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Tease

von

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Lügen haben lange Nasen

Ich habe tatsächlich durchgepennt, bis sechs Uhr in der Früh.

Natürlich herrscht erstmal ausgiebige Katerstimmung, als ich mich aus meinem Bett schäle und mir den brummenden Kopf halte.

Scheiße.

Gestern muss ich voll übertrieben haben.

Leider ist das Letzte, an das ich mich erinnern kann, die Sticheleien gegenüber Alex, dem Streifenhörnchen.

Ja, dem hab ich es voll gezeigt, denke ich mit einem Lächeln, das mir aber sofort zu anstrengend wird, jeder Muskel tut mir weh.

Bestimmt hat auch Tommy eingesehen, dass der Typ nicht gut genug für sein erstes schönes Mal ist.

Wer weiß, vielleicht haben wir sogar rumgeknutscht?

Nein, das wäre nicht gut, denn davon möchte ich alles mitkriegen, seinen Geschmack, seinen Duft und das Gefühl, wie unsere Zungen sich zu einem leidenschaftlichen Spiel finden.

Langsam erhebe ich mich vom Bett, mein Kopf ist schwer wie eine Wassermelone.

Rollmops, ich brauche Rollmops!
 

Wie ein auferstandener Zombie trotte ich in das Badezimmer, um einen halbwegs ansehnlichen Mensch aus mir zu machen, denn zu allem Übel ist heute Montag und das bedeutet Schule.

Dumm war es schon, dass ich mir am Sonntag die Kante gegeben habe.

Doch eigentlich ist daran nur dieses Streifenhörnchen schuld.

Ich MUSSTE schließlich saufen, notgedrungen, da dieses Wesen seine Wichsgriffel nicht bei sich behalten konnte und Tommy mit ihnen betatscht hat.

Wie er ihn im Schritt berührt hat, bah, ich seh es noch immer vor mir, dieses Horrorszenario.

Porno für Arme, was der abzieht.

Aber Tommy steht darauf nicht, der will richtig verführt werden, nach allen Regeln der Kunst…
 

Halbwegs gestylt und ohne Frühstück, Rollmops war aus, mache ich mich auf den Schulweg.

Vielleicht kaufe ich mir in der Mensa ein Fischbrötchen.
 

Als ich in besagter angekommen bin, sehe ich doch meinen kleinen Tommy am Süßigkeitenautomaten stehen.

Sofort breitet sich ein Grinsen in meinem Gesicht aus.

Bestimmt freut er sich, wenn ich ihn ein wenig necke…
 

“Na, du Naschkatze!”, begrüße ich den Emo, der mich noch nicht bemerkt zu haben scheint. “Was solls denn sein? Twix? Ritter Sport? Oder doch lieber mich?”

Tommy wirft das Geld ein, drückt die Nummer für Kinder-Bueno und bückt sich runter zur Ablage.

“Ey, redest du nicht mehr mit mir?”, will ich von dem Kleinen wissen. “Eigentlich müsste ich sauer sein, weil…”

“Ach ja?”

Tommy dreht sich blitzartig zu mir herum und guckt zu mir hoch, in mein vom Kater gezeichnetes Gesicht.

“Ich soll es wohl noch geil finden, dass du zuerst mein Date total ruinierst, mich auf der Toilette belästigst und als wäre das noch nicht genug, mich in aller Öffentlichkeit blamierst. Man, schäm dich. Du warst endpeinlich, und dein Gegrabsche ging mir dermaßen auf den Sack, das ist gar kein Ausdruck mehr.”

Ach, auf den Sack ging es ihm?

Also hat er dicke Eier davon bekommen.

Mh, Tommy, ich wusste, dass du auf mich abfährst…

Aber ich glaube fast, dass er es ganz anders meint.

Schließlich schaut er wütend aus, so, als ob er mir jeden Augenblick eine klatschen wolle.

“Tut mir leid, man, ich war betrunken. Da passiert so was schon mal”, presse ich ein wenig schuldbewusst hervor, obwohl ich mich gar nicht daran erinnern kann, dass ich Tommy begrabscht haben soll

Vielleicht hat er das ja auch nur geträumt, ist schließlich sein heimlicher Wunschtraum…genau wie meiner auch…

“Du warst echt so was von daneben, Alex will nun nichts mehr von mir wissen, vielen Dank auch. Warst echt ne große Hilfe. Nächstes Mal nehme ich dich nicht mehr mit”, schmollt Tommy, innerlich jubiliere ich, trotz seiner Vorwürfe.

Ich hab Streifchen ausgeknockt, ich hab Streifchen ausgeknockt, schalalala!

Man, das war es doch wert, Tommy bekommt sich schon wieder ein, da bin ich mir sicher.

