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Someone To Save You [Xanxus X Reader]

Leben für Anfänger
von

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Unromantisch


 

Patience

Took you for everything

Looked like a diamond ring

You wore it so much longer than made sense

Apathy in disguise

Crept on you like a spy

Hurt you in ways you can’t describe

Back to the start now

I won’t let you go this way now

Honesty

Is what you need

It sets you free

Like someone to save you

Let it go

But hurry now

There’s undertow

And I don’t want to lose you now.
 


 

Es hat nichts Romantisches. Unter dir rauscht kein Fluss, du hast kein kaltes Geländer, an dem du dich festhalten kannst. Unter dir ist auch keine Großstadt, du stehst nicht zitternd auf dem Fenstersims eines gigantischen Hochhauses. Hinter dir verläuft keine Autobahn, niemand springt aus seinem Fahrzeug, um dich zu retten. Es weht kein Wind und nicht einmal ein einziger Regentropfen will auf dich niederfallen. Keine Sirenen, keine Schaulustigen. Nicht ein einziger Mensch ist hier.

Glaubst du.

Das ist auch besser so. Niemand soll sehen, wie du stirbst. Aber vor allem soll niemand sehen, wie du zögerst.

Statt eines dramatischen, reißenden Flusses erstrecken sich unter deinen Füßen einfach nur die schmutzig-braungrauen Felsen des Monte Pellegrino. Einige Kilometer weiter entfernt ist das Meer. Das könntest du auch nehmen, aber du kannst schwimmen, und irgendwann aus Schwäche zu ertrinken ist dir zu qualvoll.

Hier kann auch einiges schiefgehen. Du könntest falsch aufkommen und dir alles Mögliche brechen, nur nicht das Genick. Oder den Schädel; das ginge vielleicht auch noch. Du könntest auch irgendwo hängen bleiben und noch stundenlang unter Schmerzen leiden, bevor du dann endlich stirbst.

Du setzt einfach darauf, dass die Felsen, die unter dir warten, dich zerschmettern werden. Vielleicht hast du ja auch ganz viel Glück und bist aufgeregt und durcheinander genug, dass dein Herz noch während des Falls einfach aufgibt. Irgendetwas wird schon funktionieren. Nach allem, was dir passiert ist, muss einfach endlich mal wieder etwas nach deinem Kopf laufen.

Und dein Kopf sagt dir, dass du dich hier von einer der Klippen des Pellegrinos stürzen sollst, damit du irgendwo im spitzen, felsigen Nirgendwo aufschlägst und zertrümmert wirst. Du hasst es, Schusswaffen in die Hand zu nehmen, du hast Angst vor den Schmerzen von aufgeschnittenen Pulsadern und du fürchtest, von ihm frühzeitig entdeckt zu werden, wenn du Schlafmittel nimmst. Hier wird er dich nicht finden. Hier wird dich erstmal niemand finden. Davon gehst du aus. Das ist besser so.

Jetzt musst du nur noch den Mut zusammennehmen, den letzten Schritt zu tun – den Schritt ins Nichts. Du versuchst, dir vorzustellen, vor dir wäre noch Straße oder irgendein Weg. Du musst nur weiterlaufen, nur weiterlaufen, dann wird alles gut…

Du schließt die Augen. Ich ertrage dieses Leben nicht mehr, sagst du dir. Egal, wo ich hingehe, er wird mich finden. Und wenn ich abhaue, wird er mich töten wollen. Ich tue es lieber selbst, als mich von ihm niedermetzeln zu lassen. Ich tu es lieber selbst, ich tu es lieber selbst… Ich muss dem ein Ende setzen. Ich muss einen Schlussstrich ziehen. Jetzt. Jetzt. Jetzt…

»Du traust dich nicht, hm?«

Plötzlich fährst du so stark zusammen, dass du um ein Haar gestolpert und tatsächlich gefallen wärst. Aber du wirst gerettet – lange, starke Arme schließen sich um deine Schultern, ziehen dich zurück und du spürst einen warmen Oberkörper direkt an deinem Rücken. Du hast die Augen aufgerissen und starrst geradeaus, versuchst fieberhaft, darüber nachzudenken, ob er das sein kann oder nicht.

Aber er ist es nicht. Er wäre größer, kräftiger, und dennoch ist seine Stimme nicht so tief und rauchig wie die hinter dir.

»Ich hab dich, du fällst nicht. Und du springst auch nicht. Capisce?«

»V-Va bene«, hörst du dich stammeln, ohne irgendeine Form von Kontrolle darüber zu haben. Direkt darauf wirst du so sanft vom Abgrund weggezogen, dass es dir den Atem raubt.

Jemand hat dich gerettet.

Jemand ist hier bei dir – und hat dich gerettet.

Davor

Xanxus ist nicht gut gelaunt. Nein, wirklich gar nicht. Er ist sogar so schlecht gelaunt, dass er nun schon seit Minuten in dem großen Zimmer auf und ab geht, mit großen, energischen Schritten, und das ist selten für einen Kerl, der sich sonst eigentlich so wenig wie möglich bewegt.

»Hast du das gehört?«, fragt er schon wieder – sein Freund hat nicht mitgezählt, zum wievielten Mal er das nun wiederholt, aber es fühlt sich wie das tausendste an. Vielleicht ist es das zehnte oder so.

Squalo antwortet nicht mehr. Tatsächlich langweilt ihn Xanxus‘ Aufregung mittlerweile bereits so sehr, dass er sich irgendwann in den letzten Minuten eine Zeitung geschnappt hat und nun mit überkreuzten Beinen auf einem der Sessel sitzt und darin blättert. Leider musste er schon zu Beginn feststellen, dass nichts Interessantes darin steht. Aber jetzt kann er wenigstens so tun, als habe er etwas Wichtigeres zu tun, als auf Xanxus‘ Selbstgespräche zu antworten.

»Die schließen Wetten ab!«, poltert dieser wiederum. »Verfickte Wetten

Squalo blättert zum Politik-Teil um und wünscht sich, er könne immer und überall sofort einschlafen, so wie Xanxus. Das wäre jetzt praktisch.

»Als ob es nicht… Als ob es nicht klar wäre!« Xanxus tritt gegen einen Tisch, der daraufhin umkippt. Squalo schielt kurz über den Rand der Zeitung und studiert dann weiter das Gesicht des hässlichsten Politikers dieses Jahrhunderts. »Warum ziehen die sich so einen Scheiß überhaupt aus der Nase? Wie kommt man auf sowas?«

Einen kurzen Moment lang ist Squalo versucht, Xanxus einfach zu sagen, dass es ziemlich leicht ist, auf sowas zu kommen, aber dann nimmt Xanxus ihm die Sache ab.

»Ich sehe ja ein, dass wir uns ähnlich sind. Ich hätte ja auch eigentlich nichts dagegen, wenn er nicht… Gott, und dann sagen die noch, ich sollte mich geehrt fühlen, dass dieser beschissene Haufen Abschaum mich mit Vongola Secondo vergleicht. Geehrt! Ich wäre ja auch geehrt, hätte sich dieser Flachwichser nicht von diesem lachhaften Sackgesicht umlegen lassen! Wie können die auch nur in Erwägung ziehen, dass ich genauso verrecken werde? Von einem…« Offenbar ist es zu viel für Xanxus, diese Demütigung wirklich auszusprechen, deshalb bricht er mitten im Satz ab und tritt den auf der Seite liegenden Tisch entzwei.

Squalo hat einen Tippfehler gefunden.

»Einparungen in der Bildung«, liest er deshalb vor und grinst schmal. »Entweder fehlt da ein S oder ein A.«

Plötzlich ist es vollkommen still. Dass Squalo sich nach Minuten mal wieder zu Wort gemeldet hat, und dann auch noch mit etwas, was überhaupt nichts zur Sache beiträgt, hat Xanxus vollkommen aus dem Konzept gebracht. Er steht mitten im Raum und starrt seinen Freund an, und für einen Moment ist sogar die Wut komplett aus seinem Gesicht gewichen. Dann verdreht er die Augen, stapft auf Squalo zu und reißt ihm die Zeitung aus der Hand. »Du bist auch so ‘ne Einsparung in der Bildung«, brummt er ihm zu, dann wirft er die Zeitung von sich und in die Luft, zieht die Pistole aus seinem Gürtel und schießt so lang auf die fliegenden Papiere, bis sie kaum noch als solche zu erkennen sind und in kleinen Schnipseln zu Boden rieseln.

Squalo betrachtet das Spektakel kurz unbeeindruckt und dreht dann den Kopf zurück zu Xanxus. »Bist du jetzt fertig damit, dich aufzuregen, Lucky Luke mit Tollwut?«

»Liest du Comics?«, fragt Xanxus statt einer Antwort schroff.

»Hab ich bei dir unterm Bett gefunden«, meint Squalo und glaubt, dass das eine gelungene Konterattacke war, bis Xanxus eine Augenbraue hochzieht.

»Was suchst du unter meinem Bett?«

»Deinen Verstand?«, schlägt Squalo nach einem Moment der Überlegung vor. Er zuckt mit den Schultern und steht langsam auf. »Dein Niveau? Deine Eier?«

»Du suchst also unter meinem Bett nach meinen Eiern«, sagt Xanxus trocken und jeder andere, der den Ausdruck in seinen roten Augen gesehen hätte, hätte jetzt die Flucht ergriffen. Nur Squalo weiß, dass er sich langsam beruhigt und es ein gutes Zeichen ist, wenn er auf den Sarkasmus eingeht. »Hör auf damit.«

»Na schön«, sagt Squalo und schiebt die Hände – er hat mittlerweile wieder zwei – in die Hosentaschen. »Und was hast du jetzt vor, zu tun, um dich an den Trotteln zu rächen?«

Für ein paar Sekunden schweigt Xanxus, sieht Squalo nachdenklich an und lässt sich dann selbst auf den Sessel fallen, der gerade frei geworden ist. Er dreht die Schusswaffe, die er noch immer in den Händen hält, zwischen den Fingern, und betrachtet sie. »Ich leg ihn um«, sagt er.

