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Shinji's World

(wo-men 2)
von

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59. - Umzug I

59. - Umzug I
 

Shinji packt an
 

Als eines Morgens mein Wecker klingelte, wusste ich, dass ein besonderer Tag war. Nein, es war kein typischer Unimorgen. Auch, wenn es mitten in der Woche war. Nein, ich und Sato waren freigestellt. Und allein dieses Wissen ließ mich dieses Mal beim Klingeln des Weckers sogar aufstehen. Fröhlich streckte ich mich und sah zum Schrank- entschied mich aber doch anders. Lächelnd lief ich aus dem Zimmer raus, den Gang entlang und ins nächstbeste Zimmer wieder hinein. Dort hüpfte ich auch schon fröhlich auf die Person im Bett.

„Satoru! Satoru! Aufwachen! Komm, es ist morgen!“, rief ich aufgeregt und wippte auf dem Deckenberg -und wohl auch der Gestalt darunter- hin und her. Jener verzog nur das Gesicht, ehe er sich eines seiner tausend Kissen über den Kopf zog.

„Oahmm…uhm…Shinji…muss das sein….“, nuschelte er müde und drehte sich ganz zur Seite, sodass ich von ihm kippte. Zum Glück konnte ich mich fangen. Und hey, so schnell gab ich nicht auf.

„Komm schon, steh auf! Oder hast du vergessen, was heute für ein Tag ist?“

„Seit wann…bist du Frühaufsteher…“

„Seit es besondere Tage gibt wie diesen~“

„Deshalb musst du nicht so auf mich springen…uhm…“

„‘Tschuldigung. Aber ich freu mich so. Stehst du jetzt auf?“

Er musterte mich aus müden Augen, bevor er sich darüber strich. „Nur, wenn ich einen Kuss bekomm…“

Pah, das sah ihm ähnlich. Müde sein, aber an sowas denken. Egal. Mittlerweile konnte ich mit ihm Küsse teilen, ohne mich seltsam zu fühlen. Außer wenn Publikum dabei war. Dann konnte ich das nach wie vor nicht.

Aber jetzt würde ich ihm diesen Wunsch wohl mal erfüllen. Ich beugte mich vor und gab ihm ein kleines Küsschen- aber da schnappte die Sato-Eulen-Falle auch schon zu. Er schlang mir beide Arme um und drückte mich an sich, sodass der Kuss viel länger wurde als beabsichtigt. Keuchend löste ich mich schließlich wieder von ihm und sah ihn geschockt an. „Sato…! Du müdes Monsterchen..!“

Er lachte nur leise und legte seinen Kopf in meine Halsbeuge.

„Hast du es genossen, mal wieder allein zu schlafen?“

„Ja…auch wenn das Bett sehr groß war ohne dich oder Love oder euch beide.“

„Tja, das bringen Betten so mit sich, wenn sie zu groß sind…Aber hey, heute Abend hast du ja wieder jemanden zum Kuscheln.“

„Lovelie? Was ist mit dir?“

„Ich dachte, du kuschelst nicht so gern mit mir?“

„Habe ich das gesagt?“, wunderte ich mich.

„Nein…ich dachte nur.“

„Ach was…mittlerweile kuschel ich mit euch beiden gleich gern, glaub ich…“, gestand ich verlegen lächelnd, räusperte mich dann aber. Sowas war immer noch nicht wirklich mein sicheres Gebiet.

„Frühstück?~“, wollte ich deshalb lächelnd wissen.

„Klar. Aber du machst…“

„Warum ich?!“

„Weil ich es sonst immer machen muss…außerdem gehe ich jetzt duschen, sonst werde ich heute nicht munter. Also los, geh Sklave.“

Etwas entsetzt starrte ich ihn an, wie er da zum Schrank lief. „Sklave?!“

„Ja, Frühstückssklave. Und jetzt auf, sonst wirst du bestraft!“, spann er herum, ging dann aber lachend ins Bad. Ich hingegen plusterte die Wangen auf, lief dann aber augenrollend in die Küche. „Pah…Sklave…pass nur auf, wenn Love erst hier ist…dann geht’s anders herum…“, brummelte ich vor mich daher und musste lächeln beim Gedanken daran.
 

Heute war es endlich so weit. Endlich, endlich.

Das Kätzchen zog zu ihrer Eulen- und Hamster-WG.
 

