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Hexenfieber

Final Fantasy mal anders
von

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Große Erkenntnis

Kapitel Drei: Große Erkenntnis....
 

....
 

Das Haus lag jetzt im Schatten, aber die Hügel auf der anderen Seite des Fjords waren noch in Sonnenlicht getaucht. Draußen im Fjord hatten die Möwen einen Fischschwarm entdeckt und ihr gellendes Kreischen bildete einen eigenartigen Gegensatz zu dem weichen Glanz ihres Gefieders.

Der junge Mann und der Junge hatten ihre Mahlzeit beendet. Schweigend saßen sie da und sahen den Möwen zu.

Der eine schwieg, weil er in Gedanken versunken war, der andere, weil er zum ersten Mal seit langer, langer Zeit richtig satt geworden war.

Eine Bewegung im Gras schreckte sie auf und Beide wandten die Köpfe. Es war ein Tier, das vorsichtig näher schlich. Reno wagte sich nicht zu rühren, aber der blonde Mann streckte ruhig seine Hand nach hinten aus, griff nach den Fischköpfen und den Innereien und reichte sie dem Tier.

Es schnappte hastig danach, wieder raschelte es im Gras und dann war das Tier verschwunden.

"War das nicht ein Fuchs?"

Reno hatte die ganze Zeit die Luft angehalten und auch jetzt wusste er nicht sicher, ob ihm die Einbildung nicht doch einen Streich gespielt hatte.

"Ja, es war ein Fuchs.", antwortete Rufus ruhig.

"Und der kommt zu dir und frisst dir aus der Hand?" Der Rothaarige machte ein erstauntes Gesicht.

Darauf kam von dem Blonden nur ein Nicken und ein leises "Ja."

"Aber wie ist das möglich, hast du eine besondere Macht über Tiere? Bist du auch ein Hex... ich meine, ob du auch...", brach der Kleine seinen Satz irgendwie noch ab.

"Wenn du es als Teufelswerk betrachtest, dass ich mich um einen verletzten jungen Fuchs gekümmert habe, dann bin ich vielleicht, was du meinst....

Ich fand ihn im Frühsommer, er war krank. Ich brachte ihn hierher und pflegte ihn, bis er wieder gesund war. Eine Weile blieb er noch in der Nähe der Hütte, dann war er plötzlich verschwunden. Aber seither kommt er fast jeden Tag und holt sich sein Futter.", erklärte der Blonde wiedermal ruhig.

"Kannst du auch Menschen heilen?" Wieder ein Nicken.

"Das verstehe ich nicht... Die Leute sagen doch, wer Krankheiten heilen kann, der kann anderen auch Krankheiten anhexen. Und es heißt, man müsse dem Teufel seine Seele verschreiben, um das zu können. Auch die Pfarrer sagen das."
 

"Ja, sie waren sogar die Ersten, die das behauptet haben!", Rufus' Stimme wurde lauter, als dieser es beabsichtigt hatte.

"Dann muss es doch stimmen, oder?", fragte Reno unsicher und legte den Kopf schief.

"Glaubst du wirklich, dass der Böse einem Menschen die Fähigkeit verleiht, Gutes zu tun? Die Pfarrer lehren uns, dass der Teufel nur das Böse will. Warum sollte dann ausgerechnet Er manchen Menschen die Fähigkeit verleihen, Schmerzen zu lindern und andere zu heilen?" Rufus verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Jüngeren ernst an.

"Na ja... Ich weiß auch nicht, warum die Leute so etwas sagen. Warum verfolgt man Menschen, die anderen helfen?" Reno wurde immer leiser und unsicher zumute.

"Die Leute sagen vieles. Vielleicht haben sie nur Angst. Nein, nicht vielleicht. Die Menschen haben Angst. Und wenn man Angst hat, braucht man Schutz. Und wenn man nicht einmal weiß, wovor man sich fürchtet, muss man eben etwas finden, gegen das man sich schützen kann. Aber es muss etwas sein, über das man Macht hat.

Es ist natürlich einfach, dem Teufel die Schuld zuzuschieben, wenn etwas schief geht. Aber den Teufel kann man nicht verbrennen oder bekämpfen. Da verbrennt oder bekämpft man lieber andere, die schwächer sind und über die man Macht hat." Bei diesen Worten klang Rufus wie gewohnt kühl, aber ehrlich.

"Wie meinst du das? Du redest so schwierig mit mir... Kannst du es nicht so sagen, dass ich es verstehe?"

"Also gut. Obwohl du noch ein Junge bist, hast du es schon selber erleben müssen... Als sie deine Mutter abholten und als du bei dem Feuer zu sahst, hättest du ihr doch gern geholfen, nicht wahr?"
 

Reno war von dem Gespräch so gebannt, dass er nur nicken konnte. Die Sonne war untergegangen und die weiße Sommernacht kam zwischen Baumstämmen herauf.

Vom Fjord erklang ein Vogelruf, leise und klagend, und in der Feuerstelle erlosch die letzte Glut.

"Warum hast du ihr nicht geholfen?", kam nach einer Weile des Schweigens Rufus' Frage.

"Weil... na ja, es waren eben zu viele, und sie waren alle stärker als ich. Ich hatte Angst."

"Aber wenn du größer und stärker gewesen wärst, hättest du sie gewiss niedergestoßen und umgebracht. Als ich dich fand und hörte, warum du fortgelaufen warst, verspürte ich selber die größte Lust dazu. Ich glaube, in jedem von uns steckt wohl ein Hexenjäger...

