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Stay (Faraway, So Close!)

[Itachi/Sasuke- Centric]
von

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Never let me go

Kapitel 34: Never let me go
 

Maybe I was dumb,

but what I forgot to say,

if you didn't know,

is never let me go
 

Itachi hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn er Sasuke so früh am Morgen wecken musste und es war eben noch besonders früh heute. Er selbst war schon geduscht, angezogen und hatte einen Kaffee getrunken, hatte Sasuke noch die Zeit zum Schlafen lassen wollen und ging nun, auf leisen Sohlen, in sein Wohnzimmer, hockte sich neben das Sofa nieder und blickte in das blasse Gesicht des Jugendlichen. Sie waren gestern Nacht noch lange wach gewesen, hatten über die Musik hinweg, völlig die Zeit vergessen und Itachi hatte vorhin im Spiegel schon leichte Augenringe bei sich bemerkt. Na, wunderschön. Hatte er lange keine mehr gehabt, seine ‚wilden’ Partynächte lagen schließlich schon ein paar Jahre zurück und so wild waren die auch nie gewesen. Jedenfalls dann nicht mehr, als er aus dem Alter raus waren in dem er getrunken hat um cool zu sein.

Itachi legte seine Hand leicht auf Sasukes Schulter, rüttelte sachte und nahm sie dann wieder fort. Er sah Sasukes Augenlieder ein wenig flackern, bevor sie sich öffneten und der Junge zu ihm blickte.

„Morgen“, meinte Itachi schlicht und fügte an: „Wir müssen gleich los.“

Sasuke nickte nur leicht und stand so hastig auf, dass er sich leicht in der Decke verhedderte. Während er versuchte, den großen Stoff ordentlich, aber schnell zurück zu legen, sagte Itachi leise: „Ganz ruhig, kein Grund zur Eile. Geh du duschen und ich leg die Decke zusammen.“

Sasuke nickte nur wieder und wollte schnell ins Badezimmer gehen, um Itachi nicht unnötig aufzuhalten, als er die Stimme des Älteren hörte. „Und Sasuke, spar nicht mit dem warmen Wasser und den Duschkram.“

„…Woher?“, murmelte der Jugendliche. Itachi zuckte mit den Schultern. „Ich wusste es von Anfang an. Der Henkel stand immer auf Kaltwasser und das Shampoo und so wurde nicht so leer, wie es bei zwei Personen werden müsste. Kein großes Ding. Benutz es einfach und föhn dir die Haare.“

„Ja… in Ordnung, entschuldige“, hörte Itachi die zurückhaltende Stimme des Jugendlichen, bevor dieser sich, mit Wechselklamotten in der Hand, auf ins Badezimmer machte. Itachi nahm die Decke an sich, faltete sie mehr oder weniger ordentlich zusammen und lies sich dann in den Sessel sinken. Er wusste im Grunde nicht von Anfang an, dass Sasuke nur kaltes Wasser benutzte und keine der teuren Pflegeprodukte, aber er hatte es sich denken können und auf den ertappten Gesichtsausdruck vorhin, war ihm klar gewesen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Manchmal fühlte Itachi sich schlecht, wenn er Sasuke auf solche Dinge ansprach; Dinge, wie er solle sich die Haare föhnen. Er glaubte immer, dann würde er Kritik an dem Jugendlichen üben, aber das tat er nicht. Er wollte ihm das Leben erleichtern und manchmal musste er ihm eben dafür noch etwas vorschreiben.
 

Sasuke stand in der Dusche, genoss das lauwarme Wasser, das seine Müdigkeit ein wenig verjagte, für ein paar Sekunden, bevor ihn das schlechte Gewissen übermannte. Wie konnte er einfach unter dem Strahl stehen? Er sollte sich beeilen, wenn er schon nicht kalt duschte. Also griff er, immer noch müde, nach dem Shampoo, tat sich ein kleines Bisschen auf die Handfläche und rieb es in seine feuchten Haare ein. Es entstand kaum Schaum, nicht mal so viel hatte er genommen und als er es ausspülte, brauchte er kaum Wasser. Das war gut, entschied er, schließlich wollte er nicht mehr als genug verschwenden. Er seifte sich kurz mit dem Duschgel ein, benutzte aber auch davon nicht allzu viel, genoss den frischen Duft dennoch und spülte seinen zierlichen Körper dann ab, drehte das Wasser aus und stieg aus der Dusche. Er rubbelte sich eilig trocken, wollte nicht, dass Itachi so lange auf ihn warten musste und zog die Kleidung an, bevor er seine Haare föhnte. Sie waren beinahe ganz trocken, als er damit zurück ins Wohnzimmer ging. Itachi saß noch im Sessel, blickte aber zu ihm und fragte: „Möchtest du was Trinken? Wenn du Hunger hast, besorge ich dir Unterwegs beim Bäcker schnell was.“

„Nicht… nötig“, murmelte Sasuke. Im Moment war er sowieso noch zu müde, um hungrig zu sein und falls über Tag der Hunger kam, würde er eben bis zum Abend warten. Das war wirklich keine große Sache.

„Trinken auch nicht?“, fragte Itachi noch einmal nach. Sasuke zuckte nur ganz leicht mit den Schultern, bat dann aber: „Kann ich… einen Kaffee haben?“

„Klar.“
 

In der Küche füllte Itachi zwei Tassen mit Kaffee.

„Milch oder Zucker?“

„Ja… bitte.“ Anders, dass wusste Sasuke, bekam er Kaffee kaum runter, es schmeckte ihm nicht, auch nicht besonders mit Milch und Zucker, aber er wollte ein bisschen wacher werden, keinen schlechten Eindruck in der Kanzlei von Itachis Vater machen und da würde er sich eben durch eine Tasse Kaffee kämpfen. Und das tat er, schluckte das braune Gesöff runter und kämpfe dagegen an, das Gesicht zu verziehen. Verhindern konnte er es jedoch nicht. Er mochte wirklich keinen Kaffee. Verschämt stellte Sasuke fest, dass Itachi, ganz locker an seiner eigenen Tasse nippend, lachte.

