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Falling

von

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Aus matten Augen blickte Alfred hinaus in die Dunkelheit, die das Wayne Anwesen umgab. Nur die wenigsten Lichter waren eingeschaltet, das Herrenhaus war ruhig, eine trügerische schützende Stille lag in den Räumen und um die Gärten. Nur er war noch wach, trat dicht an die Fenster heran, ging auf den blank polierten Dielen auf und ab, ständig im Wechsel. Wartete, bangte, hoffte. Wie fast jede Nacht.

Oft ging er in die Küche um zu putzen. Einfach so. Um sich zu vergewissern, dass auch alles sauber war. Obwohl er sie schon am Mittag gereinigt hatte.

Die Stunden schwanden dahin, während er den Boden schrubbte, die Fliesen wienerte und jeden erdenklichen Fleck, den nur er sehen konnte, eliminierte.

Wenn es zu spät wurde schaltete er den Fernseher ein, um sich berieseln zu lassen, um sich von der Sorge abzulenken, zumindest versuchte er sich das einzureden.

Doch in Wahrheit wollte er einfach nur wissen was da draußen vor sich ging. Mit Gotham. Und Batman.
 

Leise horchte er in die Stille hinein. Als erwartete er jeden Augenblick einen Tumult, ein Geräusch, wenigstens einen Namen. Seinen Namen. Doch es blieb still. Fast.

Ein leises Knarren war das Einzige was Bruce verriet, Alfreds geübten Ohren entging nichts.
 

Als der Himmel langsam hell wurde und sich die ersten Sonnenstrahlen durch den feinen Nebel kämpften, schlüpfte der Butler durch den Türspalt, welchen ihn in das abgedunkelte Schlafgemach seines Schützlings führte. Er schlief nun, ein selten gewordener Anblick, das erste Mal in dieser Woche. Alfred trat dicht an das Bett, mit geschickten Fingern hob er sanft die Decke an und legte sie über Bruce’ Schultern. Ihn nun zu wecken brachte er einfach nicht übers Herz.

„Gute Nacht, Master Wayne.“

Seine Stimme war kaum ein Flüstern, ungehört blieb es im Raum.
 

Kaum eine Stunde später war Bruce bereits wieder auf den Beinen, fertig angezogen, die Haare notdürftig gebändigt, das Gesicht mit kaltem Wasser wachgerüttelt.

„Frühstück?“, fragte Alfred, als der Milliardär in die Küche gerauscht kam, obwohl er die Antwort schon längst wusste.

„Nicht jetzt.“, war die knappe Erwiderung, während er weiter lief. Alfred hinterher.

„Sie müssen essen.“

„Ich muss zur Konferenz, muss zur Gala heute Mittag und mich auf die Party heute Abend vorbereiten. Bruce Wayne hat viel zu tun.“

Er kämpfe mit dem Hemd, als er merkte, dass er ein Knopfloch übersehen hatte.

„Batman auch?“ Der Butler nutzte die Chance, als Bruce stehen blieb, richtete seinen Kragen und die Knopflöcher.

„Immer.“

Alfred seufzte.
 

Mittags putzte er die Küche. Einfach so. Um sich zu vergewissern, dass auch alles sauber war. Obwohl er sie schon in der Nacht gesäubert hatte. Er eliminierte Flecken, die nur er sehen konnte. Dann ging er hinüber und schaltete den Fernseher ein, um sich berieseln zu lassen. Doch in Wahrheit wollte er nur wissen, was da draußen vor sich ging. Mit Gotham. Und Bruce Wayne.
 

Er blickte auf den Bildschirm und sein Herz wurde schwer.

Bruce grinste ihm entgegen, fast hochnäsig und eindeutig vollends von sich überzeugt.

Jeder der dies sah, sah nur den eingebildeten Milliardär, der verzogene Wayne-Erbe, der gut aussehende Playboy, ein reicher Schnösel. Nicht so Alfred.

Er sah hinter das aufgesetzte Lächeln, welches seine müden Augen nicht erreichte. Die müden Augen eines einsamen Mannes, der sich ohne Konsequenzen in seine selbsternannte Berufung stürzte, die Stadt zu beschützen, weil er den Schmerz nicht ertragen konnte zu versagen.

Alfred schaltete ab, weil er es war, der den Schmerz nicht ertragen konnte seinen Ziehsohn so zu sehen.
 

Es war Abend, als Alfred an das Fenster herantrat. Die Sonne neigte sich dem Horizont, als Bruce aus der schicken schwarzen Limousine stieg und die steinernen Treppen nach oben erklomm.

Das Lächeln, welches sich an dem Abend auf der Feier in das Gesicht des jungen Mannes gebrannt hatte, verblasste nun, die sonst so straffen Schultern senkten sich herab.

Der Butler machte sich auf den Weg zur Tür, öffnete diese genau in dem Moment, als Bruce die letzte Stufe erreicht hatte.

