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Geisterjagen für Anfänger

von

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Auf das der Tod euch scheide - Teil 1

Nun denn, Kapitel 3! Oh yeah, baby! Die Geschichte und ihre Charaktere sind alle frei erfunden und sollten diese Charaktere realen Personen ähneln, so ist das reiner Zufall.

Auf jeden Fall würde ich mich gerne bei denen bedanken, die mir Kommentare hinterlassen haben und ganz besonders bei meiner wunderbaren Beta-Leserin Michiyuki, die mich so wunderbar unterstützt und inspiriert. :)
 

~*~
 

Kapitel 3
 

Satori saß auf dem Wohnzimmerboden und stocherte lustlos in seiner Schüssel Fruit Loops.

Weshalb?

Nun ja, die Wohnung des jungen Geisterjägers und seines großen Bruders war einfach nicht groß genug, um einen Esstisch zu haben und die Fruit Loops waren inzwischen aufgeweicht. Angeekelt stellte der rothaarige Siebzehnjährige die Schüssel auf den Boden, wo sie vermutlich die nächsten drei Tage stehen bleiben würde, inmitten all des anderen Mülls, der nie weggeräumt wurde.

"Ich geh heute den Ring, den ich von der Geisterbraut aus dem Brunnen habe, Frau Haltenhauen geben.", informierte er seinen blondhaarigen Bruder.

Dieser zuckte lediglich mit den Schultern und rückte seinen lilafarbenen Hexenhut zurecht, dabei gelangweilt in einem seiner Universitätsbücher über Zaubertränke lesend.

"Du weißt schon... von dem Geist, wegen dem ich beinahe ertrunken wäre..."

Samael gab einen desinteressierten Laut von sich.

"Du kommst mit. Das ist das Mindeste."

Erst jetzt bedachte Samael seinen jüngeren Bruder mit einem kurzen Blick und fragte murmelnd: "Muss ich?"

Satori bestätigte, dass er das allerdings musste und verließ das Wohnzimmer. Samael zuckte erneut mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu.
 

Das Haltenhauen Anwesen war wohl einer der wenigen Gebäude, die es schafften in strahlendem Sonnenlicht noch ominöser auszusehen, als schon bei düsterem Wetter. Deutlich konnte man jeden Riss an seinen ergrauten Wänden und jede fehlende Fensterscheibe sehen. Doch diese Dinge fielen Satori, der sonst so gerne jede Chance ergriff etwas zu bemängeln, heute nicht einmal auf.

Nein, heute galt seine Aufmerksamkeit voll und ganz den vier Personen, die sich vor dem Grundstück aufhielten und anscheinend in eine Konversation verwickelt waren.

Einer dieser Personen war Willhelmine Haltenhauen, erkennbar an ihren blondgefärbten Haaren und schrill pinker Kleidung. Satori, der eigentlich geplant hatte den Ring einfach in den Briefkasten zu werfen, war zugegebenerweise überrascht sie hier anzutreffen, denn auch wenn ihr das Anwesen gehörte, wohnte sie ja nicht hier.
 

Doch was ihn noch viel mehr überraschte waren die Personen, mit denen sie gerade sprach.

Die Kleinste von ihnen, ein Mädchen mit schokoladenbrauner Haut gekleidet in einer gelben Shorts und einem blauen Top, gestikulierte animiert und sagte gerade was in lauter aufgeregter Stimme. Ihre kurzen braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, wodurch man deutlich ihre Augen sehen konnte, - dunkelgrün, doch mit einem zweiten hellgrünen Ring um die Iris herum, der sie als jemand mit der Gabe erkennbar machte.
 

Neben ihr stand schweigend eine großgewachsene, schlanke Frau, deren ausladenden Kurven von einer weißen Bluse mit allerlei Rüsschen und einem knappen rosanen Rock betont wurden. Ihr langes schwarzes Haare war streng nach hinten gebunden, in einem geflochtenem Zopf, der ihr bis zu den Oberschenkeln reichte und ihre Augen waren beinahe genauso dunkel wie ihr Haar. Sie war die Art von Frau, deren makelosen, cremigen Haut andere Frauen zum Weinen brachte, deren volle Lippen jeden rationalen Gedanken auslöschten und die einen Wimpernaufschlag hatte, der vermutlich Tornados auslösen konnte.
 

Dennoch wurde ihr kaum Aufmerksamkeit geschenkt, denn Satoris Blick heftete sich sofort an die vierte Person, die dort stand.

