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Straßenkind

SasuXNaru
von

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Vergangenheit: Vaterliebe

Dein Leben war nie perfekt, doch du warst zufrieden. Nur hast du selbst gemerkt, wie du weiter in dein eigenes Unglück hinein geraten bist. Ein Schlag, ein Schrei, verweht im Wind, von keinem gehört. Hilferufe, die keiner hört und keiner hören will. Zwei Hoffnungsschimmer jedoch erleuchten an deinem finsteren Horizont. Zwei Personen, die du nie los lassen möchtest.
 

Der 12-jährige Gaara stand im Badezimmer und zog sich mit dem schwarzen Kayal seiner älteren Schwester einen Strich auf dem unteren Lidrand. Kurz betrachtete er das Resultat, dann zog er einen Strich auf dem oberen Lidrand.
 

Kaum zu glauben, aber wahr: Es sah gut aus. Sofort verdickte Gaara die beiden Striche und machte dasselbe an seinem anderen Auge. Er wusste selbst nicht, wie auf die Idee gekommen war sich zu schminken. Aber aus irgendeinem Grund fand er, dass es cool aussah.
 

Als er fertig war belächelte er kurz sein Spiegelbild, öffnete dann die Tür des Badezimmerschranks, um den Kayalstift zurückzulegen. Sofort erblickte er die Tüten, in denen weißes pulverartiges Zeugs war, die hinter dem Shampoo gelagert wurden. Es waren die Drogen, die sein Vater auf dem Markt vertickte.
 

Mit einem missbilligenden Blick legte Gaara den Kayalstift zu Temari’s restlicher Schminke und schloss die Tür wieder. Das Badezimmer war nicht der einzige Ort an dem sein Vater Drogen versteckt hatte. Überall im Haus fand man sie, wenn man nur die Schranktüren öffnete. Irgendwann würden sie deswegen Probleme mit der Polizei bekommen, dessen war sich Gaara fast sicher.
 

Der Junge verließ das Badezimmer wieder und suchte seine beiden älteren Geschwister, die wahrscheinlich in ihrem gemeinsamen Zimmer saßen. Als er am Schlafzimmer vorbei ging, hörte er von dort seine Mutter leidenschaftlich stöhnen.
 

„Na toll“, flüsterte sich Gaara selbst zu. Dass seine Eltern auch ständig miteinander schlafen mussten regte ihn ein wenig auf. Größtenteils wegen der Tatsache, dass sie es auch nicht leise miteinander treiben konnten, so dass ihre Kinder nichts mitbekamen.
 

Ohne weitere Momente zu verschwenden ging Gaara in das Zimmer, das er sich mit seinen Geschwistern teilen musste. Es war nicht sonderlich groß, auf keinen Fall groß genug für drei Kinder. Doch ihnen blieb nichts anderes übrig. Es wäre einfacherer, wenn Kankuro, der Älteste, in das Arbeitszimmer ziehen könnte, doch ihr Vater dachte nicht mal daran dieses zu räumen. Er ließ seine Kinder nicht einmal in das Arbeitszimmer hineinschauen.
 

„Die treiben es schon wieder miteinander!“, wurde Gaara von seiner Schwester begrüßt.

„Hab ich mitbekommen“, sagte der Rothaarige und schloss die Tür hinter sich.

„Wie kann man nur mit so etwas schlafen“, knurrte Kankuro und meinte mit dem ‚Etwas’ ganz offensichtlich seinen Vater. Die Kinder konnten ihn alle nicht sonderlich leiden, da er ein Dealer war und sich nicht wie ein Vater benahm. Er schubste sie herum und wollte sie nie in seiner Nähe haben.
 

„Ich bin immer noch der Meinung, dass er nur unser Stiefvater ist“, sagte Temari, die gerade damit beschäftigt war ihre Nägel zu lackieren. „So bescheuert benimmt sich ja wohl nicht ein richtiger Vater.“

„Was soll’s“, zuckte Gaara die Schultern. „Mir ist es egal.“

„Mir ist es ja auch egal“, meinte Temari und betrachtete skeptisch ihre lackierten Nägel. „Solange er uns in Ruhe lässt. Wir müssen ihm ja bloß aus dem Weg gehen und da er ohnehin nie da ist, ist das relativ einfach.“

„Und wenn er da ist fickt er unsere Mutter“, bemerkte Kankuro. „Und da wollen wir bestimmt nicht dabei sein!“
 

Ein sanftes Lächeln bahnte sich seinen Weg in Gaara’s Gesicht. Auch wenn sein älterer Bruder im Grunde genommen durchgängig schlecht gelaunt war und eine vulgäre Sprache hatte konnte er ihn ziemlich gut leiden. Ganz im Gegensatz zu den meisten Leuten.
 

