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Geisterjagen für Anfänger

von

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Die Convention - Teil 1

Endlich neues Kapitel! Ist ziemlich spät weil ich zwischendurch auf Klassenfahrt war.

So viele Tage ohne Internet...

Naja, egal. Als Entschuldigung präsentiere ich...Willhelmine Haltenhauen!

W: "Wieso mich? Ich bin beschäftigt, habe in fünf minuten einen Termin bei meiner Kosmetikerin!"

Hm...keine Ahnung...mir fällt gerade niemand besseres ein? Also, erzähl mal von deinem Tag. Das interessiert unsere Leser sicherlich ungemein.

W: "Junge Dame, vernehme ich da etwa Sarkassmus?"

Aber nein, überhaupt nicht. Ich würde doch niemals sarkasstisch sein.

W: "Na in dem Fall...zuerst bin ich aufgestanden, dann habe ich meine Medizin genommen, dann habe ich mich geschminkt, mich angezogen, nochmal geschminkt und bin meinen geheimen Entalterungsprozess durchgegangen."

Geheimer was?

W:"Es ist nicht leicht diese frische 59er Haut *reibt sich die Falten* zu erhalten! Der Entalterungsprozess hat auch nichts mit einem Bad in dem Blut junger Mädchen zu tun, nein überhaupt nicht."

Okay...

W: "Wirklich nicht!"

Ich glaub dir ja schon...*rückt vorsichtig von ihr weg* Auf jeden Fall! Viel Spaß beim Lesen!
 


 

Kapitel 9
 

Satori öffnete seine orange- und gelbfarbenen Augen und seufzte mißmutig. Leise murrend zog er den dunkelroten Stoff seiner Decke wieder über seinen Kopf und kniff seine Augen fest zusammen, in der Hoffnung wieder einschlafen zu können, doch diese Hoffnung wurde zerstört, als es begann an seiner Zimmertür zu pochen.

Gedämpft durch das alte Holz der Tür konnte der schläfrige Jugendliche die Stimme seines älteren Bruders vernehmen: "Ich muss jetzt in den Unterricht. Steh endlich auf und lass sie nicht auf dich warten!"

"Wieso muss ich denn mit denen da hin? Wieso muss ich überhaupt dahin?", maulte Satori laut, doch lediglich das Geräusch wie die Haustür zugeschlagen wurde antwortete ihm. Immer noch stöhnend und ächzend ließ sich der rothaarige Siebzehnjährige von der Kante seiner Matratze rutschen und richtete sich auf wackeligen Beinen auf. Mit schlurrenden Schritten schleifte er sich in die Küche und betätigte die Kaffemaschine. Erst dann viel ihm auf, dass er noch gar keine Tasse hingestellt hatte.

Nachdem er die Überschwemmung aufgewischt hatte und sich erfolgreich einen Kaffe zubereitet und getrunken, dabei angeekelt das Gesicht verziehend, denn er hasste den Geschmack, hatte ging er ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Das Wasser war eiskalt, doch wenigstens fühlte er sich danach endlich weniger schläfrig. Jetzt zitterte er einfach nur vor Kälte. Mit übellaunigem Gesicht föhnte er sich die Haare und zog seine Kleidung für den Tag an, ein blauer Pullover und eine kastanienbraune Cargohose, die ihm drohte trotz seines Gürtels von den schmalen Hüften zu rutschen. Genervt zog er sie hoch und inspizierte sich im Spiegel.

Die Hose sah wirklich zu groß aus an ihm und verärgert musste Satori feststellen, dass er noch dürrer geworden war. Allgemein fand er, dass er heute nicht sehr gesund aussah, seine üblichen Augenringe schienen noch schlimmer als sonst und seine Haut wirkte beinahe gräulich.

Satori streifte sich seinen Pullover wieder über den Kopf und zog stattdessen einen dunkelgrünen Pullover an, doch das Ergebnis ließ ihn unzufrieden. Nervös fragte er sich, ob er nicht lieber ein Hemd anziehen sollte oder irgendetwas schickeres und versuchte dabei seine Haar flach zu drücken, jedoch ohne Erfolg, bis er schließlich vollkommen verzweifelt sein Haar einfach wild durchwuschelte, alles was er brauchen würde in seine Hosentaschen stopfte, seinen Trenchcoat überwarf und aus der Wohnung stürmte. War ihm doch egal, was ein Haufen fremder Spinner über ihn dachte.
 

