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Hexenfieber

Final Fantasy mal anders
von

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Behandlung oder Vorahnung?

Kapitel Fünf: Behandlung oder Vorahnung?....
 

....
 

Der Fremde erwartete sie am Ufer. Er war gekleidet wie alle Bauern, in Loden und Holzschuhe. Das Einzige, was ihn von Anderen unterschied, war ein Tuch, das er etwas ungeschickt um eine Hand gewickelt hatte. Er war rot im Gesicht und schwitzte, man sah ihm an, dass es ihm nicht gut ging.

"Willkommen!", sagte Rufus kühl und betrachtete den Fremden, der nur einen undeutlichen Gruß murmelte.

"Bist du nur hergekommen, um mich zu besuchen, oder hast du ein Anliegen?", kam nach kurzer Zeit die ruhige Frage des Blonden.

"Das kommt ganz darauf an... Bist du der kluge Rufus?", sah ihn der Fremde fragend und unsicher an.

"Und wenn das so wäre?" Der Blonde legte den Kopf schief und zog eine seiner Augenbrauen in die Höhe.

"Ich habe einen kranken Finger...", meinte der Fremde nur und hob demonstrativ die eingewickelte Hand an.

"Dann geh zum Pfarrer!", war die schroffe Antwort des Blonden.

Der Verletzte sah ihn vollkommen verdutzt an. "Zum Pfarrer? Wieso denn das?" Die Frage strotzte geradezu vor purer Verwirrtheit.

"Dort drüben", sagte Rufus und wies zum Sund hinüber, "dort drüben haben sie erst vor ein paar Tagen eine Frau verbrannt. Sie hatte weiter nichts getan, als Leuten geholfen, die sie darum baten... Aber der Pfarrer ließ den Henker aus Ford Condor kommen und die Menschen, denen sie geholfen hatte, waren die Ersten, die sie anklagten. Ich habe keine Lust, der Nächste zu sein, den sie verbrennen."

"Aber ich würde doch nie...", schüttelte der Fremde nur den Kopf.

"Und ob du würdest, wenn das Hexenfieber erst einmal ausgebrochen ist... Lass mich den Finger sehen!", verlangte Rufus dann ernst und sah ihn dementsprechend an.
 

Der Mann nickte ergeben und wickelte vorsichtig den Lappen von der Hand. Sein Zeigefinger war prall wie eine Wurst und bläulich rot. Die ganze Hand und der Unterarm waren so angeschwollen, dass er die Finger nicht mehr krümmen konnte.

Rufus schob behutsam seine Hand unter die Hand des Verletzten und hob sie leicht an.

"Wie lange läufst du schon damit herum?", fragte er an den Anderen gewandt und besah sich die Hand.

"Ich weiß nicht. Vielleicht acht oder zehn Tage. Ich habe mir den Finger an einem Wagenbeschlag aufgerissen...", erklärte dieser ruhig.

"Komm mit!"
 

Reno hatte Rufus noch nie mit so strenger Stimme sprechen gehört. Der Blonde ging voran. Er lief so rasch, dass der Fremde und Reno ihm kaum folgen konnten.

Rufus schob, in der Hütte angekommen, den Tisch und einen Schemel zur Tür, damit er besser sehen konnte.

"Setz dich und leg den Arm auf den Tisch.", verlangte er kühl.

Er ging zu der Truhe mit den Eisenbeschlägen und kam mit ein paar Salbentöpfchen, einigen getrockneten Blättern und einem zusammengerollten Leinenstreifen zurück.

"Der Finger muss geschnitten werden. Kannst du Blut sehen, mein Kleiner?", wandte er sich fragend an Reno.

"Ich weiß nicht... Daheim habe ich ja öfters welches sehen müssen.", nuschelte Gefragter nur leise in seinen nicht vorhandenen Bart hinein.

"Gut! Wenn nicht, lernst du es jetzt, und das ist nur nützlich. Aber vielleicht sollte ich dich auch davon fernhalten. Wer weiß..."

Er ging wieder zur Truhe, diesmal brachte er eine Eisenschale mit, die er dem Rothaarigen reichte.

"Halte sie unter den Finger. Aber es wird schlimm aussehen!"

Danach wandte er sich zum Tisch und wickelte den Leinenstreifen auf. Ein Messer kam darin zum Vorschein.

Es war nicht groß, aber blank und auf beiden Seiten scharf geschliffen. Er griff nach dem Arm des Mannes und legte ihn so auf den Tisch, dass die Handfläche nach oben gerichtet war, aber Hand und Finger über die Tischkante ragten.

Mit einer Hand presste Rufus den Arm des Kranken fest auf die Tischplatte, mit der anderen hielt er das Messer.

