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Schneegestöber

[Takari/Sorato/Kenyako]
von

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Zweite Schneewehe

Zweite Schneewehe


 

***
 

Honigsüß
 

Wie angewachsen stand er vor der Etagentür. Sein Herz klopfte ihm bis zum Halse, während er auf die kalkweiße Wand im Hausflur starrte. Er kam sich total dämlich vor, während er hier so ausharrte. Und dann war er auch noch zu spät, das zeigte ihm das blinkende Zifferblatt seiner Digitaluhr an.

18 Uhr, 3 Minuten und 37 Sekunden.

Hinter der dunklen Eichentür rumorte es beunruhigend und alles in ihm schrie und wollte weglaufen. Doch seine Beine gehorchten ihm einfach nicht. Dieses Gefühl war so viel schlimmer als jeder Kampf den er ausgestanden hatte – und das waren nicht gerade wenige gewesen. Aber allein die Tatsache, dass sie auf der anderen Seite der Tür auf ihn wartete, glich einem Wunder.

Jedes Mal, wenn er sie sah, konnte er einfach nicht anders, als zu lächeln, wie ein liebestoller Idiot und das machte ihm mehr Angst als alles andere…

Mit einem leisen Knacken öffnete sich die Tür und da stand sie und es schien als würde das eher graue, düstere Treppenhaus im Bruchteil einer Sekunde heller und schöner erscheinen. Die kalten weißen Wände wurden zu verschneiten, weißen Schneelandschaften, das flackernde Licht im Treppenhaus glich einer lodernden Kerze und sein Herz blieb plötzlich stehen. Er versuchte ein Lächeln, kein grenzdebiles sondern ein lässiges, aufzusetzen, doch das misslang ihm gänzlich.

„Hi“, brachte er mit krächzender Stimme heraus.

Sie schenkte ihm ihr wunderbares honigsüßes Lächeln, das kleine Grübchen in ihre Wangen zauberte und die braunen Mandelaugen zum leuchten brachte. „Hi, zurück.“

Hinter ihr kam ein schneeweißes katzenähnliches Wesen zum Vorschein worauf hin Patamon sich von seinem gewohnten Platz auf seinem Kopf verabschiedete und in die Yagami-Wohnung flatterte, als auch schon ein weiteres Digimon auftauchte. Es hatte einen echsenartigen Kopf und war einem Dinosaurier nicht unähnlich, doch von Taichi – dem Partner des Wesens – war nichts zu sehen.

„Onii-san musste dringend etwas erledigen“, erklärte sie und wickelte sich einen dicken Wollschal um den Hals. Eine kastanienbraune Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht und er widerstand gerade noch dem Wunsch, sie sanft wieder hinters Ohr zu streifen. Sie hatte sich ihr schulterlanges Haar mit einigen bunten Glitzerspangen hochgesteckt, die jetzt wie kleine Diamanten funkelten und ihn noch unbeholfener und unscheinbarer wirken ließen

„Ich glaube nicht, dass Onii-san es noch rechtzeitig schafft…“ fuhr sie ihn fragend aus seinen Gedanken, während die drei Digimon sich bereits aufgeregt erzählten, was sie in den letzten Stunden in der Menschenwelt, die sie um diese Zeit immer besuchten, alles erlebt hatten und wie sie sich auf den alljährlichen Christmas-Cake freuten. Patamon schlug aufgeregt mit den Flügeln auf und ab, während Agumon sich voller Vorfreude den Bauch rieb. Allein Tailmon versuchte einen möglichst würdevollen Blick aufzusetzen und sich von der Vorfreude nicht anstecken zu lassen.

„Takeru hat mir ein riesiges Lebkuchenhaus geschenkt“, flüsterte Patamon mit glasigen Blick. „Mit ganz viel Zuckerguss drauf, und Schokolade…“ Sein Partner quietschte vor Vergnügen, so dass selbst Tailmon sich geschlagen geben musste und leise kicherte.

Hikari nahm den roten Wintermantel vom Haken.

„Ich hoffe es macht dir also nichts aus, wenn wir Agumon mitnehmen?“ fragend sah sie ihn mit ihren honigbraunen Augen an, während sie in die Ärmel des Mantels schlüpfte.

