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Dark Destiny

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von

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Prolog


 

Dark Destiny

Prolog

Ein grüner Lichtblitz, verblassende Smaragdaugen und Schreie der Verzweiflung hatten das Ende des Krieges eingeläutet.

Sie erinnerte sich an ihren eigenen Schrei, tonlos vor Entsetzen.

Harry Potter war gefallen und Voldemort triumphierte unter den Jubelrufen seiner Anhängerschaft.

Die Prophezeiung, in die so viele Menschen ihre Hoffnung gesteckt hatten, war nicht eingetroffen. Und nun verloren sie alle zur gleichen Zeit ihren Mut, ihre Entschlossenheit und ihren Kampfeswillen.

Nichts würde jemals so sein wie zuvor.

Alle wussten es.

Und so begann der Anfang vom Ende.


 

Part 01: Hermine Granger


 

Dark Destiny

Part 1: Hermine Granger
 

Hermine presste ihre Zähne in das zarte Fleisch ihrer Unterlippe und versuchte damit, sich krampfhaft von dem stechenden Schmerz in ihrem Arm abzulenken. Der metallische Geschmack ihres eigenen Blutes war dabei jedoch wenig hilfreich.
 

Lucius Malfoy hatte heute Abend und damit zum wiederholten Male eine große Feier gegeben. Seit man ihn in Voldemorts engen Beraterstab erhoben hatte, gab es solcherlei Festlichkeiten nun fast täglich.
 

Alle Anwesenden waren innerhalb von kürzester Zeit volltrunken gewesen und begannen damit ihre überschüssige Schadenfreude an Hermine abzureagieren, die für das Servieren der Getränke zuständig war. Besonders schlimm waren nicht das Essen, was man ihr an den Kopf warf, oder die entwürdigenden Beleidigungen, in denen die Todesser sehr kreativ sein konnten. Nein, es waren vor allem die unsittlichen Berührungen, die Hermine Angst machten.
 

Sie verdankte Narzissa Malfoy, dass sie diesem Wahnsinn fürs Erste entkommen war.

"Noch während sie dich als Schlammblut beschimpfen, grapschen Sie dir zwischen die Beine. Was ist nur aus diesem Haus geworden, dass Lucius solch widerwertiges Volk zu uns einlädt?", fauchte die schlohblonde Hausherrin aufgebracht, konzentrierte sich dennoch perfekt auf den Heilzauber für Hermines misshandelten Arm.
 

Das diese Frau sie mit solch einer Inbrunst beschützte und ihr half, war für Hermine immer noch ein kleines Wunder. Wirkte die Blondine in der Öffentlichkeit eher herablassend und unterkühlt, so war insgeheim viel Verständnis und Fürsorge in ihrem Herzen verborgen. Vielleicht lag es auch daran, dass sie ihren Sohn nur noch selten zu Gesicht bekam. So oder so, war es Hermine Willkommen.
 

"Es geschieht mir nur recht.", erwiderte die Brünette verbittert. Sie sagte es nicht bloß wegen ihrer antrainierten, devoten Haltung, auf die Lucius Malfoy soviel wert legte. Es war ihre eigene Überzeugung, dass dieses Leben die gerechte Strafe für ihr Versagen in der letzten Schlacht gewesen war. Sie hatte Voldemorts Machtübernahme nicht verhindern können und doch überlebt, dafür musste sie nun leiden.
 

"Selbstmitleid ist ein Luxus den sich Ladys leisten können, nicht jedoch eine Untergebene.“ sagte Narzissa streng.
 

"Trotzdem muss ich mich damit abfinden. Mir einzureden, dass es sich irgendwann ändert, hilft mir schließlich auch nicht weiter."
 