„Warum willst du Kaffee, wenn es dir nicht schmeckt?“, fragte er nach und Sasuke zuckte wieder mit den Schultern, bevor er leise antwortete: „Um… wacher zu werden…“

Noch einmal lachte Itachi leise und öffnete dann das Küchenfenster.

„Streck mal den Kopf raus und atme ganz tief ein.“ Sasuke stellte die Kaffeetasse auf den Tisch, tat, was Itachi sagte und ging dann wieder ein paar Schritte zurück. Er fühlte sich ein wenig wacher, nicht viel, aber ein bisschen doch, glaubte er jedenfalls. Dennoch griff Itachi sachte nach seinem Handgelenk, drehte das kalte Wasser der Spüle auf und hielt Sasukes Gelenk unter den Strahl. Das kühle Nass prasselte auf die Haut über den Adern. Sasuke spürte nicht nur die Kälte, sondern auch die schwindende Müdigkeit, bevor Itachi das Wasser abdrehte, grinste und meinte: „Nicht schlecht, hm?“

„Ja… nicht schlecht“, murmelte Sasuke und nickte. Er wollte dennoch zum Kaffee greifen, wollte nicht unhöflich sein und die Tasse einfach halbvoll stehen lassen.

„Du musst den nicht trinken, wenn du den nicht magst“, meinte Itachi jedoch leichthin und Sasuke nickte, während er die Tasse neben der Spüle abstellte.

„Danke und…. Entschuldigung“

„Schon in Ordnung. Kein Ding. Geh Schuhe und Jacke anziehen, ja? Wir müssen dann langsam los.“
 

Im Auto verzichtete Itachi darauf, die Heizung groß aufzudrehen. Es war nur eine kurze Fahrt zur Kanzlei und durch die mollige Wärme würde Sasuke wieder nur müder werden. Es tat Itachi immer noch Leid, den Jüngeren so früh wecken zu müssen, aber wie sein Vater schon versprochen hatte, würde er dafür den ganzen Januar frei bekommen. Das war gut. So hatte er einen Monat mehr Zeit, darüber nachzugrübeln, wie er Sasuke ein Zuhause schaffen konnte und vielleicht würde er Sasuke heute Abend schon anbieten, wenigstens den Januar noch bei ihm zu verbringen.

„Bist du sicher…“, hörte er dann aber Sasukes zurückhaltende Stimme, „das ich… heute mitkommen soll… ich meine… ich…“

„Warum solltest du nicht?“

„Weil… nun ja… ich… hab Angst eure… eure Arbeit zu stören.“

„Wirst du nicht. Keine Sorge.“ Damit fuhr in das Parkhaus neben der Kanzlei, suchte einen Parkplatz und stieg dann, gefolgt von Sasuke aus. Er schloss sein Auto ab und ging dann mit dem Jüngeren gemeinsam hinaus aus dem Parkgebäude. Itachi sorgte sich schon ein wenig, wie Sasuke die Neuigkeit auffassen würde, dass er auch noch den ganzen Januar bleiben durfte, wenn er schon jetzt so unsicher war, nur weil Itachi ihn mit zur Arbeit nahm. Der Student öffnete die Tür zum Gebäude in dem die Kanzlei lag, fuhr gemeinsam mit Sasuke mit dem Aufzug in den vierten Stock und begrüßte die Sekretärin, die es sich schon am Tresen im Vorraum gemütlich gemacht hatte. Die ersten Klienten würden frühestens in einer halben Stunde kommen und die meisten Gespräche konnten Konan oder einer der anderen Mitarbeiter, Heiji Fujijama und Hó Jio, abwickeln. Wenigstens hatten er und sein Vater dann die Zeit, sich um die Akten zu kümmern. Itachi wank Sasuke zu sich und ging dann, von diesem gefolgt, zu dem Büro seines Vaters, wo er, ohne zu klopfen, eintrat. Er klopfte nur, wenn schon Kundschaft im Gebäude war. Ansonsten ging es ihm sonst wo vorbei und sein Vater kannte es nicht anders von ihm. Er gab dafür nicht mal mehr einen bösen Blick, nahm es einfach hin, denn ab einem bestimmten Alter konnte man seinen Kindern gewisse Dinge einfach nicht mehr beibringen.
 

„Morgen, Sohn. Morgen, Sasuke.“

„Tach“, meinte Itachi nur locker und lies sich auf einen der zwei Stühle vor den Schreibtisch sinken. Sein Vater saß natürlich im Chefsessel hinter dem Tisch. Itachi wies Sasuke auf den Stuhl neben sich und während der Junge sich vorsichtig hinsetzte, begrüßte auch er Fugaku Uchiha höflich mit einem: „Guten Morgen, Sir.“

„Da siehst du mal, Itachi, wie gut erzogen andere Leute Kinder sind.“

„Tja. Hab ich mich selbst erzogen, alter Mann?“, gab Itachi sofort zurück. Sein Vater lachte nur kurz und kehlig und schob ihm schon eine Akte zu.

„Du kennst das Spiel. Einfach so wie gestern.“ Er verstummte kurz, blickte selbst auf seine angefangene Akte, beendete sie und wandte sich dann an Sasuke: „Kannst du mir vorne bei der Sekretärin einen Kaffee besorgen?“

„Übernimmt Sasuke jetzt die Arbeit des Praktikanten, weil der kleine Pisser wieder zu spät ist, oder was?“, brummte Itachi und erhob sich. „Er holt keinen Kaffee, er ist nämlich nicht hier um zu arbeiten, sondern weil du es nicht lassen konntest, mich heute herzubestellen.“

„Itachi, so war das nicht gemeint…“, fing Fugaku schon an zu schlichten und Sasuke erhob sich eilig. Leise sagte er: „Ich… kann… uhm … einen Kaffee… holen gehen…“

Itachi blickte zu dem Jungen hinunter und knirschte mit den Zähnen, während er sich setzte. Was war nur in ihn gefahren? Es war nichts dabei, wenn Sasuke einen Kaffee für Fugaku besorgte. Sein Vater degradierte Sasuke damit nicht, er bat nur darum. Keine große Sache. Itachi lies sich auf seinen Stuhl zurück sinken und nickte dem Jungen zu.