Satori stieg aus dem Bus aus und blickte sich überrascht um. Obwohl die Haltestelle mehrere hundert Meter von dem eigentlichen Treffpunkt entfernt lag tummelten sich bereits hier schon dutzende von Menschen. Bei dem Anblick zuckte Satori zusammen. Es war nicht das erste Mal, dass er auf einem dieser Treffen war und damals, als er noch jünger gewesen war, hatten ihn all die fremden Menschen mit ihren teilweise bunten Haaren und exzentrischen Klamotten Angst gemacht, trotz der tröstenden Anwesenheit seiner Eltern. Jetzt tat es einfach nur in den Augen weh. Doch etwas anderes war auch nicht zu erwarten, schließlich befand sich Satori gerade auf der jährlichen Geisterjägerconvention und es war ein allgemein bekannter Fakt, dass die meisten Geisterjäger nicht ganz normal waren. Was konnte man denn auch schon anderes erwarten bei Leuten, die bereits seit ihrer Geburt tote Menschen sehen konnten. Eigentlich grenzte es an einem Wunder, dass höchstens ein Viertel der Personen mit der zweiten Sicht in Irrenhaus landeten. Der restliche Anteil der Wahnsinnigen, also ungefähr zwei Viertel, schaffte es gerade noch trotz ihrem Wahnsinn als ungefährlich genug eingeschätzt zu werden, um weiter das Haus verlassen zu dürfen. Wobei Satori bei dem Anblick der Erscheinungsbilder einiger der Leute in seiner Nähe sich fragte, ob das wirklich eine weise Entscheidung war.

Eine Hand legte sich ohne Vorwarnung auf die Schulter des kleinen Jugendlichen und überrascht wirbelte er herum, die Hand automatisch wegschlagend. Ein gut gelauntes Lachen erklang und Satori fand sich Masaru, seinem persönlichem Rivalen, gegenüber. Das Gesicht leicht verärgert verziehend blinzelte er zu diesem hoch und musterte abfällig seine fast schon leuchtend blauen Haare. Mit seinem Aussehen passte Masaru perfekt in den bunten Haufen, allein schon seine roten Röhrenjeans weckten in Satori den Drang, seinen Kopf gegen eine Wand zu schlagen oder, noch besser, den Kopf des blauhaarigen Mannes. Wenigstens trug er die Jacke, in der Satori ihn auch die letzten Male gesehen hatte. Ausser ein paar roten Streifen war diese schwarzfarben und somit eine Erleichterung für die Augen. Geistesabwesend nahm Satori zur Kenntnis, dass er diese Jacke eigentlich mochte und sie dem blauhaarigen Mann überraschend gut stand, wenn auch nur weil eine buntere Jacke gepaart mit seiner Haarfarbe einfach nur noch in den Augen wehgetan hätte.

Satori wurde aus seinen Gedanken geschreckt als der blauhaarige Mann wieder lachte, doch dieses Mal klang es nervös.

"Hab' ich was im Gesicht?", fragte er unsicher und mit einem eindeutigen Rotton auf seinen Wangen. Satori starrte ihn einfach nur verständnislos an, also wiederholte Masaru seine Frage noch einmal lauter, so dass man sie auch über den Lärm der redenden und lachenden Personen um sie herum hören konnte.

Masaru zog eine Augenbraue hoch und erwiderte trocken: "Wie wäre es mit einem dämlichen Grinsen?"

"Masarus Grinsen ist nicht dämlich, du Dumpfbacke!", ertönte es plötzlich hinter Satori und der Junge sprang vor Schreck fast in die Luft. Die Person schlenderte an ihm vorbei und stellte sich neben Masaru, die Hände auf die Hüften gestemmt. Es war Masarus Lehrling, die junge Geisterjägerin Emi. Verspielt legte sie den Kopf schief und hakte sich bei Masaru ein, dabei süffisant sagend: "Aber was weißt du schon, deine Gesichtsmuskeln sind anscheinend schon vor Jahren erfroren!"