Narzissa seufzte resigniert und ließ von Hermines Arm ab. Der Schmerz war verschwunden, doch Hermine rieb sich über das frisch verheilte Fleisch. Sie presste ihren Arm an ihre Brust, als wäre er ein ihr kostbarer Schatz. Sie wünschte sich so sehr, dass dies alles nur ein Albtraum sei und zwickte sich in die Haut. Doch, wie auch schon tausende Male zuvor, sie wachte nicht auf. Nichts war mehr so, wie es war.
 

Narzissa legte eine Hand auf Hermines Schulter und massierte sie leicht, um ihr ein wenig Trost zu spenden. Es half ein wenig, denn es gab ihr das Gefühl nicht völlig von aller Welt verlassen worden zu sein, aber an ihrer Situation änderte diese Geste nichts.
 

"Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass alles besser wird, doch ich fürchte, das wäre gelogen."
 

Erneut breitete sich eine Stille zwischen ihnen aus. Hermine starrte Löcher in die Wand, während ihre Gedanken durch ihren Kopf rasten. Es gab kein Entrinnen. Sie würde niemals ihr Glück finden. Ihr ach so wertvolles Wissen war vollkommen verschwendet und ihr Traum von einer glorreichen Karriere im arithmantischen Bereich war längst geplatzt.
 

Narzissa erhob sich von dem knarzenden Klappbett, auf dem Hermine schlafen musste und ging zur Tür. Bevor sie den Raum jedoch verließ, drehte sie sich noch einmal zu Hermine um und sagte mit sanfter Stimme: "Morgen wird ein anstrengender Tag. Du solltest dich nun ausruhen."
 

Die Brünette nickte, doch sie war sich sicher, dass sie heute Nacht kein Auge zutun würde. Morgen hatte Lucius Malfoy nicht nur seine engsten Vertrauten, sondern auch den Dunklen Lord persönlich eingeladen, das Monster, das ihr Harry genommen hatte.
 

Narzissa schloss die Tür und nur schwaches Mondlicht erhellte noch die kleine Kammer. Bedächtig legte sich Hermine auf der schäbigen Matratze nieder. Erst jetzt kamen ihr die Tränen, die sie schon eine Weile lang zurückhielt. Vor ihren Besitzern, selbst vor ihrer geschätzten Hausherrin, erlaubte sie sich nicht, zu weinen.
 

Um ihr Elend zu verstärken, formierten sich in ihrem Kopf die Bilder, die sie ihren Lebtag nicht mehr vergessen würde: Der Moment in dem Harrys Augen glasig wurden, noch bevor sein Körper auf den Boden aufschlug. Sie hörte noch immer die Schreie der Verzweiflung und dann diese gräßliche Stille, als alle realisierten, dass der letzte Kampf entschieden war, gerade so, als habe die Welt den Atem angehalten, wissend, dass nun eine neue Zeit angebrochen war.
 

Sie erinnerte sich an Rons warmes Lächeln, als sein Kopf auf ihrem Schoß gebettet war, und an seine letzten Worte. Wie froh er doch sei, dass er sie hatte beschützen können. Er konnte nicht ahnen, wie sehr sie sich seitdem wünschte, sie wäre an jenem Tag mit ihm gestorben.
 

Es hatte sich so viel geändert.
 

Bilder von noch mehr geliebten und gefallenen Menschen überfluteten ihren Geist. Tonks und Remus, die so tapfer gekämpft hatten, bis die gewallte Macht der Todesser über sie niedergebrochen war wie ein Taifun. Die Weasleys, die bis auf Molly und Percy ihr Leben im Kampf gelassen hatten - es hatte Molly den Verstand gekostet. Neville Longbottom, der sich wacker geschlagen hatte, ebenso wie Luna Lovegood. Hermine hatte sie alle sterben gesehen.
 

Auch Bilder von Snape drängten sich ihr auf. Der Mann, der Dumbledore getötet und hinterher unter dem Einfluss von Veritaserum beteuert hatte, dass es ein ausgeklügelter Plan des ehemaligen Direktors gewesen war. Niemand hatte ihm diese Geschichte so richtig abgekauft, doch in der letzten Schlacht hatte auch er sich bewiesen und unter Einsatz seines Lebens gekämpft wie ein tosender Orkan. Viele Todesser waren durch seine Hand gefallen.
 