Ein junger Mann, der mit einem charmanten Grinsen und entspannten, vertraulichen Haltung die einundsechzigjährige Frau Haltenhauen zum Kichern brachte, wie ein kleines Schulmädchen. Seine Haare waren kurz und zu Stacheln aufgestylt, außer auf der einen Seite seines Gesichts, wo sie ihm lang über sein rechtes Auge fielen. Passend zu seiner punkigen Haarfrisur trug er mehrere Ringe und Stecker an seinen Ohren und hatte eine schwarz rote Jacke an und enge rote Jeans, dazu schwarze, abgewetzte Stiefel. Auch er hatte die Gabe und während seine normale Augenfarbe in leuchtendem Türkis erstrahlte, war die zweite Iris ein weicherer Blauton.
 

Unweigerlich begann Satoris linke Augenbraue zu zucken und er knirschte laut mit den Zähnen, anscheinend laut genug, dass alle es hören konnten und sich überrascht zu ihm umdrehten.

Jeder der vier Personen reagierte auf verschiedene Weise.

Willhelmine zeigte auf den rothaarigen Geisterjäger und krisch schrill: "Das ist genau der, von dem ich geredet habe!"

Das braunhaarige Mädchen ließ ihre Arme fallen und verzog ihr Gesicht zu einem verärgerten Schmollen, Satori fast schon anfauchend.

Die blasse Frau reagierte kaum, zog lediglich eine Augenbraue unbeeindruckt hoch.

Der junge Mann hingegen brach in ein strahlendes Lächeln aus und breitete die Arme einladend aus.

"Satori, komm an mein He-", begann er freudig zu rufen, wurde jedoch von Satori schroff unterbrochen: "Halt's Maul."

Mit finsterem Gesichtsausdruck packte der zierliche Jugendliche seinen großen Bruder am Arm und versuchte diesen mitzuziehen, dabei befehlshaberisch sagend: "Wir gehen wieder!"

Versuchte ist hier das Schlüsselwort, denn als Samaels lilafarbene Augen sich mit den dunklen der großgewachsenen Frau kreuzten, begann er auf diese zu zugehen und im Endeffekt war es Satori der mitgeschleift wurde und zwar direkt auf die kleine Gruppe zu.

Einen Moment standen sich Samael und die attraktive Frau schweigend gegenüber, bis Samael schließlich mit nervöser Stimmer die Stille unterbrach: "H-hi, Mab..."

"Samael", lautete ihre knappe Erwiderung und beide fielen wieder in tiefes Schweigen, wobei sich jetzt ein leichter Rotton auf Samaels Wangen bildete.

Verärgert ließ Satori den Arm seines Bruders los und verschränkte seine eigenen vor seiner Brust. Er wusste, dass es gar keinen Sinn hatte, noch zu versuchen seinen Bruder zum Gehen zu animieren, wenn dieser erst einmal Mab Colthart erblickt hatte, war er vollkommen unansprechbar.

Mit genervtem Gesichtsausdruck wandte sich der siebzehnjährige Geisterjäger an Frau Haltenhauen und fragte: "Was ist hier los?" Den blauhaarigen, jungen Mann ignorierte er einfach.

"Was hier los ist? Seit du hier warst ist alles nur noch schlimmer geworden, inzwischen kann man das Haus gar nicht mehr betreten!", blaffte Willhelmine wütend. "Ich sollte mein Geld zurück verlangen!"

Dies ließ Satori für einen kurzen Moment stutzen. Er war sich so sicher gewesen, letztes Mal der Geisterfrau die Reise in das Nachleben ermöglicht zu haben. Gab es noch etwas anderes, das sie hier hielt? Wenn das der Fall wäre, würde es dieses Mal vermutlich ein leichtes sein, ihr zu helfen, schließlich wusste er jetzt ja schon, wo sie zu finden war.

Kurz schielte Satori zu dem blauhaarigen Mann, der noch immer gehorsam schwieg, ihn jedoch dabei weiterhin anstrahlte - auf eine Weise, die der Jugendliche als unglaublich nervig empfand.

"Hältst dich wohl für ganz toll, dass man dich ruft, um hinter mir aufzuräumen Masaru?", fragte Satori den jungen Mann spöttisch.