Verärgert verengte Satori seine Augen, auch wenn das eigentlich nur ihr Argument unterstützte, und fragte sich, ob er es sich nur vorstellte oder ob dieses Mädchen ihm von Tag zu Tag ähnlicher wurde. Spätestens wenn sie sich die Haare rot färbte würde er sie wohl irgendein Hochhaus runterschubsen müssen. Es konnte nur einen geben.

Finster starrten sich Satori und Emi an, keiner wollte zuerst nachgeben. Ihr spontaner Staarwettbewerb wurde nur durch Masaru leicht nervös klingende Stimme unterbrochen, als dieser, in dem Versuch seine Freunde davon abzuhalten sich zu streiten, vorschlug: "Wollen wir uns nicht die Stände angucken?"
 

Jedes Jahr im Oktober findet die Geisterjägerconvention in einer anderen Stadt statt und jedes Mal versammeln sich mindestens zweitausend Menschen, die die zweite Sicht haben. Es gibt Stande, an denen allerlei angeblich nützlicher Kram zum aufspüren, bekämpfen und fernhalten jeglicher übernatürlicher Wesen verkauft wird, sowie diverse Wettbewerbe und Spiele. Doch der wahre Grund, weshalb sich so viele Geisterjäger freiwillig an einem Ort versammeln ist schlicht und einfach Eitelkeit oder eher gesagt, die Rangliste. Jeder Geisterjäger kann einen erfolgreich erledigten Job, mit Hilfe eines dafür bestimmten Formulars, offiziell niederschreiben lassen, was die Meisten auch tun, da dies von den Steuern, die man als staatlich registrierter Geisterjäger zahlen muss, abgesetzt werden kann. Die Rangliste wird jedes Jahr auf der Versammlung ausgehängt und gibt Informationen darüber, welche Person die meisten Aufträge erfüllt hat. Natürlich ist es das Ziel, möglichst weit oben zu stehen, denn je erfolgreicher man war, desto mehr Ruhm erntet man und mehr Ruhm bedeutet automatisch mehr Aufträge und daher auch mehr Geld. Deshalb kommen sogar Geisterjäger, die normalerweise lieber zu Hause bleiben würden. Sie kamen um ihren aktuellen Stand mit dem aller Anderen zu vergleichen, ein wenig mit ihren Erfolgen zu prahlen und die Konkurrenz genauer in Betracht zu nehmen.
 

"Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben", murmelte Satori und ließ sich von einem aufgeregten Masaru durch die Mengen schleifen. Der blauhaarige Mann war das erste Mal auf der Convention, denn letztes Jahr hatte sie in Frankreich stattgefunden und der blauhaarige Mann verdiente zu dem Zeitpunkt erst seit ungefähr drei Monaten sein Geld als geisterjäger und konnte es sich deshalb preislich einfach nicht leisten. Dementsprechend führte er sich wie ein aufgeregtes Kind auf und wollte jede Attraktion einzeln inspizieren. Emi war genauso schlimm und klammerte sich voller Staunen an Masaru freien Arm, hier und da überrascht aufquietschend.

Satori hatte nach den achten Stand aufgegeben, die beiden noch zu beruhigen, genauso wie er aufgegeben hatte, Masarus Griff an seinem Oberarm zu lösen, denn jedes Mal wenn er seine Hand wegschlug packte dieser ihn sofort wieder und meinte in besorgtem Tonfall: "Pass auf, hier verliert man sich leicht aus den Augen!"