„Hört ihr das?“, fragte Temari. Die beiden Jungen horchten, doch konnten keine Geräusche vernehmen.

„Ich höre nichts“, sagte Gaara.

„Eben!“, meinte Temari, „Sie haben aufgehört.“

„Tatsache“, sagte Kankuro. „Heißt das wir können uns wieder aus dem Zimmer wagen?“

„Bevor wir aus dem Zimmer gehen, ihr habt noch überhaupt nichts dazu gesagt!“ Gaara zeigte auf seine geschminkten Augen, seine beiden Geschwister blickten ihn überrascht an.

„Hab ich gar nicht bemerkt. Sorry, Gaara. Sieht aber cool aus!“, sagte Temari. Kankuro nickte bloß zustimmend.

„Okay, danke. Mehr wollte ich gar nicht hören!“
 

Dein Leben war nie perfekt, doch du warst zufrieden.
 

*~*
 

Es war spät am Abend als Gaara nach einer warmen Dusche in Schlafklamotten am Arbeitszimmer seines Vaters vorbei ging. Die Tür war nur angelehnt, was in dem Jungen Neugierde erweckte. Er hatte noch nie in dieses Zimmer hineingeschaut.
 

Er ließ seinen Blick in beide Richtungen des Flures schweifen. Als er sich versicherte, dass Niemand in der Nähe war, drückte er vorsichtig die Tür auf.
 

Das Arbeitszimmer war ein kleiner Raum, was jedoch auch an den vielen Bücherregalen liegen könnte, die zu beiden Seiten an den Wänden platziert waren. Es gab nur ein Fenster. Der Rolladen war bis zur Hälfte nach unten gezogen, sodass der Raum abgedunkelt war. In der Mitte stand ein Schreibtisch, davor ein Bürostuhl. Auf dem Tisch und auf dem Boden verteilt lagen Zettel, Briefe und Ordner, die wohl aus den voll bepackten Regalen gefallen waren. Dazwischen lagen, wie erwartet, Drogen und Spritzen. Beim näheren Hinschauen erkannte Gaara, dass einer der Kokaintüten angebrochen war. Auch von den Tabletten waren teilweise die Packungen bis zur Hälfte leer. Auf dem Schreibtisch lagen Handtücher, darauf eine Spritze und Utensilien, die man brauchte, um sich Heroin zu spritzen.
 

Gaara brauchte ein paar Sekunden, um auf den Gedanken zu kommen, dass sein Vater nicht nur Drogen verkaufte, sondern auch nahm. Sollte das wirklich stimmen würde das erklären warum er des Öfteren Aggressionen bekam.
 

In Gaara regte sich ein unwohles Gefühl. Als wenn diese neugewonnene Erkenntnis großes Unheil bedeutete. Als wenn sich plötzlich sein ohnehin verkorkstes Leben weiter ins Negative verändern würde.
 

Nur hast du selbst gemerkt, wie du weiter in dein eigenes Unglück hinein geraten bist.
 

*~*
 

Am nächsten Tag erzählte Gaara seiner Schwester auf dem Weg zur Schule von seiner Entdeckung. Diese reagierte eher unbeeindruckt.
 

„Habe ich mir eigentlich schon gedacht“, sagte Temari. Sie warteten gerade an der Bushaltestelle.

„Sollen wir das den Anderen erzählen?“, fragte Gaara, die Blonde schüttelte den Kopf.

„Nein. Das geht sie nichts an“, antwortete sie.

„Okay…“
 

Der Bus fuhr an die Haltestelle heran und die Geschwister stiegen ein. Beim Vorbeigehen zeigten sie dem Busfahrer ihre Busfahrkarten, setzten sich dann in die letzte Reihe zu Neji, Shikamaru und Kiba. Sakura und Ino saßen weiter vorne und lästerten hinter hervor gehaltener Hand über die Gruppe, doch das interessierte sie nicht wirklich.
 

„Alles klar bei euch?“, begrüßte Shikamaru die Beiden.

„So weit schon“, sagte Temari und ließ sich neben dem Jungen nieder. Gaara setzte sich neben Kiba. Der Bus fuhr weiter.
 

Während der Fahrt zur nächsten Haltestelle redeten die Kinder nichts miteinander. Es war früh morgens und auch noch Montag, da war man für gewöhnlich noch müde und zu träge zum Reden.
 

