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Das Leben geht ungeahnte Wege

Die Präsidententochter und der Soldat
von

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Unglaublicher Zufall

Henry Graham lenkte den Wagen auf den Parkplatz vor der Kneipe. Die warme Nachmittagssonne hatte sie doch ganz schön ins Schwitzen kommen lassen.

„Kleine Erfrischung, Liebling?“, fragte er seine Frau, die neben ihm saß.

„Warum nicht. War eine lange Fahrt!“

Sie stieg aus und reckte sich, während Henry den Motor abschaltete und ebenfalls ausstieg. Er sah sich um. Ein kleines kanadisches Holzfällernest. Nicht mehr wie ein paar hundert Einwohner. Und die nächste Stadt konnte man auch nicht wirklich Stadt nennen. Sie maß, wenn es hoch kam auch nicht mehr wie sechstausend Einwohner.

Ashley hätte es hier gefallen. Sie liebte Kananda. Der Gedanke an seine Tochter versetzte Henry Graham einen tiefen Stich ins Herz.

Vier Jahre hatte er sie gesucht, nirgends eine Spur. Sie war einfach wie vom Erdboden verschwunden. Genauso, wie dieses Schwein Jack Krauser. Henry war sich sicher, dass er Ashley wieder verschleppt hatte. Was ihn krank machte, war, dass es wirklich nirgendwo eine Spur gab. Lediglich drei Monate nach ihrem Verschwinden wären sie beinahe gefasst worden. Doch die beiden Polizisten hatten den Mann gewaltig unterschätzt und es beinahe mit dem Leben bezahlt. Seit dem fehlte von Ashley und Krauser jede Spur.

Er versuchte den Gedanken zu vertreiben. Sowohl er, als auch seine Frau hofften immer auf ein Wunder. Und ein Wunder wäre für sie bereits der kleinste Hinweis auf den Verbleib ihres einzigen Kindes. Henry würde dafür alles geben.

Er schüttelte den Gedanken endgültig ab und wandte sich wieder der schönen Umgebung zu. Einsam, ja. Aber irgendwie hatte die Gegend ihren eigenen Charme. Und die Einsamkeit war wahrscheinlich genau, was er und Martha nun brauchten. Vielleicht würden sie doch ein paar Tage hier bleiben.

Sie betraten die Kneipe. Sie war nicht sehr stark besucht, obgleich es Freitag war. Lediglich am Tresen saßen zwei große kräftige Männer in Holzfällerhemden und unterhielten sich lebhaft bei ein paar Bieren.

Henry und Martha ließen sich ebenfalls am Tresen nieder.

Der Wirt kam sofort und sie bestellten.

„Weißt du, woran ich gerade denken muss?“, fragte Martha ihren Mann plötzlich.

„Woran?“, fragte er.

„An Ashley. Sie hat immer von diesen typischen kanadischen Landschaften geschwärmt. Weißt du noch?“, fragte sie.

Henry nickte. Wieder spürte er diesen grausigen Schmerz in der Brust.

„Ich weiß. Es ist kaum zu glauben, dass es bereits vier Jahre sind.“

„Glaubst du, wir sehen unsere Tochter je wieder?“, fragte Martha.

Henry konnte nicht antworten. Er blickte betreten auf den Boden.

„Entschuldigen sie, aber darf ich fragen woher sie beide sind?“, erklang plötzlich eine Stimme.

Beide wandten sich um. Die beiden Holzfäller hatten ihr Gespräch unterbrochen und sahen sie neugierig an.

„Washington.“, antwortete Henry. „Wir machen hier Urlaub.“

Einer der Gründe, warum sie sich so eine einsame Gegend ausgesucht hatten. Sie wollten nicht überall und sofort erkannt werden, was als Präsidentenpaar der USA nicht so leicht war. Doch scheinbar taten die lässigen Kleider und die anderen kleinen Tarnmanöver ihre Wirkung.

„Schön zu hören. Das hat man hier nicht mehr viel.“ ,sagte der eine Holzfäller.

„Wirklich? Dabei ist das so eine schöne Gegend hier. Wenn unsere Tochter hier wäre, sie wäre ganz hin und weg.“, sagte Martha.

„Wirklich? Dann wirklich schade, dass sie nicht da ist. Darf man denn fragen, was sie so schönes macht?“

Martha konnte nicht antworten. Es tat so weh.