Es gab Gerüchte, dass er noch lebte und eine "gerechte Strafe" erhalten hätte. Was immer das auch bedeuten mochte.
 

Mit diesen Gedanken im Kopf, übermannte sie schließlich doch ein traumloser Schlummer.
 


 

***
 

Am nächsten Morgen wurde Hermine durch ein penetrantes Klopfen an ihrer Tür geweckt. Sie schlüpfte zügig aus dem Bett und öffnete dem ungeduldigen Draco Malfoy die Tür. "Mylord?", fragte sie höflich, die Abgeneigtheit gegen ihren ehemaligen Mitschüler unterdrückend.
 

"Nächstes mal etwas schneller, Granger. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.", raunzte der Blondschopf und betrachtet mit sichtlicher Abscheu die heruntergekommene Kammer der ehemaligen Hexe. Es war mittlerweile eine Seltenheit geworden Draco Malfoy in Malfoy Manor zu sehen. Seit einem Jahr vergnügte sich der einzige Spross der Familie in der Weltgeschichte auf Kosten seiner Eltern. Seine Ambitionen im Kreis der Todesser aufzusteigen hatte er weitestgehend nach hinten verschoben, was besonders Lucius Malfoy ärgerte, ihn jedoch nicht davon abhielt seinen Sohn weiterhin finanziell zu fördern.
 

"Natürlich nicht, Mylord."
 

Draco schnaubte gehässig. "Wie auch immer, Vater will, dass du dich umgehend im Salon meldest. Es geht um die Vorbereitungen für das heutige Festessen."

"Sehr wohl, Mylord."
 

Draco betrachtete seine ehemalige Mitschülerin mit einer Mischung aus Häme und Geringschätzung, bevor er sich wortlos umdrehte und im Korridor verschwand. Hermines ehemalige Wut auf den hochnäsigen Slytherin war jedoch schon längst verpufft. Draco Malfoy war nur das Geringste ihrer Probleme. Außerdem hatte sie sich schon längst an das Katzbuckeln gewöhnt.
 

Sie schloss die Tür und schlüpfte schnell aus ihrem verwaschenen Nachthemd, um sich anschließend ihr Dienstmädchenkostüm anzuziehen, das klischeehafter Weise aus einem langen, schwarzen Baumwollkleid, einer weißen Rüschenschürze und einer ebenso weißen Haube bestand. Geschwind kämmte sie sich ihre brünette Mähne und band sie zu einem dicken Haarknoten zurück, bevor sie sich zum Salon begab.

"Es wurde auch Zeit, Schlammblut.", knurrte der Hausherr. "Ich frage mich manchmal, ob du unser Arrangement nicht für einen kostenlosen Luxusurlaub hältst, so lange wie du immer schläfst!"
 

Der Hausherr holte weit aus und verpasste Hermine eine schallende Ohrfeige.
 

"Verzeiht, Mylord!", keuchte sie leise und widerstand dem Drang, sich ihre schmerzende Wange zu reiben. Sie kannte diese schlechte Behandlung, schon am frühen Morgen, nur zu Genüge. Lucius Malfoy drillte sie seit ihrer Ankunft allein mit Schmerz und verbale Erniedrigung. „Ich werde mich bessern.“
 

"Das hoffe ich für dich. Nun an die Arbeit mit dir. Dieser Raum muss bis 15 Uhr blitzblank sein. Und mit blitzblank meine ich, dass man vom Fußboden essen könnte, wenn man wollte. Anschließend kümmerst du dich um die Eingangshalle und zum Schluss deckst du den Tisch ein, haben wir uns verstanden?!"
 

Hermine nickte. Kurz darauf spürte sie, dass ihr Hausherr an ihr vorbei Schritt und sie hörte, wie sich seine Schritte entfernten. Erst dann traute sie sich auszuatmen und machte sich umgehend an die ihr aufgetragene Arbeit.

