der träume glitt. So wie heute hatte er die ganze Woche nicht schlafen können. Während viele andere seiner Charakterzüge von seinem Vater oder von der Erziehung beider Eltern stammten, glaubte er dass diese Eigenart der Schlaflosigkeit ein Vermächtnis seiner Mutter war. Das war gut zu wissen, dachte er bevor er endgültig schlief.
 

~~
 

Auch diesem Morgen war es warm und weich im Bett, obwohl Sasuke nicht dasselbe spürte wie am Morgen zuvor. Er ließ die Augen noch einem Moment geschlossen. Genoss die Wärme, ehe ihm die Präsenz eines anderen Körpers neben seinem im Bett bewusst wurde. Zuerst war er erschrocken. Er öffnete die Augen, während er ein Stück von der Mitte wegrutschte. Doch die plötzliche Erschrockenheit wich gleich wieder, als er sah, wem der Körper neben seinem gehörte. Es war Itachi, also gab es keinen Grund sich zu fürchten. Sasuke glaubte einen Moment, dass es eine perfide Logik war, aber sei es drum. Er fühlt so. Itachi würde ihm niemals wehtun. Daran änderte auch der Traum nichts, den Sasuke die Nacht vor der vergangenen geträumt hatte. Dieser Traum verunsicherte ihn im Allgemeinen. Er verstand ihn nicht. Aber das änderte nichts daran, dass er sich unheimlich freute, als er sah, dass Itachi neben ihm lag und selig schlief. Sasuke hatte ihn vermisst. Sie hatten zwar zwei Mal miteinander telefoniert, aber Itachi hatte nicht viel Zeit gehabt und die Telefonate waren kurz gewesen, obwohl beide sich gefreut hatten, die Stimme des anderen zu hören. Trotzdem war es etwas völlig anderes Itachi, der zu dem wichtigsten lebenden Menschen in Sasukes Leben geworden war, wieder in der Heimat zu wissen. Ihn im gleichen Zimmer, im gleichen Bett zu wissen. Das erklärte auch Sasukes guten Schlaf. Er fühlte sich immer viel wohler, wenn er Itachi neben sich wusste und sein Unterbewusstsein hatte wahrscheinlich schon in der Nacht registriert, dass Itachi da war, denn Sasuke fühlte sich gut und ausgeschlafen.
 

Er griff nach seinem Handy auf dem Nachttisch und stellte fest, dass es noch relativ früh war. Gerade neun Uhr und Itachi war auch noch nicht wach. Außerdem hatte Mikoto gesagt, sie käme ihn wecken wenn das Frühstück fertig wäre. Sasuke lauschte, hörte aber noch keinen in der Küche hantieren. Daher entschied er liegen zu bleiben. Ansonsten wäre er Mikoto helfen gegangen. Sasuke rollte sich wieder auf die Seite und rückte näher an Itachi ran. Obwohl er nicht mehr müde war, schloss er die Augen noch mal und atmete gleichmäßig. Vielleicht konnte er doch noch eine halbe Stunde schlafen. Nur im Bett liegen und nichts tun mochte er nach dem aufwachen nicht gerne. Dann kamen Gedanken, ob er wollte oder nicht und manchmal waren es eben keine schönen Gedanken. Deswegen schlief er lieber, obwohl er auch nicht immer schöne Träume träumte.
 

Es dauerte nicht lange, da wachte auch Itachi auf. Im Gegensatz zu Sasuke, wunderte er sich nicht, wo er war. Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und strich seine langen Haarsträhnen nach hinten. Sie hatten sich aus dem Zopf gelöst und waren ihm ins Gesicht gefallen. Itachi rollte sich auf den Rücken und gähnte mit vorgehaltener Hand. Er fühlte sich ausgeruht. Er fühlte sich wohl. Was gut tat, nach der Woche, die er in Amsterdam verbracht hatte. Itachi atmete tief durch und wandte seinen Kopf zur Seite ohne sich umzudrehen. Itachi musste Sasuke eigentlich gar nicht ansehen, denn er wusste das er dar war. Denn nur wach werden neben Sasuke fühlte sich so gut an, fuhr es ihm durch den Kopf. Dennoch schaute er den Jungen an. Er lag auf der Seite, fast schon auf dem Bauch. Seine Beine waren halbwegs ausgestreckt, was selten vorkam, denn meistens rollte Sasuke sich zusammen wie ein Igelchen. Sein Gesicht war zu Itachis Seite gewandt und die Lippen leicht geöffnet. Sasuke schlief immer mit leicht geöffneten Mud und häufig zuckten seine Augenlider, weil er träumte, wenn er im Tiefschlaf war. Doch jetzt zuckten sie nicht, was bedeutete, dass Sasuke noch nicht lange schlief. Er war wahrscheinlich schon aufgewacht und hatte sich wieder schlafen gelegt, fiel Itachi ein, denn in der Nacht, als er ins Bett gekrochen war, hatte Sasuke schon geschlafen.
 

