5. Year - Jealousy
Pairing: Draco Malfoy x Ron Weasley
Perspektive: Ron Weasley
Anmerkungen: Ich hab die ganze Zeit So long von Seconhand Serenade gehört und fand das sehr inspirierend. Ansonsten viel Spaß. :)
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„Und ich sage dir, sie starrt dich an!“
Ich habe ernsthaft das Bedürfnis, die Augen zu verdrehen. Ist das wirklich sein Ernst?
„Lavender und ich gehen nur in eine Klasse, Draco“, erwidere ich.
Er ist mit dieser Antwort eindeutig nicht zufrieden. Aber das wundert mich nicht. Das ist er ja schon seit einer Weile nicht.
„Ja, genau. So wie du und ich uns total verabscheuungswürdig finden.“
Die Ironie in seiner Stimme ist beinahe greifbar. Ich puste mir Haarsträhnen aus der Stirn und lehne mich gegen den Baum hinter mir.
Wir treffen uns öfter hier, am Rande des Verbotenen Waldes. Vor allem, weil hier fast nie jemand ist.
Im Winter war es schwieriger. Es war viel zu kalt, um draußen zu sein, also mussten wir irgendwelche leeren Korridore oder Klassenzimmer als Treffpunkte benutzen. Da hat ständig Angst, dass jemand uns findet, mitgespielt. Ein einziges Mal haben wir uns im Klo der Maulenden Myrte getroffen. Es war ein Desaster.
„Willst du mir jetzt unterstellen, ich würde heimlich eine Beziehung mit Lavender führen?!“, frage ich ziemlich aufgebracht.
Das kann ja wohl nicht sein Ernst sein!
Erstens, sollte er wohl am besten wissen, wem ich rettungslos verfallen bin.
Und zweitens, zwei heimliche Beziehungen? Wie anstrengen wäre das denn bitte?! Für so etwas bin ich definitiv zu unorganisiert.
Draco seufzt genervt und schüttelt den Kopf. Er sitzt mir gegenüber im Schneidersitz.
„Nein, natürlich nicht. Du hast einen besseren Geschmack.“
Damit meint er natürlich sich. Er kann das auch nicht ohne eine Spur Arroganz in der Stimme sagen. Das hat mich früher ziemlich aufgeregt. Aber ich habe mich daran gewöhnt; es macht sogar ab und an Spaß, ihn damit aufzuziehen.
„Ich wollte damit lediglich ausdrücken, dass sie trotz der Tatsache, dass ihr nur Klassenkameraden seid, auf dich stehen kann. Das hättest du auch verstanden, wenn du mir richtig zugehört hättest“, fügt er hinzu.
Diesmal verdrehe ich wirklich die Augen.
„Rede einfach nicht mehr mit ihr. Das regt mich auf.“
Als ob ich das noch nicht bemerkt hätte.
Trotzdem nervt mich diese Aussage. Ich verschränke nun die Arme.
„Hör mal, ich bin doch nicht dein Eigentum!“
Ich treffe immer noch meine eigenen Entscheidungen. Und ich bin es auch, der sich aussucht, mit wem ich rede und mit wem nicht. Es ist nicht so, dass mir Lavender sonderlich wichtig ist. Aber es geht einfach um das Prinzip. Sowas kann er nicht einfach so verlangen.
„Ach nein?“, erwidert Draco.
Jetzt ist auch er langsam angepisst. Wer ihm das nicht sofort ansieht, muss wiklich blind sein.
Das ist das, was sich in der ganzen Zeit überhaupt nicht verändert hat. Meistens kommen wir gut miteinander aus. Eine Beziehung, in der man sich dauernd ankeift, wäre ja auch mehr als sinnlos.
Aber wir schaffen es trotzdem, uns ziemlich schnell mit wenigen Worten gegenseitig auf die Palme zu bringen.
„Aber Potters Eigentum bist du?!“
Ich lache beinahe laut auf. Aber nur beinahe. Nicht nur, dass er urplötzlich das Thema wechselt. Nein, es muss ausgerechnet wieder um Harry gehen. Dauernd geht es um Harry. Es ist das alte Streitthema zwischen uns.
„Wenn er dir sagen würde, dass du nicht mit jemandem reden sollst, würdest du auf ihn hören.“
Ich weiß nicht wirklich, woher die Bitterkeit in seiner Stimme kommt. Einen Grund so zu denken habe ich ihm eigentlich nie gegeben.
