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Herztod und Zwischenfall.

Weil du mich Freiheit lehrtest
von

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Sayonara sagt man nicht


 

Grüß Gott !

Ich hoffe, dass all meine Leser gut ins Neue Jahr gekommen sind und nicht zu sehr weit gerutscht sind und, dass ihr ein frohes und besinnliches Weihnachten hattet (Ja, ich weiß, dass selbst der Januar schon bald rum ist xD ).

Momentan stecke ich im Abi-Stress und hab mir endlich mal die Zeit nehmen können, um auch dieses Kapitel aus der Versenkung hinaus zu zerren. Bis Kapitel 8 erscheint, wird es wohl noch einige Zeit dauern, da ich nur Freitags im Sowi-ZK (im Schülermunde auch gern Zwangskurs genannt, Höhö!) für einige Minuten die Zeit finde und einige Zeilen zu Papier klatsche.

Ich hoffe (mal wieder.. eigentlich.. ANDAUERND!), dass ihr mir die langen Wartezeiten verzeihen könnt. Snüff. Ich versuche mich zu beeilen!

Have fun!

P.S

Und ein spezielles Dankeschön an die liebe Nefaria, die wieder alles gebetat hat. =)

- - -
 

Die Brüder hatten während der Fahrt kein Wort miteinander gesprochen. Hizumi hatte sich damit zufrieden gegeben, sich lediglich an seinen Bruder zu schmiegen und etwas von der verlorenen Nähe nachzuholen, der er so lange bedurft, die er aber nicht bekommen hatte. Als er ausstieg hatte er keinerlei Antworten auf seine Fragen erhalten und er fragte sich nur, was aus seinem Bruder geworden war; was war geschehen, dass dieser sich so verändert hatte? Aber Hizumi wusste gleichermaßen, dass er Antworten bekommen würde - früher oder später. 

Doch im Augenblick war das Gebäude viel interessanter, dass mit der weißen Färbung sich wie ein Zahn in den Himmel schraubte und zu dem riesigen Kiefer dieser tosenden Stadt gehörte. Hizumi legte den Kopf in den Nacken, aber nicht einmal so konnte er die Spitze des Wolkenkratzers sehen, lediglich die Ränder einer im Wind tanzenden Fahne konnte er von hier aus erkennen. Wie die anderen Gebäude, die von oben bis unten mit den verschiedensten Büros besetzt sein mussten und den glotzenden Ausdruck von Bienenwaben hatten, war auch dieses Gebäude von neumodischer Architektur und auch wenn in dieser Gegend ein Bürogebäude neben dem Anderen stand, hob sich dieses dennoch deutlich von allen Anderen ab, als wäre es von einer souveränen Aura umgeben, die alles andere um sie herum verschlang. Die Fenster waren groß und jeglicher schwarzer Stahl, der verbaut worden sein musste, wurde von der weißen Farbe übertüncht, die in der im Zenit stehenden Sonne fast blendend im Auge stach. Und glaubte Hizumi nicht daran, vor einem weiteren Mastbetrieb der Wirtschaft zu stehen, für ihn sah es mehr aus wie eine altertümliche, unerschütterliche Pagode, die würdevoll über alles andere hinweg blickte, die Umgebung bewachte und gleichzeitig wie ein warnendes Monument da stand, als wolle es die Dämonen des Untergrundes fernhalten. Das Gebäude barg eine deutliche Handschrift, die Hizumi dennoch nicht bemächtigt war, zu lesen. 
 

"Was machen wir hier, großer Bruder", fragte Hizumi den Hochgewachsenen, der mit einer knappen Handbewegung ihn anwies, ihm ins Innere zu folgen.

Die Limousine hatte direkt vor dem Haupteingang geparkt. Wie immer wurde von den beiden Guards für sie eine Schneise in die vorbei strömende Passantenmasse geschnitten, sodass sie ungehindert hinein gehen konnten. Ihre Schritte wurden von dem roten Teppich gedämpft, der bis zur Kante des Gehweges ausgerollt war und so wirkte, als wolle das Gebäude ihm einladend die Zunge entgegen strecken. 
 

