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Eisblaues Verbrechen

von

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Besuch bei der Night Class

Kapitel 4: Besuch bei der Night Class

„Haaah…“, Fuka war selig. Hinter ihrem Schulbuch versteckt, seufzte sie zufrieden und war mit sich und der Welt im Reinen. „Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, mal das Haus Mond besuchen zu dürfen! So kann ich meine Schokolade als Allererste abgeben! Vielleicht, ganz vielleicht…kann ich sie Kaname-sama sogar direkt überreichen?!“, das Lächeln in ihrem Gesicht wurde immer breiter. „Oder noch besser: Ich versuche mich an selbst gemachter Schokolade! Genau! Ich kann ja sicher sein, dass er sie persönlich entgegennimmt!“ Fuka Kisaragi, 16 Jahre alt, Frühlingserwachen eines Teenagers. „Ob Kaname-sama Süßes mag? Vielleicht zieht er Bitterschokolade vor? Oder einen Schokoladenkuchen…Hm, was mache ich bloß? Ach, wenn das meine einzigen Probleme sind, dann bin ich glücklich!“, dachte sie. „Hallo, Kisaragi! Hörst du überhaupt zu?“ „Aua!“, jäh wurde Fuka aus ihrem Tagträumen gerissen. Der Mathematiklehrer hatte ihr mit seinem riesigen Geodreieck eins übergebraten und sie genau mit der scharfen Ecke getroffen… „…Sensei!“, vor Schmerz schossen Fuka die Tränen in die Augen. Sie sah zu ihrem Lehrer auf. „Was träumst du hier rum?! Wenn du keine Lust hast dich zu beteiligen, kannst du dem Unterricht gerne fernbleiben!“, der Lehrer wies mit dem großen Geodreieck auf die Aufgabe an der Tafel. Fuka hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass er sie aufgerufen hatte. Für Schüler der renommierten Cross Academy gab es nichts Peinlicheres, als im Unterricht getadelt zu werden. „Entschuldigen Sie bitte…!“, schnell stand sie auf und ging nach vorne, um die Aufgabe zu lösen.
 

Da gedämpfte Läuten der Schulglocke erlöste die Schüler vom Vormittagsunterricht. Endlich war Mittagessenszeit! Fuka setzte sich neben Kanae und beide öffneten ihre Lunchpakete, die sie zuvor am Kiosk gekauft hatten. „Hey, Fuka! Du bist total aus dem Häuschen, weil deine Aktion so erfolgreich war, was?! Du hast im Unterricht die ganze Zeit gegrinst!“ Fuka lachte verlegen! Es war ihr zwar schwer gefallen, aber sie hatte ihr Versprechen gehalten und Kanae nichts von der letzten Nacht erzählt, außer dass sie Kanames Zimmer gefunden hätte. Dass sie von nun an im Haus Mond ein und aus gehen konnte, behielt sie selbstverständlich für sich. Das Hauptthema der Mittagspause war natürlich der bevorstehende Sankt-Schokolatius-Tag. Aus allen Ecken hörte man fröhliches Geschnatter. „ich gebe meine Schokolade Ichijo-senpai!“ „Aido-senpai würde ich auch gerne Schokolade übergeben…“ „Eh? Aber da ist die Konkurrenz zu groß, oder?“ „Ich glaube, ich nehme Kain-senpai.“ „Shiki-senpai ist aber auch umwerfend!“ Während sie den aufgeregten Stimmen ihrer Klassenkameraden lauschte, badete Fuka insgeheim im Gefühl ihrer Überlegenheit. Sie war den umschwärmten Senpais Ichijo, Kain und Aido gestern Nacht ganz nahe gewesen und hatte sogar mit ihnen geredet…! Noch dazu hatten die Senpais ihr angeboten, sie zu besuchen, wann immer sie mochte. Das musste allerdings ihr Geheimnis bleiben! „Was für ein Glück, dass ich diese Aktion gestartet habe!“, gratulierte sie sich selbst und biss zufrieden ein großes Stück von ihrem Sandwich ab.
 

