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Scream in the sphere of destiny

Wage den Schritt hinaus
von

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Erwachen

Irgendwann in der Nacht erwachte ich wieder. Mit Kopfschmerzen und dem Gefühl, einen höllischen Fehler begangen zu haben.

Ein paar Momente brauchte ich, um überhaupt zu realisieren, wo ich war.

Ich bewegte mich leicht; ein leises Seufzen und ein warmer Körper neben mir ließ die Erinnerung mit Wucht zurückkehren.

Scheiße.

Ich blinzelte und langsam gewöhnten sich meine müden Augen an das düstere Licht.

Ich wagte kaum zur Seite zu blicken, aus Angst, dass ich mir dann nicht mehr einreden konnte, dass alles nur ein Traum war.

Alan, ich glaube, spätestens jetzt brauchst du dich nicht mehr selbst zu belügen. Das ist so wenig ein Traum wie der Papst dein Vater ist.

Ich schloss die Augen noch einmal, lauschte allein auf meinen Herzschlag und betete stumm, dass sich die Zeit zurückdrehen würde.

Leider tat mir Gott den Gefallen nicht.

Mit ziemlicher Sicherheit sah er jetzt mit brüllendem Lachen auf mich herab und amüsierte sich köstlich über meine Situation.

Der warme, zierliche Körper, der in meine Arme geschmiegt da lag, wurde mir wieder bewusst.

Kaito.

Ich sollte gar nicht erst anfangen, mich an das Gefühl des Jungen in meinen Armen zu gewöhnen.

Himmel, was hatte ich nur getan?

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht mal, was ich denken sollte.

Der einzige Gedanke, der mit Macht an die Oberfläche drang, war der nach Flucht.

So vorsichtig wie möglich, um den Jungen nicht zu wecken, zog ich meinen Arm unter dem nackten Körper neben mir hervor und rollte mich zur Seite.

Kaito schlief tief und fest, was mein Glück war.

Ich hätte auch nicht gewusst, was ich ihm sagen sollte. Ich wusste ja selbst nicht mal, mit welchen Gründen ich mein Verhalten erklären wollte.

Fahrig suchte ich in dem dunklen Zimmer meine Klamotten zusammen und zog diese rasch über.

Alan, weißt du eigentlich, dass du dich gerade wie der letzte Arsch verhältst? Du haust ab wie ein feiger Hund.

Vielleicht war ich das ja auch.

Leicht schwankend stieg ich in meine Schuhe und schaffte es mit Mühe, nicht gegen das Bücherregal zu fallen.

Hastig stolperte ich zur Tür, hatte die Klinke schon in der Hand.

Dann wand ich mich doch noch einmal um. Kaito lag noch immer friedlich schlafend da, seine Umrisse waren auf dem hellen Laken deutlich zu sehen.

Ich fühlte mich elend.

Ich wollte nicht gehen. Bei dem Anblick des jungen Japaners wurde mir wieder bewusst, dass ich seine Nähe brauchte. Dass ich sie genoss.

Am liebsten hätte ich mich wieder neben ihn gelegt und ihn erneut in meine Arme gezogen.

Er sah so verletzlich aus. So allein.

Und wer lässt ihn allein, Alan?

Ja, ich.

Ich war der Idiot hier.

Ich war der 34 jährige Anwalt, der seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte.

Ich hätte mich niemals darauf einlassen dürfen.

Mit äußerster Willenskraft öffnete ich die Tür und verließ das Zimmer, in welchem ich diesen schwerwiegenden Fehler begangen hatte.

Ich ließ die Wohnung und den Wohnblock rasch hinter mir, stolperte ziel- und orientierungslos durch die Straßen.

Der Morgen dämmerte schon, am Horizont zog sich ein schmaler Streifen orangen Lichtes dahin.

Ich wusste nicht einmal wirklich, wo ich war. Kaito hatte mich vor Stunden in völliger Dunkelheit hierher geführt, sodass ich keinen wahren Anhaltspunkt hatte, in welchem Teil der Stadt ich mich eigentlich befand.

Es war kühl und mir wurde das Fehlen einer Jacke sehr deutlich bewusst.

Doch die Kälte vertrieb auch den betäubenden Nebel des Alkoholes und lichtete meine Gedanken.

