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Reqium of Darkness & Quiet Symphony

Walker x Kanda
von

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Katastrophen

Viel Zeit war mir nicht abhanden gekommen und bis zu dem Treffen mit dem Missionspartner blieb mir genug Zeit, um nicht der Hast zu verfallen. Ich hatte schnell einen Zug bekommen, sogar eine Route, die mich direkt zu meinem Ziel brachte, mir jeden Umweg ersparte und ich vertiefte mich erneut in die Mappe, als ich in meinem Abteil saß. Die Beine von mir gestreckt, die Mappe vor das Gesicht gehoben, lauschte ich dem leisen Ratten der Räder. Es herrschte eine angenehme Stille. Die Konzentration verlangte mir nicht viel ab und so begann ich auch nachzudenken. Die Schrift verschwamm in meiner Wahrnehmung, als meine Gedanken abdrifteten. Es lag nicht in meinem Interesse, mich auf einen mir völlig fremden Kollegen zu verlassen… auf seine Unterstützung zu bauen, obwohl ich weder sein Können, noch seine Tatbereitschaft einzuschätzen wusste. Es war kein angenehmes Gefühl und ich ließ das Buch sinken, spähte aus dem Fenster. Das Übel hätte bei weitem geringere Ausmaße angenommen, hätte mir Komui einen mir vertrauten Exorzisten an die Seite gestellt. Jemanden, mit dem ich schon gemeinsame Gefechte bestritt. Jemanden, mit dessen Handhabung ich mich auskannte, dem ich blind vertrauen könnte. All das war nicht der Fall und ich schloss die Mappe. Die Stimme des Schaffners, die von außen in die Kabine drang, verriet mir das nahe Ziel und ließ mich zum alten Leben erwachen. Es hatte wirklich nicht lange gedauert und so kam ich auf die Beine. Die Mappe unter den Arm geklemmt, prüfte ich den sicheren Halt Mugens und schob mich in den schmalen Gang hinaus. Hell und sonnig zog die Landschaft an den Fenstern vorbei. Nur wenige Häuser und feste Straßen ließen auf die nahe Stadt schließen, vermehrten sich jedoch mit jedem Augenblick, bis ich das Ziel erreichte. An einer unauffälligen Haltestelle kam der Zug letztendlich zum Stillstand, flink war die Tür geöffnet und der Rauch der Kurbeln umspielte meine Beine, als ich auf den Steig hinab trat, die Gegend sofort und intensiv musternd. Es war eine kleine Stadt… nicht sonderlich schön oder auffällig. Ebenso waren die Menschen rar. Nur ein alter Mann war mit mir aufgestiegen, während die gesamte Umgebung auch nur einen Weiteren preisgab. Ein Junge huschte von einer Ecke zur anderen. Nur kurz drangen seine schnellen Schritte an meine Ohren, bevor die Stille zurückkehrte und sich der Zug hinter mir in Bewegung setzte. Eine große Uhr zog zunächst meine Aufmerksamkeit auf sich, führte mir vor Augen, dass es nicht mehr lange dauern sollte, bis das Treffen stattfand. Eine zu lange Zeit, um sie mit Nichtstun zu verschwenden und wiederum zu kurz, um zum Gelände des Wissenschaftlers zu finden und sich einen ersten Überblick zu verschaffen.

Was sollte man tun? Ich entschied mich einfach dazu, mir auf dem Weg zum Treffpunkt genug Zeit zu lassen.
 

Zweifel hatte ich oft. Manchmal neben ihnen auch gar nichts anderes, wenn es um die Zusammenarbeit mit unbekannten Kollegen ging aber als wir uns dann bald darauf trafen, wurde ich etwas zuversichtlicher. Sehr viel älter schien er nicht zu sein, wenn auch noch nicht so lange dabei, wie ich. Natürlich stellte ich keine Fragen. Ich dachte es mir, als ich ihm nach dem ersten kurzen Gespräch durch ein naheliegendes Waldstück folgte. Wir ließen uns Zeit, setzten uns keiner Hast aus, als wir uns durch das Dickicht schoben, einem Weg folgten, den er schon einmal gegangen war. Er hatte Vorarbeit geleistet und so gelang es problemlos, sich hinterrücks jenem Anwesen zu nähern, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, ohne selbst bemerkt zu werden. Eine knappe Geste des Kollegen genügte… viel trennte uns nicht mehr von dem kleinen Wiesenstück, das den Wald von der Stadt trennte. Es blieb fast bei einem einzigen Gebüsch und ich schob mich geduckt hindurch, kauerte mich hin, als es nur noch wenige Äste waren, die meine Sicht störten. Ich streifte sie zur Seite, stemmte die andere Hand auf das Knie und beobachtete unser Ziel.

Für das Anwesen eines Wissenschaftlers, der mittels des Bündnisses mit dem Grafen so einiges an Unterstützung zu erwarten hatte, war es klein und unauffällig. Ein zweistöckiges Haus erhob sich hinter einem leicht zu überwindenden stählernen Zaun. Direkt hinter der Wiese ragte es in die Höhe, war errichtet aus Gestein und Holz.

Ich verengte die Augen, lehnte mich weiter nach vorn, während der Kollege still neben mir verharrte. Vor dem Haus erstreckte sich ein recht großer Platz, jedoch selbst kaum zu sehen, da hölzerne Schuppen ihn umgaben.