Der Nachtwind war gnadenlos kalt. Fuka kuschelte sich noch mehr in ihren dicken Mantel und ging auf das Haus Mond zu. Sie sah ihren Atem in der eisigen Luft zum Himmel aufsteigen. „Entschuldige, Kanae! Nur noch ein einziges Mal…“, in Gedanken entschuldigte sich Fuka bei ihrer besten Freundin, die in diesem Moment wahrscheinlich schon tief uns fest schlummerte. „Soen-senpai hat zwar gesagt, beim nächsten Mal solle ich durch den Haupteingang kommen, aber…ich weiß nicht, ist das wirklich okay? Ich möchte nicht erwischt werden“, sie blieb abrupt stehen. „Überhaupt, das ist doch Wahnsinn…Day Class und Night Class sind streng voneinander getrennt. Sie wollten mich bestimmt mit ihrem „Komm uns jeder Zeit besuchen“ auf den Arm nehmen.“ Je mehr sie darüber nachdachte, desto merkwürdiger erschien ihr die Einladung. „Wieso bin ich eigentlich so begeistert?“ Es war schon ein großes Glück, dass sie gestern ohne Ärger davongekommen war. Obendrein hatte sie sogar Kaname getroffen. Das war ein Wunder, aber Wunder passieren eben nur sehr selten. „Ich bin nicht bescheuert…Ich geh lieber wieder zurück!“, dachte sie und drehte sich auf dem Absatz um. Dabei knirschte der Kies leise unter ihren Füßen. „Ah!“, vor dem geöffneten Tor stand das Hausmädchen des Hauses Mond in strenger Haltung und wartete. „Fuka Kisaragi-sama, bitte tretet ein.“ Hinter dem majestätischen Tor ragte das Haus Mond empor. Erneut war Fuka von dem prachtvollen Bau beeindruckt. Trotz der späten Stunde war er hell erleuchtet und wirkte wie eine Bastion gegen das nächtliche Dunkel. „Ob der Unterricht schon aus ist? Hoffentlich sind alle schon wieder im Haus…“, um nicht aufzufallen, dämpfte sie das Geräusch ihrer Schritte. Sie wollte gerade an der Tür klopfen, da wurde diese auch schon geöffnet. „Ah, da bist du ja!“, Ruka empfing sie, als hätte sie nur auf die Day Class Schülerin gewartet. Dieses Timing war so überraschend, dass Fuka nach Luft schnappte. Sie war völlig überrumpelt. „Äh…Ähm…guten Abend!“ „Es ist bestimmt kalt draußen. Komm doch rein.“ Im Inneren des Hauses war es angenehm war. Sie betraten eine große Lobby, an deren Seite sich eine Treppe befand. „Setz dich einfach irgendwohin“, forderte Ruka sie auf und verschwand in den ersten Stock. Fuka nahm zögernd auf einem Sofa Platz und sah sich neugierig um. Nach einer weile kam Ruka mit Ichijo, Aido und Kain zurück. Jeder von ihnen sah so gut aus, dass ihr gemeinsamer Auftritt etwas Prachtvolles hatte. „Hallo, Fuka-chan, willkommen! Schön, dass du da bist!“, Ichijo begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln. Das aus dem Nichts aufgetauchte Hausmädchen deckte den Tisch mit Tee und Gebäck. „Ähm…guten Abend! Ich hoffe, ich störe nicht, aber ich wollte eure nette Einladung nicht ausschlagen!“, bei diesen Worten war Fuka aufgestanden und hatte sich tief verbeugt. „Wir haben schon mit dir gerechnet und deshalb früher mit dem Unterricht aufgehört. Setz dich doch!“, sagte Ichijo und nickte ihr lächelnd zu. Kain ließ sich neben ihr aufs Sofa plumpsen: „Mach dir keine Gedanken.“ Sie fand diese lässige Bemerkung sympathisch, auch wenn sie gar nicht zu seinem grimmigen Gesichtsausdruck passte. „Schließlich haben wir dich eingeladen.“ „Vielen dank!“ Fuka war vor Nervosität ein wenig linkisch bei dieser nächtlichen Teeparty. „Ähm, ihr studiert immer bis spät in die Nacht, nicht wahr? Alle Fenster sind noch hell erleuchtet…“ Fuka war zutiefst beeindruckt – sie ahnte ja nicht, dass sie es hier mit waschechten Vampiren zu tun hatte. Tatsächlich stammten alle in der Night Class eingeschriebenen Schüler aus adligen oder zumindest dem Adel gleichgestellten Familien und waren Elitestudenten. „Viele von uns büffeln auch in ihrer Freizeit den neuen Stoff, aber ich zum Beispiel lese auch manchmal Mangas“, entgegnete Ichijo. „Du liest Mangas, Ichijo-senpai?“ „Ja, ich finde sie so lustig.“ „I…Ich auch!“ „Wirklich? Das hätte ich nicht vermutet. Schließlich besuchst du die renommierte Cross Academy!“ „Stimmt, wenn ich spät nachts noch Mangas lese, schimpft meine Zimmerkameradin immer…“ „Ja? Ich wusste es doch! In der Day Class sind lauter disziplinierte Schüler“, meine Kain und streckte die Hand nach seiner Teetasse aus. „J…Ja, das ist wahr…“, sagte Fuka und wurde knallrot. Nachdem sie jedoch tollkühn über die Mauer geklettert war, konnte man sie kaum noch als disziplinierte Schülerin sehen… Die Teetasse in ihren Händen war zart und hübsch, der Tee duftete nach Rosen und schmeckte vollkommen anders als jeder Tee, den sie bisher getrunken hatte Beim Schlucken breitete sich von der Kehle her ein erfrischendes Gefühl aus, das nach und nach den ganzen Körper erfasste. „Magst du Gebäck?