Part 02: Severus Snape

Dark Destiny

Part 2: Severus Snape
 

Düster waren die Kerker im Anwesen des Dunklen Lords. Die Luft roch nach feuchtem Moder und eine unbarmherzige Kälte kroch durch die Gänge, fraß sich regelrecht durch die dicksten Stoffe. Wenn sich Bedienstete hierher begeben mussten, bemühten sie sich ihre aufgetragenen Aufgaben so schnell wie möglich zu verrichten, um rasch wieder aus den dunkeln Gemäuern verschwinden zu können.

Die Abneigung gegenüber den Kellerräumen beruhte einerseits darauf, dass dort unten Nagini nach Ratten jagte und offenbar sogar auch einen Menschen nicht verschmähte, der dumm genug war, vor ihr hungriges Maul zu treten. Zum anderen war dies das Refugium eines mürrischen Zaubertränkemeisters, der es nur wenig schätzte, in seinem Heiligtum gestört zu werden. Es hielt sich unter der Dienerschaft das neckische Gerücht, dass es angenehmer wäre, von Nagini lebendig gefressen und verdaut zu werden, als sich einem Wortgefecht mit Severus Snape zu stellen.
 

Dennoch gab dieses Gerücht Severus nicht die ersehnte Ruhe, die er sich dadurch erwartet hatte.
 

„Ich hab hier wieder Aufträge für dich. Du solltest schneller arbeiten.“, spöttelte Wurmschwanz und warf eine dicke Pergamentrolle auf den Stapel der zu erledigenden Aufträge.
 

Severus gab sich nicht einmal mehr die Mühe aufzusehen, geschweige denn die Sticheleien mit einem abwertenden Kommentar oder einem Augenrollen zu quittieren. Sorgfältig hackte er weiter seine Baldrianwurzeln, bevor er sie in den brodelnden Kesseln über der Feuerstelle gab. Der darin befindliche Trank nahm kurzzeitig eine hellgelbe Farbe an, dann wechselte der Ton zu einem klaren Ocker. Zufrieden rührte Severus dreimal im Uhrzeigersinn und stellte den Kessel vom Feuer. Der Trank musste nun 2 Stunden ohne Wärmezufuhr ruhen, bevor er an ihm weiterarbeiten konnte. In der Zwischenzeit, würde er beginnen einen neuen Kessel Veritaserum anzusetzen, das ständig von ihm verlangt wurde. Da es eine Mondphase lang reifen musste, war es klug sich einen ordentlichen Vorrat davon zusammenzubrauen.
 

Severus hörte Wurmschwanz hinter sich wütend schnauben, doch er wusste, dass der Animagus sich nicht wagte, ihm gegenüber ausfällige Beleidigungen auszusprechen. Er hatte es einmal versucht und war aufgrund von mangelnder Sprachgewandtheit und armseliger Argumentation kläglich gescheitert. „Der Dunkle Lord will dich sehen.“
 

Die Jobberknoll-Federn, die der Tränkemeister gerade ob ihrer Qualität überprüft hatte, segelten zurück in ihre Aufbewahrungsgefäß. „Was will er denn jetzt schon wieder?“, fauchte er Wurmschwanz an, der sogar eingeschüchtert ein wenig zurückwich.
 

„Wahrscheinlich, wie an jedem Samstag, eine Bestandsauflistung.“, schnarrte Pettigrew.
 

Erstaunt warf Severus einen unscheinbaren Blick auf seinen Tischkalender. Tatsächlich, es war schon wieder Samstag. Er hatte scheinbar drei Tage und Nächte durchgearbeitet, um die Fülle an Aufträgen auf ein Mindestmaß zu reduzieren – mal wieder! Ein Blick auf den Auftragseingang teilte ihm jedoch unverkennbar mit, dass seine Mühen vergebens gewesen waren.
 