Der Rest war jedenfalls ein voller Erfolg.
 

*****
 

Heute beginnt die Woche, in der Tommys Klasse auf Klassenfahrt gefahren ist.

Wortlos trotten wir nebeneinander her, der Emo schmollt noch immer, auf die Frage, ob er sich neben mich setzen möchte, brummelt er nur etwas, das genauso gut ‘Nein’ wie auch ‘Ja’ bedeuten kann.
 

“Komm, Tommy, hier ist dein Platz”, sage ich, als ich mich bereits auf meinen Stuhl in der letzen Bankreihe gesetzt habe und den Kleinen zuckersüß anlächle.

“Ich muss erst warten, was der Lehrer sagt”, nuschelt Tommy nur und geht sofort zu Herrn Otto, dem Geschichtslehrer, der gerade gut gelaunt zur Tür hereinkommt.

Gespannt warte ich ab.
 

“Ich soll mich neben dich setzen, Dennis”, meint Tommy wenig später, er sieht nicht sonderlich erfreut darüber aus, schmeißt seine Tasche auf den Boden und lässt sich dann auf dem Stuhl links von mir nieder.

“Hey, waren wir nicht schon beim ‘Denni’? Anderenfalls will ich, dass wir uns siezen”, versuche ich, meinen Schatzi einzulullen, irgendwie habe ich das dumme Gefühl, dass heute verkehrte Welt herrscht.

Schließlich bin ich sonst immer derjenige, der eingeschnappte Leberwurst ist und nicht Tommy.

Nun wirft er mir einen kurzen, fragenden Blick zu.

“Dennis, könnten Sie mir bitte ein Blatt geben? Meine sind leider alle.”

“Du bist doof, man”, schüttle ich den Kopf und reiße ein liniertes Blatt von meinem Block ab, das ich Tommy reiche. “Das bekommst du aber nur, wenn du ‘Danke, liebster Denni’ sagst.”

“Du bist genauso doof”, sagt der Emo und kann nun auch nicht mehr ernst bleiben. “Schade, dass es nicht klappt, böse auf dich zu sein. Aber ich hab dich eben viel zu lieb.”

“Ich dich auch”, flüstere ich dem Kleinen zu, der von der Bank verdeckt über meinen Oberschenkel streichelt, was mir natürlich irre Gänsehaut bereitet.

Doch plötzlich verschwindet das Lächelns aus Tommys Gesicht, was mich ihn fragend anschauen lässt.

“Gestern hast du noch was anderes gesagt, als du betrunken warst. Aber du warst eben nicht ganz bei dir, deswegen nehme ich an, dass es nicht dein Ernst war”, erzählt mir Tommy ein wenig wehmütig und blickt auf das leere Blatt vor seiner Nase.

“Was hab ich denn gesagt?”, will ich ganz neugierig wissen.

Doch da fällt mir ein, dass ich mich gerne verplappere, wenn ich besoffen bin, dass ich da gerne sage, was mir in nüchternem Zustand nie über die Lippen gekommen wäre.

Oh je.

Wer weiß, was mir da rausgerutscht ist.
 

“Ach, ist nicht so wichtig, ist egal”, wehrt der Emo meine Frage schnell ab, der Stundenbeginn verhindert außerdem ein ordentliches Gespräch.
 

*****
 

Zum Glück nähert sich die langweilige Geschichtsstunde irgendwann dem Ende, ich habe beobachtet, dass Tommy die ganze Zeit irgendwas mit seinem Handy gemacht hat.

So ein Suchti.
 

In der Pause nimmt der Emo einfach so mit seinem Popo auf dem Tisch platz, holt sich einen Joghurt aus der Tasche, zieht den Deckel ab und schleckt genüsslich daran rum.

“Was guckst’n so?”, grinst er mich von oben an, als er meinen interessierten Blick bemerkt hat. “Willst wohl auch mal lecken, mh?”

“Nee, du, ich hab ne Banane”, grinse ich frech und hole die lange, gelbe Frucht aus meiner Tasche, beginne sie zu schälen und stecke sie mir in den Mund.

Tommy beobachtet mich natürlich ganz genau dabei, bestimmt muss er auch an das peinliche Foto denken, dass meine Kumpels von uns dreien geschossen hat.

Tommy, ich und eine Banane.

Ja, wir haben einen Frucht-Fetisch. Keine Frage.
 

Als ich meine Banane verspeist habe, glotze ich Tommy noch eine ganze Weile an, während er seinen Kirschjoghurt löffelt.

Das sieht man es, schon wieder Früchte.

Irgendwie fasziniert es mich, wie Tommy den Löffel zwischen seinen Lippen verschwinden lässt oder gar genüsslich darüber leckt, oh man, ich wünschte, ich wäre der Löffel, so dumm es auch klingen mag.

