Summerafternoon
„Weil ich dich liebe…“
Es waren nun schon mehrere Wochen vergangen, seit Hinata Hyuuga ihrer großen Liebe ihre Gefühle gestanden hatte. Sie wollte ihn beschützen, ihn retten, ihm helfen. Doch sie hatte es nicht geschafft und wäre dabei selber fast gestorben. Es waren schreckliche Erlebnisse gewesen, als Pain es fast geschafft hatte, ihr noch so kurzes Leben zu beenden. Doch Sakura hatte sie gerettet, ihre Wunden geheilt. Allerdings war da eine Wunde, die konnte die Medic-nin nicht heilen, und das war die in ihrem Herzen.
Auch nachdem der Kampf beendet und gewonnen war, Naruto von allen als Held gefeiert wurde, war Hinata nicht wichtig gewesen. Für den jungen Uzumaki zählte niemand anders als Sasuke Uchiha. Und die Hyuuga hatte weder die Kraft noch den Mut, Naruto noch mal so gegenüberzutreten, wie sie es dieses eine Mal getan hatte.
Sie kurierte sich aus – so gut, wie es im zum Großteil zerstörten Konoha möglich war. Und fast jeden Tag verbrachte sie draußen, unter der dicken Eiche, die ihr immer Schutz und Ruhe geboten hatte, wenn sie ungestört sein und nachdenken wollte – und so auch an jenem Tag.
Vorerst sollte sie sich von den Vorkommnissen des Kampfes erholen, weshalb sie in einem hellgelben Sommerkleid auf der Wiese saß und ihre Gedanken schweifen ließ. Doch dieses Mal konnte sie nicht lange alleine sein.
„Hinata.“ Die Stimme, die ihren Namen aussprach, kannte die junge Hyuuga - Erbin zu gut.
„Hallo, Kiba. Was tust du hier?“, fragte sie und schaute zu ihrem braunhaarigen Teamkollegen auf. Er stand ganz alleine vor ihr. Normalerweise war Akamaru immer an seiner Seite, aber dieses Mal schien es nicht so, als wäre sein Gefährte in der Nähe.
„Du schirmst dich ab“, sagte er fest und ging in die Hocke, um mit seiner Freundin auf einer Höhe zu sein, „das ist nicht gut für dich.“
Die einzigartigen Augen der jungen Kunoichi weiteten sich. In all den Jahren, in denen die beiden – und natürlich auch Shino – als Team fungierten, kannte Kiba Inuzuka sie sehr gut – wahrscheinlich sehr viel besser, als sie dachte.
Aber das Einzige, was sie auf seine Aussage tat, war, ihren Kopf wegzudrehen. Er hatte recht und das wusste sie, aber sie wollte es nicht einsehen. Einmal war sie über ihren Schatten gesprungen und dann wurde es einfach übergangen. Konnte er sich nicht denken, wie weh ihr das tat?!
„Gehen wir ein Stück spazieren?“
Kiba ging aus der Hocke wieder in den Stand und hielt seiner blauhaarigen Teamkollegin die Hand hin. Sie zögerte jedoch einen Moment und wusste nicht wirklich, was sie davon halten sollte. Dennoch legte sie ihre zierliche, blasse Hand in seine und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen.
Vielleicht war das der erste Schritt in Richtung Neuanfang?
Schweigend gingen die beiden Teenager nebeneinander her. Hinata folgte ihrem Freund einfach. Dabei fiel ihr nicht auf, dass dieser eine bestimmte Richtung einzuschlagen schien.
Seit Konoha so mitgenommen war, gab es nicht mehr viele schöne Orte, an denen man einfach mal unbeschwert die Zeit genießen konnte. Vieles wurde zerstört und nicht mehr betretbar. Doch es gab einen Ort, der heil geblieben war. Ein kleiner See im Osten, an der Grenze des Dorfes.
Hinata achtete gar nicht so wirklich auf den Weg, was dazu führte, dass sie einen Stein übersah und ungeschickt darüber stolperte. Die Reflexe von Kiba hingegen waren gut genug ausgeprägt, dass er sie festhalten und vor einem unangenehmen Aufprall auf den Boden bewahren konnte.