Das bedeutete zwar eine Menge Chaos -vorher wie nachher- aber ich freute mich schon schrecklich darauf! Satoru und Mi-chan sich sicher auch, aber ich sprang offensichtlich am fröhlichsten durch die Gegend, wenn ich mich so mit Sato verglich… gut, vielleicht war er auch nur noch zu müde, sich so sehr zu freuen wie ich.

Aber ja, ich freute mich wirklich. Wenn wir erst einmal zusammen wohnten, sahen wir uns jeden Tag! Natürlich tat es mir schon leid, Lovelie ihrer Familie ‚wegzunehmen‘. Aber so weit wohnten wir nicht auseinander. Und einander besuchen würden wir uns auch. Wobei das bei Lovelie sicher bald schwierig wurde. Da das Ausziehen von zuhause hinausgezögert worden war von ihr, damit ihre Familie noch eine Weile etwas von ihr hatte, war sie jetzt auch entsprechend nicht mehr am Anfang ihrer Schwangerschaft. Okay, vielleicht doch. Lovelie befand sich erst im dritten Monat. Wir hatten uns trotzdem in einer ‚Tafelrunde‘, wie ich es scherzhaft nannte, mit ihren Eltern beraten, was das Beste sei. Und Lovelie wollte eben jetzt schon gern, also machten wir es auch so!
 

Schmunzelnd aß ich noch in Gedanken versunken mein Frühstück, bis mich eine Hand in meinen Haaren aufsehen ließ. „Hast du noch was für mich übrig gelassen? Außer Cornflakes?“ Die letzte Frage fügte er schnell noch hinten dran, als ich auf eben jene Verpackung deutete. Schmollend verzog ich das Gesicht.

„Du blöde Eule. Geh und jag dir dein Futter selbst.“

Lachend lief er einmal um den Tisch und ging Kühlschrank und Schränke abklappern. „Ich habe nur gerade keinen Appetit auf dein ‚American Breakfast‘.“

„Es muss ja nicht jeder schon zum Frühstück wie du Reis essen…“, murmelte ich angewidert mit einem Blick auf das, was er alles zusammen suchte. Beim besten Willen- Fisch konnte nicht einmal ich zum Frühstück runter bekommen. Aber Sato stand darauf.

„Ich habe damit kein Problem.“

„Seh ich. Aber ich. Ich kann nur Süßes morgens essen.“

„Du bist eben ein Süßer“, zwinkernd nahm er sich eine Kaffeetasse und ließ sich mir gegenüber nieder. „Und, wie ist der Plan?“

„Welcher Plan? Der Plan ist: es gibt keinen Plan.“

„Haha Shinji. Komm, Lovelie hat doch gestern noch mit dir telefoniert. Sag schon.“

„Naja…“, ich neigte den Kopf und versuchte in Gedanken alles in eine Reihenfolge zu bringen. „Mapa hat gesagt, er und Dad sowie deine Eltern kommen zuerst zu uns. Außer es ändert sich was, aber dafür wollten sie sonst anrufen. Und da das keiner gemacht hat, gehe ich davon aus, dass es so bleibt. Danach fahren wir zu Lovelie und schauen, was wir alles wegbekommen.“

„Mich fasziniert immer noch, dass Miyavi keine Möbelpacker wollte.“

„Ja, mich auch. Aber ich glaube, er will das wirklich alles lieber selbst machen. Für ihn ist es scheinbar wichtig, es selbst zu tun, immerhin ist es sein ältestes, sein erstes Kind, was da auszieht.“

„Hmm, kann gut sein. Wenigstens dürfen wir helfen, nicht dass er sich übernimmt…“

„Keine Sorge. Melody hatte mit ihm doch schon geschimpft, weil er erst alles allein machen wollte. Deshalb war sie glücklich, dass wir vorgeschlagen haben, zu helfen.“

„Ich weiß. Ich finde es schön, dass sich unsere Eltern auch extra frei nehmen.“

„Ja, das hat mich gewundert. Aber wenn Mapa schon einmal so etwas vorschlägt, sollte man es auch annehmen.“

„Jup. Du kannst eigentlich mal anfangen Tagebuch zu führen, wie oft Mapa sich entgegen seiner sonstigen Art benimmt. Das wäre sicher interessanter Lesestoff.“

„Meinst du, dass das jemand lesen will?“, lachend rührte ich durch meinen eigenen Kaffee, „Eine Geschichte über uns und unser verrücktes Leben?“

„Wahrscheinlich würde es keiner glauben…“, sinnierte Satoru mit Blick zur Decke. „Aber lustig wäre es allemal.“

„Das sowieso. Was wir schon alles durchgemacht haben…Gutes und Schlechtes…“, verzückt dachte ich zurück und grinste. „Ich freue mich schon so, wenn Lovelie erst hier wohnt.“

„Oh ja…ein wenig Weiblichkeit tut sicher besonders dir gut. Deine Badehälfte sieht zurzeit wieder aus wie Sau, mein Lieber.“ Satoru zog eine Braue hoch, sodass ich ertappt in meine Schüssel blickte.

