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Dicembre

26 Tage Weihnachten
von

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Zehnter Dezember

Dunkel und still wartete die Welt vor seinem Fenster auf ihn. Er lag auf der Seite und starrte ins Schwarz, in dem er nicht viel mehr erkennen konnte als das matte Glänzen seines Balkongeländers.

Xanxus war mal wieder zu früh aufgewacht, aber diesmal war es nicht so dramatisch. Heute mussten er und Squalo sowieso früh raus, damit sie noch rechtzeitig in Amerika waren, um diesem Idioten den Arsch aufzureißen.

Seine roten Augen hafteten unbewegt an der Scheibe, er hatte die Brauen zusammengezogen, als versuche er, die Außenwelt mit seinem Blick zu erdolchen.

Xanxus wollte, dass die Erde stehen blieb. Dass sich nichts mehr drehte, nichts mehr bewegte, damit er Zeit hatte, nachzudenken.

Er war frustriert. Von sich selbst. Das kam selten vor – meistens schob er den Stress auf andere und wusste nur irgendwo im Hinterkopf, dass er sich die Scheiße selbst eingebrockt hatte. Diesmal war ihm alles klar. Diesmal hatte er den Mist an den Hacken. Diesmal war er für alles verantwortlich, das hatte er begriffen und er hatte sich geschworen, sich daran zu halten. Das war anstrengend und nervtötend, aber was musste, das musste.

Es irritierte ihn, dass plötzlich scheinbar jeder mit ihm reden wollte, der auch nur halbwegs über ihn Bescheid wusste. Erst Cat, dann Squalo, jetzt auch noch Sawada. Fehlten nur noch der Rest der Varia und am besten auch noch die anderen Vongola-Kackbratzen. Alle wollten ihm erzählen, dass die Cradle-Affair und die Ringkonflikte vorbei waren und er sich zusammenreißen musste, und das ging Xanxus tierisch auf den Geist.

Außerdem hatte er es ja jetzt begriffen. Er brauchte keinen Sawada mehr, der ihm erzählte, dass sie miteinander leben können mussten und er deshalb doch bitte bitte bitte aufhören sollte, so ein böser Mensch zu sein. Das wusste Xanxus und er würde dafür sorgen, dass er die Bedingungen für eine Zusammenarbeit wenigstens halbwegs erfüllte.

Aber noch war das eben nicht geschafft. Und deshalb konnte er nicht mit Tsuna reden.

Nicht jetzt.
 

Die ersten Sonnenstrahlen schoben sich träge über den Garten der Vongola-Residenz, ließen die gefrorenen Grashalme glitzern und die letzten Vögel erbärmlich krächzen, als Xanxus und Squalo sich vor der großen Haustür trafen.

»Voi! Hast du geschlafen?«, fragte Squalo. Xanxus dachte nicht zum ersten Mal, dass er ihn viel zu gut kannte.

»Ja«, sagte er. »Wird reichen. Du auch?«

»Klar. Polieren wir dem Kerl die Fresse?«

»Aber sowas von.«

Xanxus fragte sich, was Squalo getan hätte, hätte er gesagt, er habe nicht geschlafen. Direkt darauf beschloss er, dass er das eigentlich lieber nicht wissen wollte, und dann verbrachten die beiden erst einmal einige Zeit damit, sich ausgelassen über ihren amerikanischen Geschäftspartner aufzuregen.

Der Fahrer hatte sie aus der Stadt gebracht und ihr kleines (aber dennoch unnötig luxuriöses) Privatflugzeug hatte seinen höchsten Punkt erreicht, als ihnen schließlich keine unterhaltsamen Beleidigungen mehr einfielen. Xanxus hatte den Kopf auf eine Hand gestützt und sah aus dem Fenster, und auf seinen Lippen zeigte sich tatsächlich ein Schmunzeln. Das war natürlich nichts im Vergleich zu Squalos amüsiertem Grinsen, aber es war ein Anfang.

»Hat Cat dich eigentlich schlimm zusammengeschissen?«, fragte Squalo irgendwann.

Xanxus wandte seinen Blick ihm zu und stellte fest, dass er noch aus dem Fenster sah. Wahrscheinlich war er sich nicht sicher, ob es klug gewesen war, diese Frage zu stellen. Xanxus zuckte die Achseln. »Kann Cat irgendjemanden nicht schlimm zusammenscheißen?«

Die Dame konnte nicht besonders gut kämpfen, das wusste Xanxus, war deshalb wohl zu einem wandelnden Schimpfwörterbuch geworden und hatte es sich zum liebsten Hobby gemacht, alles und jeden verbal in Grund und Boden zu stampfen. Das war schon okay. Xanxus interessierte sich nicht groß für Worte. Es hatte ihm zu denken gegeben, das gab er zu, aber das war in Ordnung. Die glückliche kleine Ratte hatte den Squalos-Freundin-Bonus.

Squalo sah ihn nur an, grinste kurz und sah dann wieder aus dem Fenster. »Und ich?«

Xanxus schnaubte. »Du hast mich noch nie irgendwie zusammengeschissen«, log er.

»Natürlich nicht«, log Squalo.
 

Als sie in Amerika landeten, hatte keiner der beiden eine wirkliche Ahnung, wie viel Uhr Ortszeit sie nun eigentlich hatten. Aber Xanxus nutzte die nächste Gelegenheit, um Squalo erst einmal ein Frühstück auszugeben.

Squalo blickte ihn mit großen Augen an, was so lustig aussah, dass Xanxus ihn fast ausgelacht hätte.

Die Tage, an denen Xanxus Squalo auf irgendetwas eingeladen hatte, konnte man an einer Hand abzählen. Und die meisten davon lagen über zehn Jahre zurück.

Sie aßen, sie schwiegen, und Squalo wusste, dass sein Freund sich gerade bei ihm bedankt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dumm
2010-12-12T14:33:45+00:00 12.12.2010 15:33
Xanxus ist total zuvorkommend.

Decima hieß bestimmt Nina. 8D


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