Vorsichtig hob Itachi seine Hand und fuhr über Sasuke strubbeliges, verwuscheltes Haar. Es sah viel gesünder aus als damals. Sasuke an sich sah so viel gesünder aus. Und so wollte Itachi das es immer blieb oder noch besser und gesünder wurde. Niemals wieder sollte Sasuke so leiden, wie er hatte leiden müssen.

„Guten Morgen“, sagte Itachi sanft, als er Sasukes Augenlieder flackern sah. Er wusste, dass der Junge nur gedöst hatte und durch seine sanfte Berührung wach geworden und ihn gehört hatte.

„Morgen“, murmelte Sasuke und öffnete die Augen um Itachi anzusehen. Er blieb, so wie er lag, liegen, drehte nur seinen Kopf ein Stück weiter und lächelte leicht. Er freute sich, dass der Uchiha wieder da war. Er hatte ihn vermisst.

„Alles klar?“, fragte Itachi und zog seine Hand zurück. Er setzte sich nicht ganz auf, ruckte aber ein bisschen höher, sodass er mit dem oberen Rücken gegen die Wand lehnte und trotzdem noch halb lag. Er wollte sich nicht ganz aufsetzten, aus Angst, Sasuke damit ein schlechtes Gefühl zu geben. Der Junge nickte. Er wandte den Blick nicht ab.

Sie lauschten einer Weile der Stille, ehe Itachi leise sagte: „Ich glaube, meine Mutter ist schon in der Küche. Sie wird uns gleich zum Frühstück rufen.“

„Hm“, machte Sasuke und kuschelte sich weiter in die Decke. Er war wirklich, wirklich froh, dass Itachi wieder da war und er fühlte sich gut. Er fühlte sich unersetzlich und wunderte sich gleichzeitig über den Gedanken, obwohl er wusste, wo er herrührte. Sein Vater hatte ihm immer zu verstehen gegeben, dass er nicht zu ersetzten war. Und er hatte auch gesagt, dass es wertvoll war früh genug die Erfahrung zu machen, wie unentbehrlich man in der Welt ist. Sasuke hatte sich lange Zeit nicht mehr unentbehrlich gefühlt. Jetzt tat er es. Er merkte, an der Art wie Itachi dort saß und auf ihn runter blickte, dass Itachi ihn sehr gerne hatte. Und nur das konnte dazu führen, dass ein Mensch sich so fühlte: Unersetzbar und Unentbehrlich.
 

„Ich würde ihr ja helfen gehen“, murmelte Itachi, griff aber gleichzeitig nach der Fernbedienung auf dem Nachttisch, was Sasuke dazu brachte eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen. Er selber merkte es kaum. Erst als Itachi ihn grinsend ansah, begriff er seine Regung und ließ es sofort bleiben. Doch Itachi grinste weiter, zappte durch zwei, drei Kanäle, ehe er die Fernbedienung zu Sasuke schob und seine vorigen Satz beendete: „Aber ich bin dazu zu faul grade.“

Sasuke wollte sofort anbieten, er könne Mikoto helfen, doch da verstand er Itachis Grinsen. Deswegen ließ er die Fernbedienung liegen wo sie lag und schloss, eingekuschelt und eingerollt in die Decke, die Auge, ehe er murmelte: „Und ich bin zu faul zum umschalten.“

