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Von Schmerz und Wahnsinn

von

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Es war wahrhaft ein verhängnisvoller Tag an dem Lorenor Zorro, trotz der Beschwörungen der anderen Crewmitglieder, beschloss fischen zu gehen.

Nun mag die Tatsache eine Angelroute ins warme, sanft wogende Meerwasser zu halten und sich langsam dahindämmernd daneben gegen die Reling zu lehnen, während man die wenigen Wolken am ansonsten makellos blauen Himmel betrachtet, keineswegs den Eindruck von Gefahr vermitteln. Jedoch- und davon hatte der Grünhaarige keine Ahnung, wie ich euch versichern kann - steckt die Gefahr immer im Detail. Sie kündigt sich immer langsam, zögerlich an. Ja, man könnte sogar sagen, dass sie vorsichtig, ganz zaghaft an die Tür klopft, nur um festzustellen, dass auch wirklich niemand mit ihr, der ungebetenen Besucherin, rechnete. Hätte Zorro auf dieses zarte Klopfen geantwortet, so wäre es nie zu der folgenden Misere gekommen.

Ein leichtes Zucken ging durch die Angelroute, welche an dem linken Arm des Schwertmeisters befestigt war. Dieser warf einen müden Blick über die Brüstung, nur um das freundliche Glitzern der wärmenden Sonnenstrahlen auf der Oberfläche wahrzunehmen und sich dann wieder gelangweilt zurückzudrehen und seinen Gedanken nachzuhängen. Manchmal war es einfach toll nichts zu tun und trotzdem jedem, der ihn nervt, sagen zu können, dass er ja mit der so schweren aber gewichtigen Aufgabe des Angelns beschäftigt war.

Kurz darauf versank er in geruhsamen Schlaf. Daher war es auch kein Wunder, das er das Zucken an der zweiten Angelroute, welche logischerweise an seiner rechten Hand angebracht war, nicht bemerkte.

Danach war es ruhig.

Zu ruhig.

In der Küche mixte ein uns allen bekannter Koch gerade einen Cocktail. Über das gesamte Gesicht strahlend sah er vor seinem geistigen Auge die strahlende Navigatorin des Schiffes, wie sie sich überschwänglich bei ihm bedankte und seine Aufmerksamkeit, welche er nun mit Miniaturherzen aus Äpfeln spickte, freudig entgegennimmt. Einer der schönsten Vorteile Koch zu sein, war ohne Zweifel der Vorteil jederzeit in Namis Zimmer aufzutauchen und ihr mit liebevoll zubereiteten Kleinigkeiten zu beweisen, wie sehr er sich um ihr Wohlergehen kümmerte. Außerdem war er immer wieder erpicht darauf, Nami bei der Arbeit an ihren Seekarten zu sehen. Er könnte ihr stundenlang zu sehen. Der wunderbaren, talentierten Nami. Sie war immer so anders, so frei, wenn sie die Karten zeichnete. Es gab dann nichts anderes für sie. Obwohl Sanji zugeben musste, dass es ihn immer leicht traurig stimmte, wenn sie seine Anwesenheit vergaß.

Er nahm das Tablett mit seinem kleinen Kunstwerk in beide Hände und öffnete mit einem gezielten Tritt die Tür , welche hinaus zum Deck der Flying Lamp führte.
 

Zu diesem Zeitpunkt war aber noch eine dritte Person an Deck. Oder vielmehr über dem Deck. Eine dunkle Gestalt lehnte sich gerade aus dem Krähennest. Vom Deck aus konnte man das Gesicht der Gestalt nicht erkennen, da die Sonne, welche hinter ihr gnadenlos ihre Strahlen zur Erde sendete, den Betrachter geblendet hätte. Jedoch gab es ein unverkennbares Detail, welches die Identität der Person verräterisch preisgab. Die Silhouette der Nase war deutlich erkennbar.

Der Scharfschütze der Strohhutbande hatte sich in den Kopf gesetzt alles, aber auch wirklich ALLES was heute vor sich ging zu beobachten. Und dies war nun mal am besten vom Krähennest aus möglich, da das gesellschaftliche Leben der Strohhüte zum größten Teil an Deck stattfand. Der Grund für seinen Vorsatz war der gestrige Tag gewesen. Wie sich Lysop schmerzlich zurückerinnerte war dies sein besonderer Tag. Sein ganz besonderer Tag!