„Es gibt einige Assistenten, die ein und aus gehen“, erhob der Kollege da die Stimme und ich biss mir auf die Unterlippe, betrachtete mir die Umgebung. „Viel Kontakt zur Außenwelt scheint der Broker selbst nicht zu haben. Hat nur ein einziges Mal das Haus verlassen.“

Ich ließ von den Ästen ab, setzte mich etwas zurück und tastete in den Taschen des Gürtels, bis ich fündig wurde und den Plan hervorzog. Ich hatte ihn bereits studiert, faltete ihn auseinander und tat es wieder. Es war beinahe ein vollständiger Grundriss, der mir die Suche ersparen würde. Im Keller sollten die Unterlagen lagern und ich blickte auf, lugte wieder zwischen den Ästen hindurch.

„Ich gehe heute Nacht rein“, murmelte ich unterdessen. Das war meine Vorstellung und da ich sie für perfekt hielt, gab es für ihn keinen Grund, zu widersprechen. Ich schenkte ihm keine Beachtung. „Mich wird niemand bemerken.“

„Wäre es dann nicht besser, wenn wir unsere Aufträge gleichzeitig erfüllen? Ich erwarte keinen großen Widerstand durch Akuma und im Eifer des Gefechtes hast du es noch einfacher.“

Nur flüchtig lugte ich zu ihm.

Sah ich aus, als bräuchte ich eine Erleichterung?

Naserümpfend ließ ich den Plan sinken.

„Ist mir egal. Komm mir nur nicht in die Quere.“

Somit verstaute ich den Plan wieder im Gürtel und wandte mich erneut der Beobachtung zu. Lange musste ich nicht mehr hier sitzen. Der Plan war eine große Hilfe und den Rest würde ich sehen, nachdem ich den Zaun und die erste Tür hinter mir gelassen hatte. Der Kollege schloss sich meiner Besichtigung schweigend an. Es schien alles geklärt zu sein und doch kam mir unweigerlich eine Frage in den Sinn, die mich ihn unauffällig aus den Augenwinkeln beobachten ließ.

Er wirkte erfahren… auch er schien die Missionen nicht mehr zu zählen und kam viel herum. Unter einem tiefen Atemzug blickte ich zum Haus.

Erfahrung war völlig egal bei dem, was er zu tun hatte.

Konnte er einen Feind ermorden, der ein Mensch war?

Es war anders, als wenn man eine verkümmerte, in allen Facetten unmenschliche Kreatur zerstörte.

Hatte er… darin… Erfahrung?

Ah… ich rümpfte die Nase, riss mich los von den Gedanken und gleichzeitig von der Beobachtung. Ich hatte genug gesehen und schob mich zurück. Über Missionen nachzudenken, die mich nichts angingen, war kein Ding, mit dem ich mich oft befasste. Wie ich es sagte, es war mir egal, solange er meine Mission nicht durchkreuzte. Er registrierte meinen Rückzug und folgte mir. Leise entfernten wir uns vom Waldrand und als ich auf die Beine kam, war er schon bei mir.

„Wann schlagen wir zu?“, erkundigte er sich und rückte kurz an seiner Uniform. „Nach acht ist es dunkel. Um zehn?“

„Meinetwegen.“

Das war mir Recht und so setzte ich mich in Bewegung, blickte zu den hohen Baumkronen auf. Bis dahin hatte ich noch Zeit. Der Kollege schien auch keinen Wert mehr auf die Beobachtung zu legen. Neben mir zog er kurz darauf an den Stämmen vorbei.

„Uns bleiben noch acht Stunden“, bewies er sein Zahlenverständnis, während ich an den Handschuhen rückte. „Was machen wir bis dahin?“

Die Augen auf die Arbeit meiner Hände gerichtet, runzelte ich die Stirn, hielt kurz in meinen Bewegungen inne und sah ihn an. Aber er meinte es ernst und es war belastend. Vor allem die, die einen noch nicht kannten, gestalteten einem das Leben schwer.

Wollte er sich an meine Fersen heften?

Erwartungsvoll sah er mich an und ich war mit den Handschuhen fertig.

„Pf… was du machst, ist mir egal, solange du es nicht mit mir machst. Wir treffen uns zur vereinbarten Zeit in der Nähe des Gebäudes.“ Mit diesen Worten hob ich zum knappen Abschied die Hand. Das Gras zu unseren Füßen endete, wurde ersetzt durch einen schmalen Schotterweg und er schien es zu begreifen, denn als ich nach rechts bog und ihm den Rücken kehrte, endeten seine Schritte. „Ich meld mich“, murmelte ich noch, ließ die Hand sinken und ging meiner Wege.

Alleine.
 

Und ich blieb es auch, bis ich pünktlich das nächste Treffen arrangierte, mich in der Nähe des Zielortes einfand und dort auf den Kollegen traf. Was er getan hatte, das wusste ich nicht. Ich interessierte mich auch nicht dafür, solange er sich nicht im Dorf aufgehalten und jeden auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Nur kurz und im Schutz eines Schattens trafen wir die letzten Vereinbarungen. Sie fielen knapp aus. Sie waren nicht wichtig, da wir in gewissem Sinne nichts miteinander zu tun hatten.

Und dennoch… als er sich in Bewegung setzte, tat ich es auch. Unsere Wege führten rasch auseinander. Während ich selbst den Rücken des Hauses wählte, um über den Zaun und anschließend in die Innenräume zu gelangen, schlich er sich vielmehr in die Richtung des Hofes.