„Nein, nein, kein Problem“, log er. „Je mehr desto besser…“ Eigentlich wollte er mit Hikari alleine sein, wenigstens einen kurzen Augenblick, indem er ihr alles sagen konnte, was ihm so in seinem Kopf herum schwirrte, andererseits verließ ihn sowieso gerade der Mut, als dass er sich auch nur vorstellen konnte mit Yagami Hikari – Hikari-chan – allein in einem Raum zu sein.

Ein leises Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken und er konnte gerade noch dabei zu sehen, wie sich eine kleine Katze, geschmeidig an ihm vorbeidrängte. Ihr seidig schwarzes Fell glänzte in der dämmrigen Flurbeleuchtung, während sie auf ihren weißen Pfoten die Treppenstufen hinab sprintete, begleitet vom klirrenden Glöckchen das um ihren Hals baumelte.

Hikari schlüpfte rasch in ihrer Winterstiefel und trat mit suchendem Blick auf den Hausflur. „Meeko?“
 


 

***
 

Freundschaftsdienst
 

„Was ist passiert?!“ Mit der rechten Hand stützte er sich am Türrahmen ab, während er die linke gegen die schmerzenden Rippen presste und nach Luft rang. „Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, brachte er schnaufend hervor und deutete auf sein Handy, auf dem immer noch ihre Nachricht geöffnet war und die Schriftzeichen aufblinkten.

Ich brauche deine Hilfe…

Sie strich ihren blauen Wollkragenpullover glatt und lächelte nervös, während sie die Tür hinter ihm schloss und er in den spärlich beleuchteten Flur des Hauses trat. Eine rote Lichterkette umrahmte den Spiegel, der ihm gegenüber an der Wand hing, ansonsten waren nur die Schatten und Schemen der Katzenskulpturen zu erahnen, die auf der Kommode thronten, wo – wie er wusste – auch viele bunte Bilderrahmen zu finden waren.

Du hast bestimmt besseres zu tun…

Langsam folgte er ihr in ihr Zimmer, das letzte auf der linken Seite, und wartete darauf, dass sie endlich mit der Sprache rausrückte, doch sie blieb unschlüssig vor ihrem Schreibtisch stehen, wo die Schulbücher und Hefte ordentlich aufgestapelt waren. Wenn er da an sein Zimmer dachte mit den dreckigen Socken die überall herumflogen, den unzähligen Heften und Arbeitsblättern die die Tischplatte seines Schreibtisches bedeckten, musste er fast grinsen. „Sora?“ Fordernd baute er sich neben ihr auf und verschränkte abwartend die Arme.

…aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll…

„Das kam heute mit der Post“, murmelte sie und drückte ihm einen weißen Umschlag in die Hand. Das Papier knisterte zwischen seinen Fingern, während er den Briefbogen vorsichtig aus der Hülle zog. Zögernd sah er sie an doch sie nickte ihm zu und forderte ihn zum Lesen auf. Ein ganzer Stapel Papier kam zum Vorschein, verwirrt besah er das Gedruckte, an dessen Kopfe in großen blauen Buchstaben ENSAD prangerte.

Bitte, Tai…

„Ich verstehe nicht, was das sein soll?“ Er wedelte mit dem Stück Papier, dessen Worte er nicht verstand und schaute auf den Umschlag. Luftpost.

„Das ist eine Akademie für die angewandte Kunst. Mode, Film, Fotodesign, dort wird all dies gelehrt.“, erklärte sie ihm mit leiser Stimme, als erwarte sie, dass in jedem Augenblick die Welt unterginge. „Sie gehört zu den besten Akademien für die schönen Künste, alleine dort zu lernen, ist ein Traum…“