Inzwischen hätte dies Satori gefreut, der Enthusiasmus seiner Begleiter fing an ihm Kopfschmerzen zu bereiten oder hätte es zumindest getan, wenn dies nicht schon der Lärm der Menschenmasse erledigt hätte. Genau diese Menschenmasse war der Grund, wieso der permanent schlechtgelaunte Junge freiwillig Zeit mit den zwei Nervensägen verbrachte. Der Gedanke ganz alleine auf einer Versammlung von Halbverrückten zu sein war doch ein wenig unangenehm. Auch wenn Satori der Überzeugung war, dass Masaru wahrscheinlich auch nicht mehr ganz bei Verstand war, so war er wenigstens ein Wahnsinniger den er kannte. Anders als die vielen Menschen mit ihrer skurrilen Kleidung und ihren bunten Haarfrisuren, die hin und wieder gegen ihn rempelten und dann wütend auf ihn runterstarrten. Nicht zum ersten Mal verfluchte Satori seine geringe Größe, das machte die Menschenmassen nur um so unheimlicher.

Satori wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als Emi und Masaru plötzlich an einem Stand stehen blieben, was dazu führte, dass der rothaarige Jugendliche beinahe sein Gleichgewicht verlor, da Masaru noch immer seinen Arm festhielt. Automatisch zog ihn dieser Griff zurück und so konnte er nichts tun, ausser laut und gequält zu stöhnen, während seine Begleiter begeistert Schmuck aus Bansheezähnen anhimmelten.

Als diese drei Minuten später immer noch nicht damit fertig waren zog Satori ungeduldig an Masarus Arm und rief laut: "Lass uns einfach die Liste anschauen und dann abhauen!"

Emi riss ihren Blick von den Ketten und Armbändern weg und starrte Satori finster an. Besitzergreifend wickelte sie beide Arme um Masarus Arm und meinte schnippisch: "Geh doch, ohne dich macht es sowieso mehr Spaß!"

"Bleib nett, Emi!", befahl der blauhaarige Mann und wandte sich zu Satori, seine Augen besorgt glänzend. "Findest du es wirklich so schlimm?", fragte er traurig.

Irgendetwas an der Frage und dem Tonfall von Masarus Stimme führte dazu, dass Satori sich plötzlich wie ein dummes kleines Kind fühlte. Es war nicht gerecht von ihm, den Anderen den Spaß verderben zu wollen, nur weil er sich hier unwohl fühlte. Entsetzt zuckte er zusammen, dieser gedanke war vollkommen fremd und er hatte keine Ahnung, wie er plötzlich in seinen Kopf gelangt war. Verdammter Masaru, wenn er grinste war seine Freude ansteckend und wenn er ausnahmsweise mal Ernst war hatte man das Gefühl, dass alles was er sagte logisch und richtig war. Plötzlich wollte man ihm bei allem zustimmen.

'Nein, sei stark! Kämpfe dagegen an!', dachte Satori verzweifelt, doch in dem Moment schlug Masaru mit verständnisvoller Stimme vor: "Wenn du willst können wir auch schon gehen, ich würde nicht bleiben wollen, wenn es dir keinen Spaß bereitet."

"Ach was, so schlimm ist es hier nicht", hörte Satori sich sagen und zu seinem Entsetzen fügte er sogar noch hinzu: "Wir können ruhig noch ein paar Stunden bleiben."

Weshalb? Weshalb nur hatte er das gesagt? Er hasste es hier! Wütend funkelte er Masaru an, als dieser wieder anfing zu grinsen und ihm glücklich auf den Rücken schlug, nur um ihn und Emi dann zum nächsten Stand zu schleppen. Verfluchter Masaru, wie schaffte er es nur immer wieder ihn zu Dingen zu überreden, die er eigentlich nicht wollte?!
 

Ungefähr eine Stunde später waren endlich auch Emi und Masaru erschöpft davon, alle Stände und Attraktionen zu inspizieren und sich an den vielen Leuten vorbeizudrängeln. Nach Luft japsend und inzwischen nur noch kraftlos an Masaru Arm hängend fragte Satori sich, wo die Beiden ihre Energie hernahmen.

"Also...wo ist denn diese Liste?", fragte Emi, ihre Arme voll mit Tüten und Schächtelchen. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und versuchte über die Köpfe der anderen Menschen zu blicken, wobei ihre Augen auf einen Fleck fielen, an dem sich noch mehr Menschen dich drängten, versammelt um eine Wand, an der anscheinend etwas hing. Sofort wieder voller Energie zog sie ihre Begleiter in diese Richtung und drängelte sich rücksichtslos an den Leuten dort vorbei.