Aber mein Blick bleibt nicht ewig an seinem Mund hängen, er gleitet anstelle an seinem Körper hinunter, bis er auf seinem Schritt liegen bleibt, dort, wo ich außer seinen Lippen ebenfalls extrem gern wäre.
 

“Ey, du guckst mir zwischen die Beine!”, bemerkt Tommy und gluckst vergnügt. “Hab ich dort vielleicht etwas, das du nicht hast, mh?”

“Nein”, erwidere ich. “Nur alles in viel schöner.”

Oh shit.

Was rutscht mir denn nun wieder für ein anstößiges Zeug heraus?

Das kommt ja für meine Begriffe fast einer Liebeserklärung gleich.

“Woher willst du denn das wissen?”, sagt Tommy, legt den Kopf süß guckend schief und stellt den Joghurtbecher neben sich auf den Tisch. “Ich hab dir meinen Schwanz nicht gezeigt, auch wenn du dich darüber kringelig gefreut hättest. Du warst gestern echt notgeil, schlimmer als in nüchternem Zustand. Obwohl, geht das überhaupt?”

“Du Scherzkeks!”, necke ich meinen Süßen liebevoll, der sich nun neben mich setzt, zuerst mich grinsend ansieht, dann nach allen Richtungen schaut und als er sich unbeobachtet fühlt, seine Arme hastig um mich schlingt und mich fest auf die Wange knutscht, sodass mir halb die Luft wegbleibt.

“Hng, Tommy, du erdrückst mich ja!”, beschwere ich mich lachend und gebe dem Kleinen den Kuss zurück.

Der jedoch wird noch übermütiger und drückt bestimmt fünf Küsse hintereinander abwechselnd auf meine Backen.

“Wenn uns jemand sieht, Süßer”, merke ich an, während ich mich wie ein Betrunkener oder ein Drogensüchtiger fühle.

“Hast du Angst, dass der dann mitmachen will?”, grinst Tommy und streichelt nun meine Wangen, oh Gott, das ist so unheimlich schön!

Wie gerne würde ich nun mein Gesicht drei Zentimeter dem Tommys nähern, unsere Lippen würden sich ganz federleicht berühren, bis wir uns voller Gier knutschen würden, die Welt um uns herum völlig vergessen, egal, ob die Stunde wieder beginnt, egal, ob der Lehrer uns ermahnt, egal, ob unsere Mitschüler dumme Kommentare abgeben.

Ich will Tommy, ich will ihn mit Haut und Haar.

Es könnte so schön sein, so unglaublich…
 

“Träumst du?”, weckt mich Tommy aus meinen Gedanken, er sieht so toll aus, sein Blick ist so verträumt, seine Piercings so einladend.

Ob ich es tun soll?

Soll ich mich ihm nähern, vorsichtig von seinen Lippen kosten, probieren, ob sie noch nach Kirschjoghurt schmecken?

Nein.

Ich kann es nicht.

Nicht jetzt und nicht hier.

Das Stundenklingeln erleichtert meine Entscheidung zusätzlich, der Versuch, meine Gefühle zu verdrücken, scheitert zwar trotz des Sozialkundestoffs.

Wie ein verliebtes Mädchen zeichne ich Herzchen auf meinen Block, ertappe meinen Stift sogar dabei, wie er ein ‘T’ in eine der Formen schreibt.

Erschrocken darüber verdecke ich die Kritzeleien mit der Hand, wenn Tommy sie sieht, der Boden würde sich unter mir öffnen vor Scham.

Dennis, dieses Kitschgehabe passt einfach nicht zu dir.

Wie sehr mich der Junge zu meiner linken verändert hat, zu welchen Gefühlen ich fähig geworden bin, wenn mir vor einer Woche jemand gesagt hätte, dass ich mich bald verlieben würde, ich hätte mich vor lachen auf dem Boden gekugelt.

Dennis, der Obermacho.

Aber kaum erscheint Tommy-Boy auf der Bildfläche, schwups, da ist es um mich geschehen.

Zauberei? Manipulation? Oder gar Gehirnwäsche?

Ich weiß es nicht.

Und ich werde die Gründe wahrscheinlich auch nicht erfahren.

Nebenbei gesagt, sie sind relativ unwichtig in meinen Augen.

Viel wichtiger wäre es, dass Tommy endlich auf meine Flirtversuche ernsthaft eingeht und nicht immer denkt, das wäre nur Spaß.

Tommy, ich habe ABSICHTEN!

Huhu!

Verstohlen linse ich zu meinem Banknachbar, der meinen Blick natürlich sofort bemerkt und mit einem Lächeln kommentiert.

Hach, vielleicht wird das heute Nachmittag was, wenn wir mein Umstyling in Angriff nehmen.

