Die schwarze Tür.
Hör mir jetzt gut zu und lausche, was ich zu sagen habe.
Ein Wort, vielleicht zwei, vielleicht ein ganzes Buch.
Eine Tür, so schwarz, verändert alles, was du hast.
Ohne Rahmen, ohne Befestigung, steht im Nichts.
Gehalten durch lose Fäden, unsichtbar wie Wind.
Schau mich an und hör mir zu, deine Welt verändert sich im Nu!
Ein leises Lachen, ein scheuer Blick, dem hast du's zu verdanken, dass du hier bist.
Unzufriedenheit, die deine Kehle zuschnürt, dir keine Luft zum Atmen lässt.
Unzufriedenheit, die du nicht wählst.
Unzufriedenheit, wohin du gehst, wohin du blickst.
Jetzt ist's aus, du hast verloren. Schwärze, die dich umhüllt.
Komm näher, komm näher, wir sind verzückt, komm hinein in die Welt des Glücks.
Die Tür ist zu, es gibt kein hinaus, du fällst, du fällst und schaust.
Alles so anders, alles so leer, du blickst umher, die Tür ist weg. Nun gibt es kein zurück.
Eingesperrt in einer anderen Welt. Nun hast du das, was du erwählst.
„Das interessiert mich einen feuchten Dreck!“, brüllte der Schwarzhaarige und knallte die Aktentasche auf den dunklen Holztisch. Sein Gegenüber zuckte zusammen und schürzte die Lippen unsicher. Nervös strich sich die Rothaarige eine Haarsträhne hinters Ohr und besah sich ihren Chef, der in der linken Hand einen dampfenden Kaffeebecher in der Hand hielt und mit der Rechten ein paar Blätter der, vor ihm liegenden Akte, zurück- und nach vor blätterte. Er murmelte genervt ein paar unverständliche Worte vor sich her und schüttelte dabei den Kopf.
„Wie war das?“, fragte die Sekretärin und ging einen Schritt auf den Tisch zu, um ihren Vorgesetzten besser verstehen zu können. Ihr Stöckelschuh hallte auf dem teuren Boden wieder. Langsam seufzend schloss Sasuke die Augen und lehnte sich betont langsam und ruhig in seinen Ledersessel zurück. Die Rothaarige lächelte leicht. Sein Anfall war scheinbar vorbei, also hatte sie nichts mehr zu befürchten. Sie holte tief Luft und öffnete ihren Mund, um zum Sprechen anzusetzen, doch schon nach nur vier Sekunden verblasste ihr Grinser und sie zog eine Grimasse.
„Wenn Sie jetzt auch nur ein einziges Wort sagen, kündige ich Sie.“ Sofort schnappte ihr Mund wieder zu und sie verschränkte die Finger ineinander.
Er hielt einen Zettel in der Hand, den er interessiert begutachtete. Eine Partnerschaft mit der Sabakuno GmbH wurde ihm vorgeschlagen und er musste nur seine Unterschrift darunter setzen. Nur zwei kleine Wörter und die zwei größten Firmen wären vereint. Sein Blick schnellte hoch, wo er Karin besah, die gerade ihre lackierten Fingernägel studierte.
„Noch hier? Haben Sie denn keine Arbeit? Wollen Sie noch mehr aufgehalst haben?“ Erschüttert drehte sich die Frau um ihre eigene Achse und stolzierte erhobenen Hauptes aus der Kanzlei. Das er auch immer nur so schlecht gelaunt sein musste!
Seufzend drehte Sasuke den Sessel zu der wunderschönen Fensterfront und betrachtete die Häuser und großen Gebäude, die in der Nacht hell glitzerten und strahlten. Wieso saß er an einem Freitagabend um acht Uhr an seinem Schreibtisch und arbeitete? Weswegen all dies? Weil er keine Familie hatte? Keine Frau, keine Kinder, geschweige denn eine Freundin? Wahrscheinlich, aber vor Allem, um es allen zu beweisen. Um es seinem Vater zu beweisen und seinem Bruder. Abermals seufzte er und erhob sich aus seinem Sessel. Nur weil er hier Trübsal blies und sich sowieso der Arbeit nicht mehr widmen würde, musste er nicht in seinem Büro versauern, auch wenn es noch so groß war und allen Komfort bot.
Sasuke streckte sich kurz und packte seinen Aktenkoffer. Wie praktisch es war, dass seine Wohnung gleich in der Nähe seiner Kanzlei war. Ein letztes Mal blickte er zurück und schaltete das Licht aus. Auch in dem Empfangszimmer brannte kein Licht mehr. Anscheinend war Karin verschwunden. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf leicht. „Frauen“, dachte er und verdrehte die Augen genervt. Wer die wohl versteht?!
Sasuke stand in einer Gasse, aus der er einen Hilferuf vernommen hatte, doch er sah niemanden, sondern etwas. Vor ihm stand eine Tür. Nicht nur eine, irgendeine Tür. Eine Tür ohne Türrahmen, ohne irgendeinen Halt. Unsicher blickte er hinter sie, doch sah er nur den Ausgang der dunklen Gasse. Ein normaler Mensch wäre geflüchtet, zu hoch wäre die Angst gewesen, ausgeraubt zu werden, doch zögernd griff der Schwarzhaarige nach der Türklinke und drückte diese hinunter.
Und dann war da nur mehr Schwärze, umhüllende Dunkelheit und er fiel. Fiel, fiel, fiel und kam auf steinhartem Boden auf.