„Soll ich… uhm… dir auch… einen mit-mitbringen?“

„Du kannst mir ein Glas Wasser mitbringen“, bat Itachi und dann: „Sasuke, du musst nicht nervös sein. Es ist alles okay.“

„Ja, entschuldige“, versuchte Sasuke ohne ein Stocken oder ein Zittern in der Stimme zu sagen, bevor er die Tür raus in den Kanzleiflur nahm.
 

Als Itachi die Schritte vernahm, die sich vom Büro entfernten und er Sasuke außer Reichweite glaubte, sagte er leise zu seinem Vater: „Er würde alles tun, was du verlangst.“

„Gerade deswegen dürfen wir nichts verlangen?“

„Genau.“

„Falsch.“

„Wie- falsch?“, fragte Itachi perplex und Fugaku nickte.

„Du solltest ihn nicht wie ein rohes Ei behandeln, nur weil du ihn von der Straße aufgelesen hast.“

„Er ist ein Kind, Papa“, beharrte Itachi, doch der Ältere schüttelte den Kopf. Der Student vergewisserte sich, dass noch keine Schritte sich näherten und lauschte dann den folgenden Worten seines Vaters.

„Wie viel erzählt er dir? In wie weit hat er sich dir geöffnet in den – wie lange hast du ihn schon bei dir? – zwei, drei Wochen?“

„Es ist nicht so leicht, wie du denkst.“

„Ja, weil du ihn wie ein rohes Ei behandelst.“
 

Itachi lehnte sich im Stuhl zurück und schüttelte den Kopf. Vielleicht tat er das – Sasuke wie ein rohes Ei behandeln, aber wenn er anders sein würde, würde Sasuke ihm vielleicht heute kein bisschen vertrauen. In den letzten Jahren wurde der Junge von Niemandem mit Samthandschuhen angefasst, sondern immer nur mit Metallklauen. Es war doch nur richtig, das Itachi ihn da ein wenig schonte. Sasuke war zwar immer noch so unsicher, aber Itachi glaubte, es wäre noch viel schlimmer, wenn er von Anfang an hart gewesen wäre. Dann wäre Sasuke direkt fortgelaufen und niemals wieder gekommen, weil er Angst hätte. Und Angst – das war es, was Itachi aus Sasukes Leben verjagen wollte.

Immer noch gegen die Stuhllehne gelehnt, vernahm Itachi ein leises Klopfen. Als sich die Tür danach nicht direkt öffnete – das machten nämlich die meisten, klopfen und direkt aufmachen – wusste Itachi, dass es Sasuke war und bat ihn hinein. Die Tür öffnete sich und Itachi sah, dass Sasuke umständlich eine Kaffeetasse und ein Wasserglas in der Hand hielt und dabei versuchte, die Tür zu schließen. Sofort stand der Ältere auf, bemerkte den Kopfschüttelnden Blick seines Vaters nur am Rande und nahm Sasuke die beiden Getränke aus der Hand. Er trug sie zum Schreibtisch und stellte fest, dass Sasuke sich nichts zum Trinken mitgebracht hatte. Na Logisch, war doch klar gewesen.

Deswegen und weil Itachi nicht wollte, dass sein Vater Sasuke nachher noch weiterhin dumme Fragen stellte oder dumme Bemerkungen machte, legte Itachi dem Jungen eine Hand auf die Schulter und meinte leise: „Komm mit.“ Und an seinen Vater gewandt: „Bin gleich zurück.“
 

Sasuke ging hinter Itachi durch den Flur, sah, wie Itachi in einem Raum verschwand und mit einer Dose Cola und einem Schokoriegel wieder hinaus kam und eine weitere Tür öffnete.

„Hier ist mein Büro. Möchtest du an den PC?“, fragte er, doch Sasuke schüttelte leicht den Kopf, wollte nichts kaputt machen.

„Na ja… dann… Ich schick Konan gleich mal zu dir rüber. Sie wird ein wenig Zeit übrig haben und bis dahin – hast du irgendeine Idee, was du machen möchtest?“ Itachi legte die Dose und den Riegel auf seinem Schreibtisch ab und bedeutete Sasuke, er könne sich ruhig auf den Bürostuhl zu setzten. Er sah wie der Junge dem folge leistete, kurz überlegte und dann leise fragte: „Hast du… uhm… Papier und Stifte?“

„Willst du malen?“

„Na… ähm… so in etwa“, murmelte Sasuke verschämt. Er wollte natürlich nicht wie ein kleines Kind malen. Er wollte nicht mal zeichnen. Itachi fasste in einer der Schubladen, holte dort ein paar Stifte raus und legte sie auf den Schreibtisch.

„Sind nicht besonders viele verschiedene Farben“, meinte er noch, griff nach weißen Blättern aus dem Drucker und legte sie dazu.

„Wenn was ist, kommst du zum Büro meines Vaters, mh?“, meinte Itachi noch fragend und Sasuke nickte. Es war einige Zeit lang still, Itachi fasste schon nach der Türklinke, als er hörte wie Sasuke unsicher fragte: „Hab ich… hab ich deinen Vater… verärgert?“

Als Itachi nicht sofort antwortete fügte Sasuke hinzu: „Das wollte ich… nicht. Ich…“. Sasuke hatte eine Menge Respekt vor Itachis Vater. Noch mehr als vor Itachi, bei dem konnte er auch mal zaghaft lächeln und von sich aus den Mund aufmachen, aber vor Itachis Vater hatte er beinahe wieder ein bisschen Angst. Gerade jetzt, wo er fürchtete, den Mann, durch was auch immer, verärgert zu haben.

„Du hast ihn nicht verärgert. Er hat mich verärgert, weil er dich… - Scheiße!“, Itachi schlug mit der Faust gegen den Holzschrank neben der Tür. Zum Glück war es so stabil, das nichts auseinanderbrach und die Wände so dick, das man nicht viel davon im Flur vernahm, doch Sasuke zuckte zusammen.