Es gab keine Unterschiede zu anderen Missionen. Auch, wenn ich nicht viel erwartete, blieben meine Sinne, sowie meine Konzentration einzig und allein auf die Umgebung und auf das Ziel gerichtet, während ich den oberen Querpfosten des hohen Zaunes mit einem gestreckten Sprung erreichte. Meine Hand fand leichten Halt auf dem Stahl und so schwang ich mich hinüber, sprang hinab in das schwarze Gras und sank dort lautlos in die Knie, nicht lange verharrend, sofort weiter eilend.

Es würde einen Moment geben, ab dem ich es eilig hätte. Das gemeinsame Angreifen würde mich dazu zwingen, mich irgendwann doch zu beeilen und so verlor ich von Beginn an keine Zeit. Eine unauffällige Hintertür war es, deren Schloss ich brach und nicht auffälliger, als ein Schatten selbst, schob ich mich durch den Spalt in das Gebäude.

Dunkel und leer war der Gang, der sich vor mir auftat und den Plan stets vor dem geistigen Auge, schloss ich die Tür hinter mir, blickte um mich und fand mich in einer gefahrenlosen Lage wieder. Ebenso zeugte nichts davon, dass ich in naher Gesellschaft war. Der Weg war nicht weit. Ich hatte ausreichenden Überblick und die Türen, die auf meinem raschen Weg an mir vorbeizogen, stellten kein Geheimnis dar. Größtenteils waren es Laboratorien. Nichts, das mich zu interessieren hatte und auch die Tür, die zum Keller führte, war nach einem geschwinden und ereignislosen Marsch gefunden. Hinter einer Ecke lehnte ich mich hervor, überschaute einen breiten Flur, an dem so einige Türen anknüpften. Auch er wirkte verlassen, lediglich erhellt durch wenige Wandlampen, deren Glühbirnen defekt summten. Flüchtig und intensiv verschaffte ich mir einen Eindruck, starrte auch zur Decke auf, als sich dumpfe Schritte über den Boden der nächsten Etage zogen. Nur kurz und kaum hatte ich aufgeblickt, waren sie auch wieder verstummt.

Die nächtliche Stille kehrte zurück und ich nutzte sie, um mich wieder in Bewegung zu setzen. Hinter der Ecke schob ich mich hervor und blieb nahe der Wand, während ich mich der richtigen Tür näherte. Und es dauerte nicht lange, bis ich abermals inne hielt. Leise Geräusche durchbrachen die Stille. Der nächtliche Frieden wurde gebrochen und ich sah den Moment der Hast näherkommen. Der Kollege schien auf den ersten Widerstand zu treffen und den stetig lauter werdenden Geräuschen keine Beachtung mehr schenkend, erreichte ich das Ziel. Die Tür ließ sich problemlos öffnen und ich tat es schnell, als der erste laute Schuss ertönte, die Enthüllung der Akuma verriet und weiteres Dröhnen kurz darauf auch ihre Angriffe.

Ich schien es um einiges leichter zu haben und das Donnern begleitete mich, als ich die steinernen Stufen hinab trat, bald mehrere mit einem Satz nahm und mich dafür entschied, es nicht bei einem eiligen Schritt zu belassen, als ich sie hinter mir hatte.

Der Kampf hatte begonnen.

Ich spürte es deutlich unter meinen Füßen. Der Boden des dunklen Kellerganges vibrierte und erbebte, staubig löste sich auch der Putz von der Decke, rieselte hinab, als das gesamte, schäbige Haus zu erzittern schien. Leise hallten meine Schritte wider, als ich den Flur hastend hinter mir ließ, zielstrebig und flink meinem Ziel entgegen. Dem Plan des Finders folgend, schlitterte ich in einen Quergang hinein. Kurz suchte meine Hand Halt an dem trockenen Gestein der Wand und ich stieß mich ab, bog nach rechts. Der Weg war nicht weit und niemand könnte schnell genug sein, mich einzuholen. Nicht rechtzeitig, da der Kampf erst vor kurzem ausbrach. Und ich rannte. Unbeachtet zogen die blechernen Türen an mir vorbei und das Einzige, worauf ich mich konzentrierte, war die, die den Flur enden ließ. Sie lag direkt vor mir, finster und unauffällig und kalt durchschnitt das Zischen der Klinge das Hallen meiner Schritte, als ich sie ins Freie zog. Der Endspurt… es waren nur noch wenige Schritte bis zum Ziel und sicher versenkte ich sie auch schon in dem blechernen Hindernis. Das Schloss ließ keinen Widerstand spüren, als ich es durchschnitt und ohne innezuhalten rammte ich mich gegen die Tür, ließ sie krachend aufspringen und gegen die steinerne Wand prallen.

Hier endete der vorgegebene Plan… und schlitternd kam ich zum Stehen, ließ Mugen sinken. Abermals erbebte das Gebäude, raschelnd rieselte der Putz neben mir zu Boden… der Kampf schien härter zu sein, als er vermutet hatte. Der Widerstand umso größer aber nichts von alledem beschäftigte mich, während ich um mich starrte, herumfuhr… und den Tresor erblickte. Lautlos öffnete ich den Mund, setzte mich sofort in Bewegung. Mein Atem fiel flach und ruhig, als ich ihm entgegeneilte. Ein Tisch stellte keine Barriere mehr dar, nachdem ich ihn gepackt und zur Seite gerissen hatte. So einige Mappen und Utensilien gingen klirrend zu Boden. Auch einige Reagenzgläser auf der anderen Seite des Raumes, als die Decke über mir dumpf aufstöhnte. Nur kurz blickte ich auf, ebenso flüchtig, wie ich mir auch das Schloss des Tresors betrachtete und die Klinge Mugens mit einem scharfen Hieb in ihm versenkte. Sie fraß sich durch den Stahl, wie durch Butter und nur kurz musste ich sie zur Seite reißen, bevor sich die dicke Tür quietschend aus dem Rahmen löste und ich sie aufriss.