"Schau weg und halte still!", befahl er.

Der Blonde setzte das Messer unten am Finger an, dann drückte er zu. Mit einer langen, gleitenden Bewegung schnitt er das Fleisch bis zum Knochen auf.

Blut und Eiter quollen hervor und spritzten in die Schale. Rufus presste mit beiden Händen den Arm des Mannes und drückte mit kreisenden Bewegungen Blut aus Arm und Hand. Schon lange hatte Reno sich abgewandt.

"So, das ist genug! Stell die Schale nach draußen."
 

Reno taumelte aus der Hütte und setzte die Schale ins Gras. Sein Magen krampfte sich zusammen. Der Rotschopf drehte sich mühsam um und übergab sich.

Als er in die Hütte zurück kam, war Rufus gerade dabei, die Salbe auf die Wunde zu streichen. Er legte ein paar getrocknete Blätter darauf und darüber einige frische, die er auf dem Weg zur Hütte von einem Busch abgebrochen hatte.

Zum Schluss riss er das Tuch des Mannes in Streifen und wickelte diese zu einem Verband um den Finger.

Dann richtete er sich auf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. "Mehr kann ich nicht tun", sagte er. "Vielleicht wirst du gesund, vielleicht auch nicht. Komm in vier Tagen wieder. Mir fehlt Salz, bring mir etwas mit."

Der Fremde hatte kein Wort gesagt, seitdem er die Hütte betreten hatte. Er hatte nur gestöhnt, als Rufus mit der Beschnittung des Fingers begann und jetzt blickte er den jüngeren Mann an.

Sein Gesicht war vorher rot und fiebrig gewesen, jetzt war es leichenblass und die Schweißtropfen rannen ihm über die Wangen.

"Ich habe dir Käse mitgebracht. Ich wusste nicht..." Er zog mit der gesunden Hand ein Stück fetten, gelben Käse aus seiner Jackentasche.

"Gut, bleib sitzen und ruh dich ein bisschen aus. Ich werde dir ein Getränk zubereiten, damit du für den Heimweg wieder zu Kräften kommst."

Rufus ging zur Feuerstelle und entfachte die Glut. Dann kramte er in der Truhe herum und brach ein paar Kräuterstängel aus dem Büschel, das von der Decke herabhing.
 

Währendessen ging Reno wieder hinaus an die frische Luft. In seinem Magen rumorte es leider immer noch. Er sehnte sich nach einer Brise, um sein Gesicht zu kühlen.

Die Hitze lastete schwül und drückend über dem Hang und der rothaarige Wuschelkopf hatte Kopfschmerzen.

Bald darauf kamen auch die beiden Männer hinaus. Der Fremde hatte wieder Farbe bekommen und seine Augen blickten ruhig.

"Mach du ein Feuer zwischen den Steinen, Reno. Ich begleite den Mann noch ein Stück."

Rufus' Stimme klang jetzt ganz anders, nicht mehr so schroff und barsch wie zu Anfang, als der Fremde bei ihnen aufgetaucht war, und Reno war froh darüber.

Als der Blonde zurückkam, brannte ein Feuer zwischen den Steinen, genau wie er es von dem Jüngeren verlangt hatte.

Der Himmel war inzwischen fast schwarzviolett und über dem Hügel lastete eine drückende Stille. Das Unwetter konnte jeden Augenblick losbrechen.

Rufus nahm die Schüssel mit Blut und Eiter und leerte sie ins Feuer. Es zischte und spritzte und das Feuer schien zu erlöschen. Doch dann schlugen die Flammen wieder in die Höhe und der Ältere legte die Schale umgedreht auf die drei Steine ins Feuer.

Auch das Messer hielt er kurz in die Flammen.

"Warum tust du das?", fragte ihn der Rote verwirrt und neugierig zugleich.

"Ich weiß nicht, aber ich mache es immer so. Vielleicht, weil ich mir denke, dass das Feuer das Übel verbrennt. Schaden kann es ja nicht... Wenn die Priester glauben, dass das Feuer die Seele reinigt, dann wird es wohl auch mein Messer reinigen."

Da zuckte der erste Blitz über den Himmel und der Donner grollte zwischen den Höhenzügen am Fjord...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Pentragon
2010-06-21T14:55:13+00:00 21.06.2010 16:55
Urgh, ist schon reichlich eklig. Aber andererseits war es wohl das Beste, was man mit so einem Finger tun konnte. Die scheinen ja irgendwo im Mittelalter zu leben, jedenfalls zu einer zeit, wo es noch keine ausgefeilten Heilmethoden gab. Und da ist es wirklich besser, den Finger zu amputieren als dass sich die Entzündung über den ganzen Körper ausbreitet.


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