"Ich arbeite hier", antwortete Karyu diesmal und grüßte zum zweiten Mal strahlend lächelnd die beiden Empfangsdamen, die hinter der großen, modernen Rezeption an ihren unscheinbaren Computern arbeiteten. 
 

Von Außen wirkte das Gebäude mehr wie ein zu teuer geratenes Hotel, dessen Suiten in den oberen Stockwerken nur noch von einer gehobeneren Gesellschaftsklasse bezahlt werden konnten. Und doch lag auch im Innern der Duft des stillen Kampfes zwischen Altem und Neuem in der Luft, den Hizumi neugierig und begierig in seine Nase sog. Es war ein entspannter Mischmasch aus den verschiedenen Stilen, den der junge Japaner durchaus als angenehm empfand. Liebend gern hätte er sich einfach zu einer der Sitzgruppen bewegt und sich in einen der übergroßen, weichen Sessel fallen lassen, um die Stille zu genießen, die zwischen dem angestrengten Raunen der fleißigen Arbeiter deutlich herrschte. Ihm kam diese Ruhe bekannt vor, doch er konnte nicht sagen, woher. Er fühlte sich sicher, geborgen, als könne ihm Nichts geschehen, solange er hier war. Aber das Interesse für dieses unterschwellige Gefühl verlor sich schnell, da Hizumi sich bemühen musste, mit seinem Bruder Schritt zu halten, der bereits an der Rezeption vorbei in einen unscheinbaren Gang eilte und sich seines Weges sicher war. 

Überall hasteten Leute mit Papieren in den Händen durch die verschiedene Gänge, die sie gemeinsam zunächst passierten, und aus den verschiedensten Winkeln konnte er die schrillen Laute der Telephone hören, die meist jedoch bereits nach dem ersten Schellen abgehoben wurden. 
 

"Hier unten ist alles ein wenig turbulent, sobald wie nach oben kommen wird sich das aber legen", erklärte Karyu, als sie am Ende des Ganges nach rechts abbogen und auf einen Fahrstuhl zukamen, der als einzige Kabine die Wand einnahm. 
 

"Als was genau arbeitest du denn, Nii-San?" 
 

Der Zeigefinger des Hochgewachsenen glitt suchend über die Anzeigetafel des Fahrstuhls, als hätten die Worte des Kleineren ihn durcheinander gebracht. 
 

"Das ist schwer zu erklären", sagte Karyu nachdenklich, während er den obersten Knopf der Anzeigetafel betätigte und sich die Türen des Fahrstuhls lautlos, nur von einem leisen, mechanischen Surren untermauert, schlossen. "Früher, nach dem Studium, haben wir, also mein bester Freund und ich, noch klein angefangen und uns um den Verkauf und allerhand Wirtschaftsgeschichten gekümmert", erzählte Karyu, während der gläserne Fahrstuhl nach oben glitt und ihnen hin und wieder die Möglichkeit auf einen Einblick in die Geschäftigkeit des Unternehmens gab. "Mittlerweile, wie du siehst, ist das hier lediglich nur noch eine Hauptstelle. Bisher haben wir, bis auf ein paar wenige und eher unbedeutende, alle großen Firmen dieses Landes unter Vertrag und deren Produktion übernommen. Das alles ist nicht ganz leicht zu managen, aber wie du siehst kommen wir sehr gut damit zurecht. Also kannst du sagen, dass wenn du etwas kaufst, es zu 90% von uns stammt." 
 

Karyu grinste selbstzufrieden, als Hizumi ihn mit großen, staunenden Augen ansah und lautlos mit den Lippen ebensolche Ausrufe des Erstaunens formte, eh er einen Schritt vor trat und sich wie ein Kind gegen die Glastür drängte. 
 

"Das heißt also, wenn ich mir endlich meine neue PSP leisten kann, dass ich dann praktisch bei euch einkaufe?", fragte Hizumi und wandte sich halb zu dem Hochgewachsenen, der in der Mitte der Kabine stand, als habe er einen unsichtbaren Punkt bezogen, und verschrenkte adrett die Arme hinter dem Rücken, machte dadurch einen regelrecht stolzen Eindruck. 
 

