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Squalo sei Dank! (Squalo x Reader)

oder auch: Einmal Varia, immer Varia!
von

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Teil 1.

Teil 1.
 

Donnergrollen und Blitze überziehen die kleine italienische Stadt, in der du dich gerade befindest. Das Wetter spiegelt erschreckender Weise deine Gefühle wieder.

Wut, Enttäuschung, Verzweiflung und sogar ein bisschen Angst.

Obwohl du am liebsten schnell nach Hause flüchten willst, um dich in deine Bedecke zu kuscheln, da du große Angst vor Gewitter hast, kannst du das im Moment leider nicht.

Immer weiter tragen dich deine Füße auf den schlammbedeckten Straßen Richtung Mitte der Kleinstadt, bis du schließlich auf der Piazza stehst.

Nun kannst du nicht mehr weiter. Du hast Seitenstechen vom Laufen und du bekommst kaum Luft. Deswegen lässt du dich erschöpft und niedergeschlagen auf den von Steinen umringten Brunnen, die eine gute Sitzgelegenheit darbieten, nieder und fängst bitterlich an zu weinen; was natürlich niemand mitbekommt. Denn zum einen ist kein Mensch so dumm, bei so einem Sturm sein Haus zu verlassen und zum anderen geht dein Wimmern im Toben des Gewitters unter und du bist so durchnässt, dass deine Tränen vom Regen gar nicht mehr zu unterscheiden sind.

Du ziehst deine Beine hoch und umklammerst sie fest mit deinen Armen.

Ein Vorteil dieser Schützenden Haltung ist, dass du so versuchen kannst, gleichzeitig das Zittern zu unterdrücken.

Wieder spielt sich die Szene, die sich vor deiner Flucht aus dem Vongola Hauptquartier ereignet hat, vor deinem inneren Auge ab.

Der Grund, warum du nun hier wie ein Häufchen Elend vor dich hinvegetierst, ist kein anderer als Gokudera Hayato.
 

„Juudaime hier! Juudaime da! Ich kann es einfach nicht mehr hören!“ Wütend schreist du den Halbitaliener und deinen festen Freund vor dir an. Er scheint deine momentane Gefühlslage durchaus mit dir zu teilen, aber überhaupt nicht zu verstehen.

„Verdammt! Wo liegt dein Problem, _______?! Ich hab mich tausendmal entschuldigt!“, kontert er, während er sich gestresst mit der rechten Hand durch seine Haare fährt, wobei sich ein Pferdeschwanz zu lockern beginnt. Wenn diese Situation anders gewesen wäre, wärst du jetzt ziemlich schwach geworden bei seinem Anblick, aber du bist zu aufgebracht, um es überhaupt zu bemerken.

„Mir reicht es aber langsam mit deinen ewigen Entschuldigungen! Immer wieder versetzt du mich-!“

Eigentlich willst du weiter reden – beziehungsweise ihn weiter anschreien - aber er unterbricht dich sofort lautstark.

„DAS stimmt überhaupt nicht! Du redest wirres Zeug!“

„Na klar! Immer bin ich schuld! Verdammt, Hayato! Du hörst mir überhaupt nicht zu! Immer sorgst du dich nur um Tsuna. Was Ich mache, ist dir doch völlig egal!“

„Spinnst du jetzt völlig, ______?! Natürlich sorge ich mich um dich!“, erwidert er, während du an seinem Gesichtsausdruck genau erkennen kannst, dass du ihn mit deiner Aussage doch etwas gekränkt zu haben scheinst.

„Ach wirklich? So kam es mir in letzter Zeit aber nicht vor! Darf ich dich daran erinnern, dass du mich jetzt schon fünf Mal versetzt hast?“ Obwohl du gerade extra noch einmal tief eingeatmet hast, um weiter zu schreien, kommst du erneut nicht viel weiter, da du abermals von deinem Freund unterbrochen wirst.

„Ich hab mich dafür entschuldigt! Es ging nicht anders! Juudaime brauchte mich. Und ich bin schließlich seine rechte Hand! Damit müsstest du dich doch mittlerweile schon abgefunden haben!“ Langsam versucht er seine Stimme etwas zu senken, damit nicht jeder euren Streit mitbekommt.

„Na und?! Was genug ist, ist genug! Tsuna hat dir gestern EXTRA freigegeben, damit du mal Zeit für mich hast! Ich habe mich so darauf gefreut, endlich wieder mit dir einen ruhigen Abend verbringen zu dürfen… Aber was machst DU? Du schreibst mir eine lausige SMS mit den Worten: 'Tut mir leid, ich kann jetzt nicht. Tsuna braucht mich.' E basta! Nicht mehr! Und heute tust du so, als wäre nichts gewesen! Hayato! Tut mir leid, aber so kann es nicht mehr weiter gehen. Es tut mir leid. Ich kann nicht mehr.“

Von deiner anfänglichen Lautstärke ist jetzt nicht mehr viel übrig geblieben. Ganz leise verlassen die letzten Wörter deine Lippen.

„_______? Dann- Dann heißt das jetzt… Es ist aus?“ Fassungslos sieht Gokudera dich an. Hat er überhaupt nicht mitbekommen, wie weh er dir immer getan hat? Liegt ihm gar nichts an dir?

„Denke… schon.“, antwortest du zögernd und wartest darauf, dass du diese Handlung gleich bereuen wirst.

„Okay… Dann ist das nun mal so. Deine Entscheidung. Ich muss jetzt eh zu Tsuna.“

Mit diesen Worten und einem letzten undefinierbaren Blick verlässt dein Jetzt-Exfreund den Raum und du hörst ihn mit schnellen Schritten davongehen.

Jetzt bist du endgültig fertig mit der Welt.

Dich überkommt das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, weshalb du schnell und schwer beginnst zu atmen.

So schnell wie dich deine Füße tragen flüchtest du aus der Vongola-Basis, ohne das aufkommende Unwetter zu bemerken.
 

Nun sitzt du also hier und hast keine Ahnung, wie es weitergehen soll.

Deine Kleidung klebt wie eine zweite Haut an dir, was sich ziemlich eklig anfühlt.

Du zitterst mittlerweile immer heftiger, während du hoffst, dass der Schmerz in deiner Brust langsam abstumpft. Am liebsten würdest du aufschreien, aber du kannst es nicht. Schließlich würdest du dann doch bemerkt werden, und das willst du jetzt auf keinen Fall.

Hinzukommend hast du dich mit deiner Stimme bei dem Streit eh total verausgabt. Und Kraft zu irgendetwas kannst du im Moment sowieso nicht aufbringen.

Du hast jegliches Zeitgefühl verloren. Du weißt weder, wie lange du schon hier bist, noch wie viel Uhr es überhaupt ist.

Langsam wird dir klar, dass du hier weg musst. Also stehst du entschlossen auf und rennst los. Einfach weg. Irgendwo hin.

Nur nicht zurück zu Gokudera und Tsuna.
 

Das Schicksal mag dich heute wieder besonders gerne.

Zu schnell biegst du nämlich um die nächste Ecke und knallst so heftig gegen irgendetwas (beziehungsweise irgendjemanden), dass du mit einem dumpfen Aufprall auf dem schmutzigen Boden landest. Deine Kleidung kannst du jetzt auch noch vergessen.

„Ahh!“ Vor Überraschung und Schmerz entfährt dir ein hoher Schrei.

„VOOOIII! Pass doch gefälligst auf, wo du hin läufst!“

Erschrocken von so einer gewaltig lauten Stimme, die sogar das Gewitter übertönt, siehst du zu deinem Gegenüber auf, ohne etwas erwidern zu können.

Zum ersten Mal seit langer Zeit bist du wirklich sprachlos.

Genervt, wahrscheinlich weil du überhaupt keine Anstalten machst, dich zu bewegen, streckt der Mann, der ungefähr in deinem Alter sein könnte - vielleicht etwas älter -, dir seine Hand entgegen und sieht dir in die Augen. Den Schauer, der dir über den Rücken läuft, während du dich durch seine Hilfe wieder aufrichtest, versuchst du krampfhaft zu ignorieren.

„Danke… und Entschuldigung.“ Bringst du leise hervor, während du anfängst, ihn genauer zu mustern. Dein Gegenüber hat lange, silberne Haare, die genauso nass und zerzaust sind wie deine eigenen, und auch die Uniform, die er trägt, lässt darauf schließen, dass er keinen Schirm besitzt.

„Was machst du hier draußen bei so einem Scheißwetter?“, fragt er dich plötzlich.

Und wieder hast du keinen Peil, was du antworten könntest. Schließlich kannst du dem Fremden nicht deine momentane - ziemlich persönliche - Situation so mir nichts, dir nichts schildern.

Das ist schließlich deine private Angelegenheit.

„Ich, ähm… geh spazieren?!“ Klingt nicht sehr überzeugend, deiner Meinung nach.

„Aha. Ist klar.“ Und wie es zu erwarten war, kauft er dir deine Ausrede auch nicht ab.

Du versuchst zu lächeln, um ihm klar zu machen, dass alles in Ordnung ist - was ja beim besten Willen nicht stimmt -, scheiterst aber natürlich dabei kläglich.

Schon wieder hörst du den Mann genervt aufstöhnen. Du fängst an, dich zu fragen, ob er immer von allem und jedem genervt ist oder nur du dieses Talent bei ihm herausforderst.

„VOI! Es interessiert mich einen Scheißdreck, warum du bei so einem Wetter draußen 'spazieren' gehst, aber du solltest jetzt schleunigst irgendwo ins Trockene verschwinden!“

Schreit dieser Typ immer? Wahrscheinlich kann er gar nicht normal reden, kommt es dir in den Sinn. Aber du hast das Gefühl, dass er es irgendwie nett mit dir meint. Du hast einen ausgeprägt optimistischen Realitätsverlust.

„Oh mein Gott, da wäre ich ja nie drauf gekommen. DANKE! Und wohin soll ich bitte gehen?“ Endlich hast du deine alte Form wieder gefunden. Auch wenn es aus reiner Verzweiflung irgendeinem Fremden gegenüber ist. Im Moment interessiert dich das herzlich wenig.

Deine Gemütsveränderung scheint ihn irritiert zu haben, denn er sieht dich nun verständnislos an.

„Weiß doch ich nicht!! Nach Hause?!“, gibt er patzig zurück, weil er wahrscheinlich das Gefühl hat, dass du ihn verbal angegriffen hast.

„Ha-ha. Sehr witzig! Das geht nicht; wäre ich sonst hier?!“

Langsam fragst du dich, ob Gokudera sich von dir entfernt hat, weil du immer auf Streit aus warst. Er ist zwar immer darauf eingegangen, aber vielleicht hatte er mit der Zeit einfach keinen Bock mehr darauf.

Der Gedanke an deinen Exfreund schmerzt dich so sehr, dass dein Gegenüber schon deinen Stimmungswechsel bemerkt und versucht, nicht ganz so zu schreien. (Was ihm natürlich nicht wirklich gelingt.)