Bestürzt schüttelte dieser den Kopf, doch wurde von Satori ignoriert, der sich inzwischen wieder zu Frau Haltenhauen gedreht hatte und ihr gerade mitteilte: "Ich kümmer' mich um das Problem, natürlich gratis." Satori war zwar eigentlich jemand, der nie die Chance ausließ sich nebenbei etwas dazu zu verdienen, doch in diesem Fall war es für ihn erst mal wichtiger, sich nicht von Masaru und seiner kleinen Truppe, nämlich der Frau namens Mab und dem jüngeren Mädchen namens Emi, überbieten zu lassen.

"Ich helf' dir!", schlug Masaru enthusiastisch vor, woraufhin Satori ihn sofort anfauchte: "Von dir brauche ich keine Hilfe!"

Ein verletzter Ausdruck legte sich bei diesen Worten über Masarus Gesicht, doch Satori hatte sich schon wieder abgewendet und funkelte nun Samael wütend an, der lieber Mab, einen seiner Feinde, bewundernd anstarrte als seinem jüngeren Bruder beizustehen.

"Ich brauch' von niemandem Hilfe!", beteuerte Satori und dass sich seine Aussage so kindisch anhörte, dass sogar er sich sofort dafür schämte, machte ihn nur noch wütender, also stampfte er trotzig auf den Zaun des Anwesen zu und trat dort durch das Zauntor.
 

Doch kaum hatte er dies getan bereute er es auch schon, denn der Himmel über ihm färbte sich auf einem Schlag tiefrot und das Gebäude vor ihm war plötzlich in tiefe Schatten gehüllt. Wortlos starrte Satori die neue Szenerie für ein paar Sekunden an, bevor er sich schließlich wieder umdrehte.

"Bitte sagt mir, dass ihr das auch se-", seine Stimme verhalte gegen Ende seines Satzes, denn die Anderen waren nicht mehr zu sehen. Allgemein war außerhalb des Zauns und damit des Grundstückes nichts zu sehen außer einer dichten Dunkelheit, die leicht zu pulsieren schien.

Nervös lachte Satori. "Okay, das ist unerwartet..."

Unsicher lehnte er sich gegen den Zaun und streckte einen Arm durch die Metallstangen auf die Dunkelheit außerhalb des Grundstückes zu. Ein brennender Schmerz ließ ihn zurückzucken und erschrocken musterte er seine Fingerspitzen. Sie sahen aus, als ob er sich an einer Herdplatte verbrannt hätte. Mit Tränen in seinen Augenwinkeln steckte er sich die Finger in den Mund.

Es war offensichtlich, dass hier übernatürliche Kräfte am Werk waren. Irgendwie hatte er es geschafft sich in einer alternativen Dimension oder etwas Ähnlichem einsperren zu lassen und konnte sie auch nicht so einfach wieder verlassen. Langsam wanderten seine Augen zum alten Anwesen. Letztes Mal hatte er der Geisterbraut geholfen und war auf diese Weise wieder aus dem Brunnen gelangt, in den sie ihn gezogen hatte. Anscheinend hatte das aber noch nicht ausgereicht, damit sie ins Nachleben gehen konnte, da sie hier noch immer ihr Unwesen trieb. Wenn er ihr half Ruhe zu finden, würde der Fluch auf dem Haus verschwinden und Satori würde das Grundstück wieder verlassen können. Hoffentlich.
 

Tief seufzte der junge Geisterjäger als er das Haus betrat und es ähnlich dunkel wie beim letzten Mal vorfand. Wenigstens fiel es ihm diese Mal leichter sich durch den abgedunkelten Flur zu manövrieren und so fand er sich relativ schnell in dem Raum mit den alten Gemälden und der Tür, die zum zweiten Flur führte, wieder. An sich schien der Raum noch der selbe zu sein, doch in dieser alternativen Dimension sahen die Adligen auf den alten Bildern noch düsterer aus und die große Standuhr in der gegenüberliegenden Ecke schlug in einem lauten, hektischen Takt, obwohl sie letztes Mal noch stillgestanden hatte.

Satori lief auf die Tür zu und hatte das Gefühl, dass die Augen der abgebildeten Personen seinen Bewegungen folgten. Schaudernd flüchtete er sich in den zweiten Gang, dankbar, dass er dieses Mal schon wusste, wohin er musste um mit dem Geist Kontakt aufzunehmen.

Ziestrebig lief er den Gang hinunter, bis er schließlich zu der Tür kam, die zum Innenhof und dem Brunnen führte, doch als er an dem Türgriff rüttelte ließ sich diese nicht öffnen. Verwirrt versuchte es erneut, doch ganz gleich wie viel Kraft er aufwendete, sie blieb verschlossen.

