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Eisblaues Verbrechen

von

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Stille Hilferufe

Kapitel 13: Stille Hilferufe

Fuka erinnerte sich nicht daran, wie sie wieder zurück in ihr Zimmer gekommen war. Sie saß auf ihrem Bett und betrachtete abwesend das Pillendöschen in ihrer Hand. Es war das Döschen, das Aido bei sich gehabt hatte. Er hatte es ihr gegeben, gefüllt mit Tabletten. Dieses Medikament würde ihr helfen? Sie nahm eine Tablette aus dem Döschen und ließ sie in ihrer Hanffläche herumkullern. Sie war klein und weiß. Sie sah aus wie eine gewöhnliche Tablette. Diese noch in der Entwicklung befindlichen so genannten „Bluttabletten“ sollten Fukas Verwandlung in einen Vampir hemmen. Vampir. Ein Monster, das Menschen aussaugte. So etwas würde sie werden…Sie war nicht auf so etwas vorbereitet. Sie konnte es einfach nicht glauben. Was würde mit ihr geschehen? Sie ballte die Hand um die Tablette zur Faust. Aido hatte ihr alles gesagt, ohne irgendetwas zu verheimlichen. Er hatte all ihre Fragen beantwortet und ihr gesagt, was mit einem Menschen passierte, der von einem Reinblüter gebissen wurde. Fuka würde am Ende ein Vampir werden und kein Mensch mehr sein. Sie würde allmählich die Stufen bis zum Level E durchlaufen und schlussendlich zu einem Monster verkommen, das Leute angriff und ihr Blut aussaugte. Aido erklärte ihr, dass der Mann, der sie gestern bedroht hatte, ein Level E gewesen war. „Also waren das tatsächlich die Reißzähne eines Vampirs“, dachte sie, „die zwei spitzen Zähne, die sie nur für einen kurzen Moment gesehen hatte. Ohne Aidos und Shikis Eingreifen hätte er ihr Blut ausgesaugt. Andererseits, wenn sie ihren Senpais nicht nachgelaufen wäre, hätte sie sich gar nicht in diese gefährliche Situation gebracht. Ironischerweise hatte sie nun bei dem Gedanken an Aido, ihren Retter, kein Herzklopfen mehr. Das Erlebnis machte ihr nur noch Angst, weil sie jetzt wusste, dass auch sie irgendwann als Monster enden würde.
 

Ein Level E. In nicht allzu ferner Zukunft würde Fuka degenerieren. Wie würde sich das anfühlen? Sie würde ihre Freunde und die Menschen in ihrer Umgebung, jeden, der ihr in die Hände fiel, angreifen und deren Blut rauben. Wenn der Instinkt des Vampirs sie dazu brachte, ihre Reißzähne in den Hals eines Menschen zu bohren, würde sie in ihrem Herzen schreien: „Ich wollte nicht so ein Monster werden! Ich hatte keine Wahl!“ Dies war ihr Schicksal, gegen das sie sich nicht wehren konnte. Sie war froh, dass Aido ihr das ganze deutlich gesagt hatte. Es war besser, zu wissen, was auf sie zukam, als zu degenerieren, ohne zu ahnen, was da mit ihr geschah. Er hätte ihr das alles auch verschweigen können. Er hätte sich herausreden oder lügen können. Die Senpais waren alle von Geburt an Vampire…Das hatte Aido ihr erzählt, und dass Kaname einer der wenigen „Reinblüter“ war, die die Oberschicht der Vampirwelt bildeten, während er selbst und die anderen Schüler zur zweithöchsten „Adelsschicht“ gehörten. Mit anderen Worten: Sie waren alle Zugehörige der herrschenden Klasse. Darunter kamen die normalen Vampire, und den untersten Rang nahmen die Ehemals-Mensch-Vampire ein, wobei Leben und Tod der Vampire des Level E = END komplett von der herrschenden Klasse kontrolliert wurde. Sie „kontrollieren“. Fuka „wurde überwacht“. Diese Hierarchie stimmte sie traurig und wütend. Sie unterschieden sich durch ihre Geburt und durch ihre soziale Stellung. Diese Unterschiede trennten sie. Für die herrschende Klasse war sie vermutlich nicht mehr als ein Haustier. Wenn das so war, dann wäre es ihr lieber gewesen, sie wäre nicht gerettet worden. „Hast du etwa nur gelitten in deinem Leben? Hast du dich nicht ein einziges Mal glücklich gefühlt?“ Aido Stimme hallte in ihrem Kopf wieder, und Fukas Herz, das angefangen hatte sich vor Hass zu verhärten, wurde plötzlich weich. Wäre sie nicht an die Academy gekommen, dann hätte sie ihre beste Freundin Kanae nicht kennen gelernt. „Ich werde niemanden hassen…“ Davor wollte sie sich bewahren – trotz des schweren und harten Schicksals, das ihrer Seele aufgebürdet worden war. Auch wenn sie sich so sehr davor fürchtete, dass sie laut schreien und weglaufen wollte. Ihr blieb nur ein einziger Weg: Sie musste jeden Tag mit ganzer Kraft leben. Sie war sie selbst, sie konnte niemand anders werden, Daran musste sie glauben. Sie wollte sich bis zum Schluss treu bleiben. Auch deshalb musste sie diese Tabletten schlucken. Sie waren die letzte Hoffnung, die ihr blieb. Das einzige Mittel, das ihre Zerstörung verhindern konnte. Es war eine kleine, ein winzige Hoffnung, aber ihr blieb im Moment nichts anderes übrig, als sich daran zu klammern. Ein Schwindelgefühl überfiel sie. Ihr Blickfeld färbte sich rot, ihre Kehle war trocken, ihr ganzer Körper fühlte sich entsetzlich ausgetrocknet an. Schnell warf sie die Tablette in den Mund und spülte sie mit Wasser hinunter. Sie legte den Kopf in den Nacken, trank die Tasse mit großen Schlucken aus und keuchte. War es das Wasser, das den plötzlichen Durst gelöscht hatte, oder war es… Fuka wusste nicht, was sie machen sollte, um ihren vor Angst und Unsicherheit zitternden Körper zu beruhigen. „Hilfe…! Hilfe…!“, flehte sie inbrünstig, doch es war niemand da, den ihre Worte hätte erreichen können. Fuka rollte sich in der Dunkelheit auf dem Bett zusammen. Das Zittern hörte die ganze Nacht lang nicht auf.



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