"Naja nicht ganz", antwortete Karyu und beschwichtigte die Worte seines Bruders mit einer wedelnden Handbewegung. "Bisher haben wir Sony noch nicht in unserer Firma, aber wir hoffen, dass sich das noch ändert, denn das wäre wirklich noch eine Bereicherung" 

Karyu konnte den imaginären Pfeil spüren, der sein Herz bei dem Gedanken durchstoß, dass sein Bruder es tatsächlich geschafft hatte, ausgerechnet seinen Wundenpunkt zu treffen, den Zero am Morgen noch in ihm aufgerissen hatte. Aber von hellseherischen Fähigkeiten wusste der Hochgewachsene nichts, außer Hizumi verschwieg ihm etwas, doch da dieser Fall eher abwegig war, musste er dies wohl als einen unglücklichen, wenn auch schmerzhaften Zufall verbuchen. 
 

Während der Fahrstuhlfahrt, die für Hizumi ungewöhnlich lange dauerte, konnte es der junge Japaner nicht unterlassen, jeden staunend zu beäugen, den er hinter der Glastür erkennen konnte. Er hatte schon immer gewusst, dass aus seinem großen Bruder etwas werden würde und seine Eltern ebenso. Dass jedoch aus einem Bauernsohn ein erfolgreicher Wirtschaftsmann geworden war und in einem glattgebügelten, maßgeschneidertem Anzug von seinen industriellen Erfolgen sprach, war für Hizumi ein Gedanke, der zunächst nicht in seinen Kopf gehen wollte. Früher, als Kind, hatte er sich stets versucht vorzustellen, wie es sein würde, wenn er den Fernseher anschaltete und seinen Bruder dort erblicken würde. Und nun, wo diese Vorstellung gar nicht mehr den phantastischen Klang seiner Kindheit besaß, beunruhigte es ihn auf eine gewisse Art und Weise. Zumal er noch immer nicht wusste, wohin diese Fahrt ihn bringen würde, geschweige denn was ihn überhaupt erwartete. Karyu hatte kein Wort darüber verloren, warum sie so überstürzt hatten aufbrechen müssen. 
 

Um zu der obersten Etage des Hochhauses zu gelangen, mussten sie einmal umsteigen. Als Hizumi den Fahrstuhl verließ, wurde ihm schwindlig, als er einen Blick aus der Panoramafront wandte, die sich zu ihrer Rechten befand und bis zum Ende des Ganges wie eine Galerie erstreckte. Gerne hätte er gefragt, wie viele Etagen das Gebäude tatsächlich besaß, aber er traute sich nicht. Karyu strahlte eine warnende Aura aus, die ihn zurück schrecken ließ. Der Größere machte einen ungewohnt angespannten Eindruck auf ihn, als materialisierte sich dessen Furcht vor Etwas, wie eine greifbare Hülle um diesen herum. Etwas bedrückte den Anderen, dass konnte Hizumi genau sagen, wenn er auch nicht wusste was, aber es war, als könne er das Zittern in dessen Beinen regelrecht sehen, als sie durch einen leeren Flur gingen und auf einen weiteren Fahrstuhl zukamen, der sich von hier aus direkt im Zentrum des Gebäudes befinden musste. Hizumi betrat die Kabine mit einer Mischung aus höflicher Distanzierung und kindlicher, verlangender Neugierde. Je weiter sie nach Oben kamen und sogesehen auch auf das, was das Ziel ihres Marsches darstellte, zukamen, desto ehrfürchtiger wurde er. Die Ruhe, die er bereits im Foyer der Firma wahrgenommen hatte wie der laue Duft der Blumen im Frühjahr, der ihn umgeben hatte, als er in seinen Kindertagen durch die Flora und Fauna seiner Heimat gestriffen war, erlangte eine eigenartige Intensität, die zuweilen schwer auf ihm lastete aber gleichzeitig keine Bedrohung ausstrahlte. 