Bei der letzten Haltestelle vor der Schule stieg dann Sasuke hinzu. Wie immer hatte er tief liegende Augenringe und sah krank aus, seine Unterarme waren mit Bandagen verbunden, er war viel zu dünn für seine Größe und sein Alter. Sein Blick war, fast schon beschämt, zu Boden gerichtet. Als er an Sakura und Ino vorbeiging wurde er von den Beiden übereifrig begrüßt, doch er ignorierte sie.
 

In der letzten Reihe angekommen ließ er sich zwischen Temari und Shikamaru nieder, die sofort Platz für ihn gemacht hatten. Er begrüßte seine Freunde nicht, was ein Anzeichen dafür war, dass etwas passiert sein musste.
 

Sasuke hatte kein leichtes Leben, das wusste Gaara. Sein eigener Vater schubste ihn zwar herum, doch er wollte nichts mit seinen Kindern zu tun haben. Ganz im Gegensatz zu Sasuke’s Vater. Dieser erwartete Höchstleistungen von seinem Sohn, verglich ihn unentwegt mit seinem älteren Bruder, sagt Sasuke sei nutzlos und überflüssig, gab ihm die Schuld an den Krankheiten seiner Mutter. Gaara wollte nicht mit Sasuke tauschen. Auch wenn er gerne sein Leben eintauschen würde, aber auf keinen Fall mit Sasuke.
 

„Was ist passiert?“, fragte Temari besorgt. Sasuke presste die Lippen zusammen. Er hatte die Frage schon erwartete und war nicht erpicht darauf sie zu beantworten.

„Egal“, antwortete er nur leise.

„Komm schon. Du weißt, du kannst uns alles erzählen“, sagte Shikamaru.

„Hmm…“ Sasuke schien kurz zu überlegen ehe er antwortete: „Meine Mutter ist schon wieder zusammengebrochen… Sie ist im Krankenhaus.“

„Oh“, machte Temari daraufhin nur. Der Rest schaute bedrückt zu Boden oder auf die Rückenlehnen der Sitze vor ihnen.

„Wie lange musst du es jetzt mit deinem Vater alleine aushalten?“, fragte Kiba schließlich.

„Eine Woche“, antwortete Sasuke. „Das überlebe ich nicht.“

„Das schaffst du schon!“, versuchte Temari ihn aufzubauen.

„Nein, ich meine, vorher bringe ich mich um“, sagte Sasuke mit ruhiger Stimme. Solche Sprüche kamen öfters von ihm. Sie waren im Normalfall nicht ernst gemeint, nur eine übertriebene Andeutung darauf, dass man keine Lust hatte etwas durchzustehen, wie zum Beispiel eine Doppelstunde Mathematik. Doch bei Sasuke war es etwas anderes: Er meinte diese Sprüche ernst.
 

Auf der restlichen Fahrt und während ihres Schultages redete Temari unentwegt auf den Jungen ein, dass er gefälligst die Sprüche lassen sollte und dass er die Woche schon überleben wird.
 

Auch auf der Rückfahrt ließ Temari nicht von ihm ab. Schließlich lief es darauf hinaus, dass Sasuke versprach sich nichts anzutun. Zwar war Temari nicht ganz überzeugt, doch sie war zufrieden mit dem, was sie geschafft hatte.
 

„Meinst du wirklich er wird sich nichts antun?“, fragte Gaara, als die Beiden auf dem Weg zu ihrer Wohnung waren.

„Ich hoffe es“, seufzte Temari. „Sasuke tut mir so Leid. Wegen seinem Vater hat er kaum Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein. Ich hasse diesen Typen. Sogar noch mehr als unseren eigenen Vater.“

„Ich auch.“
 

Das hätten die Geschwister wohl nicht gesagt, wenn sie gewusst hätten, was noch an diesem Tag auf sie zukommen wird.
 

*~*
 

Es war fünf Uhr am Nachmittag als der Vater nach Hause kam. Überrascht darüber, dass er so früh war flohen die drei Sabakuno-Geschwister aus der Küche, wo sie eigentlich etwas essen wollten, in ihr gemeinsames Zimmer. Die Tür wurde abgeschlossen und die Drei ließen sich auf ihren Betten nieder.
 