„Aber…Lovelie ist auch bloß nicht so viel ordentlicher als ich“, fiel mir dann jedoch ein.

„Stimmt. Mist. Dann werde ich in Zukunft wohl euch beiden nachräumen“, gespielt schwer seufzte die Eule auf, ehe wir uns beide angrinsten. Es war schön, sich eigentlich auch ohne Worte zu verstehen, denn unser Blick sagte gerade alles.
 

„Ich geh mich mal anziehen“, meinte ich schließlich und überließ ihm den Abwasch. Als ich gerade im Bad fertig wurde, hörte ich auch schon unten die Haustür schrillen. „Ich gehe!“, riefen wir fast zeitgleich; er von unten, ich von oben. Darauf wollte ich es jetzt anlegen. Hastig stürmte ich los, nur um am Treppenabsatz unten Satoru zu erkennen, der gerade aus der Küche gerannt kam.

„Stürz nicht, man!“, meinte er nur, als ich die Treppen runter sauste und mich im Gang mit ihm kabbelte. An der Tür drängelten wir um den Griff, bis wir zeitgleich die Tür aufrissen. Fragend blinzelte ich nach draußen.
 

„Nanu, wo ist denn der Rest? Vergessen? Panik? Drückebergeritis?“, meinte Satoru mit einem Blick auf unsere beiden Väter, bevor er sich hin und her beugte, um nicht vielleicht doch hinter ihnen Hizumi und Mapa zu finden.

„Also…das Ganze ist so…“, Dad kratzte sich unsicher lächelnd am Hals und sah zu Tsukasa.

„Wir werden heute nur uns ins Rennen schicken“, meinte dieser auch schon und umarmte mich und Satoru, bevor es auch Karyu tat.

„Was? Wieso?“, entkam es mir völlig unerwartet. Gerade auf die Zusammenarbeit mit Mapa, der sonst nicht für sowas war, hatte ich mich gefreut.

„Michio ist krank“, seufzte Dad, „Er hat einen Hexenschuss.“ Fragend blinzelten wir Jungs ihn an, sodass er es erwiderte. Dann nahm sein Gesicht einen überraschten Ausdruck an. „Ah, nicht was ihr jetzt denkt! Also Hana hat nichts damit zu tun oder so…! Ich meinte eigentlich eine Verrenkung, Blockade, was auch immer…im Rücken. Er kann nicht laufen. Ihm tut alles weh.“

„Das war mir schon klar“, bemerkte Satoru augenrollend, „Ich habe mich aber eher gefragt, wie er das wieder geschafft hat.“

„Ungeschickte Bewegung gestern bei der Probe. Außerdem hat er geschlampt beim Aufwärmen. Selbst schuld also“, war Tsukasas nüchterne Antwort, ehe er zu grinsen begann. „Ehrlich gesagt sieht es ganz witzig aus, wenn er auf allen Vieren durchs Haus kriecht….“

„So witzig ist das nicht! Ihm tut ehrlich alles weh, Kenji“, entrüstete sich Dad.

„Ich weiß doch“, wurde er gleich von seinem Kollegen und Freund besänftigt.

„Okay, Michio kommt also nicht. Was ist mit meiner Mama?“, bemerkte Satoru dann auch schon und sah zwischen beiden hin und her. Augenblicklich wich Tsukasas Grinsen und er wurde wieder ernst.

„Hiroshi ist…nun ja…“, Dad druckste etwas herum, „Naja, er ist auch krank.“

„Was?! Auch Hexenschuss oder was?“, kam es skeptisch von dessen Sohn.

„Nein. Er schwächelt wieder etwas. War schon gestern erkennbar.“

„Stimme?“

„Nein, Erkältung. Er wollte mit, aber ich habe ihn verdonnert, zuhause zu bleiben und sich auszuruhen. Mit seiner Rudolf-das-rote-Rentier-Nase hätte er uns nachher eh alle geblendet.“

Ich wusste in dem Moment nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Satoru seufzte und raufte sich die Haare.