Hizumi musterte die Kabine. Sie hatte ebenso wie das Flair, das in der Luft lag, ein anderes Erscheinungsbild, als würde er gleichzeitig eine andere Epoche betreten. Der Innenraum war, wie es ihm bereits im Rest des Gebäudes aufgefallen war, im strengen Stil der fünfziger Jahre gehalten. Er mochte den Stil, denn in seinen Augen war er ein angenehmer Kontrast zu der hektischen Moderne der Großstadt. Die braungemusterten Samtwände schienen die Ruhe regelrecht zu speichern, die Hizumi bereits nun schon als einen ständigen Begleiter empfand. Doch fragte er sich, woher ihm der Beigeschmack, der sich in diesem leisen Gefühl versteckte, so bekannt vorkam. Es lag ihm auf der Zunge, aber Hizumi konnte den Gedanken nicht richtig greifen. Ihn beschäftigten einige andere Fragen, die er zunächst geklärt haben wollten. Aber dafür bedurfte er die Antworten, die sein Bruder ihm seit geraumer Zeit verweigerte. 
 

Um den Fahrstuhl dieses Mal in Gang zu bekommen, bedufte Karyu sich eines kleinen, goldenen Schlüssels, den an einer langen, feinen Kette unter seinem Hemd versteckt gehalten hatte. Hizumi hob erstaunt eine Augenbraue. 
 

"Ein Schlüssel?" 
 

Karyu nickte und schob den Schlüssel gleichzeitig in das kleine Loch, das in der Messinganzeige eingelassen war und neben einer versteckten Sprechanlage, die den üblichen Sicherheitsstandart erfüllte, war dies auch die einzige Öffnung. "Diesen Fahrstuhl können nur drei Leute benutzen" 
 

"Das bedeutet?", hakte der Jüngere nach und musterte mit großen Augen abwechselnd seinen Bruder und den Schlüssel. 
 

"Wir betreten die Chefetage" Karyus Grinsen wirkte ebenso stolz wie die Art, mit der er die Worte aussprach, während er den Schlüssel herum drehte. Die Stahlseite spannten sich mit einem metallischen Klacken, eh die Kabine im Schacht nach Oben gezogen wurde. 

Auch wenn Hizumi keine Angst vor Fahrstühlen hatte oder der Höhe, in der sie sich mittlerweile befanden, umschlossen seine Hände wie von alleine die massive Halterung, er lehnte sich entkräftet gegen den Spiegel. Chefetage? Was bedeutete das alles? Hizumi verstand gar nichts mehr, aber in seinem Innern vernahm er bereits die Vorahnung auf das, was kommen würde. Karyu schenkte ihm ein zartes, aufmunterndes Lächeln, als er ein ratloses Seufzen ausstieß und die Anzeigetafel taxierte, die in kleinen roten Digitalzahlen den Countdown anzeigte bis sie die Chefetage erreichen würden. Im Gegensatz zum vorherigen Fahrstuhl, mit dem sie die meiste Höhe des Gebäudes überwunden hatten, bestand dieser aus einer geschlossenen Kabine. Hizumi atmete leise und tief, als er spürte wie sein Brustkorb sich zusammenzog und seine Schultern von den großen Händen der Klaustrophobie ergriffen wurden. Er hatte keine Angst. Dennoch pulsierte die Aufregung in seinen Adern, dass das Herz ihm aufgeregt gegen den Hals schlug. Er verspürte lediglich das Gefühl der Furcht, weil sein Bruder ihm nichts verraten wollte. Karyu beantwortete nur das, was dieser auch beantworten wollte - so machte es zumindest auf ihn den Anschein. Hizumi musterte seinen Bruder unauffällig. Früher war der Hochgewachsene wirklich anders gewesen, hatte ihm alles erklärt, was er hatte wissen wollen, aber nun pflegte er eine Art, die ihm gänzlich fremd war. Karyu hatte sich verändert auf eine Art und Weise, die ihm Angst einjagte. Es war nur ein ganz kleiner Hauch, der sich wie eine Maske auf dessen Gesicht legte; ein kleines, kaum bemerkbares Glimmen in dessen Augen, aber es war ein Ausdruck, den er nicht zu deuten vermochte. Oder wollte er es vielleicht nicht? 
 