»Häh?« Squalo ist nicht klar, wie dumm er jedes Mal wirkt, wenn er das tut. Denn natürlich hat er verstanden, was Xanxus gesagt hat. Er hat nur nicht verstanden, was er damit meinte. Das ist ein erheblicher Unterschied…

»Tomaso.«

Mit gerunzelter Stirn sieht Squalo auf ihn hinab. Es klingt gut, findet er. Aber auch gewagt.

»Wann?«

»Vor dem Coup.«

»Vor dem Coup?« Squalo hätte Xanxus jetzt am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, aber der gereizte Blick, den er gerade geschenkt bekommt, bringt ihn wieder von dieser Idee ab. Stattdessen sieht er ihn nur verständnislos an. »Voooi! Bist du irre? Wir haben nicht die Zeit dafür, noch loszuziehen und einen verdammten Mafiaboss umzubringen, kurz bevor wir eine Revolte anzetteln. Es ist nicht mehr lang bis dahin. Das kriegst du nie und nimmer rechtzeitig hin.«

»Willst du mich verarschen?«, faucht Xanxus aus dem Sessel nach oben und es ist ein Wunder, dass der Pistolenlauf nun nicht in Squalos Gesicht ist. »Tomaso ist ein Volltrottel. Den hab ich an einem Tag erledigt. Vielleicht an zweien. Ein Tag Planung, am nächsten Tag hingehen, ihn abknallen und zurückgehen. Das ist alles, mehr brauch ich für den Idioten nicht. Was soll mich daran so viel Zeit kosten?«

Squalo öffnet schon den Mund, um ihn darauf hinzuweisen, dass so ein Plan eben mehr als einen Tag in Anspruch nehmen könnte, als Xanxus in einem Ton weiterspricht, der ihm viel besser gefällt als die Rummotzerei vorher. Er klingt wieder so arrogant wie sonst. »Außerdem wäre es eine verdammt gelungene Übernahme, wenn du mich fragst. Die Vorstufe zum Thron. Erst gehe ich hin und lege den Boss einer verfeindeten Familie um… und dann gehe ich hin und lege den Boss unserer Familie um. Ich vernichte die Tomaso und übernehme die Vongola, innerhalb weniger Tage. Meinst du, dann wird mir noch irgendwer mit dieser Geschichte auf den Sack gehen? Dann werden die alle die Schnauze halten und sich ihre Wetten in den Arsch schieben.«

Als würde das seine Aussage unterstreichen, steckt Xanxus die Pistole weg und verschränkt selbstzufrieden die Arme vor der Brust. Squalo rümpft die Nase. »Ganz schön platt«, meint er.

Xanxus schließt die Augen und atmet genervt aus. Normale Leute wären jetzt tot. Aber Xanxus weiß jetzt schon, dass Squalo zu dumm zum Sterben ist und lässt es deshalb unversucht. »Was?«, fragt er nur.

Weil Squalo weiß, dass er Xanxus damit provoziert, zieht er die Schultern hoch und tut so, als müsse er noch überlegen, was genau er damit sagen wollte.

»Na ja«, beginnt er, um sicherzugehen, dass Xanxus auch wirklich am Rande der Weißglut steht. »Schau’s dir doch mal genau an. Du willst, dass die Leute aufhören, dich mit dem Zweiten zu vergleichen, wenn es um seinen Tod geht. Du willst, dass sie aufhören, darauf rumzureiten, dass Tomaso den Kerl umgebracht hat. Damit ist aber auch direkt verbunden, dass der Zweite auch Tomaso umgebracht hat. Das lassen die Trottel mit ihren Wetten zwar außen vor, aber dass sie sich gegenseitig getötet haben, kann ja keiner mehr abstreiten. Manche wetten ja auch nicht nur, dass er dich umbringt, sondern eben auch, dass du ihn umbringst. Und um es ihnen zu zeigen … gehst du einfach nur hin und bringst ihn wirklich um? Das klingt irgendwie lahm, find ich. Du solltest ihn umbringen, dagegen sag ich gar nichts. Aber irgendwie… Vooi, du solltest mehr tun. Sonst ist das nicht halb so pompös, wie es in deinen Ohren vielleicht klingt, Idiot.«

Die Tatsache, dass Xanxus absolut nicht kritikfähig ist und nun am liebsten aufgesprungen wäre, um Squalo zu Boden zu prügeln, sieht man seinem Gesicht nicht an. Squalo und er sind auf irgendeine höchst seltsame Art und Weise befreundet, und deshalb ist der Hosenscheißer der einzige, der die inoffizielle Erlaubnis hat, Xanxus darauf hinzuweisen, wenn er Mist baut. Ob Xanxus dann auf ihn hört, ist eine andere Sache, aber er lässt ihn zumindest ausreden und verzichtet gnädigerweise darauf, ihn danach umzubringen.

Auch, wenn es schwer ist.

Weil er Recht hat.

»Okay, ich falle nicht einfach nur bei ihm ein und knalle ihn ab«, sagt er langsam. »Das mach ich am Schluss. Kurz vor dem Coup, am besten. Und vorher…« Xanxus grinst. In dieser Zeit tut er das noch oft. »Vorher zerstöre ich sein Leben.«

»Voooi«, kommentiert Squalo mit einem mindestens doppelt so breiten Grinsen. »Klingt gut.«

Mit einem Ruck, der beängstigend schnell für seine Verhältnisse ist, steht Xanxus auf. »Wir finden alles über ihn raus«, sagt er geschäftig. »Das machen nur du und ich, Squalo, capisce? Du hältst die Schnauze bei den anderen. Wenn du für die Woche Arbeit hast, wälz sie auf den Rest ab. Lass Levi den kleinen Scheißer mitnehmen, der ist eh immer noch heiß drauf, alles und jeden zu töten, die kriegen das schon hin. Wir kümmern uns ab sofort darum, Tomasos Leben auswendig zu lernen – und dann stückweise zu zerfetzen.«

»Verstanden«, antwortet Squalo, auch wenn er es ein bisschen schade findet, dass er selbst seine Arbeit für diese Woche dann aufgeben muss. Aber hin und wieder kann er ja trotzdem noch losziehen und Leute umbringen. Immer dann, wenn Xanxus keine Lust mehr hat, sich mit diesem Abschaum auseinanderzusetzen. Vorerst hat er eben Vorrang, weil er der Boss ist. Manchmal fällt es Squalo schwer, zu seiner Entscheidung zu stehen.

Xanxus sieht mit verengten Augen die Tür an, wie immer, wenn er nachdenkt. Dann kehrt das Grinsen zurück . »Räum die Papierfetzen da weg, und dann komm mit«, befiehlt er, bevor er sich umdreht und in die Richtung von Tyrs ehemaligem Büro schlendert.

»Ich - … VOOOI! Vergiss es!« - Das Schlimme ist, dass Squalo für einen Moment tatsächlich versucht war, dem Idioten hinterher zu räumen.

Xanxus gluckst trocken und winkt ab, was bedeutet, dass er das sowieso nicht ernst gemeint hat. Immerhin etwas. Arschloch, denkt Squalo.

»Komm einfach mit, wir legen sofort los«, sagt er. »Wir arbeiten so effektiv wie möglich…«

Er wirft einen Blick über die Schulter, zu seinem Freund, und die Seltenheit des lebendigen Ausdrucks in seinem Gesicht verrät, dass er mit einem Mal tatsächlich Spaß an der Sache gefunden hat.

»…und fangen bei seiner Ische an.«
 

Und hier kommst du ins Spiel.

Xanxus

Deine eigenen Augen starren dir entgegen und du hast sie noch nie so hässlich gefunden wie in diesem Moment. Sie sehen müde und alt aus, wie von jemand anderem, nur nicht von dir. Unter dem rechten ist die Haut noch immer blasslila verfärbt, das macht es nur noch schlimmer. So siehst du doch nicht aus. Eigentlich. So hast du früher nie ausgesehen, so hast du nicht ausgesehen, als du noch du selbst warst.

Was ist nur passiert?

Du lässt das Handtuch zu Boden fallen und siehst an dir hinab, und jeder Blick frustriert dich, also quälst du dich langsam wieder in deine Klamotten. Überall sind diese Hämatome, überall sieht man seine Rückstände, und überall sind sie falsch. Alles an dir ist falsch, aber wenigstens ist alles um dich herum endlich mal wieder halbwegs richtig. So wirkt es zumindest.

»Du kannst von mir aus heiß duschen oder baden gehen, wenn du willst«, hat Xanxus gesagt, »aber wenn ich dich dann mit aufgeschlitzten Pulsadern finde, gibt’s Ärger.«

Du warst ein braves Mädchen und hast dir nichts angetan. Du willst nicht mehr sterben. Jetzt, wo du hier bist, ist dir klar, dass es eigentlich genau das hier war, was du in Wirklichkeit wolltest: dass dich jemand findet und dir hilft.

Fein säuberlich hängst du das Handtuch wieder auf, sorgst dafür, dass deine Haare wenigstens ein bisschen ordentlich aussehen und schleichst dich dann auf Zehenspitzen aus dem Bad. Du weißt nicht, warum du der Meinung bist, dass du dich so leise fortbewegen musst. Du willst hier einfach nicht laut sein, nicht viel Aufruhr machen und von so wenigen Leuten wie möglich bemerkt werden. Jemand hat dich gefunden, eine Person hat beschlossen, dir zu helfen, und das ist gut, das ist viel besser, als du jemals erwartet hast, aber das soll reichen. Die Aufmerksamkeit ist dir jetzt schon unangenehm, du zwingst dich dazu, sie zu ertragen, weil du weißt, dass es nötig ist. Weil du weißt, dass du diese Hilfe brauchst. Weil du raus willst und es allein nicht kannst.

Das Bad grenzt an Xanxus‘ Zimmer. Du schließt die Tür hinter dir und stellst fest, dass er auf dem Bett sitzt und dich beobachtet. Augenblicklich wirst du rot und weißt nicht, wieso.