„Weil er dich so behandelt hat“, sprach Itachi dann aber weiter und blickte zurück. „Du bist nicht sein Diener oder so ein Scheißdreck.“
 

Sasuke blickte auf die dicke Holzplatte des Tisches. Irgendwie rührte es ihn, dass Itachi sich so kümmerte, aber er hatte doch nur einen Kaffee bringen sollen. Da war doch nichts Schlimmes bei. Fugaku Uchiha hatte das sogar als Frage formuliert, nicht als einen Befehl. Er hatte ihn nicht beleidigt oder wie jemand Minderwertigen behandelt. Deswegen sagte Sasuke leise, um auch Itachi nicht zu verärgern: „Er hat… mich… nur… gefragt… ob… das mit dem… Kaffee.“

„Es ist doch nicht nur der Kaffee“, presste Itachi aus. „Es sind auch die Fragen, die er dir Sonntagabend gestellt hat.“ Es ging seinen Vater einfach nichts an und wie… wie er die Fragen gestellte hatte. Er hatte doch sehen müssen, wie verschreckt Sasuke auf dem Sofa gesessen hatte, wie sehr er nicht antworten wollte und eben nur aus Angst etwas sagte. Dieses ‚Sir’ hing Itachi zum Hals raus. Und Fugaku fand es auch noch gut, wie wohlerzogen Sasuke war. Das war Angst, wollte Itachi ihm ins Gesicht schreien. Einfach nur nackte und pure Angst.

„Ich bin… es nicht wert, das ihr euch… wegen mir streitet“, versuchte Sasuke mit so wenig Zögern wie möglich zu sagen, weil es die Wahrheit war und weil Itachi das verstehen musste. Morgen war Heiligabend. Morgen würde er vielleicht schon gehen müssen, vielleicht auch erst übermorgen oder irgendwann am Wochenende, wenn Weihnachten vorbei war, aber eine Familie, die blieb ein Leben lang.
 

Du bist so viel mehr wert als du glaubst, wollte Itachi seinem kleinen Schützling sagen, aber er brachte es nicht raus. Sasuke würde es jetzt im Moment nicht verstehen, deswegen zwang sich Itachi zu lächeln.

„Ich muss zurück an die Arbeit. Wenn was ist, kannst du kommen“, wiederholte er noch mal und ging dann wirklich. Im Flur presste er seine Fingernägel in die Handflächen, so dass es beinahe schmerzte, bevor er die Tür zum anderen Büro, wieder ohne zu klopfen, öffnete. Er setzte sich auf den Stuhl schob sein Wasserglas zur Seite, griff sich eine neue Akte und versteifte sich in die Arbeit.

Zehn Akten und somit fast eine halbe Stunde später, sagte Fugaku, nachdem er seinen Sohn eine Weile lang angesehen hatte: „Du bist wütend auf mich.“

Verbissen arbeitete Itachi zwei weitere Akten durch, bevor er den Stift auf den Tisch knallte und seinen Vater ins Gesicht blickte.

„Scheiße, ja!“

„Was hab ich denn so Schlimmes getan? Ich hab den Jungen nur gefragt, ob er mir einen Kaffee holen kann und hör, verdammt noch mal, auf zu fluchen!“

„Tss, hörst du dir eigentlich selbst zu?“, fragte Itachi rhetorisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Morgen ist Heiligabend, Itachi und ich will das Fest mit dir und deiner Mutter verbringen und mich nicht wegen diesem Kind mit dir streiten.“

„Lass es. Hör einfach auf“, presste Itachi hinaus.

„Du bist es, der meine Antipathie gegen ihn schürt. Ich habe ihn nicht degradiert, indem er mir einen Kaffee besorgen sollte, ich habe ihn vernünftig behandelt, die ganze Zeit über und ich habe ihm schlicht ein paar Fragen gestellt, bevor du ihn mit dir nach oben genommen hast am Sonntag.“

„Warum wohl?!“, fuhr Itachi aus. „Weil er Angst hatte. Weil er keine Antworten geben wollte und nur aus Angst etwas gesagt hat.“

„Er hat keinen Grund Angst vor mir zu haben.“

„Aber er hat allen Grund vor der gesamten Welt Angst zu haben.“ Weil sie für Sasuke ein grausamer Ort war, ein Ort in dem ihm Dinge, wie der liebende Vater, genommen und gleichzeitig ein Ort in dem ihm brutale Dinge zugefügt wurden. Für all die Schmerzen, den Pein, die Erniedrigung und für all jenes was ihm Tränen in die Augen getrieben hat, besaß Sasuke alles Recht der Welt um eine riesige Scheißangst zu haben.
 

~~
 

Sasuke saß noch auf dem Schreibtischstuhl. Er hatte weder die Cola noch den Schokoriegel angerührt, wusste aber, dass er wenigstens einen Schluck Cola trinken sollte, damit Itachi nicht sauer würde. Sasuke war es unverständlich, warum Itachi so wütend darüber war, dass sein Vater Fragen stellte und auch die Wut über die Sache mit dem Kaffee verstand Sasuke nicht. Es war doch nur richtig, dass er ein paar Kleinigkeiten erledigte. Das er nicht helfen konnte, war klar – dazu war er viel zu dumm; keinen Schulabschluss, nichts das er vorweisen konnte. Aber wenn er sich nützlich machen konnte, indem er einen Kaffee besorgte, war das doch völlig in Ordnung. Und die Fragen am Sonntag, die hatte Fugaku Uchiha doch nur gestellt, um seinen Sohn zu schützen, der so dumm und freundlich gewesen war, einen Straßenbengel aufzunehmen. Sasuke seufzte beinahe lautlos. Itachis Vater behandelte ihn nicht als sei er Dreck, aber Sasuke erwartete auch nicht, dass er gleichwertig behandelt wurde. Ein Mann in solch einer Position würde Sasuke normalerweise nicht mal eines Blickes würdigen, Fugaku Uchiha hingegen, wandte sogar das Wort an ihn, nannte ihn beim Namen und nicht bei irgendeinem Schimpfwort oder einer Betitlung, die ihm genau zeigen würde, wie minderwertig er war.