Ein leises, melodisches Klingeln, das ihnen signalisierte, endlich die gewünschte Etage erreicht zu haben, riss ihn aus seinen Gedanken, die ihn mit festem Griff in seine Geistesabwesendheit gezogen hatten. Die Türen öffneten sich mit einem kaum hörbaren Rattern. Hizumi hob seinen Blick, schaute stumm in den weiten Raum, der auf ihn gar gewaltig wirkte. Karyu lächelte ihm aufmunternd zu, lud ihn mit einer einfachen Geste ein, aus dem Fahrstuhl zu treten und ihm gleichermaßen wieder zu folgen. Hizumi zögerte. 
 

"Was ist los, Bruderherz?" Karyus Stimme war warm und fürsorglich. Hizumi sah ihn lediglich an. 
 

"Nichts" Seine Antwort war ungewohnt kurz. Selbst Karyu stutzte kurz, nahm sie dann mit einem Nicken hin und wartete, bis sein Bruder ihm folgte. Miyako, die hinter ihrem wuchtigen Schreibtisch saß und sich nachdenklich den Bleistift in ihr Haar drehte, schreckte förmlich auf, als die Beiden sich ihr näherten. 
 

"Karyu-San?" Die junge Frau musterte sie verdutzt. "So früh habe ich Sie noch nicht erwartet." 
 

"Es ging doch schneller, als gedacht", log Karyu mit einem schiefen, charmanten Lächeln und holte Hizumi zu sich. "Hizumi, das ist Miyako. Sie ist die Chefsekretärin hier und hat so zu sagen den vollen Überblick über all die Termine und eine große Unterstützung in unserer Organisation. Miyako, das ist Hizumi. Mein... kleiner Bruder" 
 

Miyakos Augen, die von der Müdigkeit noch immer leicht verschleiert waren, weiteten sich überrascht. "Kleiner Bruder? Karyu-San, Sie haben mir gar nicht erzählt, dass Ihr Bruder in der Stadt ist. Hallo, freut mich Sie kennenzulernen" Die junge Frau erhob sich und verbeugte sich mit angemessener Tiefe. Hizumi lächelte und tat es ihr gleich. 
 

"Ebenso. Miyako ist wirklich ein schöner Name", sagte Hizumi ehrlich und musterte die Ältere. Sie wirkte verschlafen, aber dennoch war sie durch und durch freundlich, wenngleich auch in ihren Augen der kleine Kristall der Tragödie glänzte. Es irritierte ihn, dass jeder, dem er begegnete, diesen Ausdruck inne hatte. Die Sekretärin lachte ein ehrliches und herzliches Lachen. 
 

"Also wirklich! Charmant wie der große Bruder, das muss eindeutig in Ihrer Familie liegen" 

Karyu lächelte zerknittert. Ohne eine Wort zu sagen, wandte er sich von dem Schreibtisch ab und machte einen Schritt auf den Gang zu, der als Einziger Weg von dem Foyer wegführte. 
 

"Ist Zero soweit?" 
 

Miyako warf einen kurzen Blick auf den Terminkalender, der neben ihrem Monitor lag, obwohl sie die Antwort längst wusste. "Zero-San hat das Büro nicht verlassen, er wird Sie also empfangen" 
 

Karyu nickte verstehend. "Kommst du?", fragte er an Hizumi gewandt. Der Jüngere nickte, schenkte der Dame noch ein letztes Lächeln, eh er mit verhaltenen Schritten dem Hochgewachsenen folgte. 

Der Gang vor ihm wirkte wie ein Schlund. Hizumi konnte die genaue Länge nicht einschätzen, aber er erschien ihm endlos. Als würde er über die Breite des Gebäudes hinaus ragen, als hätten sie eine andere Dimension betreten, in der gleichermaßen andere Maßstäbe galten und Gesetz waren. Ihn verwirrte dies alles. Seine Beine widerstrebten ihm regelrecht, auch wenn er in seinem Körper eine Präsenz spürte, die ihn voran zog. Als würde er von etwas angezogen werden. Am Ende des Flures konnte er eine schwere Tür ausmachen, die größer wurde und wuchs, je näher er dieser kam. Sein Leib sträubte sich, dennoch folgte er Karyu mit kleinen, schnellen Schritten, als fürchtete er den Kontakt zu diesem zu verlieren. 