Frustriert lehnte er den Kopf gegen das raue Holz. "Hatten wir das hier alles nicht schon einmal? Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich aussperrst."

Seine Worte hallten in dem langen Flur wieder und auf einen Schlag erkannte Satori, was ihn nun schon seit längerem unterbewusst gestört hatte: Es war still. Totenstill.

Letztes Mal hatte ihn ein leises Raunen und das Geräusch von rauschendem Wasser verfolgt, doch dieses Mal war außer Satoris eigenem Atem und Herzschlag nichts zu hören, nicht einmal das Rascheln der vielen Vorhänge.

Unsicher drehte sich der blasse Jugendliche um und ließ seinen Blick durch den leeren Flur schweifen.

"H-hallo? Irgendjemand da?", fragte er nervös und fuhr sich unruhig durch seine unordentlichen roten Haare, dabei leicht das Gesicht verziehend. Er konnte spüren, wie sich bereits leichte Kopfschmerzen bildeten und hatte keine Ahnung, wie er nun vorgehen sollte. Erschöpft, ohne zu wissen weshalb, lehnte er sich gegen die Tür und ließ sich zu Boden sinken.

Seine Beine anziehend und seinen Kopf auf diesen abstützend fragte er sich, ob sich die anderen Sorgen um sich machten. Vermutlich nicht. Samael würde zu beschäftigt sein damit Mab anzuhimmeln, dieser wiederum war sowieso alles gleichgültig und Emi, das braunhaarige Mädchen, konnte ihn nicht ausstehend, auch wenn Satori sich nicht ganz sicher war, wieso sie ihn so sehr hasste. Frau Haltenhauen war verärgert, weil die Geisterheimsuchung nicht aufgehört hatte. Höchstens Masaru würde es vielleicht kümmern, das er plötzlich nicht mehr in ihrer Dimension war, doch das war so ziemlich die letzte Person, von der Satori wollte, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Allein schon der Gedanke an Masarus dämlichem Grinsen und seiner ewig guten Laune reichte aus um Satoris Blut zum Kochen zu bringen.
 

Erneut seufzte er und starrte geistesabwesend den dreckigen Boden unter sich an. Kurz streifte sein Blick über ein paar glänzende Tropfen auf den Holzfliesen. Tropfen, die in Form einer Spur zu einer Tür führten, genau wie letztes Mal. Überrascht weiteten sich Satoris gelbe und orangefarbene Augen und er sprang schnell auf.

Die Tür zu der die Tropfen führten war tatsächlich unverschlossen, dennoch zögerte Satori bevor er sie ganz aufstieß. Etwas in ihm warnte ihn, dass hier irgendetwas falsch war. Doch was hatte er schon für eine Wahl? Außerdem hatten die Wassertropfen ihn letztes Mal auch ans Ziel gebracht, also öffnete er die Tür und schielte in die dahinter liegende Dunkelheit.

Eine lange Reihe steinerner Stufen führte nach unten, vermutlich in den Keller und während sie nicht gerade sicher aussahen, so sahen sie immer noch begehbarer aus, als die Treppe, die ihn letztes Mal zu dem Dachboden geführt hatte. Sich vorsichtig an der Wand abstützend stieg er die Stufen hinunter. Unten war es so dunkel, dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte und die anhaltende Stille ließ das Rauschen Satoris Blutes unangenehm laut erscheinen.

Verunsichert schlang er die Arme um sich und trat vorsichtig vorwärts.

Ein leises Plätschern erklang unter seinen Schuhen und er konnte spüren wie Feuchtigkeit durch seine abgewetzten Sneakers drang. Automatisch wich er zurück, doch stieß dabei gegen die unterste Stufe der Steintreppe und verlor das Gleichgewicht.

Schmerzerfüllt stöhnte er, als er auf den harten Stufen landete.

"Autsch, das wird blaue Flecken geben", murmelte er ächzend, während er seine Hände gegen den warmen, glitschigen Stein drückte, um sich wieder aufzustemmen. Warm und glitschig...?

Entsetzt zog er seine Hände weg und hielt sie sich nahe genug vor sein Gesicht, um sie trotz der Dunkelheit gerade noch erkennen zu können. Eine dunkle Flüssigkeit lief an seinen Händen entlang und im schwachen Licht, das durch die offene Tür oben an der Treppe einfiel, schimmerte sie leicht rötlich. Außerdem, jetzt da er sich darauf konzentrierte, konnte der zierliche Jugendliche einen leicht metallischen Geruch in der Luft vernehmen.

