Zum Inhalt der Seite

Von Glück

Und den Wegen, dieses zu bekommen.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Suche Glück...

Verträumt beobachtete Lucy die Landschaft, die vor dem Fenster vorbeizog. Es hatte kurz nach ihrer Abfahrt aus Magnolia angefangen zu schneien. Für Lucy war es der erste Schnee in diesem Winter und sie genoss es, dem weißen Treiben vor den beschlagenen, leicht vereisten Scheiben zu folgen. Je weiter sie fuhren, umso weißer wurde die Umgebung und die Natur unberührter. Als es dämmerte, hatte sie sich einen warmen Tee besorgt und beobachtete, wie der heiße Dampf aus der Tasse durch das Abteil waberte. Natsu war wie immer in Fahrzeugen nicht nach Reden.

Es war sehr kalt im Zug und sie war dankbar, dass Natsu immer seinen Schlafsack mit sich schleppte. Ihm war ja nie kalt und Happy hatte immerhin ein warmes Fell. Lucy gähnte herzhaft und sah auf die Uhr. Sie würden erst am frühen Morgen bei ihrem Auftraggeber ankommen. Also stand ihnen eine ungemütliche Nachtfahrt bevor.

Traumhaft, dachte Lucy. Wenn sie wenigstens einen Sitznachbarn hätte, mit dem man sich Unterhalten könnte…

Happy hatte sich vor etwa einer Stunde zwischen ihr und Natsu zusammengerollt und schlief friedlich. Lächelnd kraulte Lucy der blauen Katze die Ohren, die sich daraufhin enger an ihr Bein kuschelte. Erschöpft dachte sie darüber nach, auch eine Weile die Augen zu schließen. Ihr Kopf sank langsam auf die warme Schulter neben ihr und sie ließ es zu, dass der Schlaf sie forttrug.

Natsu spürte ihren Kopf auf seiner Schulter, war aber nicht wirklich in der Lage, angemessen darauf zu reagieren. Er hoffte zwischen Unwohlsein und Übelkeit nur, dass diese Aufgabe Lucy von den verschwundenen Briefen ablenken würde. Er hatte ja auch nicht vor, sie zu behalten. Es waren immerhin Lucys. Und trotzdem…

Der Zug fuhr rasch um eine enge Kurve und Natsu betete inständig, dass er Lucy nicht in den Schoß göbelte und diese Horrorfahrt bald ein Ende nehmen würde.
 

Sonnenstrahlen kitzelten Lucys Nase, als sie am nächsten Morgen beschwingt durch den dichten Schnee lief. Hinter ihr ein kleiner Bahnhof und vor ihr ein Dorf, in wunderschöne, bunte Weihnachtslichter getaucht. Der Schnee reflektierte die Wintersonne und es sah aus, als würde die weiße Masse glitzern. Neben ihr torkelte Natsu benommen durch den Schnee und hinterließ tiefe Spuren.

„Ich fahr nie wieder Zug!“, meinte er irgendwann.

Happy lugte aus der Kapuze seines Pullovers hervor. „Das sagst du immer!“

Natsu verdrehte die Augen. Er stopfte seinen blauen Freund zurück in die Kapuze und brummte.

Lucy stupste ihm sanft in die Rippen. „Stell dich nicht so an! Immerhin verdanken wir dieser Zugfahrt eine so herrliche Winterlandschaft!“

Natsu sah Lucy aufmerksam von der Seite an. Auf den ersten Blick schien sie sich keine Gedanken mehr um die Briefe zu machen. Doch den Fehler begehen und nachfragen würde er trotzdem nicht. Stattdessen nahm er eine Hand voll Schnee von einem kleinen Nadelbäumchen, das am Wegrand stand und pfefferte den Schnee in Lucys Gesicht.

„Stimmt, Schnee ist schon was Tolles“, lachte er über Lucys dummes, schneebedecktes Gesicht.
 

Als sie endlich das Haus des Auftraggebers erreicht hatten, waren Lucy und Natsu mit einer feinen Schicht pudrig-weißen Schnees bedeckt. Die Schneeballschlacht, die sie sich geleistet hatten, hatte nach kurzer Zeit beängstigende Züge angenommen und Happy war sehr froh gewesen, dass man als blaue Katze problemlos in Rucksäcke passte.

Nun standen sie vor dem Tor einer bombastischen Villa, die auf einer leichten Anhöhe etwas außerhalb des eigentlichen Dorfes lag. Staunend betrachtete Natsu das Anwesen, solchen Luxus wünschte er sich manchmal auch. Aber eben nur manchmal.

„Unser Anwesen ist viel größer“, meinte Lucy irgendwann.

„Du meinst: Unser Anwesen war viel größer. Ihr seid doch pleite!“, grinste Happy frech aus der Kapuze.