Ob ich dafür dankbar sein sollte, wusste ich nicht.

Vielleicht wäre es einfacher gewesen, sich noch nicht mit den verheerenden Gedanken auseinandersetzen zu müssen, die nun mit Gewalt an die Oberfläche schwappten.

Ich setzte fast mechanisch einen Fuß vor den anderen, lief in irgendeine Richtung, während ein Wort immer wieder wie ein Alarmsignal in meinem Kopf aufblinkte.

Warum?

Warum hatte ich das getan?

Warum hatte ich mich darauf eingelassen?

Warum hatte Kaito mich verführt?

So oft ~warum~, dass ich kaum eine Antwort darauf finden konnte.

Hatte der Alkohol uns beide soweit enthemmt und verändert, dass wir zu anderen Menschen wurden?

Unwahrscheinlich.

Also blieb nur welche logische Schlussfolgerung, Alan? Hm?

Ich wollte diesen Gedanken nicht zu Ende denken.

Und es wäre ja auch absurd, oder?

Absurd, Alan? Du hast dir von einem Jungen einen blasen lassen und es hat dir gefallen. Meinst du nicht, dass es ein wenig spät ist, um die ganze Situation unlogisch zu finden?

Ich wollte mir nicht eingestehen, dass ich Kaito mochte. Dass ich ihn vielleicht ein wenig zu sehr mochte. Und das ich ihn körperlich begehrte.

Ich konnte es nicht.

Ich durfte es nicht.

Denn das Bild meiner Familie blitzte wieder vor meinem geistigen Auge auf.

Wenn ich Lisa, Susan und Colin bis jetzt erfolgreich verdrängt hatte, so schoben sie sich nun fast aufbegehrend wieder in meine Gedanken und sahen dort voller Verachtung auf mich herab.

Ich war ein schlechter Ehemann. Ein schlechter Vater. Ein schlechter Mensch.

Endlich hatte ich eine dichter befahrene Straße erreicht und winkte mir ein Taxi heran.

Während der Fahrt schwebte ich in einer trüben Leere. Ich sah auf die vorbeifliegenden Häuser und Bäume, wurde von Scheinwerfern geblendet und schreckte beim Ertönen einer Sirene zusammen.

Alles in allem stand ich völlig neben mir.

Immer wieder wischte ich meine zitternden Hände an meiner Jeans ab, was das schmutzige Gefühl jedoch nicht vertrieb.

Ich fühlte mich nicht durch Kaito beschmutzt, Gott bewahre, nein.

Ich fühlte mich dreckig. Ich selbst war hier der einzige Schmutz.

Ach ja, Alan?! Für ein schlechtes Gewissen und Reue ist es nun auch reichlich spät.

Vor meiner Haustür blieb ich noch eine ganze Weile in der kühlen Morgenluft stehen.

Im Wohnzimmerfenster sah ich das Flimmern des Fernsehers. Irgendjemand war wohl schon wach.

Doch diese Gewissheit, dass ich mich gleich zumindest einem Mitglied meiner Familie stellen musste, ließ mich noch länger in der Dämmerung hier draußen verharren.

Ich war mir sicher, dass man mir im Gesicht ansehen konnte, was ich getan hatte.

Ich fühlte mich abscheulich.

Alan, vielleicht hörst du mal auf zu jammern. Bedenk lieber, dass du Kaito ganz allein dort gelassen hast. Der Junge hätte wohl noch viel mehr Grund, sich jämmerlich zu fühlen.

Wunderbar.

Nun kam nicht nur das schlechte Gewissen meiner Familie gegenüber, nein, auch die Sorge um Kaito gesellte sich fröhlich dazu.

Ich öffnete die Tür und betrat leise mein Haus. Vereinzelte Wortfetzen schallten mir aus dem Wohnzimmer entgegen.

Ich ging langsam den Flur entlang, wollte nichts sehnlicher, als eine heiße Dusche.

»Alan?«

Lisa stand plötzlich in der Schwelle zwischen Wohnzimmer und Flur, einen Morgenmantel um sich geschlungen und sah mir besorgt entgegen.

Ich bemühte mich um ein flüchtiges Lächeln. »Guten Morgen, Schatz. Bist du schon wach?«

Ihre Miene änderte sich schlagartig, ich musste mich wohl doch nicht so sehr im Griff haben, wie ich vielleicht gehofft hatte.