„Warum ist er so früh?“, sprach Temari die Frage aus, die sie sich alle stellten. „Normalerweise ist er erst so gegen acht Uhr zu Hause.“

„Ich weiß es auch nicht“, antwortete Kankuro mit besorgter Miene. „Ich hoffe doch mal, dass nicht irgendwas bei seinem Dealen schief gelaufen ist. Ihr erinnert euch noch an das letzte Mal, als ein Deal geplatzt ist?“

„Oh ja…“, nickte Temari. Auch Gaara konnte sich noch gut erinnern. Ihr Vater war vollkommen ausgerastet und hatte das halbe Wohnzimmer auseinander genommen. Zum Glück hatten sie sich auch damals im Zimmer eingeschlossen gehabt, ansonsten hätten sie wahrscheinlich Schläge zu spüren bekommen.
 

Doch diesmal schien ihr Vater keine Aggressionen zu haben. Zumindest konnten sie nichts hören, was dies bestätigen würde. Nach fast einer viertel Stunde wollte Gaara es wagen und einen Schritt vor die Tür setzen.
 

„Bist du dir sicher?“, fragte Temari, als der Junge bereits den Schlüssel umgedreht hatte. „Wir wissen immer noch nicht warum er so früh ist.“

„Dann finde ich es eben heraus“, meinte Gaara.

„Das finde ich nicht gut. Lass mich lieber gehen. Ich bin der Älteste“, sagte Kankuro, doch Gaara erwiderte: „Das bringt mir nur nicht viel. Ich würde gerne die Toilette besuchen.“

„Na schön… aber beeil dich, klar?“

„Hai, hai.“
 

Gaara öffnete die Tür und ging mit leisen Schritten auf den Flur hinaus. Als er die Zimmertür wieder hinter sich geschlossen hatte schlich er den Flur entlang, vorbei an dem Schlafzimmer aus dem kein Laut zu hören war, vorbei an dem Arbeitszimmer seines Vater, von wo er Stimmen hören konnte.
 

Von Neugierde gepackt blieb Gaara stehen, drückte ein Ohr gegen die Tür und horchte.
 

„-wohl nicht wahr sein“, hörte er seinen Vater mit angespannter Stimme sagen. „Glaubst du ich habe das Zeug besorgt, um es jetzt weg zu schmeißen?“
 

Dann war doch ein Deal geplatzt! Oder zumindest platzte gerade eine Deal, so wie es nicht anhörte. Aber mit wem redete er überhaupt?
 

„Ist mir doch egal, wo du gerade bist“, sagte der Vater. Gaara brauchte nur ein paar Sekunden, um herauszufinden, dass er am Telefonieren war. „Willst du mich verarschen??“
 

Sein Vater wurde zunehmend aggressiver und lauter, was Gaara als Signal dafür sah so schnell wie möglich zu verschwinden. Mit schnellen, aber leisen Schritten lief er ins Badezimmer und schloss sich dort vorerst ein.
 

Nach ein paar Minuten, als er mit allem fertig war, öffnete er die Tür wieder. Zuvor hatte man seinen Vater wutentbrannt ins Telefon brüllen gehört, nun war eine unangenehme Stille eingetreten. Vor Angst am ganzen Leib zitternd wagte sich Gaara auf den Flur hinaus. Er traute sich kaum einen Fuß vor den Anderen zu setzen, doch ihm blieb keine andere Wahl. Irgendwie musste er ja wieder zurück in sein Zimmer.
 

Vorsichtig schlich er den Flur entlang. Gerade als er vor dem Arbeitszimmer stand, sprang von diesem die Tür auf. Gaara erstarrte in seiner Bewegung und blickte ängstlich zur Seite. Sein Vater starrte ihn eine Weile mit hochrotem Kopf vor Wut bloß an, dann sagte er: „Irgendjemand muss dafür jetzt büßen!“
 

Ehe Gaara es verhindern konnte wurde er von seinem Vater gepackt und mit Gewalt in das Arbeitszimmer geworfen. Die Tür schloss der Mann hinter sich ab.
 

*~*
 

Auf dem Boden sitzend rutschte Gaara in die hinterste Ecke des Arbeitszimmer, kauerte sich dort zusammen und starrte von unten herab seinen Vater furchtsam an, der damit beschäftigt war seine Knöchel zu reiben.
 

„Die bekommst du jetzt zu spüren“, sagte er bedrohlich, zeigte Gaara seine zu Fäusten geballten Hände. „Verdammtes Mistkind!“
 

Mit diesen Worten hob er zum ersten Schlag seine rechte Faust. Viel zu schnell, als das Gaara etwas hätte machen können, trafen ihn die Knöchel auf dem linken Wangenknochen. Schmerzerfüllt keuchend fiel Gaara gegen die Wand, versuchte dort Halt zu finden, Schutz vor weiteren Schmerzen.
 