"Wusste ich es doch!", rief sie triumphal, als sie dort an der Wand die Rangliste sah. Neugierig beugte sie sich vor und las sich die Namen durch.

"Duvauchelle, Dread, Parvati...keine Überraschung, diese Leute sind immer die Top drei, oder?", fragte sie schmunzelnd und las sich die Namen weiter unten durch. Überrascht weiteten sich ihre Augen und ihr Mund klappte wortlos auf. Verwirrt starrten sie beide Jungen an, doch sie stand weiter reglos da und starrte die Liste stumm an. Mit zusammengezogenen Augenbrauen lehnte sich auch Masaru vor um zu überprüfen was Emi so überrascht hatte.

Auch seine Augen weiteten sich überrascht, bevor sich ein breites, strahlendes Grinsen auf seinem Gesicht bildete. Aufgeregt griff er nach Satoris Händen und schwang diese hin und her, weiter grinsend.

Einen kurzen Moment starrte Satori voller Horror den strahlenden Mann, der anscheinend gerade vollkommen seinen Verstand verloren hatte, an, zu abgeschreckt um zu reagieren. Erst als Masaru auch noch anfing leicht auf und ab zu hüpfen gelang es ihm seine Stimme wieder zu finden, sodass er mit leicht hysterischem Tonfall fragen konnte: "Was ist denn in euch gefahren?! Hör sofort damit auf, das ist unheimlich!"

Masaru lachte lediglich und zog ihn näher, beide Arme um ihn schlingend. "Ich bin auf Platz zehn! Zehnter!", flötete er glücklich, seine Gesicht an Satoris Haare drückend. Dieser wiederholte lediglich verständnislos: "Zehnter...du? Wie hast du das denn hingekriegt?!"

"Die Liste zählt ja immer nur für die Jobs in dem jeweiligen Jahr und in diesem Jahr hatte ich ziemlich viel Glück...", murmelte Masaru, noch immer fröhlich grinsend. Seufzend schlang er seine Arme fester um Satori und fragte ihn mit verträumtem Tonfall: "Sag mal, was für ein Shampoo benutzt du eigentlich?"

Satori erstarrte entsetzt, unsicher ob er sich gerade nicht verhört hatte. Langsam, aber schmerzhaft, fing sein Gehirn an zu verstehen, in was für einer Situation er sich gerade befand. Er stand mitten in einer Menschenmasse, während Masaru sich wie ein kleines Hündchen an ihn kuschelte, anscheinend an seinen Haaren riechend. Es gab keine Worte, die beschreiben konnten was Satori gerade fühlte.

Horror, Ungläubigkeit und Schande wären aber zumindest ein Anfang gewesen, erst recht, da Emi gerade aussah als ob sie ihn umbringen wollte und um sie herum schon einige Menschen angefangen hatten, sie merkwürdig anzustarren.

"Gr-Griffel weg!", krisch der entsetzte Jugendliche und schubste den älteren Geisterjäger von sich weg. Kaum war er frei stolperte er nach hinten, die plötzliche Bewegung hatte ihm das Gleichgewicht geraubt.

Und nett wie die Leute so waren wichen sie natürlich alle sofort zurück, sobald er begann panisch mit den Armen zu wedeln, in dem vergeblichen Versuch sich noch zu fangen. Doch gerade als er nach hinten umkippte wickelten sich überraschend zwei starke Arme um seine Brust und fingen ihn auf.

Überrascht blickte der rothaarige Jugendliche auf in ein paar Augen, deren innere rote Iris und graufarbene zweite Iris vor Belustigung glänzten.

"Du solltest wirklich besser aufpassen...wir wollen doch nicht, dass du dich verletzt, oder?", flüsterte die Person, die ihn aufgefangen hatte, mit rauchiger, leicht verpielt klingender Stimme und ließ ihn vorsichtig wieder los. Sofort nahm Satori einen großen Schritt von der Person weg, so viel Abstand zwischen sie bringen wie möglich. Mit hochrotem Kopf drehte er sich um und bedankte sich leise nuschelnd. Dabei musterte er die Person, die ihn aufgefangen hatte, neugierig.