Ich werde einer von Tommys Artgenossen sein, irgendwie ein guter Gedanke.

Schließlich ist es ja bei den Tieren auch so:

Man paart sich nur mit Artgenossen.

Tommy? Nicht wahr? Emo+Emo=Love.

Da lern ich sogar noch Mathe nebenbei…
 

*****
 

Der Schultag vergeht quälend langsam, doch irgendwann sind auch die zwei Mathestunden hinter sich gebracht.

Tommy holt mich um 15.00 Uhr ab, um mit mir Shoppen zu gehen und mich bei meiner Kleiderwahl zu beraten.

Das Dumme ist nur, dass ich auch noch beim Friseur vorbeischauen soll, der meinen Haaren einen ordentlichen Emo-Schnitt verpasst und das ganze schwarz wie Lakritze einfärbt.

Bah, ich hasse Lakritze!

Aber was tut man nicht alles für seinen Angebeteten…
 

Etwas mulmig ist mir schon, als das Türklingeln anzeigt, dass Tommy unten auf mich wartet.

Noch einen kurzen Blick werfe ich in den Korridorspiegel und sage ade zum guten, alten Dennis, der als ein ganz anderer Mensch zurückkommen wird, ob er will oder nicht.

Jetzt heißt’s Augen zu und durch, tschüss aschblondes Haar, ich werde dich vermissen.
 

Keine halbe Stunde später werde ich von Tommy in einen Laden geschoben, dessen Wände schwarz gestrichen sind, der Boden ist dunkelrot und die Klamotten, die darin hängen, sehen aus wie Mönchskutten oder Nonnengewänder.

Schwarz, schwarz, schwarz, wohin das Auge reicht.
 

“Meinst du wirklich…wir finden hier was für mich?”, zweifle ich, als ich zwischen den Regalen lang husche, der schwarzgekleidete Tommy passt sich wie ein Chamäleon perfekt seiner Umgebung an.

“Klar, Denni”, nickt er eifrig und zieht ein T-Shirt von der Stange, mit buntem Aufdruck, oh nein, es sieht emoartig aus! “Das wäre doch ganz hübsch, nicht zu ausgefallen und schön figurbetont…”

“Figurbetont, pah”, grummelt das Echo und eilt weiter, Tommy kommt gar nicht mehr hinterher, guckt noch hastig hier und da und hält schließlich meinen Ärmel fest.

“Jetzt warte doch mal”, bestimmt der Kleine. “Wir wollen doch auch noch eine schöne enge Röhrenjeans für dich aussuchen…”

“…damit du meinen Arsch auch schön siehst, glaub mir, ich weiß, dass du das aus Eigennutz machst”, sage ich, Tommy antwortet gar nicht erst, er sammelt lieber noch ein paar weitere Stücke für meine Garderobe und hat schließlich den ganzen Arm voller schwarzer Lumpen.

“So, jetzt noch ein Nietengürtel und dann gehst du anprobieren”, weist der Emo mich an, ich langweile mich derweil auf der aufgestellten Sitzgelegenheit.
 

“Willst du mich für ne Bad-Taste-Party ankleiden, oder was?”, nörgle ich, als ich in Richtung der Umkleidekabinen gezogen werde, Vorhang auf, Dennis rein, Klamotten hinterher geschmissen.

“Ich zieh das nicht an. Das ist gar nicht schön”, brummle ich von drinnen, Vorhang auf, Tommy rein, Klamotten geschnappt.

Verdutzt gucke ich den Kleineren an, der grinsend die Hose mustert und sich wahrscheinlich schon meinen Arsch darin vorstellt.

“Ich werde mich NICHT ausziehen. Erst recht nicht vor deinen neugierigen Augen”, schmolle ich, da es mir ein wenig unangenehm ist, mit Tommy auf engstem Raum zu stehen und keine Fluchtmöglichkeit zu haben.

“Doch, das wirst du. Und ich helfe dir dabei. Bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt”, sagt Tommy, oh Gott, er macht sich an meiner Hose zu schaffen, öffnet schließlich den Knopf, zieht den Reißverschluss nach unten, scheiße, dort ist mein Schritt, mein kleiner Dennis, Tommy, wenn du ihn anfasst, dann springt er dir entgegen!

Mein Puls beläuft sich wahrscheinlich zwischen 180 und 200, irgendwo in der Nähe meiner Gurgel puckert mein Herz so heftig, als würde ich gerade an einem Dauerlauf teilnehmen.

“Mh, schöne Schlüpper, Denni”, bemerkt der kleine Emo, shit, shit, als ich an mir herunterschaue, sehe ich das Dilemma.

Ich hab tatsächlich meine ältesten Boxershorts an, mit Blümchen drauf!