Es roch beinahe wie- "Oh, mein Gott!!! Blut!!!", krisch er entsetzt und rieb seine Hände an seinem Pullover ab.

Nach dem ersten kurzen Moment der Überraschung atmete er tief durch und hielt seine Hände wieder nah an sein Gesicht, um die Kratzer zu überprüfen, die er sich wohl bei seinem Sturz gerade eben zugefügt hatte.

Doch an seinen Händen waren keine Verletzungen zu erkennen, was bedeuten musste... das war nicht sein Blut gewesen. Dieser Gedanke war aus irgendeinem Grund noch viel unheimlicher.

Zittrig tastete Satori die Stufen ab auf denen er saß ab. Das Gefühl der warmen Flüssigkeit an seinen Händen ließ ihn erschaudern. Das Blut schien über mehrere Stufen verteilt zu sein und Satori war sich ziemlich sicher, dass es noch nicht da gewesen war, als er die Stufen hinunter gelaufen war, zumal es frisch zu seien schien. Verzweifelt krallte der verängstigte Siebzehnjährige sich an seinem Pullover fest, in einem angestrengten Versuch nicht in Panik auszubrechen, doch dieser Versuch war umsonst, als man plötzlich ein leises Plätschern, wie überschwappendes Wasser, vernehmen konnte.
 

Panisch sprang er auf und hechtete die Treppe hoch. Egal ob Masaru dann die Genugtuung haben würde zu sehen, wie er versagte, egal ob Frau Haltenhauen dann ihr Geld zurückverlangen würde, ganz gleich ob er keine Ahnung hatte, wie er wieder aus diesem Grundstück herauskommen sollte, nichts in der Welt war es in diesem Moment wert, weiter in dem unheimlichen Keller zu bleiben.

Voller Erleichterung erreichte er die oberste Stufe und wollte gerade an der Tür vorbeitreten, als diese mit einem schadenfrohem Knall zufiel.

Einen Moment lang starrte Satori die verschlossene Tür vor sich einfach nur entgeistert an, bevor er den Türgriff packte und wild durchrüttelte, jedoch vergeblich. Sie ließ sich einfach nicht mehr öffnen und auch als er mit aller Kraft gegen sie trat, rührte sie sich nicht. Mit schmerzenden Zehen musste er zugegeben, dass seine Knochen eher brechen würden, als das massive Holz der Kellertür.

So stand er nun vor einer fest verschlossenen Tür und wollte wirklich nicht wissen, wieso ein Plätschern zu vernehmen war, dass sich anhörte wie immer näher kommendes Wasser. Und er wollte auch wirklich, wirklich nicht, dass ihm der Gedanke kam, dass sich das Plätschern so anhörte, als ob eine gewisse Flüssigkeit im Keller ansteigen würde und dass die Tür vor ihm so aussah, als ob sie kein Wasser entweichen lassen würde.

Leise winselnd zerrte er noch heftiger an der Tür, wieder ohne Erfolg. Inzwischen konnte der panische Junge fühlen, wie erneut die Flüssigkeit durch seine Schuhe sickerte und schon nach wenigen Minuten, die er damit verbrachte sinnlos an der Tür zu ziehen, um seine Knöchel schwappte.

Mit Tränen in den Augen hämmerte er gegen das massive Holz und schluchzte: "Ich will nicht sterben... ich will nicht in Blut ertrinken!"

Verzweifelt ließ er sich gegen die Tür fallen. Es hatte gar keinen Zweck es weiter zu versuchen. Mit einem merkwürdig distanziertem Gefühl fragte er sich, wie wohl seine Beerdigung aussehen würde. Wahrscheinlich sehr erbärmlich, schließlich gab es kaum jemand, der kommen würde und auf seinem Grabstein würde vermutlich stehen: Naja, seine Arbeit war zwar nicht gerade gut, aber wenigstens hat er sich Mühe gegeben...

Irgendwie hatte das auch immer unter seinen Schulklausuren gestanden und Satori konnte nicht anders als laut zu lachen, doch als ihm auffiel wie hysterisch es klang, verstummte er wieder.

Inzwischen ging ihm das dickflüssige Blut bis zu seiner Hüfte. Satori fragte sich, wie viele Personen wohl schon in Blut ertrunken waren.
 

Halbherzig rüttelte er noch einmal an der Tür, selbst nicht mehr erwartend, dass sie sich noch öffnen würde, aber man musste ja wenigstens den Anschein waren, oder?