Nun waren es Itachis Augen die sich weiteten, denn so was in diese Richtung mit diesem Ton hatte Itachi niemals von Sasuke erwachtet. Und schon gar nicht in solch einer kurzen Zeit, in der die beiden miteinander lebten. Er hatte geglaubt es würde Jahre brauchen, bis Sasuke sich an einem solchen Ton versuchte. Aber es war keinesfalls falsch. Im Gegenteil. Itachi mochte diese Tatsache. Es zeigte Sasukes mittlerweile großes Vertrauen in ihn und es zeigte noch viel mehr, dass der Junge sich wohl fühlte und das seine Eltern ihn keinesfalls falsch behandelt haben konnten. Denn Sasuke war nicht, wie Itachi befürchtet hatte, viel verschlossener und verschüchterte, als bevor er für die Woche nach Amsterdam geflogen war. Er war viel eher ein Stück weit selbstbewusster und Itachi glaubte, dass es schon daher stammen konnte, dass seine Mutter ihn wie einen kleinen König verwöhnt hatte. Genauso wie er es zu Alessio gesagt hatte. Itachi meinte das nicht böse. Er war der Meinung, Sasuke hatte es verdient wie ein kleiner König behandelt zu werden. Er erinnerte sich an Sasukes Onkel, der ihm erzählte, dass Sasuke für seinen Vater ein König gewesen war. Und wenn Itachi ihn nicht so behandeln konnte, obwohl er wirklich, wirklich, wirklich der Meinung war, das Sasuke das verdiente, war es gut, wenn seine eigene Mutter das konnte. Denn Sasukes konnte es nicht und wahrscheinlich war sie auch gar nicht der Meinung, dass Sasuke so behandelt werden sollte.
 

Sasuke öffnete die Augen. Er wollte nicht wieder einschlafen, aber er mochte es so hier zu liegen. Neben Itachi, den er vermisste hatte und mit einem Gefühl dass er, egal was er tat, hier sicher und gewollt war. Nicht nur von Itachi, sondern auch von dessen Vater und dessen Mutter. Itachis Vater hatte sich nicht nur am ersten Abend mit ihm hingesetzt um zu reden. Am zweiten Abend hatte er im Wohnzimmer gesessen und gelesen, während Itachis Vater Kaffee trank und mit Mikoto sprach. Irgendwann hatten sie ihn einfach mit in ihr Gespräch einbezogen, obwohl Sasuke unsicher gewesen war, überhaupt im Wohnzimmer zu bleiben. Er hatte nicht stören wollen. Aber das hatte er nicht. Auch nicht am dritten Abend. Mikoto war noch mal in den Laden gefahren war um einige Dinge einzukaufen, die sie am Mittag vergessen hatte und dennoch unbedingt am nächsten Tag brauchte. Sasuke war wieder unsicher gewesen, ob er nicht in Ruhe in Itachis Zimmer gehen sollte, aber Fugaku hatte ihn auf halben Weg aufgehalten und auf eine Partie Schach eingeladen. Sasuke konnte kein Schach spielen, aber er wollte nicht unhöflich sein, also ging er mit. Er traute sich nicht, zuzugeben, dass er die Regeln nicht konnte und gar nicht wusste, was er zu tun hatte und versuchte es zu kaschieren, indem er genau die Spielzüge imitierte, die Itachis Vater spielte. Drei Runden lang ging das gut, dann schob Fugaku alle Figuren zurück an ihren Platz und erklärte Sasuke das Spiel mit viel Geduld und Spaß an der Sache. Seit diesem Abend, indem Fugaku in ihn drei Runden Schach besiegte, war Sasuke ein wenig unsicherer im Umgang mit dem Älteren, was dazu führte, dass er nicht allzu scheu war, als die Uchihas ihn am nächsten Abend in ein Restaurant einluden. Er unterhielt sich mit ihnen und mittlerweile, noch einen Abend später, glaubte er, dass diese Woche ihn ein wenig verändert hatte. Ein wenig gestärkt. Neben Fugakus Einsatz, war das hauptsächlich Mikoto zu verdanken.
 