Aber wir sollten hineingehen. Nachts soll man schlafen, Morgen wirst du mir den Rest erzählen."

Sie gingen in die dunkle Hütte. Die warme, nach Kräutern duftende, Luft hüllte sie beide ein wie eine weiche Decke. Sie legten sich unter die Schaffelle, der Mann und der Junge. Die Sommernacht drang durch die offene Hüttentür und alles war friedlich und still.
 

Am nächsten Morgen standen sie früh auf. Draußen lag der Tau auf dem Gras und zwischen den Zweigen der Bäume spannten sich Spinnweben, in denen noch Tautropfen schimmerten.

Alles war still und friedlich. Reno fühlte sich sicher, hier würde ihn niemand finden.

Doch noch ehe die Sonne den Tau getrocknet hatte, merkte der Rotschopf, dass andere Rufus und seine Hütte sehr wohl kannten.

Der Blonde erklärte ihm gerade, wie er den großen Lachs räuchern wollte, da hörten sie Schritte auf dem Pfad. Ein Mann räusperte sich und es klang, als täte er es nur, damit sie ihn kommen hörten.

Sie traten vor die Hütte und da sahen sie den Fremden den Pfad heraufkommen. Er war noch jung. In seiner rechten Hand trug er ein zu einem Bündel geknotetes Tuch.

Sein linker Arm hing schlaff herab und sah merkwürdig verdreht aus.

Vorsichtig wich der Mann den Zweigen aus. Vor der Hütte blieb er stehen und begrüßte Rufus.

"Ja, Rufus, da bin ich wieder. Wie du siehst, ist es mit dem Arm wieder schlimmer geworden, wirst du mir helfen?"
 

"Komm nur herein, Henrik, und setz dich! Es ist kein Vergnügen, mit einem ausgekugelten Arm herumzugehen. Aber es ist dir ja schon so oft passiert, dass du dich vielleicht daran gewöhnt hast?"

Rufus lächelte kühl, aber der Fremde antwortete nicht, sondern trat in die Hütte. Man merkte, dass er schon früher hier gewesen war und sich auskannte. Vorsichtig legte er sein Bündel auf den Tisch und setzte sich auf einen Schemel.

"Ich habe dir ein paar Eier mitgebracht", sagte er. "Da, im Beutel, ich habe sie dem Bauern gestohlen. Schließlich habe ich seinem Pferd den verrenkten Arm zu verdanken. Da ist es wohl nicht so schlimm, dass ich die Eier mitgenommen habe."

Er sah neugierig zu Reno hinüber. "Hast du dir einen Gehilfen genommen?", fragte er und drehte sich nach Rufus um.

"Vergiss lieber, dass du ihn gesehen hast!", erwiderte dieser ruhig. "Es geht niemanden etwas an, dass er hier ist. Und nun zieh dein Hemd aus, damit wir den Arm wieder einrenken können!"

Der Mann fingerte mit einer Hand an den Knöpfen herum, Rufus musste ihm helfen, denn mit dem schlimmen Arm konnte der Fremde ja nichts tun.

Er stöhnte vor Schmerzen auf, sobald Rufus seinen Arm berührte, aber schließlich stand er doch mit bloßem Oberkörper bereit. Rufus ließ seine Finger über die Schulter und den Rücken des Fremden gleiten.

Reno ging zur Tür, er wollte die Qualen des Mannes nicht mitansehen, aber davonlaufen mochte er auch nicht. Gebannt beobachtete er Rufus' Finger. Sie fühlten, drückten, untersuchten die Kranke Schulter und es schien, als gehörten sie gar nicht mehr zum Blonden, als wären sie selbstständige, lebendige Wesen, die über Arm und Schulter glitten.
 

Dann legte sich Rufus' rechte Hand auf den Oberarm des Mannes und hielt ihn fest. Die andere legte sich auf die schlimme Schulter.

Danach ging alles so rasch, dass Reno es kaum erfassen konnte. Plötzlich verdrehte Rufus den Arm leicht und gab ihm gleichzeitig einen kurzen, harten Ruck.

Der Mann brüllte vor Schmerzen auf und fiel vornüber auf den Tisch. Und schon saß der Arm wieder richtig in der Schulter.

Der Fremde war auf den Schemel zurückgesunken. Er sah ein wenig mitgenommen aus und schnappte nach Luft. Dann trocknete er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, hob den Kopf und lächelte schwach.

"Ich glaube, jetzt hast du mir schon zum fünften Mal den Arm wieder eingerenkt. Aber ganz habe ich mich noch nicht richtig daran gewöhnen können. Trotzdem danke ich dir."

"Vielen Dank für die Eier.", entgegnete Rufus. "Ich packe sie gleich aus, damit du dein Tuch wieder mitnehmen kannst."

Kurz darauf standen Rufus und Reno vor der Hütte und schauten dem Mann nach, der den Pfad hinunter ging. Sie hörten, wie er zu pfeifen begann.

"Ich habe ihn gern.", meinte Rufus dann leise. "Er ist ein tapferer Bursche. Es tut schrecklich weh, wenn einem die Schulter eingerenkt wird. Er hat mir übrigends geholfen, mein Boot zu bauen."

Rufus wandte sich um und ging in die Hütte, Reno blieb draußen stehen. Immer wieder hörte er die Worte, die der Ältere gesagt hatte: "Ich habe ihn gern."

Und langsam wurde ihm bewusst, dass es etwas Großes war, wenn Rufus einen gern hatte.

Er stand noch auf demselben Fleck, als der Blonde aus der Hütte kam und ihn fragte, ob er mitkommen wolle zum Fischen...



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