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wo-men

wie ein J-Rocker zur Frau wurde
von

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20. - Shoppen mit Mama, Gespräch mit Papa

20. - Shoppen mit Mama, Gespräch mit Papa
 

Zero fühlt sich überfordert mit zwei Frauen
 

Der nächste Morgen war…ganz gut. Ich erwachte wie immer in Karyus Klammergriff, was mich gerade dezent mehr an einen Affen statt einer Giraffe erinnerte. Aber gut. Ich schälte und schlich mich vorsichtig aus seinen Armen beziehungsweise dem Zimmer und lief auf Toilette, um meinem morgendlichen Geschäften nachzugehen. Wenigstens ein was Gutes hatte diese Schwangerschaft…ich brauchte keine Angst vor meiner blutigen Woche haben, juhu. Freude pur. Selbst das hätte ich nun gern in Kauf genommen. Nichts gegen das Kind, ich hatte mich mittlerweile fast daran gewöhnt, Mutter, Vater was auch immer zu werden. Aber das dieses in…mir drin war, war mir irgendwie suspekt. Ich fand dieses Schwangerschaftszeug viel schlimmer als das „Endergebnis“. Wenn das Kind nur endlich da wäre… Am besten wäre es, ich würde aufwachen und es läge neben mir. Auf die letzten Monate hatte ich wirklich keine Lust. Schon gar nicht vor dem Horror im Kreissaal oder so…man hörte da ja so seine Schauergeschichten darüber…

Nicht, dass ich da zweiundzwanzig Stunden lang lag und mich krümmte vor Schmerzen oder so….bäh.
 

Ich wusch mir die Hände und ging im geliehenen Morgenmantel durch den Flur, als ich auf meine Mutter stieß. „Michio! Du bist ja schon wach. Guten Morgen, mein Schatz.“

„Guten Morgen Mama.“, ich drückte sie und küsste ihre Wange. „Warum bist du schon auf?“

„Ich mache euch Frühstück.“

„Ganz allein?!“

„Das ist doch nicht viel.“

„Doch…für so viele…komm, ich helfe dir.“

„Musst du nicht, Liebling.“

„Mach ich aber gern, und das weißt du.“, mit diesen Worten schob ich sie schon sanft in die Küche.
 

„Hast du gut geschlafen oder hattest du Shopping-Alpträume?“, fragte sie nach einer Weile, während sie das Brot schnitt. Ich blinzelte, ehe ich schmunzelnd weiter den Tisch decken ging. Als ich zurückkam, meinte ich: „Weißt du…Shopping-Alpträume eher nicht, nein…ich hatte nur kurzzeitig Angst um meine Sauerstoffzufuhr.“

„Warum denn das?“

„Mein Freund ist ein verdammt verkuschelter, mich zerdrückender Typ.“

Jetzt musste sie lachen. „Ich glaube, diesen Typen kannst du langsam wecken, Liebling.“

„Okay…kommst du soweit klar hier?“

„Ich bin fast fertig.“

„Okay, okay, war ja nur eine Frage.“, grinsend lief ich aus der Küche zurück ins Gästezimmer. Dort lag Karyu und hielt ein Kissen im Arm. Meins, wohlbemerkt. War das sein neuer Zero-Ersatz? Ich musterte ihn. Irgendwie erinnerte er mich an ein zu groß geratenes Baby. Fehlte nur der Teddy im Arm, und das er am Daumen nuckelte. Das würde ich ihm auch noch zutrauen, ganz ehrlich.

Vorsichtig kroch ich zu ihm und streichelte seine Wange. Keine Reaktion. Ich küsste seine Nasenspitze. Auch nichts. Na gut, dann halt….oh, ich grinste diabolisch. Fies wie ich war, ließ ich meine Hand unter sein Oberteil schlüpfen und kniff ihm in eine seiner Brustwarzen. Er zuckte und rollte sich ein. „Wie gemein…“, nuschelte Karyu leise ins Kissen.