Sasuke merkte nicht, wie sein Gesichtsausdruck an Traurigkeit gewann, als er an Mikoto dachte, die eine wundervolle Mutter war und gleichzeitig an seine eigene, die er so sehr liebte, dass es wehtat. Sasuke hatte einen Vater und er erinnerte sich daran, wie sehr er von ihm geliebt wurde. Kein anderer Mensch auf dieser Welt hatte Sasuke so sehr geliebt wie dieser Mann und niemand würde ihn je wieder so sehr lieben. Das wusste Sasuke und es war in Ordnung so. Sein Vater war einer der beiden Menschen, die ihm das Leben geschenkt hatten. Er hatte ihn gewollt und er hatte ihn geliebt, bevor er diese Welt betrat. Das war es, was Eltern tun sollten. Sasukes wusste, dass die Liebe seines Vaters ohne Abstriche, ohne Bedingungen und ohne Ausflüchte war. Sie war pur und ihm würde niemals im Leben einfallen, sich zu fragen, warum sein Vater ihn geliebt hatte. Es war eine Tatsache und an ihr war nicht zu rütteln. Das war etwas, dass auch in Sasukes Rucksack seiner Vergangenheit lag. Neben den Stricken Misshandlungen und dem Loch dass der Liebensentzug seiner Mutter hinterließ, lag die Perle der Liebe seines Vaters dort drin und sie leuchtete und glitzerte und schien so hell wie tausend Sonnen.

Dann war da Itachi, dessen Gefühle für Sasuke vielleicht eben so bedingungslos waren, wie die seines Vaters, aber sie waren anderes und Sasuke schätze sie auf eine andere Weise. Er hätte damals keinen besseren Menschen treffen können, als Itachi. Itachi schenkte ihm Zukunft. Und er hatte ein Zuhause für ihn errichtet. Er hatte gekämpft, wie ein Krieger, hatte geheilt und getröstet wie ein Heiler. Sasuke verdankte ihm… ein Leben. Genau das würde er nie vergessen. Er konnte es nicht wieder gut machen, konnte nichts tun als dankbar zu sein und die Chance zu nutzten, die er durch Itachi hatte und das war es, was Sasuke tun wollte, auch wenn er so oft zweifelte. Auch wenn er seine Schule ohne Abschluss beenden wollte, bescheiden war und Itachi mit nichts belasten wollte, wusste er um die Größe dieser einmaligen Chance und er versuchte, versuchte sie zu nutzen, so er nur konnte und so sehr ihn seine inneren Dämonen ließen. Denn Sasuke war dankbar und Itachi war ihm unendlich wichtig.
 

Aber dann war da Itachis Mutter und es war noch mal eine völlig andere Sache von ihr umsorgt zu werden, als von seinem Vater oder Itachi, die es genauso taten. Sasuke konnte es nicht beschreiben, aber Itachis Mutter heilte ihn auch. Sie heilte Punkte seiner Seele, die Itachi nicht zu heilen vermochte, weil Sasuke Itachi nicht wie ein Elternteil sah. Mikoto war unwiderruflich eine Mutter, deswegen erreichte sie diese Punkte und sie war eine gute Mutter, deswegen konnte sie sie heilen. Sasuke fuhr sich kurz über das rechte Auge. Es tränte, obwohl er sich eigentlich gut fühlte in diesem Moment. Aber die Gedanken, die brachten ihn dazu, beinahe zu weinen, weil man auch traurig sein konnte, obwohl man sich irgendwo wohl fühlte.

Plötzlich spürte Sasuke eine Hand in seinem Hand, die bis zum Nacken streichelte und wieder zurück. Sasuke hatte keinen Zusammenbruch. Er heulte nicht. Aber er weinte ein bisschen, während Itachis Hand ihn streichelte und tröstete, bis seine Tränen versiegten.
 

~~
 

„Er hat das andauernd gemacht“, meinte Fugaku, trank einen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf. „Der Katze in den Schwanz gebissen.“

Mikoto lachte. Sie konnte sich bildhaft daran erinnern und, es gab auch Bilder, wenn sie die alte Katze nicht aus den Fingern des kleinen Itachis hatten retten können. Itachi und das Tier hatte eine Hassliebe verbunden, die seinesgleichen suchte. Sie konnten gerade noch kuschelnd auf dem Sofa gelegen haben und im nächsten Moment wollte die Katze ihren Sohn kratzend oder biss auf seinem Finger rum und dann bis Itachi zurück. Mikoto schüttelte, immer noch leise lachend, den Kopf. Sie hatten tausender solche Geschichten, ihr Mann und sie.

„Du warst so ein schreckliches Kind“, seufzte Fugaku, aber sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. Itachi wusste das auch. Doch Sasuke schaute ein wenig verunsichert drein, stellte sie fest. Aber das war okay, dachte sie. Sasuke hatte einfach nie die Chance bekommen in ein Alter zukommen, indem er und sein Vater so miteinander scherzen konnten. Sasukes Vater hatte wahrscheinlich kaum solche Geschichten erzählen können und wenn hatte der Junge es kaum mitbekommen können, denn er war noch so klein gewesen, als Kaine Nakano starb.
 