Jeder der Strohhutbande durfte sich einmal im Monat ein besonderes Essen von Sanji, mit Nachtisch und allen Extrawürsten wünschen. (Bis auf Nami, die war jeden Montag, Mittwoch und Samstag an der Reihe, aber Sanji fragte sie eigentlich jeden Tag, auf welches Gericht sie am meisten Lust hätte.)

Lysop hatte sich seinen geliebten Apfelkuchen zum Nachtisch gewünscht. Der Rest des Essens war ihm egal gewesen.

Doch als der Nachtisch aufgetischt werden sollte, war dieser bereits nicht mehr vorhanden. Ein kleiner Zettel hatte auf der blanken Platte gelegen auf dem ein einziger Krümel lag. Auf dem Zettel hatte in kaum leserlichen Buchstaben: „Abba nihcht aales auff einmahll eeß'n!“ gestanden.

Natürlich hatte er auf Ruffy getippt. Allerdings sprach dagegen, das noch ein Krümel übrig war. Außerdem war es nicht die Art seines Captains einen Zettel zu hinterlassen. Er war sich ziemlich sicher, dass der Gummimann nur unter Androhung von Folter dazu zu bewegen war einen Stift in die Hand zu nehmen. Dann hätte man ihn aber immer noch nicht dazu gebracht, etwas zu schreiben.

Lysop grübelte.

Kann Ruffy überhaupt schreiben?

Na egal.

Chopper. Was war mit ihm? Nein. Da war er sich sicher. Chopper war einfach nicht gemein genug um ihm so etwas anzutun. Hinzu kommt, dass der kleine Elch niemals so eine miese Rechtschreibung abliefern würde. Lysop selbst war ja nicht gerade eine Leuchte was Rechtschreibung betraf, aber derjenige, der das geschrieben hatte, war praktisch ein Analphabet...

Und Nami?

Das passt ja wohl überhaupt nicht! Sie mag zwar eine Diebin gewesen sein, aber Mundraub war einfach nicht ihr Fachgebiet! Außerdem brauchte sie Sanji ja nur zu bitten ihr einen Kuchen zu backen.

Nach einem kurzen Blick in seine Geldbörse stellte Lysop fest, dass Nami in allen Punkten freizusprechen war.

Blieben nur noch Sanji (welcher ja der Koch ist und es daher eigentlich nicht nötig hatte Lysops Kuchen zu vertilgen) und Zorro, der den gesamten Tag an Deck geschlafen hatte und somit kein schlechtes Alibi hat. Ferner fragt er immer noch nach dem Weg zur Küche, da er sich diesen immer noch nicht merken konnte.

Lysop musste grinsen. Letztens hatte er Zorro gefragt, warum dieser denn immer auf dem harten Holzboden an Deck schlafen würde. Lysop dachte bis dahin immer, dass der Schwertmeister einfach gerne unter freiem Himmel schlief, aber tatsächlich gab dieser die Antwort: „ Ich penn ja nicht immer an Deck. Was denkste eigentlich? Wenn ich meine Hängematte finde, dann penn ich natürlich da!“ Auf die Aussage hin, dass seine Hängematte immer am gleichen Platz sei, stellte der Grünhaarige nur philosophisch fest: „ Ich bewege mich aber! Das heißt auch, dass sich der Weg zur Hängematte mit jedem Schritt, den ich tue verändert. Ist doch logisch, Lysop! Wo hast du heute dein Hirn?“

Mit diesem Gedanken lehnte sich der Langnasige noch ein wenig weiter aus dem Krähennest um die Vorgänge an Deck besser beobachten zu können.
 

In diesem Moment passierten mehrere Dinge schlagartig aufeinander.

Erstens: Ein übergroßer Clownfisch fand zwei sich windende Würmer nahe der Wasseroberfläche, welche er genüsslich verspeiste.

Zweitens: Der übergroße Clownfisch erinnerte sich, dass er eigentlich auf der Suche nach seinem verschwundenen Sohn war und tauchte daher in tiefere Gewässer hinab.

Drittens: Die Angelrouten an beiden Handgelenken des schlafenden Schwertkämpfers rissen seine Arme nach hinten und ihn aus dem Schlaf.