„Ich habe es ihm gleich gesagt! Er soll aufpassen. Er sah letztens schon so aus, als wenn er was ausbrütet. Als er dasaß und gefroren hat, weißt du noch?“

„Ja, ich weiß. Naja. Jetzt ruht er sich wenigstens aus.“

„Bist du dir sicher? Der wuselt vielleicht durchs Haus…“ Satoru blickte finster drein, doch ich wusste, er hatte Recht. Hizumi ertrug es nicht wirklich, allein rumzusitzen und nichts zu tun. Er brauchte ständig Beschäftigung.
 

„Ja, bin ich“, lächelte Tsukasa uns jedoch überraschend an. „Er ist nämlich bei Michio.“

„Eh?“, entkam es mir ungläubig mit Blick zu Dad, der nickte. „Ja, stimmt. Wir haben sie beide auf die Couch im Wohnzimmer verbannt. Also Michio hängt sowieso darauf herum, weil er sich nicht rühren kann.“

„Genau. Und Hiroshi sitzt jetzt mit Decke und Tee von Hana da. Er machte nicht so ein leidendes Gesicht wie Michio, aber er hat ja auch Beschäftigung. Als ich ihm sagte, er könne zu Michio, war er nicht mehr so uneinsichtig. Da sah er sogar ganz fröhlich aus. Jetzt hat er seinen Laptop mit dabei und designt wahrscheinlich gerade darauf herum.“

Ich lächelte beim Gedanken an Hizumis andere Leidenschaft, ehe ich nickte. „Ist wohl ganz gut so. Da haben beide was davon und sind nicht allein.“

„Eben. Aber es können eben auch nur wir heute helfen. Tut uns leid.“

„Schon okay. Ihr könnt nichts dafür und Gesundheit geht vor. Außerdem haben wir noch Miyavi als Hilfe.“

„Genau~“, freute ich mich und zückte mein Handy. „Ich ruf gleich mal bei Lovelie an und sag Bescheid, dass wir jetzt kommen können.“
 

~*~
 

Als wir bei Lovelie angekommen waren, hatte ich kaum die Klingel betätigt, da flog auch schon die Haustür auf und die „JUUUUNGS!“ - schreiende Lovelie hing an mir. Blinzelnd stand ich perplex und starr wie eine Bohnenstange da, bevor ich lächelnd die Arme um sie schloss. So eine süße Maus…nein pardon, Kätzchen. Sie war unser Kätzchen. Schmunzelnd spürte ich ihr kleines Bäuchlein gegen mich drücken. Zugegeben, es war noch ziemlich ungewohnt. Aber ich fand es trotzdem schön. Trotzdem musste ich an mich halten, sie nicht ständig anzutatschen. Himmel, was sollte das nur werden, wenn ihr Bauch immer größer wurde!?

„Ich habe euch schon sehnsüchtig erwartet! Ich habe schon von heute geträumt!“ Ihr Strahlen war umwerfend und brachte mich zum Schmunzeln, Satoru zum Glucksen.

„In der Tat. Sie war so aufgeregt, dass sie die Nacht ganz schlecht geschlafen hat.“ Miyavi war in die Haustür getreten und lehnte sich grinsend in den Rahmen. Während Lovelie nun Satoru umarmte, begrüßte ich fröhlich den Hausherren, sah dann jedoch zu Lovelie zurück.

„Wirklich? Woher weißt du das?“

„Ich habe bei ihr vorbei geschaut…mir war danach, mein Kind ein letztes Mal beim Schlafen zu beobachten“, vertraute er mir sanft lächelnd an. „Sie hat sich hin und her gewälzt und war auch sonst sehr unruhig. Sie ist spät ins Bett und früh aufgestanden. Außerdem habe ich sie vier Mal die Nacht aufs Klo gehen hören.“ Er grinste amüsiert.

„Papa! Schickst du als nächstes einen Detektiv nach mir?“, kam es lachend von Mi-chan.

„Ja, klar. Pass nur auf, junge Dame. Ich schicke einen Ninja, der oben an der Decke hängt und wie Spiderman laufen kann~“

„Der Ninjafilm neulich hat dir eindeutig nicht gut getan, Schatz.“ Fragend sah ich zu der schlanken Gestalt, die sich neben ihn schob, bevor sich mein Gesicht aufhellte. „Melody! Wie schön, dich auch so früh zu sehen!“

„Nun hör mal, ich lasse mir doch nicht den Umzug meines Babys entgehen“, sie zwinkerte mir zu, dann kam sie mich umarmen. Miyavi begrüßte unterdessen Satoru und unsere Eltern.