Der Jugendliche versuchte die Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, konzentrierte sich wieder auf das Blatt vor sich. Es sah hässlich aus. Die mit den Buntstiften geschriebenen Buchstaben waren kaum zu entziffern, dabei hatte Sasuke sich alle Mühe gegeben. Aber seine Schönschrift hatte in den letzten Jahren auch nachgelassen. So viel hatte er ja nicht geschrieben. Er hätte einen Füller gebraucht oder wenigstens einen Kugelschreiber. So brachte die Sache nämlich nichts. Vielleicht war es eh sinnlos. Bestimmt war es das… Mit Sicherheit. Was bildete er sich eigentlich ein? Ob Itachi Wert drauf legen würde… als ob… es wichtig wäre, was er da schrieb. Sasuke glaubte, Itachi war ein Mensch, der nur praktische und sinnvolle Geschenke haben wollte, aber was anderes als solch einen Brief konnte er Itachi eben nicht schenken. Er hatte kein Geld, er hatte nichts; rein gar nichts. Aber zum Dank, zum Dank wollte er ihm unbedingt was schenken und eigentlich hatte er geglaubt ein Brief, in dem er ohne Stocken niederschreiben konnte, was er Itachi eigentlich sagen wollte, wäre ideal – oder wenigstens eine schöne Idee. Aber im Grunde war sie einfach nur lächerlich. Sasuke seufzte noch einmal, dieses Mal unterbrochen durch ein Klopfen an der Tür, ehe diese sich sofort öffnete. Kurz versteifte Sasuke sich im Sitzen, ehe er den dunklen Schopf Konans sah und ihr lächeln als sie näher kam und auf den Schreibtisch blickte.
 

„Was ist das?“, fragte sie und zeigte auf das beschriebene Blatt.

„Uhm…“, druckste Sasuke rum und blickte verschämt auf seinen Schoß. „Es… soll… für Itachi ein… uh… Brief.“

„Du willst doch nicht einfach abhauen oder so was?“, hakte Konan nun misstrauisch nach, wusste sie doch, dass Sasuke vorübergehend von Itachi aufgenommen wurde. Auf Sasukes Kopfschütteln hin, fragte sie: „Er wird dich doch nicht einfach rausschmeißen oder?“

„Doch… also… nein, ich meine…“, murmelte Sasuke und zwang sich dann zu sagen, was er sagen wollte: „Wir haben ausgemacht… dass ich… bis Weihnachten bleiben… darf.“

„Wofür ist dann dieser Brief“, wollte sie wissen und lies sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch sinken.

„Na… ja“, setzte Sasuke an und fand den Mut leise und zögerlich zu erklären, dass er den Brief sozusagen als Weihnachtsgeschenk machen wollte, weil er keine anderen Möglichkeiten hatte.

„Wie süß“, hörte er die verzückte Stimme der Anwaltsgehilfin und wurde noch ein wenig röter um die Wangen.

„Hör mal, Sasuke. Ich glaub ich hab eine Idee. Warte mal hier, bin sofort zurück.“ Und weg war sie. Sasuke lehnte sich im Schreibtischstuhl zurück und blickte aus dem Fenster. Der Morgen war grau, es nieselte und ihm graute schon davor wieder dort, auf den Straßen, in den Gossen, leben zu müssen. Die Zeit bei Itachi hatte ihn verweichlicht. Er glaubte, er würde keine Nacht in der irren Kälte überleben. Wenn er daran dachte, in ein paar Tagen wieder Essen aus der Mülltonne fischen zu müssen, wurde ihm übel. Sasuke biss sich auf die Lippe, bevor er nach der Coladose griff. Der Geschmack, den er urplötzlich, nur bei den Gedanken an das Leben das er dort draußen führte, auf der Zunge hatte war abartig. So abartig, dass ihm flau im Magen wurde. Er öffnete die Dose und trank einen Schluck, spürte erleichtert, wie der andere Geschmack verschwand. Sasuke trank noch einmal und stellte die Dose dann vorsichtig auf dem Schreibtisch ab, als Konan wieder in den Raum kam. Sie trug einen flachen Pappkarton bei sich, den sie sofort auf den Tisch abstellte.
 

„Ich wusste, dass ich die Sachen noch hier hab.“ Mit den Worten öffnete sie den Deckel und holte beigefarbenes, verziertes Briefpapier heraus, einen passenden Umschlag und einen Füllfederhalter.

„Ich hab letztens hier die ganzen Weihnachtsgrüße geschrieben. Manchmal hat man hier eindeutig zu viel Zeit. Nun, wie auch immer. Kannst du das brauchen?“

„Uhm…“, meinte Sasuke verschüchtert und nickte dann.

„Gut. Den Rest kannst du mir einfach gleich rüber bringen, ja? Ich hab mein Büro direkt gegenüber.“

„Mach ich…“, sagte Sasuke leise, bedankte sich noch einmal. Konan lächelte nur und nickte, ehe sie den Raum verlies.

Sasuke nahm den Füller und begann den Brief noch einmal neu zu schreiben.

So, auf dem edlen Briefpapier, sah es wirklich ganz anders aus. Viel schöner und viel weniger peinlich. Sasuke achtete darauf, dass die Tinte getrocknet war, bevor er den fertigen Text zusammenfaltete und in den Umschlag steckte. Er tat den Füller zurück in den Pappkarton, trank noch einen letzten Schluck Cola und stellte die leere Dose beiseite, bevor er mit dem Pappkarton auf den Flur verschwand und gegenüber anklopfte. Auf ein freundliches: „Herein“, öffnete er und ging zu Konans Schreibtisch. Er gab ihr den kleinen Karton mit den Schreibutensilien zurück und bedankte sich ein weiteres Mal.

„Keine große Sache. Und Sasuke, setz dich mal kurz.“

Sasuke tat wie geheißen, setzte sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch und hörte Konan aufmerksam zu.

„Ich habe zwar kein Recht mich einzumischen und ich habe auch keine Ahnung, warum du bei Itachi lebst, aber ich wollte dir ans Herz legen mit ihm zu reden. Darüber, dass er dich nicht einfach ohne weiteres nach Weihnachten vor dir Tür setzten kann.“

„Das ist… das ist okay.“

Konan schüttelte den Kopf.