„Und du wurdest angenommen?“, unterbrach er sie. Sie nickte stumm und starrte auf ihre Fingernägel. „Aber das ist doch großartig.“ Jubelnd sprang er auf und nahm ihre Hände. „Deine Entwürfe haben diese ENSAD-Typen bestimmt umgehauen, oder?“ Sora hatte Nächte an ihrer Nähmaschine verbracht, das wusste er nur zu gut und jetzt würde sich all die Arbeit auszahlen. Während er das Oberschulleben ausgekostet hatte, war Sora mit Schnittmustern und Nähgarn beschäftigt gewesen. Er hatte sie in den letzten Wochen kaum noch gesehen, aber die Prüfungen waren nicht mehr fern, da hatte ihn das nicht sonderlich gewundert. Selbst ihn hatte die Unruhe gepackt. Sie hatten nur noch ein gutes Jahr bis zu den Abschlussprüfungen und er hatte keinen blassen Dunst, was er danach machen wollte. Irgendwie hatte er sich immer zusammen mit Agumon gesehen. Agumon und Taichi, wie sie die Digiwelt bereisten, Agumon und Taichi, wie sie gegen Vamdemon kämpften. Agumon und Taichi… Da war kein Platz für irgendwelche Berufsaussichten gewesen.

Dass Jyou schon genau wusste, wie sein Leben aussehen sollte, wunderte ihn nicht, und jetzt schien sich selbst Sora davon anstecken zu lassen.

„Im Brief steht, dass sie großes Potenzial in mir sehen und sie sich freuen würden, wenn ich mein Können in Paris ausbaue…“

„Paris?“ Es schien als hielte die Welt für einen Moment inne, während seine Hände die ihren langsam losließen und er sprachlos in ihre kastanienbraunen Augen blickte.

„Paris, wie Frankreich Paris?“, wiederholte er mit rauer Stimme. Sie nickte und von ihren langen Wimpern tropfte eine Träne und kullerte die blasse Wange hinunter.

„Uff“, stöhnte er und ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen. „Das ist verdammt weit weg, Sora. Gigantisch weit weg…“

Er bemerkte, wie sie bei seinen Worten zusammenzuckte und sie schluchzend die Arme um

sich schlang, und er verfluchte sich für seine Torheit.

„Andererseits“, rasch erhob er sich vom Stuhl und lehnte sich neben sie an die Fensterbank. „brauchen die in Frankreich mal jemanden, der ihnen zeigt wo der Hammer hängt. Und ich wollte schon immer mal nach Europa. Hab’ mir sagen lassen, dass die Frauen dort super sind und der Fußball soll erstklassig sein…“

„Aber ich kann doch nicht einfach gehen…“, unterbrach sie ihn schniefend. „Ich will doch bei euch bleiben… und bei…“ Sie hielt inne und errötete.

Sein Blick wanderte über den furchtbar ordentlichen Schreibtisch, am Himmelbett entlang, hin zum kleinen Nachtschränkchen. Neben dem Wecker – es war 18 Uhr und 26 Minuten – konnte er einen himmelblauen Bilderrahmen erkennen. Ihr rotes Haar stach sofort hervor während sie in die Kamera lächelte und sich sanft und kaum merklich an den hochgewachsenen jungen Mann gelehnt hatte, dessen blondes Haar unter der schwarzen Mütze hervorlugte und der einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte.

…ich brauche einen Freund.

„Ich weiß nicht…“, sie hatte sich vom Fensterbrett abgestoßen und ließ sich auf ihr Bett fallen, während ihr Blick ebenfalls auf die Fotografie gerichtet war, „…ob es das wert ist…“

„Bist du wahnsinnig?“ Er griff nach dem Schreiben. „Das ist eine einmalige Chance. Paris die Stadt der Mode – und diese école nationale supéri.. ich meine diese Akademie in Paris ist ein absoluter Glückstreffer.“ Demonstrativ zog er sie von der Bettkante und umfasste ihre Schulterblätter. „Wenn du nicht nach Paris gehst, bin ich den Rest meines Lebens wütend auf dich und werde kein Wort mit dir reden!“, verkündete er und streckte ihr die Zunge raus, so dass sie sich ein Kichern nicht verkneifen konnte.

Er holte tief Luft. „Und Yamato wird das bestimmt genauso sehen…“

„Ach ja?!“, schnarrte eine eisige Stimme durch den Raum. Überrascht drehte er sich um, während Sora erschrocken erstarrte.

Yamatos Hand umfasste die Türklinke, während er sie mit kalten Augen musterte und ihnen ein höhnisches Grinsen zuwarf. „Geh nach Paris, das soll mir nur recht sein…“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich herum und stürmte aus der Wohnung.
 