Ich hasse Blümchen!

Und noch mehr hasse ich es, dass Tommy mich nicht ganz unverblümt sieht.
 

Hastig greife ich nach der Röhrenjeans, ziehe mir das Teil über die Beine und mache sie oben zu, man, ich hätte nie gedacht, dass ich die so leicht über meinen Hintern bekomme.

“Die kneift im Schritt”, bemerke ich ganz unglücklich und blicke den kleinen Emo an, der ganz angetan an mir herabschaut. “Jetzt glotz nicht so. Die ist zu eng. Die will ich nicht kaufen…”

“Ach, jetzt hab dich nicht so”, schüttelt Tommy den Kopf, erschrocken muss ich spüren, wie sich seine Hand auf meinen Arsch legt, mit Auto-Augen begutachte ich uns beide im Spiegel. “Dein Po ist doch eine echte Augenweide. Wäre schließlich schade, wenn du ihn noch länger in diesem ausgewaschenen Beutel von Hose mit dir herumträgst.”

“Äh…ja…vielleicht?”, stammle ich voller Nervosität, die Ameisen kriechen in mir hinauf, als ich Tommys warme Hand auf meinem Allerwertesten spüre. “Aber jetzt hör auf, mich anzugrabschen. Ich bin nicht schwul. Das törnt mich nicht an.”

“Natürlich tut es das”, sagt Tommy in einer Tonlage, die mir nicht gefällt. Sein Grinsen ist regelrecht zu hören. “Du konntest mir doch noch nie widerstehen. Denkst wohl, ich merk das nicht. Unterschätz Tommy nicht. Tommy ist nicht dumm.”

Panik überkommt mich.

Ich werde dazu nicht ja und amen sagen, auch wenn ich völlig in den Emo verschossen bin.

Tommy scheint wirklich nicht dumm zu sein, denn auch von meiner Unsicherheit nimmt er sofort Notiz.

“Man, das war Spaß!”, lacht der Kleine und boxt mir gegen die Schulter. “Wie oft hab ich dich jetzt schon mit der Sache verarscht, und jedes Mal glaubst du, dass ich es ernst meine. Du bist Heten-Denni und daran wird sich nichts ändern. Auch nicht meine ‘Anschwulungen‘.”

Mit dieser Aussage bin ich aber auch wieder nicht zufrieden.

Nachdenklich probiere ich nach der blöden, engen Hose das noch blödere, ebenso enge T-Shirt an mit den den Tod verherrlichenden Motiven.

“Auch wenn ich dir jetzt schon wieder sagen könnte, wie geil dein Oberkörper aussiehst, davon wirst du nicht schwul”, redet Tommy weiter, irgendwie weiß ich nun gar nicht mehr, was ich darauf antworten soll.

Tief in mir ruft eine Stimme nämlich, dass ich meine Gefühle für den Emo herauslassen sollte.

Aber das geht nicht.

Auf eine gewisse Weise schäme ich mich noch immer für meine schwulen Gedanken und plötzlichen Neigungen.
 

Tommy lässt keinen Widerspruch zu, ich werde gezwungen, die komischen Klamotten zu kaufen und gleich anzubehalten.

Auf der Straße hätte ich mich liebsten gar nicht mehr gezeigt, denn ich komme mir nicht mehr wie Dennis vor.

Immerzu rast mir durch den Kopf, dass ich mich der feindlichen Mannschaft angeschlossen habe.

Nur wegen Tommy.

Naja, und wegen der verlorenen Wette, die ich, wie mir im Nachhinein klar geworden ist, ganz leicht hätte gewinnen können.

Und ich bin ja dem auch nicht ganz abgeneigt, denn Tommy ist schlank, attraktiv…ein Traumtyp in meinen Augen eben.

Da muss einem schließlich ganz schwul zu Mute werden, schon wenn das kleine Kerlchen nur vor mir steht und zuckersüß lächelt…
 

Wenig später finde ich mich auf einem schwarzen Friseurstuhl wieder.

“Einmal schwarz färben!”, weist Tommy an, der auf einem ebenso schwarzen Stuhl Platz genommen hat.

Er erklärt dem Friseur auch noch, wie er die Haare ungefähr zu schneiden hat.

Oje, ich ahne schon schlimmes…
 

“Und? Und? Wie gefällst du dir?”, will mein kleiner Kumpel nach der OP wissen.

Ungläubig schaue ich in den Spiegel, betrachte mit meinem übrig gebliebenen, linken Auge meine schwarze Matte.

Irgendwie fällt mir gerade gar nichts mehr dazu sein.

Aber ich glaube nun zu wissen, warum Emos immer heulen.

Weil die Frisur so scheiße ist.