Ein dünnes Heftchen, scheinbar gefüllt mit Notizen, sowie einige wahllose Blätter… mehr war darin nicht vorzufinden und ohne zu Zögern griff ich danach, nahm alles an mich, was der Tresor beinhaltete und ließ diesen leer und demoliert zurück.

Als ich den Raum verließ, hatte ich etwas mehr Ruhe inne. Schnelle Schritte genügten mir vorerst und die Umgebung stets im Blick, versenkte ich Mugen wieder in der Scheide. Wenn mein Missionspartner seine Pflicht erfüllte, würde ich es nicht mehr benötigen und so tastete ich nach den oberen Schnallen der Uniform und löste sie flink aus den Riemen, bis ich den Kragen öffnen und die Unterlagen unter dem robusten Stoff verstauen konnte. Ich schob ihn einfach darunter, reckte den Kopf, schob sie tiefer und ging porösem Gestein aus dem Weg. Es löste sich aus der maroden Decke, als weitere Geräusche von dem Kampf zeugten und ich machte einen Bogen darum, ließ es neben mir aufschlagen und tastete abermals nach dem Kragen, um ihn zu schließen. Hier und an diesem Punkt war meine Mission erfüllt. Ich hatte nur noch dieses Gelände zu verlassen, mich an den Augen der Akuma vorbeizustehlen. Es glich keiner Herausforderung und so sprang ich kurz darauf die steinernen Stufen hinauf, nahm drei mit einem Satz und schob mich ins Erdgeschoss des Hauses.

Es waren wenige Akuma gewesen… nur einen geringen Widerstand hatte ich vermutet, bevor ich mich davonstahl und kurz hielt ich inne. Schwere, schwarze Rauchwolken zogen mir entgegen, versenkten sich brennend in meinem Hals und sofort hob ich die Hand vor den Mund, als ich um mich spähte. Hier oben dröhnte und krachte es umso lauter. Die gesamte Luft knisterte vor Brutalität und ich verlor die Sicht, als der Qualm höher stieg, mich völlig umfing und mich dazu zwang, mich in Bewegung zu setzen.

Er brauchte lange… vermutlich hatten die Akuma ihm den Weg abgeschnitten, nachdem er sich um den Broker gekümmert hatte.

Ich hielt meinen Atem zurück, durchschritt die dichten Wolken unauffällig und schnell. Der zuvor genommene Weg würde sich auch als Fluchtweg eignen und letztendlich war dieser Qualm für mich von großem Vorteil. Das nahe Knacken und die mir entgegen ziehende Hitze ließen mich bald vorsichtiger werden. Die Luft noch immer angehalten, erreichte ich das kleine Treppenhaus und sowie sich meine Schritte verlangsamten, ließ ich auch die Hand sinken. Es war der gesamte Vorbau des Hauses, der in Flammen stand… jeder hölzerne Balken schien zu Bruch gegangen zu sein und vor mir klaffte ein Loch, das zuvor eine Fassade gewesen war. Abwägend spähte ich nach oben, schöpfte tiefen Atem und setzte mich in Bewegung. Der dichte Rauch machte kaum einen Unterschied zum nächtlichen Himmel und dennoch waren die schweren, runden Körper der Akuma zu sehen. Sie flüchteten sich durch den Rauch, grell flammten die Funken ihrer Schüsse auf und krachend schien ein weiterer Teil des Hauses in sich zusammenzustürzen. Ich hatte keinen Überblick, konnte nichts erkennen und meine Schritte verschnellerten sich. Es war ein unbewusster Reflex, in dem ich die Hand sofort zurück zu Mugen senkte und nahe an die zurückgebliebene Fassade trat. Aufmerksam tasteten sich meine Augen durch das finstere Chaos, als meine Finger auf die schwarze Scheide trafen und ich sie doch nicht umschloss.

Eine nächtliche Böe trieb den Rauch flüchtig zur Seite und so lehnte ich mich ins Freie, verschaffte mir einen knappen Überblick und schob mich vorerst nur zurück. Ein geräuschvoller Atem kam über meine Lippen, als mein Rücken zur Mauer fand, ich mich gegen sie lehnte.

So viele waren es?

Die Bewegung ihrer monströsen Körper hatte sich in einem Meer ineinander verflochten. Weniger als dreißig Akuma konnten sich meinem Missionspartner nicht in den Weg stellen.

Es könnte knapp für ihn werden…

Eine Lichtquelle ließ mich herumfahren. Nur leicht hatte ich sie aus den Augenwinkeln wahrgenommen und doch erkannte ich die Gestalt des Exorzisten, die sich über den Hinterhof flüchtete, dem tödlichen Kugelhagel zu entgehen versuchte. Ich spähte ihm nach. Selbst noch unerkannt hatte ich die Gelegenheit zu verfolgen, wie sich die Gestalt des Mannes hinter eine schützende Mauer warf. Es wirkte nicht wie ein Rückzug. Eine Flucht sah anders aus und das hier eher nach einem bitteren Halten der Stellung. Wieder hustete ich unter dem Brennen meines Halses, spähte kurz in das Treppenhaus und unweigerlich befiel mich eine Befürchtung, die mich die Hand zu einer Faust ballen ließ.