Es war ein schlanker, doch muskulöser Mann, vermutlich in dem ungefähren Alter von Satoris großem Bruder, zumindest in seinen frühen Zwanzigern. In Gegensatz zu seinen Augen schien er unnatürlich farblos, seine Haare leuchtend weiß und seine Haut blass. In Kontrast dazu standen die rote und pinke Umrandung seiner Augen, das rosafarbene flammenähnliche Muster auf seiner linken Wange und das enge, ärmellose Hemd, das an seinen Muskeln fast schon wie eine zweite Haut zu kleben schien. Darüber trug er eine weiße ärmellose Jcke, die ihm bis knapp unter die Rippen reichte und die anstatt einem Reißverschluss eine lange Reihe spitzer Zähne hatte.

Leicht verstört kam Satori der Gedanke, dass es aussah, als ob der Brustkorb des Mannes ein senkrechtes Maul wäre, das sich jeden Moment aufreißen würde um jemanden runterzuschlingen.

Dem leicht prädatorischem Hauch auf dessen überheblichem Lächeln nach, war das vermutlich genau der Eindruck, den der blasse Mann erzielen wollte.

"Saprophyt Cerin Schistosoma zu deinen Diensten!", stellte er sich vor und deutete eine elegante Verbeugung an. Mit einem charmanten Lächeln trat er vorwärts und griff nach Satoris Hand, dabei leise hinzufügend: "Nenn mich doch Cerin."

"Erm...Satori", murmelte Satori und zog schnell seine Hand weg. Kaum eine Sekunde später legte sich auch schon Masarus Hand auf seine Schulter, als dieser vorwärts trat und dabei den kleineren Jugendlichen hinter sich schob, Saprophyt dabei mit offener Feindseligkeit musternd.

Dieser zog fragend eine Augenbraue hoch, bevor er seinen Blick demonstrativ zwischen Masaru und Satori hin und her schwanken ließ. Masarus Gesichtsausdruck verdüsterte sich und er verstärkte seinen Griff um Satoris Schulter. Dieser starrte verwirrt die beiden größeren Männer an. Es war als würden die beiden mit einander kommunizieren, doch vollkommen stumm und den Inhalt ihres wortlosen Gespräches konnte er nicht erraten.

Ungeduldig schlug er die Hand auf seiner Schulter weg und verschränkte beide Arme vor seiner Brust. "Kennt ihr euch, oder was?"

Ein triumphales Funkeln war in die Augen des weißhaarigen Mannes getreten, als Satori Masarus Hand abgestreift hatte und man konnte deutlich die Schadenfreude und Überheblichkeit in seiner Stimme hören, als er Masaru seine Hand entgegenhielt: "Bis jetzt noch nicht. Saprophyt, Platz Nummer neun. Falls ich korrekt gehört habe, ein Platz über dir."

In Erwiderung zuckte Masaru mit den Schultern, ignorierte die ihm angebotene Hand und sagte mit gelangweilter Stimme: "Nächstes Jahr wird das bestimmt schon anders aussehen."

Entgeisterung machte sich in Satori breit, seit wann war sein Kump- Rivale irgendjemandem gegenüber so feindselig?

Mit verwirrtem Gesichtsausdruck blickte er zu Emi, doch diese sah wütend aus, fast schon neidisch. Dies verstärkte seine Verwirrung nur noch mehr. Wieso guckten plötzlich alle so merkwürdig und verhielten sich so untypisch? Wiederum, Emi war meistens wütend und eifersüchtig, sobald jemand in die Nähe ihres heiligen Mentors kam, doch für Masarus merkwürdiges Verhalten gab es keine offensichtliche Erklärung.

In Momenten wie diesen wünschte Satori sich Menschen besser lesen zu können, dann hätte er vielleicht die unterschwelligen Botschaften, die anscheinend gerade in der Luft lagen, verstehen können.