„Wenn du kein Zuhause hast, dann komm mit! Hier allein kannst du nicht bleiben!“

„Bitte?“, antwortest du perplex und siehst den Mann vor dir direkt in die Augen. Dass er jetzt ein weiteres Mal genervt aufstöhnt, wundert dich schon nicht mehr, sondern lässt dein Herz sogar ein bisschen höher schlagen, da du es schon fast erwartet hast.

„VOI! Ich mache dir dieses Angebot nur einmal.“

„Okay ich komm mit!“

Es ist dir in diesem Moment völlig egal, wer er ist. Du kennst weder seinen Namen, noch hast du eine Ahnung, wohin er dich bringt. Und es interessiert dich – wie er es ausdrücken würde - 'einen Scheißdreck'.

Dein Ziel ist es nur, neu anzufangen.

Weg von Gokudera und der Vongola Famiglia.

Raus aus der ganzen Mafia-Sache.

Dass Letzteres nie funktionieren wird, weißt du zum Glück bis jetzt nicht.

Denn nun zählt nur der Gedanke an einen Neuanfang. (Vielleicht sogar mit dem mysteriösen, lauten und durch den Regen sehr gut aussehenden Fremden.)
 

„Wie heißt du überhaupt?“, fragt der Silberhaarige dich, während ihr einen langen Waldweg entlang geht. Das Donnergrollen ist kaum noch zu hören, aber der Regen will einfach nicht nachlassen. Ihr seid jetzt nicht nur völlig durchnässt, sondern dazu auch noch mehr als schmutzig vom schlammigen Boden.

„________ _______. Und du?“

„Superbi Squalo. Wie schon gesagt musst du mir nichts erzählen, was du dich nicht willst, da es mir total egal ist. Aber es wäre schon gut zu wissen wo du herkommst“, antwortet er dir in einer - für ihn - relativ normalen Lautstärke.

Obwohl du eigentlich nicht willst und am liebsten antworten würdest, dass du dein Gedächtnis bei dem Zusammenstoß verloren hast, ringst du dich doch noch dazu durch, ihm die Wahrheit zu sagen.

„Ich, ähm, 'bin' - beziehungsweise wahrscheinlich jetzt eher 'war' - Mitglied der Vongola-Familie…“

„VOOOIII!!!!!“

Wären bei diesem Unwetter Vögel in den Bäumen gewesen, wären sie jetzt wahrscheinlich aufgeschreckt davongeflogen. Da dem aber nicht so ist, bist du die Einzige, die heftig zusammen zuckt bei diesem Ausruf.

„Äh - es tut mir leid. Ich weiß, ich hätte vorher erwähnen soll, dass ich bei der Mafia war…“ Und ohne es zu wollen beginnen erneut sich einzelne Tränen aus deinen Augen zu stehlen.

Du hast so verdammte Angst, dass er dich jetzt wieder zurück schickt oder dich sonst einer gegnerischen Famiglia ausliefert. Du hättest dir hiermit alles versaut. (Was dich bei deinem Glück aber auch nicht gewundert hätte, schließlich wäre es ja sonst zu schön gewesen.)

Aber entgegen deiner Erwartungen antwortet Squalo schon viel gelassener.

„Allerdings, das hättest du. Aber jetzt ist es auch schon egal. Lass mich raten: Sie haben keinen Ahnung von deiner Flucht?“

Beschämt starrst du auf den Weg vor dir und nickst leicht, während du dir die Tränen schnell wegwischt.

Sein genervtes Stöhnen nimmst du nur noch am Rande war.

„Verfluchte Scheiße!! Und wir stehen jetzt wieder als die Bösen da!!“

Er fährt sich angepisst durch sein zerzaustes Haar.

Das Einzige, was du zustande bringst, ist, deine Füße zu begutachten und dich ziemlich schuldig zu fühlen.

Nachdem ein paar Minuten des Schweigens vergangen sind und du der Meinung bist, dass er sich wieder etwas beruhigt hat, ergreifst du erneut das Wort.

„Schockiert es dich nicht, dass ich bei der Mafia war?“

Daraufhin erntest du ein so lautes Lachen, dass es sich kaum von einem „VOIIIII“ unterscheiden lässt. Irritiert und nervös beschließt du einfach, gar nichts mehr zu sagen und konzentrierst dich auf deine Haare, die du in Strähnen nervös um deinen Zeigefinger wickelst.

„Du bist ernsthaft Mitglied in der Vongola-Familie und hast keine Ahnung, wer ich bin?“

Aus dem Augenwinkel erkennst du, wie er dich abschätzend mustert. Dir ist diese gesamte Situation sehr peinlich, daher bringst du nur schüchtern „Nicht wirklich“ hervor.

Eigentlich hattest du schon wieder so einen komischen Aufschrei erwartet, aber er bleibt diesmal aus. Stattdessen redet der Mann neben dir weiter.

„Oh Mann! Na dann, viel Spaß in der Varia!“

Das saß. Auch wenn dich Gokudera sonst so gut es ging aus den ganzen Mafia- Angelegenheiten raus gehalten hatte, so war dir der Name 'Varia' dennoch ein Begriff.

„Na immerhin scheint dir das deinem Gesichtsausdruck nach etwas zu sagen!“

Du bist jetzt nicht nur nervös, sondern hypernervös.

Daher fängst du an, auf deiner Unterlippe herumzukauen, in der Hoffnung, dass es dir so leichter fiele, irgendetwas zu sagen.

Auf einmal fällt dir auf, dass Squalo gar nicht mehr neben dir ist.

Erschrocken fährst du herum.

Umso erleichterter bist du dann, als du ihn nur zwei Meter hinter dir entdeckst. Anscheinend ist er stehen geblieben. Nun blickst du fragend in seine steingrauen Augen.

„Ich hoffe, du weißt, dass es für dich im Moment nur zwei Optionen gibt, zwischen denen du wählen kannst.“

Mit ernster Miene erwiderst du seinen Blick und forderst ihn durch ein Nicken auf, fortzufahren.

„Die erste Möglichkeit ist: Du drehst dich um, gehst zurück zu deiner Famiglia, und diese Begegnung hat nie stattgefunden. Die andere Option ist: Du kommst mit, rufst Tsuna an und erklärst ihm die Situation, und steigst bei der Varia ein ohne Rückzug. Beim Letzteren besteht natürlich die Gefahr, dass du die ersten Wochen nicht überlebst.“

Diese kühle Argumentation beeindruckt dich. Du hast keine Ahnung, was du antworten sollst, schließlich stellt er dich hier vor ein Ultimatum: Vongola oder Varia.

Irgendetwas fehlt dir gerade bei seiner kleinen Rede. Angestrengt runzelst du die Stirn.

„VOIIII! Hast du's jetzt bald!? Ich will endlich aus dieser Scheiße raus!!“

Ah okay, DAS ist dir abgegangen. So etwas Sachliches und vollkommen Ernstes hat überhaupt nicht zu deinem Gegenüber gepasst.

Entschuldigend lachst du nervös auf und hoffst, deine Entscheidung später nicht zu bereuen.

„Okay, gehen wir weiter!“

Du siehst, wie Squalo erstaunt seine Augenbrauen in die Höhe zieht.

Dem Anschein nach hatte er wirklich erwartet, dass du kurz vor Schluss deinen nicht existenten Schwanz einziehst und wie ein kleines Mädchen nach Hause fliehst. Aber jetzt, wo du schon so weit gekommen bist, gibst du natürlich nicht so einfach auf. Auch wenn dich der Gedanke an Xanxus und seine Reaktion auf dich erschaudern lässt, blickst du dem Silberhaarigen tapfer entgegen und setzt mit ihm den Weg Richtung Varia-Residenz fort.
 

Nach einem fünfzehnminütigen Fußmarsch mitten durch die Pampa kannst du in der Ferne endlich die Umrisse eines imposanten Gebäudes, das eher einer Villa oder einem kleinen Schloss ähnelt, erkennen. Je schneller ihr euch den Mauern nähert, desto mulmiger wird dir.

Die ersten Zweifel keimen schon in dir auf, obwohl du noch nicht mal richtig dort bist.

Von deinem anfänglichen Mut ist nicht mehr viel übrig geblieben.

Nervös schielst du zu deinem Begleiter hinüber.

Dieser jedoch sieht nur stur geradeaus und ist in Gedanken wahrscheinlich schon bei einer heißen Dusche und gutem Wein, während deine Gedanken um deine eigene Beerdigung kreisen.

Schneller als gedacht steht ihr nun also vor der großen Holztür und wartet darauf, dass diese geöffnet wird.

Nach ein paar Minuten ist dies zum Glück – für dich mehr oder weniger - der Fall.
 

„Squalo, wenn du noch einmal deinen Schlüssel vergisst, kostet dich das aber noch mehr als diese bescheuerte Weinflasche, die du mir das letzte Mal angedreht hast!“

Das musste Mammon sein, der/die/das Illusionist/in. (Du bist dir da nicht ganz sicher, deswegen bezeichnest du den Arcobaleno einfach als „es“.)

„Verpiss dich und halt hier keine Volksreden!!“ Damit schubst er 'das Etwas' zur Seite und zieht dich an der Hand schleifend ins Haus. Stolpernd lässt du dich mitschleppen.

Bevor du Squalo fragen kannst, wohin er dich so eilig bringt, klopft er schon an der nächsten Tür und ohne dass du jemanden hast antworten hören öffnet er diese einfach.

„VOOIII! Lussuria!!“

Er schubst dich in das Zimmer und schließt die Tür hinter euch ab.

Aus einem Nebenraum siehst du den Gerufenen schon herbeieilen.

„Mooii~! Squ-chan!! Da bist du ja wieder! Ich hab mir schon solche Sorgen gemacht, bei diesem Unwetter! Uhhh~ Wer ist denn dieses süße kleine Ding da an deiner Seite?“ Völlig begeistert schwänzelt er um euch herum, was dich ziemlich nervös macht und du deshalb ungewollt näher an deinen Begleiter heran rückst. Deine Gedanken Lussuria betreffend sind: 'Weiche von mir böser/schwuler Dämon!'

„Halt die Fresse, Lussuria! Sie wird ab sofort bei uns wohnen. Also sieh zu, dass du ihr ein Zimmer mit Bad herrichtest!!“ An diese ganzen Kraftausdrücke und den Umgangston, den die Varia-Mitglieder hier - nicht nur untereinander, sondern auch generell - alle an den Tag legen, wirst du dich noch stark gewöhnen müssen.

„Echt jetzt?? Wie toll! Hihihi… Weiß der Boss denn von ihr?“, fragt Lussuria, während er immer noch neugierig vor euch herum tänzelt.

„Noch nicht. Aber sie wird sich im Haushalt nützlich machen!“

Diese Erkenntnis, die mehr wie ein Befehl klingt, ist dir neu, aber du hast ganz ehrlich schon mit so etwas gerechnet, schließlich kannst du ja nicht den ganzen Tag lang bloß blöd rumsitzen und darauf warten, getötet zu werden. Wobei das natürlich auch sehr verlockend für dich klingt.