Er hatte seinen Auftrag doch erfüllt, oder?

Es gab doch keinen Grund für ihn, hierzubleiben?

Er hatte genug Zeit gehabt… auch die Möglichkeit, ihn schnell zu finden.

„Tch!“ Ich bettete die Faust an meinem Mund, kehrte dem Treppenhaus den Rücken und schob mich unter dem Donnern der Schüsse nach draußen. Im Rücken der Akuma stahl ich mich durch eine finstere Rauchwolke, vorbei an den versengenden Flammen und zur bislang verschonten Seite des Hinterhofes.

Diese Möglichkeit war so unglaublich, dass ich keinen weiteren Gedanken daran verschwenden wollte!

Flink duckte ich mich unter dem Geäst eines Baumes, schob mich an einer Mauer vorbei und versuchte auf der anderen Seite des Hofes etwas zu erkennen. Hier bot sich mir eine recht klare Sicht. Der Brand lag hinter mir und umso unverständlicher präsentierte sich mir die Menge der Akuma, die sich um einen bestimmten Punkt scharten, die Mauer unter ihren Schüssen nahezu bersten ließen. Man hatte ihnen scheinbar genug Zeit gelassen, zueinanderzufinden und ich biss die Zähne zusammen, starrte zum Haus zurück…

„Kanda!!“ Schallend erhob sich die Stimme des Exorzisten inmitten des Donnerns und ich schnappte nach Luft, fuhr in die Höhe… und meine Augen weiteten sich ungläubig. Strauchelnd und hektisch hatte sich die Gestalt des Mannes von der Mauer losgerissen und schnell näherte sich mir auch das Leuchten seines Innocence’, als er zu mir hastete, sich die massigen Körper der Akuma mit ihm drehten. „Es sind zu viele!!“

Verbissen warf ich mich hinter die Mauer, stemmte mich gegen das Gestein und rieb mir hastig das Gesicht. Sein Keuchen hatte ich früh mitbekommen und es dauerte nicht lange, da erreichte es mich, ebenso wie der Exorzist. Scheinbar erschöpft schlitterte er hinter meine Mauer, brachte sich vor den Kugeln in Sicherheit, die sofort in sie einschlugen.

„Sie haben mich völlig überrascht!“, ächzte und röchelte er mir entgegen und ließ sich in dem Krawall nur schwer verstehen. Was er zu sagen hatte, war mir letzten Endes aber auch egal. Diese Situation sprach Bände, ebenso sein aufmerksames Handeln und nur knapp wurde ich auf seine Uniform aufmerksam. Er schien etwas abbekommen zu haben. Der Stoff hing in Fetzen über seiner Schulter, glänzte vor Blut und krampfhaft presste er sich die Hand auf die Verletzung.

Spürbar ging etwas Gestein auf meine Schultern nieder und ich richtete mich auf, begutachtete kurz die Mauer und ihre Standhaftigkeit. Lange würde sie uns nicht mehr Schutz gewähren.

Ich hatte einen Befehl, nach dem meine Anwesenheit an diesem Ort hier und jetzt beendet werden sollte. Und ich hatte meine Prinzipien, durch die ich einen Kollegen nicht in diesem Zustand zurücklassen würde. Nicht mit diesen Chancen…

„Ist der Broker tot?!“ Nur undeutlich drang meine Stimme durch den ohrenbetäubenden Lärm und kaum erhaschten ihn meine Augen, da zerbarst die Mauer hinter uns. Sie waren durchgedrungen und gleichzeitig erwachten wir zu altem Leben. Keuchend stemmten wir uns in die Höhe, brachten uns vor dem Gestein in Sicherheit. Der Lärm schallte in meinen Ohren und der trockene Staub des Gesteins umhüllte mich kurz, als ich Mugen aus der Scheide riss, das Innocence abermals aktiviert. Und ich tat es doch. Gemeinsam standen unsere Chancen besser. Auch meine, den Auftrag trotz dieser Abweichung zufriedenstellend zu erfüllen.

Von nun an musste es schnell gehen.

Weitere Verstärkung durften wir nicht gegen uns haben und ich schrie es ihm zu, bevor ich etwaigen Schutz verließ und mich dem offenen Kampf stellte. Trotz dieses fragwürdigen Verlaufes seiner Mission, musste ich ihm genug vertrauen, um mich der Masse an Feinden auszusetzen. Er hatte mir den Rücken zu stärken, so, wie ich ihm und ich begann zu sprinten. Dumpf versenkten sich die schweren Geschosse der Akuma neben und hinter mir im Boden, wirbelten die trockene Erde auf und mit einem Satz versenkte ich mich zwischen ihren Körpern. Grelle Explosionen entflammten in meinem Rücken, als ich auf dem Boden aufsetzte, kurz darauf weiteren Kugeln sowie den umherzischenden Einzelteilen der Akuma auszuweichen hatte. Es war beengend und riskant und nur kurz erspähte ich das Licht des anderen Innocence. Auch er blieb in Bewegung, teilte meine Offensive… bevor sich der Körper eines Akuma in mein Sichtfeld schob und ich zur Seite auswich, um mir einen gewissen Freiraum zu verschaffen. Mein Atem hatte spätestens jetzt den größten Teil seiner Ruhe verloren. Geräuschvoll erhob er sich auch durch die stickigen Rauchwolken, die mich oft umfingen, meine Sicht trübten. Es entwickelte sich in eine Richtung, die ich nicht erwartet hatte und nur knapp konnte ich einer Berührung mit einem der massiven Körper entgehen.