Nee, war ein schlechter Witz…
 

“Äh…Tommy…mach das rückgängig”, stottere ich, als meine Hand durch meine verunfallten Haare gleitet. “Ich seh wirklich wie ein Emo aus. Das…ist nicht gut…”

Der Kleine beugt sich herunter zu meinem Ohr, haucht auch noch sanft herein, was mich ganz wuschig werden lässt.

“Das ist perfekt”, flüstert Tommy, während er ebenfalls mein Haar berührt. “Die Leute werden dich für meinen Boyfriend halten. Eine sehr schöne Vorstellung, findest du nicht auch?”

“Ich will nicht dein Boyfriend sein!”, maule ich, da ich sauer bin wegen der Verunstaltung meiner selbst, die der Emo veranlasst hat. “Glaub ja nicht, dass ich mit dir Händchen haltend durch den Park gehe. Schmink es dir ab, ich bin kein Homo!”

“Und da wären wir wieder bei Dennis Reizthema angelangt”, seufzt Tommy, klopft mir leicht auf die Schulter und zieht mich am Arm von dem unbequemen Friseurstuhl.

Mein fassungsloser Blick gilt wiederholt dem Spiegel, der bei diesem Emo-Anblick meiner selbst schon zu zerspringen beginnt.

Da, Risse!
 

“Ich geh jetzt heim, ich hab die Faxen dicke”, kündige ich an, den Emo hinter mir gelassen.

“Ich komme mit, schließlich will ich dich noch stylen!”, freut sich Tommy, wenig später spüre ich anhand meines Pos, dass er mich eingeholt haben muss.

“Jetzt nimm doch mal deine Griffel von meinem Arsch!”, knurre ich, da der Kleine zu meinem Entsetzen auch noch die Finger in meine rechte Arschtasche schiebt.

“Was kann ich denn dafür, dass deine Augenweide magnetisch auf meine Hände reagiert?”, gibt Tommy frech zu, oh Gott, das Kribbeln ist kaum mehr auszuhalten, als er meinen Hintern so ungeniert anfasst.

“Zu Hause bist du dran!”, drohe ich dem Kleinen, bleibe ruckartig stehen und fühle mich gezwungen, ihn in den Arm zu nehmen, egal, wer uns dabei zusieht. “Aber so was von.”

“Willst du mir etwa die Klamotten vom Leib reißen?”, grinst Tommy, seine Hände schieben sich schon wieder an mir herab und bleiben auf meiner Rundung liegen.

Das entlockt schließlich auch mir ein Grinsen, das bestimmt alles sagt, alle meine Gelüste verrät.

“Da hab ich aber schon Angst.”

“Das solltest du auch!”, stelle ich unmissverständlich klar und kann mich nicht mehr beherrschen.

Sanft beiße ich dem Kleinen in den Hals, sein überraschtes, aber genussvolles Stöhnen bringt mein Blut in Wallung, aber wie verrückt.

Ich schiebe ihn an die nahe gelegene Hauswand, umschlinge ihn eng, vermute seinen Schritt an meinem.

Ausgehungert wie ich bin, da ich schon ewig keinen Sex mehr hatte, gleiten meine Hände nun auch zu Tommys Po, oh, das macht mich noch mehr an.

Sein Ohrläppchen ist vor mir auch nicht mehr sicher, ich kann nicht mehr anders, als mit den Zähnen verlangend reinzubeißen, während Tommy in mein Ohr keucht und mir sagt, wie schön er es findet, was ich mit ihm anstelle.

Der Kleine schmeckt total gut, meine Zunge gleitet über seinen Halsmuskel, mh, ich kann nun wirklich verstehen, dass man mit Tommy unbedingt Sex haben möchte.

So geil wie ich schon nach ein paar Sekunden bin, so geil war ich noch auf kein einziges Mädchen.

Alles um mich herum vergessen und alle Hemmungen fallen gelassen schiebe ich meine Hände unter Tommys Shirt, die Gänsehaut, die sich durch meine Berührung auf seinem Rücken bildet ist bezaubernd und zaubert ein Schmunzeln auf mein Gesicht.

“Nicht hier, Denni”, wehrt mich Tommy plötzlich ab und sieht mir in die Augen. “Wir sollten zu Hause weitermachen, hier in der Öffentlichkeit kann ich es nicht richtig genießen, wenn du mich nimmst.”

Mein Kopf legt sich schief, meine Augen gucken den Kleinen verdutzt an.

“Wer hat denn was von ‘nehmen’ gesagt?”, knurre ich ungehalten, diese Unterstellung gefällt mir ganz und gar nicht. “Ich will dich überhaupt nicht ficken, ist das klar? Und das gerade, das ist mir nur so rausgerutscht, weil ich lange keinen Sex mehr hatte. Ich muss mir unbedingt mal wieder ein Mädel suchen. Sonst vergreif ich mich noch ungewollt an einer Schwuchtel.”