„Nanu? Love-Schatz, hast du nicht gesagt, die Jungs bringen alle vier mit?“, verdutzt wandte er sich an seine Tochter, die die Schultern zuckte und zwischen uns hin und her schaute.

„Es…gab einen Zwischenfall“, wusste Satoru ‚glorreich‘ mit einem Lächeln zu verkünden. Die Augen verdrehend stellte ich mich zu ihnen. „Mapa ist ausgeknockt und Hizumi ist erkältet, ergo also auch krank.“

„Ausgeknockt?!“, geschockt sahen mich alle drei Ishiharas an, sodass ich mich verbesserte. „Naja, er…hat einen Hexenschuss.“

„Hana-san hat ihn abgeschossen?!“, Miyavi blickte mich panisch an, sodass ich blinzeln musste. Alle kannten mittlerweile Hana, aber auf so eine Idee war noch nicht einmal ich gekommen.

„Eh…nein…? Er hat nur Rückenschmerzen…kann sich nicht bewegen und so. Also unpraktisch für unsere heutige Aktion.“

„Oh, gut, ich dachte schon“, Miyavi atmete tief durch, während Lovelie herzhaft lachte. Er nahm sie in die Arme und knuddelte sie. Schmunzelnd musterten wir sie alle kurz verträumt. Dann blickte ich jedoch zu Melody, als diese zu sprechen begann.

„Ist ja nicht so schlimm. Die Gesundheit geht ganz klar vor, ich hoffe sie erholen sich beide schnell. Dafür kann ich mithelfen.“

„Mel-chan, bist du sicher? Nicht, dass du dir einen Bruch hebst…“

„Taka, also bitte! Tu nicht so, als wäre ich die Schwangere hier! Ich weiß sehr wohl, was ich tragen kann und was nicht. Vielleicht muss ich ja auch gar nichts tragen? Ich kann ja auch Love beim Einräumen helfen.“

„Oh das wäre lieb, Mama“, nickte Angesprochene auch schon.

„Naja…na gut.“

„Nicht ‚na gut‘, ich helfe, Schluss und Aus. Sieh lieber zu, dass deine Prinzessin sich nicht übernimmt.“

„Aber hallo, da passen wir auf jeden Fall auf!“, brachte ich ein und auch Satoru nickte ernst. Mama-san schenkte uns ein sanftes Lächeln. „Sehr schön, Jungs. Ach, ich weiß, was ich heute noch machen kann: Ich werde uns allen ein leckeres Essen zum Ende des Tages kochen. Klingt das gut?“

„Das klingt sehr gut“, nickte Miyavi zufrieden und auch uns anderen gefiel die Idee, am Ende des Tages einen zufriedenen Magen zu haben.

„Sehr schön. Darf ich dafür eure Küche benutzen, Kinder?“, drehte sie sich auch schon zu mir um.

„Natürlich.“

„Gut, damit wäre das auch geklärt. Na dann….auf geht’s!“, lachend eröffnete Melody also den großen Tag und ging voran in das schöne Häuschen, was bald einen Bewohner weniger haben würde.
 

In Lovelies Zimmer verschafften wir uns zuerst einen Überblick über alles.

„So….was muss alles mit?“, meinte mein Vater auch schon und trat als Erster nach Miyavi in das Zimmer. Lovelie schob sich an ihnen vorbei und sah sich um.

„Also die Kisten müssen alle mit. Die da. Das Bett bleibt und die Kommode auch. Dafür muss der Schrank da mit.“

„Genau“, nickte Miyavi, „Das neue Bett und die neue Kommode sowie der Schreibtisch liegen draußen im Wagen.“

„Doch nicht dein normaler Wagen..?“, fragte ich verwirrt.

„Nein“, lachte Lovelie, „Dad hat einen Umzugswagen gemietet. Da ist das schon drin.“

„Krass…und warum dann nicht doch Möbelpacker?“, klinkte sich Satoru ins Gespräch.

„Weil ich das lieber selbst machen will“, lächelte Miyavi und blickte sich um. „Love, was ist mit den Taschen da?“

„Da sind meine Sachen drin.“

„Ah, gut. Das können ja Yoshi und Kenji fahren, oder Jungs?“ Ich lächelte, als unsere Väter nickten. Es war schön, dass sie sich alle mittlerweile so gut verstanden. Abgesehen von Mapa, der ab und an noch etwas gegen Miyavi motzte. Aber Melody mochte er wohl sehr.