„Diese kleinen Exkursionen nach oben stören ständig meinen Arbeitsfluss…“ grummelte Severus genervt vor sich hin und machte sich mit wehendem Umhang auf den Weg nach oben, ohne Wurmschwanz eines weiteren Blickes zu würdigen.
 

Er passierte steinerne Korridore, die sich wie ein verzweigtes Labyrinth in der unteren Etage des großen Anwesens erstreckten und erklomm schließlich die Treppe, die ihn aus dem Keller hinaus zur Eingangshalle führte. Über einen smaragdgrünen, verstaubten Läufer schritt er in den Salon. Der Dunkle Lord und zwei weitere Zauberer, von denen Severus wusste, dass sie der Leiter der Abteilung für Außenpolitik und der für Innenpolitik des Zaubereiministeriums waren, saßen an der großen Ebenholztafel und gingen einige Schriften miteinander durch.
 

„Ah, Snape, genau zum rechten Zeitpunkt, Grimsby und Mablethorpe wollten gerade gehen.“, Die verwirrten Blicke der beiden Betroffenen sagten etwas ganz anderes, doch natürlich widersprachen Sie dem Dunklen Lord nicht. Eifrig erhoben sich die Herren von ihrem Platz, räumten ihren Papierkram vom Tisch in ihre Taschen und verabschiedeten Voldemort mit einem Auswuchs an Speichelleckereien, deren Ausmaße Snape auf den Magen schlugen.
 

Gelangweilt scheuchte der Dunkle Lord die Beiden aus dem Salon und widmete sich dann wieder dem Tränkemeister zu: „Wurmschwanz berichtete mir, dass du deine Aufträge nicht termingerecht erfüllst. Ist dem so?“
 

„Das mag durchaus sein.“, gab Severus trocken zurück. Früher hätte ihm solch eine provozierende Antwort ohne jedwede Rechtfertigung seines offensichtlichen Versagens mindestens einen Cruciatus eingebracht. Doch davor fürchtete er sich nicht mehr. Der Schmerz mochte vielleicht für die Dauer des Fluches unerträglich sein, aber es hörte auch immer irgendwann auf. Zudem konnte der Cruciatus wahnsinnig machen, was durchaus ein verlockender Gedanke war, für Jemanden, dem der Sinn im Leben fehlte.
 

Doch der Dunkle Lord griff nicht nach seinem Zauberstab. Stattdessen grinste er teuflisch, als lache er über Severus kärglichen Versuch, eine Bestrafung zu erhalten. „Erkläre, woran liegt das?“
 

„Unter anderem am Auftragsvolumen.“, erwiderte Severus leicht angesäuert. Vor allem aber an diesen sinnlosen Gesprächen mit Ihnen, die mir meine wertvolle Zeit und zudem auch noch die Nerven rauben, fügte er im Geiste hinzu. Drei Tage und Nächte hatte er durchgearbeitet ohne es zu bemerken und nun sollte er sich dafür rechtfertigen, dass er keine acht Arme hatte? War er wirklich wegen eines solchen Nonsens hier hoch beordert worden?
 

„Du bist also überfordert.“
 

Autsch! Zu Severus Leidwesen, kratzte diese spitze Bemerkung mehr an seinem Ego, als er erwartet hatte. Es hatte ihn nicht überfordert Dumbledores Doppelspion zu sein und auch auf diesen unerträglichen Potterjungen aufzupassen, der die Gefahr angezogen hatte wie das Licht die Motten, war kein unlösbares Problem gewesen. Aber nun sollte ihn das einfache Brauen von Zaubertränken überfordern? Die Erkenntnis war mehr als ärgerlich.
 

„Eventuell könnte ich ein wenig Unterstützung, was die Vorbereitung der Zutaten betrifft, gebrauchen.“, presste Severus hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. „Jemanden mit Ahnung vom Fach!“, fügte er schnell noch hinzu, bevor der Dunkle Lord auf die Idee kam, ihm die Ratte als Assistenten aufzuhalsen. Wurmschwanz war unfähig in seiner ganzen Existenz. Auf so eine Hilfe konnte Severus getrost verzichten.
 