„Nein, ich glaube, dass ist es nicht. Du wirkst so unsicher, schon an dem Abend als wir uns bei Itachi getroffen haben, aber du musst keine Angst vor ihm haben.“ Sie stoppte kurz und blickte ihn dann lächelnd an.

„Wenn du dich nicht traust, spreche ich mal mit ihm.“

„Nein… nein, das ist… ist nicht nötig“, murmelte Sasuke erschrocken, wollte nicht, dass Itachi von diesem Gespräch erfuhr, aus Angst der Ältere könnte es falsch auffassen.

„Ich…“, setzte Sasuke an und blickte zur Tür, traute sich zu sagen: „Ich… würde jetzt… bitte lieber… gehen.“

„In Ordnung. Entschuldige. Es war nicht meine Absicht, mich einzumischen. Tut mir Leid, Sasuke.“
 

~~
 

„Ich habe nichts getan, um ihm Angst zu machen.“

„Na und?“, stieß Itachi aus und fuhr sich durch die Haare. „Er hat nun mal eine Scheißangst!“

Itachi sah, wie sein Vater sich auch im Stuhl zurücklehnte und ebenfalls die Arme vor der Brust verschränkte.

„Du benimmst dich wie ein beleidigtes, kleines Kind, Itachi.“

Der Student zwang sich, nicht vor Wut zu Schnauben. Sein Vater hatte doch keine Ahnung. Keinen blassen Schimmer. Was wusste der schon über Sasuke und über die Dinge die ihm zugestoßen waren? Nichts. Nichts!

„Entweder“, ertönte wieder die Stimme Fugakus, „wirst du nun Klartext sprechen oder der Junge wird es.“

Als Itachi nichts sagte, erhob Fugaku sich und schritt um den Schreibtisch herum auf die Türe zu.

„Warte.“ Itachi musste Sasuke beschützen. Vor allen verletzenden Fragen. Davor, diesem wütenden Mann die ganze Geschichte erzählen zu müssen.

„Ich kann es dir nicht erzählen“, fuhr Itachi seufzend aus. Er hatte sich doch schon vor seiner Mutter verplappert, weil er so fertig an diesem Abend gewesen war. Noch mehr Leuten durfte er nicht ohne Sasukes Einverständnis einweihen.

Fugaku schüttelte enttäuscht den Kopf und legte die Hand auf die Klinke, was Itachi zum aufspringen veranlasste.

„Warte doch, verdammt. Bitte.“
 

Fugaku wandte sich wieder seinem Sohn zu und schaute ihn auffordern, mit vor der Brust verschränkten Armen an.

„Dann mach den Mund auf“, forderte er.

„Ich kann nicht“, beteuerte Itachi. „Es ist nicht meine Geschichte. Es ist kein Film, den ich dir nacherzähle. Das ist Sasukes eigene, unheimlich schmerzvolle Vergangenheit. Und er hat Angst. Er hat wirklich, wirklich Angst. Er weiß kaum mehr, wie es sich ohne diese Furcht lebt, fürchte ich. Wenn du ihn jetzt diese Dinge fragst, wird er weinen und er wird daran kaputt gehen und das… kann ich nicht zulassen.“

Sie schwiegen. Beide; blickten sich in die Augen, bevor Itachi seine gen Boden senkte.

„Du bist mein Vater“, sagte der junge Uchiha leise. „Du bist meine Familie, aber momentan steht Sasukes Sicherheit bei mir an erster Stelle und wenn nötig, werde ich dich mit… Gewalt davon abhalten, ihm diese Fragen zu stellen.“

Itachi hörte seinen Vater seufzen und blickte ihm dann hinterher, wie er sich wieder auf seinen breiten Schreibtischstuhl sinken lies.

„Ich erkenne dich nicht wieder“, hörte er die Stimme des Mannes, der ihn gemeinsam mit seiner Frau groß gezogen hat. „So wie du diesen Fremden beschützt, hätte ich nur deine Mutter und dich beschützt.“
 

Itachi schwieg. Was sollte er auch sagen? Es gab… nichts mehr zu sagen. Er wusste doch selber nicht, warum Sasuke ihm so viel bedeutete. Warum ihm so viel an diesem Kind lag. Er wusste es nicht und noch weniger konnte er seinem Vater irgendwas erklären. Er war durch den Wind, er war auf eine Weise fertig mit den Nerven. Und das merkte auch sein Vater.

„Geh nach Hause, mein Sohn. Du hast heute keinen Kopf für die Arbeit.“

„Aber… du hast gesagt, ich krieg nur den Januar frei, wenn ich heute komme.“

Fugaku seufzte schwer.

„Itachi“, sagte er. „Wir sehen uns morgen.“

„Ich werde vielleicht nicht kommen können“, merkte Itachi an und erhob sich.

„Warum?“, hörte er seinen Vater fragen und fühlte ich wieder wie der kleine Junge, der er einst war. Er fühlte sich schon länger so. Er hatte niemals Angst vor seinem Vater gehabt, nie. Auch jetzt nicht. Aber er fürchtete, sein Vater war einfach zu hart. Er fürchtete, er könne Sasuke zerstören.

„Morgen ist heilig Abend“, wiederholte Fugaku, was er vor beinahe einer Stunde schon einmal gesagt hatte. „Ich will den Tag mit dir und deiner Mutter verbringen und wenn er ab heute zu dir gehört, ist auch Sasuke in meinem Haus willkommen.“

Als Itachi nur zu Boden blickte, merkte er nicht, wie sein Vater sich erhob. Erst als dieser über den Schreibtisch hinweg seinen Arm vorsichtig packte, blickte der Student auf.

„Hörst du, Itachi. Ich werde ihn nicht zum weinen bringen.“
 

Itachi hatte seinen Vater noch eine Weile angesehen, bevor er sich auf in sein eigenes Büro gemacht hatte. Da saß Sasuke ruhig auf den Schreibtischstuhl, spielte in Gedanken mit einem Buntstift herum und blickte aus dem Fenster.

„Hey“, meinte Itachi leise und ging näher zu seinem Schreibtisch. Er stellte erfreut fest, dass Sasuke die Dose Cola geöffnet hatte, auch wenn der Schokoriegel nicht angerührt war. Erschrocken schaute Sasuke hoch und sprang beinahe auf.

