Einsamkeit
Alleine…
Niemand ist da…
Vollkommene Stille…
Was soll ich tun?
Wegrennen?
Wohin?
Ich habe keine Freunde, die mich aufnehmen würden.
Ich habe keine Familie, die mich lieben würde.
Weder hier, noch sonst wo.
Niemand ist für mich da.
Ich anderen aus meiner Klasse meiden mich.
Ich bin ihnen zu „seltsam“ und „unheimlich“.
Die Mädchen schauen immer weg wenn ich Blickkontakt suche.
Und die Jungs…
Sie lachen… sie lachen mich aus…
Selbst Hideki, der einst mein bester Freund war meidet mich.
Er redet kein Wort mehr mit mir.
Das letzte was er sagte war: „Erst wenn du weißt das du auch alleine stehen kannst, rede ich wieder mit dir.“
Ich habe ihn angefleht nicht so gemein zu mir zu sein.
Ich habe ihn um Hilfe gebeten.
Ich bin doch so schwach.
Ich schaffe es nicht alleine.
Ich schaffe es nicht den Unfall zu vergessen.
Nacht für Nacht werde ich von Albträumen heimgesucht!
Warum Hideki…
Hättest du mir damals geholfen würde es mir jetzt nicht so schlecht gehen…
Warum nur…
Hideki…
Dabei… dabei habe ich dich doch geliebt…
In der Schule
Es war wie immer ein ganz kalter Wintermorgen. Es sind schon Tage das sich die Sonne nicht blicken lässt. Na ja… passend zu meiner Stimmung…
Der Winter ist doch echt die schönste Jahreszeit. Nicht etwa deshalb weil sie so dunkel ist, sondern so hell und klar. Der Schnee reinigt praktisch unsere Seele und nimmt alles Böse von uns…
Nur bei mir klappt das nicht…
Die Alpträume habe ich immer noch und mein Leben wird immer schlimmer…
Mein einziger Lichtblick ist Hideki.
Gestern hatte er mir einen Zettel in die Hand gegeben. Er hatte nur kurz geschrieben:
Es tut mir leid!
Ändere doch etwas!
Hideki.
Aber wie sollte ich das nur anstellen?
Ich war mittlerweile zum seelischen Wrack mutiert.
Aus der einst so fröhlichen Haruka wurde eine in Depressionen verfallene Miesepeterin.
Es ist echt zu schade…
Ich war gerade auf dem Weg zur Schule als ich Hideki sah. Er aber hatte mich noch nicht gesehen.
Ich möchte endlich etwas ändern!
Ich möchte vergessen!
Ich brache dich!
Hideki…
Wie gerne würde ich ihm das sagen…
Ich kann aber nicht.
Ich weiß, dass er mich eh wieder wegschicken würde.
Dann klingelte die Schulglocke.
Ich ging in die Klasse rein.
Wie immer hörte ich kein ‚Hallo! ‘ geschweige denn ein ‚Guten Morgen, Haruka! ‘.
Nichts Besonderes.
Mittlerweile bin ich es von meinen Mitschülern gewohnt nicht beachtet zu werden…
Dann kam die Klassenlehrerin Frau Oyama hinein.
Sie schwafelte irgendetwas über Klassenfahrt und Schulfest.
Uninteressant…
Dann kam sie zum bevorstehenden Elternabend zu sprechen.
„Ich hoffe all eure Eltern werden kommen. Wir werden uns über die Abschlussprüfungen unterhalten und über gute Universitätsangebote. Haruka?“
Genervt und den Tränen nah, fragte ich: „Was?“
„Du erscheinst bitte persönlich.“
„Wie denn sonst? Mit den Leichnamen meiner Eltern?“
Stille.
Ich wusste ich würde gleich heulen also stand ich auf und sagte kurz:
„Mir geht’s schlecht, ich geh nach hause…“
„Haruka!“, schrie mir Frau Oyama hinterher.
Aber ich war schon weg.
Zu Hause
Zu hause angekommen legte ich mich erst mal auf mein Bett und weite mich aus.
Danach ging ich in den Lebensmittelladen kaufte mir mein Abendbrot ein und ging zurück.
Das Familienanwesen war schon seid Jahre Baufällig. Nur fehlte mir das nötige Geld um Phoney-Hall wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen.
Ungerecht, nicht wahr?
Ich bekam vom Amt gerade Mal genug um mich über Wasser halten zu können.
Zu hause angekommen bereitete ich mir mein Abendessen vor, aß und ging zu Bett.
Dann kam auf leisen Pfoten Filou auf mein Bett und kuschelte sich neben mich. Er war das einzige was mir geblieben war. Das hatte er in jener Nacht auch getan.