Hm, wie merkwürdig, das Holz fühlte sich unter seinen Händen und an seinem Gesicht, das noch immer an die Tür gedrückt war, ungewöhnlich warm an. Und diese zersplitternden Geräusche waren auch nicht gerade normal.

Mit einem lauten Knall zerbarst die Tür in dutzende Splitter.

Vor Überraschung kreischend sprang Satori nach hinten, wobei sein Fuß über die Stufenkante glitt und er erneut das Gleichgewicht verlor, doch bevor er nach hinten und in das Blut stürzen konnte packte ihn etwas an seinem Hemdkragen und er wurde mit einem kräftigen Ruck nach vorne gezerrt, aus dem Keller hinaus.

Stolpernd stieß er gegen die Person, die ihn gerettet hatte und ergriff blindlinks ihre Schultern in dem Versuch nicht hinzufallen, erreichte damit jedoch lediglich, dass er seinen Retter auf seiner Reise zum Boden mit sich riss.

Sein Retter landete mit dem Rücken zuerst auf den Holzfliesen des Flurs, während Satori auf ihn fiel und auch wenn Satori ein wahres Leichtgewicht war, hatte er dafür umso spitzere Knochen.

Sein Retter ächzte vor Schmerz.

"Autsch, das wird blaue Flecken geben..."

Bei dem Klang der Stimme zuckte Satori zusammen. Mal abgesehen von dem Fakt, dass er selbst genau diese Worte bei seinem Sturz auf der Treppe ausgesprochen hatte, war diese Stimme unangenehm vertraut. Diesen sympathischen und wohltuenden Klang, der Satori jedoch immer unglaublich nervte, hatte er schon viel zu oft hören müssen. Und erst dieser verdammt glückliche Unterton.

Mit knirschenden Zähnen blickte er aus seiner auf seinem Retter liegenden Position nach oben und blickte direkt in zwei in hellem Türkis und sanftem Blau erstrahlende Augen.

"Alles in Ordnung?", fragte Masaru und strahlte ihn freudig an.

Satoris Gesicht färbte sich rot und er versuchte sich von dem jungen Mann runterzurollen. Ohne Erfolg, etwas hinderte ihn daran, sich zu bewegen.

Mit zuckendem Augenlid musterte er das schmale Gesicht unter sich, die gerade Nase, die strahlenden Augen, die leicht sonnengebräunte Haut und das grelle blaue Haar, dessen frisierten Stacheln von der Schwerkraft glänzlich unbeeindruckt schienen.

Satoris Stimme nahm einen verdächtig ruhigen Tonfall an, während ein angespannter Ausdruck sich über sein Gesicht legte.

"Du darfst mich jetzt loslassen."

"Mh..." Die Sekunden vergingen, ohne dass Masaru irgendwelche Anstalten machte, seine Arme von Satoris schmaler Hüfte zu nehmen. Stattdessen strahlte er den rothaarigen Jugendlichen einfach weiter an, während sie beide am Boden lagen, in einer großen Pfütze aus Blut.

"Masaru...wenn du mich nicht sofort loslässt, reiße ich dir beide Arme ab und prügel' dich dann mit ihnen zu Tode."

Einen Moment lang lag ein nachdenklicher Ausdruck auf Masarus Gesicht, ganz so als ob der junge Mann gerade abwiegen würde, ob es das wert wäre, bevor er schließlich, wenn auch äußerst langsam, seine Arme von Satori löste.

Dieser sprang sofort auf und begann sich seine Kleidung zurecht zu zupfen, dabei Masaru mörderische Blicke zuwerfend.

"Was machst du überhaupt hier?", fragte der zierliche Geisterjäger schroff, sich nicht einmal für die Rettung bedankend.

Masaru, der aufgestanden war und dessen Klamotten natürlich noch makelos saßen, erwiderte schulterzuckend: "Du hast das Grundstück betreten und bist einfach umgekippt. Dein Bruder hat dich wieder auf die Straße gezerrt, aber du hast einfach nicht mehr reagiert."

Verwirrt starrte Satori Masaru an, als ob dieser gerade erklärt hätte, dass er in echt seine Großmutter sei. Ungläubig fragte er: "Umgekippt? Daran würde ich mich ja wohl erinnern!"

"Anscheinend sind nur unsere Seelen hier, während unsere Körper ohnmächtig sind. In diesem Haus hat sich eine starke dämonische Aura gebildet und eine Art Bann errichtet. Wenn jemand mit der zweiten Iris hier eintritt wird seine Seele automatisch in diese Dimension gesaugt."