 

***
 

Zuckerstangenchaos
 

Frierend fuhr er sich über die eisigen Fingerspitzen. Die dünnen Wollhandschuhe mit den weißen Aufgestickten Schneeflocken hielten nur bedingt warm, während er sich an den anderen Menschen vorbei drängte. Im Shinjuku-Viertel war zu Heiligabend Hochbetrieb. Die Menschenmassen strömten in die Innenstadt, auf die Bars und Cafés zu aus denen laute Weihnachtsmusik schallte und die Straßen mit „Stiller Nacht“ und „Jingle Bells“ beschallten. Hier und da fanden sich kleine Schaubuden wieder, an denen Weihnachtszipfelmützen, Zuckerstangen und Gebäck angeboten wurden. Keiner hier glaubte wirklich an Weihnachten, aber das Geschäft wollten sie sich alle nicht entgehen lassen, stellte er missmutig fest, während Wormons Augen einen sehnsüchtigen Blick auf die bunten Süßigkeiten warfen, die in den Schaufenstern zu sehen waren.

Seufzend hielt er inne und drängte sich an einem kichernden Pärchen vorbei, das Weihnachtsmützen, die im Sekundentakt aufblinkten, anprobierte.

„Eine Tüte Zuckerstangen bitte.“ Der Verkäufer hinter der Theke musterte erst Wormon, dann ihn verwundert, griff schließlich aber ohne ein weiteres Wort nach einer der bunten Papiertüten, die mit kleinen dicken Engeln verziert waren, um sie mit den rot-weiß gestreiften Zuckrigkeiten zu füllen.

Er bezahlte und drückte Wormon die Tüte in die kurzen Pfoten.

„Danke, Ken!“ Glückselig lutschte es an der Zuckerstange und kuschelte sich an seine Brust. Lächelnd tätschelte er seinem Partner den Kopf und bahnte sich einen Weg durch das Weihnachtschaos. Einige hundert Meter entfernt konnte er bereits den Eingang zur Shinjuku-U-Bahn-Station erkennen.

„Auf die Minute genau“, freute er sich bei einem Blick auf die Armbanduhr, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Während er sich umdrehte sah er das ihm allzu bekannte kirschrote Haar unter einer tannengrünen Pudelmütze hervor lugen. Er hatte sich immer noch nicht ganz daran gewöhnt, dass sie sich das lange Haar so hatte stutzen lassen und es nun kaum mehr ans Kinn reichte.

„Wann hattest du vor, mir Hallo zu sagen, Mister?!“ Mit gespielter Empörung stemmte sie die Hände in auf ihren Hüften ab und musterte ihn durch ihre Brillengläser hindurch mit zusammengekniffenen Augen.

Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und warf Hawkmon, welches hinter ihr aufgetaucht war, einen nervösen Blick zu. Doch Hawkmon grinste nur wenig hilfreich zurück.

„Zuckerstange?“, warf Wormon urplötzlich ein und streckte den beiden Neuankömmlingen die Engeltüte zu. Sogleich pickte Hawkmon sich eine der Stangen heraus, während sie ihn nur weiter auf ihre eindringliche Art musterte, bei der er nie wusste woran er war, oder ob sie es nun wirklich ernst meinte.

„Wir sollten los“, murmelte er und deutete auf das U-Bahn-Schild. „Sonst kommen wir noch zu spät.“

„Hey nicht so schnell!“ Ihre Hand bekam seine zu fassen und er konnte erkennen, wie ihr Gesicht von roten Flecken übersät war. Wutflecken, nahm er an und ging in seinem Kopf alle Möglichkeiten durch, die er begangen haben könnte, um sie zu erzürnen.

Er öffnete den Mund und wollte sich sogleich entschuldigen – denn alles war besser als eine wütende Miyako – als sie ihm plötzlich eine Tüte unter die Nase hielt. Auf der Tüte war ein großes Rentier abgedruckt, dessen Nase rot aufblinkte.

Verdattert griff er danach und blickte hinein.

„Frohe Weihnachten“, flüsterte sie leise und schaute angestrengt in eines der Schaufenster, in dem sich bunte Stofftiere stapelten.