Damals… bei diesem schrecklichen Unfall…
Meine Eltern und meine kleine Schwester waren auf dem Heimweg von einer Geburtstags Feier einer Freundin. Ich konnte leider nicht mit da ich erkältet war. Als ich schon fast eingeschlafen war klingelte es an der Tür.
Polizei.
Ich machte auf und fragte was denn passiert sei.
Der Polizist sagte nur: „Es tut mir schrecklich leid. Mein Beileid…“
„Was ist passiert?“
„Ihre Eltern… und ihre kleine Schwester… sie wurden… mit dem Auto… in einen Unfall verwickelt. Die Ärzte haben gekämpft. Aber umsonst. Der Unfall brachte insgesamt 4 Tote. Den anderen Fahrer und…“
„Unmöglich… nein“, sagte ich und fiel zu Boden.
Die ersten Tage nach dem Tod meiner Familie aß ich auch nichts. Erst am 4 Tag begann ich wieder zu essen. Und es dauerte einen ganzen Monat bis ich wieder anfing zu sprechen. Es war einfach zu schrecklich. Ich konnte es gar nicht glauben.
Zu dieser Zeit stand mir die komplette Klasse bei und versuchte mich aufzurappeln. Ich aber verfiel den Depressionen. Sehr leichte, aber für mich unerträglich. Mein Arzt sagte mir, er könne mir keine Beruhigungstabletten geben, da mein Körper vielleicht unerwünscht reagieren könnte.
Als es nach einem Jahr immer noch nicht besser wurde, fingen meine Klassenkameraden an mich merkwürdig zu finden.
Warum?
Na ja… ich hatte immer wieder mal so Anfälle.
Ich redete dann wie in Trance.
„Tod, Auto, Blut, Rache, Wasser, Ertrinken, Licht, Dunkel,…“
Und so `ne Sachen.
Deshalb bin ich dann auch 5 Monate lang zum Psychologen gegangen.
Es hat mir wirklich geholfen.
Die Anfälle wiederholten sich kein einziges Mal.
Dafür fingen aber die Alpträume an.
Nacht für Nacht dieselben Bilder…
Die Bilder meiner toten Eltern und meiner Schwester.
Auch wenn ich ihre Leichen nie gesehen hatte, plagten mich Nacht für Nacht diese Bilder.
Ich versuchte einzuschlafen…
Und nach unendlich langer Zeit schlief ich dann auch ein.
Der Traum
Ich stand auf einer Wiese.
Blumen umgaben mich und ihr Duft verführte meine Sinne.
Dann erblickte ich einen Jungen.
Es war Hideki.
„Hideki?“
„Haruka?“
„Du bist es wirklich!“
„Natürlich“
Ich lächelte.
„Und du redest auch wieder mit mir!“
„Ja, ich habe eingesehen, dass du Hilfe braust.“
Ich sah ihn an.
„Hideki, ich…“
„Keine Sorge ich werde dir helfen.“
Ich wachte auf.
Zu Schade…
Aber war ja klar…
Es war nur ein Traum.
Guten Morgen, Haruka!
Am Morgen suchte ich mir ein gelbes Top mir Blümchen und eine weise Jeans aus meinen Schrank. Meine Haare Flocht ich zu zwei Zöpfen zusammen und schaute in den Spiegel.
Danke, Hideki.
Endlich kann ich wieder lächeln.
Ich schaute mir tief in die Augen und lächelte mein Spiegel Bild an.
Es lächelte zurück.
Ich nahm meine Frühstückbrötchen und ging hinaus.
Endlich strahlte die Sonne wieder und ließ den Schnee so wunderbar glänzen.
Ich ging weiter den Schulweg entlang.
Als ich an der Schule angekommen war, klingelte die Schulglocke.
Ich betrat die Schule, ging die Treppen hinauf und blieb vor dem Klassenzimmer stehen.
Ich atmete tief ein.
Dann öffnete ich die Tür.
Alle starrten mich an.
Alle.
Dann würde eine Stimme laut: „Haruka?!“
„Ja?“, fragte ich lächelnd.
Ich wusste, jetzt würde sich alles zum Guten wenden.
Ich würde mich wieder mit Hideki vertragen.
Ich würde wieder in die Klasse aufgenommen.
Ich würde die Abschlussprüfungen bestehen.
Und ich würde mich mit Sicherheit wieder in Hideki verlieben.
Dann hörte ich auf über all das nachzudenken und schaute auf.
Hideki stand vor mir und lächelte mich an.
„Guten Morgen, Haruka.“
- Der einzige Weg einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein. -