„Uhhh~ wie toll! Dann werden wir uns sicher gut verstehen! Du bist ja total durchnässt, Kleines. Wir suchen dir jetzt ein nettes Zimmer und Sachen zum Anziehen. Die Kleider der anderen Dienstmädchen werden dir sicher passen, bis du Neue hast!“

Dieser Typ ist echt so irre, dass er dir schon fast Angst macht mit seiner Euphorie.

Geplättet bringst du als Bestätigung seines Vorhabens ein Nicken zustande.

Auch Squalo bedient sich deiner Geste, dreht sich zu dir um und verschwindet mit den Worten „Man sieht sich!!“. Du willst antworten „Wenn ich bis dahin noch lebe“, schluckst den Versuch aber tapfer hinunter und lächelst ihm aufmunternd zu.

Wobei du dich damit eigentlich eher selbst aufmuntern willst und nicht Squalo.
 

Etwa eine Stunde später befindest du dich endlich, frisch gebadet und umgezogen, in deinem Zimmer auf deinem neuen Bett wieder. Während du dich, auf dem Rücken liegend, streckst und die Decke anstarrst, denkst du über deine derzeitige Situation nach.

Noch lebst du. Denn noch ist dir Xanxus nicht begegnet.

Nachdem Lussuria dir geholfen hat, dich etwas zurecht zu finden, und er dir Anziehsachen gebracht hat, ist er wieder verschwunden, um sich um das Abendessen zu kümmern Das heißt so viel, wie dem Koch die Hölle heiß zu machen.

Sollte Xanxus zufrieden mit dem Essen sein – was leider selten der Fall ist -, hast du gute Chancen, mit ihm reden zu können und glimpflich davon zu kommen, hat der Verrückte dir erzählt, der dir immer sympathischer wird.

In deinem Fall würde es dir aber schon reichen, wenn Xanxus dich nicht töten und dir erlauben würde, hier zu bleiben.

Ein weiterer positiver Aspekt - bis jetzt - ist, dass du noch keinem anderen Varia-Mitglied begegnet bist So ist dir also noch die Freude entgangen, Belphegor, den Psychopaten, und Leviathan über den Weg zu laufen. Insgeheim hoffst du, dass du nicht zum Abendessen erscheinen musst, sondern es hier in deinem Raum zu dir nehmen darfst. Aber das ist so unwahrscheinlich, wie dass Xanxus dich mit offenen Armen begrüßen wird.

Du seufzt und drehst dich mit dem Gesicht zur Wand.

Was wohl Gokudera gerade macht?

Solche Gedanken solltest du jetzt wirklich nicht haben, denn der Schmerz in deiner Brust hat sich zwar für kurze Zeit nicht mehr bei dir gemeldet, aber trotzdem ist er noch da und kann jede Sekunde wieder von Neuem beginnen.

Wahrscheinlich schwänzelt er – wie Lussuria es getan hat - um seinen Juudaime herum, während er dich total vergessen hat. Vielleicht ist er schwul?

NEIIIN! Das wird es sicher nicht sein. Du gruselst dich bei dem Gedanken, wie Gokudera dich mit Tsuna betrügt. Der aufkommende Würgereiz lässt deinen Körper verkrampfen.

Du versuchst, schnell die Gedanken an deine Familie zu verdrängen und bereitest dich geistig so gut es geht auf dein Zusammentreffen mit Xanxus vor.

Diese Vorbereitung besteht aber nur aus beten und hoffen.

Ein Klopfen an deiner Zimmertür lässt dich aus deiner Überlebensmeditation hochschrecken.

„Herein!“, rufst du zögerlich und etwas nervös.

„VOI, _______! Abendessen ist fertig!“ Squalo tritt in den Raum und lehnt sich lässig am Türrahmen an, was du irgendwie total sexy findest. Du erkennst, dass er nicht mehr seine Varia-Uniform trägt, sondern ein schlichtes weißes Hemd, bei dem er die ersten drei Knöpfe offen gelassen hat, und eine Schwarze Jeans mit passenden Gürtel. Seine Haare fallen frisch gewaschen samtig um seinen Körper und du kannst die Wärme die deinen Körper durchströmt überhaupt nicht regulieren. Was dir im Moment ziemlich unangenehm ist, da du dich vor ein paar Stunden erst von deinem Freund getrennt hast.

„Ähm…?“ Dein Wortschatz ist mal wieder erstklassig.

Genervt und fragend sieht dich der Silberhaarige an, bevor er seufzt und zu reden beginnt.

„Jetzt hab dich nicht so! Die passende Uniform als neues Dienstmädchen hast du schon an! Xanxus will nur Abendessen, er bringt dich nicht sofort um!“

Ha! Genau das ist es! 'Nicht sofort', na super, aber nach dem Essen, wenn er völlig satt ist, aber feststellen muss, dass er nie zufrieden sein wird und dann natürlich auf den Gedanken kommt, das neue Hausmädchen gleich zu erledigen, bevor es die Chance hat, irgendwelchen Ärger zu bereiten.

Entsetzt und verzweifelt siehst du ihn an, was der Kommandant natürlich nicht versteht. Schließlich glaubst du nicht, dass er mit Frauen viel zu tun hat –außer vielleicht ein paar schnellen Nummern - und daher von der Denkweise des weiblichen Geschlechts keinen blassen Schimmer hat. Und ihn das, nur am Rande erwähnt, natürlich auch einen Scheißdreck interessiert.

„Also gut… Ich komm ja schon.“ Tapfer quälst du dich mit Absicht extrem langsam aus dem Bett und gehst auf Squalo zu.

„Sollte dass meine Henkersmahlzeit werden oder ich schon vorher drauf gehen, möchte ich mich dafür bedanken, dass du's nett mit mir gemeint hast.“

So, das wolltest du unbedingt noch loswerden. Jetzt kannst du in Ruhe abtreten, oder auch nicht.

„VOI! Hör auf, so einen Scheiß zu labern und kommt mit!“ Energisch und irgendwie wütend wirkend, reißt er die Tür auf und schleppt dich, wieder mal hinter sich herziehend, den großen Flur hinunter.

Gemeinsam betretet ihr das große Esszimmer.

Lussuria hatte vorher erwähnt, dass die normalen Dienstmädchen eigentlich mit den anderen Rekruten im Nebengebäude speisen und das Hauptgebäude – in dem du dich derzeit befindest -, eigentlich nur betreten, um sauber zu machen und ihnen das Essen zu servieren.

Aber du bist natürlich jetzt die Ausnahme, da Squalo dich höchst persönlich aufgelesen hat und dich hierher gebracht hat. (Und die Tatsache nicht vergessend, dass du ursprünglich ja gar nicht als Dienstmädchen gedacht warst.)

Zu deiner Erleichterung stellst du fest, dass Xanxus noch nicht anwesend ist. Die anderen - sprich Belphegor, Leviathan und sogar Fran - sitzen bereits am Tisch und unterhalten sich über irgendeinen Auftrag, bei dem sie haufenweise Leute (oder Zombies, das hast du nicht sicher heraushören können) abschlachten durften, was ihnen offenbar verdammt viel Spaß bereitet hat.

Leicht angewidert und irritiert lässt du dich von Squalo auf dem Platz neben sich bugsieren. Komischerweise beruhigt dich der Gedanke, neben deinem Retter - was sich als Formulierung für dich irgendwie falsch anhört - zu sitzen. Aber ob er dir auch helfen wird, wenn Belphegor dir ein Messer ins Herz wirft, der dummerweise dir genau gegenüber sitzt? Da bist du dir nicht ganz so sicher.

„Ushishishi! Lussuria hat uns schon von dir erzählt, Vongola-Göre.“

Mit dem berühmt-berüchtigten psychopathischen Grinsen lächelt dich dein Gegenüber an, was es dir eiskalt den Rücken hinunterlaufen lässt.

Bevor Squalo jedoch was sagen kann, da er weiß, dass von dir nichts kommen wird, wird die Tür zum Speiseraum gewaltsam geöffnet und der Boss der Varia betritt ziemlich angepisst den Raum. Du hast dir sagen lassen, dass das sein normaler Zustand ist. Jetzt musst du selbst herausfinden, ob das für dich gut oder schlecht ist.

Nervös knetest du deine Hände unter dem Tisch und hoffst, dass er dich einfach nicht bemerkt. (Weil du ja in deiner azurblauen Uniform, zwei Plätze von ihm entfernt, so leicht zu übersehen bist.)

„Was zum Teufel macht ein Dienstmädchen an meinem Tisch, Abschaum!?“ Relativ gelassen blickt Xanxus einem nach dem anderen finster ins Gesicht und du könntest schwören, eine Ader (oder eine seiner Narben) in seinem Gesicht gefährlich zucken zu sehen.

Das ist definitiv kein gutes Zeichen.

„Ushishishi!“ Dass Bel sich über die Aussage seines Bosses auch noch amüsiert, trägt nicht wirklich viel zur Verbesserung deiner momentanen Lage bei.

„Sie ist kein Dienstmädchen, Boss.“

Du bist zwar etwas erleichtert, dass Squalo bereit ist, eine Diskussion zu starten, dennoch bemerkst du auch, dass er mit dieser Formulierung Xanxus beleidigt, da man an deiner Kleidung ziemlich deutlichen erkennen kann, dass du ein Dienstmädchen darstellst.

„Willst du mich verarschen?!“

Sollte Xanxus Squalo jetzt wirklich umbringen – und so hat es wirklich den Anschein - würdest du dich für seinen Tod ziemlich verantwortlich fühlen.

Zu gern würdest du dich erklären, hast aber große Angst davor das Zeitliche (vor Squalo) zu segnen.

„VOIII! Boss! Lass mich den Scheiß verdammt noch mal erklären, bevor du hier ein Blutbad veranstaltest!“

Daraufhin gibt der Angesprochene zwar mehr ein Knurren als einen anständigen Laut von sich, aber im Klartext heißt das wohl, dass er seinem Kommandanten erlaubt, fortzufahren.

Mittlerweile steigt wieder Panik in dir auf, denn du weißt, dass Xanxus, wenn er alleine schon den Namen „Sawada Tsunayoshi“ hört, total austickt. Was in deinem Falle ja fast nicht vermeidbar ist. Am liebsten würdest du jetzt Squalos Hand ganz fest drücken und mit ihm abhauen. Aber aus diversen Gründen, von denen einer ist, dass er gerade mit beiden Händen heftig gestikuliert, ist das leider nicht möglich.

„Sie hasst ihre alte Familie, für das was sie ihr angetan hat. Und als ich sie alleine mitten auf der Piazza entdeckt habe, hab ich ihr angeboten bei uns einzusteigen, damit sie ihren Hass ausleben kann!!“

Okay, so kann man die ganze Geschichte auch auslegen, wenn man diese Erklärung als eine super Hyperbel ansieht. Denn, dass du die 'ganze Familie' hasst, stimmt so nicht. Du hast zwar im Moment eine ziemliche Wut auf Gokudera und Tsuna, aber wenn dies dein Leben retten sollte, bist du mit dieser Übertreibung völlig zufrieden.