Viertens: Zorros plötzlich angespannter Körper erschrak eine kleine Seeschlange, die über die Angelrouten hinaufgeklettert war. Letztere verschwand sofort im linken Hosenbein des angespannten Mannes.

Fünftens: Zorro schrie und Sechstens: Sanji ließ den Cocktail fallen.
 

„Was zum..!?“ Sanjis Gesicht konnte nun dem des Teufels persönlich Konkurrenz machen. Sein mörderischer Blick traf den vor Schmerz und Entsetzen schreienden Zorro.

Bei dessen Anblick traf Sanji der Schlag. Der Grünhaarige krümmte sich vor Schmerz und schien nicht mehr in der Lage zu sein, Kontrolle über die Situation zu erlangen.

„SCHLANGE... HOSE..... SCHLAAANGEEE!!!“

Und Sanji führte einen falschen Fakt mit dem nächsten zusammen und begriff: Eine gefährliche Schlange hatte den Marimo gebissen, welcher nun, gepeinigt von dem Gift, nicht in der Lage war sich selbst zu helfen.

Gott sei dank hatte wenigstens Lysop die Angelrouten bemerkt und diese mit 2 gezielten Schüssen seiner Schleuder durchtrennt. Doch zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät.

Denn Sanji trat zu.
 

Ein unmenschlicher Schrei hallte nun quer über die Grand Line, sodass für einen kurzen Moment die Luft erzitterte und das Meer stillstand.
 

„Hab ich sie erwischt?“ fragte der blonde Koch unsicher und sah besorgt auf den am Boden liegenden Invaliden. Hatte sie nochmal zugebissen..?

„Ja... alle beide...“ keuchte eine sehr schwache Stimme.

„Ich dachte da war nur eine...“

„Eine, die da nicht hingehört...“

„Oh... Ich hol dann mal Chopper...“

Mechanisch und wie betäubt drehte sich der Koch um und ging von dannen. Mit schnellem Schritt und hochrotem Kopf verschwand er in Richtung der Schlafsäle.
 

Am nächsten morgen schaffte Zorro es sich, wider seiner eigenen Erwartung, zusammenzureißen und zum Frühstück zu erscheinen. Mit breitbeinigem und wackeligem Schritt und immer wieder an den Wänden nach Halt suchend arbeitete er sich mühselig voran. Hin und wieder murmelte er Verwünschungen gegen Sanji, die Seeschlange, den Schiffskoch, den Clownfisch (welcher übrigens seinen Sohn gefunden hatte), den (zugegebenermaßen trittstarken) Zwiebelschäler, die Angelrouten und den blonden Lackaffen.

Sehr vorsichtig setzte er sich unter leichtem Stöhnen auf seinen Platz, dankte Gott, dass er es bis hierher geschafft hatte und bediente sich am Kaffee. Während er sich einschenkte zeigte er unbewusst die frischen Abdrücke der Angelrouten an seinen Handgelenken.

Sanji, welcher sich, trotz Choppers Versicherungen, dass keine bleibenden Schäden entstanden sind, schuldig fühlte, beugte sich nun vorsichtig über Zorro, während er ihm ein Frühstücksteller zuschob, der mit Namis hätte konkurrieren können. Der einzige Unterschied war, dass die Apfelstückchen nicht in Herzform waren sondern lediglich in kleineren, gleichgroßen Scheibchen und Sternchen.

„Geht's? Tut mir leid wegen gestern.Das war etwas zu grob...“ Diese Entschuldigung hatte ihn einiges an Überwindung gekostet, was ihm zweifellos anzumerken war.

Nami und Ruffy, welche auf wundersame Weise von den gestrigen Geschehnissen nichts mitbekommen hatten führten nun eins und eins zusammen und kamen zum falschen Ergebnis, waren aber klug genug ihre Gedanken für sich zu behalten.
 