Seine Fingerspitzen stießen gegen etwas weiches und als er die Tüte mit dem Rentier abstreifte, fiel ihm eine große nachtblaue Wollkugel entgegen.

„Was ist das denn?“, fragend blickte Wormon auf das entknotete meterlange Gebilde aus Wolle. „Ein Bettvorleger, vielleicht?“ rätselte es weiter. „Aber warum schenkt Miyako dir einen Bettvorleger?“ Mit diesen Worten steckte es sein kleines grünes Köpfchen durch eines der riesigen Löcher, die sich in dem Etwas befanden.

„Das ist kein Bettvorleger“, fauchte Miyako das Digimon wütend an.

Hawkmon schüttelte den Kopf. „Das ist ein Poncho!“ Mit seinem rostroten Flügel deutete das Vogeldigimon erklärend auf die Löcher.

„Das ist auch kein Poncho“, knurrte Miyako erhitzt.

„Was ist es dann“, fragte Hawkmon seine Partnerin.

Wütend wirbelte sie herum und riss ihm das Gebilde aus der Hand. „Das ist... ein Schal.“ Und bevor er etwas sagen konnte, war sie bereits davon gestürmt und ließ ihn mit den beiden Digimon zurück.

„Hey… aber… Miyako… jetzt warte doch mal…“ setzte er an, während der aufgeregte Bommel an ihrer grünen Mütze hüpfend in der Menschenmasse verblasste.

Unentschlossen wanderte sein Blick zwischen der U-Bahn-Station und der Pudelmütze hin und her, bevor sich seine Beine langsam wie von selbst bewegten und er sich erneut durch die Menschenmasse mühte.

Da tauchten ihre kirschroten Haare wieder vor ihm auf und er bekam sie schwer atmend an der Schulter zu fassen.

„Warte…“ Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden und fluchte leise, doch er kam ihr zuvor.

„Danke für den Schal“, brachte er hervor und streckte seine Hand aus. Nun wirkte sie wie erstarrt, während er nach dem nachtblauen Wollschal mit all den Löchern und den fehlerhaften Maschen griff und ihn sich um den Hals schlang.

Er kratzte furchtbar, aber er versuchte sich nichts davon anmerken zu lassen, während sein Blick auf ihre Hände fiel. Er ahnte, dass sie in all der Aufregung ihre Handschuhe vergessen haben musste, während sie aus dem Haus gehetzt war, wie immer ohne nach rechts oder links zu schauen, und nur das Glück sie davor bewahrt hatte, dass niemand sie einfach überfahren hatte.

Ihre Finger waren mit Pflastern und kleinen roten Wunden übersät und die Vorstellung, dass sie sich trotz aller Ungeschicklichkeit an diesem Schal abgemüht hatte, versprühte ein wohlig warmes Gefühl in seinem Körper.

„Du musst ihn nicht nehmen, wenn er dir nicht gefällt.“ Hörte er sie betreten murmeln. „Ist ja nichts besonderes, oder so…“

Er schüttelte den Kopf und lächelte sie an. „Ich finde ihn schön… und besonders…“

Wieder war ihr Gesicht voller kleiner roter Flecken, doch er konnte auch erkennen, wie sie lächelnd ihre runden Brillengläser gerade rückte.

„Wir sollten Hawkmon und Wormon einsammeln, bevor sie den Zuckerstangen-Stand überfallen oder sich einen anderen Unsinn einfallen lassen“, durchbrach er die Stille und rückte den neuen Schal zurecht.

Sie nickte stumm, und zusammen liefen sie an den lachenden Pärchen vorbei und konnten ihre winkenden Partner sehen, die auf sie zu gerannt kamen und mit der leeren Zuckerstangen-Tüte wedelten.

Erneut griff er nach seiner Geldbörse, während Miyako über diese Gefräßigkeit lachte. Es war ein lautes, klares Lachen, ein schönes Lachen, als plötzlich kleine Eiskristalle auf sie herabrieselten und die glitzernden Schneeflocken sich in ihrem kirschroten Haar verfingen.

„Frohe Weihnachten, Miyako“, rief er ihr durch das Schneetreiben zu und reichte ihr eine Zuckerstange.
 