Für einen kurzen Moment hatte ich auch wahres Missfallen verspürt, jetzt hier zu sein. In jenem Moment musste ich mir eingestehen, dass ich mich zurück zu Kaito sehnte.

Zurück zu seinem warmen, nackten Körper.

Durfte ich diese Sehnsucht verspüren?

Wahrscheinlich nicht.

»Alan, was ist los? Du siehst furchtbar aus. Ist etwas passiert?«

Oh, so vieles war passiert.

Lisa trat zu mir und hob die Hand, um mir über die Wange zu streichen. Ihr Gesicht drückte ehrliche Sorge aus, die ich nicht verdiente.

Ich entzog mich ihrer Hand und rückte fast erschrocken von ihr ab, lächelte jedoch sofort wieder gequält und stieg die Treppen Richtung Badezimmer hinauf.

»Hm, das Treffen war nicht so toll. Der Klient ist abgesprungen. Wir haben den Fall nicht bekommen. « murmelte ich schwach und stürzte fast fluchtartig die Stufen hinauf, ohne auf die verwirrte Stimme meiner Frau zu hören, die mir noch irgendetwas nachrief.

Im Bad riss ich mir die Klamotten vom Leib, sperrte die Tür ab und stellte mich dann unter die Dusche, um heißes Wasser über mich prasseln zu lassen.

Ich schloss die Augen und ballte die Fäuste an die Fliesen gelehnt, mein Herz hämmerte nun unaufhörlich in meiner Brust; es fühlte sich an, als hätte ich gerade einen Marathonlauf hinter mir.

Ich wusch mich, um das Gefühl mit Wasser und Seife von mir zu bekommen, dass ich schmutzig war.

Ich hatte meine Familie beschmutzt.

Ich hatte Kaito beschmutzt.

Doch jede Stelle, die ich an meinem Körper berührte, rief mir sofort wieder das Bild des dunkelhaarigen Japaners ins Gedächtnis, wie seine Finger mich dort liebkost hatten.

Wie seine feuchte Zunge über mich geglitten war.

Wie sein Mund geschmeckt hatte.

Selbst in dieser Situation, in der ich von Schuldgefühlen und Zweifeln geplagt war, wollte ich ihn. Ich wollte ihn wieder spüren.

Mein verräterisches Glied stand sofort steif nach oben und erinnerte mich daran, dass selbst ein Mann mich erregen konnte.

Nein. Kein Mann, Alan. Nicht irgendeiner. Nur Kaito.

Himmel, war ich wirklich verdammt?

Ich rutschte an den Fliesen nach unten, das Gesicht in den Händen gebettet und verlor mich im Gefühl des heißen Wassers, was unerbittlich auf mich niederfiel.

Irgendwann, ich weiß nicht, wie lang ich so unter der Dusche verharrt hatte, vernahm ich das sachte Klopfen meiner Frau an der Tür. »Alan, alles in Ordnung?«

Sie klang mehr als besorgt. Sie klang völlig verwirrt.

Ich kam ruckartig wieder zu mir und richtete mich auf, stellte das Wasser ab. »Ja, alles okay. Bin kurz eingeschlafen.«

Finde zu dir zurück, Alan. Erinnere dich daran, wer du bist. Und welches Leben du führst.

Und genau das versuchte ich in den nächsten Tagen.

Ich versuchte wieder normal zu leben.

Ich ging gewohnt zur Arbeit. Behandelte meine Familie vertraut freundlich und liebevoll.

Doch wenn ich gedacht hatte, dass ich das Geschehen jener Nacht vollkommen aus meinem Gedächtnis löschen könnte, dann war ich auf dem Holzweg.

Ich konnte Kaito nicht vergessen.

Und die Sehnsucht, die zuerst unterschwellig gebrodelt hatte, wurde immer mächtiger in mir.

Diesen Funken, den der Junge in dieser verhängnisvollen Nacht in mir entzündet hatte, konnte ich nicht mehr löschen. Er wurde zu einem alles verzehrendem Brand, der mich ganz einnahm.

Das Schlimmste war, dass ich Kaito, seid dem ich ihn an diesem Morgen so feige und ohne Worte verließ, nicht mehr gesehen hatte.