„D-Danke“, murmelte sie und senkte ihren Blick. Sie war ab und zu etwas tollpatschig und schämte sich dafür. Es war schwer, den Idealen ihres Vaters gerecht zu werden und da machte ihr jeder noch so kleine Fehler doch zu schaffen, dabei bemühte sie sich immer wieder und steigerte sich eigentlich auch.
„Ist schon okay.“
Und so hob Hinata das erste Mal ihren Kopf und entdeckte die schöne Landschaft. Sie kamen aus dem kleinen Waldweg zu einer freien Grünfläche, dessen Highlight der See in der Mitte war. In den hellvioletten Augen der Hyuuga zeichnete sich ein kleines Funkeln ab, als sie diesen idyllischen Ort betrachtete. Es faszinierte sie so sehr, dass sie nicht mal einen Ton von sich gab. Aber die Begeisterung war ihr ins Gesicht geschrieben.
„Ein Stückchen müssen wir noch gehen“, meinte Kiba dann und schmunzelte. Wenigstens schien sie der Anblick von ihren trüben Gedanken abzulenken. Er führte sie bis zu einer rot - weiß karierten Decke, auf der ein kleines Körbchen stand. Die Blauhaarige kniete sich auf das Tuch und musterte alles noch einmal ganz genau. Doch bevor sie fragen konnte, fing Kiba an zu reden:
„Ich wollte dich einfach überraschen. Du bist in letzter Zeit immer so in dich gekehrt und du sollst mal wieder lächeln. Es ist Sommer und wunderschönes Wetter. Also hör bitte auf, Trübsal zu blasen.“
Die Züge von Hinata wurden weicher, als sie ohnehin schon waren. Sie lächelte ihn sanft an. Dass er sich so um sie sorgte und für sie da sein wollte. Dafür war sie ihm sehr dankbar. Er war eben ein wahrer Freund.
„Was hast du denn alles da?“, fragte sie dann und deutete auf den kleinen, braunen Korb. Angesprochener setzte sich im Schneidersitz auf die Decke und holte den Inhalt heraus. Zwischen dem Obst und den Getränken war noch ein kleiner Beutel, den die Hyuuga neugierig musterte. Kiba schien sie ziemlich auf die Probe zu stellen, da er das kleine Extrapaket erst zuletzt raus nahm. Er löste die Schleife und öffnete die Box.
„Du hast mir Zimtrollen mitgebracht“, meinte Hinata gerührt. „Danke, Kiba.“
Er wusste, dass sie ihr schmeckten. Er wusste es und wollte ihr eine Freude machen. Und das gelang ihm. Gemeinsam aßen sie das Obst und die Zimtrollen. Sie redeten über alte Zeiten, über alte Missionen. Sie lachten und genossen das Beisammensein.
„Kiba? Wo ist eigentlich Akamaru?“ Langsam wunderte es sie doch, dass sein Hund noch nicht aufgetaucht war. Vielleicht ging es ihm ja nicht gut oder er war verletzt. Doch der Braunhaarige wusste, dass ihr auffallen würde, dass sein treuer Gefährte nicht bei ihm war. Und auf den Moment, in dem sie ihn darauf ansprach, hatte er gewartet. Kiba feuchtete seine Lippen an und pfiff dann in einer Tonhöhe, die für Hinata nicht hörbar war. Kurz darauf kam Geraschel aus dem Wald und Akamaru lief den beiden mit einer großen Pflanze im Maul entgegen. Er wuselte um sie herum, als er angekommen war, und legte sein Mitbringsel vor Hinata ab. Es war eine Sonnenblume.
Die Hyuuga blickte zu ihrem Freund und lächelte. Anscheinend war das ebenso geplant gewesen, wie das kleine Picknick. Dann erwartete Akamaru aber ebenfalls Lob für seine schwerfällige Arbeit und bellte auf. Hinata kraulte ihn hinter den Ohren und wuschelte durch sein weiches Fell. Er legte sich neben den beiden auf die Wiese, um die Sonne auf seinen Rücken scheinen zu lassen.
„Du hast dir die ganze Mühe für mich gemacht?“, fragte sie leise und blickte zu Akamaru. Er brummte leise, während er vor sich hin döste. „Mhm~“, machte Kiba als Antwort und ließ sich auf den Rücken fallen. Er verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und blickte in den Himmel, an dem sich mittlerweile einige Wolken angesammelt hatten.