Er begegnete meinem Schwert eher, als mir und keuchend fuhr ich herum, als sich ein schwarzer Schatten in meinen Rücken neigte. Ich blieb permanent in Bewegung und nur wenige Momente vergingen, bis sich meine Zuversicht verfestigte. Allmählich nahm es überschaubare Ausmaße an und unter einem lauten Aufschrei ging ich auf einen Akuma nieder, rammte das Schwert bis zum Heft in seinen Körper und stieß mich zurück, bevor mich die versengende Explosion umfing. Grell erhob sie sich vor mir, als ich schlitternd aufsetzte, die Hand gen Boden stemmte und auch neben mir riss es einen Akuma in Fetzen. Das Dröhnen war noch immer immens, es kostete mich Anstrengung, mich allein auf die Gegner zu konzentrieren und schon sprang ich zurück auf die Beine, sah das verzerrte Gesicht des nächsten Gegners in einer Ferne, die mir ein kurzes Umblicken erlaubte. Nahe dem schwarzen Rauch war es mir trotzdem ein Leichtes, den Kollegen zu erkennen. Und nicht nur ihn… auch sein Straucheln und Ringen.

Was brachte es mir, mich in seine Mission einzumischen, wenn er sich besiegen ließ!

Ich hatte mich zu beeilen und die nahe Bewegung des klobigen Körpers ließ mich herumfahren, Mugen fester umgreifen. Zielstrebig richteten sich meine Augen auf den Gegner, beharrlich stieß ich mich auch ab und ein erschrockenes Zucken durchfuhr meinen Körper, als mich plötzlich eine weitere Bewegung erfasste.

Von der Seite… unvorhergesehen… und ich kam nicht einmal zu einem Straucheln, als sich die Gestalt eines Menschen aus dem schwarzen Rauch manifestierte, ein massiver Holzbalken auf mich niederging und meinen Kopf zur Seite riss. Ich hatte ihn kaum erkannt, da dröhnte das Knacken meines Halses in meinen Ohren und das Bild der Umgebung vibrierte in solchen Ausmaßen, dass ich den Boden unter den Füßen verlor. Die eigene Wucht schmetterte mich hinab und das einzige, was ich für wenige Augenblicke wahrnahm, war mein noch immer fester Griff um Mugen, als ich auf dem Boden aufschlug.

„Wo sind die Unterlagen?!“ Heiser und aufgebracht drang die fremde Stimme durch den Lärm des anhaltenden Kampfes und unter einem lauten Ächzen riss ich die alte Wahrnehmung an mich, zwang meinen starren Körper zur Bewegung. Knirschend versenkten sich meine Finger im trockenen Kies des Bodens, als ich das Gesicht von ihm hob… und mich ein Tritt auf diesen zurückbeförderte. Noch immer etwas vom plötzlichen Angriff betäubt, waren meine Ellbogen dem Fuß nicht gewachsen, der auf meinen Rücken niederging. „Wo sind sie??!“

Gellend drang mir die Stimme entgegen und kaum hatte ich auch nur zu einer weiteren Regung gefunden, da stemmte sich ein Knie auf mein Rückrad, presste mich fest hinab auf das Gestein. Nur stoßweise und gedämpft kam der Atem über meine Lippen, während das Blut von meiner Stirn in meine Augen rann, mir jede Sicht nahm. „Verfluchter Exorzist!!“

„Kch!“ Die Augen verkrampft geschlossen, biss ich die Zähne zusammen. Verbittert suchte meine Wahrnehmung nach einem Punkt meines Körpers, der sich noch zu wehren wusste und kaum drang das Dröhnen einer erneuten Explosion an meine Ohren, als ich hastige Bewegungen auf mir spürte. Rasselnd bewegte sich die Klinge Mugens über das Gestein, als ich ziellos den Arm bewegte, im Blut zu blinzeln begann, um meine Sehfähigkeit kämpfte… und ein leises Klirren vernahm. Nur leicht hatte etwas mein Gesicht gestreift und sofort riss ich die Augen auf, erkannte verschwommen ein zerbrochenes Fläschchen. Ein Gestank… mir zog ein beißender Dunst entgegen und kaum hatte ich das Gesicht vom Boden gehoben, um mich davon zu befreien, ging eine große, raue Hand auf mein Ohr nieder, rammte meinen Kopf auf den Boden zurück und mein Gesicht hinein in den Dampf, der mir unter einem heiseren Keuchen brennend in die Lunge zog.

„Wie schmeckt dir da…!!“

Der Druck auf meinen Körper verflüchtigte sich von einem Moment auf den anderen. Der schwere Körper des Wissenschaftlers wurde von mir gerissen und mit einer Schnelligkeit, die ich meinen Gliedern in diesen Augenblicken nicht zumutete, stemmte ich mich in die Höhe und fort von dem beißenden Gestank, der mir durchaus das Atmen erschwerte. Das Bild der Umwelt schwankte vor meinen Augen, als ich Mugen in den Boden rammte, es als Stütze nutzte und auch unter dem Arm gefasst wurde.