»So«, sagt Xanxus leise, geduldig, »jetzt setzt du dich hierher und erzählst mir, was zur Hölle du da getrieben hast.«

Du senkst den Blick, schluckst den widerlichen Kloß in deinem Hals herunter und lässt dich steif neben Xanxus aufs Bett sinken. Bevor du überhaupt Luft holen kannst, unterbricht er dich schon. »Und erzähl mir keinen Scheiß. Dass du dich umbringen wolltest, ist mir schon klar. Ich will wissen, wie du auf den Blödsinn gekommen bist.«

»Das will ich auch wissen«, flüsterst du, und als dir gerade erst klar wird, dass das eben deine eigenen Worte waren, fragst du dich, was du damit sagen willst.

Xanxus scheint es klar zu sein. »Bist also noch nicht so weit«, sagt er nur trocken. Er lehnt sich ein Stück zurück, stützt die Handflächen auf seiner weichen Matratze auf und du drehst den Kopf etwas über die Schulter, um ihn vorsichtig weiter ansehen zu können. »Ich bin ehrlich zu dir, hab ich beschlossen. Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, mit wem du liiert bist. Verlobt, richtig?«

Du verziehst die Mundwinkel, dir wird schlecht, du nickst. Verlobt. Richtig.

»Na ja«, sagt Xanxus, legt den Kopf auf die Seite und überkreuzt seine Beine, betrachtet mit hochgezogenen Brauen seine Socken, als erteile er ihnen eine Lektion und nicht dir. »Wenn ich mit de Tomaso verlobt wäre, würd ich mich auch umbringen wollen.« Du siehst ihn überrascht an und er grinst zurück. Du hast ja keine Ahnung, wie selten dieses Phänomen bald sein wird.

Dass er Bescheid weiß über dich und deine Verlobung, wundert dich nicht. Du weißt ja auch, wer er ist. Jeder in dieser Gegend und vor allem in deiner Generation weiß, wer Xanxus ist. Und wer in Italien lebt und nicht weiß, wer die Vongola ist, der gehört für seine Dummheit bestraft. Die Vongola ist Italien. Die Vongola leitet Italien, die Vongola verwaltet Italien, die Vongola schmiert und bezahlt alles und jeden, der in Italien irgendetwas zu sagen hat. Italiens Politik wäre nichts ohne diese Familie. Die Vongola ist Italien. Und Timoteo ist die Vongola. Noch. Aber bald wird Xanxus die Vongola sein, der Junge mit den roten Augen, der Junge, den alle fürchten, weil er einen mit einem einzigen Blick lähmen kann. Der Junge, der bereits mit sechzehn die Varia übernommen hat, nachdem ein vierzehnjähriger Superbia Squalo den Schwertkaiser getötet hat. Ja, du weißt sehr gut, mit wem du es hier zu tun hast.

Irgendwo in dir drin fühlt es sich an wie der Weltuntergang. Aber wenn das der gottverfluchte Weltuntergang ist, denkst du, dann ist der gottverfluchte Weltuntergang ein gottverfluchter Segen.

»Er schlägt dich«, stellt Xanxus ruhig fest.

Du willst weinen, schaffst es aber nicht. Vielleicht ist das besser so, immerhin sitzt du auf Xanxus‘ Bett. Hier weint man nicht. Du nickst.

»Du bist mit ‘nem Kerl verlobt, der dich schlägt, und das einzige, was dir einfällt, ist, dich vom Pellegrino zu werfen?«

Aus dem Augenwinkel schielst du zu ihm, betrachtest für einen Moment sein abstehendes schwarzes Haar und diese seltsam geformten Augenbrauen, dann blickst du zurück zu euren Füßen und atmest zittrig aus. »Hast doch gemeint, du würdest dasselbe tun«, murmelst du dumpf.

»Seh ich aus, als hätt ich das ernst gemeint?«, antwortet Xanxus schroff und du schließt die Augen.

Wie ein Luftballon, aus dem langsam die Luft gelassen wird, schrumpft dein Mut wieder. Niemand wird dich verstehen, denkst du. Niemand weiß, wie das ist, und niemandem wirst du deine Gedanken mitteilen können, ohne wie eine Idiotin dazustehen, weil niemand da war, als alles angefangen hat. Alle werden dich nur für das dumme Mädchen halten, das zulässt, dass ihr Typ sie verprügelt, weil es zu dämlich ist, um abzuhauen. Xanxus‘ Leben muss das genaue Gegenteil von deinem sein, wieso sollte er kapieren können, was in dir vorgeht? Wieso sollte er dir helfen können?

Du hörst ihn hinter dir seufzen und dann setzt er sich wieder auf und ihr seid euch so nahe, dass du verkrampfst. Zaghaft öffnest du die Augen wieder, starrst weiterhin zu Boden, kannst aber aus dem Augenwinkel erkennen, dass er dich anblickt.

»Hör zu«, sagt er und du hörst zu. »Ich bin keine verfickte Mutter Theresa. Du und ich, wir wissen ganz gut, wer ich bin. Ich hab dich da nicht weggeholt, weil ich heute früh aufgestanden bin und Lust hatte, Leben zu retten. Ich hab dich da weggeholt, weil du Teil eines Ganzen bist, mit dem ich noch nicht ganz fertig bin, und deshalb hast du dich noch nicht aus diesem Ganzen zu verpissen. Ist mir egal, ob du das verstehst oder nicht, das sind die Fakten. Wenn du dich in ein paar Monaten immer noch umbringen willst, halt ich dich nicht mehr davon ab, dann geht mir das am Arsch vorbei, aber jetzt bleibst du schön am Leben.«

Er macht eine Pause, du reagierst nicht, nicht ein winziges Bisschen, er beobachtet dich, ihr sitzt still, dann spricht er weiter.

»Du kannst hier vorerst nicht bleiben. Du musst zu ihm zurückgehen, sonst bricht hier früher die Hölle los, als ich es gebrauchen kann. Ich muss dich also nachher rauswerfen und dann gehst du wieder und hältst ihm die andere Backe hin. Ich geh davon aus, dass du selbst schlau genug bist, ihm nichts hiervon zu erzählen.« Xanxus wendet seinen Blick von dir ab, und jetzt sitzt ihr beide auf einem Bett und starrt eure Füße an, wie zwei alte Partner, die irgendetwas falsch gemacht haben. »Der Unterschied zu vorher ist, dass du hierher zurückkommen kannst. Wann du willst. Ich bin nicht immer da und wir sind kein Hotel, wir können dich nicht bis an dein Lebensende von ihm fernhalten. Das ist nicht unsere Aufgabe, meine schon gar nicht. Aber ich hab dafür gesorgt, dass unsere Türen für dich offen stehen, es wird niemand fragen, wenn du jetzt öfter hier bist. Also bevor du dich wieder von irgendwelchen Klippen stürzt, wenn du es nicht mehr aushältst, komm hierher. Kapiert?«

»Kapiert«, sagst du nur und lächelst schwach, was nicht einmal die Hälfte von dem ist, was du eigentlich ausdrücken willst. In deinem Inneren hat es sich schon lang nicht mehr so warm angefühlt und es ist wohl einer der groteskesten Gedanken der Welt, dass du ausgerechnet einer Person wie Xanxus jetzt um den Hals fallen und ihn nicht mehr loslassen willst.

»Gut«, sagt Xanxus, als hättet ihr gerade irgendein Geschäft abgewickelt. Er hebt den Kopf und sieht zur Tür, und wie gut, dass du sein schmales Grinsen nicht siehst, denn es ist so schief, dass es dir nun Angst gemacht hätte. »In seinem Leben wird sich bald einiges verändern, weißt du. In deinem deshalb vielleicht auch. Aber vorrangig geht es darum, dass er zugrunde geht. Dürfte ja auch in deinem Interesse sein. Ich wollte dich nur vorgewarnt haben: Ab heute wird nichts mehr so wie vorher. Und jetzt hau ab, und wehe, ich finde dich noch einmal vor irgendeinem Abgrund.«
 

Du gehst. Vor deiner Dusche hast du noch einen warmen Tee bekommen, etwas essen wolltest du nicht und auch jetzt hast du noch keinen Hunger. Aber du fühlst dich gut. Zumindest halbwegs gut, und es ist das Maß an Gut, was man in deiner Verfassung eben erreichen kann. Das ist ein Anfang.

Den Weg vom Vongola-Anwesen zurück zu dem Ort, der dein Zuhause sein sollte und es schon lange nicht mehr ist, findest du problemlos. Das ist gut, denn du wirst ihn jetzt öfter gehen. Das weißt du jetzt schon und es ist nichts als die Wahrheit.

Xanxus war so, wie Xanxus eben ist. Ruppig und unhöflich und er hat Dinge ausgesprochen, die man eigentlich nicht gern hört. Für dich aber war jedes einzelne Wort wie ein sanftes Kompliment, wie ein Netz, das dich auffängt und behutsam zurück auf die Erde stellt, unversehrt, und vielleicht ein kleines Bisschen geheilt.

Ein Xanxus ist nicht nett. Ein Xanxus handelt nur für sein eigenes Wohl. Ein Xanxus schert sich nicht um das Leben anderer Leute. Aber ein Xanxus lügt auch nicht. Ein Xanxus ist immer ehrlich.

Und es ist genau das, was dir das Gefühl gibt, dass er Recht hatte, dass ab jetzt alles anders wird, dass du eine Grenze überschritten hast, hinter der nur noch Aufschwung und Aufschwung und Aufschwung kommt.

Es ist so unglaublich lang her, dass jemand ehrlich zu dir war. Und es waren zwar nicht unbedingt nette oder erfreuliche Dinge, die Xanxus zu dir gesagt hat, aber es waren wahre Dinge, es waren Tatsachen, die du nicht anzweifeln musst, weil sie stimmen. Du kannst ihm glauben, weil er nicht lügt.

Du kannst dich auf ihn verlassen.

Es klingt merkwürdig, weil er nicht der Typ Mensch ist, auf den man sich eigentlich verlässt, aber in deiner Welt voller Lügner und Heuchler ist er der einzige, der ausspricht, was stimmt.

Der einzige, auf den du dich verlassen kannst.

Fabio

Kennen gelernt habt ihr euch, als du zwölf warst und er sechzehn. Deine Familie hatte schon seit Generationen im Herrschaftsgebiet der de Tomaso-Famiglia gelebt und dein Vater hatte es damals endlich geschafft, sich weit genug hochzuarbeiten, um mit seiner Familie hin und wieder bei diesem bedeutenden Mafiaboss eingeladen zu werden.