Der Rest des Essens lief erstaunlich ruhig. Zumindest, was Konversation betrifft, denn hätte es ein Mikrofon für die Gedanken der Strohhüte gegeben, so hätte es pausenlos und mehrstimmig sprechen müssen. Ein Zuhörer hätte dann Dinge gehört wie „Die Äpfel sehen schon seltsam aus, ich lass sie lieber liegen, hab eh keinen Hunger mehr. Ruffy kann sie ja haben.“ (Nami), „Dieser

§$%&§$ von einem Koch!!!! Der hat das doch tatsächlich ausgenutzt! Das war doch nur um mich zu schwächen, damit er mal die Nase vorne hat! Trainieren kann ich so auch nicht! Das war reine Berechnung von dem Lackaffen! Und was soll jetzt dieses Frühstück?!? Das kann er sich sonst wohin schmieren! ...Obwohl... die Apfelscheiben sind lecker...“ (Zorro), „Fleisch, Fleisch, FLEISCH! Lecker!!!! … Oh... alle?... Ah, Lysop hat noch was, aber gleich nicht mehr!“ (Ruffy), „Ich habe das Gefühl, das Zorros Stimme heller klingt... Was mach ich eigentlich mit der zerquetschten Seeschlange die der Marimo... äh... gefangen hat?“ (Sanji) und letztendlich die intensivste Gedankenstimme, welche alle anderen lautstark übertönen würde „WER HAT MEINEN APFELKUCHEN GEFRESSSEN?!?“ (Lysop).

Wer nun mitgezählt hat, der stellt fest, das eine entscheidende Stimme fehlt. Das liegt aber weder daran, dass die Autorin diese vergessen hat noch daran, dass das imaginäre Mikrofon nicht in der Lage wäre Elchgedanken wiederzugeben. Sondern schlicht und ergreifend an der Tatsache, dass der kleine Elch nicht anwesend war. Eine Tatsache die sich recht schnell änderte als Besagter die Küchentür aufriss und aufgewühlt schreiend herein gerannt kam.

„GYAHHH!!!!!“

„Was'n los Chopper?“

„Da ist... ist ein Gei-heist!!! Und er ist grün!!!!!“

„Geist????“, Lysops Augen weiteten sich und seine Knie schlotterten.

„Grün? Das muss die zweite Schlange sein! Sie hat sich also doch verabschiedet! Friede ihrem Matsch!“

„Hey! Suchst du Streit, Sanji?“

„Schon, aber ich schlag mich nicht mit Frauen.“

Der beginnende Streit wurde jäh unterbrochen von zwei starken und bestimmenden Faustschlägen von Nami. Während sie noch beschäftigt war, den beiden Streithähnen die Leviten zu lesen und sie sich im Geiste fragte, was um alles in der Welt zwischen den beiden vorgefallen war (die Autorin würde an dieser Stelle gerne Namis Gedanken präzisieren, scheiterte aber, aufgrund der schamlosen Gedankenwelt der Navigatorin), beschloss der Captain dem Geist auf die Pelle zu Rücken.

Wer Ruffy kennt, der weiß, das seine Beweggründe manchmal recht eigen sind. Dieses mal waren sie mal wieder nicht unbedingt nachvollziehbar, da der Grund weder die Vermutung einen möglichen blinden Passagier an Bord zu haben, noch die Aussicht darauf, einen Geist zu sehen war.

Ruffy stürmte, mit den zitternden Chopper und Lysop auf den Fersen, ins Schlafzimmer der Jungen. Sein nervöser und doch ernster Blick streifte über die Hängematten, das Sofa, den Schrank, nur um dann in der hintersten linken Ecke...

nichts zu finden.

Chopper kreischte: „ES war da!!!! Ich schwör es! Es hat vor dem Schrank gesessen!!!!!“

Der Strohhut war währenddessen in den Raum getreten, sah sich kurz um und öffnete dann eine kleine Truhe. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass nichts fehlte, schloss er sie erleichtert wieder und drehte sich zu seinen Kameraden um, welche ihn ängstlich, aber neugierig musterten. Der Langnasige fragte wissbegierig: „Ruffy, meinst du, dass sich der Geist in einer der Kisten versteckt? Oder im Schrank?“

„Weiß nicht. Auf jeden Fall hat er nichts Wichtiges mitgenommen.“, grinste ihn Ruffy an.

„Seit wann hast du was Wertvolles hier? Weiß Nami davon?“

„Da ist etwas drin, was nur dem Captain gehört! Außerdem gibt es wertvolleres als Gold. Das was da drin ist...“, er tätschelte mit einem wissenden Blick die Kiste: „Ist die Essenz des Lebens!“

Chopper war verwirrt: „So was wie eine Medizin?“

„Viel besser!“

Ruffys Grinsen war nun so breit, dass nur noch ein 100prozentiger Gummimann dazu in der Lage wäre, es auf sein Gesicht zu zaubern.