„Aber er war auch ein kluges Kind“, ergänzte Mikoto.

„Ja, ein kleiner Klugscheißer.“ Fugaku schmierte Marmelade auf sein Brot, während er hinzufügte: „Ist er immer noch.“

Wieder sah Sasuke die Familie lachen und er verstand, dass es nichts Schlimmes war, was die Uchihas taten. Sie lachten über Vergangenes und momentan waren es eben Itachis mehr oder weniger peinliche Kindergeschichten.

„Jetzt ist aber mal gut“, lachte Itachi „Können wir mal jemand anderen mobben?“ Fugaku grinste, biss genüsslich von seinem Brot ab. Er war zufrieden heute Morgen und äußerst gut gelaunt. Das brachte ihn dazu, zu Scherzen aufgelegt zu sein. Er wusste, dass war eine Seite, die Mikoto an ihm am meisten liebte und er wusste auch, dass Itachi es genoss, wenn er so war.
 

„Wusstest du schon, dass es absolut ausgeschlossen ist, dass Sasuke jemals im Leben als Torwart Karriere macht?“ Fugakus Stimme war feixend, während Sasukes Wangen sich rot färbten. Er schämte sich für diese Geschichte. Fugaku hatte ihn am Donnerstag von der Schule abgeholt, weil er eh früher Schluss machte in der Kanzlei und dort vorbei kam. Er hatte noch eine Weile am Parkplatz warten müssen, der neben dem Sportplatz der Schule lag. Sie hatten Fußball gespielt und Sasuke war dazu verdonnert gewesen, den Torwart zu mimen. Er war unsportlich. Er konnte nicht werfen oder schießen und schon gar keine Bälle fangen. Zwei waren schon ins Tor gegangen. Es wären mehrere gewesen, aber seine Mannschaft deckte ihn gut. Dennoch konnte niemand den Ball aufhalten, der eine halbe Minute vor Spielende und vor Augen aller Mitschüler und am allerschlimmsten vor Augen Fugakus genau in seinem Gesicht landete. Sasuke hatte nicht geschrieen. Nicht mal vor Schreck. Aber er war geschockt gewesen und hatte nichts mehr tun können, als die Hand an seine brennende Wange zu legen. Die andere zitterte unkontrolliert und sein Gesicht schmerzte. Der Ball war hart gewesen, aber er hatte nicht in seinem Gesicht landen sollen.

„Wie kommst du jetzt bitte da rauf?“ Itachi zog die Augenbraue hoch, ehe sein Vater anfing in Kurzform zu erzählen, was passiert war. Itachis Gesicht verdüsterte sich vor Sorge, als sein Vater endete und er wandte sich an den Jungen.

„Alles okay?“, fragte er und dann: „Warum hast du mir das am Telefon nicht erzählt?“

Sasuke schwieg. Er war unsicher. Er hatte sich wirklich peinlich verhalten. Der Lehrer hatte sein Gesicht betastet und Gaara hatte ihn besorgt in die Umkleide gebracht. Sasuke hatte sich nicht umgezogen, er hatte nur seinen Rucksack gepackt und war zum Auto des Uchihas gegangen. Er konnte noch nie gut rational mit Schmerzen umgehen und sein gesamtes Gesicht hatte höllisch geschmerzt.
 

Sasuke schaute Itachi eine Weile an, sagte aber nichts, weil er nichts zu sagen wusste. Er hatte keine Ahnung, warum er es Itachi nicht erzählt hatte.

„Das ist nicht witzig, Vater“, brummte Itachi.

„Ich weiß“, meinte der und spürte die Hand seiner Frau auf seinem Oberschenkel. Er hatte nicht falsch gehandelt, als Sasuke sich schweigend zu ihm ins Auto gesetzt hatte. Fugaku hatte zuvor nicht gewusst, ob er aussteigen und zum Sportplatz gehen sollte. Er hatte gesehen was passiert war. Dennoch wollte er Sasuke nicht blamieren. Deswegen war er sitzen geblieben. Aber im Auto konnte der Junge seine Gefühle nicht mehr kontrollieren und er begann zu zittern. Er hatte Fugaku Leid getan, aber der Mann hat keinen Ausweg aus dieser Situation gefunden. Er war nie gut darin gewesen, Kinder zu trösten. Das war immer Mikotos Ding gewesen und er hatte den Jungen eilig heimgefahren.