Du sahst zu ihm auf, weil er schon ein Teenager war, weil er groß war und Bartwuchs hatte und eine tiefere Stimme, und generell viel interessanter war als Jungs in deinem Alter. Die waren unreif, du nicht. Und als du dich irgendwann trautest, bei einem der vielen Abendessen mit euren Eltern einfach ein Gespräch mit ihm anzufangen, entwickelte sich eigentlich etwas völlig Normales.

Ihr habt euch angefreundet. Er hat dir die große Welt der Mafia Mädchen-gerecht gezeigt. Du hast ihn mit deinem Leichtsinn erheitert, wenn er schlecht drauf war.

Fabio de Tomaso wurde einer der wichtigsten Menschen in deinem Leben.

Er war bei dir, wenn du Teenager-bedingte Probleme mit deinen Eltern hattest, und du hieltest ihm die Stange, wenn er sich in der Mafiawelt behaupten musste. Er war jung und wurde unterschätzt. Das wusstest auch du. Aber er war der alleinige Boss-Anwärter der siebten Generation, er musste gut sein.

Ihr wurdet beste Freunde, ihr wurdet älter, du pubertiertest, du wurdest weiblicher und er männlicher, und dann warst du verknallt. Und er auch. Der Altersunterschied war dir völlig egal, du fandest dich reif genug, und er dich ja offenbar auch. So warst du dreizehn, als du deine erste Beziehung eingingst.

Und sie erfüllte all deine Erwartungen, sie übertraf sie sogar noch. Fabio sollte das Beste sein, was dir je hatte passieren können, er trug dich auf Händen und bescherte dir den Himmel auf Erden.

Er war neunzehn, du warst fünfzehn, als er dir den Antrag machte. Ihr hättet noch Zeit, sagte er, die Hochzeit könne noch jahrelang warten, doch er wolle bereits ein Zeichen setzen. Eines für die Ewigkeit. Eines, das der ganzen Welt beweisen sollte, dass ihr unzertrennlich wart.

Deine Eltern waren zuerst skeptisch, ließen sich aber schnell davon überzeugen. Fabio de Tomaso war immerhin eine gute Partie, und ihr wart ja schon zwei Jahre lang ohne jegliche Komplikationen zusammen gewesen. Dass ihr die Vernunft besaßt, frühestens dann heiraten zu wollen, wenn du auch volljährig warst, beruhigte sie.

Du zogst zu ihm. Du warst verlobt. Du warst glücklich.

Es geschah schleichend.

Rückblickend denkst du, dass ihm die Macht zu Kopfe gestiegen ist. Das, gepaart mit einer langsamen, lähmenden Depression. Irgendetwas in der Richtung muss es sein. Er musste immer mehr arbeiten, weil er dem Datum immer näher kam, an dem er die Familie übernehmen würde. Er musste sich behaupten, er bekam nach und nach alles in die Hände gelegt, was ein Mafiaboss brauchte, die Leute begannen, zu ihm aufzusehen, die Mitarbeiter der Famiglia begannen, ihm zu gehorchen. Er schlug sich gut, er hatte durchaus Bossqualitäten, doch die Arbeit laugte ihn aus. Es war zu viel, und vor allem machte es ihn müde – statt glücklich.

Und du warst da für ihn, du hieltest all seine Launen aus, weil du wolltest, dass es ihm irgendwann wieder besser ging. Du versuchtest alles, was in deiner Macht stand, damit es ihm gut ging, wenn er Feierabend hatte und ihr euch endlich sehen konntet. Du ließest die Schule schleifen, obwohl es ein wichtiges Jahr war, weil du deine ganze Freizeit damit verbrachtest, Möglichkeiten zu suchen, ihm zu helfen.

Manchmal klappte es. Es gab immer wieder Momente, in denen sich seine Miene aufhellte, in denen er sich öffnete und wieder so wurde wie der Fabio, in den du dich verliebt hattest. Dann bedankte er sich für deine Geduld, versprach, dass es bald besser werden würde und er aus diesem Tief schon wieder herauskam. Und du glaubtest ihm das, weil du ihn noch immer liebtest und nicht damit aufhören wolltest.

Doch diese Momente wurden weniger und weniger. Er hörte auf, zu lächeln. Er hörte auf, sich für deine Mühen zu bedanken. Er hörte auf, von Besserung zu sprechen. Er hörte auf, von überhaupt irgendetwas zu sprechen.

Wenn du wieder einmal krampfhaft versuchtest, ihn aufzuheitern, schnauzte er dich an, weil du ihm auf die Nerven gingst. Du sagtest, dass es dir leid tat, und zogst dich zurück, und später schimpfte er, weil du nicht bei ihm gewesen warst.

Und irgendwann trautest du dich, genug zu haben. Irgendwann dachtest du dir, dass er vielleicht einen Arschtritt brauchte, wenn all das Nette nicht funktionierte. Du sagtest ihm, dass er seine Versprechen endlich wahrmachen solle, weil du müde wurdest, weil du nicht immer für ihn da sein konntest, und weil es wehtat, wenn er dich beleidigte, obwohl du nur helfen wolltest. Du sagtest ihm, dass er etwas tun sollte. Du sagtest ihm, dass du sonst nicht sicher warst, ob du das noch lang aushieltest.

Exakt auf diese Worte folgte das erste Mal, dass er dich schlug. Es begann mit einer Ohrfeige, sie tat weh, du warst erschrocken, er entschuldigte sich. Du schliefst im Gästezimmer und er war weg, als du aufwachtest.

Eine Woche lang war es still um euch. Du glaubtest, dass er reumütig war, und wolltest ihm verzeihen. Mit Fabio ging es weiterhin steil bergab, also versuchtest du, viel mit ihm zu reden, ihn zu beschäftigen und irgendwie bei Laune zu halten – und merktest zu spät, dass deine Fürsorge ihn einmal mehr reizte.

Es war ein Donnerstagabend, an dem er ungewöhnlich spät von der Arbeit kam, schon schimpfte, während er Jacke und Schuhe auszog, und du spüren konntest, dass er einen weiteren Tiefpunkt erreicht hatte. Also eiltest du zu ihm und wolltest mit ihm sprechen. Wolltest alles über seinen Tag aus ihm herausquetschen, damit du wusstest, was schiefgelaufen war, und ihr vielleicht darüber reden konntet. Als das nicht fruchtete, gingst du mit ihm das späte Fernsehprogramm durch, damit er sich wenigstens damit beschäftigte, aber ihm gefiel nichts. Du fragtest, ob er ins Bett gehen wolle, doch er wollte nicht. Du fragtest, was er stattdessen tun wolle, doch er wusste nichts.

Es war lediglich ein »Gott, du bist schwierig«, was dir herausrutschte.

Er brach dir die Nase.

Während Fabio sich nicht rührte, eiltest du zu eurem Arzt, der für die ganze Famiglia zuständig und deshalb glücklicherweise immer in der Nähe war. Du hattest nicht einmal den Nerv, dir irgendeine Lüge auszudenken, und sagtest ihm einfach, dass Fabio dich geschlagen hatte. Gleich darauf wünschtest du dir, du hättest dir irgendetwas anderes überlegt. Der Gleichmut des Arztes war fast unerträglich.

Du gingst einen Tag lang nicht in die Schule, saßest stattdessen allein im großen Anwesen und weintest stundenlang. Einige Male hieltest du eine von Fabios vielen Schusswaffen in der Hand, du wusstest ganz gut, wie man die bediente, und wohin man am besten zielte, wenn man sterben wollte. Aber der Gedanke, dass er dein Verlobter war und dich brauchte, um irgendwann wieder aus diesem Loch zu kriechen, hielt dich vom Selbstmord ab.

Als du am nächsten Tag wieder in die Schule gingst, erzähltest du lachend von einem dummen Zusammenprall mit dem Türrahmen, während du mit der Katze gespielt hättest, und versuchtest, den Schmerz in dir zu ignorieren, der sich anfühlte, als seist du mit diesen Worten zerbrochen. Du hattest nicht einmal eine Katze.

Fabio sprach wenig mit dir. Deine dicke, blaue Nase ignorierte er völlig, und wenn ihr euch doch kurz unterhieltet, klang er arrogant und schien es darauf anzulegen, deutlich zu machen, dass er sich für nichts entschuldigen musste.

Ein paar Tage später wagtest du ein weiteres Mal, ihm deine Hilfe anzubieten. Wieder schienst du ihn damit zu nerven. Wieder schlug er zu. Diesmal nicht in dein Gesicht, nein, das war der Tag, an dem er anfing, mehr dorthin zu zielen, wo es nicht jeder sehen konnte. Blaue Augen oder eine blutige Nase fingst du dir nur noch ein, wenn es wirklich schlimm war.

Du hörtest auf, ihm helfen zu wollen, aber das nutzte nichts. Du musstest nur noch den Mund öffnen, um dich zu seiner Zielscheibe zu machen. Und selbst, als du begannst, fast nur noch zu schweigen, ging er immer wieder aus heiterem Himmel auf dich los.

Wenn ihr nebeneinander im Bett lagt und du dein Bestes gabst, so zu weinen, dass er es nicht bemerkte, sagte er manchmal, dass du ihn nicht verlassen durftest. Manchmal schaffte er sogar ein Ich liebe dich. Aber meistens war es nur das.

Du darfst mich nicht verlassen.

Und trotz des Schmerzes, trotz der Verzweiflung und der schwachen Wut, sahst du doch immer wieder, dass es ihm ein wenig besser zu gehen schien, wenn er mit dir fertig war. Du sahst, dass er Stress hatte und den eben abbauen musste. Du sahst, dass er dich brauchte. Und dass er dich liebte.

Und dass er dich nicht gehen lassen würde.

Also bliebst du.

Squalo

Er sitzt rittlings auf einem Stuhl, hat das Kinn auf die Unterarme und die Unterarme auf die Rückenlehne gestützt, und beobachtet dich, während die Ärztin dein Handgelenk schient.