„Bestimmt wünschst du dir jetzt, dass ich Naruto wäre und dass er das alles für dich getan hätte, stimmt’s?“
Erschrocken schaute die Blauhaarige ihren Teamkollegen an. Er hatte seinen Blick zur Seite gewandt. Und eine Wolke verdunkelte die Sonne, woraufhin die drei in einen kühlen Schatten gehüllt wurden.
„K-Kiba? Was sagst du da?“, erwiderte sie leise „D-das stimmt nicht. Ich find’s schön mit dir.“
Nur langsam neigte er seinen Kopf wieder zu ihr. Die beiden schauten einander eine ganze Weile einfach nur an, bis ein kühler, nasser Tropfen auf die Wange des Inuzukas fiel. Binnen weniger Minuten setzte ein starker Regenfall ein. So schnell sie konnten packten sie die Sachen in den Korb zurück, schnappten sich die Decke und liefen zu den Bäumen, unter denen sie Schutz suchten.
Akamaru schüttelte sein Fell aus und Hinata schlang ihre Arme um ihren Oberkörper. Natürlich bemerkte Kiba, dass sie eine Gänsehaut hatte und zitterte. Er öffnete seine Jacke und streifte sie von seinem Oberkörper, damit er ihr die über die Schultern legen konnte, doch sie ging daraufhin einen Schritt von ihm weg. Seine Worte hatten sie getroffen, und wenn er sich bei ihr unwohl oder nicht erwünscht fühlte, wollte sie sich ihm auch nicht aufzwingen.
„Hinata…“
„Nein! Lass mich… Wenn du denkst, ich will nicht mit dir zusammen sein, dann denk das… Ich dachte, du würdest mich besser kennen…“
Ein grelles Licht erschien, gefolgt von einem tiefen Donnergrollen. Hinata zuckte zusammen. Ein Gewitter machte die ganze Situation auch nicht leichter.
Plötzlich spürte sie zwei warme Hände auf ihren Schultern. Kiba zog die Hyuuga – Erbin an seine Brust und legte seine Arme um ihren Körper. Sie schnappte erschrocken nach Luft und er konnte hören, wie ihr Herz schneller schlug.
„Hinata… Ich weiß, wie du dich fühlst… Ich weiß, wie es ist, wenn die Liebe nicht erwidert wird…“, flüsterte er in ihr Ohr. Seine Hände fuhren langsam über ihre schlanken Arme und dann drehte er ihren Körper zu seinem um. Sie schaute ihm in die Augen und ohne, dass er noch ein Wort sagen musste, verstand sie, was er damit sagen wollte.
„K-Kiba… du…“
„Vielleicht fühlst du dich nicht bereit, dich von ihm zu lösen – noch nicht. Ich weiß, dass du dich irgendwann neu verlieben wirst. Und ich werde da sein und auf dich warten…“
‚Und solange werde ich für uns beide lieben.’
Seinen Gedanken schloss er mit einem schwachen Kuss auf die weichen Lippen von Hinata. Dabei legte er ihr seine Jacke über die Schultern.
Sie schaute in seine braunen Augen und wollte etwas sagen, doch er legte seinen Zeigefinger auf die Stelle, die er eben noch geküsst hatte, und schüttelte seinen Kopf. „Wir bringen dich jetzt nach Hause…“, flüsterte er und deutete Akamaru an, zu ihm zu kommen. Er half Hinata, aufzusteigen und setzte sich vor sie auf seinen Hund.
Die Wolken hatten sich mittlerweile verzogen und der Himmel zeigte sich wieder in seinem wundervollen Blau. Hinata hielt sich an dem Braunhaarigen fest und blickte nach oben.
Wahrscheinlich würde sie noch ein bisschen brauchen, um das alles zu verstehen, aber ihr Griff festigte sich und sie hauchte ein leises „Danke“ in den Wind.
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Soooooooo. An mein Wichtelkind: Ich hoffe die Geschichte hat dir zugesagt, auch wenn die beiden nicht direkt ein Paar geworden sind. <3
©SarahSunshine