„Wie wollt ihr das mit dem Schrank machen?“, Tsukasa war zu eben jenem getreten und klopfte einmal daran. „Ja schon ganz schön groß, das gute Stück.“

„Ich weiß…den werden wir wohl nicht im Ganzen hier heraus bekommen“, seufzte Lovelies Dad. „Klar wäre es schöner, ihn im Ganzen…aber ich möchte nicht verantworten, dass sich noch jemand einen Bruch hebt, die Treppe herabstürzt oder vom Schrank erschlagen wird.“

„Das könnte durchaus passieren“, warf Satoru ein. „Ich kenne da jemanden, der hat da so ein Verletzungstalent.“ Alle Augen wanderten zu mir. Entrüstet plusterte ich die Wangen auf und stemmte die Arme in die Seiten. „Na hey! So schlimm bin ich nun auch wieder nicht!“

Satoru lachte nur, während Miyavi lächelnd den Kopf schüttelte. „Trotzdem, wir müssen ihn auseinander bauen. Und bei euch müssen wir auch das Bett und die Kommode aufbauen.“

„Was ist mit meinem Kotatsu, Papa?“

„Der steht unten, oder? Ja, der muss noch in den Wagen.“

„Warum ist das Bett und die Kommode schon verladen?“, wollte ich wissen.

„Weil die geliefert wurden als Zusammenbau-Set“, grinste Love.

„Ach, ihr wisst noch gar nicht, wie es fertig aussieht?“

„Nein. Aber das Bett wird riiiiesig!“, strahlte Lovelie und ließ sich auf ihrem alten nieder.

„Gut…wie ist nun der Plan?“, warf Satoru mit einem Blick zur Uhr ein. So eine Dränglereule. Er schob sicher schon wieder Panik, ob wir überhaupt alles zeitlich schafften, so war er doch immer.

„Ehm…Ich würde die Sachen losfahren und dort anfangen, aufzubauen? Kenji und Yoshitaka fahren die Kisten und Taschen rüber und ihr könntet vielleicht versuchen, den Schrank hier auseinander zu nehmen? Wärt ihr so lieb?“

Miyavi sah uns so bettelnd an, dass ich augenblicklich zustimmte. Auch Satoru nickte.

„Und was mache ich? Kann ich auch irgendwo helfen?“, wollte Lovelie wissen.

„Du kannst mit mir mitkommen, mein Schatz. Du kennst dich im Haus der Jungs ja schon aus. Außerdem musst du mir sagen, wo was hin muss, immerhin ist es ja deine. Und später kannst du vielleicht schon anfangen, einzuräumen.“

Zugegeben, glücklich schien Lovelie mit dem Vorschlag nicht zu sein.

„Also rumsitzen…“, seufzte sie schwer. Miyavi betrachtete sie, bevor er sich neben ihr niederließ. „Liebes, ich kann dich nicht schwer tragen lassen, das weißt du. Und die anderen würden sich darüber auch nicht freuen.“

„Aber ich möchte auch helfen.“

„Das tust du doch. Du sagst mir genau, was wo hin muss. Das kannst nur du. Außerdem, möchtest du nicht nochmal ein wenig Zeit mit deinem alten Herren verbringen?“ Fragend sah er seine Tochter an, sodass diese zu lachen begann. „Na gut, Papa. Aber nur wegen dir.“

„Danke“, er lachte und drückte sie sanft an sich. Allein vom zuschauen wurde mir dabei ganz warm ums Herz. Ob wir später auch mal so waren, so tolle Eltern? Ob ich auch so eine Tochter haben würde? Oder doch eher einen Sohn?