Beleidigt betätigte Lucy die Klingel. „Wir sollten langsam mal reingehen“, lenkte sie das Thema in eine andere Richtung. Happy zwinkerte Natsu vielsagend zu, doch er wurde nicht beachtet. Natsu musterte Lucy eingehend von der Seite und überlegte, ob er ihr die Briefe nicht doch jetzt schon zurückgeben sollte. Immerhin waren sie eine der wenigen Erinnerungen, die sie mit ihrer Mutter verband. Schnell schüttelte er den Kopf, auch wenn keiner wusste, worüber er nachdachte.

Erst vorgestern hatte er seinen Plan in die Tat umgesetzt, selbst einen wichtigen Brief verfasst und Lucys Briefe gestohlen.

Halt!

Nein, er hatte die Briefe geliehen! Immerhin sollte Lucy sie zurückbekommen. Aber dieses schlechte Gewissen plagte ihn trotzdem. Es war zum aus der Haut fahren. Da hatte man eine geniale Idee und um diese zu verwirklichen, musste er dem Menschen weh tun, dem er eigentlich eine Freude machen wollte…
 

Mittlerweile standen sie in einem großen Empfangssaal und wurden von einem schicken Mann in teurem Anzug begrüßt. Er forderte die Magier auf, ihm zu folgen und sie landeten in einem prachtvollen Büro, bekamen besten Tee in die kalten Hände gedrückt und ließen sich den Auftrag schildern.

Der Mann reichte ihnen ein Foto auf dem ein kleines Mädchen zu sehen war.

„Das ist meine Tochter“, erklärte er. „Und da ich immer sehr viel arbeiten muss und deswegen nur selten zuhause bin, möchte ich ihr zu Weihnachten etwas ganz Besonderes schenken. Doch ich habe noch keinen Weg gefunden, ihr dieses besondere Geschenk zu besorgen. Das soll die Aufgabe sein, die Fairy Tail zu erfüllen hat!“

Lucy warf Natsu einen Blick zu. Da hatte er ja tatsächlich einen eher harmlosen Auftrag herausgesucht. Sie war ihm schon beinahe dankbar dafür.

„Alles klar“, klopfte Natsu seiner Partnerin auf die Schulter. „Was genau wollen Sie ihrer Tochter denn schenken?“

Der Auftraggeber zog die Augenbrauen zusammen und beobachtete die beiden Magier aufmerksam. Dann räusperte er sich wichtigtuerisch.

„Das, was ich meiner Tochter schenken möchte, ist etwas ganz Besonderes! Für sie ist mir nichts zu teuer. Ich suche Glück! Und es ist eure Aufgabe, es zu finden!“
 

Betrübt starrte Lucy in ihre Tasse. Sie hatten sich ein kleines Hotelzimmer gemietet und wollten in Ruhe überlegen, wo sie mit der Suche beginnen sollten.

„Sag mal“, fragte Natsu zum bestimmt hundertsten Mal, „Wo bekommt man Glück? Und wie soll man es verschenken? Mit roter Schleife drum, oder wie kann ich mir das vorstellen?“

Lucy seufzte schwer. „Ich glaube kaum, dass man Glück so einfach verschenken kann. Außerdem müssen wir es erst mal finden. Ich habe mal gehört, dass es Menschen gibt, die ihr ganzes Leben lang nach Glück gesucht haben. Und gefunden haben sie es nie. Vielleicht ist dieser Auftrag harmlos, aber einfach ist er deswegen noch lange nicht!“

Natsu hob eine Augenbraue. „Na, von einfach war ja auch nie die Rede!“

„Aye!“, schwirrte Happy um ihre Köpfe, der erstaunlich guter Laune war.

„Nix »Aye«!“, brummte Lucy ihm zu. Dann stand sie vom Tisch auf, stellte ihre Tasse zur Seite und zog sich ihre Jacke drüber.

„Ich gehe jetzt in die Stadt und schaue mal in der Bücherei nach. Vielleicht finden wir so ja etwas Nützliches heraus.“

Natsu nickte und griff nach seinem Pullover. „Gut, dann hören wir uns mal im Dorf um. Vielleicht weiß einer der Bewohner, wo wir suchen könnten.“

„Aye. Und ich werde den Meister fragen gehen!“

Verwirrt drehten Natsu und Lucy sich nach Happy um. Der warf sich schon seinen Beutel um die Schultern und stopfte ein paar Kekse hinein.

„Wie, du gehst den Meister fragen? Du kannst doch nicht einfach nach Hause fliegen und uns hier sitzen lassen!“, rief Natsu empört. Lucy nickte eifrig.

„Warum nicht? Der Meister ist alt und alte Menschen sind weise. Er kennt bestimmt einen Weg, wie man Glück finden und verschenken kann. Und sobald ich etwas heraus gefunden habe, komme ich auch direkt wieder zurück! Katzenehrenwort!“

Und schon war Happy aus dem Fenster verschwunden und hatte zwei ziemlich verblüffte Magier zurückgelassen. Während er über das Dorf flog, grinste er vor sich hin.