„Aber jetzt suchen wir diesen Geist! Ich will auch eine grüne Geisterschlange sehen!“
 

Einige Minuten später war das Schlafzimmer komplett durchsucht und die Tür schloss sich knarrend. Langsam entfernten sich die Schritte der drei Personen.

Tap...tap...tap...

Stille...
 

Der Raum wirkte unverändert. Nur einer der grünen Vorhänge wehte im sanften Rhythmus der Meeresbrise vor sich hin. Sanft wogte eine Welle nach der anderen durch den zarten Stoff und mit jeder einzelnen Welle schien der Vorhang immer größer zu werden, immer weiter. Er wogte beruhigend in das Zimmer hinein und tanzte zu der Musik der Meeres und in den Armen des Windes. Das Licht der Sonne funkelte spielerisch auf ihm und tauchte das Zimmer in eine malerische Atmosphäre.

Dieses harmonische und beruhigende Bild wurde nur von einem einzigen, winzigen Detail gestört. Dieses winzige Detail ist aber der Grund, warum aus etwas Beruhigendem etwas Beängstigendes wird.
 

Alle Fenster waren zu.
 

Das Geister-Such-Sonderkommando trat in die Küche und setzte sich an den Tisch. Der Schwarzhaarige hatte beschlossen seine Trauer über den Misserfolg sogleich in sich hineinzufressen. Vorzugsweise mit einem saftigen Stück Fleisch gewürzt... oder auch zwei, wenn er es sich recht überlegte.

Während sich der Koch erneut ans Werk machte, vertilgte Zorro gerade die letzten Stückchen von Namis Apfelherzen, was Sanji nur zuließ, da die süße Nami ihn um ein paar seiner köstlichen Kekse gebeten hatte (dies mag eigentlich keine Begründung sein, aber ein Lob von Nami und Sanji war alles andere egal). Die entspannte Atmosphäre wurde durch die lockeren Gespräche der Crew noch unterstrichen. Schon bald schien der vermeintliche Geisterbesuch vergessen zu sein. Aber trotzdem, einer blieb verdächtig ruhig.

Chopper starrte gedankenverloren auf den Tisch, während er die Spielkarten mischte. Er und Lysop hatten in letzter Zeit ihre Liebe zum Kartenspiel neu entdeckt. Doch irgendetwas beschäftigte ihn. Er selbst konnte nur nicht sagen was es genau war. Nachdenklich sah er zu, wie sich Zorro das vorletzte Apfelherz in den Mund schob. Apfelherz?, dachte der kleine Elch, ist ja pfiffig! Ob das Gestern wirklich nur ein Unfall war, wenn Sanji ihm jetzt Apfelherzen schneidet?

Chopper schnupperte kennerhaft. Die blaue Nase zuckte leicht, als er erkannte, was ihn die ganze Zeit gestört hatte. Er schnappte sich das letzte Apfelstückchen, ignorierte Zorros Protest und begutachtete es aufmerksam.

„Sag mal Sanji, woher hast du diese Äpfel?“

„Hm? Oh. Die hab ich selbst gepflückt. Auf der letzten Insel gab es die massenhaft. Sind sie nicht hübsch? Sehr gute Qualität!“

„Schon. Das einzige Problem ist, dass es keine Äpfel sind.“

Vor Choppers geistigem Auge erschien ein Lexikonartikel, den er einmal während seiner Ausbildung gelesen hatte.
 

Rosales Pyrinae Venenatus

gehört zu der Familie der Rosengewächse. Dieses Kernobstgewächs ähnelt dem herkömmlichen Apfel (siehe Malus) sowohl im Aussehen, Geruch wie Geschmack. Lediglich eine kaum wahrnehmbare Rosafärbung des Fruchtfleisches sowie die etwas größeren Kerne dieses Gewächses unterscheiden es von seinem Verwandten.