»Beweg die Hand einfach nicht zu viel«, sagt sie freundlich und du nickst. Du kennst das Ganze schon; es ist dir nur noch nie so nett gesagt worden. »Schone dich in den nächsten drei, vier Wochen, und versuch, dich zu entspannen. Schaffst du das?«

»Klar«, sagst du und lächelst ihr zu. Sie lächelt zurück, steht auf und verlässt den Raum.

Du siehst ihr nach, dann fällt dein Blick wieder auf Squalo, der dich unentwegt ansieht. Um seine Lippen spielt ein flüchtiges Grinsen. »Kannst wirklich prima lügen«, sagt er.

»Danke«, antwortest du trocken.

»Vooi! Sobald du nach Hause kommst, wirst du’s nicht mehr schaffen, das Ding zu schonen, das ist dir klar, oder?«

»Du meinst, ich sollte sie mir gleich selbst abhacken?«

»Sehr witzig.«

»Ich weiß. Xanxus hat mir erzählt, was du da angestellt hast. Hast du Borderline oder sowas?«

»Voooi. Nicht so schlimmes wie du, schätze ich.«

»Touché.«

»Was?«

»Touché. Das kommt aus dem Französischen und… Ach, vergiss es.«

»Du versuchst, das Gesprächsthema von dir abzulenken.«

»Ja. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt wirklich ungern über meinen Verlobten sprechen, oder über die Hand, die er mir fast gebrochen hat.«

Zu deinem Missfallen grinst Squalo und zuckt mit den Schultern. »Dann sprechen wir eben über dich persönlich.«

»Das gefällt mir auch nicht viel besser…«, sagst du mit gerümpfter Nase, verstehst aber im selben Moment, dass Squalo sich von sowas nicht abbringen lässt.

»Wieso sagst du’s nicht einfach deinen Eltern? Die würden ja wohl was unternehmen, oder?«

Seufzend wendest du den Blick ab. Wenn Xanxus hier ist, stellt er nie solche Fragen. Er ist einfach nur da und sorgt dafür, dass seine Leute dich mit warmen Getränken und gutem Essen versorgen und du nicht aus dem nächstbesten Fenster springst. Er fragt nie nach. Er redet generell wenig, aber das stört dich nicht. Squalo ist anders. Squalo ist immer dann da, wenn Xanxus nicht da ist, scheinbar hat Xanxus das so angeordnet, und Squalo redet viel und laut. Du findest das amüsant – solang, bis es um deine Person geht. Und soweit kommt es früher oder später immer.

»Ich weiß nicht«, sagst du dumpf und betrachtest die Schiene an deinem Unterarm. Das war eine Lüge, und das weißt du auch. Es gibt einen Grund, weshalb du es deinen Eltern nicht sagst. Du hast selbst eine Weile gebraucht, bis es dir klar geworden ist, aber jetzt ist es offensichtlich. Und obwohl du selbst es dämlich findest, kannst du es nicht ändern.

Als du den Blick hebst und Squalos Augen kurz streifst, bevor du wieder zur Seite blickst, beschließt du, doch die Wahrheit zu sagen. »Zu stolz«, erklärst du hörbar widerwillig. »Ich musste diese Verlobung vor ihnen rechtfertigen. Ich… Es war ein Fehler. Sie wussten das – ich nicht.«

Vorsichtig blickst du wieder auf, und zu deiner Überraschung grinst Squalo. »Voooi!«, sagt er. »Verstehe.«

»Was… Wirklich?«

»Superbia ist nicht mein richtiger Name, weißt du. Es gibt einen Grund, weshalb sie mich so nennen. Vooi! Wenn ich die Wahl hätte zwischen Selbstmord und Zugeben, dass ich Scheiße gebaut hab, na ja…« Er zuckt die Achseln. Über dein Gesicht huscht ein geschlagenes Lächeln. Wahrscheinlich kann er nicht besonders viel von deiner Geschichte nachvollziehen. Das soll er auch gar nicht. Aber wenigstens dein sinnloser, selbstzerstörerischer Stolz stößt hier nicht auf Ablehnung. Nicht bei diesem Kerl.

»Obwohl ich mir eigentlich eher den Arsch aufreißen würde, um diesen Fehler wieder auszubügeln, anstatt mich vom Pellegrino zu werfen.«

Resigniert nickst du und lässt dich auf den Rücken fallen. »Ich weiß, dass du das so handhaben würdest, Squalo«, sagst du mild. »Aber ich hab dazu nicht die Kraft.«

»Voooi! Schöne Ausrede«, kommentiert er.

Daraufhin bekommst du buchstäblich Magenkrämpfe. Xanxus und Squalo haben beide ihre eigene Art, schmerzhaft ehrlich zu sein.

Du beschließt, nicht darauf zu antworten und blickst stattdessen still die Zimmerdecke über dir an. Es ist jetzt gut drei Wochen her, dass Xanxus dich aufgegabelt hat, und du hast dieses Gästezimmer schon lieber gewonnen als dein eigenes Zuhause. Und du bist öfter hier, als du zu Anfang gedacht hast. Manchmal sind es nur ein paar Stunden am Nach- oder Vormittag, wenn Fabio nicht da ist. Zweimal hast du schon hier übernachtet, weil du dich nicht getraut hast, zu ihm ins Bett zu gehen. Und sechsmal bist du aus eben diesem Bett abgehauen und mitten in der Nacht hierhergekommen.

Diesmal ist es mal wieder ein Nachmittag. Er kam früher nach Hause, du hast ihn begrüßt, er war genervt. Du hast versucht, nicht mit ihm zu reden, das hat ihn noch mehr genervt. Er hat dir den Arm verdreht und war drauf und dran, noch mehr zu tun, als du es einfach gewagt hast, dich wegzuducken und zur Haustür zu sprinten.

Er griff noch nach dir, doch bis er ebenfalls an der Tür angekommen war, liefst du schon durch den Garten und er war scheinbar nicht motiviert, dir zu folgen. Fabio rief dir irgendwas hinterher, was du nicht verstandest, und dann ranntest du vom Grundstück.

Du hast beschlossen, wieder hier zu übernachten. Du bist dir sicher, dass er keine Ahnung hat, wo du bist, Xanxus und Squalo bestätigen diesen Verdacht für gewöhnlich, und du willst deinem schmerzenden Arm wenigstens ein paar Stunden Ruhe geben, bevor du wieder zurückgehst.

Vor einem Monat noch wolltest du Fabio nicht verlassen müssen, weil du glaubtest, dass er dich braucht und du ihm helfen musst. Vor drei Wochen dann warst du überzeugt davon, dass es keine Hilfe mehr geben wird, nicht für ihn und nicht für dich, und wolltest deshalb nicht nur Fabio, sondern gleich die ganze Welt verlassen. Und nun? Nun würdest du am liebsten deine Sachen packen, Fabio den Laufpass geben und dein restliches Leben – oder wenigstens die nächste Zeit – in diesem Gästezimmer verbringen.

Du akzeptierst es, wenn Xanxus dir sagt, dass das nicht geht. Du akzeptierst sogar, wenn er dir sagt, dass du noch ein paar Wochen bei deinem Verlobten aushalten sollst, weil danach »etwas Besseres« folgen wird. In dieser Hinsicht vertraust du Xanxus, vielleicht aus Instinkt, vielleicht auch nur aus Dankbarkeit.

Aber du willst endlich wissen, was dieses bessere Etwas ist, worauf du wartest. Du willst endlich wissen, wieso du noch nicht gehen darfst.

»Xanxus hat gesagt, dass ich Teil eines großen Ganzen bin«, beginnst du langsam und blickst noch immer an die Decke. »Kannst du mir sagen, was für ein großes Ganzes das werden soll?«

»Nein«, antwortet Squalo sofort. »Wenn er noch nicht damit rausrücken will, tu ich das auch nicht.«

Du verziehst das Gesicht, dann schmunzelst du und schielst zu ihm. »Euch zwei kann man nicht gegeneinander ausspielen, hm?«

Squalo grinst. »Voooi! Allein für den Versuch gehörst du eigentlich bestraft.« Er zuckt die Achseln. »Nein, kann man nicht. Ich werd dich darüber nicht anlügen, ist mir zu anstrengend, aber ich werd dir auch nichts verraten, was noch nicht verraten werden soll. Find dich damit ab.«

Mit einem Seufzen wendest du den Blick wieder der Decke zu und neigst den Kopf etwas auf die Seite. Du hast so viele Theorien, was es sein könnte, aber keine ist wirklich ausgearbeitet, weil du nicht einmal den Hauch einer Vorstellung hast, was in aller Welt Xanxus und Squalo planen könnten, was ausgerechnet mit Fabio zusammenhängt. Manchmal glaubst du, dass es wohl eine Ehre ist, darin eine Rolle zu spielen, aber meistens findest du den Gedanken eher beengend.

»Und wenn ich einfach auf gut Glück ein paar Fragen stelle?«, schlägst du vor. »Und du antwortest weiterhin ehrlich oder hältst von mir aus einfach die Klappe, wenn es nicht geht?«

»Vooi, du bist echt ‘ne hartnäckige Nervensäge.« Aus dem Augenwinkel kannst du sehen, wie Squalo die Achseln zuckt. »Von mir aus.«

Du überlegst einen Moment. »Wird es mir gefallen?«, fragst du.

Squalo gluckst und braucht nicht lang zum Antworten. »Wahrscheinlich nicht.«

Hast du dir fast schon gedacht. Immerhin sind Xanxus und Squalo daran beteiligt und das bedeutet, es ist entweder Vongola-Sache, oder Varia-Sache, oder eben Sache von zwei sehr mordlustigen Jugendlichen.

»Wieso nicht?«, fragst du.

Diesmal antwortet er nicht sofort, und du schielst zu ihm, um zu beobachten, wie er den Kopf neigt. »Es werden ein paar Menschen sterben«, sagt er vage.

Augenblicklich wird dir unwohl, sehr unwohl, aber du glaubst, es dir nicht anmerken zu lassen. »Ich auch?«, hörst du dich fragen, deine Stimme klingt plötzlich dumpf und entfernt.