"Und was machst du dann hier?"

In Erwiderung zuckte Masaru kurz mit den Schultern und fuhr sich durch das stachelige Haar. Verlegen nuschelte er: "Ich hab mir Sorgen gemacht, also bin ich dir gefolgt."

Entgeisterung machte sich auf Satoris Gesicht aus. "Sag mal, bist du bescheuert, oder was?! Ich hab dir doch schon oft genug gesagt, dass ich deine Hilfe weder benötige noch möchte!" Frustriert raufte er sich durch die verwuschelten Haare und begann nervös hin und her zu schreiten. "Und jetzt stecken wir beide hier drin fest! Wer soll uns denn jetzt noch von außen aus helfen? Sicherlich nicht Emi, wir wissen beide, dass sie von so etwas keine Ahnung hat, obwohl sie die Gabe hat!"

In beleidigtem Tonfall meinte Masaru: "Wärst du lieber in Blut ertrunken? Wie wär's mit ein wenig Dankbarkeit? Außerdem haben wir schon versucht dir von außen zu helfen, das hat aber nicht geklappt!"

Prompt blieb Satori stehen und fauchte: "Die Dankbarkeit kannst du dir sonst wohin stecken!" Herausfordernd verschränkte er die Arme vor der Brust. "Ich hätte schon noch einen Weg daraus gefunden!", log er, bevor er fragte: "Aber wenn wir schon dabei sind, wie hast du die Tür eigentlich aufgekriegt?"

"Ich hatte schon immer ein Talent für exorzistische Magie und da der ganze Ort hier aus Dämonenenergie besteht war der Zauber bei der Tür genauso effektiv wie bei einem Dämon", erklärte der blauhaarige Geisterjäger und grinste erwartungsvoll, so als ob er jetzt eine Belohnung erwarten würde.

Satori starrte ihn einfach nur an.

"Also bringt dieser Zauber Dämonen zum Zersplittern und Explodieren?", fragte er ungläubig und versuchte sich das nicht bildlich vorzustellen. Wild schüttelte der blasse Rotschopf den Kopf und versuchte sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Klappt das also mit jeder Tür hier? Ich weiß nämlich wo wir hin müssen, kann aber die Tür dorthin nicht öffnen."

Falls möglich wurde Masarus Strahlen bei dem Wort 'wir' noch intensiver und er nickte enthusiastisch, froh, dass Satori nun doch seine Hilfe akzeptierte, wenn auch nur widerwillig. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Satori um und marschierte los, den Gang entlang zu der Tür, von der er wusste, dass der Brunnen dahinter war. Mit verschränkten Armen blieb er vor dieser stehen und starrte den blauhaarigen jungen Mann ungeduldig an. Dieser trat vorwärts, legte eine Hand an das raue Holz und schloss konzentriert seine Augen.

Ein leichtes blaues Leuchten bildete sich um seinen schlanken Körper und blaue Linien brannten sich durch das dunkle Holz. Die Tür fing an leise zu knistern, während sich große Risse in ihr bildeten und einzelne Splitter sich abspalteten, bis sie schließlich in viele Stücke zerbrach.

Schwer atmend öffnete Masaru wieder seine Augen und blickte zu Satori, nur um zu sehen, dass dieser sich gerade vor Lachen kaum noch halten konnte. Satori Lachen zu sehen war solch ein seltener Anblick, dass Masarus Herzschlag sich beschleunigte und seine Augen sich überrascht weiteten und er fragte: "Was lachst du so?"

Kichernd erwiderte Satori in einem schadenfrohen Ton: "Du leuchtest."

Verwirrt legte Masaru den Kopf schief. "Ja und?" Er konnte beim besten Willen nicht verstehen was daran so lustig war, doch Satori kicherte noch immer und meinte sarkastisch: "Wieso fängst du nicht gleich an zu glitzern?"

Sein Lachen brach jedoch ab, als er durch den leeren Türrahmen den Innenhof betrat und heftige Kopfschmerzen ihn zusammenzucken ließen. Besorgt lief Masaru ihm hinterher, erfuhr jedoch das gleiche Schicksal. Stöhnend hielt er sich den Kopf. "Au-au-autsch, okay, die dämonische Aura hat eindeutig ihren Ursprung hier."

Sein Blick fiel auf die Mitte des des Innenhofes. Dort im Boden war ein riesiges Loch, ein Abgrund, der in tiefer Dunkelheit versank.

"Erm...wusstest du, dass das hier sein würde?"