“ „Oh ja, danke“, während sie sich bediente, warf Fuka heimlich einen Blick auf Aido. Er war der Einzige, der sich nur auf dem Sofa lümmelte und keine Anstalten machte, sch an dem Gespräch zu beteiligen. „Er wirkte eigentlich so offen, aber vielleicht ist er doch eher ein schüchterner Typ“, überlegte sie. „Irgendwann wird er sicher auch mit mir reden.“ Was Fuka aber viel mehr beschäftigte, war die Tatsache, dass sie die entscheidende Person, nämlich Kaname, nirgends erblicken konnte. Dabei hatte sie doch gehofft, dass sie ihn hier treffen würde. Als sie leise seufzte, warf ihr Ruka einen scharfen Blick zu: „Was ist?“ „Ähm…ist Kuran-senpai schon ins Bett gegangen?“ Sie hatte diese Frage leise an Ruka gerichtet, doch offenbar hatten alle anderen sie ebenfalls verstanden. Alle erstarrten und für einen Moment schien ein eisiger Windhauch durch die angenehm warme Lobby zu wehen. „Was liegt den hier auf einmal in der Luft?“, fragte sich Fuka. Hatte sie sich die plötzliche Kälte nur eingebildet? „Lass das…“, Kain warf Aido einen tadelnden Blick zu. Aido ignorierte ihn und machte missgelaunt den Mund auf: „Was willst du von Kaname-sama?“ seine Blicke durchbohrten Fuka. „Er braucht mich nur böse anzusehen und schon läuft es mir kalt den Rücken hinunter…Wieso ist er denn so wütend?“ fragte sie sich. Sie verstand seinen Zorn nicht. Leicht zitternd brachte sie eine Antwort heraus: „Ähm…ich wollte mich nur noch mal bedanken…“ „Wirklich nur das?“ „Aber, aber, Hanabusa, jetzt mach mal nicht so ein grimmiges Gesicht. Nur weil du ein so leidenschaftlicher Fan von Hausvorstand Kuran bist, musst doch nicht gleich böse dreinschauen, wenn mal jemand seinen Namen nennt!“ „Ich bin kein alberner Fan! Lass die blöden Scherze Akatsuki!“ „Beruhige dich, Aido! Fuka-chan sieht schon ganz ängstlich aus, die Arme!“, griff Ichijo schlichtend ein. Kain lächelte Fuka an: „Entschuldige. Hanabusa ist ein bisschen eigenartig, wenn es um den Hausvorstand geht“, meinte er und zwinkerte ihr wie im Scherz zu. Aido war jetzt offenbar vollends schlecht gelaunt und starrte weiterhin zur Seite. „Also hat Aido-senpai sich geärgert, weil ich von Kaname-sama geredet habe?“, überlegte Fuka. War ihre Frage möglicherweise indiskret gewesen? Sie ließ niedergeschlagen den Kopf hängen. Ruka, die bisher geschwiegen hatte, sprach sie nun freundlich an: „Kaname-sama schläft schon. Ich werde ihm sagen, dass du hier warst.“ „Okay, vielen Dank, Soen-senpai.“ Fuka war erleichtert, dass sich die Atmosphäre in der Lobby allmählich wieder entspannte. Doch dann fiel ihr Blick auf die Uhr. Sie erschrak: „Schon so spät?“ Angesichts Fukas Panik sahen nun alle gleichzeitig auf die Uhr und Ichijo legte bedauernd den Kopf zur Seite. „Für heute solltest du wohl ins Haus Sonne zurückgehen. Entschuldige, dass wir dich so lange hier behalten haben! Wir haben ganz vergessen, dass du ja eine Schülerin der Day Class bist!“ „Aber nein, ich muss mich für eure Gastfreundlichkeit bedanken! Entschuldigt, dass ich mich so verplaudert habe.“ Ichijo hatte Fuka die ganze Zeit über freundlich angelächelt, war gut gelaunt und redete erstaunlich gern. „Er macht einen sehr erwachsenen Eindruck“, fand Fuka. Weil er so verantwortungsbewusst schien, begann sie unwillkürlich, ihn zu bewundern. Bestimmt war er auf Grund seiner Souveränität zum stellvertretenden Hausvorstand gewählt worden. Sie zog ihren Mantel an, den Ruka ihr gereicht hatte und verbeugte sich an der Tür noch mal. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht!“ „Uns auch“ Wir würden uns freuen, wenn du mal wiederkämst.“ „Genau. Besuch uns bitte wieder. Wir freuen uns auf dich!“ „Kain, Aido, begleitet Fuka-chan bitte. Es ist zu gefährlich für ein Mädchen mitten in der Nacht.“ „Verstanden!“, nickte Kain. Während Aido neben ihm angewidert das Gesicht verzog: „Ich will nicht.“ „Nichts da. Es ist gefährlich! Aido, dies ist ein Befehl von Kaname.“ „Sprich nicht in Kaname-samas Namen!“, fauchte Aido Ichijo an, griff aber trotzdem im nächsten Moment nach Fukas Arm. „Los, gehen wir!“ „Also dann, auf Wiedersehen!“, verabschiedete sich Fuka bei Ichijo und Ruka, die an der Tür stehen geblieben waren, während Aido sie mehr oder weniger hinter sich her schleifte. Die beiden winkten ihr lächelnd nach.
 