Mikoto und Sasuke hatte er allein gelassen. Er wusste es nicht genau, aber vielleicht hatte Sauske in ihrer Gegenwart ein wenig geweint. Das war schon okay so. Wenn Itachi als Kind weinte, dann selten vor ihm. Aber Fugaku glaubte, er hätte öfters mal bei seiner Mutter das ein oder andere Tränchen vergossen. Und das war okay. Das war es wirklich.
 

„Es ist nicht witzig“, stimmte Mikoto zu. Sie lächelte nachsichtig. „Aber dein Vater war geschockt. Er hat sich große Sorgen gemacht. Weißt du…” Ihr Lächeln gewann an Versonnenheit. Sie sprach nicht weiter, aber sie erinnerte sich an den Tag, an dem ihre Wehen einsetzten. Fugaku hatte gelacht, weil er nichts anderes zu tun gewusst hatte. Er war jung gewesen und ein Stück weit hilflos. Hilflos war er auch in der Situation gewesen, denn er war selbst zu unsicher, Sasuke zu trösten, obwohl Mikoto in der Woche gemerkt hatte, wie sehr ihr Mann den Jungen mochte und wie sehr er sich wünschte, er wäre sein zweiter Sohn. Das tat sie auch. Auch sie wünschte, Sasuke wäre das Kind, das sie damals verloren hatte. Aber sie wusste auch, dass nicht Fleisch und Blut Menschen zu einer Familie machten. Liebe war das, war Knoten knüpfte und Menschen aneinander fesselte. Sie begann Sasuke zu lieben. Mikoto wusste das. Sie fühlte es mit jeder Phase ihres Körpers. Sie wusste, wenn Itachi den Jungen irgendwann nicht mehr haben wollte, würde er nicht aus ihrer Familie verschwinden. Instinktiv vom ersten Moment an, als sie wusste, dass Itachi existieren würde, hatte sie ihn geliebt. Sie hatte ihn von einem Moment in den anderen von allen Dingen dieser Erde am meisten geliebt und sie tat es heute noch. Ihre Liebe für ihren Jungen war so unglaublich riesig und endlos. Für sie konnte es keine Welt geben, in der Itachi nicht existierte. Es würde sie umbringen, ihren Sohn zu überleben. Und es tat höllisch weh, nur daran zu denken, dass auch Itachi hätte eine Fehlgeburt sein können, so wie ihr zweites Baby. Ihre Welt und die ihre Vorstellungen eines Lebens konnten nicht ohne Itachi existieren.
 

Mikoto blickte eine Weile lang ihren Sohn an und sie war kurz davor zu Lachen vor Glück das es ihn gab. Ihre Liebe war so überflutend. Aber dann blickte sie zu Sasuke und sie weinte beinahe. Sasuke löste dieses endlos traurige Gefühl, eine Art Bedauern, in ihr aus, wann immer sie ihn ansah. Vom ersten Moment an hatte sie gespürt, dass dieses Kind jemanden brauchte, der es liebte. Sein Vater, hatte sie später erfahren, war tot und obwohl er ihn so sehr geliebt hatte, reichte es nicht für ein ganzes Leben lang. Seine Mutter, hatte sie erfahren, hatte ihm die Liebe entzogen, ohne dass er irgendwas getan hätte, was dies entschuldigen könnte. Nichts entschuldigte es, wenn eine Mutter ihr Kind nicht genug liebte um es vor allem Böse in dieser Welt beschützen zu wollen. Itachi war da und Itachi heilte diesen Jungen und er kämpfte für ihn, aber er liebte ihn nicht so, dass es die Liebe war, die dieses Kind brauchte. Mikoto konnte nichts dagegen tun. Sie glaubte es war der gleiche Instinkt, der sie Itachi vom ersten Moment an lieben ließ, der auch dafür sorgte, dass die merkte, dass Sasuke ihre Liebe brauchte, ohne dass er es selbst wusste. Also begann sie ihn zu lieben, ohne dass sie sich dazu zwingen musste. Es kam von selbst. Es war absolut rein und unverfälscht. Sie bezeichnete Sasuke nicht als ihren Sohn, noch nicht mal in Gedanken tat sie das. Ihr Sohn war Itachi und dieses Recht würde für immer das Seinige bleiben. Aber niemand hatte ihre Liebe je so sehr gebraucht wie Sasuke und deswegen, weil sie diesen Instinkt besaß, den viele Mütter auf dieser Erde besaßen, liebte sie Sasuke und er war zu einem der Ihren geworden, indem er sie brauchte.
 