Hoffentlich wächst mir jetzt keine lange Pinocchio-Nase, so doll, wie ich gelogen habe.

Natürlich möchte ich nur noch Tommy als meinen Sexualpartner und sonst niemanden.

Aber dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte und über den Emo hergefallen bin wie ein wildes Tier, weil ich ihn begehre, das würde ich niemals zugeben.

Auch wenn ich meinen Süßen mal wieder verletzt habe, ich dummer Egoist…
 

Wortlos trotten wir nebeneinander her.

Ich sage nichts, weil ich mich schäme und Tommy schämt sich wahrscheinlich auch für seine eigentlich wahre Unterstellung.

Wenn wir zu Hause gewesen wären, ich glaube, meine unstillbare Lust auf den kleinen Emo wäre aus mir ausgebrochen, leidenschaftlich hätten wir miteinander geschlafen, am besten im großen Bett meiner Eltern.

Ich will endlich spüren, wie eng der Kleine ist, wenn ich in ihn eindringe.

Ich will jeden Zentimeter seines schönen Körpers mit meinen Lippen liebkosen.

Ich will ihm sein erstes schönes Mal schenken.
 

“Man, das ist doch Alex!”, bemerkt Tommy plötzlich und weckt mich somit aus meinen heißen Vorstellungen, die nicht ganz jugendfrei sind.

“W-wo?”, will ich schockiert wissen, der Emo zeigt mit dem Finger auf einen jungen Mann, der in dem kleinen Straßencafé vor uns sitzt und ein Getränk schlürft. “Scheiße, das ist ja wirklich Streifenhörnchen!”

“Versteck mich!”, verlangt Tommy und stellt sich hinter mich, die Hände in mein Emo-T-Shirt gekrallt. “Das war so peinlich gestern mit dir, das hält der mir doch wieder vor, wenn er mich sieht.”

Doch es ist schon zu spät, Streifenhörnchen hat Tommy entdeckt und ruft seinen Namen.

Mein Kleiner zieht eine unwillige Schnute, boxt mir gegen die Schulter und trottet dann mit mir im Schlepptau zu dem schwarz-blonden Emo hin.
 

“Na Tommy?”, fragt Streifenhörnchen und guckt zu Tommy hoch, die Sonne blendet ein wenig, vielleicht ist das aber auch nur Tommys Schönheit.

Oder mein Sexappeal.

“H-hey!”, erwidert mein Kleiner unsicher, hebt kurz die Hand und blickt dann wieder auf den Boden. “W-wie geht’s denn so?”

Alex aber rührt nur in seinem Eiskaffee, dreckig vor sich hingrinsend.

Dann sieht er zu mir auf, die Augen durch die blendende Sonne zusammengekniffen, was total bescheuert aussieht.

“Was hast du denn mit der Kakerlake gemacht, Tommy? Schwarz eingefärbt. Jetzt ist sie ein Mistkäfer.”

“Sag das noch einmal, du Tierfetischist!”, beschimpfe ich das Streifenhörnchen und setze meinen bösesten Gesichtsausdruck auf. “Wenn du mir frech wirst, gibt’s Schnicke. Kapiert?”

“Ist gut, Denni, reg dich nicht gleich wieder auf!”, versucht mich Tommy zu beruhigen, doch meine Wut ist angestachelt und flaut so schnell nicht wieder ab.

Einen, zwei Schritte gehe ich auf das Emo-Hörnchen zu, schnappe es am Kragen und ziehe es zu mir hoch.

“Was willst du denn noch?”, stammelt er, wahrscheinlich hat er nun Angst vor mir, zurecht. “Du hast erfolgreich bewiesen, dass Tommy dir gehört, und ich werde es nicht mehr wagen, mich an ihn ranzumachen. O-okay?”

Erschrocken lasse ich den Emo los.

Shit, ist das denn so offensichtlich, rast es durch meinen Kopf.

Merken sogar fremde Leute, dass ich total in Tommy verschossen bin?

Alle Alarmglocken fangen bei mir an zu schrillen.
 

“Wie kommst du denn…auf so einen Scheiß?”, will ich erzürnt wissen und schüttle den Kopf, es nicht wagend, Tommy einen Blick zuzuwerfen. “Das ist doch völliger Schwachsinn. Tommy gehört nicht mir und mir ist es egal, mit wem er rummacht. Wir leben schließlich in einem freien Land.”

“Ach ich dacht ja nur…”, redet sich Streifenhörnchen heraus, setzt sich wieder vor seinen Eiskaffee und trinkt einen Schluck. “Hab euch nämlich grad schmusen sehen.”