„Na dann, auf geht’s!“, meinte Love wenig später auch schon fröhlich und erhob sich. Und damit regte sie auch alle anderen an, denn Dad und Tsu verabschiedeten sich vorerst mit einigen Kisten, während Love mit ihrem Dad verschwand, nachdem wir beide noch ein Küsschen bekommen hatten. Schließlich starrte Satoru die geschlossene Tür hinter ihr an, bevor er sich dem Schrank zuwandte. „Also wenn das gut geht…dann weiß ich auch nicht.“

Lachend stellte ich mich neben ihn. „So schlimm, deine Befürchtungen?“

„Na guck ihn dir doch mal an…!“, Sato deutete von oben nach unten auf den Schrank. „Ich kann mir vorstellen, warum sie den mitnehmen will. Der ist mit ihren ganzen Kunstwerken beklebt.“

„Hm, stimmt.“

„Ja, und das ist gerade das Schlimme! Bau mal den Schrank auseinander, ohne das was kaputt geht davon.“

Fragend neigte ich den Kopf und betrachtete das Objekt noch einmal genauer, ehe ich blinzelnd zu ihm rüber schaute. „Meinste?“

„Na klar!“, Satoru raufte sich die Haare und öffnete eine der Schranktüren. „Wie ich befürchtet hatte…ich geh mal runter und frage Melody, wo Miya sein Handwerkzeug hat. FALLS er welches hat.“ Damit zog Mister Panik auch schon davon. Ich sah ihm nur schmunzelnd und stirnrunzelnd nach. Dann drehte ich mich wieder zum Schrank und musterte ihn. Daran waren eine Menge gemalter Bilder, Collagen aus Fotos und ähnliches. Einige Sachen mussten schon recht alt sein, weil es noch aussah wie von einem Kind, andere sahen wiederum richtig gut aus. Insgesamt gefiel mir Lovelies Kreativität sehr. Sie hatte bereits an dem Cover unserer CDs ab und an etwas mitgestaltet. In dem Sinne war sie irgendwie wie Hizumi. Beide sehr kreative Köpfe.
 

„Ah, ich liebe Melody. Sie hat mir sofort einen ganzen Koffer mit Werkzeugen von Takamasa geben können“, zerstörte Satoru auch schon die Ruhe und kam ins Zimmer gelaufen. Fragend blickte ich zu ihm. „Vielleicht ist es auch ihrer?“

„Traust du Miya das nicht zu?“

„Naja, könnte ja sein“, lachte ich nur und zuckte die Schultern, bevor mein Blick auf den Koffer fiel. „Überhaupt schon reingeschaut, ob da was für uns dabei ist?“

„Ja. Keine Sorge, Schraubenzieher sind auf jeden Fall drin.“ Damit lief er den Koffer auch schon vor mir zu Boden sinken. Während ich reinschaute, starrte er seufzend den Schrank an. „Meinst du, wir können den kippen?“

„Wieso willst du den kippen?“, erwiderte ich verwirrt und sah auf.

„Na da oben kommen wir beide nicht ran. Und von unten nach oben will ich nicht machen, ich habe keine Lust, dass das Ding über mir zusammenbricht.“

„Du hast Probleme“, lachte ich nur und suchte mir einen der kleinen Helferchen aus.

„Habe ich nicht. Ich habe nur kein Bedürfnis, mich wie du ständig zu verletzen.“

„Was?!“, entrüstet plusterte ich die Wangen auf und erhob mich, während mein Blick nun ebenfalls über das Möbelstück wanderte.

„Du willst ihn wirklich kippen?“

„Ich denke schon. Hast du eine bessere Idee?“

„Nein. Ich denke nur, der ist schwer.“

„Meinst du? Wir sind zu zweit…“

„Können wir nicht einfach eine Leiter holen? Einer fängt oben an oder so?“

„Eine Leiter? Wie willst du die denn hier rein bekommen?“

„Na eine…kleine Leiter halt.“

„Ich bezweifle, dass sie sowas hier haben.“

Jeglicher Worte beraubt wollte ich die Wangen erneut aufplustern, als ich eine Stimme hinter mir vernahm. „Hey, Jungs! Cool, was macht ihr da?“
 

Als ich mich umblickte, sah ich direkt in Masuyos fröhliches Strahlen, bevor er auf uns zukam und uns begrüßte. „Helft ihr auch mit?“

„Ja. Du hattest wohl keine Lust?“

„Naja…“, druckste er ein wenig herum und vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Ich wollte eigentlich etwas unternehmen….ist aber was dazwischengekommen.“

„Was denn?“, fragte ich lächelnd, runzelte jedoch die Stirn, als der Kleine rot wurde. „Nicht ich…die Person, mit der ich was machen wollte.“

Kurz blickte ich zu Satoru, der schmunzelnd so tat, als beschäftige er sich mit dem Schrank. Dann wandte ich mich wieder Masuyo zu. „Wie schade. Wo ist eigentlich deine Schwester?“