„Alles okay?“ Eilig nickte Sasuke, hoffte Konan war nicht zu Itachi gegangen, um mit ihm über die Dinge zu reden, die sie ihm ans Herz gelegt hatte. Aber sie hatte Unrecht. Sasuke hatte es Itachis Gnaden zu verdanken, dass er überhaupt Nächte im Warmen hatte verbringen wollen. Er würde ihm niemals sagen, dass er noch nicht gehen wollte. Würde nicht sagen, dass er bleiben wollte, obwohl genau das sein größter Weihnachtswunsch war. Sasuke schluckte. Ihm wurden schon seit Jahren keine Wünsche mehr erfüllt. Wie auch? Er war ja nur ein Straßenkind und seine Wünsche waren meist nicht erfüllbar. Sein Vater würde nie wieder lebendig werden, der Stoffdrache war verbrannt und seine Mutter konnte ihn nicht lieben.
 

„Lass uns nach Hause gehen“, hörte er die Stimme des Älteren und nickte leicht, befühlte den Briefumschlag in der großen Tasche des Pullovers, ehe er den Mut fand zu fragen: „Morgen… ist… Weihnachten. Wann… schickst du mich… fort?“

„Wir reden heute Abend, in Ordnung?“ Sasuke nickte nur ergeben, wusste so wenigstens, dass er bis zum Abend in der warmen Wohnung geduldet war. Er nahm die leere Coladose und schmiss sie in den Abfalleimer neben Itachis Schreibtisch, bevor er diesem hinaus in den Flur folgte. Sie gingen gemeinsam in das Parkhaus, in dem Itachi sein Auto abgestellt hatten, hielten noch bei einem Supermarkt um einige Dinge zu besorgen. Während Itachi den Einkaufswagen schob, merkte er, dass Sasuke nicht nur abwesend wirkte, sondern auch wieder blass um die Nase wurde. Ob er wieder ein wenig kränkelte? Dabei hatte der Uchiha doch darauf geachtet, dass der Junge nicht froh; dass es ihm gut ging.

„Sag mal, Sasuke?“, fragte er nach einiger Zeit, schmiss ein paar Tütchen Gewürzmischung in den Wagen und blickte den Jungen an. „Geht’s dir nicht gut?“

„Ich… ähm“, murmelte Sasuke und blickte zu Boden. Er konnte nicht sagen, dass ihm ein wenig übel war und dass er sich wieder so schwach fühlte, obwohl er das tat, seit er aus Konans Büro gekommen war. Vielleicht war es von dem Geschmack gewesen, den er auf den Mund gehabt hatte, als er an das Leben auf der Straße gedacht hatte oder es kam daher, dass er die ganze Zeit daran denken musste, wie er auf der Straße lebte. „Doch… mir geht es… mir geht’s gut.“ Er konnte Itachi nicht sagen, wie er sich wirklich fühlte. Dann musste der Ältere doch denken, er täte nur so, um nicht heute Abend oder irgendwann im Laufe der nächsten Tage gehen zu müssen. Sasuke schluckte, versuchte den ekeligen Geschmack, die Übelkeit hinunter zu schlucken, aber das gelang ihm nicht wirklich. Er folgte Itachi weiterhin, sah wie diese alle möglichen Dinge in den Wagen schmiss.

„Möchtest du irgendwas haben?“, hörte er die Stimme des Älteren und schüttelte nur den Kopf.

„Nichts? Hast du keine Lieblingssüßigkeiten oder so was?“

„Nein…“, murmelte Sasuke wahrheitsgemäß. Hatte er nicht. Wenn er bei seiner Mutter in den letzten Jahren mal ein Stückchen Schokolade bekommen hatte, war das beinahe ein Weltwunder und an die viele Süßigkeiten seiner Kindheit mit seinem Vater konnte er sich nicht mehr erinnern.

„Such dir trotzdem was aus“, meinte Itachi leichthin und deutete auf die Süßwarenabteilung. Sasuke schüttelte nur leicht mit dem Kopf und murmelte etwas, was für Itachi, wie: „Ich möchte nicht“, klang, bevor Itachi sah, wie der Junge sich den Kopf hielt und verbissen die Lippen zusammenkniff.

„Hast du Schmerzen?“, fragte Itachi alarmiert nach und trat schnell auf den Jugendlichen zu. Der nickte nur leicht, spürte den plötzlichen, stechenden Kopfschmerz wieder schwinden.

„Na komm, lass uns nach Hause fahren. Ich schätze du brauchst was Ruhe, mh?“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern, spürte die Übelkeit wieder hochkommen und nun einen langsam pochenden Schmerz am Kopf, während er Itachi zur Kasse und dann zum Auto folgte.
 

Daheim sorgte Itachi dafür, dass Sasuke eine Tablette gegen die Kopfschmerzen schluckte und sich aufs Sofa legte, bevor er selbst die Einkäufe einräumte und dem Kind einen Tee machte. Während Sasukes den langsam, in eine Decke eingemummelt auf dem Sofa trank, saß Itachi im Sessel und schaute ihn an. Wovon war er nun wieder krank geworden? Waren die Abwehrkräfte so schlecht? War es was Ernsteres? Itachi wusste es nicht, aber er sorgte sich um den Jungen. Vielleicht war der Stress und die Angst und die Veränderungen der letzte Tage, Wochen und Jahre einfach zu viel für so ein Kind gewesen. Der Körper rächte sich eben irgendwann und es war besser, wenn er es nun tat, als irgendwann, wenn Sasuke wieder auf der Straße saß. Es könnte passieren, auch wenn Itachi hoffte, das verhindern zu können.

„Du kannst dich ruhig was schlafen legen“, meinte Itachi, als Sasuke den Tee aus hatte. Der Junge nickte, stellte die Tasse beiseite und legte sich, immer noch in die Decke eingekuschelt auf das Sofa. Es würde ihm gut tun, glaubte er, noch ein wenig zu schlafen, bevor er dann bald gehen musste, weil er sich nicht traute zu fragen, ob er länger bleiben durfte.
 