„Komm!“ Das Keuchen des Kollegen erreichte mich, als ich unsicher auf die Beine kam und das erste, was ich tat, war, ihn zurückzustoßen. Ein Stechen in der Brust zwang mich zu einem heiseren Husten und nur knapp wurde ich auf die Gestalt des Brokers aufmerksam, der sich hektisch und strauchelnd in Richtung des halb zerstörten Hauses zurückzog, während uns brennend und rauchend die Kadaver der Akuma umgaben. Wieder hustete ich, stieß dumpf die Luft aus meiner Lunge, rieb mir auch hastig die Augen. Etwas war in mich gedrungen, das mir einen Teil meiner Orientierung zu nehmen schien und doch fuhr ich kurz darauf in die Höhe.

„Worauf wartest du!!“ Selbst das Schreien stach in meinem Hals und grob bekam ich seinen Arm zu fassen, da verlor er selbst den Halt. Die letzten Kräfte schienen ihn zu verlassen und zischend ließ ich ihn los, bevor er mich mit sich riss.

Vor mir ging er ächzend und erschöpft zu Boden und das Haar blieb im Blut meines Gesichtes haften, als ich herumfuhr, nach der Gestalt des Brokers suchte. Er war verschwunden und stechend machte die Kopfverletzung auf sich aufmerksam, ließ mich kurz damit ringen, selbst auf den Beinen zu bleiben. Der Angriff hinterließ mehr Spuren, als ich gewohnt war und für einen kurzen Augenblick stand auch ich nur keuchend dort, blinzelte unter dem alten Schwindel und stemmte konzentriert die Knie durch.

Es war die blanke Katastrophe, die ich hier erlebte. Es gab keinen Überblick, keinen Plan und umso automatischer traf ich meine Entscheidung. Mein Unterkiefer erbebte, so sehr biss ich die Zähne zusammen und starrte um mich. Den besiegten Akuma folgten keine weiteren, hier schien die Gefahr gebannt und unter einem lauten Aufschrei raufte ich mir die Haare, bevor ich mich abstieß und stolpernd auf das Haus zusteuerte. Eine wirre Unruhe ließ mich hasten. Der Druck war immens und die Verwirrung umso größer, als ich die Hand zitternd zu meinem Kopf hob, dieselbe offene Wunde ertastete, wie vor wenigen Momenten.

Warm badeten meine Fingerkuppen im Blut, als ich in das Treppenhaus stolperte, unter einer beunruhigenden Erschöpfung ächzte und röchelte. Die Heilung ließ mich im Stich und ich begriff es nicht und zwang mich dennoch sofort zur alten Konzentration, als ich über den steinernen Boden schlitterte. Es war so gut wie getan. Noch einmal würde mich der Broker nicht überraschen und sofort hastete ich zur Treppe, als ein Geräusch aus der ersten Etage ertönte. Verkrampft ließ ich die Hand auf das Geländer niedergehen und fast ließ mein Knie nach, als ich den Fuß auf die Stufe setzte. Ich sank etwas hinab, reagierte jedoch schnell genug, um nicht zu stürzen und als ich den oberen Flur erreichte, spürte ich erneut, wie schwer mir das Atmen fiel. Mein Hals schien wie zugeschnürt… was auch immer mit mir passierte, es war heikel und so hastete ich weiter, solange mich meine Beine noch trugen.

Schnell zogen die dünnen Wände an mir vorbei, während ich mich auf die herannahenden und offen stehenden Türen fixierte, mich verbittert um Mugen klammerte. Annähernd gruselig war die plötzlich eingetretene Stille und ich hatte noch nicht einmal die erste Tür erreicht, da brannte das Blut wieder in meinen Augen, ließ mich den Arm in die Höhe reißen.

Nicht jetzt!

Ächzend presste ich den Ärmel auf das Gesicht, kurz wurde die Umwelt dunkel und umso plötzlicher erhoben sich ohrenbetäubende Schüsse. Von einem Augenblick auf den nächsten und kaum spürte ich, wie ich unter dem Stieben des Putzes zu Boden schlitterte. Der Lärm schien mich aus jeder Richtung heimzusuchen und in der alten Benommenheit regte ich mich auf den Planken, starrte auf die Löcher, die die Kugeln in der dünnen Wand hinterlassen hatten. Es passierte zu schnell und mein schmerzender Kopf wollte all das nicht verarbeiten, ließ mich nur stockend die Beine regen. Ich hatte nicht all meine Sinne zurück, bevor sie sich unweigerlich auf etwas anderes richteten.

Ein leises Klirren… hektische Geräusche drangen durch die nahe Tür zu mir in den Flur und ich reagierte sofort und kopflos. Ich nahm kaum wahr, wie schnell ich auf den Beinen war, wie heftig ich aufsprang und auf die Tür zuhastete. In diesen Sekunden zählte nur noch eines und blindwütig folgte ich dem festen Ziel, rammte mich gegen die Tür und fand es. Unter einem lauten Aufschrei fuhr der Broker in die Höhe, bebend verloren seine Hände beinahe die Pistole und es blieb ihm keine Zeit, das neue Magazin in ihr zu verstauen, da erreichte ich ihn.

Sein Körper war meiner Klinge kein größeres Hindernis, als die blecherne Tür. Es gab keinen Widerstand, als ich sie durch seinen Leib riss, seine Bewegungen sofort enden ließ und selbst haltlos an ihm vorbeistolperte. Sein gehetzter Atem versiegte neben mir, als Mugen die alte Freiheit genoss und kaum nahm ich den dumpfen Laut wahr, mit dem seine Körperhälften auf dem Boden aufschlugen.