Ein zweites Mal hob der Vater die Faust, traf diesmal kraftvoll Gaara’s Lippe, die sofort aufplatzte und zu bluten begann. Gaara fiel zu Boden, versuchte sich von dort aus in Sicherheit zu bringen. Irgendwohin wo er geschützt war, doch er kam nicht weit, denn der Vater begann nun in seine Seite zu treten.
 

Gaara spürte den brennenden Schmerz durch seinen Körper fahren, ein gellender Schrei entfuhr ihm, der durch die komplette Wohnung tönte. Wahrscheinlich konnten ihn sogar die Nachbarn hören.
 

Immer wieder trat der Vater in seine Seite, prellte Rippen, hinterließ grässliche schwarzblaue Flecken. Und immer wieder schrie Gaara.
 

„HÖR AUF ZU SCHREIEN, DU MISTKIND!“, brüllte der Vater, trat durch seine Wut nur noch fester zu.
 

Der Rothaarige drehte sich auf die, bisher unverletzte Seite, um weitere Tritte zu verhindern, doch der Vater ließ sich nicht beirren, bearbeitete nun Gaara’s Bauch mit Tritten. Solange, bis er Gaara am Shirt packte, hochhob und gegen die Wand drückte.
 

„Ich will nicht mehr“, jammerte Gaara, „lass mich bitte, To-san. Ich hab dir nichts getan…“

„Das ist mir doch egal“, knurrte sein Vater, „du eignest dich aber gut, um einmal ordentlich die Wut raus zu lassen. Bereite dich darauf vor, dass es öfters passieren wird!“
 

Mit den Worten ließ er Gaara los und wie ein Häufchen Elend zusammensacken. Der Rothaarige hörte wie sein Vater sich von ihm entfernte und die Tür des Arbeitszimmers aufschloss. Seine Schritte entfernten sich über den Flur bis hin zur Haustür, die geöffnet wurde. Nach einigen Sekunden schlug die Tür wieder zu und eine unerträgliche Stille trat ein.
 

Ein Schlag, ein Schrei, verweht im Wind, von keinem gehört. Hilferufe, die keiner hört und keiner hören will.
 

*~*
 

„Gaara. Gaara.“ Eine zitternde Stimme drang durch seine Finsternis hindurch. Schwerfällig öffnete er seine Augen, nur verschwommen nahm er zwei Personen wahr. Eine davon kniete neben ihm, strich ihm mit zitternden Händen durch die Haare. Die andere Person war hektisch durch das Zimmer am Laufen, verschwand für einige Sekunden auf den Flur und kam schließlich wieder zurück. Dem Anschein nach suchte diese Person etwas.
 

„Kankuro, er wird wach!“, rief die Person, die neben ihm kniete.

„Ja! Und ich finde den Erste – Hilfe – Kasten nicht!“, sagte die zweite Person panisch, welche Kankuro war, und blieb im Raum stehen. Er schien kurz zu überlegen, dann sagte er: „In der Küche. Was Besseres fällt mir nicht mehr ein!“
 

Ehe die erste Person, die Temari war, etwas erwidern konnte, war ihr älterer Bruder aus dem Arbeitszimmer verschwunden.
 

„Temari…“, ächzte Gaara, seine Schwester wendete sich ihm sofort zu.

„Sag nichts, Gaara“, sagte sie. Ihre Stimme klang, als wenn sie jeden Moment anfangen würde zu weinen. „Kankuro holt den Erste – Hilfe – Kasten, dann versorgen wir deine Wunden und du kannst dich ausruhen, okay?“

„Ich habe nichts gemacht“, flüsterte Gaara, als wenn er Temari nicht gehört hätte. „Ich habe ihm wirklich nichts getan… er hat einfach… zugeschlagen. Ich verstehe das nicht.“

„Ich weiß.“ Ein Schluchzen entfuhr der Älteren, ehe sie sich vorbeugte und ihrem kleinen Bruder einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Manche Menschen muss man einfach nicht verstehen.“
 

Kankuro kam nach zwei Minuten mit dem Erste – Hilfe – Kasten und einer ordentlichen Portion Wut zurück. Als sich Temari danach erkundigte, weshalb er plötzlich so sauer war, antwortete der Älteste bloß: „Mutter.“
 

Erst nach einer Stunde, als Gaara verarztet war und sich in seinem Bett ausruhte, erfuhr Temari genau, warum Kankuro so wütend gewesen war.
 