Er wartete nicht mehr an meinem Auto.

Er war nicht mehr im Tierheim aufgetaucht. Selbst Elene war verwundert darüber.

Auch als ich mich dazu durchrang, vor seiner Schule auf ihn zu warten, fand ich ihn nicht.

Ich versuchte ihn anzurufen, doch das Klingeln blieb unbeantwortet.

Ich hatte mich noch nie so schmerzlich verlassen gefühlt.

Du, Alan? Du fühlst dich verlassen? Kannst du dir nur im Entferntesten vorstellen, wie der Junge sich fühlen musste? Hast du nur ein einziges Mal daran gedacht, wie es ihm jetzt ging?

Nein, das hatte ich nicht.

Ich erschrak über mich selbst.

War ich wirklich so widerlich, so egoistisch geworden?

Mir tönten die Worte des jungen Japaners von jener Nacht wieder im Kopf. Er war eifersüchtig gewesen.

War es möglich, dass er mehr für mich fühlte, als bloße Freundschaft?

War es möglich, dass er etwas für mich empfand?

Hatte er in dieser Nacht, angefüllt mit Alkohol und Musik, den Schritt gewagt, mir das zu offenbaren?

Und was hatte ich getan?

Ich hatte seine zarten Gefühle mit Füßen getreten. Ich hatte ihn allein gelassen, wobei ich mir doch geschworen, es Elene versprochen hatte, dass ich mich um ihn kümmern würde.

Ich musste unbedingt mit ihm reden. Ich musste mich entschuldigen. Ich musste die Dinge richtig stellen.

Ich bekam es recht schnell mit der Angst zu tun. Was, wenn er etwas Dummes getan hatte?

Der junge Japaner war wahrlich kein Mensch, der Gefühle einfach so offenbaren konnte. Wie schwer musste es ihn getroffen haben, als er bemerken musste, dass ich weg war?

Was musste er jetzt von mir denken?

Alan, er wird die einzig richtige Schlussfolgerung gezogen haben; das du zurück zu deiner Familie bist, dorthin, wo du hingehörst. Vielleicht warst du eh nicht mehr als ein Spielzeug für eine Nacht. Ein Abenteuer, Alan. Für diese ~Sache~ zwischen euch gibt es sowieso keinen Platz in deinem Leben. Sei froh, dass es nun vorbei ist.

Nein!

Nein, es war nicht vorbei. Zumindest für mich nicht.

Denn wenn es das wäre, hätte ich nicht diese verstörenden Gefühle anhaltend noch in mir, immer wenn ich an den Jungen denken musste.

Und selbst, wenn ich in seine Worte zu viel hinein interpretiert hatte, ich wollte ihn wiedersehen.

Kaito. Himmel, du fehlst mir. Wo bist du nur?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dayce
2011-01-07T10:35:28+00:00 07.01.2011 11:35
Schade das er ihn einfach so allein gelassen hat.Für Kaito muss das voll komisch sein. Ich glaube ich würde mich jetzt voll benutzt fühlen. Mal sehn was noch so passiert. Klingt ja ziemlich spannend.
Ich hoffe er findet ihn wieder.
Tschaui Dayce
Von:  Khaosprinzessin
2010-11-28T23:04:11+00:00 29.11.2010 00:04
Tja, warum, warum, warum?! Warum ist die Banane krumm?*sing* Sorry sind noch die Glücksgefühle vom Fußball^^könnt grad die ganze Welt knutschen. Und bei dir und deiner Geschichte fang ich an!!!*dicken Schmatzer geb*

Soooo, hihi, musste mir doch eben noch das 12te Kappi durchlesen?! Und dies hier gefällt mir auch super toll! Armer Kaito...lässt Alan ihn einfach allein! Wie gemein! Aber sein wir mal ehrlich: wer hätte an seiner Stelle anders gehandelt?!
Ich möcht nur wissen, wo Kaito steckt! Macht sich ja nciht nur Alan Sorgen um den Kleinen, nä?! Ich auch!
Und suuuuuuuuuuper das das mit den Kappis immer so schnell geht bei dir^^ich freu mich immer wie ne Schneeprizessin, wenn ich das neue Chapter entdecke^^
Bis zum nächsten Mal

beast


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