Die Karaokebar
Wie war er bloß hier her gekommen?
Wieder einmal fragte sich Gilbert Beilschmidt, personifiziertes Preußen, wie er bloß in diese Situation gekommen war. Er saß mit samt der Alliierten, der Achsenmächte und ein paar einzelnen Ländern, also wenn man es genau betrachtet, mit fast der ganzen Welt in einer Karaokebar.
Sein liebstes Brüderchen Ludwig hatte ihn mit gezerrt. Unter dem Vorwand, dass Gilbert ja das Haus kaum verließ. Und dieses Welttreffen doch ein guter Zeitpunkt war alte Freunde wiederzusehen. Tz… Gilbert konnte auf seine alten Freunde verzichten. Wo waren die denn gewesen als er sie gebraucht hatte?! Leise seufzte der Preuße und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Nun gut. In letzter Zeit suchten Francis und Antonio öfters seine Gesellschaft, besuchten ihn Zuhause – bei Ludwig – und luden ihn vor allem ab und an auf sein Bier ein. Irgendwie glaubte Gilbert dass die beiden etwas vorhatten… aber erahnen konnte er sich nichts.
Der Albino nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierglas und sah zu Ludwig, welcher gerade am Mikro stand und verkrampft versuchte das Lied ‚All out of Love‘ zu singen, wobei jeder grinsend zwischen ihm und Feliciano hin und her sah. Es war allen klar wieso der Deutsche knall rot anlief bei den Zeilen die er sang. Nun ja, allen außer dem kleinen Italiener.
Nachdem Ludwig geendet hatte und sich – immer noch rot angelaufen – zwischen Feliciano und seinen Bruder setzte, wurde ihm grob das Mikro aus der Hand gerissen.
Francis stand grinsend da und entschied dass er an der Reihe war. Hatten sie eigentlich jemals eine Reihenfolge gehabt? Wenn ja, dann ging die so: der, welcher sich das Mikro am schnellsten schnappte, der war dran.
Zufrieden stand der Franzose am Pult und suchte sich ein Lied aus. Und schnell hatte er auch eines gefunden. Mit einem nicht jugendfreien Ausdruck in den Augen stand er da und fing an ‚Lady Marmalade‘ zu singen. Wobei die meisten der anwesenden nur ein seufzen von sich gaben. Das war ja so typisch für Francis.
Nachdem auch Francis sein Lied beendet hatte – wobei er sich nach seinem Auftritt niedergeschlagen in die Ecke verzogen hatte, weil keiner auf sein Angebot eingegangen war – stieß die Tür auf. Und wer kam herein? Russland persönlich. Und er brachte die Kälte mit. Immerhin war es auch schon Mitte Dezember und dementsprechend kalt.
„Ivan! Mach die Tür zu!“, kam es aus der Menge, aber irgendwie konnte man nicht erkennen von wem dieser Ausruf kam. War aber auch egal.
Der Russe sah kurz hinter sich, trat dann die Tür einfach zu und schritt auf die Gruppe zu. „Tut mir Leid, das ich so spät bin. Aber es gab ein paar Probleme die ich erst beseitigen musste.“ Und irgendwie traute sich keiner nachzufragen, da man es bei Russland ja nie wissen könnte…
Ungefragt setzte sich Ivan neben Gilbert, welcher ihm einen nervösen Blick zuwarf und etwas weg rutschte. Lieber nicht zu nach bei diesem Riesen sitzen… Er wurde immer so nervös wenn Ivan in der Nähe war. Und das ja aus guten Gründen! Aber bevor Gilbert noch weitere Gedankengänge formen konnte, lag plötzlich das Mikro vor ihm. Eine Augenbraue hochziehend sah er zu Francis, der neben seinem Stuhl stand und grinste. „Damit du mal auf andere Gedanken kommst~“, säuselte er nur und zog Antonio zum Pult, wo man die Musik aussuchte. „Wir suchen dir jetzt ein Lied aus!“, verkündete er nur.
Mit einem genervten Stöhnen erhob sich Gilbert und schritt auf die Bühne. Na immerhin konnte man so seine Awesomeness besser betrachten. Aber was die beiden anderen ihm wohl aussuchten? Irgendwie bekam er ein schlechtes Gefühl… Gilbert wand seinen Blick auf den Bildschirm, als die Musik einsetzte. Irgendwo her kannte er diese Melodie… aber es fiel ihm nicht ein. Zumindest dauerte es lange bis der Text vor ihm erschien.