Mikoto wischte ihre Tränen beiseite, ohne dass einer der Männer das sah. Und dann lächelte sie. Ihre Hand lag auf Fugakus Oberschenkel und ihre Augen lagen auf Itachi und auf Sasuke. Sie liebte diese Menschen so sehr. So unendlich sehr. Sie liebte jeden von ihnen anderes. Aber sie liebte sie und das war es, was in dieser Welt zählte.

„Ich liebe euch“, sagte sie unvermittelt. Sie sah, dass ihr Mann verwundert blickte, obwohl er wusste, dass sie ihn liebte. Aber sie hatte es noch nie, einfach so beim Frühstück gesagt. Sie hatte es noch nie gesagt und gleichzeitig ihn und seinen Sohn und einen fremden Jungen damit gemeint.

Itachi lächelte. Er wusste seitdem er lebte, dass seine Mutter seinen Vater liebte, denn durch diese Liebe existierte er und er wusste gleichzeitig ohne Zweifel dass er so sehr von ihr geliebt wurde. Doch weshalb er wirklich lächelte, war weil er fühlte, dass seine Mutter auch Sasuke liebte, der sie am meisten von ihnen brauchte.

Er blickte seine Mutter an, dessen Hand unter dem Tisch von Fugaku gedrückt wurde und die das Lächeln ihres Sohnes gesehen hatte. Er sah, wie ihr Blick einzig auf Sasuke liegen blieb, der traurig zu Boden schaute. Itachi legte eine Hand auf seine Schulter und bedeutete ihm aufzusehen. Es tat ihm so Leid, dass Sasuke glaubte, Mikoto hätte nur ihren Mann und ihren Sohn gemeint.
 

„Sasuke“, sagte Mikoto und der Junge blickte hoch. Bis eben noch hatte er sich fehl am Platz in solch einer intimen Familiensituation gefühlt. Denn intim war es seiner Meinung nach geworden, als Mikoto mit aller Ehrlichkeit ihrer Seele gesagt hatte wie sehr sie ihre Familie liebte. Realisiert hatte er dabei nicht, dass er Teil ihrer Familie war. Teil dieser reinen Intimität. Doch nun spürte Sasuke es. Er spürte die Liebe und er verstand, dass es genau das war, an das er eben im Bett gedacht hatte. Es war Mikotos Liebe, die sie für ihn fühlte, obwohl er sich nicht für besonders liebenswert hielt, die das heilte, was Itachi nicht zu heilen vermochte, weil er ihm keine Mutterliebe geben konnte. Mutterliebe, stellte Sasuke fest, musste einem nicht die eigene Mutter geben, aber es musste jemand sein, der tief in seinem Inneren wusste, was Mutterliebe war. Und auch wenn Itachi sicherlich damit überhäuft wurden war, wusste er nicht ganz genau, was es war. Aber Mikoto war eine Mutter. Sie war die Sorte Mutter, von der es Hunderte, Tausender, Zehntausende mehr geben sollte und die Welt war in Ordnung.

Sasuke wischte sich fahrig über die Augen. Es waren nur kleine Tränen gewesen. Er weinte nicht mal, denn es war kaum mehr Schmerz da. Momentan war da kein Platz für Schmerz. Endlich, Sasuke hatte realisiert, dass er eine Familie hatte.
 

to be continued

by Jess-



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Madhonen
2011-12-29T21:42:43+00:00 29.12.2011 22:42
Oh mein Gott!
Ich bin süchtig. Ernsthaft. Normalerweise lese ich selten Naruto-Story´s im alternativen Universum. Aber die haut mich um.

Zuerst habe ich die Vorgeschichte gelesen und als ich merkte es gab eine Fortsetzung hab ich mich 2 Tage bis Mitternacht hingesetzt und alles gelesen.