Itachi schaute noch auf Sasuke, der nun die Augen geschlossen hatte und mehr oder minder eingerollt auf dem Sofa lag. Er schrie um Hilfe. Stumm schrie Sasukes Körper um Hilfe, das wusste Itachi und es war ganz natürlich. Sasuke fürchtete gehen zu müssen, weil morgen Weihnachten war. Das war ihr Deal gewesen. Bis Weihnachten kannst du bleiben und solange beweise ich dir, dass ich ein guter Mensch bin, hatte Itachi gesagt. Natürlich fürchtete Sasuke er müsse nun gehen und natürlich schrie sein Körper nach Hilfe, wehrte sich gegen Sasukes Stummheit. Und er hatte eben keine andere Wahl, als krank zu werden. Irgendwie traurig. Itachi seufzte, lies die Jalousien ihm Wohnzimmer runter, löschte das Licht und entschied Sasuke die nötige Ruhe zu geben. Er schaute im Flur auf die Uhr. Kurz nach Mittag. Itachi entschied etwas zu kochen. Er hatte Hunger und etwas Suppe würde Sasuke später auch gut tun. Während Itachi Möhren, Kartoffeln und Sellerie schnitt, dachte er über den Tag nach, darüber, dass er eigentlich gar nicht wütend auf seinen Vater war, sondern wütend auf die ganze Situation. Darüber, dass er Sasuke nicht langfristig helfen konnte, obwohl er es so gerne wollte. Er konnte es, doch. Konnte er. Er konnte sich eine neue Wohnung besorgen, konnte Sasukes Nachnamen herausfinden, seinen Peiniger anzeigen, Sasuke zurück in die Schule schicken, er konnte sich um Sasuke kümmern, das wusste er in diesem Moment. Und als es an der Tür läutete, hatte er gerade den Entschluss gefasst, dass er Sasuke wirklich, wirklich helfen wollte, dass er sich eine neue Wohnung anmieten würde, mit einem Zimmer für den Jungen. Er wusch sich die Hände fahrig an einem Küchentuch ab, ging zur Tür und öffnete.
 

„Guten Tag, Herr Uchiha. Entschuldigen sie die Störung. Toyoshi, mein Name. Ich bin vom Jugendamt und komme wegen Sasuke Nakano. Er ist doch noch bei ihnen?“
 

to be continued...
 

by Jessa_



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  sissyphos
2011-02-20T18:29:30+00:00 20.02.2011 19:29
ich muss ehrlich sagen, dass ich richtig gespannt bin, was sasu an ita für zeilen zu weihnachten als dankeschön verfasst hat ö.ö dann kann er ihn ja sowieso nicht mehr gehen lassen, denke ich...wenn jetzt nicht das behinderte jugendamt dazwischen funkt
aber ich denke, auch das wird ita iwie meistern :-) wenn's sein muss, auch mit gewalt, wie er immer wieder betont ;-)
soo, bis zum nächsten kapi...bin ja jetzt fast auf dem aktuellen stand angelangt xD

lg
TDR
Von:  Shoukei
2011-02-12T22:09:16+00:00 12.02.2011 23:09
du bist fies... einfach hier schluss zu machen....
dabie habe ich doch jetzt deine komplette ff in 2 tagen druchgelesen weil mich die story mal echt gefesselt hat und dann ist da ende? oO

echt fies, hoffendlich geht es bald weiter^^

lg, aki
Von: abgemeldet
2011-02-12T13:59:32+00:00 12.02.2011 14:59
scheiß jugendamt -.-

mach bitte, dass alles wieder gut wird
BITTE!

schreib bloß schnell weiter *bin ganz gespannt* ;)

lg
Sasuke
Von:  Sunnysummer
2011-02-11T15:31:10+00:00 11.02.2011 16:31
Nooooooooooin >.< Hab das pitel zwar auf ff.de gelesen, aber hier zu antworten erscheint mir angenehmer ^^

Am Anfang fängt das ja ganz nett an und so...aber das Ende ist bekloppt, mal ganz ehrlich!
Nein, Scherz, ich bin nur egoistisch und will nicht, dass Sasu abgeholt wird *sniff*
Aber ich glaube eher weniger, dass das passieren wird; immerhin könnten sich die beiden dann nciht mehr treffen. Und wenn schon dann wohl nicht sehr oft.
Ich frag mich jetzt aber wirklich, wer Ita und Sasu verraten hat.... Fugaku? Kakashi? Shizune villeicht? Ach Moo~ Das ist viel zu spannend um dort aufzuhören! >.<
Hach, Konan ist wieder neugierig, was? Naja, ich an ihrer Stelle wäre es auch. Sie weiß ja nichts von Sasuke und wieso er bei Itachi bleibt. Aber nett von ihr das sie mal fragt^^ (<-- Meine Meinung^^ )
Wow...wenn Itachi sogar Gewalt anwenden würde für Sasu....na dann bedeutet der Kleine ihm wirklich viel. Aber wir wissen ja schon alle wieso XD
Das geile hier ist, dass du 34 Kapitel geschrieben hast, ohne das uns Lesern bei irgendeinem Kapi langwelig wurde! Respekt! Immerhin wird ja so bei längeren FFs ja schon bei Kapi 10-20 die Liebe gestanden XD Oder was auch immer ^^ XP

Och Mensch, wenn das Sasukes Weihnachtswunsch ist dann kann er sich ja schon freuen! Es geht in Erfüllung, yay!
....
Wenn der Jugendamt-freak sich da nicht einmischt. Ich hab zwar seinen Namen vergessen, aber am liebsten würde ich ihn jetzt beleidigen >.<
Auch wenn er ja nichts schlechtes tun will^^ Aber das Sasus Mutter ihn informiert hat....das kann ich mir einfach nicht vorstellen und glaube auch nicht, dass das so ist
glg
Von:  ashtray_soul
2011-02-11T15:28:02+00:00 11.02.2011 16:28
ach du heilige sche***, jetzt wirds spannend wenn schon das Jugendamt kommt
wirklich wieder supi kapitel

lg ashtray_soul
Von:  _sasuu
2011-02-10T19:14:37+00:00 10.02.2011 20:14
omfg, vom Jugendamt, das ist nicht gut, oder? :s

Super seite! :D


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