„Lebst du jetzt deine soziale Seite auf Kosten der Varia aus oder was!?“

Leider ist der Erfolg nicht ganz so groß wie erhofft.

„Xanxus!! Sie ist aus der Vongola-Familie ausgestiegen! Sie teilt deinen Hass auf den zehnten Boss und die anderen Wächter, sie passt hier super rein!!“

Und das scheint bei dem Boss der Varia doch durchzukommen.

Abfällig und gleichgültig zuckt er mit den Schultern, sieht dich an und antwortet: „Von mir aus kann sie bleiben. Aber nur so lange sie uns keinen Ärger bereitet und nicht auf unsere Kosten lebt! Und wehe sie kommt auf die Scheißidee, wieder Kontakt mit ihrer alten Familie aufzunehmen, dann bring ich sie um!“

„Ushishishi, sollte sie es überhaupt so lang aushalten!“

Teil 2.

Teil 2.
 

3 Jahre später
 

Faul sonnst du dich auf der grünen Wiese im Garten der Varia- Residenz, während du Musik hörst und über die vergangen Jahre nachdenkst. So wirklich vermissen, tust du deine alte Familie nicht. Am Anfang dachtest du zwar, du würdest es nie überleben bei der Varia –vor allem, weil Xanxus in deiner ersten Woche schon zwei Dienstmädchen und den Koch getötet hatte, weil sie seinen Ansprüchen nicht gerecht werden konnten-, hast es aber dennoch tapfer geschafft dir ein wenig Respekt zu verschaffen, und so drei Jahre durchzuhalten.

Den einzigen Kontakt, den du zu Tsuna gehabt hattest seit deiner Flucht, war der Briefwechsel gleich zu Anfang. Auf dein Schreiben hin, hat Tsuna nur eine knappe Antwort verfasst, in der er deine Entscheidung bedauert, dir aber viel Glück „in deinem weiteren Leben“ wünscht. Oder Tod. Wie auch immer, seit diesem Tag, hast du nichts mehr von irgendjemandem gehört. Nicht mal deine besten Freundinnen, Kyoko, Haru und Chrome, haben sich bei dir gemeldet.

Dafür ist deine „beste Freundin“ jetzt Lussuria. Bei dem Gedanken musst du unwillkürlich schmunzeln und du erinnerst dich zurück an deinen ersten Shopping-Tag mit ihm/ihr.
 

„Kyaa~ ________-chan!!! Dieses Cocktail-Kleid musst du unbedingt anprobieren!“

Begeistert fuchtelt Lussuria mit einem knallpinken Stoff vor deiner Nase herum.

„Nein! Ganz sicher nicht!“, gibst du, schockiert und geblendet von der intensiven Farbe, zurück.

„Ohhh~ aber warum denn nicht?? Das ist doch sooo~ hübsch! Es wird dir ausgezeichnet stehen!“, dein Shopping- Begleiter –ursprünglich Berater, aber das kannst du jetzt vergessen- lässt nicht locker.

„Und wenn schon! Wieso sollte ich ein Kleid anprobieren, das ich eh nie tragen werde?“

„Aber es wird dir sooo gut stehen! Damit würdest du Farbe in unser graues Heim bringen!“

„Nein. Damit würde ich Xanxus Hass auf mich ziehen!“

„Na und???!“

Du gratulierst dir selbst dafür, dass du den springend Punkt gefunden hast.

Darum geht es Lussuria: er will dich loswerden.

Wahrscheinlich fürchtet er, dass, durch deine Anwesenheit, nicht mehr Er der Schönste in der ganzen Varia Residenz ist. Du bist nun sozusagen seine Konkurrentin.

Genervt seufzt du und begibst dich weiter auf die Suche nach einer Jeans.

Eine einfache Jeans und ein schönes Oberteil, mehr willst du gar nicht.

Nach ein paar Stunden kommt ihr wieder Zuhause an. Jeweils mit fünf Tüten voll Kleider bepackt. Und eins schwörst du dir nach diesem Tag:

Nie wieder gehst du alleine mit Lussuria shoppen!
 

Während du deine Sonnenbrille zu Recht rückst musst du dir eingestehen, dass aus deinem Vorsatz nichts geworden ist, denn du gehst mittlerweile ständig mit Lussuria einkaufen. Teilweise müsst ihr sogar für die restlichen Mitglieder ebenfalls Klamotten kaufen, da die sich zu schade sind sich selbst welche zu besorgen.

Gähnend siehst du auf die Uhr und stellst fest, dass der Postbote eigentlich schon da gewesen sein sollte. Also streckst du dich einmal genüsslich und schlenderst, nur im Bikini, Richtung Postkasten.

Die Sonne sticht vom Himmel und die Pflastersteine, unter deinen blanken Füßen, fühlen sich nicht nur rau, sondern auch ziemlich warm an.

Dort angekommen entleerst du ihn und gehst mit einem Packen voll Papier wieder zurück zu deinem Liegestuhl.

Seufzend lässt du dich auf diesen nieder, siehst den Stapel Briefe vor dir an und beginnst langsam sie zu sortieren.

Den Job als Dienstmädchen wolltest du auf keinen Fall machen, da dein Leben so noch mehr gefährdeter gewesen wäre als es eh schon war. Also hat es sich glücklicherweise so ergeben, dass du jetzt den ganzen Papierkram erledigen und die Finanzen managen darfst.

Was dir auf jeden Fall mehr liegt, als Toiletten zu putzen und die ganze Zeit irgendwelche Wände und Böden von Blut zu befreien. Was sich nebenbei erwähnt als ziemlich schwierig herausstellte.

Mittlerweile hast du das Papier in verschiedene Haufen aufgeteilt.

Nur einen Brief hältst du neugierig in deinen Händen, denn er war an dich adressiert.

Als du ihn genauer unter die Lupe nimmst, erkennst du noch ein weiteres wichtiges Detail: Das Vongola Siegel.

Vorsichtig beginnst du das Papier mit einem Brieföffner aufzuschneiden. Zum Vorschein kommt eine Karte, die aussieht wie eine Einladung. Auf der Vorderseite springt dir wie zuvor das Vongola- Symbol entgegen und du erkennst sofort, dass es sich dabei um eine Hochzeitseinladung handelt.

„Oh mein Gott!!!!“

Ganze fiese Gedanken schießen dir durch den Kopf. Haben Gokudera und Tsuna endlich zueinander gefunden? Oder hat sich Tsuna doch für Yamamoto entschieden?

Übereifrig klappst du die Karte auf und beginnst zu lesen:
 

„Liebe ________, wir alle hoffen, dass es dir in der Varia gut geht. Und obwohl uns bewusst ist, dass du keinen Kontakt mehr zu uns haben willst, wollten wir dich trotzdem unbedingt zu unserer Hochzeit einladen. Einmal Vongola, immer Vongola. Wir würden uns sehr freuen, wenn du kommen könntest. Natürlich ist auch die Varia herzlich dazu eingeladen!

Viele liebe Grüße wünschen dir, Sasagawa Kyoko und Sawada Tsunayoshi, Vongola Decimo.“
 

Fassungslos starrst du auf das Schreiben vor dir. Und obwohl du schockiert sein solltest, hält es sich in Grenzen, denn du freust dich komischerweise total. Du freust dich darüber, dass sich die zwei endlich gefunden hatten und du freust dich noch mehr, dass sie dich eingeladen haben, obwohl du es warst, die ihnen den Rücken zugekehrt hat.

Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen lehnst du dich zurück und genießt noch ein bisschen die Sonne, bis die Meute wieder von ihrem Auftrag zurückkommt.
 

„VOOOIII! ______!!!!“

Fast zu Tode erschrocken fährst du hoch und siehst dich panisch um.

Squalo steht mit einem breiten Grinsen und blutbefleckten Klamotten vor dir und starrt dich an. Dass du hier fast nackt rum liegst scheint ihn entweder nicht zu interessieren oder er ignoriert es gänzlich.

„WAS SOLLTE DAS?!“, schreist du ihm in der gleichen Lautstärke entgegen.

Peinlich berührt wickelst du dich in dein Handtuch ein und blickst ihn sauer an.

„Wir haben gewonnen!“, ruft er triumphierend.

„Das sehe ich auch! Und jetzt verpiss dich!!!“

Obwohl du am Anfang gedacht hattest, dass du dich nie an die groben Umgangsformen der Varia gewöhnen könntest, hast du es sehr leicht geschafft dich ihnen anzupassen.

„HEY, du solltest dich lieber für uns freuen!“

„Tu ich doch auch, aber jetzt hau ab! Es war gerade so schön friedlich ohne euch!“

„VOI! Wenn du uns loswerden willst, musst du schon selbst verschwinden!“

Genervt wirfst du das Handtuch nach ihm, das dir vorher als Kopfkissen gedient hat

„Wisch dir erst mal das Blut ab bevor du hier einen Aufstand machst! Das ist ja ekelhaft!“

Triumphierend grinsend fängt er es auf und zieht von dannen. Seine gute Laune macht dir unwahrscheinlich Angst.

Jetzt, da du völlig wach bist, und weißt, dass deine Erholungspause ein rasches Ende gefunden hat, stehst du auf begibst dich wieder in die Residenz um den Papierkram zu erledigen.

Das Handtuch lässt du dabei um deinen Körper gewickelt, denn von Psychopaten angegafft zu werden, ist jetzt wirklich das Letzte was du brauchst.
 

Am Abend bist du die einzige, die im Wohnzimmer sitzt und Löcher in die Luft starrt.

Ist wahrscheinlich nicht jedermanns Lieblingsbeschäftigung.

Angestrengt denkst du über die Hochzeitseinladung nach. Zuerst hast du dich dafür entschieden gar nicht hinzugehen, aber je länger du darüber nachdenkst, desto mehr tendierst du dazu doch zu erscheinen.

Schließlich wäre diese Veranstaltung perfekt die ganze Sache mit Gokudera zu klären und sich mit allen wieder zu vertragen. Dass du drei Jahre lang überhaupt keinen Kontakt zu ihnen hattest, kommt dir langsam immer kindischer vor und du beginnst dich für dein Verhalten zu schämen. Aber wenn du sie alle wieder siehst:

Willst du dann überhaupt wieder zurück zur Varia?

- Klar. Natürlich.

Sonst wären die letzten Jahre der Anstrengung für Akzeptanz ja umsonst gewesen.

Und außerdem willst du Squalo…

Ja, das ist die Frage. Was ist eigentlich mit Squalo? Du magst ihn sehr.

Mehr als das? Du hast keine Ahnung, und weißt auch nicht ob irgendein Mitglied der Varia überhaupt dazu fähig ist ein Gefühl wie „Liebe“ oder „Geborgenheit“ zu empfinden. Wahrscheinlich existieren diese Worte gar nicht ihrem Wortschatz.

Genervt schüttelst du den Kopf, denn im Moment hast du keine Zeit dir über Squalo den Kopf zu zerbrechen. Das kannst du später immer noch tun. Jetzt solltest du lieber darüber nachdenken, ob du zu der Feier gehst und wenn ja: Ob du alleine gehst oder sich wirklich einer von deiner derzeitigen Familie erbarmt dich zu begleiten.