Aber schon bei der ersten Zeile erkannte er das Lied. Nein… das konnten ihm die beiden doch nicht antun! Er warf Francis und Antonio einen bösen Blick zu, diese jedoch pfiffen unschuldig. Aber so peinlich jetzt auch dieser Auftritt werden würde, er drückte sich nicht! Dazu war er viel zu awesome! Mit einem Seufzen sah er wieder auf den Bildschirm und auch nur Sekunden später fing er an zu singen.
Bei dir und mir stimmt die Chemie…
Wir sind die pure Euphorie…
Wir sind, was sich zusammenbraut…
Wir fühln uns wohl in unsrer Haut…
Ja, wir sind ein Gemisch zur Sensation prädestiniert!
Eine magische Verbindung und ein Teufelselixier!
Ich war allein so leer und halb doch jetzt gehör ich dir!
Lass es für immer sein, komm, nimm mich jetzt und nimm mich hier!
Ein Grinsen ging durch die Reihen der Anwesenden. Das alles war ja mehr als eindeutig! Und vor allem der Russe sah Gilbert gespannt zu, die Augen immerzu auf ihn gerichtet beobachtete er jede Muskelzuckung und wie sich eine feine Röte auf den blassen Wangen bildete. Oh… Ivan würde dem Gesungenen nur zu gerne nachkommen…
Fülle mich mit Leben!
Komm und fülle mich mit Dir!
Heute will ich mich hingeben!
Ich ist tot, es lebe Wir!
Fülle mir dein Denken,
Deinen Willen in mich ein!
Heute will ich mich dir schenken,
Will von Dir besessen sein
Nach dieser ersten Strophe klatschten sich Frankreich und Spanien gegenseitig in die Hände. Sie würden ihren Freund schon noch dazu bringen das er aufhörte alles Mögliche zu unterdrücken. Allem voran das was er fühlte. Und da waren sie auf dieses Lied gestoßen. Also, wenn sich da nicht jemand angesprochen fühlte, wussten die beiden auch nicht weiter. Beide wagten einen Blick zum Publikum und zu einer gewissen Person. Wieder grinsten die beiden. Na das lief ja hervorragend! Da hatte jemand angebissen.
Gilbert war innerlich dabei war die beiden auf die unmenschlichsten Methoden zu lynchen. Das war… er fand gar keinen richten Ausdruck dafür! Auf jeden Fall spürte er diese ausdrucksstarken violetten Augen die ganze Zeit auf sich fixiert und es machte ihn noch nervöser als er es vorher schon war… Wieso konnte Ivan nicht wo anders hinschauen?!
Aber wieder kam der Preuße nicht dazu weitere Gedanken zu fassen, denn schon setzte der Text wieder ein.
Sind aus demselben Holz geschnitzt…
Wir sind der reine Geistesblitz…
Allein nur Ton und unbewusst…
Zusammen Sinfonie der Lust…
Immer noch spürte Gilbert diese Augen auf sich… Konnte richtig spüren wie sie seinen Körper auf und ab wanderten. Aber, aus einem unerfindlichen Grund, machte es ihm nach und nach nichts mehr aus. Gilbert verstand sich selbst nicht mehr. Aber vor allem… wieso musste er bei dem Text an ihn selbst und den Russen denken?! Das war doch mal so ganz falsch!
Ja, wir sind ein Gemisch zur Sensation prädestiniert!
Eine magische Verbindung und ein Teufelselixier!
Ich war allein so leer und halb doch jetzt gehör ich dir!
Lass es für immer sein, komm, nimm mich jetzt und nimm mich hier!
Fülle mich mit Leben!
Komm und fülle mich mit Dir!
Heute will ich mich hingeben!
Ich ist tot, es lebe Wir!
Fülle mir dein Denken,
Deinen Willen in mich ein!
Heute will ich mich dir schenken,
Will von Dir besessen sein
Der Preuße atmete einmal tief durch und versuchte sich wieder zu beruhigen. Hier lief was ganz falsch… und zwar sehr, sehr falsch! Sein Blick ging ins Publikum und für einen Bruchteil einer Sekunde trafen seine roten Augen auf die violetten des Russen. Und da glaubte Gilbet die Zeit wäre stehen geblieben. Alles war wie eingefroren…
Doch sein Kopfschütteln rief in wieder in die Wirklichkeit und er hoffte das niemand bemerkt hatte wie er eben Ivan angestarrt hatte. Aber falsch gedacht. Zumindest Antonio und Francis hatten es gesehen. Und sie grinsten bis über beide Ohren.