Sekunden verstrichen und keiner wagte es, sich zu bewegen, alle gespannt auf die Reaktion der anderen abwartend, während Satori sich einfach nur verwirrt fragte, woher die plötzliche Anspannung kam. Verzweifelt strengte er sein Gehirn an, nach einem Ausweg aus dieser Situation suchend, die anscheinend ansonsten ewig anhalten würde. Er konnte sich schöneres vorstellen als stundenlang wie erfroren herumzustehen. Es war ein Wunder, dass Masaru und Emi von ihren düsteren Gesichtsausdrücken noch keinen Krampf gekriegt hatten und Cerin seine Hand solange oben halten konnte, ohne dass sein Arm vor Anstrengung begann zu zittern.

In dem Versuch eine Ausrede zu finden, um dieser Situation zu entkommen, sagte er das Erste, das ihm in den Sinn kam: "Ich habe meinen Lippenstift auf dem Klo vergessen, ich gehe ihn mal schnell holen."

Wenigstens verschwand die stille Spannung.

Stattdessen starrten ihn jetzt einfach nur alle an.

Wieso? Wieso nur? Von all den Dingen, die er hätte sagen können, wieso ausgerechnet Lippenstift? War er ein verfluchtes Mädel, oder was?! Mental seinen Kopf gegen die näheste Wand schlagend, verengte Satori seine Augen und blickte die Anderen herausfordernd an.

"Deinen...Lippenstift?", wiederholte Masaru verwirrt, doch mit einem belustigtem Zucken seiner Mundwinkel. Er räusperte sich laut, in einem sehr offensichtlichem Versuch nicht laut loszulachen und legte seine Hand wieder auf die Schulter des rothaarigen Geisterjägers. "Na, dann gehen wir mal deinen-", hier musste er abbrechen und erlag plötzlich einem mysteriösem Hustanfall, der nicht das geringste bisschen so klang, als ob er in Echt lachen würde. Wirklich nicht.

"Dann gehen wir mal deinen Lippenstift holen. War es der rote oder der pinke?", sprang Emi für Masaru ein. Auch ihre Stimme zitterte verdächtig und das breite sadistische Grinsen auf ihren Lippen ließ Satori zusammenzucken. Auf einen Schlag wurde ihm klar, dass sie ihn dies niemals vergessen lassen würde.

Heute war eindeutig nicht sein Tag. Genauso wie jeder andere Tag nicht sein Tag war, doch heute war es noch weniger sein Tag als sonst. Man hätte es eigentlich schon als Anti-Tag bezeichnen können, hätte so etwas existiert.

Wenigstens war der bedrohliche und gut möglich verrückte Mann, so wie Satori sein Glück kannte, anscheinend zu verwirrt, um zu wiedersprechen, als Masaru und Emi ihm süßlich zum Abschied zu lächelten und winkten, bevor sie, Masaru Satori mit sich ziehend, davonschlenderten, Saprophyt alleine stehen lassend.
 

Kaum waren sie ausser Sichtweise begannen Masaru und Emi laut zu lachen.

"Dein Lippenstift?", fragte der blauhaarige Mann nach Luft japsend und mit Tränen in den Augen, während Emi neben ihm hysterisch kicherte und sich den Bauch hielt.

Wütend verschränkte Satori seine Arme und fauchte mit eindeutig defensiver Stimme: "Wenigstens habe ich irgendetwas getan! Wenn es nach euch ginge, würden wir vermutlich noch immer dort stehen und einen vollkommen Fremden regungslos anfunkeln!"

"Lass mich raten, du hast deinen Lippenstift auf dem Mädchenklo vergessen?", fragte Emi grinsend.

"Ha-Ha. Wie witzig. Ich lach mich tot." Mißmutig blickte er sich um und zog dann eine Augenbraue hoch. "Wir gehen doch jetzt nicht wirklich zu den Toiletten, oder?"

"Naja, eigentlich müsste ich langsamal schon."

"Pff, immer diese Mädchenblasen", murmelte Satori verächtlich, woraufhin Emi sofort süffisant erwiderte: "Du musst es ja wissen!"