Was mich vorallem überzeugt hat ist, dass du zeigst dass soetwas dauert. Nichts hasse ich mehr als wenn Story´s kommen wo Sasuke (oder sonst wer) ähnlich dargestellt wird, er aber schon nach 3 Seiten "geheilt" ist und mit weiß Gott wem in die Kiste springt.
Und das liebe ich an dieser Geschichte. Sie macht Sinn. Es zieht sich ein roter Faden durch und alles ist nachvollziehbar.

..Ich finde es gut, dass man auch merkt dass Sasuke sich hingezogen zu Itachi fühlt es aber ein lange Weg dorthin ist und ich hoffe, dass das gut geht :3

Es wird interessant sein wie du diese Art der Beziehung zwischen den beiden aufbauen wirst (und davon gehe ich jetzt mal aus ;) ), vorallem weil es in gewisser Hinsicht ja schon in der Vorgeschichte seinen Lauf nahm.

Ich hoffe du schreibst bald weiter *//3//*

PS: Meine Wortwahl ist grausam <---Übermüdung lässt grüßen XDD
Von:  Turiana
2011-11-06T08:46:30+00:00 06.11.2011 09:46
dass itachi abends nicht mehr mit den anderen trinken gegangen ist, war klar :) er vermisst sasuke einfach, und der hat ihn ja auch vermisst (auch wenn sasuke bestimmt so gar nicht mit seinem traum zurecht kommt :( das gibt sicher noch probleme- grade, weil er so miese erfahrungen damit hat >.< er weiß ja auch gar nicht damit umzugehen oder was er davon halten soll :( hofftl kann er itachi davon erzählen, so unangenehm es ihm auch sein wird >.<)- da ist es schön, dass sie sich zusammen ein bisschen ausschlafen konnten (auch wenn itachi seine mum mit seiner ankunft ziemlich erschreckt hat ^^) :) ich fand es richtig schön, wie sasuke im schlaf noch itachis rückkehr realisiert hat und nach dem aufwachen doch noch ein klein wenig geschlafen hat ^^ das itachi und eigtl auch seine eltern sasuke unersetzlich finden und ihn so sehr mögen ist schön :) er hat jetzt endlich eine eigene familie- vor allem jemanden, der wirklich für ihn da ist und ihm hilft, selbstbewusst zu werden (wahrscheinlich hat daiki das auch geahnt iwie- er hat sich so für sasuke eingesetzt, damit der zu itachi kann, da kann ich es mir gut vorstellen :) hofftl kann er seinen neffen mal wiedersehen, damit er weiß, wie sehr er ihm geholfen hat- vllt hilfts auch ihm)
ein schönes kapi :) dass sasuke endlich eine familie gefunden hat, die für ihn da ist, ist einfach toll- vor allem, weil grade fugaku fast schon richtig väterlich wird und sasuke so auch gut tut. einfach die ganze familie ist klasse *g* hofftl kann sasuke auch mut aufbringen, mit itachi über den traum zu reden- es beschäftigt ihn doch schon ziemlich und er weiß ja, das itachi ihn nicht eines traumes wegen verstoßen wird, oder?
schreib bitte bald weiter ;)
lg
Von:  _sasuu
2011-11-03T13:39:22+00:00 03.11.2011 14:39
Schönes Kapitel!
Wie schön, das Sasuke jetzt eine ''richtige'' Familie hat und sich nicht mehr so ''überflüssig'' fühlt..
Ich hatte am Ende tränen in den Augen, als da stand, das er jetzt eine Familie hat! Wundervoll *_*

Von: abgemeldet
2011-11-03T12:38:00+00:00 03.11.2011 13:38
wieder super kapi
ich bin so froh, dass wieder was neues von dir on ist!
du schreibst meine absoluten lieblings Fanfics =u=
glg
Sasuke
Von: abgemeldet
2011-11-02T12:21:08+00:00 02.11.2011 13:21
Wundervolles Kapitel *__*
Das Itachi einen ungeborenes Geschwisterchen hat überrascht mich grad voll. Total süss von Mikoto wie sie über Sasuke denkt, und das sie so Gefühle als Mutter hat :)
Das Ende war super , mir kamen ernsthaft schon die Tränen wo sie am frühstückstisch saßen und sie gesagt hat das sie ihre Familie(Sasuke eingeschlossen) liebt.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel :)


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