***
 

Author's Note:

Dieses Kapitel könnte auch Frauen *rolleyes* heißen, oder Männer *kopfschüttel*, sucht es euch aus.^^

Takeru und Hikari sind wirklich putzig, tänzeln die ganze Zeit umeinander herum und keiner traut sich den ersten Schritt zu machen...

Das Pairing ist wohl das offensichtlichste in ganz Zero Two. Ich mein es drängt sich auf und es ist auch relativ einfach mit den beiden zu schreiben.

Ganz im Gegensatz zu Miyako und Ken, die sind eher überraschend ein Paar geworden, wie ich finde. Aber die Vorstellung von diesem Schal ließ mich wirklich nicht mehr los und ich musste, musste, musste es schreiben.

Wenn Daisuke wüsste, was sich in seiner direkten Umgebung so alles abspielt...^^

Na ja mein Evergreen Tai-Sora-Yamato darf natürlich auch nicht fehlen. Ich hasse zwar den Epilog der zweiten Staffel, aber warum sollte Sora nicht trotzdem Interesse für Mode entwickeln.

Ich wollte auch einfach noch mal deutlich machen, wie wichtig Sora und Tai füreinander sind, wenn auch nur als Freunde. Tai kennt sich in ihrem Zuhause gut aus, sie hat keine Bedenken ihn in ihr Zimmer zu lassen. Da hat man es als Yamato wahrscheinlich nicht immer so leicht.

Ich denke auch, dass Taichi eher ein Lebemann geworden ist. Ich mein, DAS er in Sora verliebt war, ist ja wohl offensichtlich, und danach wird er sich einfach sehr aufs Leben gestürtzt haben.

Ich habe mich auch immer gefragt, wie die Digiritter so einfach wieder in ihr normales Leben zurück konnten, Tai zeigt das eigentlich sehr gut, dass er als Digiritter einfach sehr viel erlebt hat und da der Gedanke nach einem Beruf oder der Zukunft nicht so präsent war.

Nun denn, ich hoffe das Kapitel hat gefallen,

bis dahin

PenAmour



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Heruvim
2011-01-05T13:03:04+00:00 05.01.2011 14:03
Mmmm, wieder ein sehr schoenes Kapitel <3
Ich sollte oefter in meinem Gaestebuch nachschauen...

Obwohl ich das Takeru x Hikari Paerchen mehr als jedes andere in Digimon hasse, weil das einfach eine viel zu kitschige Kombination ist (die trotzdem aufgeht) und viel zu langweilig, hast du das Minikapitel schoen gestaltet.
Ich frage mich, was sich Agumon denkt, wenn es die zwei sieht, wie merkwuerdig sie sich benehmen xD

Dein zweites Minikapitel, war mein liebstes unter denen, die ich heute gelesen habe <3
Sora scheint bei weitem mehr Talent und Hingabe zu haben, als ich mir jemals vorgestellt habe. Fuer meinen Geschmack ist die ENSAD etwas zu gut fuer sie (weil von 0 auf 100), aber trotzdem fand ich den Teil sehr interessant.
Zudem halte ich diese Dreieckbeziehung fuer sehr interessant, da kann man wirklich enorm viel mit anfangen.
Wenn ich so gute Sachen darueber lese, da wird einfach jedes Wort absorbiert und die Bilder kommen und kommen. Einfach nur toll!
Aber ja, Tai ist fuer gewoehnlich so, dass er sich fuer andere "opfert". Ein weiterer toller Punkt in deinen Geschichten: Du bekommst die Charaktere einfach originalgetreu hin :3
Yamatos Reaktion ging mir etwas zu schnell, aber ich hoffe natuerlich, dass da nochmal drauf eingegangen wird <3

Ach, was mich mein Schal kratzt... dabei ist meiner nichtmal aus Wolle ;__;
Hawkmon war einfach nur der Hammer: "Das ist ein Poncho, siehst du die Loecher nicht?"
Miyako: "Das ist kein Poncho, das ist ein Schal!"
Uebrigens bin ich auch von deiner Genauigkeit fasziniert... Google Maps oder Earth scheint da sehr hilfreich zu sein.
Ich werde das Programm auch gleich benutzen muessen *3*

Ach, ich bin sehr auf mister Motomiya gespannt!


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