Eine Person weißt du sicher, die für solche Veranstaltungen Feuer und Flamme sein wird:

Lussuria. Sollte wirklich niemand anderer Lust haben, dann wirst du wohl oder übel ihn fragen müssen. Aber als aller erstes nimmst du dir vor Squalo zu fragen, denn mehr als „nein“, kann er nicht sagen. Und natürlich musst du Xanxus um Erlaubnis bitten überhaupt hingehen zu dürfen, aber das kannst du immer noch tun, wenn du Squalo oder Lussuria auf deiner Seite hast. Ob Fran auch mitgehen würde? Irgendwie magst du seinen Humor und würdest es cool finden, wenn er auch mit käme, aber du glaubst eher nicht.

„Hey, was machst du da? Gibt’s draußen irgendwas Interessantes zu sehen?“

Aus deinen Gedanken gerissen, wendest du deinen Blick vom Fenster ab und siehst geradewegs in die grauen Augen deines Gegenübers.

„Squalo! Na, hast du deine Hände endlich in Unschuld gewaschen?“, grinsend klopfst du auf den freien Platz neben dir und hoffst, dass er dir etwas Gesellschaft leistet.

„Ts. Natürlich! Was machst du hier so alleine? Ich dachte du hast dich schon genug von uns erholt, während unserer Abwesenheit?!“ Etwas schief zurück grinsend kommt er deiner Aufforderung nach und sieht dich herausfordernd an. Nach einem geglückten Auftrag schafft er oft nicht ganz so griesgrämig zu sein. Du hast schon gute Arbeit in diesem Haus geleistet.

In Gedanken klopfst du dir anerkennend auf die Schulter.

„So ein Unsinn! Von euch kann man sich doch nie genug ausruhen bzw. in Sicherheit bringen. Das weißt du doch!“

„Red nich’ so `nen Scheiß! Was hat sich sonst so ereignet?“ Obwohl Squalo sich immer bemüht interessiert zu klingen und du spürst, dass er ernsthaft vor hat mit dir Small- Talk zu führen, kommt das überhaupt nicht so rüber wie er es will. Er klingt eher desinteressiert, gelangweilt und irgendwie erzwungen. Vor allem aber amüsiert dich sein angewiderter Blick dich fragen zu müssen, ob sich etwas ereignet hat. Er kommuniziert nicht gerne wie „normale“ Menschen. Aber diesen Unterton bist du gewohnt zu ignorieren, mittlerweile.

„Och, nicht wirklich viel….“

Jetzt wäre die perfekte Gelegenheit ihn zu fragen, aber irgendwie fehlt dir dazu der Mut.

„VOI! Während wir gearbeitet haben bist du nur faul in der Sonne gelegen, stimmt’ s??!“

„So in der Art!“, verlegen grinst du ihn an und wartest darauf, dass er noch etwas sagt.

Aber nachdem er nur den Kopf nach hinten wirft und die Decke anstarrt, kannst du eine Konversation vergessen. Während er nicht den Anschein macht, als ob er in den nächsten Minuten eine andere Beschäftigung vorgesehen hat, beginnst du wieder nachdenklich aus dem Fenster zu starren.

„KYAA!“

Wie von einer Tarantel gestochen springst du so schnell wie es geht auf und stürzt zum Fenster.

„VOOOIIII!“

Squalo, der durch deinen Aufschrei brutal aus seinen Gedanken gerissen wurde, macht es dir nach und folgt dir.

„Scheiße!!! Verdammt!!!“, schreist du während du das Fenster gewaltsam öffnest und dich gefährlich weit nach draußen vorbeugst.

„SPINNST DU??? Was zum Teufel ist jetzt schon wieder los???“

Der Silberhaarige sieht dich aufgebracht und verständnislos an.

„Es regnet in Strömen!“, verstört und panisch drehst du dich mit Schwung zu ihm um.

Dummerweise hast du natürlich nicht damit gerechnet, dass er sehr dicht hinter dir steht, denn du knallst frontal gegen seine Brust. Bevor du zu Boden gehen kannst, hält er dich an beiden Armen fest und starrt dich an. Diese Situation wäre fast romantisch, wenn sie in einem Rosamunde Pilcher Film vorkommen würde.

Aber die Realität ist: du befindest dich hier in der Varia.

„VOOIII!!! Pass doch auf, du Dummkopf!!! Was machst du überhaupt so einen Aufstand bloß wegen diesem verfickten Regen?! Der kann dir doch hier drinnen scheiß egal sein!“, irritiert und wütend, weil du ihn erschreckt hast, schreit er dich an.

„Aber die ganzen Klamotten, die ich nachmittags raus zum Trocknen aufgehängt habe sind jetzt ganz sicher im Eimer!!! Ich muss unbedingt nachschauen!“

Du reißt dich los und rennst so schnell wie es geht nach draußen, dicht gefolgt von Squalo, der der Meinung ist, dass du den Verstand verloren hast.

Draußen angekommen beginnst du die Kleidung, die nun überall am Boden verstreut liegt, wieder einzusammeln und in einen großen Wäschekorb zu schlichten bzw. zu schmeißen.

Es war alles nur noch ein reinster Trümmerhaufen aus Stofffetzen.

Zu deiner Überraschung hilft dir Squalo und so geht es relativ schnell.

Als ihr endlich fertig seid und euch ins Trockene rettet, seid ihr jedoch fast genauso durchnässt wie damals, als ihr euch zum ersten Mal getroffen habt.
 

„Danke für deine Hilfe!“, sanft und etwas peinlich berührt lächelst du Squalo an, als ihr den Flur zusammen entlang schreitet. Dafür erntest du nur ein gleichgültiges Schulterzucken.

Jetzt oder nie, denkst du dir und atmest einmal tief ein bevor du anfängst zu reden.

„Ähm Squalo?“

Das ist zumindest ein Anfang, jetzt nur nicht die Nerven verlieren, denkst du, und wartest darauf ein Zeichen von ihm zu bekommen, dass du fortfahren darfst.

„Was?!“ Auch, wenn das jetzt nicht sonderlich nett klingt, weil er wahrscheinlich daran denkt, dass er nun seine Haare erneut waschen muss, nimmst du all deinen Mut zusammen und erzählst ihm von der Hochzeitseinladung.

„…Und deswegen, wollte ich dich fragen, ob du –ähm- vielleicht so ganz zufälligerweise, also sollte es überhaupt in deinen Zeitplan passen…“

„VOOII! Komm endlich zum Punkt!“

Mittlerweile steht ihr schon direkt vor deiner Zimmertür und du trittst nervös von einem Bein aufs andere während du die Fliesen am Boden fasziniert betrachtest und dich wunderst ob der große Blutfleck schon immer da war.

„Begleitest du mich???…. Bitte!!?“

So, jetzt hast du es gesagt und du fühlst dich etwas leichter. Jedoch starrst du immer noch beschämt deine Füße an, weil du dich nicht traust deinen Gegenüber anzuschauen.

Das einzige was du von ihm vernimmst ist ein genervtes Seufzen.

Etwas enttäuscht siehst du ihn nun doch an.

„Sag das doch gleich!!! Von mir aus. Und jetzt: Nacht! Nerviges Weib!“

Mit diesen Worten lässt er dich irritiert zurück und du bringst nur selbst ein leises

„Danke und dir auch eine gute Nacht, Arschloch!“ hervor.

Ob er es noch gehört hat weißt du nicht.

Aber du wirst morgen auf jeden Fall Bel auf den Blutfleck aufmerksam machen, schließlich macht er immer die meiste Schweinerei mit seinen Messern.
 

Die Zeit verging wie im Flug und zum Glück ohne schwerwiegende Vorfälle, abgesehen von dem Brandschaden im Wohnzimmer, den zerstörten Bad und dem verfluchten Leichübersähten Keller, aber das ist jetzt alles egal. Darüber kannst du dich schon lange nicht mehr aufregen, denn das sind alte Geschichten.

In 3 Tagen soll die Hochzeit stattfinden; in Rom. Alle möglichen Mafia Familien werden anreisen und so auch Squalo und du. Leider wollte sonst niemand mitkommen, aber so bleibt Tsuna wenigstens ein bisschen Chaos-Faktor erspart. Schließlich wird auch ohne mies gelaunten Xanxus und Co genug Chaos herrschen, davon kannst du ausgehen.

Eins deiner größten Probleme wird es sein Squalo in einen Anzug zuquetschen.

Er ist der festen Überzeugung, dass die Varia Uniform gut genug ist. Du teilst diese Ansicht nicht. Schließlich wirst auch du dich in ein angemessenes Kleid zwängen.

„Squalo bitte! Lussuria gib mir doch mal Recht! Ich komme gegen diesen stur köpfigen Idioten einfach nicht an!“

Theatralisch lässt du deinen Kopf auf die Schulter von Lussuria fallen und verdeckst mit der rechten Hand dein Gesicht. Squalo, der zu deiner Rechten auf der Couch sitzt, sieht dich verständnislos und missbilligend an. Aber dich interessiert sein Gemütszustand sowieso nicht. Es geht dir im Moment nur darum ihn davon zu überzeugen einen Anzug zu tragen.

„Ohh Squ-chan! Jetzt lass dich doch nicht so lange bitten. Auf der Hochzeit des Vongola Bosses MUSST du dich einfach gut kleiden. Das ist deine Pflicht! Schließlich vertrittst du die ganze Varia, das heißt du musst ein gutes Bild abgeben.“

Abgesehen von den Worten „gutes Bild“ und „Varia“ in einem Satz, findest du Lussurias Rede recht überzeugend. Nun hoffst du, dass Squalo das auch so sieht.

„VOIII! Lasst mich doch in Ruhe mit eurem scheiß Gelaber! Dann zieh ich eben so einen verfickten Anzug an! Aber den müsst ihr mir dann schon selbst besorgen, denn ich geh ganz bestimmt nicht in so einen versifften Modeladen mit lauter Arschgesichtern.“

Wow. Du hast das Gefühl, dass er mit Absicht versucht hat so viele Schimpfwörter zugebrauchen wie ihm eingefallen sind, nur damit er nicht schlecht dasteht, weil er von Lussuria und dir tatsächlich überredet worden ist.

Vor lauter Freude über deinen Erfolg springst du von der Couch auf, drückst den beiden Männern jeweils einen Kuss auf die Wange und rennst wortwörtlich um dein Leben.

Das „VOIII“, das Squalo dir nach dieser Aktion nachgerufen hat, hallt noch in dem Gang vor deinem Zimmer wider. Und die Varia Residenz ist verdammt groß.

Glücklich schmeißt du dich auf dein Bett und malst dir in Gedanken den geschockten Gesichtsausdruck des Kommandanten aus. Ob du morgen wirklich zum Frühstück erscheinen wirst, weißt du jetzt noch nicht. Aber diese Aktion war es auf jeden Fall wert.
 

Der Tag der Hochzeit ist gekommen.