Natürlich ist Harry mein bester Freund. Und manchmal musste ich auch deswegen absagen. Aber er muss das doch verstehen; schließlich ist er derjenige, der auf keinen Fall will, dass irgendetwas rauskommt. Dann muss er mit den Folgen auch klar kommen, oder etwas nicht?
„Ist das dein Ernst?“, frage ich genervt.
„Du fängst jetzt ernsthaft wieder damit an? Das ist so schwachsinnig.“
Diese Eifersucht ist absolut grundlos. Und es wird langsam anstrengend.
Es macht wirklich Spaß, ist schön und löst Schmetterlinge im Bauch aus, sich heimlich Blicke zuzuwerfen. Aber es ist widerum unangenehm, einen prüfenden Blick zu spüren, sobald man sich mit seinem besten Freund unterhält. Und ich unterhalte mich nicht selten mit Harry.
„Ich kenne dich seit der ersten Klasse. Und ihn leider auch. Du hast schon immer jeden Mist von ihm hingenommen“ widerspricht er mir.
„Halb Slytherin dachte, du wärst in ihn verliebt. Und die andere Hälfte war sich sicher, ihr hättet schon längst eine Affäre.“
Trotzdem ist und bleibt das schwachsinnig. Harry ist nur mein bester Freund und da gehört Fehler verzeihen auf beiden Seiten nun mal dazu.
„Worum geht es jetzt? Harry, Lavender oder dein allgemeines Misstrauen mir gegenüber?“, frage ich deutlich genervt. Er soll ruhig merken, was ich von diesen Verschwörungstheorien halte. Nichts.
„Das hat nichts mit Misstrauen zu tun. Ich teile eben nicht gerne.“
Wir beide verstummen. Herausfordernd und abwartend sehe ich ihn an. Er blickt deutlich angepisst zurück.
Es dauert eine Weile, in der nichts außer des Windes und den ständigen Geräuschen aus Richtung des Verbotenen Waldes zu hören ist. So eine Stille halte ich nie gut durch und bin deshalb erleichert, als er endlich nachgibt.
„Was ist?!“, fragt er schnippisch.
Ich zucke mit den Schultern.
„Ich warte darauf, dass du dir noch mehr einfallen lässt. Wie wär's mit einer Affäre mit Hermine oder einer klammheimlichen Beziehung mit Neville?“
Ich kann beobachten, wie seine hellen Augenbrauen sich wütend zusamen ziehen.
„Sehr witzig, Ronald. Du bist wohl nicht viel besser. Oder wer wird regelmäßig knallrot vor Eifersucht, sobald Pansy mir auch nur einen guten Morgen wünscht?“
Er klingt überheblich und wütend, während er das sagt.
Natürlich weiß er, was ich über Pansy denke. Oft genug hat er sich schon einen Spaß daraus gemacht, vermeintlich mit ihr zu flirten, nur um zu sehen, wie ich wütend werde.
Danach hat er mich jedes Mal irgendwo hingeschleppt, um rumzuknutschen. Ich vermute mal, es bereitet ihm irgendwie Vergüngen, mich so zu sehen, weil es ihm bestätigt, dass ich – in seinen Augen – ihm gehöre.
„Das ist etwas komplett anderes! Parkinson steht auf dich; das weiß jeder! Außerdem weißt du so gut wie ich, dass du im Gegensatz zu mir fast jede haben könntest“, erwidere ich augebracht.
Da ist es doch logisch, dass ich mir Sorgen mache.
Bisher hat Draco zurück gelehnt gesessen und sich auf seinen Händen aufgestützt. Jetzt beugt er sich vor und sieht mir fest in die Augen.
„Ich hasse, was deine Familie, Potter und Granger mit deinem Selbstbewusstsein gemacht haben. Nimm die Tomaten von den Augen und sieh dir endlich an, was um dich herum passiert.“
Er legt eine kurze Pause ein, um meine Reaktion abzuwarten, doch ich reagiere nur mit einem verwirrten Blick und weiß nicht wirklich, ob ich noch sauer sein soll.
„Natürlich könnte ich nicht nur fast jede, sondern jeden haben. Und ich habe auch die Person, die ich wollte. Wann geht das endlich in deinen Dickschädel rein, dass mir alle anderen egal sind, weil ich dich will, Ron?“
Er spricht nicht oft so offen über seine Gefühle. Normalerweise setzt er einfach voraus, dass ich Bescheid weiß. Deshalb bin ich jetzt ertwas verwundert und mir nicht sicher, was ich antworten soll.