Bevor Satori lautstark gegen diese Aussage protestieren konnte, mischte sich plötzlich Masaru wieder mit einem breiten Grinsen ein. "Hey, hey, Ladies! Kein Streit!" Theatralisch nachdenklich legte er den Kopf schief und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn "Oder sucht euch zumindest eine große Matschpfütze und zieht Bikinis an."

Diese Aussage wurde mit zwei harten Schlägen gegen seinen Hinterkopf bestraft. "Du bist echt ein Volltrottel!", fauchte Satori und ausnahmsweise schien ihm Emi sogar zuzustimmen.

In diesem Moment kamen sie vor einem kleinen Gebäude mit hellen Wänden zu stehen. Zwei Strichmännchenschilder identifizierten es als Toilettenhaus.

"Ich bin gleich wieder da. Versucht wenigstens euch wie Erwachsene zu benehmen!", deklarierte Emi mit strenger Stimme und verschwand durch die Tür, die mit dem Schild, auf dem das weibliche Strichmännchen sich befand, dekoriert war. Zumindest nahm Satroi an, dass es ein weibliches Strichmännchen war, nach allem was er wusste, war das Dreieck, das die untere Hälfte der Zeichnung ausmachte, gar kein Rock, sondern eine Missbildung. Oder es war ein Drag Queen Strichmännchen. Oder ein Schotte.

Ein paar Sekunden lang standen die zurückgebliebenen Jungen schweigend da und traten unbehaglich von einem Fuß auf den Anderen. Irgendwie hatte es etwas peinliches auf jemanden zu warten, während er auf Toilette ging.

Zum Glück mussten sie nicht lange warten, denn schon im nächsten Moment erklang ein lauter Schrei.

Erschrocken zuckten beide auf und blickten einander mit sinkendem Bauchgefühl an.

Der Schrei war aus dem Toilettenhaus gekommen.

Wortlos drehten sich beide um und hechteten in Richtung des Mädchenklos.
 

Nun denn! Cliffhanger, ich weiß, ich bin böse. Ich sollte mich schämen.

Tu ich zwar nicht, aber wenigstens schäme ich mich dafür, dass ich mich nicht schäme. Und ich schäme mich, dass das Update so lange gebraucht hat. Ab jetzt kommen die nächsten Kapitel wieder regelmäßig! Ehrlich.

Auf jeden Fall, danke fürs Lesen und eventuelles Kommi hinterlassen. Konstruktive Kritik wird immer gerne gesehen! Und solltet ihr wollen, dass irgendjemand in die Charakterliste aufgenommen wird(und sollte es nur der Kerl sein, der irgendwann Getränke verkauft und auch nie wieder vorkommen wird), sagt einfach bescheid und diese person kriegt ein Bild!

Und erneut vielen Dank an alle, die diese Geschichte favorisiert haben und ganz besonderen Dank an meine Beta-Leserin Michiyuki, die zugleich auch mein Manager ist und mich so wunderbar unterstützt!

Bis zum nächsten Mal!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-08-10T09:01:09+00:00 10.08.2010 11:01
wolltest du nich schon längst weiter geschrieben haben >__<
mach was!! will wissen wie's weiter geht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!​!!!!!!!!!
*hardcoreflausch*
deine würms
Von: abgemeldet
2010-06-29T12:24:42+00:00 29.06.2010 14:24
PS: ich hab irgendwie das gefühl, satoris erster kuss wird sich Cerin klaun XD
Von: abgemeldet
2010-06-29T12:20:03+00:00 29.06.2010 14:20
auf seite 8 wo masaru so böse geguckt hat dachte ich nur: HUAAAA !!!!

"ich hab meinen lippenstift auf dem Klo vergessen, ich geh ihn mal schnell holen."
WAS ZUM ......... !!!
wie bist du da nur drauf gekommen?!?!?

und am ende: immer dieses mädchenklo! lass mich raten: sie müssen/ werden da rein gehen? *lach*

zu den Charas: ich wäre je für ganzkörper portraits. schon allein um herauszufinden wie genau du dir masarus jacke vorstellst ^^

ich hab meiner schwester die geschichte jetz auch mal angedreht. sie mag deinen schreibstil. ich auch. ^^

gruß und flausch
deine Würms


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