Voldemort ließ seine Hand über die Kante des Ebenholztisches fahren. Seine obskur langen Fingernägel hinterließen dabei leichte Kratzrinnen auf der oberen Schicht der Tafel. „Ich weiß von jemandem im Hause Malfoy, der sich für diese Aufgabe eignen könnte.“
 

„Draco? Der ist durchaus passabel, aber ich glaube nicht, dass er sich protestlos unter meine Fittiche nehmen lässt.“ Es war sicherlich unter der Würde der Malfoys, einem Verräter zu assistieren.
 

„Er würde.“, sagte der Dunkle Lord bestimmt, wahrscheinlich nur um Severus noch einmal auf seine unangefochtene Machtposition Aufmerksamkeit zu machen. „Wie dem auch sei, es ist jemand anderes. Auch Sie war eine Schüler von dir.“ Ein süffisantes Grinsen zog sich über den lippenlosen Mund. „Die kleine, beste Freundin von Potter.“
 

Granger? Sie lebte noch? Severus dachte einen kurzen Augenblick darüber nach, ob er sie nicht doch im Getümmel der letzten Schlacht hatte sterben sehen, dann verwarf er diesen unnötigen Gedanken und überlegte, ob sie sich tatsächlich als eine gute Assistentin für ihn erweisen würde. Granger war durchaus begabt gewesen in seinem Unterricht und hatte stets solide Ergebnisse abgeliefert. Dies setzte voraus, dass sie ihre Zutaten den Anweisungen entsprechend präpariert haben musste, was wiederum für ihre Qualitäten sprach. Es gab aber auf der anderen Seite auch so viele Eigenschaften, die gegen sie sprachen: Ihre unmögliche Sturheit, diese übertriebene Emotionalität und dann noch das besserwisserische Gehabe, mit dem Sie selbst ihre Freunde zeitweise genervt hatte. Das würde er, trotz seiner unendlichen Geduld, nicht einen Tag lang ertragen können, ohne die kleine Göre eigenhändig zu erwürgen. Und dies würde ihn wieder allein vor dem riesigen Berg an Aufträgen dastehen lassen und somit hätte sich im Vergleich zu jetzt nichts geändert.
 

„Granger ist nicht geeignet.“, lautete deshalb Severus‘ Urteil. „Sie mag durchaus das fachliche Geschick mitbringen, doch sie ist viel zu emotional und stur. Das würde sich eher negativ auf meine Arbeitsgeschwindigkeit auswirken.“
 

Die Augen des Dunklen Lords verengten sich zu Schlitzen, doch sein Grinsen verbreiterte sich. „Du wirst dir heute Abend ein Bild über sie machen können. Heute Abend sind wir in Malfoy Manor eingeladen. Du natürlich nur als Mitbringsel, dennoch wird sich Lucius sicherlich freuen, dich wieder zu sehen.“
 

Severus knurrte. Irgendwie schoss ihm ein Bild von einem Geier, der sich an einem Stück Aas labte, in den Kopf. Es war Severus zuwider sich den Spitzfindigkeiten seines ehemaligen Todesserkollegen auszusetzen. Jedoch würden Voldemort seine Argumente bezüglich seiner Müdigkeit und seinem Unwillen Lucius Malfoy unter die Augen zu treten kaum überzeugen. Sie würden ihn wahrscheinlich nur noch zu weiteren Ärgernissen anstacheln. Was für eine Wahl hatte er also?
 

„Keine Einwände?“, sprach der Dunkle Lord süffisant, als habe er Severus‘ Gedankengänge erraten. „Gut, dann kannst du jetzt wieder deiner Arbeit nachgehen. Die Bestände zeigst du mir morgen.“
 

Grummelnd setzte sich Severus in Bewegung. Seiner Arbeit nachgehen? Mitnichten! Er würde sich jetzt erst einmal eine ordentliche Portion Schlaf genehmigen, um für den heutigen Abend gewappnet zu sein.
 