„Ich schwöre dir, Ka-san, bei allem was mir heilig ist: To-san hat Gaara verprügelt!“, rief Temari, doch ihre Mutter schüttelte nur den Kopf.

„Das würde er niemals machen. Ich weiß, dass ihr ihn nicht leiden könnt, aber ihm so etwas zu unterstellen-“

„Wir unterstellen ihm überhaupt nichts!“, widersprach Kankuro sauer. „Wir wissen, dass es passiert ist. Du hast ihn doch auch schreien gehört oder?“

„Nein. Ich habe überhaupt nichts gehört“, sagte die Mutter, „und jetzt geht gefälligst auf euer Zimmer, anstatt irgendwelche Lügenmärchen zu erzählen!“
 

Die Geschwister schauten ihre Mutter verständnislos an. Sie erkannten selbst, dass es keinen Sinn mehr ergab auf sie einzureden. Sie schien blind zu sein, blind vor Liebe oder blind vor Angst. Angst davor selbst geschlagen zu werden.
 

„Komm, gehen wir zu Gaara“, sagte Kankuro, warf seiner Mutter einen letzten gerade zu tödlichen Blick zu und verschwand mit seiner Schwester aus dem Zimmer.
 

Zwei Hoffnungsschimmer jedoch erleuchten an deinem finsteren Horizont. Zwei Personen, die du nie los lassen möchtest.
 

*~*
 

Es waren Jahre vergangen. Schwarze Wolken hingen am Himmel, verdeckten die Sonne und tauchten die Straßen in ein dunkles, unheilvolles Licht. Der Geruch von Regen lag bereits in der Luft auch wenn noch kein Tropfen gefallen war.
 

Das Wetter schien der Welt mitteilen zu wollen, dass es Menschen auf diesem Planeten gab, denen es genauso dreckig ging, wie die Wolken aussahen. Das Gefühl hatte zumindest Temari.
 

Auch wenn es Mittag war hatten sie im Haus das Licht anschalten müssen, um etwas sehen zu können. Die blonde Sabakuno stand im Badezimmer und schminkte sich mit dem Schminkkasten, den sie von der Nachbarin geschenkt bekommen hatte. Sie war eine nette Frau, die wusste, dass die Familie sehr arm war und den Kindern zu ihren Geburtstagen nützliche Dinge schenkte.
 

Heute war Temari's Geburtstag. Sie wurde sechszehn und hatte sich um Punkt Mitternacht vom Himmel ihren größten Wunsch gewünscht: "Bitte lieber Gott. Ich weiß es gibt viele andere Menschen auf dieser Welt denen es viel, viel schlimmer ergeht als mir. Aber ich wünsche mir, von ganzem Herzen, dass unser Vater endlich meinen kleinen Bruder in Ruhe lässt. Ich kann es nicht mehr ertragen zu sehen, wie er geschlagen wird. Amen."
 

Mit einem Seufzen betrachtete sich das Mädchen im Spiegel. Sie hatte sich dezent gelblichen Lidschatten aufgetragen, mit Wimperntusche hatte sie ihre Wimpern verlängert und verdichtet, den Kayal hatte sie ausgelassen, da ihre Augen sonst zu klein ausgesehen hätten.
 

"Das sieht scheiße aus!", kam es vom Türrahmen her spöttisch. Temari drehte sich erschrocken um, da sie davon ausgegangen war alleine zu sein. Die Gefühle Hass und Angst glänzten in ihren Augen als sie ihren Vater erkannte.
 

"Was weißt du schon", sagte sie, versuchte dabei nicht frech oder hasserfüllt zu klingen. Sie wollte ihn auf keinen Fall provozieren. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass auch sie Schläge zu spüren bekäme.
 

"Deine Stimme zittert ja", bemerkte ihr Vater mit einem hämischen Grinsen. "Hast du etwa Angst?"

Mit langsamen Schritten kam er in das kleine Badezimmer herein, sofort ging Temari Schritte zurück, bis ihre Kniekehlen die Badewanne trafen. Fast wäre sie rückwärts rein gefallen, doch sie konnte sich gerade noch so mit rudernden Armen halten. Ihr Vater lachte daraufhin.
 

"Mann, bist du blöd!", lachte er. "Kaum zu glauben, dass du zehnte Klasse Gymnasium sein sollst!"

Ein säuerlicher Gesichtsausdruck bildete sich auf Temari's Gesicht. Sie wollte schon kontern, doch das wäre dann wie eine Einladung zum Zuschlagen.
 