Heftig ging meine Hand auf eine stabile Ablage nieder und es verlangte mir einiges ab, mich zu stoppen. Beinahe rutschte ich über die Fläche hinweg und beiläufig verlor ich Mugen, rang damit, den festen Boden unter meinen Füßen wahrzunehmen. Ich stand… und nur kurz durchschweiften meine Augen das Zimmer, bevor ich den Kopf senkte, die Zähne zusammenbiss und nach Atem rang. Nach vorn geneigt und wie erstarrt verharrte ich dort, bewegte die andere Hand ziellos und spürte ihr starkes Zittern. Alles an mir zitterte… alles an mir schmerzte und ich stieß ein verkrampftes Zischen aus, setzte ein Bein zurück, entlastete meine eine Hüfte und neigte mich tiefer zu Ablage.

Das war lächerlich… fast musste ich grinsen aber meine Miene wurde von einem weiteren Zucken heimgesucht, unter dem ich fassungslos den Kopf schüttelte. Nur mein heiseres Röcheln schallte in dem Zimmer und mit einem angespannten Husten kämpfte ich dagegen an.

Mein Kampf war noch nicht vorbei…

Stockend schob sich meine Hand weiter über das Holz, bis auch der Ellbogen folgte und ich die Stirn auf den Unterarm sinken ließ. Mit weit geöffnetem Mund keuchte ich gegen das Holz, behielt die Augen geschlossen und begann die Hand zu heben. Selbst auf dem Arm schien ein schweres Gewicht zu lasten und trotzdem gelang es mir. Und meine Finger hatten ein Ziel. Bebend trafen sie auf den Stoff der Uniform, streiften den Waffengurt jedoch nur flüchtig und stattdessen tiefer hinab.

Über meine Hüfte… zu meinem Oberschenkel und dort gar nicht weit, bevor sie dort eine Stelle betasteten.

Eine verfluchte Kugel…

Ich schloss den Mund, ließ den Atem versiegen. Ich musste mich beruhigen, die Schmerzen hinunterschlucken. Seitlich hatte sie sich in meinen Oberschenkel gebohrt und die Pein allein konnte nicht dafür verantwortlich sein, dass ich meinte, das Geschoss in meinem Bein zu spüren.

Ich hatte es nicht bemerkt und wie gelähmt verharrte ich auf meinem Unterarm, ließ die Hand sinken. Mein Körper erschauderte und verspannte sich unter dem Schmerz und verbissen führte ich mir vor Augen, dass es nicht lange dauern würde.

Ja, ein guter Gedanke, dass ich all das in wenigen Momenten wieder los war.

Ich würde mich regenerieren…

Ich würde…

Die Hand ballte sich auf dem Holz zu einer Faust und ich würgte ein schweres Schlucken hinunter. Pochend mahnte mich die klaffende Kopfwunde eines Irrtums, den ich nicht realisieren wollte.

Es geschah… gar nichts…

Es besserte sich nichts, die Kräfte waren aufgebraucht…

Mir wurde fast schwindelig. Der Schmerz schien sich mit meinem Keuchen zu vereinen, mit allerlei Stärke neu aufzuleben und ich zwang mich dazu, mich aufzurichten. Es gelang mir nur langsam und auch weiterhin entzog ich dem Bein jede Beanspruchung und öffnete die Augen, um mich mit den Tatsachen der Realität abzulenken. Trübe starrte ich um mich, starrte zu einem nahen Fenster und auf die schwarze Rauchwolke, die sich davor erhob. Wieder schluckte ich, diesmal vielmehr gegen die Trockenheit in meinem Mund und wandte das Gesicht zur anderen Seite, wo sich mir erneut die Einschusslöcher boten.

Noch immer hafteten einzelne Strähnen in meinem Gesicht aber anstatt nach ihnen zu tasten, tastete ich eher zu meinem Bauch. Deutlich spürte ich die Unterlagen unter meinen Fingern und blähte die Wangen auf.

Glücklicherweise waren die Kugeln nur meinem Bein begegnet… die Unterlagen waren unversehrt und auch wenn ich mich fühlte, als läge eine turbulente Langzeitmission hinter mir, war diese Kurze dennoch nicht vorbei. Ich spürte das erneute Zucken meiner Miene, richtete mich vollends auf und stützte die Hüfte an den Tisch. Endlich strich ich mir die störenden Strähnen aus dem Gesicht, wischte auch das Blut von meiner Stirn und presste die Lippen aufeinander. Mein Körper machte nicht den Anschein, als wolle er sich gern bewegen. Verwirrt durch das Ausbleiben der Besserung, wirkte er wie erstarrt. Er machte es mir nicht einfach, die Schmerzen auszublenden und trotzdem musste ich es.

Was auch immer ich eingeatmet hatte und aus welchem Grund ich auch in dieser misslichen Lage war… die Situation würde nicht besser, wenn ich hier noch länger stand und auf das mögliche Eintreffen weiterer Akuma wartete. Verglichen mit diesem drohenden Zustand war meiner doch gar nicht so übel.

Stets darauf konzentriert, die Augen offenzuhalten, wagte ich es also, mich von dem Tisch zu lösen.

Wenn man es genau nahm…

Trübe erblickte ich Mugen, bewegte mich hinkend darauf zu.

Nach dieser Leistung könnte ich den Anderen eigentlich liegen lassen. So etwas brauchte der schwarze Orden nicht.
 

~*tbc*~



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