Natürlich weiß ich rational, dass er nie so ein Risiko eingehen würde, wenn ihm nicht etwas an mir liegen würe. Mit Parkinson hätte er es viel einfacher; das beginnt bei den Treffen und hört bei seinen Eltern auf.
Und genau deshalb zweifle ich ja manchmal noch. Was, wenn er erkennt, dass es die Mühe mit mir gar nicht wert ist? Ist es nicht normal, dass ich davor Angst habe? Ich bin mir ja nicht mal selbst sicher, ob es das wert ist. Jedenfalls manchmal.
„Zu welcher Hälfte hast du gehört?“, frage ich, bevor ich ich darüber nachdenken konnte, was ich antworten will.
„Was?“
„Du hast doch vorhin gesagt, dass die eine Hälfte der Slytherins dachte, ich stände auf Harry und die andere Hälfte, dass wir was miteinander hätten“, erkläre ich.
„Zu welcher Hälfte hast du gehört?“
Warum so viele Slytherins sich solche Gedanken über mich gemacht haben, will ich gar nicht wissen. Vielleicht hat Draco ja auch übertrieben.
„Ersteres“, antwortet er und klingt dabei irgendwie ausgelaugt.
„Ich habe gehofft und war mir auch sicher, dass Potter zu blöd ist, um irgendwas zu bemerken, weil er sowieso davon ausgeht, dass jedermann ihn als Gryffindors Goldjungen liebt.“
Ich richte mich etwas auf und beuge mich nach vorne, um die Arme um ihn zu legen und mich anschließend so in eine Umarmung fallen zu lassen.
„Du Idiot“, nuschele ich gegen seine Schulter. „Du weißt gar nicht, wie verliebt ich bin. In dich!“
Er hält meinem Gewicht noch einen Moment stand, eher er sich nach hinten ins Gras fallen lässt, so dass ich auf ihm liege.
Wir sind erst seit ungefähr einem Monat zusammen.
Aber wir sind nicht direkt von anschreien und beleidigen zu kuscheln und küssen übergegangen. Niemand weiß, dass wir lange Zeit über heimlich Freunde waren.
Das war die Zeit, in der ich ihm Wörter wie Schlammblut abgewöhnt habe und er mir im Gegenzug endlich einmal das Gefühl gab, wichtig zu sein. Bis er allerdings aufgehört hatte, Gefühle als Schwäche zu sehen, hat es noch viel länger gedauert. Erst danach sind wir -
Er unterbricht meine Gedankengänge auf ziemlich erfolgreiche Art, als er mich küsst.
Egal, wie oft wir das schon getan haben, mir wird immer noch schwindelig, wenn ich seine Hände an meinen Wangen und seine Lippen auf meinen spüre. Es ist einfach atemberaubend und vor allem unbeschreiblich.
Nach einer ganzen Weile lösen wir uns wieder voneinander. Ich muss zugeben, dass es mir von Mal zu Mal schwerer fällt. Ich öffne die Augen und begegne seinem prüfendem Blick.
„Was ist jetzt mit Brown?“, fragt er.
Es wundert mich nicht, dass er das Thema nicht einfach fallen lassen kann.
Ich überlege gar nicht lange.
„Ich kann ja mal nebenbei erwähnen, dass ich eine Freundin habe.“
Demonstrativ zupfe ich an einer seiner hellblonden Haarsträhnen.
„Eine blonde Freundin.“
Draco hebt eine Augenbraue und ich stelle erfreut fest, dass es diesmal nicht misstrauisch oder wütend, sondern einfach nur amüsiert ist.
„Willst du mich etwa als Mädchen bezeichnen?“, fragt er.
„Es wäre wohl ziemlich auffällig von meinem Freund zu sprechen, meinst du nicht?“, erwidere ich grinsend.
„Wenn hier einer ein Mädchen ist“, er macht eine bedeutungsschwere Pause und streichelt mir nebenbei mit dem Daumen über die Wange, „dann ja wohl du.“
„Was?“
Entsetzt sehe ich ihn an. Er kann doch nicht an meiner Männlichkeit zweifeln!
„Wieso das denn?“
Er küsst mich noch einmal kurz, aber ich glaube, diesmal will er mich nur ablenken, bevor er antwortet.
„Ernsthaft, Ron. Spinnenphobie?“
Meine Ohren färben sich rot, doch ich lache trotzdem. Auch er kann sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
Ja. Das ist den ganzen Ärger definitiv wert.