Ungewollt musste er sich an den Fremden erinnern, dem er am gestrigen Tag begegnet war. Etwas lag in der Luft, das ihn daran erinnerte. Doch es jagte Hizumi Angst ein, dass diese Situation der gestrigen so verdammt ähnelte. Mehr und mehr wurde ihm der Gedanke der Yakuza schmackhafter, zumindest war es die einzige logische Erklärung für alles, die ihm dazu einfiel. Aber er traute sich nicht Karyu danach zu fragen. Jedes Mal, wenn er eine Antwort von dem Hochgewachsenen erhielt, klang sie wie einstudiert: kalt, unpersönlich. Ihm war es wahrlich unangenehm, mit seinem großen Bruder zu sprechen, auch wenn ihm die Bitte - ihm alles zu erzählen, was in den vergangenen Jahren geschehen war - noch immer auf seiner Zunge lag, dass er sie förmlich auf seiner Zungenspitze balancieren konnte. Hizumi wüsste so gerne, in was für Gefilde er geraten war. Wenngleich er sich darüber freute, seinen verloren geglaubten Bruder nach nur einer handvoll Tagen wiedergefunden zu haben, widerstrebte ihm der Gedanke, dass alles nicht so ablief, wie er es sich vorgestellt hatte. Gerne wünschte er sich, wieder an der Seite des Fremden zu sein. Hizumi hatte sich so sicher gefühlt, diese Sicherheit fehlte ihm nun regelrecht - ein tiefgründiges Gefühl, das nicht einmal Karyu im Augenblick vermochte, ihm zu spenden. 
 

"Wir sind da" 
 

"Wo?" 
 

Der Hochgewachsene lächelte matt und tätschelte seinem Bruder die Schulter. 

"Du hattest wohl eine außerordentlich merkwürdige Begegnung, kleiner Bruder. Das tut mir leid" 
 

Das unsichtbare Fragezeichen, das sich neben Hizumis Kopf aufgetan hatte, den er nachdenklich und mit einer stummen Frage behaftet ein wenig zur Seite neigte, wuchs ein wenig, bis auf einmal ein nicht hörbares Klicken die Seifenblase seiner Ratlosigkeit platzen ließ. Hizumis Augen weiteten sich schlagartig, als er zu verstehen begann. 

"Du weißt davon?!", stammelte Hizumi und verlagerte sein Gewicht unruhig von einem Bein auf das Andere. "Das ist doch unmöglich, wie kannst du nur davon wissen?!" 
 

Doch sein großer Bruder lachte nur leise und ebenso geheimnisvoll, sodass Hizumi im ersten Augenblick nur verwirrt blinzelte, und hob beschwichtigend seine Schultern, eh seine linke Hand die Klinke umschloss und die Tür langsam aufschob. "Weißt du, in meiner Position ist es nicht gerade schwer, etwas heraus zu finden. Vor allem nicht, wenn man so einen Chef hat, wie ich", sagte der Hochgewachsene mit einem geschwungenen Lächeln auf seinen Lippen, als wäre er förmlich stolz über das, was er sagte, und schob seinen Begleiter zuerst in das große Büro, bevor er dieses zum zweiten Mal an diesem Tag selbst betrat und die Tür hinter sich leise wieder ins Schloss zog. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-01-23T22:17:00+00:00 23.01.2012 23:17
Irgendwie ist Karyu komisch hier.
Wieso verhällt er sich so merkwürdig Hizumi gegenüber?


Also ich muss schon sagen.
Deine Beschreibungen von den Umgebungen und so, sind wieder mal so super.
Ich kann mir immer alles richtig vorstellen.

Wieder einmal kann ich es kaum erwarten, bis es weiter geht.
Am meisten freue ich mich, auf das Treffen von Zero und Hizumi.
LG
Von:  Snyder
2012-01-22T23:47:02+00:00 23.01.2012 00:47
*hibbel* maaaahaaan jetzt kannst doch nicht einfach nen cut machen D: ich will weiter lesen!!! XD


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