„Ziemlich kalt…Apropos, Kisaragi, wie fühlst du dich so?“ „Eh? Wie ich….mich fühle?“ „Fühlst du dich nicht schlapp oder fiebrig oder so? Nichts dergleichen?“ „Nein, mir geht es gut…“ „Ja?“ Fuka hatte den Eindruck, dass hinter Kains Frage etwas anderes steckte als nur die Sorge um ihr Wohlbefinden. „Was soll denn mit mir sein?“ „Oh, nichts. Nur weil es so kalt ist…“ Aido, der immer noch schwieg, warf Kain einen schnellen Blick zu, wandte seine Augen dann aber gleich wieder ab. Fuka würdigte er keines Blickes. „Mit Aido-senpai komme ich wirklich nicht besonders gut klar“, dachte sie. „Aido wirkte eigentlich wie ein sehr freundlicher und umgänglicher Charakter. Deshalb hatte in der Day Class eine Menge Fans. Ob er speziell sie nicht leiden konnte…?“ Während Fuka leicht deprimiert Aidos Rücken anstarrte, betrachtete Kain heimlich ihr Profil.
 

Kaum war Fuka verschwunden, wich der freundliche Ausdruck aus Rukas Gesicht. Sie hatte keinen Grund mehr, sich zu verstellen. Ihre fein geschnittenen Gesichtszüge glichen denen einer Porzellanpuppe, sie wirkten glatt und kalt, als ob sie keinerlei Körperwärme besäße. Hätte Fuka sie so gesehen, wäre sie sicher erschrocken. „Du schaust vielleicht böse drein, Ruka!“ „Ich bin einfach nur erschöpft, Takuma-sama.“ Für einen Moment lag ein merkwürdiger Ausdruck in Ichijos Augen – dann drehte er sich auf dem Absatz um. „Ich fand es ganz lustig. Du erlaubst, dass ich mich zurückziehe. Ich gehe Kaname Bericht erstatten. Gute Nacht, Ruka.“ „Gute Nacht!“ Allein zurückgeblieben betrachtete Ruka die Finsternis, die sich hinter dem Fenster ausbreitete. „Dieses Mädchen hat wohl nichts gemerkt…“ murmelte sie, während sie mit den Fingern ihre Haare zurückstrich. Ihr Flüstern erstarb in der Finsternis. Es war niemand da, der sie hätte hören können. „Die Arme…“ Im Gegensatz zu ihren Worten enthielt ihre Stimme nicht den Hauch von Mitgefühl. Ja – es gab für Ruka keinen Grund, Mitleid mit „ihr“ zu haben.
 

Fortsetzung Folgt



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rin-Okumura
2011-01-24T20:05:02+00:00 24.01.2011 21:05
was für ein tolles kapitel
aber wirklich mal an manchen stellen kam es mir so vor
als würde kain was für sie empfinden, und aido ist wie halt so ist schreib schnell weiter^^


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