Fülle mich
Erfülle mich
Erfülle mich mit dir
Fülle mich
Erfülle mich
Erfülle mich mit dir
Fülle mich
Erfülle mich
Erfülle mich mit dir
Fülle mich
Erfülle mich
Erfülle mich mit dir
Leicht gelangweilt hatte Gilbert diese Zeilen gesungen. Es hatte sich ja nur alles wiederholt. Aber ihm fiel auch ein, dass das Lied auch gleich zu Ende sein würde. Also legte er nochmals einen Zahn zu und brachte den letzten Absatz mit einer brennenden Leidenschaft über seine Lippen, das sich jeder fragte ob das da auch wirklich Gilbert war, der dort oben stand und sang. Er war doch gar nicht so der musikalische Typ…
Fülle mich mit Leben!
Komm und fülle mich mit Dir!
Heute will ich mich hingeben!
Ich ist tot, es lebe Wir!
Fülle mir dein Denken,
Deinen Willen in mich ein!
Heute will ich mich dir schenken,
Will von Dir besessen sein
Der Preuße verbeugte sich noch einmal und warf das Mikro dann einfach in die Menge. Aber wie es der Zufall vermochte erwischte es Ivan.
Gilbert schritt leicht müde auf seinen Platz, lies sich auf dabei seinen Stuhl fallen, schnappte sich sofort sein Glas, merkte aber missmutig das es leer war. Doch keine Sekunde später hielt ihm Ivan seines hin. Verwirrt sah Gilbert den Russen an, nahm jedoch dann das Glas leicht errötend an und nippte daran. Ein indirekter Kuss… Wieder schüttelte der Albino den Kopf. Er sollte aufhören so zu denken! Das klang so schwul!
Während Gilbert mit sich selbst haderte schritt Ivan zu dem Pult, suchte sich ein Lied aus und fing auch schon an zu singen. Keiner der Anwesenden hätte diesem Schrank eine solch sanfte Gesangsstimme zugetraut, aber nun wurden sie ja Zeuge von dieser. Doch leider verstand so gut wie keiner was er da sang. Immerhin war es russisch.
Послушай, ты был прав
Послушай - мне не больно
И сердце без тебя стучит спокойно
Послушай, я ушла
Послушай то, что было
И скажет тишина, что я любила
~ Listen, you were right ~
~ Listen, i wasn't even a bit ~
~ My heart doesn't beat easily without you ~
~ Listen, i left ~
~ Listen to what we once were ~
~ And the silence will tell, that I was in love ~
Ты сердце моё прости за любовь, остыло
Послушай меня, я просто любила
~ Your heart won't forgive me for loving you, cool down ~
~ Listen to me, I only loved you ~
Ты сердце моё прости за любовь, остыло
Послушай меня, я просто любила
~ Your heart won't forgive me for loving you, cool down ~
~ Listen to me, I only loved you ~
Всё время без меня
Всё время то, что лечит
И на прощанье взгляд тебе на плечи
Оставлю для тепла
Оставлю след над крышей
Сегодня я ушла, а ты не слышал
~ All the time you're without me ~
~ All time cures me ~
~ And when we part I see on your shoulders ~
~ I went to for warmth ~
~ I'll leave little on your mind ~
~ Today I left, and you didn't notice ~
Ты сердце моё прости за любовь, остыло
Послушай меня, я просто любила
~ Your heart won't forgive me for loving you, cool down ~
~ Listen to me, I only loved you ~
Ты сердце моё прости за любовь, остыло
Послушай меня, я просто любила
~ Your heart won't forgive me for loving you, cool down ~
~ Listen to me, I only loved you ~
Aber Gilbert verstand es. Und ebenso den Blick den Ivan ihm die ganze Zeit zugeworfen hatte. Verlegen sah er zur Seite. Er war keinesfalls prüde oder so… aber irgendwie… war es anders gerade. Er konnte es nicht beschreiben.
Gemächlich kam der Russe wieder von der Bühne, gab irgendjemandem das Mikro in die Hand und schritt direkt auf Gilbert zu. Vor diesem blieb er stehen. Ruhig griff er nach dem Glas, welches Gilbert schon die ganze Zeit in seiner Hand hielt, und nahm einen großen Schluck daraus. Danach stellte er es wieder auf dem Tisch ab. Anschließend griff er aber nach Gilberts Hand und zog ihn hoch, direkt an sich. Dabei schlang er einen Arm um dessen Hüfte und sah ihm direkt in die rubinroten Augen. Die anderen, die sie beide interessiert beobachteten, blendeten die beiden gekonnt aus.
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Gilberts Lied: ASP - Werben (http://www.youtube.com/watch?v=dvQy4X3BHkg)
Ivans Lied: Julia Savicheva - esli v serdce (http://www.youtube.com/watch?v=N3qIwH94Ejc)