"Du hast echt Angst vor mir, kleine Schlampe", stellte der Vater fest, kam näher auf seine Tochter zu. Seine Brust schwellte sich Angst einflößend, er neckte sie in dem er mit dem Kinn nach hinten zuckte, dabei sagte: "Na komm, Kleine. Trau dich doch zu zuschlagen. Ich weiß, dass du das willst. Na los."
 

Als ihr Vater nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war sah sie keinen anderen Ausweg als mit einem Satz nach hinten in die Badewanne zu springen. Sofort schoss die Hand ihres Vaters nach vorne und stieß sie um, als sie noch keinen Halt gefunden hatte. Kaum da sie in der Badewanne gefallen war hob er die Faust um sie zu schlagen. Das Mädchen kauerte sich schnell zusammen, verbarg ihr Gesicht in ihren Armen, versuchte es zu schützen.
 

Vor Panik schnell atmend wartete sie auf die Schmerzen, die ihr gleich widerfahren würden, doch sie trafen nicht ein. Stattdessen ertönten mehrere Sirene vor ihrem Haus und die panische Stimme ihrer Mutter rief durch die Wohnung: "Das ist die Polizei! Was wollen die denn hier?!"
 

"Verdammt!" Die Schritte ihres Vaters entfernten sich eilends von ihr.

"Mach Platz, du Missgeburt!", hörte sie ihn noch rufen, dann schien er aus ihrer Nähe verschwunden zu sein.
 

Vorsichtig schaute Temari auf. Ihre Augen waren mit Tränen der Angst gefüllt, ihr Blick schweifte zum Türrahmen, wo ihr älterer Bruder stand zu dem ihr Vater wohl zuvor gesprochen hatte. Sein Blick vor voll von Überraschung und Verwirrung.
 

"Die Polizei", stellte er leise fest, als man die Haustür aufspringen hörte. Lärm verbreitete sich in der Wohnung, ihre Mutter war in Panik geraten, ihr Vater startete anscheinend gerade einen verzweifelten Fluchtversuch, den die Polizei ziemlich schnell unterbinden konnte.
 

"Die Polizei!", sagte Kankuro erneut, als die Männer, in schwarz gekleidet, auf ihn zukamen und ihn fragten, wie es ihm gehen würde. Er war nicht wirklich in der Lage etwas zu antworten, da er die Situation nicht verstand.
 

Fast zwei Jahre lang war Gaara regelmäßige verprügelt worden, nicht mal die Nachbarn hatten sich für das Leid der Familie interessiert. Und nun, wie aus dem Nichts, stand urplötzlich die Polizei bei ihnen und wollten ihren Vater festnehmen?
 

*~*
 

Es war spät am Abend, als die Familie im Wohnzimmer saß... ohne das Familienoberhaupt. Sie schwiegen sich an, keiner der Kinder traute sich die Mutter zu fragen, was auf dem Polizeirevier passiert war.
 

Die Kinder selbst waren direkt vor Ort kurz ausgefragt worden, doch alleine die Tatsache, dass Temari vollkommen verängstigt in der Badewanne gesessen hatte und Gaara schlimme Verletzungen mit sich trug waren Beweise genug.
 

"Euer Vater muss vermutlich ins Gefängnis", unterbrach die Mutter nach einer Weile die Stille. Die Kinder schauten sie fast schon ungläubig an, dann, ganz langsam, breitete sich ein Lächeln auf Kankuro's Gesicht aus. Es schmerzte ihm fast schon, da er die letzten zwei Jahre kein Lächeln mehr auf die Lippen gebracht hatte, doch gleichzeitig erleichterte es ihn auch.
 

"Wie ist die Polizei dahinter gekommen?", wollte Temari wissen.

"Diese Nachbarin, die euch immer Geschenke macht", antwortete die Mutter, "sie hat die Polizei alarmiert, dass euer Vater mit Drogen handeln würde und gewalttätig wäre. Dabei hat er doch nie geschlagen."
 

Das Lächeln auf Kankuro's Gesicht war wie weggewischt und machte Platz für die übliche Wut, die er gegen seine Mutter hegte.
 

"Du bist die egoistischste, schlechteste, mieseste und blindeste Mutter, die mir je unter die Augen gekommen ist", sagte er, zeigte auf seinen kleinen Bruder, der den Blick zu Boden gesenkt hatte. "Du wunderst dich, dass Gaara sich verändert hat. Schweigsam und gefühlslos geworden ist? Du weißt es genauso wie wir: Vater hat ihn geschlagen, er hat uns immer nur herumgeschubst und ich habe keine Ahnung, wieso du das nicht einsehen willst. Wie kannst du nur einen Mann vor das Wohl deiner eigenen Kinder stellen?"