Plötzlich grinst Squalo. Du weißt nicht, ob du das gut oder schlecht finden sollst, hast aber auch keine Zeit, dich zu entscheiden, denn er antwortet wieder schneller. »Nicht, wenn der Plan funktioniert.«

Du beißt die Zähne zusammen. Die Frage, ob Fabio sterben wird, brennt auf deiner Zunge, doch du sprichst sie nicht aus. Du willst es nicht wissen. Du willst es nicht wissen, du willst nicht wissen, wie du auf ein Ja reagieren würdest, und noch weniger willst du wissen, wie du auf ein Nein reagieren würdest. Du weißt, dass es dich quälen wird, dich selbst im Unklaren zu lassen, aber du bist dir sicher, dass es dich noch mehr quälen würde, würdest du dir erlauben, die Wahrheit zu erfahren.

Vielleicht würde Squalo es dir ja auch gar nicht verraten.

Du atmest lang aus, und dann schweigst du. Und Squalo auch. Einige Minuten lang seid ihr beide einfach nur da, blickt irgendeinen Punkt im Raum an und denkt beide über denselben Plan nach.

Und irgendwann platzt Squalo einfach so mit einer trivialen Anekdote über Xanxus heraus. Und damit ist die Barriere zwischen euch, die wegen deiner Fragerei entstanden ist, einfach wieder gebrochen. Er sitzt auf dem Stuhl und du liegst auf dem Bett, und ihr redet, bis es dunkel wird, erst über Xanxus, dann über Timoteo, dann über Schnurrbärte, dann über Essen, und dann über Actionfilme.

Irgendwann geht er, und du wünschst ihm eine gute Nacht. Er sagt »Ja, ja.« und winkt ab und du musst lachen.

Dann liegst du in dem großen, weichen, bequemen Gästebett und hast, wie immer, Probleme mit dem Einschlafen, aber diesmal ist es nicht so schlimm, weil du feststellst, dass du Squalo magst, und dass das gut ist.

Fahrtwind

Es ist Sonntagnachmittag. Fabio hat heute den ganzen Tag über nicht gearbeitet, was bedeutet, dass du anstrengende Stunden hinter dir hast. Am Morgen bist du so lang wie möglich im Bett liegen geblieben, sogar länger als er selbst, aber irgendwann hast du das Nichtstun nicht mehr ausgehalten und bist aufgestanden. Davon abgesehen hattest du Hunger.

Fabio hatte schon gegessen. Du hast dir allein in der Küche einen Toast geschmiert und warst danach satt. Still hast du dich zurück ins Schlafzimmer verzogen, um dort zu lesen, bist aber nur wenige Seiten weitergekommen, bis Fabio im Türrahmen stand.

Er hat gefragt, ob ihr nicht etwas zusammen machen wollt. Du warst überrascht, dann misstrauisch, dann hast du so getan, als würdest du dich darüber freuen. Als du genauer nachgefragt hast, wusste er selbst nicht, was ihr denn zusammen machen wollt, und am Ende habt ihr euch einfach zu zweit vor den Fernseher gesetzt.

Zwanzig Minuten lang ging es gut, dann fing er an, zu lamentieren, ihm sei langweilig. Erst sagtest du nichts, immerhin hatte er mit dem Fernseher eigentlich etwas zu tun, aber dann begann er einmal mehr, sich aufzuregen. Um Schlimmeres zu verhindern gabst du dein Bestes, ihm alle möglichen Beschäftigungen aufzuzählen, aber wie üblich konnte ihn keine davon begeistern.

Und dann, mitten in der Diskussion, vibrierte das Handy in deiner Hosentasche.

Dein Herz setzte einen Schlag aus. Du hattest auf einmal alle Hände voll damit zu tun, dir nichts anmerken zu lassen und einfach weiterzusprechen, ohne knallrot zu werden.

Eine SMS. Es hatte nur einmal vibriert, also war es eine SMS. Fabio schien es nicht bemerkt zu haben, das war gut. Denn es gibt niemanden, der dir eine SMS schreiben würde. Deine Eltern rufen an und Freunde hast du dank Fabio nicht mehr. Es gibt niemanden, auf dessen SMS du warten könntest – außer einen.

Fabio nannte dich ein nutzloses Weib, bevor er sich schnaubend aus dem Wohnzimmer verzog. Wenige Sekunden später hörtest du sein Handy klingeln, er antwortete dem Anrufer einsilbig und dann konntest du dabei zusehen, wie er seine Waffe und Munition einsteckte und ohne ein weiteres Wort aus dem Haus verschwand.

Und hier sitzt du nun. Müde von einem Sonntagnachmittag, an dem du nichts gemacht hast, außer vergeblich zu versuchen, Stress zu umgehen. Im Hintergrund läuft noch immer sinnlos der Fernseher und du denkst bitter, dass du wohl froh sein kannst, nirgends zu bluten, als dir wieder einfällt, dass ja eine SMS auf dich wartet.

Während dein Herz vorher ausgesetzt hat, schlägt es nun mit beeindruckender Geschwindigkeit weiter. Xanxus ist der einzige, der dir SMS schreibt. Sie kann nur von ihm sein, und egal, was er schreibt, es wird dich freuen, dessen bist du dir sicher.

Es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, wenn sich dein Optimismus endlich einmal bestätigt.

»Ich warte an eurem Gartentor auf dich.«, steht auf dem Display.

Das Blut pulsiert in deinen Ohren. Du springst auf, stopfst das Handy zurück in deine Hosentasche, schaltest im Vorbeigehen den Fernseher aus und stellst wohl einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord im Schuhebinden auf. Du verlässt das Anwesen durch die Hintertür und betrittst den gigantischen Garten – und kannst es schon hören.

Ein lautes, tiefes Geräusch, das du im ersten Moment als Knattern abstempelst, weil es nach einem Motor klingt. Doch als du genauer hinhörst, bezeichnest du es lieber als Schnurren. Neugierig durchquerst du den gepflegten Garten, und als du durch das riesige, schwarze Gartentor auf den Bürgersteig trittst, empfängt dich der wohl attraktivste Anblick, den du jemals gesehen hast.

Am Straßenrand steht eine mattschwarze Harley Davidson. Ihr Motor ist an und schnurrt vor sich hin. Auf dem schwarzen Ledersitz sitzt, die Füße in abgewetzten Stiefeln auf den Boden gestellt, Xanxus. Er trägt ein lockeres, schwarzes Hemd, diesmal ohne Krawatte, und hält einen Helm in seinen Händen, den er dir mit einem schmalen Grinsen zuwirft. Du bist selbst ein bisschen überrascht, dass du ihn fangen kannst, obwohl es dir noch schwer fällt, klare Gedanken zu fassen.

»Oh Gott«, hörst du dich sagen.

Xanxus gluckst. »Spring auf«, sagt er. »Wir fahren eine Runde.«

Du rührst dich keinen Zentimeter; dein Mund steht offen, in den Händen hältst du noch immer den Helm, unfähig, ihn aufzusetzen, oder auch nur den Blick abzuwenden von diesem hochgewachsenen jungen Mann, der zurückgelehnt auf einem Motorrad sitzt und dich angrinst.

»Darfst du sowas überhaupt fahren…?«, hörst du dich langsam fragen, obwohl du dich im selben Moment daran erinnerst, dass er dich vor Wochen auch ganz souverän mit dem Auto vom Monte Pellegrino weggefahren hat.

Xanxus zuckt mit den Schultern. »Theoretisch nicht«, sagt er. »Aber praktisch bin ich angehender Vongola-Boss und darf somit alles.«

Das ist natürlich ein Argument, und langsam – ganz langsam – gewinnst du deine Fassung zurück und näherst dich mit vorsichtigen Schritten der großen, lauten Maschine. »Und… Und wo fahren wir hin?«

»Mal sehen«, sagt Xanxus und beobachtet dich. Das Grinsen ist deutlich blasser geworden und du versuchst, dir Schuldgefühle einzureden, weil du ihn so viel attraktiver findest als deinen Verlobten, hast damit aber überhaupt keinen Erfolg. »Ich wäre mit dir einfach ein paar Landstraßen entlang gebrettert. Wenn du irgendetwas siehst, kannst du mir von mir aus Bescheid geben und wir halten dort an, für eine Weile. Und dann fahren wir weiter. Irgendwohin.«

Eine Spritztour. Einfach so. Mit Xanxus. Auf einer schwarzen Harley.

Du zögerst für zwei oder drei Sekunden. Fabio ist nicht da, und davon abgesehen ist Fabio zu einem Arschloch geworden, Fabio schlägt dich und Xanxus steht Sonntagnachmittags mit einem Motorrad vor deinem Gartentor. Ist doch klar, wem du folgst.

Ist doch klar.

»Warum…?«, fragst du trotzdem.

Für dich ist klar, was du nun tust und warum du es tust. Wieso Xanxus dir aber überhaupt die Möglichkeit dazu gibt, ist dir schleierhaft.

Er legt den Kopf schief und der Gedanke, dass er fürchterlich anziehend ist, will dich nicht mehr verlassen.

»Willst du nun den ganzen Abend Fragen stellen, oder willst du lieber mitfahren?«

Du musst glucksen, und mit einem Lächeln schweigst du einfach, kletterst etwas umständlich auf den kleineren, zweiten Sitz hinter Xanxus und zwängst den Helm über deinen Kopf. Xanxus greift den eigenen Helm vom Lenker des Motorrads und zieht ihn sich ebenfalls über, bevor er sich nochmal zu dir dreht.

»Halt dich am besten an meinem Gürtel fest«, sagt er – und dann treffen sich eure Augen und er senkt die Stimme. »Und lass das Visier offen. Du wirst bald wissen, wieso.«

Also nickst du klamm, lässt die Finger von deinem Helmvisier und schließt sie stattdessen so fest wie möglich um Xanxus‘ Gürtel. Er dreht sich wieder nach vorn, legt die großen Hände an den großen Lenker, und du drückst nervös deine Schuhsohlen auf die kleinen Fußrasten unter dir.

Mit einem Krachen wird der erste Gang eingelegt, der Motor schnurrt noch lauter, du hältst dich fest, er fährt los. Er beschleunigt schnell, du spürst einen kurzen, sanften Ruck, jedes Mal, wenn er einen Gang höher schaltet, ihr verlasst die Straße eures Anwesens rasant, Bäume und Alleen fliegen an dir vorbei, er nimmt eine völlig leere Auffahrt, Landluft schlägt dir entgegen, und plötzlich weißt du, wovon er gesprochen hat.