Mirajane hatte sich extra erkundigt, welche Art von Geschenk dem Auftraggeber vorschwebte und Happy aufgefordert, Natsu und Lucy irgendwie auf diese Mission zu schicken. Zwar waren Happy die ständigen Verkupplungsversuche von Mira eher lästig, aber wenn die Beiden es nun mal nicht alleine hinbekamen, dann musste man eben nachhelfen.

Außerdem wusste er ja, dass Natsu die Briefe entwendet hatte und auch warum. Und da niemand Weihnachten alleine feiern sollte, war er mit Mirajanes Idee einverstanden gewesen. Nur schade war, dass er nicht beobachten konnte, wie sich seine besten Freunde anstellten, auf dem Weg zum Glück.

Am Bahnhof angekommen drehte Happy sich noch einmal um und betrachtete das verschneite Dorf. Hoffentlich lief alles nach Plan und Lucy stieß auf das richtige Buch…
 

So langsam aber sicher reichte es ihm! Er war schon im Gemüseladen, im Spielzeuggeschäft, beim Schreiner, beim Schmied, beim Bäcker und in der Markthalle gewesen. Und nicht einer führte Glück in seinem Sortiment!

Wütend stapfte Natsu durch das verschneite Dorf zurück zum Hotel. Wenn Lucy in ihren Büchern jetzt auch nichts finden würde, dann wären sie ja praktisch bei null. Auch wenn sie sich in den letzten zwei Stunden nicht wirklich weit davon weg bewegt hatten. Aber darum ging es hier ja auch gar nicht. Es ging um einen Auftrag, den sie in einem begrenzten Zeitraum erfüllen mussten. Bis Weihnachten waren es immerhin nur noch 20 Tage. Spätestens dann musste das Glück hübsch verpackt unterm Tannenbaum zu finden sein.

Und dann auch noch die Sache mit Happy. Gerade während einer so schwierigen Situation ließ er ihn und Lucy einfach im Stich. Er hatte zwar behauptet, dass er den Meister um Rat fragen wollte, aber ob der alte Herr überhaupt wusste, wie und wo man Glück finden konnte, stand auch noch in den Sternen.

Brummig klopfte Natsu sich den Schnee von den Schuhen und betrat das Hotelzimmer. Lucy war noch nicht wieder zurück. Beleidigt, weil Lucy ihm auch keine Gesellschaft lieferte, marschierte er Richtung Bad und ließ die Wanne volllaufen. Was gab es den besseres als ein entspannendes Schaumbad an einem kalten Winterabend?
 

Bestimmt hatte sie schon über hundert Bücher mit ihrer Schnelllesebrille durchgearbeitet, als sie die Brille in ihre Tasche steckte und die letzten Bücher seufzend wieder ins Regal räumte. Also kein Erfolg. Niedergeschlagen wanderte Lucy durch das Dorf, der niedlichen Weihnachtsdekoration keine Beachtung schenkend.

Müde erklomm sie die Stufen zu ihrem Hotelzimmer und fand einen, auf dem Sofa schlafenden, Natsu vor.

Sie setzte sich auf die Sofalehne und streichelte ihm liebevoll durch sein Kirschblütenfarbenes Haar. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück, als sie bemerkte, was sie da eigentlich tat.

Verlegen wanderte ihr Blick durch den Raum und blieb an einem alten Buch hängen, das auf einer Kommode lag. Sie nahm das Buch zur Hand und blätterte es durch. Als Lucy auf eine markierte Seite stieß, hielt sie inne und las.

„Hey!“, grob stupste sie Natsu an. „Wach auf, ich glaube, ich habe was gefunden!“

Verschlafen blickte er sie an. „Du hast Glück gefunden?“
 


 

____________________________________________________________________
 

Das Kapitel hat noch nicht wirklich Handlung, aber es war auch eher als Einleitung gedacht.

Die Idee mit Happy und Mira fand ich am Anfang nicht so toll, aber ich wollte, dass Natsu und Lucy das Glück alleine suchen.
 

Würde mich wie immer über Kommis und Kritik freuen =P

lg <3



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RaspberryDevil
2010-11-29T20:38:49+00:00 29.11.2010 21:38
"Suche Glück... biete Liebe" ^__^ *hust* nunja, wo war ich? Achja:
schönes Kapi^^
Irgendwie finde ich es einfach niedlich, wie die versuchen, Glück zu suchen - vorallem Natsu. Wo der alles nachguckt x3
Hoffentlich finden die nicht nur das gesuchte Glück sondern auch ihr eigenes. Ach ja ♥
Aber wie rücksichtsvoll Happy ja sein kann (mit Hilfe von Mira XD)

Es interessiert mich, wieso er jetzt die Briefe "geliehen" hat... Will er etwa darauf antworten? XD

Mach weiter so ^O^


Zurück