"Kankuro hat Recht", stimmte Temari zu. "Du brauchst dich nicht zu wundern, wenn wir dich nicht als Mutter ansehen!"
 

Mit den Worten standen die drei Geschwister auf, warfen ihrer Mutter einen vernichtenden Blick zu und verließen das Wohnzimmer. Kaum da sie in ihrem Zimmer angelangt waren entfuhr Temari urplötzlich ein Freudenschrei. Sie begann glücklich auf der Stelle zu springen, klatschte dabei in die Hände.
 

"Was ist denn jetzt los?", fragte Kankuro verwirrt.

"Wir sind frei!", rief Temari glücklich und lachte. "Leute, wir sind frei! Mein Wunsch hat sich erfüllt! Gott hat mich gehört!"

"Gott hat - was?!"
 

Die Blonde blieb stehen und sagte mit einem Lächeln im Gesicht: "Ich habe mir von Gott gewünscht, dass Vater Gaara in Ruhe lässt und jetzt sitzt er im Gefängnis!"

"Vielleicht hat dich auch einfach nur die Nachbarin gehört", zuckte Kankuro die Schultern. "A propos wir müssen uns noch bei ihr bedanken."

"Ja richtig! Machen wir es sofort!" Temari wollte gerade umdrehen und die Tür hinausstürmen, als Kankuro sie mit einem alarmierenden Ruf zurück hielt. Das Mädchen wirbelte herum und ihr älterer Bruder sagte besorgt: "Gaara weint."
 

Es waren Freudentränen, die Gaara vergoss. Sie traten ihm in die Augen, als der schwere Stein von seinem Herzen fiel und er erleichtert aufatmen konnte. Als er realisierte, dass er nie wieder geschlagen werden würde und dass ihr Vater ins Gefängnis ging. Als er realisierte, dass sein Leben nicht mehr mit Tiefen bespickt sein würde, sondern nun langsam, aber sicher, nach oben gehen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hamsteru
2011-02-17T17:06:54+00:00 17.02.2011 18:06
oh gott, gaara >_________________________> .. boah, man, ich hasse seine mutter. Ich hasse seine Mutter wirklich - egal wie gut sie zu sein scheint. Sie würde sofort zu diesem bastard zurückehren, is doch klar! Und sowas wurde von Sasuke als nett bezeichnet. ABer gut, man muss es ihm auch zugestehen - er weiß ja nicht, was sie angestellt hat.
... .___. temari is so süß~ ehrlich. So, wie sie sich um Gaara kümmert, könnte man meinen, sie sei wirklich in einer besseren lage.. waaah~ >//> ich finds so toll, dass dieser fette bastard in den knast kommt. Ehrlich. So. SO. SO! froh! ._.
ich les aber mal weiter, dann kann ich sehn, was aus Sasuke und naruto geschehen ist. ._.
*anpoke* maaah~
Von:  Raishyra
2011-02-05T12:16:03+00:00 05.02.2011 13:16
Ich könnte Gaaras eltern in die Hölle werfen!
Heiliger Himmelsfick, wie kann die Mutter nur so blind sein!
Grrr...
Bei so schlechten Menschen werde ich immer brutal...
Naja aber das war ein tolles Kapi von der Schreibweise.^^
Von:  sissyphos
2011-02-05T00:50:18+00:00 05.02.2011 01:50
boah ich hasse gaaras vater -.- aber genauso seine mutter, die ist echt kein bisschen besser...sie versucht noch nicht einmal zu helfen und kann sich dann letzendlich nur nicht durchsetzen, nein, sie interessiert sich gar nicht dafür und unterstellt ihren kindern sogar noch, sie würden lügen, obwohl gaaras verletzungen absolut für sich sprechen
traurig, dass es sowas ja wirklich geben soll...und vermutlich gar nicht so selten :I
ich konnte auch erleichtert aufatmen, als der vater dann ins gefängnis wanderte ^____^ vielen dank an die nette nachbarin <3
das kapi hat mir sehr gefallen, obwohl ich anfangs gestöhnt hab, dass sich das nur um gaara und seine geschwister dreht xD aber dann wars doch besser und interessanter, als ich zunächst erwartet hatte :-)

lg!
TDR


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