Und wie es sich für die Varia gehört, seid ihr, das heißt Squalo und du, mit einer Limousine in Rom vorgefahren. Und wenn jetzt nicht jeder normale Bürger erkannt hat, dass dies eine Mafia Hochzeit ist, dann wird er dies spätestens an den ganzen Männern in schwarzen Anzügen mit schwarzen Sonnenbrillen merken.

Gut, dass du dich für das dunkelblaue und nicht für das knall gelbe Kleid entschieden hast, sonst würdest du hier ganz schon auffallen. Irgendwie schade, dass die Mafia nicht mal für einen Tag sich nicht mafiamäßig benehmen kann. Aber gut. Du bist dir sicher, dass Tsuna mittlerweile genau begriffen hat auf was er sich da eingelassen hat.

Vor der Kirche tummeln sich so viele Menschen, dass du Angst hast Squalo zu verlieren.

Nur gut, dass du es doch nicht geschafft hast ihn seine Haare abzuscheiden.

Denn so unterscheidet er sich wenigstens etwas von der Menge. Aber der schwarze Hut, den Lussuria und du für ihn ausgesucht habt, steht ihm unwahrscheinlich gut. (Das hast du am Anfang nämlich noch bezweifelt.) Aber du bist sehr stolz auf deine Begleitung. Gut gelaunt hängst du dich bei ihm unter; wobei du seinen bösen Blick geflissentlich ignorierst. Du rechtfertigst diese Geste damit, dass du nur keine Lust hast ihn zu suchen, sollte er dir abhandenkommen.

Er ist selbst schuld, dass er freiwillig mitgekommen ist. Nun muss er auch die Konsequenzen tragen.

„________-chan?! Bist du es wirklich?!“

Squalo und du dreht euch synchron zu der Stimme um, die von der rechten Seite auf euch zu kommt.

„Haru???“, verblüfft siehst du die junge Frau mit den kurzen dunkelbraunen Haaren, an.

Du kannst es kaum fassen, wie stark sie sich in den paar Jahren verändert hat. Obwohl sie vorher schon recht hübsch war, findest du, dass ihr dieser Kurzhaarschnitt viel besser steht.

Wobei dich das etwas an Tsunas Mutter Nana erinnert.

„Ich freu mich so dich wieder zu sehen! Schön, dass du kommen konntest!“

Nun bist du gezwungen deinen Begleiter loszulassen, denn deine Freundin fällt dir um den Hals und du hoffst, dass sie nicht vor hat dich zu zerdrücken. Du siehst aus den Augenwinkeln schon, wie Squalo Sicherheitsabstand einhält und etwas genervt mit den Augen rollt. Und jeder Laie kann genau den Schriftzug erkennen, der sich über den Kopf des Kommandanten gebildet hat: „VOOIII! Typisch Weiber!“

„Freut mich auch sehr dich wiederzusehen! Wie geht’s dir denn so?“

„Alles in bester Ordnung bei uns. Hach, ich hab das Gefühl, dass ich dir soo~ viel zu erzählen habe. Aber- ha-hi-?! Hast du die ganze Varia mitgeschleppt?!“

Du prustest laut los vor Lachen. (Obwohl es eigentlich gar nicht witzig ist.)

„So ein Quatsch! Dieser Haufen voll arroganten Arschlöchern würde sich nie auf das Niveau niederlassen auf eine H-o-c-h-z-e-i-t zu gehen. Vor allem nicht auf die, des Vongola Decimo! Dafür sind sich alle zu schade und zu cool. Außerdem können sie weder das Wort „Beziehung“ noch „Liebe“ buchstabieren, daher existiert die „Ehe“ nicht mal in ihrem Wortschatz.“

Immer noch lachend machst du eine abfällige Handbewegung und amüsierst dich köstlich über den entsetzten Blick von Haru. Du weißt, dass du etwas übertrieben hast und es nicht so konkret ausführen hättest müssen, aber du wolltest es los werden. Dabei hast du natürlich Squalo vergessen, der jetzt gefährlich nahe hinter dir steht. Du spürst seinen Atem in deinem Nacken, der dir eine Gänsehaut beschert, die dich erschauern lässt.

Jetzt weißt du, wieso deine Freundin schon seit einigen Minuten sich so untypisch ruhig verhält. Du wagst es nicht dich zubewegen. Zu schnell würde Squalo dich umbringen ohne, dass du etwas dagegen unternehmen könntest. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlt nimmt dich in Gefangenschaft und wenn diese Situation etwas anders wäre, würdest du sie gar nicht mal so schlecht finden. Aber unter diesen Umständen hast du wirklich ein Problem, wenn dir nicht gleich eine Lösung einfällt heil aus dieser Lage wieder herauszukommen.

Er holt tief Luft und du weißt, dass wenn er jetzt ein lautes „VOI“ schreit, er dein Trommelfell zerstören könnte. Und das wäre schlecht. Sehr schlecht sogar.

Du musst das verhindern. Egal wie.

„Aber dennoch habe ich mich super bei diesem chaotischen Haufen eingelebt! Und ich könnte mir echt nicht mehr vorstellen sie wieder alleine zulassen. Was sie vorher ohne mich gemacht haben ist mir eh ein Rätsel. Außerdem bin ich sehr froh, dass mich mein Schatz Squalo heute begleitet. Er hat extra einen Auftrag fallen lassen. Ist das nicht lieb von ihm?! Ne~, Squa-chan?!“

Mit diesen Worten schnappst du dir innerhalb von Sekunden die Arme des Silberhaarigen und legst sie um deinen Bauch, damit es aussieht wie eine ganz natürlich Umarmung von hinten.

Damit er sich dieser jedoch nicht entziehen kann, behältst du deine Hände auf seinen, während du deine Freundin mit einem glücklichen Lächeln anstrahlst.

Du bist echt eine verdammt gute Schauspielerin. Und Squalo ist im Moment sprachlos. Alleine für diese Tatsache müsstest du eine Auszeichnung bekommen. Nicht jeder schafft es Superbi Squalo zum Schweigen zu bringen.

Das einzige was er herausbringt bevor Haru in einen „oh-mein-Gott-wie-süß-sind-die-zwei-denn“- Quietsch-Anfall verfällt, ist ein knurrendes „che“ und eine abwertender Blick.

„Ohh~ ich wusste doch gleich, dass du nur wegen ihn nicht mehr zurück gekommen bist! Hach~ Was die Liebe alles ausrichten kann! Wunderbar! Dennoch glaube ich nicht, dass er und die Varia sehr gesund für dich sind.“

„Ach, mach dir da mal keine Sorgen. Wie geht es denn den anderen so?“

„Komm wir gehen zu ihnen!“

Haru führt euch geschickt durch die Menge. Bis ihr bei den anderen ankommt habt ihr jedoch keine Zeit mit einander zu reden. Du hoffst, dass ihr, damit ist dir eigentlich klar, dass es dabei nur um dich geht, sprich also, dass du, aus dieser Sache wieder heil rauskommst.

Du bist schon ganz verwirrt und du hast so ein komisches flaues Gefühl in der Magengegend. Allein bei dem Gedanken Gokudera sehen zu müssen weicht alle Farbe aus deinem Gesicht.

Als du dich vorsichtig umdrehst um einen Blick auf deinen Begleiter zu erhaschen, bist nicht wirklich überrascht zu sehen, dass er allen Leuten tödliche Blicke zuwirft. Muss anscheinend eine verbreitete Erbkrankheit in der Varia sein. Etwas fester als nötig stößt du ihm in die Rippen und machst ihn darauf aufmerksam sich gefälligst zu benehmen.

„Yo! ______!“ Vor dir steht ein grinsender Yamamoto. Und nebenbei bemerkt auch noch ein sehr großer.

„Yamamoto!!!! Wahh~ bist du gewachsen!“ Er ist mittlerweile fast drei Köpfe größer als du. Und als er dich zur Begrüßung umarmt muss er sich ganz schön weiter runter beugen.

„Schön dich wiederzusehen.“ Flüstert er dir ins Ohr, bevor er sich wieder aufrichtet.

Yamamoto hat den Anfang gemacht und schon folgen die anderen. Alle sind hier. Lambo, Ipin, Ryohei und sogar Mukuro und seine Anhänger. Die einzigen die nicht hier sind, sind natürlich Kyoko und Tsuna, die sich schon in der Kirche befinden und Gokudera, natürlich als Juudaimes rechter Arm, worüber du im Moment sehr froh bist. Denn so schnell willst du ihn nicht sehen. Die anderen freuen sich sehr dich zu sehen; was du nie gedacht hättest.

Du hattest so große Angst davor, dass sie nichts mehr mit dir zu tun haben wollen.

Aber nun haben sie dir erklärt, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. Sie haben sich auch nicht weiter bei dir gemeldet, weil sie dachten, dass du sie nicht mehr sehen wolltest. Das typische Missverständnis eben. Aber es war schon klar, dass du großen Abstand von Gokudera gebraucht hast, und deswegen haben alle dein Handeln verstanden.

Lachend begebt ihr euch nun auch endlich in das Gotteshaus, denn die Zeremonie soll gleich beginnen. Gespannt setzt du dich mit Squalo in die zweite Reihe. Gokudera und Haru sind die Trauzeugen, was niemand wirklich verwundert. Und von Yamamoto hast du soeben erfahren, dass die beiden sogar liiert sind, worüber du dich sehr freust. Vielleicht solltest du dich doch mit Gokudera aussprechen, schließlich ist Haru deine beste Freundin und du willst den Kontakt zu ihr nicht noch einmal verlieren.
 


 

Eine Woche Später.
 

Die Hochzeit war wirklich traumhaft. Und niemand ist gestorben, was wirklich ein Novum für eine Mafia-Hochzeit war. Sonst bekriegen sich immer die Familien und zerstören alles. Aber dem Anschein nach hat Tsuna, als Vongola Decimo die Mafia-Welt sehr gut unter Kontrolle. Bei der Feier danach hast du sogar ein paar Worte mit deinem Exfreund wechseln können und es scheint, dass jetzt alles wieder okay zwischen euch ist.

Wie sagt man so schön: Friede Freude Eierkuchen. Oder: Ende gut alles gut.

Na ja, zu mindestens was die Vongola betrifft.

In der Varia sieht die Welt bekanntlich immer anders aus.

„VOOOIIII!“

Schallt es in der ganzen Residenz und du bist versucht dich aus deinem gemütlichen Sessel zu erheben um nachzusehen, welcher der Rekruten gerade sein Leben lassen musste. Aber eigentlich interessiert es dich nicht. Also widmest du dich wieder deinem Buch zu. Doch du kommst nicht über die nächsten fünf Zeilen, denn die Tür zum Wohnraum wird mit einem Schwung geöffnet und Lussuria tänzelt herein.

„Mooii~ hallihallo ______-chan! Ich hab einen Brief für diiich!“

Geheimnisvoll fuchtelt er damit vor deinem Gesicht herum.

„Und? Was steht drin?“ fragst du gespielt gelangweilt und blickst über den Rand deines Buches hinweg.