„Guten Abend, Master Wayne.“

Ein Gemurmel kam zurück. Ungehört in der riesigen Eingangshalle.
 

Als der Himmel sich verdunkelt hatte, folgte Alfred dem Hausherren in die unteren Stockwerke. Er sah zu, wie Bruce sich hinter einem halben Dutzend Bildschirmen klemmte, seine Augen huschten hektisch hin und her, seine Finger hackten auf der Tastatur ein.

Alfred sah zu, wie Bruce sich das Hemd abstreifte, seinen lädierten Körper frei gab und der Butler presste die Lippen zusammen, als sich ihm die zahlreichen Narben präsentierten. Jede Einzelne tat ihm weh, weil er nicht hatte verhindern können, dass sie passiert waren.

Doch heute lag sein Augenmerk auf die neusten Errungenschaften seines Schützlings, riesige blaue Flecke an seinem Rücken und ein großer roter Strich quer über seine Brust, die sich bis jetzt vor seinem wachsamen Auge verborgen hatten.

„Das muss genäht werden.“

„Nicht jetzt.“

„Sie haben Grenzen, Master Wayne. Überschreiten Sie diese nicht.“

„Das Thema hatten wir schon, Alfred. Batman hat keine Grenzen.“

„Erinnern Sie sich wie ich Ihnen sagte, warum wir fallen?“

Sie sahen sich in die Augen. Ein intensiver Blick. Die Erinnerung an diesen Moment so klar und deutlich wie ein Foto.

„Sie fallen aus zu großer Höhe. Mit Verlaub, Sir. Batman wird Sie eines Tages umbringen. Und ich bin nicht bereit dabei zu zusehen.“
 

Es war Nacht, als Alfred vor dem Fenster stand, in die trügerische schützende Dunkelheit blickte, die das Anwesen umgab. Er wartete, bangte und hoffte. Wie fast jede Nacht.

Er ging in die Küche. Einfach so. Um sich zu vergewissern, dass auch alles sauber war. Obwohl er sie erst heute Mittag gesäubert hatte. Er eliminierte Flecken, die nur er sehen konnte.
 

Die Stunden schwanden dahin und dieses Mal schaffte er es nicht, den Fernseher einzuschalten. Um sich berieseln zu lassen. Um zu wissen, was in Gotham vorging. Mit Batman. Und Bruce Wayne.

Er lauschte in die Nacht hinein und sein Herz krampfte zusammen, als der Tumult losbrach, auf den er seit Monaten wartete. Ein Krachen, ein dumpfes Geräusch folgte. Dann seinen Namen. Fast ungehört in dem riesigen Herrenhaus, doch Alfreds geübten Ohren entging nichts.
 

Keine Minute später, fand er Bruce neben dem Klavier liegen.

Das notdürftig übergestreifte Hemd voll mit Blut, sein Träger regungslos.

Alfred eilte herüber, griff dem Verletzten unter die Arme und zog ihn zurück auf die Beine, stützte ihn, als sie langsam einen Fuß vor den anderen setzten.

Bruce’ röchelnder Atem begleitete sie, ebenso das stete Tropfen auf die Dielen, welches wie Messerstiche im Herzen des Butlers waren. Sein Schützling fiel zurück auf die Knie, Alfred ertrug seine schwache Stimme kaum.

„Wir fallen…um uns wieder aufzurappeln.“

Er hustete, spuckte Blut auf den Boden, Alfreds Augen wurden glasig.

„Dieses Mal sind Sie zu tief gefallen, Master Wayne…“
 

Am nächsten Mittag putzte er die Küche. Einfach so. Um sich zu vergewissern, dass auch alles sauber war. Obwohl er sie erst in der Nacht gesäubert hatte. Er eliminierte Flecken, die nur er sehen konnte.
 

Die salzigen Spuren von getrockneten Tränen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Adame
2012-12-22T23:48:39+00:00 23.12.2012 00:48
Sehr schön und gleichzeitig so traurig. Wirklich toll und ergreifend geschrieben!
Ich liebe ja solche dramatischen Geschichten. Und deine hat absolut meinen Geschmack getroffen:-)
Von:  _Supernaturalist_
2011-02-13T16:29:21+00:00 13.02.2011 17:29
Der arme, alte Alfred. Was wird ihm nur angetan T.T
Einfach grausam T.T
Aber wirklich unglaublich schön geschrieben<3 Große Klasse, vorallem das sich alles wiederholt, was dann aber im gleichen Atemzug einfach nicht zu viel wirkt<3
Einfach eine wirklich gelungene OS<3
Von: haki-pata
2011-02-12T18:46:30+00:00 12.02.2011 19:46
Wenn DAS Appetit- und Schlaflosigkeit resultiert...
Solltest du nicht mehr esen und schlafen. (Nimm das bloß nicht ernst!)
Ich verstehe, warum deine Mama gerührt war. Mir geht es auch so!
Mamasens halt...
Alfred ist eben auch eine Mama... Irgendwie.



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