„Sie ist verschwunden. Vor vier Jahren. Wir haben seit dem nichts mehr von ihr gehört.“, antwortete Henry für seine Frau.

„Oh, das ist aber traurig. Was ist denn passiert?“, fragte der Holzfäller.

„Wir reden nicht gern darüber, wissen sie. Ehrlich gesagt, wissen wir nicht genau warum und wie sie verschwand.“

Henry versuchte den Schmerz in seiner Brust zurück zu drängen.

„Traurig so was. Aber ich glaube, da sind sie nicht allein.“

„Wie meinen sie das?“, fragte Martha.

„Naja, wir haben hier so ein junges Pärchen. Und sie ist auch von zu Hause abgehauen. Aber die kommen aus Toronto. Die Kleine war schwanger und die Eltern mochten ihren Freund nicht. Jedenfalls wollten sie sie zur Abtreibung zwingen. Da sind sie abgehauen. Ist aber auch irgendwo verständlich. Wenn man bedenkt….“

Doch Martha und Henry hörten gar nicht weiter zu. Von zu Hause weggelaufen? Schwanger? Zur Abtreibung gezwungen?

„Sagen sie, wie heißen die beiden?“, fragte Henry ohne Umschweife.

„Oh, er heißt Michael. Ist unser Vorarbeiter. Sie Eileen. Hübsches Ding. Im Gegensatz zu ihrem Macker.“

„Komm, Tom, werde nicht unfair! Für die Narbe kann er nichts!“

Henry schluckte. Eine Narbe?

„Was für eine Narbe?“, fragte er und versuchte unverfänglich zu klingen.

„Naja, er hat eine ziemlich markante Narbe im Gesicht. Zieht sich fast über die gesamte rechte Gesichtshälfte.“

Henrys Herz raste.

„Ist er ziemlich groß und kräftig?“, fragte er.

Der Holzfäller runzelte die Stirn.

„Ja, ziemlich. Ist ne ziemliche Sportskanone. Aber warum…?“

„Und diese Eileen? Wie sieht sie aus?“, fragte nun Martha gehetzt.

„Mittelgroß, blond, schlank. Hübsches Ding. Aber wieso wollen sie das wissen?“

„Und sie sagen, sie war schwanger, als sie hierher kamen?“, fragte Martha weiter.

„Ja. Haben ne Tochter. Süß, die Kleine. Eileen hat sogar schon den zweiten Braten in der Röhre.“

„Wo leben sie?“, fragte Henry, während er von seinem Hocker aufsprang.

„Oben, im Bungalow-viertel, der letzte ganz hinten im Wald. Aber wieso…?“

Doch er kam nicht mehr dazu den Satz zu vollenden. Martha und Henry Graham stürzten aus der Kneipe zu ihrem Wagen.

Henry konnte es nicht glauben. Ausgerechnet hier würde er sie finden?

Er sprang ins Auto, Martha folgte ihm. Er wusste genau, was er zu tun hatte.

„Großer Gott Henry, überstürze bitte nichts! Was ist denn, wenn es überhaupt nicht sie sind!“, rief Martha, als ihr Mann nach dem Handy griff.

„Gott, Martha, hast du denn die Beschreibung von denen nicht gehört?! Wie viele große, muskulöse Kerle mit Narben im Gesicht laufen denn in Amerika rum? Und haben zudem noch eine Freundin, die zufällig aussieht wie unsere Tochter?!“, polterte er.

Gehetzt tippte er die Nummer des FBI ein.

„Henry Graham hier! Code neun!..Ja, alles spricht dafür. Aber Vorsicht! Der Mann ist nach wie vor gefährlich! Bereiten sie ihre Männer vor. Wir werden zuerst einmal die Lage checken!“

Er steckte das Handy weg. Endlich würde er diesen Mistkerl in die Finger bekommen. Und seine Tochter würde er auch zurück bekommen. Nach vier Jahren! Vier Jahren der Qual! Oh, er würde dafür sorgen, dass dieser Mistkerl litt! Das schwor er bei Gott.

Doch nun mussten sie zuerst einmal ein Quartier beziehen. Das FBI würde mindestens noch zwölf Stunden brauchen um hier einzutreffen. Und bis dahin gab es noch eine Menge zu erledigen.



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