“Das sagt ja wohl überhaupt nichts aus!”, rechtfertige ich mich, da ich mich in Grund und Boden zu schämen beginne, weil meine heimliche Schwärmerei für Tommy fast auffliegt. “Soll ich mir ein Schild auf die Stirn kleben auf dem steht: ‘Achtung, Leute, hier kommt Heten-Dennis, der Unumpolbare’? Mach dich doch nicht lächerlich, Streifenhörnchen!”

Streifchen aber lässt sich von mir nicht mehr aus der Ruhe bringen, so sehr ich auch schimpfe und fluche.

Von Tommy hätte ich eigentlich auch erwartet, dass er mal klar stellt, was hier Fakt ist, aber der steht nur ganz still und stumm ein paar Schritte hinter mir.

“Also so wie du dich aufplusterst…würdest du das auch tun, wenn jeder wissen dürfte, dass du heimlich in Tommy verliebt bist? Würdest du einfach so explodieren, ohne Grund, wenn ein anderer Typ Tommy anfasst und dich sogar deswegen betrinken?”

Der Versuch, irgendwie zu widersprechen, scheitert kläglich.

Wahrscheinlich wird mein Kopf hochrot bei so viel Wahrheit.

Hilflos öffnet sich mein Mund, der Unterkiefer klappt aber immer wieder zu und auf, wie bei einem Fisch.
 

“Komm, Tommy, wir müssen jetzt weiter”, sage ich zu Tommy, traue mich jedoch nicht, ihn anzusehen.

Bestimmt weiß er nun Bescheid und fällt zu Hause über mich her…was ich ja eigentlich will.

Nur will ich nicht, dass er mir solche dämlichen Löcherfragen stellt nach dem Motto: ‘Denni, bist du wirklich in mich verliebt?’.

Ein ‘Ja’ würde ich doch gar nicht herausbekommen.

Und ein ‘Nein’ wäre schon wieder gelogen.

Pinocchio, die Nase wächst!



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shunya
2012-01-12T03:03:40+00:00 12.01.2012 04:03
Haha, Dennis ist echt genial. XD lol
Er hat das Streifenhörnchen in die Flucht geschlagen. Gut gemacht! ;P
Das ist doch mal ein netter Anfang in die Woche. XD muahahahahah...
Und Tommy ist immer noch sauer auf ihn. Aber er hat ihn ja echt voll blamiert. Da kann ich ihn gut verstehen.
Die Bananen-Yoghurt Aktion fand ich echt lustig. XD lol
Und er hätt ihn doch einfach küssen sollen. :D
Dennis Erleuchtung, dass Emos=Liebe sind, fand ich echt süß. XD lol
So'n dummer süßer Idiot! X3
Die Szene im Klamottenladen war echt genial, ich hab mich herrlich drüber amüsiert!!! *o*
Wow, überfällt Dennis Tommy doch glatt mitten in der Stadt. Echt genial! Zu schade, dass es so schnell vorbei war. Das war echt der Hammer!!! :D
Ui, Heten-Dennis gegen Streifenhörnchen. Wer gewinnt? XD lol
Aber jetzt ist es mal raus, ist nur die Frage, ob Tommy das auch glaubt, oder es mal wieder als scherz abtut. O.o
Bin schon echt gespannt, auf das nächste Kapitel!!!!!!! *o*
Von:  Khaosprinzessin
2012-01-05T15:45:56+00:00 05.01.2012 16:45
neues kappi, neues kappi, neues kappi *sing*

hihi denni beim umstyling...oh man wie gern wär ich dabei gewesen...>.<
und diese fast-knutsch-fick-aktion an der hauswand... himmel!!! ich will bei den beiden mäuschen spielen wenn die daheim sind! aber sowas von!!!

und das blöde streifenhörnchen gehört gehaun! *streifenhörnchen hau* (ich entschuldige mich hiermit offiziell bei allen pelzigen vertretern dieser gattung) der is sooooo blöd!
naja....wobei... wenn er tommy, sollte der kleine zugehört und zwischen den zeilen gelauscht haben, auf die richtige spur bringen... denni, du wirst leiden glaub ich... hrhrhr^^

freu mich jez schon aufs nächste kapitel
*flausch*
glg
Von:  funeral
2012-01-05T05:07:54+00:00 05.01.2012 06:07
Ohh neues kapi xD jaa streifi hat recht :3 wiie ich für die klamoten on dennis sterben würde *9* ähh...ja xD frag mich wie es weiteer geht
Lg braunschi
Von: abgemeldet
2012-01-04T23:32:11+00:00 05.01.2012 00:32
Denni und seine Phobien xDD
Aber Hauptsache iwo wieder flirten :-D
Tolles Kapitel ;D


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