"Irgendwie hatte ich mehr einen Brunnen erwartet...", gab Satori konsterniert zu, während Masaru sich auch schon auf das Loch zu bewegte. Neugierig lehnte sich er sich über den Rand des Abgrundes, doch dort war nichts außer dunklen Schatten zu erkennen.

"Geh nicht so nah dran! Letztes Mal hat es mich reingezogen!", rief der jüngere Geisterjäger alarmiert.

"War es letztes Mal nicht ein Brunnen?"

"Sei nicht so ein Klugscheißer."

Kurz lachte der blauhaarige Mann und meinte dann: "Auf jeden Fall kommt die dämonische Aura aus dem Loch hier. Wenn wir den Bann lösen wollen und hier wieder raus wollen, müssen wir wohl oder übel die Quelle des Fluches zerstören - also hier runter!"

"Bist du wahnsinnig? Wir haben keine Ahnung, was dort unten lauert!"

"Wir haben auch keine Wahl, oder?"

"Mich kriegt nichts dazu, in einen Abgrund voller dämonischer Energie zu springen, von dem wir nicht einmal wissen, wie tief er ist!"

Masaru zuckte kurz in den Schultern und grinste Satori frech an. "In dem Fall, wie wäre es mit einem viel-Glück-Kuss?"

Schockiert zuckte Satori zurück. "Äh, wie wäre es mit Nein? Hast du jetzt vollkommen-" Er brach jäh ab und starrte den älteren Geisterjäger entsetzt an. "Oh nein, du hast doch jetzt nicht echt vor-"

Zu spät, mit einem knappen Abschiedswinken sprang Masaru auch schon ohne zu zögern in den Abgrund.

Mit einem lauten Aufschrei rannte Satori zu dem Rand des Loches, doch Masaru war schon nicht mehr zu sehen.

"Verdammt nochmal, bist du vollkommen wahnsinnig?!" Verzweifelt raufte sich der Jugendliche die Haare und lief ein paar mal frustriert im Kreis hin und her, bis er schließlich wieder ängstlich in den Abgrund spähte, dabei die Worte 'Dumm, dämlich, bescheuert' auf Endlosschleife murmelnd.

Vorsichtig setzte er sich auf den Boden und schwang erst ein Bein über den Rand, dann das andere. Nervös krallten sich seine Hände am vertrockneten Gras auf dem Boden fest, bevor er noch einmal leise murmelte: "Masaru, du hast echt keine Ahnung, wie sehr ich dich hasse."

Dann ließ er sich fallen.
 

Fortsetzung folgt.
 

~*~
 

Danke fürs Lesen und sorry für den Cliffhanger - aber das Kapitel wäre sonst zu lang geworden...Übrigens, Mabs Nachname 'Colthart' ist ein echter Nachname... ist der nicht cool?!

Auf jeden Fall wird meine tolle Beta-Leserin sobald sie die Zeit hat dieses Kapitel auch noch überarbeiten. *freu*



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  michitan
2010-06-03T21:13:26+00:00 03.06.2010 23:13
Wohoooo! Das war soo verdammt herzerreißend, in welcher Panik Satori geraten ist. ;^;
In Blut zu ertrinken.. ist etwas ganz-ganz Schlimmmes. x-x
Aber das war echt super spannend die Stelle, hast du echt genial beschrieben!
Ich hab fast mit ihm leiden müssen. xD"

Und Masaru... hach. Der Retter in der Not - und wie verträumt er immer grinst. Hahahaha! Ich fand die Stelle so dermaßen süß, als Satori auf Masaru lag und dieser ihn nicht loslassen wollte. x//D"

Kritik gibt es hier keine - wobei während ich einiges korrigiert habe und daher auch alles intensiv durchgelesen hab, war mir aufgefallen, dass du Personen (vor allem Emi und Mab) mehrmals beschrieben hast.
Ich weiß gar net mehr in welchem Kapitel.@__@
Wie auch immer~ <3
Ist eiegntlich nicht schlimm. Die Leute kennen die Charas ja noch nicht wirklich, von daher versteh ich das. :D
Von: abgemeldet
2010-05-24T15:31:15+00:00 24.05.2010 17:31
Wahahaa! ertser!!!! XD
ich freu mich schon auf die fortsetzung! ^.^
endlich shonen-ai! wie wärs wenn masaru so gegen ende noch bewusstlos is und von einem verzweifelten und heulenden satori wachgeküsst werden muss. XDDDDD
*knuff* wuerms


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