Vom Verzehr dieser Pflanze ist abzuraten, da sie nicht selten toxisch wirkt. Die Auswirkungen auf den Organismus sind je nach Lebensform, Größe und Gewicht sowie der verzehrten Menge unterschiedlich. Bei kleineren Lebewesen ist die Folge nicht selten letaler Natur, während ein ausgewachsener Mann mit einem Körpergewicht von etwa 80 kg beim Verzehr einer Frucht (ca. 300 g) lediglich mit Magenverstimmung, Übelkeit, Schwindelgefühl, Herzrasen, Fieber und Wahnvorstellungen rechnen muss. Nach einigen Tagen werden diese Symptome von Müdigkeit abgelöst. Nach zirka einer Woche verschwindet aber auch dieses Symptom.

In kleinen Mengen wirkt diese Pflanze hervorragend als aphrodisierendes Mittel.
 

Chopper sah nervös zu Zorro. Während er ihn intensiv musterte, schnitt sich Sanji ein winziges Stück einer zweiten Frucht ab.

„Du hast recht. Es schmeckt ein klein wenig anders. Außerdem schimmert das Fruchtfleisch rosa...“
 

Im Schlafsaal waberte nun ein grünes Tuch durch den Raum. Es kroch auf dem Boden in die Richtung von Ruffys Truhe. Langsam, ganz langsam umspülte das grüne Tuch die Kiste.

Ein Wabern ging durch den Stoff als dieser sich zusammenzog. Langsam entstanden ein Arm, ein Bein, ein Kopf, ein Rumpf.

Als die Metamorphose abgeschlossen war, öffnete der Klabautermann die Truhe. Ein leises knarren erfüllte den sonst totenstillen Raum. Der grüne Klabautermann lächelte matt als er den Deckel aufklappte. Endlich würden diese furchtbaren Qualen aufhören. Dem Klabautermann war noch nie schlecht gewesen. Und bis zum gestrigen Tag hatte er es nicht für möglich gehalten, dass er jemals Magenprobleme haben könnte. Er hatte doch gar keinen Magen! Vorhin war ihm sogar schwindelig gewesen. Und dieses komische Gefühl in seiner Brust. Als ob er... Herzrasen hätte. Ihm war sogar ungewohnt heiß. Hoffentlich hilft das, was Ruffy in seiner Truhe hat. Doch all seine Hoffnungen wurden mit einem Mal zerstört als er erkannte, dass die „Essenz des Lebens“ tatsächlich aus einer Kiste voll Essensresten bestand.

Ihm wurde wieder schlecht. Niemals wieder würde er etwas Essen! Seit er sich den Apfelkuchen geschnappt hatte war ihm schon so mies! Der Klabautermann schloss die Truhe.

Ich bin doch ein Schiff!

Ich bin die Flying Lamb! Ein Piratenschiff!

Ich kann nicht krank werden!

Nur weil ich einen Apfelkuchen an dem Jahrestag meiner Taufe gefuttert habe?

Ich bin ein mächtiges...

was bin ich nochmal gleich?
 

Und die Wahnvorstellungen setzten ein.
 

Die nächsten drei Tage waren recht turbulent.

Zorro sprach begeistert mit dem Mobiliar und suchte ehrgeizig nach dem Mörder (?) der zweiten Schlange (Er hatte seine eigene Hängematte in Verdacht, da diese ja schon seit Längerem seine Gesellschaft mied und lieber mit dieser fragwürdigen Truhe herum hing).

Sanji sperrte sich von morgens bis Abends im Kanonenlager ein und verscheuchte jeden lautstark, der sich der Tür näherte. Sehr zum Leidwesen der Anderen, da keiner auch nur annähernd an Sanjis Kochkünste herankam.

Die Flying Lamb hingegen beschloss Urlaub zu nehmen und auf einen Selbstfindungstrip zu gehen. Mittlerweile war sie sich nicht mehr sicher, ob sie nun ein kunstvoll gefertigtes Nachtschränkchen aus Kirschbaumholz, oder ein antikes Eichenbett mit eingefassten Goldornamenten ist. Auch die Möglichkeit eine hölzerne Schöpfkelle zu sein zog sie in Erwägung. Eigentlich war sie sich nur bei zwei Dingen sicher. Erstens: Sie konnte nicht sprechen und zweitens: Der Typ mit den grünen Haaren litt eindeutig unter Wahnvorstellungen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Atropos-
2011-01-01T18:55:48+00:00 01.01.2011 19:55
die idee und dein sarkastischer schreibstil sind einfach herrlich :) wundert mich warum hier noch keiner einen kommentar geschrieben hat.
die story wandert auf jeden fall in meine favo liste ^^


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