„Heey! Als ob ich ihn geöffnet hätte! So was würd ich niie tun! Aber so viel verrate ich dir schon mal: er kommt von ganz oben!“

Wahrscheinlich ist Lussuria gerade extrem langweilig, sonst würde er nie dieses Ratespiel mit dir spielen. Aber da auch du gerade nichts Besseres zu tun hast, spielst du mit.

„Von Gott?! Äh, ich meine natürlich von Xanxus??!“

Überrascht blickst du den bunten Vogel neugierig na. Will Xanxus dich feuern? Oder umbringen? Okay, letzteres will er ständig. Das kannst du also ausschließen.

„Neiin, du Dummerchen. Er ist wahrscheinlich von Tsuna, denn er wurde mit dem Vongola-Symbol abgestempelt.“

Nun hält er dir den Umschlag direkt vor die Nase, damit du es sehen kannst. Dem Anschein nach, hatte er den Brief also doch noch nicht heimlich gelesen, das findest du sehr nett von ihm. Sonst, wird deine Privatsphäre von den Mitgliedern der Varia nämlich auch nicht beachtet. Na ja, wenigstens hat Lussuria noch etwas Anstand dir gegenüber entwickelt.

Das freut dich natürlich.

„Okay. Wahrscheinlich will er sich für das Hochzeitsgeschenk bedanken.“

Dankend nimmst du deinen Gegenüber das Stück Papier ab, öffnest es und beginnst zu lesen.
 

„Liebe _________, es hat uns sehr gefreut, dass du mit Squalo zu unserer Hochzeit erschienen bist. Vielen vielen Dank auch noch für dein nettes Geschenk, vor allem Kyoko ist sehr begeistert davon. Dennoch ist das nicht der einzige Grund, weshalb ich dir diesen Brief schreibe. Gefällt es dir noch in der Varia? Wir würden es nämlich sehr begrüßen dich wieder in unseren Reihen zu sehen. Drei Jahre Abwesenheit waren doch lange genug oder etwa nicht? Überleg es dir gut was du willst. Ich werde geduldig auf eine Antwort warten und deine Entscheidung akzeptieren. Mit freundlichen Grüßen, Sawada Tsunayoshi, Vongola Decimo.
 

„Uuu~nd? Was schreibt der Boss der Vongola?“

Neugierig beugt sich Lussuria vor um einen Blick auf das Schreiben zu erhaschen.

Doch du bist schneller und faltest es wieder zusammen.

„Wie ich vermutet hatte…Er bedankt sich für das Geschenk und fragt, wie es mir geht. Nichts….besonderes also. Ähm…ich werde mal einen Spaziergang tätigen. Bis später!“

Und mit diesen Worten flüchtest du aus dem Raum, der dir plötzlich eng und stickig vorkommt.

Schneller als nötig, huschst du den Gang entlang, vorbei an verstörten Rekruten und Leichen, bis du endlich in der Eingangshalle ankommst und vor der massiven Holztür zum Stehen kommst. Etwas hecktisch schaust du dich um, ob dich irgendjemand beobachtet.

Oder ob dir jemand gefolgt ist.

Wieso bist du so nervös? Was willst du überhaupt? Es ist ja nicht so, als ob du hier in Gefangenschaft wärst und jetzt einen Ausbruchversuch starten würdest. Niemand würde dich aufhalten. Wie Tsuna geschrieben hat, es ist deine Entscheidung was du nun machen willst.

Varia oder Vongola?

Epilog

Epilog
 

Langsam schlenderst du durch die Gassen der Innenstadt; ohne Richtung und ohne Ziel.

Dein einziges Ziel ist im Moment wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Du willst endlich wissen was du wirklich willst und um das herauszufinden machst du es wie immer: du gehst spazieren. Das hast du früher auch schon immer gemacht. Wenn du vor einer Entscheidung gestanden bist, oder du mal wieder das Gefühl hattest, dass dich die Wände verschlingen wollten, bist du schon immer nach draußen geflüchtet nur mit deinem iPod bewaffnet.

Denn du willst deine Ruhe haben. Du brauchst das und vor allem: brauchst du es jetzt.

Eigentlich bist du sonst immer in einem Wald gegangen, wo es ruhig und friedlich ist.

Und auch wenn du weißt, dass genau bei der Varia Residenz einer ist, so würden dich da keine zehn Pferde rein bringen. Obwohl du sonst nicht ängstlich bist, findest du, dass dieses Wäldchen eine beträchtliche unheilbringende Aura ausstrahlt.

Und was nicht sein muss, muss auch nicht sein. So groß ist das Städtchen nicht, dass du nicht auch hier nachdenken könntest.

Und deswegen bist du jetzt hier. Und ganz von alleine tragen dich deine Füße zur Piazza und du lässt dich unbewusst am Brunnen nieder und beobachtest geistesabwesend die Leute, die an dir vorbeiziehen ohne eine Notiz von dir zu nehmen.

Kleine Kinder toben auf den Pflastern des Marktplatzes, Frauen unterhalten sich angeregt über die neuste Mode oder tratschen über sonst irgendetwas, Männer tummeln sich vor einem Kiosk um über die neusten Fußballergebnisse zu diskutieren, und du sitzt hier. Ganz alleine.

Erneut. Unwillkürlich denkst du daran, weshalb du letztes Mal hier gesessen bist.

Vor drei Jahren, war es Gokuderas Schuld. Und wer ist für dieses Mal verantwortlich?

Squalo? Xanxus? Tsuna? Oder etwa nur: du selbst?

Langsam findest du das selbst total lächerlich. Wo liegt eigentlich dein Problem?

Kannst du nicht einmal aufhören anderen die Schuld zu geben? Und kannst du nicht einmal eine Entscheidung für dich selbst treffen?

Was ist so schlimm an der Entscheidung: Varia oder Vongola?

Das eine muss doch das andere gar nicht ausschließen. Vor ein paar Jahren sah diese Geschichte natürlich anderes aus. Da warst du sauer auf Gokudera und Tsuna.

Deswegen hattest du den Kontakt abgebrochen, weil du nichts mehr mit ihnen zu tun haben wolltest. Und deine einzige Zuflucht war eben die Varia gewesen.

Aber jetzt kommst du doch mit ihnen wieder ganz gut aus. Du hast dich mit Hayato ausgesprochen und wieder vertragen. Und Haru, Kyoko und Chrome hast du versprochen demnächst mal wieder mit ihnen eine Koch-&Back-Session zu machen mit Sleepover.

Wie das Freundinnen ebenso machen.

Aber deswegen musst du doch nicht gleich zurück in die Vongola-Basis ziehen.

Du kannst genauso gut in der Varia Residenz bleiben. Schließlich hast du einen Führerschein und soweit ist das nicht. Schließlich bist du das ja alles schon zu Fuß gegangen.

Auf der anderen Seite: Was hält dich in der Varia?

Müssten sie nicht eigentlich froh sein, wenn du endlich weg bist? Na ja, gut, du hast ihnen etwas mehr Menschlichkeit beigebracht, aber sie schlachten trotzdem noch jeden ab, der ihnen im Weg steht. Xanxus wirft immer noch mit Whiskygläsern um sich ohne Rücksicht auf Verluste genauso wie Bel mit seinen Messern.

Man kann die Varia einfach nicht erziehen: Squalo hat seine Haare immer noch so lang, obwohl du ihm seit Wochen sagst, dass er doch bitte wenigstens seine Spitzen schneiden lassen könnte, weil er Spliss hat.

Bei diesem Gedanken ertappst du dich dabei wie du lächeln musst. Squalo.

Er war derjenige, der dich aufgelesen hat und dich überhaupt erst zur Varia gebracht hat.

Der Ursprung allen Übels sozusagen.

Dennoch musst du dir eingestehen froh darüber zu sein ihn getroffen zu haben. Du hast dich in den letzten Jahren an seine Groben Umgangsformen und an sein lautes Stimmorgan gewöhnt.

Natürlich gab es auch Zeiten in denen du den Kommandanten am liebsten mit seinen eigenen Haaren erwürgen würdest, aber der Drang jemanden umzubringen war in der Varia etwas alltägliches.
 

„VOOOOIIII! Was machst du hier, Weib?!!!“

Erschrocken springst du auf und blickst geradewegs in das wütende Gesicht des Kommandanten.

„Nach was sieht’s denn bitteschön aus?“ Fährst du ihn sofort an.

„Che! Interessiert mich nen Scheiß was du hier machst! Aber ich dachte du wärst so schlau nicht aus dem Haus zugehen solange hier lauter hirnverbrannte Typen rum rennen, die darauf aus sind die ganze Vongola abzuschlachten!!!“

Er war schon lange nicht mehr so aufgebracht wie jetzt, was du ziemlich beängstigend findest und du angestrengt nachdenkst wie du ihn nun wieder runterbringen kannst ohne, dass irgendjemand zu Schaden kommt.

„Hey, jetzt mach hier mal keinen Aufstand du Super-Schwert-Master! Als ob die es ausgerechnet auf MICH abgesehen hätten und sich in der Öffentlichkeit die Blöße geben würden einen Massaker zu veranstalten.“

Kopfschüttelnd wendest du dich theatralisch ab und willst einfach an ihm vorbeigehen, aber er hält dich an der Hand zurück und dreht dich, um es nett auszudrücken, nicht gerade sanft wieder zu ihm um und so wirst du dazu gezwungen ihn anzuschauen.

„ VOOOIII!!! Kriegst du eigentlich noch überhaupt irgendetwas mit oder bist du so dumm?!! In den letzten Tagen sind haufenweise Rekruten draufgegangen bei der Erfüllung ihres Auftrags, diese Psychopathen aufzutreiben, und auch die restlichten Mitglieder der Vongola Famiglia haben verdammt viele Verluste gemeldet. Und du spazierst hier rum ohne irgendjemanden Bescheid zu geben! Alle ticken voll aus, weil sie denken, dass auch du gekillt worden bist, und du chillst hier rum als wäre alles in bester Ordnung! In welcher Traumwelt lebst du eigentlich?!“

Obwohl sich die Bezeichnung „alle“ wahrscheinlich nur auf Lussuria bezogen hat, findest du das trotzdem irgendwie wie putzig, wie Squalo sich aufregt.

Ja, wahrscheinlich bist du wirklich irgendwie verblendet.

„Hallo?! Entschuldige Mal!!! Wenn mir keiner sagst was abgeht! Ich hock die ganze Zeit in dieser verdammten Residenz rum, trau mich mittlerweile nicht mal in den Garten, vor lauter Angst irgendwelchen toten Leichen zu begegnen! Mir reicht’s einfach!!!! Ihr seid doch die Psychopathen!“

Abgesehen von der Tatsache, dass es keine „toten“ Leichen gibt, da der Begriff „Leichen“ ja aussagt, dass jemand tot ist, wolltest du das ja auch damit nur dramatisieren.