-TBC-



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von: abgemeldet
2010-05-12T08:38:13+00:00 12.05.2010 10:38
und wieder ein tolles kapitel! du hast snape und voldemort wirklich gut getroffen! allerdings weiß ich nicht, ob voldemort snape wirklich beim nachnamen nennen würde... das kam mir etwas seltsam vor...
aber ich bin schon gespannt auf snapes und hermines wiedersehen und ihre eventuelle zusammenarbeit ^^
Von: abgemeldet
2010-05-03T07:38:13+00:00 03.05.2010 09:38
hab diese Fanfic gerade erst entdeckt. gefällt mir sehr gut. Ich warte auf Fortsetzung :-)
Von:  Imp
2010-04-23T17:42:25+00:00 23.04.2010 19:42
Fu*** schon wieder nicht die erste -_-°

Nun immerhin kann ich es als erste lesen xDDD
Nun Snape ist mein Favo, von daher find ich das Kapitel automatisch supi ^^
Voldemort wirkt etwas ungewöhnlich, aber nicht OOC. Ich finde er bringt glaubhaft den zurückgekehrten Bösewicht rüber. ^^

*knuddel*
Von: Swanlady
2010-04-23T17:07:51+00:00 23.04.2010 19:07
Wieder ein sehr gutes Kapitel!
Es freut mich zu wissen, dass wenigstens Severus noch etwas Widerstand leistet. Ich hoffe, dass er Hermine wieder ein wenig aufbauen kann - ob nun beabsichtigt oder nur durch sein Verhalten. Das Zusammenarbeiten mit ihm würde sie auf jeden Fall ablenken. Ich bin gespannt, was du mit den Beiden noch vor hast. :)
Von:  EsistJuli
2010-04-22T18:27:05+00:00 22.04.2010 20:27
Huhu!
Wow, das ist echt mal ne coole Idee. Einfach mal das Ende ganz umdichten, find ich sau cool!
Auch wenn mir Hermine ja voll Leid tut.
Bin aber gespannt, was mit Snape passiert ist! Hoffentlich gehts ihm "gut"^^
Bin also gespannt, wies weiter geht.
Auch stilistisch Top, hab eigtl keine Rechtschreibfehler gefunden und so, alles supi! :)
Liebe Grüße!
Von:  Imp
2010-04-20T13:51:55+00:00 20.04.2010 15:51
So nun auch von mir ein Kommi ^^

Nun du weißt das Pairing gehört nicht grad zu meinen Favos, aber ich lass mir gern überzeugen. Und jetzt in der Aufbauphase des Pairings überzeugt mich wie immer dein Schreibstil.
Ich bin ziemlich gespannt auf Sev :3
Mach fix weiter.

*knuddel*
Von: abgemeldet
2010-04-20T13:03:07+00:00 20.04.2010 15:03
hey, das hört sich wirklich schon sehr interessant an! die ganze szenerie von voldemorts sieg und dem leben danach ist mal was ganz anderes, sowas hab ich noch nie gelesen! aber ich muss sagen, es gefällt mir wirklich gut ^^
deinen schreibstil find ich wirklich klasse, mach auf jeden fall schnell weiter!
lg kim
Von: Swanlady
2010-04-20T12:19:40+00:00 20.04.2010 14:19
Das klingt jetzt vielleicht sehr falsch, aber ich mag Geschichten, in denen Voldemort gesiegt hat... das gibt einem sehr viel Spielraum. :D Hermine muss wirklich schon sehr lange so leben, denn ich kann mir schwer vorstellen, dass sie sofort so devot geworden ist. Armes Ding.
Schöner Stil, liest sich sehr angenehm. Ich denke, ich werde dran bleiben. :)


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