Du schließt die Augen. Ganz leicht legst du den Kopf zurück, um deine Lippen spielt ein schmales, kaum merkliches Lächeln. Der Fahrtwind reißt an deinen Klamotten, lässt deine Finger erkalten und deine Ohren nur noch stetes Flattern wahrnehmen, er peitscht dir ins Gesicht und macht es schwer, einfach weiterzuatmen, und doch…

Und doch ist es das Schönste, was du nach einer langen Zeit gespürt hast.

Der Fahrtwind rüttelt dich wach, aus einer langen Starre, aus einem ungesunden Schlaf, einem Koma. Plötzlich kannst du dir nicht erklären, was du in letzter Zeit alles getan hast. Plötzlich kannst du dir nicht erklären, wieso du sterben wolltest.

Der Fahrtwind lässt dich spüren, wie lebendig du tatsächlich noch bist. Und er lässt dich spüren, was für ein unglaublich schönes Gefühl das ist.

Du sagst Xanxus nicht ein einziges Mal, dass er anhalten soll. Ihr sprecht überhaupt nicht, aber das wäre über den lauten Motor hinweg ohnehin schwer gewesen.

Er fährt mit dir durch Ortschaften, die um diese Zeit nur noch halb am Leben sind, über völlig ausgestorbene Landstraßen, zwischendurch holpert ihr sogar kurz über einen Feldweg, er nimmt scheinbar gänzlich willkürliche Abzweigungen kreuz und quer, ihr kommt durch Orte, die du überhaupt nicht kennst, während am Horizont, der euch immer näherkommt und doch immer in der Ferne bleibt, langsam die Sonne untergeht. Und du willst nicht, dass ihr jemals wieder anhaltet.

Deine Finger sind kalt, deine Augen trocken, deine Beine werden langsam taub, aber das ist dir unglaublich egal. Du bekommst nicht genug von diesem Gefühl der Freiheit, diesem Gefühl, dass du gehen kannst, wohin du möchtest, dass du dich vom Wind leiten lassen kannst, und dass es dieses Leben einfach verdammt nochmal wert ist, gelebt zu werden.
 

Die Sonne ist kaum noch zu sehen, der Himmel ist in rosarotes Licht getaucht und selbst die Luft um euch herum scheint blassgelb bis orange zu schimmern, nur noch ein paar Minuten lang, bis es dunkel wird. Die Sommerluft ist im voranschreitenden Abend kühl geworden, aber das fällt dir kaum auf, da deine Finger und dein Gesicht ohnehin noch gebeutelt von der Fahrt sind.

Ein weiteres Mal schließt du die Augen, während Xanxus immer langsamer wird, du genießt das leichte Vibrieren des Motors unter dir, sein kontinuierliches Knattern und Schnurren, während Xanxus weiter herunterschaltet und in eine Einfahrt einbiegt – und dann kommt dir der Gedanke, dass ihr nicht in der Gegend von Fabios Anwesen seid.

Blinzelnd öffnest du die Augen – und findest dich auf dem Grundstück der Vongola-Residenz wieder.

Die Maschine hält an, Xanxus schiebt mit der Fußspitze den Seitenständer raus und dreht sich auf seinem Sitz, sodass er seitlich da sitzt, während er sich den Helm vom Kopf zieht.

Sein Haar ist durcheinander. Das ist das erste, was du denkst. Und, dass es toll aussieht.

»Wir sind jetzt soweit«, sagt er mit ernstem Blick und erinnert dich wieder daran, dass du nicht weißt, wieso er dich nicht nach Hause gefahren hat.

Noch immer mit dem engen Helm auf dem Kopf siehst du ihn an. Du sprichst nicht, du glaubst, dass du heiser bist, und blinzelst nur ratlos.

»Du musst nicht mehr zu ihm zurück«, sagt Xanxus. Seine roten Augen bohren sich in deine. Andere Menschen lähmt dieser Blick. Dich erfüllt er, ganz plötzlich, irrational, mit Wärme. »Einer meiner Leute kann noch heute Nacht deine wichtigsten Sachen abholen. Und du kannst fürs Erste hier einziehen und sicher vor ihm sein.«

Du öffnest den Mund und bringst noch immer kein Wort heraus. Während du ihn anstarrst, zieht sich ein dümmliches Lächeln über dein Gesicht. Du weißt noch immer nicht, wieso – aber Xanxus hat dich nach Hause gebracht.

Krieg

Fabio de Tomaso ist stinksauer.

Sie wissen das, weil Bel eine Wanze angebracht hat, als er mitten in der Nacht in dein Zimmer in Fabios Anwesen geklettert ist, um deine persönlichen Gegenstände dort rauszuholen. Unten hat Levi auf ihn gewartet und das ganze Zeug ins Auto geladen. Levi hasst es, mit dem Kleinen zusammenzuarbeiten, aber der achtjährige Psychopath findet großen Gefallen daran. Er war auch der einzige, der wendig und unauffällig genug ist, um diesen Stunt zu vollführen.

Das mit der Wanze war ebenfalls Bels Idee, aber Xanxus hat überhaupt nichts dagegen. Am Morgen danach haben sie alle zusammen in Xanxus‘ Büro gesessen, seine Offiziere um seinen Schreibtisch herum aufgebaut, und dabei zugehört, wie Fabio de Tomaso sich aufregte.

Nicht nur, dass Xanxus seine Verlobte und deren Hab und Gut hat mitgehen lassen, er hat ihm auch noch eine charmante Nachricht in deinem leeren Zimmer hinterlassen.

Deine Ex-Freundin wohnt jetzt bei mir, steht dort. Ich erwarte eine friedliche Kapitulation.

Der letzte Teil ist gelogen – wenn Xanxus eine friedliche Kapitulation erwartet hätte, dann hätte er das alles gar nicht gemacht. Die Idee, Tomaso die Verlobte auszuspannen, rührte ja nur daher, dass Xanxus Krieg will.

Und eben diesen Krieg bekommt er nun auch.

»VOOOOI! Es ist perfekt!«

Das ist es.

»Er tut es tatsächlich! Scheiße, ich kann nicht glauben, dass er so beschränkt ist!«

»Er ist ein Tomaso«, erwidert Xanxus trocken, der tief und zurückgelehnt in seinem Sessel sitzt, den Kopf in den Nacken gelegt hat und an die Decke blickt. »Natürlich ist er beschränkt.«

Squalo steht in seinem Büro und kritzelt mit einem Edding auf einer Flipchart herum, ein ungewohntes Bild. Er wird das auch später nicht mehr machen, aber das wissen die beiden Anwesenden noch nicht.

»Er hat nicht genug Leute, um es mit uns aufzunehmen«, sagt Squalo und malt einen großen Pfeil in einen Wald von Kreisen. »Üblicherweise schickt er sein Bombenfutter nach vorne und lässt die die Drecksarbeit machen, in der Hoffnung, dass er sich dann mit nicht mehr so vielen rumschlagen muss…« Er tippt mit der Rückseite des Eddings sinnlos gegen das große Papier auf der Flipchart, wendet sich dann ab und geht einmal im Zimmer auf und ab. Das macht er immer mal wieder, so kann er wohl besser nachdenken. Squalo ist völlig überdreht vor Freude über die anstehenden Metzeleien. »Ich würde sagen, wir gehen ähnlich vor. Wir schicken unsere Soldaten und ein paar Rekruten dorthin, wo auch er sein Bombenfutter hinschickt, damit die beschäftigt sind und das Anwesen nicht erreichen. Unsre Soldaten sind besser als seine, da mach ich mir keine Sorgen. Während die sich prügeln, dringen wir mit den Offizieren in sein Anwesen ein. Da er angreift, wird er wahrscheinlich davon ausgehen, dass wir hier die Stellung halten.«

»Aber in Wahrheit greift nicht er an, sondern wir«, sagt Xanxus träge zur Decke.

»Genau!«, sagt Squalo enthusiastisch und kritzelt ein fettes, hässliches Segaiolo auf den Grundriss des Anwesens, dort, wo Fabio sich wahrscheinlich aufhalten wird. »Wir fallen da ein und erledigen seine Leute. In unserer momentanen Zusammensetzung wird das absolut kein Problem darstellen. Während die Offiziere sich also prügeln, halt ich dir den Rücken frei und du kümmerst dich allein um das Arschgesicht.« Er kritzelt ein XX neben das kaum leserliche Segaiolo, steckt den Deckel wieder auf den Edding und wendet sich grinsend seinem Freund zu.

»Vooooi! Gut so?«

»Ich kann deine Schrift nich‘ lesen«, gesteht Xanxus, der den Blick von der Decke abgewandt hat und mit zusammengezogenen Brauen die Flipchart studiert. »Aber es klingt soweit passabel, ja.«

Soweit passabel bedeutet gut. Squalo kennt Xanxus nun schon lang genug, um das Kompliment zu schätzen zu wissen.

»Natürlich tut es das«, stellt Squalo fest und kratzt sich mit dem Edding am Kopf. »Hat er einen Zeitpunkt für den Angriff angekündigt?«

»Nein«, sagt Xanxus, streckt sich und steht langsam auf. »Wahrscheinlich setzt der Vollidiot auf den Überraschungseffekt. Kann er knicken…«

Squalo schnaubt abfällig. »Sowas von…«, sagt er und sieht dabei zu, wie Xanxus das Büro durchquert und auf die Tür zusteuert. »Vooi! Wo gehst du hin?«

»Zu ihr«, antwortet Xanxus, die Hand auf der Klinke. »Ihr beibringen, dass ihr Ex jetzt unbedingt Ärger will…«

Mit einer hochgezogenen Braue betrachtet Squalo ihn, dann gluckst er. »Charmeur«, sagt er sarkastisch.

Sein Grinsen schwindet jedoch, als Xanxus die Tür öffnet.

»Xanxus«, sagt er.