„Welche?“

„Jewel. Lovelie ist mit deinem Dad bei uns.“

„Ah, okay. Hab mich schon gewundert. Jewel? Die ist bei Chiyoko…“

„Echt? Oh cool. Die verstehen sich ja mittlerweile super.“

„Ja. Jewel ist jetzt fast ständig bei ihr und designt mit ihr irgendwas.“

„Wow, sie geben es nicht auf.“

„Ne, sie träumen beide weiter davon.“

„Toll. Soweit ich weiß, wollte sie doch für uns noch was machen, oder Sato?“

Angesprochener nickte, ohne den Blick von ein paar Bildern abzuwenden. „Ja, sie plant zusammen mit Kato und den Stylisten die neuen Klamotten.“

„Geil!“, freute ich mich und auch Masuyo lächelte. „Kann ich euch irgendwie helfen?“

„Habt ihr eine Leiter?“, fragte ich hoffnungsvoll, hätte aber heulen können, als er mich verwirrt anblickte. „Wieso das?“

„Wir wollen den Schrank da…abbauen.“

„Und warum die Leiter?“

„Wir wollen von oben anfangen, weil kippen zu schwer erscheint?“, versuchte ich es.

„Und warum nehmt ihr da keinen einfachen Stuhl?“

„Lovelie hat nur einen Drehstuhl hier stehen“, murmelte ich, „Das ist mir dann doch etwas zu gefährlich.“

„Ich hab doch einen festen Stuhl“, entgegnete er blinzelnd, „Den könnt ihr haben.“

„Sato?“

„Mir egal, probier es einfach“, meinte jener nur und löste seinen faszinierten Blick nicht von den Bildern. „Genial, wie sie malt…“

Seufzend folgte ich Masuyo in dessen Zimmer.
 


 

~~**~~
 


 

Boar...echt! Das Kapitel hat mich fast gekillt x__x

Letztens dachte ich mir noch beim Schreiben: "Verdammt, die Kapitel werden immer kürzer", aber wenn ich Monster wie das hier sehe, freu ich mich in Zukunft wohl lieber über kürzere. Es war so riesig, dass ich es nochmal geteilt hab.

Sollten noch Fehler drin sein, sorry- hab jetzt über mehrere Tage verteilt drüber gesehen und immer nur flüchtig.
 

Danke an die liebenReviews :)!
 

@Lucel: Ja, hab schon bei FF.de geschrieben, dass ich das nicht weiter ausleiern wollte.. iwie macht es mir mehr Spaß, über so private Sachen der Band zu schreiben xDD Was auf der Bühne abgeht, kann man sich ja noch eher vorstellen. / Und hm, jeder hat halt seine Fehlerchen und Macken :3 Sato, mein kleiner Pefektionist *hihi*
 

@Cat2010: Hm, das stimmt x) Zumal ich auch wollte, dass das so schnell wieder verschwindet, sobald Shin ihm etwas zuneigung schenkt- das wäre nicht realistisch, da seine Zweifel ja viele Gründe haben :) Aber ja, du beschreibst es sehr gut. Shinji liebt seinen Sato ja schon lange, auch wenn ihm jetzt erst bewusst wird, auf welche Art...auch wenn er es noch nicht aussprechen kann ;)
 

Bis bald!
 


 

~~**~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2012-03-06T22:47:02+00:00 06.03.2012 23:47
ach herrje...
Shinji is ja heute mal direkt nach dem aufstehen süß gewesen ^///^

--> „Meinst du, dass das jemand lesen will?“, lachend rührte ich durch meinen eigenen Kaffee, „Eine Geschichte über uns und unser verrücktes Leben?“
antwort: JA, NATÜRLICH!!! xDDDD

aber die kranken "mamas"... ^^"
...naja.. wenigstens können sie sich gegenseitig beschäftigen.. xDD

der umzug an sich wirkt bisher lustig ^^
...ich würde wirklich gerne mal den schrank sehen, der klingt toll... .___.
Von:  Sheltr0n
2012-03-06T20:24:35+00:00 06.03.2012 21:24
Ich liebe dieses Kapitel. Ich liebe diese FF.
Ich find die Idee zu der ganzen FF total genial!

Und das Kapitel ist toll!
Und soweit ich es gesehen hab, sind keine Rechtschreibfehler drin... oder ich bin einfach blind und hab sie überlesen, wenn doch welcehe drin sind. xD
Aber das ist, find ich, total egal weil man sie eh einfach überliest, weil die Story viel interessanter ist als die Fehler ^^

Freu mich aufs nächste
Lg Kaiphil


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