„Ach ja?! Dann geh doch wieder zurück zu deinen „besten“ Freunden und zu deinem „Juudaime“, wenn du’s überhaupt lebend bis zur Basis schaffst! Denn falls du es immer noch nicht kapiert hast: Es ist denen scheiß egal ob du Vongola oder Varia bist. Die bringen dich um ohne mit der Wimper zu zucken. Oder machen sonst was. Aber bitte, deine Entscheidung. Ich hab dich nur gewarnt.“

„Na vielen Dank auch! Richte Lussuria aus, dass es nett von ihm gemeint war, dich zu schicken. Und dass ich ihn als einzigen wirklich vermissen werde.“

Auf einmal bist du gar nicht mehr so aufgebracht wie einige Sekunden zuvor. Eigentlich wolltest du Squalo an den Kragen gehen wegen dem Zinnober, das er hier gerade veranstaltet. Aber irgendwie verlässt dich gerade deine Willenskraft.

Hast du jetzt wirklich vor abzuhauen und zu Tsuna zu flüchten? Waren die drei Jahre in der Varia umsonst gewesen? Einfach nur pure Zeitverschwendung?

„VOIII! Wie kommst du auf die verfickte Idee, dass dieser Vogel mich geschickt hat? Als ob ich für den irgendwas machen würde. Wenn er dich zurück haben will, kann er seinen eigenen Arsch aufreißen!“

Irgendwo in deinem Kopf klingelt gerade etwas. Und du bist dir nicht sicher wie du das jetzt deuten sollst.

„Äh- Das heißt du hast mich freiwillig gesucht?!“

Vorsichtshalber machst du dich schon etwas kleiner um den darauffolgen Ausbruch des Silberhaarigen vorzubeugen. Aber das erwartet „VOI“ lässt auf sich warten.

„Che! Es hat ja sonst niemand Anstalten gemacht.“

Squalo wird, für seine Verhältnisse, was auch überhaupt nicht seinem Charakter entspricht, leise.

„So so…“ Flötest du vor dich hin, woraufhin sich das Gesicht deines Gegenübers zu einer komischen Grimasse verzerrt, so dass du die Emotionen überhaupt nicht richtig deuten kannst. Du stellst nur fest, dass er so ziemlich lustig aussieht.

„Uii~ Wie lieb von dir!“

Dass sich deine Stimmung jetzt um 180 Grad gedreht hat, scheint den Silberhaarigen zusehends zu verwirren. Und er hat überhaupt keine Ahnung wie er nun reagieren soll.

Aber auch du hast deine Pläne abzuhauen, bereits verworfen beziehungsweise total vergessen.

„VOOOIII! Los! Gehen wir endlich wieder zurück!“

Mit diesen Worten schleift er dich einfach mit in Richtung Varia Residenz, während er die schockierten Blicke der Passanten geflissentlich ignoriert und du ihnen hingegen entschuldigende Blicke zuwirfst. Es muss ziemlich lustig aussehen für Außenstehende, wie ihr zwei da so die Straßen entlang läuft. Ihr seid ein ziemlich ungleiches Paar.

„Nee, Squalo! Nicht so schnell!“

Der Druck um dein Handgelenk löst sich zum Glück etwas, jetzt wo ihr euer Tempo etwas verringert habt. Aber er lässt es nicht los, obwohl ihr längst aus der Stadt heraus seid und nun den Waldweg entlang geht. Irgendwie verspürst du den Drang seine Hand richtig in deine zu nehmen. Aber du bist wie immer viel zu feige dafür.

„_________, wenn du wirklich zurück zur Vongola willst, musst du es uns nur sagen. Nur einfach so abzuhauen ist wirklich dumm. Die Mafia Welt ist kein bescheuertes Zuckerschlecken und es laufen auch keine Einhörner durch den Wald. Du kannst nicht so rücksichtslos sein.“ Zähneknirschend starrt der Kommandant auf den Weg vor euch und du merkst wie konzentriert und anders er heute ist.

„Mi spiace…“ Bringst du nur leicht hervor und nimmst deinen ganzen Mut zusammen und löst seinen Griff, nur um danach sofort wieder seine Hand zu schnappen.

Etwas Angst vor seiner Reaktion starrst auch du auf den Waldweg vor dir. Es muss geregnet haben, denn er sieht nass und schlammig aus.

„Dummkopf!“

Bekommst du als einzige Antwort und du spürst wie er deine Hand etwas drückt. Auf einmal bemerkst du etwas Feuchtes an deiner Wange.

Weinst du? Nein, du hast überhaupt keinen Grund dazu. Irritiert blickst du zum Himmel und es trifft dich sofort ins Auge, welches du daraufhin zusammen kneifst.

Es regnet. Wieder einmal.

„VOOOIII! Kann es sein, dass du diesen beschissenen Regen anziehst?!“

„ICH?! Bist du dumm oder so?! Das macht er nur, damit du ständig deine Haare waschen musst! Wenn du sie kurz schneiden lassen würdest hättest du weder Probleme damit sie so zu pflegen noch müsstest du ständig mit dem Spliss kämpfen!“

„Was gehen dich meine verfickten Haare an?!“

Und schon wieder beginnt eine neue Zankerei zwischen euch. Ihr könnt es einfach nicht lassen. Dabei war die Stille vorher doch gar nicht so unangenehm gewesen.

Na ja, du wirst von ihnen einfach nicht loskommen.

Einmal Varia, immer Varia.
 


 


 

Klitzekleines Extra:
 


 

„Wir sind wieder Zuhause!!!!“

Flötest du, als ihr pitschnass die Residenz betretet.

„VOOOOIII! Mach hier nicht so einen Krach!“

Schreit Squalo in etwa der doppelten Lautstärke.

„Wer von uns beiden, ist denn derjenige, der immer so schreit, als wolle er, dass man ihn noch in Japan hört?!“

Bevor der Silberhaarige antworten kann, taucht jedoch Lussuria plötzlich aus irgendeiner dunkeln Ecke auf.

„So denkt er, spart er sich sämtliche Telefonkosten unser Squ-chan, nee?!“

„VOOIII! Halt die Klappe du-!“

Doch bevor der Kommandant weiter brüllen kann hinderst du ihn daran, indem du ihn weiter mit dir ziehst, denn ihr haltet, nebenbei bemerkt, immer noch Händchen. Weswegen Lussuria euch wahrscheinlich auch noch darauf aufmerksam machen wollte.

„Wir kommen übrigens nicht zum Abendessen. Bis Morgen, Luss-chan!“

Rufst du dem irritiert blickenden Vogel zu und schubst Squalo in sein Zimmer.

„VOOOIII! Was machst du?!“ Aufgebracht schreit er dich an.

„Wenn du noch einmal „VOI“ rufst, dann…bring ich dich zum Schweigen!“

Wie auch immer du das anstellen willst, ist der selbst schleierhaft, aber dir wird schon irgendetwas einfallen. Daraufhin grinst dich dein Gegenüber amüsiert an, da er genau weiß, dass du keine Ahnung hast.

„So so. Da bin ich aber gespannt drauf.“ Spricht er etwas gedämpft, während er dir dabei gefährlich nahe kommt.

„Jaaa~ kannst du auch. Aber zuerst: Gehen wir duschen!!!“

Lachen siehst du ihn ziemlich motiviert und unschuldig lächelnd an.

„Ich muss nämlich ganz dringend aus diesen scheiß nassen Klamotten raus.“

Setzt du noch einen drauf und bringst den Kommandanten, der anscheinend im Moment noch nicht weiß, wie er reagieren soll, dabei leicht aus dem Konzept.

Doch er fängt sich wieder recht schnell.

„Na dann werde ich dir dabei gleich helfen.“

Und bevor du noch reagieren kannst, wirft er dich süffisant grinsend ins Bett.

„Hey~ ich dachte wir wollten erst duschen gehen?!“

Rufst du leicht empört, während du Squalo intensiv beobachtest wie er sich erst seine Uniform auszieht und danach beginnt sein Hemd aufzuknüpfen.

„Das können wir danach auch noch machen!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  BarbieTosa
2010-12-02T19:51:15+00:00 02.12.2010 20:51
Die Story is super!
Echt, die is so richtig gut geworden. ^^
WoW, ich weiß gar ncih was ich sagen soll...
Thehe, Squa-chan hat spliss?
Da merk ich mir ~ >x3
xDDD

lG
_C_Z_ <3
Von:  Jacky_die_Mieze
2010-11-21T12:34:45+00:00 21.11.2010 13:34
huhu <3
ich finde deine art wie du die geschichten schreibst voll toll <3 und ich wollte dich fragen ob die geschichte hier auf hört ?
ich muss immer noch lachen das Squalo so nett sein kann ^.^
Von: abgemeldet
2010-09-12T21:27:54+00:00 12.09.2010 23:27
>>„Xanxus!! Sie ist aus der Vongola-Familie ausgestiegen! Sie teilt deinen Hass auf den zehnten Boss und die anderen Wächter, sie passt hier super rein!!“<<

wooooaaah, wie überzeugend !! XDDDDD
also genau SO stell ich mir das leben bei der varia vor... mit gebrüll, morddrohungen & psychos :D. vor allem lussuria hast du ja mal super getroffen. XDDD
aber gokudera ey, der arsch. -.- der immer mit seinem "JUUUDAAAAIIIMÄÄ!", das is doch krank XD.
aber irgendwie sind sich gokudera & squalo vom temperament her schon ähnlich, deswegn wundert's mich nich, dass 'ich' ihm einfach mal - so vertrauenswürdig squalo ja ist - zur varia folge. XDD
aber wie nett er ist - besorgt 'mir' 'nen job & setzt sich für 'mich' bei xanxus ein :DD.
musste zwischendurch immer wieder über 'meine' gedanken lachen... echt amüsant! typisch du, scum ;D
& nochmal ein fettes SORRY, dass ich's erst jetzt kommentiert hab !!! >__< tut mir echt sososo leid!
ach ja, das muss jetzt sein:












F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! F4! *__*

XDDDD

Von: abgemeldet
2010-07-06T17:51:09+00:00 06.07.2010 19:51
haha,
autsch. So was tut weh...
jetzt sitz ich da also im regen und werde von einem Mitglied der Varia aufgegabelt....
bitte tipp schnell das zweite kapi ab, ich will weiter lesen!

Von: abgemeldet
2010-05-17T12:28:54+00:00 17.05.2010 14:28
Ahahahaha, wie geil xD
Ich finde es als Hayato Fangirl zwar nicht so berauschend, dass wir uns getrennt haben, aber als Squalo Fangirl kann ich mich mit der Veränderung der ganzen Situation doch anfreunden :'D
Am Anfang kam Squalo mir ein wenig OoC vor, weil er sich scheinbar für meinen Namen etc. interessiert hat, aber im Varia Quartier fand er wieder ein wenig zu sich selbst.
Sowieso fand ich das ganze sehr amüsant, vor allem meine Gedanken. War die ganze Zeit nur am Lachen ;D
Ich kann den zweten Teil kaum erwarten, nur weiter so! °___°
(Oh, bei der 'schnellen Nummer' dachte ich auch nur: NIMM MICH XD; )
Von: abgemeldet
2010-05-16T18:58:18+00:00 16.05.2010 20:58
Find ich supi!!
Freu mich schon gespannt auf den nächsten Teil! :D


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