»Was?«

Squalo streckt eine Hand aus und drückt die Tür, die Xanxus gerade einen Spaltbreit geöffnet hatte, wieder zu. »Was ist mit dem Coup?«, fragt er. »Wann…?«

Stirnrunzelnd sieht Xanxus zu ihm hinab. Im ersten Moment sieht es aus, als wolle er ihn anpflaumen, aber dann erscheint ihm Squalos Überlegung an sich gar nicht mehr so dumm. Einige Augenblicke lang stehen sie nur da und sehen sich an, denken nach.

»Vierzehn Tage«, sagt Xanxus dann. »Ich erledige Tomaso, und zwei Wochen später ziehen wir’s durch. Bis dahin sind unsere Leute erholt und die anderen werden sich noch gut daran erinnern, dass wir erst vor zwei Wochen darum gekämpft haben, das Anwesen hier gegen das Arschloch zu beschützen.«

»Und die Offiziere sind nach zwei Wochen höchstwahrscheinlich auch noch im Blutrausch«, fügt Squalo hinzu, der ihn ungewohnt nachdenklich betrachtet.

»Davon geh ich aus«, erwidert Xanxus. »Aber sag es ihnen noch nicht. Wir sagen es ihnen direkt nachdem Tomaso aus dem Weg ist. Dann sind sie noch angestachelt genug.«

»Gut«, sagt Squalo leise und entfernt seine Hand wieder von der Tür. »Dann teil deiner neuen Eroberung mal die frohe Botschaft mit…«

Er grinst schief, und Xanxus gluckst trocken, bevor er geht. Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss und Squalo blickt sie ausdruckslos an. Um den Krieg, der sich wahrscheinlich nur auf ein paar wütende Worte und eine einzelne Schlacht belaufen wird, macht er sich keine Sorgen.

Aber der Coup?

Der Coup bereitet ihm verdammte schlaflose Nächte.
 

Xanxus klopft dreimal und fügt ein »Ich bin’s.« hinzu, bevor du ihn hereinbittest. Er betritt dein Zimmer und findet dich im Schneidersitz mitten auf deinem Bett vor, die Fernbedienung noch in der Hand. Der Fernseher ist aus, aber wahrscheinlich noch nicht lang. Auf dem Boden liegen die Taschen und einzelne Gegenstände, die Bel für dich aus deinem ehemaligen Zimmer erobert hat, teilweise noch immer uneingeräumt herum. Xanxus stört sich nicht daran. Er ist ein sehr ordentlicher Mensch, aber solang sein eigenes Zimmer nicht so aussieht wie deines, ist es ihm egal.

»Ich störe doch nicht?«, sagt er, ohne es wirklich nach einer Frage klingen zu lassen.

»Nein, nein.« Du lächelst und schüttelst den Kopf, wirfst die Fernbedienung ein paar Zentimeter weg, wo sie dotzend auf dem weichen Bett aufkommt. »Ich hatte nicht wirklich was zu tun… wie du siehst.«

Er grinst schmal, bevor er weiter in den Raum geht, sich einen Stuhl heranzieht und sich, wie immer träge und breitbeinig, darauf fallen lässt. »Ich fürchte, ich hab schlechte Neuigkeiten«, sagt er.

Schlecht für dich zumindest.

Du runzelst die Stirn, und in deinen Augen liest er so plötzliche Angst, dass es fast amüsant ist. »Ich muss doch nicht wieder gehen, oder?«, fragst du mit belegter, leiser Stimme.

Sofort schüttelt Xanxus den Kopf und du atmest hörbar auf. Oh, es ist so unglaublich einfach, dich zufriedenzustellen.

Es ist alles so unglaublich perfekt.

»Nein, musst du nicht«, sagt er schließlich. »Es bedeutet wohl eher, dass du noch eine ganze Weile hier bleiben kannst, aber es sind trotzdem schlechte Nachrichten.« Er neigt den Kopf etwas auf die Seite und beobachtet dich aufmerksam, während er spricht. »Fabio hat sich bei uns gemeldet.«

Still sieht er dabei zu, wie etwas Farbe aus deinem Gesicht weicht. Er richtet seinen Kopf wieder auf und hat glücklicherweise absolut keine Schwierigkeiten damit, ernst zu bleiben.

»Er scheint verstanden zu haben, dass du – na ja – dir ein anderes Zuhause gesucht hast. Er ist nicht sehr zufrieden damit.« Xanxus sieht Panik in deine Gesichtszüge stürzen und versucht sich an einem Lächeln, was nicht funktioniert und in einem kaum sichtbaren Schmunzeln endet. »Keine Sorge, dir wird er nichts anhaben können. Du bist hier absolut sicher, das Vongola-Hauptquartier ist eine verdammte Festung, und das meine ich so, wie ich es sage. Ich wollte dich trotzdem darin in Kenntnis setzen, dass Fabio vorhat, uns anzugreifen. Ehrlich gesagt sehe ich keine große Bedrohung darin, wahrscheinlich werden wir problemlos mit ihm fertig. Du solltest…«

»…nur Bescheid wissen«, endest du und nickst klamm. »Ist … schon okay. Das klingt nach ihm…« Du begreifst, was du gerade gehört und gesagt hast, und versenkst mit einem Mal dein Gesicht in einer Handfläche. »Gott, wie konnte ich mich nur jemals in so jemanden verlieben«, flüsterst du.

Xanxus weiß darauf zwar eine Antwort, sagt sie aber aus reinem Taktgefühl nicht. Er bleibt noch einige Minuten in deinem Zimmer, versichert dir auf Nachfrage immer wieder, dass weder dir noch ihm oder Squalo etwas passieren wird und steht erst dann langsam auf, als er sicher ist, dass du deine Fassung wiedergefunden hast.

Er erwähnt nicht, dass er es auf genau diese Kriegserklärung angelegt hat. Er erwähnt nicht, dass Fabios Reaktion die einkalkulierte Konklusion seines eigenen Plans war. Er erwähnt nicht, dass er von Anfang an vorhatte, deinen Verlobten zu töten.

Xanxus verzichtet meistens darauf, Leute zu belügen, weil das unnötige Arbeit macht.

Dinge zu verschweigen wiederum scheint ihm eine der bequemsten Lösungen überhaupt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von: abgemeldet
2012-09-11T12:03:15+00:00 11.09.2012 14:03
Tolle FF, schreib schnell weiter!!
Von:  BarbieTosa
2011-08-13T06:59:57+00:00 13.08.2011 08:59
Yay, neues Kapitel!! *w*
*draufstürz*
Haach, ich liebe diese Fanfiction~
Sie ist so toll.
& da ich so oder so eine liebe zum Motorradfahren hab lieb ich dieses Kapitel gleich noch mehr. ^^
Du hast einfach einen genialen Schreibstyle. :3
Freu mich schon auf weitere Kapitel ^^

lG
Von: abgemeldet
2011-06-01T21:55:30+00:00 01.06.2011 23:55
Noooooin, du kannst doch jetzt nicht aufhören! ;___; (Ja, nachdem ich festgestellt habe, dass ich Bel mag und mir klar wurde, dass es ab da eigentlich nur noch bergab gehen kann, bin ich bereit Xanxus ein Chance zu geben.
...
Ich bin so durch.)

Trotzdem hat mich hier nach wie vor mehr Squalo zum Fangasm gebracht. 8D
Von:  SuggarFee
2011-03-11T20:44:49+00:00 11.03.2011 21:44
Freu mich schon wie es weiter geht :o

Ach und echt tolles Kapitel ^^
Von:  SuggarFee
2011-03-11T20:44:01+00:00 11.03.2011 21:44
Echt super Kapitel

Weiter schreiben Weiter schreiben :D
Von:  SuggarFee
2011-03-11T20:42:26+00:00 11.03.2011 21:42
Also mir gefällt deine FF :D
Von:  Chocokeks
2011-02-25T18:52:57+00:00 25.02.2011 19:52
Der Prolog erzeugt Spannung! Die Frage ist, was wird geschehen und dann sowas. Man wird gerettet. Anfangs hatte ich noch gedacht, man hätte nicht den Mut doch zu springen und würde umkehren oder sowas in der Art udn dann so eine Wendung.
Also ich werden auf jedenflals weietrlesen! ^^
Von:  Yukhei
2011-02-10T00:50:15+00:00 10.02.2011 01:50
Nun schaffe ich endlich ein Review zu schreiben *Ärmel hoch krempel*
Rocken wir das Ding mal!
Erstmal möchte ich mich bei dir bedanken das du so viel Zeit in die Story steckst und Arbeit und das du uns allen damit ein großes Geschenk machst. Ich freue mich immer wenn du Updatest und noch mehr freue ich mich, das ich jetzt immer persönlich Bescheid bekommen auf und ab spring
Ich fand die Beschreibung von Fabio mehr als gut und vor allem wie realistisch du es beschrieben hast. Nun das liegt vielleicht an anderen Dingen aber ich finde es echt genial.
Es war sehr traurig mit zu erleben vor allem da ich alles sehr gut nachvollziehen konnte.
Ich wollte eigentlich auch etwas kritisieren allerdings gibt es einfach nichts. Dein Stil war wie immer unglaublich gut und mitreißend finde ich da musste du nichts dran ändern... sollte mir aber mal etwas auffallen melde ich mich!
Nun dann das war es auch schon mehr kriege ich nicht zusammen... außer natürlich das ich mich auf die nächsten Chapis freuen werden und jetzt wohl jeden Tag rein schauen werden... du hast mich gehooked ^^
Von:  dumm
2011-02-09T01:36:11+00:00 09.02.2011 02:36
Ich fühl mich irgendwie mit Xanxus assoziiert. 8D

Schönen, aber viel mehr beängstigendes und trauriges Kapitel. Freu mich auf mehr, aber das weißt du ja!
Von: abgemeldet
2011-01-04T23:51:56+00:00 05.01.2011 00:51
DAS ist die beste KHR FanFiction die ich jemals gelesen habe!
Dass ich mich durch so viele grottige durcharbeiten musste bis ich dieses Meisterstück fand ist zwar bitter, aber war es eindeutig wert!
Man, du bist ein verdammtes Genie!
Hoffentlich schreibst du bald weiter, sonst muss ich mich bald von nem Berg stürzen >_<


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