„Selbst schuld, wenn du nur bei sowas reagierst.“

„Das ist aber unfair…das, und dass du schon aufgestanden bist…“

„Woher willst du das wissen?“

„Das Bett nebenan ist kalt…“, er tatschte auf meiner Decke rum, bevor er endlich die Augen öffnete und mich ansah. „Außerdem bist du angezogen.“

„Ja, wenn man eine Weile mit in der Küche steht, wird es da kalt im Morgenmantel, stell dir vor.“, entgegnete ich nüchtern. Darauf entgegnete er nichts, sondern kuschelte sich tiefer in die Decken. Blinzelnd zupfte ich an einer dieser. „Seit wann so ein Morgenmuffel? Das ist sonst mein Part.“

„Uhm…bin müde.“

„Jetzt steh endlich auf!“, überging ich sein Kommentar und setzte mich auf seine Hüften, blickte zu ihm hinab. „Mutter und ich haben uns viel Mühe mit dem Frühstück gegeben!“

„Okay, okay…“, murmelte er und strich sich seufzend durch die Haare. Langsam ging ich von ihm runter. Irgendwie war er heute komisch. Irgendwie anders als sonst, sonst knuddelte er mich ja ewig und drei Tage lang, ehe er sich mal erhob. „Naja…komm dann halt bitte.“, sagte ich in den Raum und lief wieder vor zur Küche.
 

„Da bist du ja. Papa, Nana und Saoto kommen auch gleich.“

„Hm, okay. Karyu ist irgendwie seltsam drauf.“

„Warum?“

„Er hat mich nicht umgeknuddelt.“

„Ich dachte, du magst das nicht?“

„Ja, wenn er es übertreibt…aber er macht das sonst immer…“

„Er ist sicher noch müde.“

„Aber er ist NIE länger müde als ich.“

„Ach was, natürlich kann er das auch einmal sein.“

„Hm…mal schauen…“, ich ging mir schon einmal meinen Platz suchen. Kurz darauf kam der Rest, auch Karyu. Er gähnte und fuhr sich durch die Haare, dann kam er zu mir und küsste mich kurz. „Morgen, Süße...“, er roch nach Zahnpasta. Ich betrachtete ihn fast schon besorgt. „Geht es dir nicht gut Yoshi?“ – „Doch, doch….bin nur extrem müde…“, nuschelte er und sank neben mir auf den Stuhl. Ich nickte verstehend.

Und dann aßen wir alle in Ruhe Frühstück. Nana schien schon munter zu sein, sie erzählte schon wieder wie ein Wasserfall. Ich hörte ihr mehr oder weniger nicht zu, sondern widmete mich meinem Essen. Karyu und mein Vater waren recht wortkarg, aber scheinbar waren sie wirklich müde. Mama schien auch schon recht munter, sie strahlte wie so oft. Saoto war sowieso ein ruhiger Mann. Ein Wunder, wie er es mit meiner Schwester aushielt. Aber Gegensätze zogen sich ja bekanntlich an.
 

Nach dem Essen fiel die gewohnte Abräumprozedur an, danach wurde ich schon von meiner Schwester und meiner Mutter je an einem Arm angepackt. „So…ich denke mal…auf geht’s!“

Ich blinzelte nur. „Wer bezahlt den Blödsinn eigentlich?“

Karyu fing an in seiner Geldbörse zu kramen. „Hier…ich hoffe das reicht…“, murmelte er und zählte nochmal durch. Meine Augen wurden entsetzt größer. „Ja aber…du sollst nicht immer alles zahlen!“

„Dann betrachte es als Leihe..“

„Uhm…“, dagegen konnte ich nichts mehr sagen.

„Ach was, wir bezahlen es dir. Immerhin zwingen wir dich ja dazu~“, freute sich meine Schwester. „Aha…“, meinte ich nur. „Wie kommen wir in die Stadt?“

„Ich fahre uns.“

„Ach so…na dann…“

„Na dann auf geht’s!“, Nanako war total euphorisch…irgendwie war das gruselig. Meine Mutter nickte und verabschiedete sich von meinem Vater. Ich trat zu Karyu und blickte zu ihm auf. „Naja…dann bis später.“, lächelte ich leicht. Komisch…in letzter Zeit war ich kaum ohne ihn irgendwohin unterwegs gewesen. Karyu lächelte sanft. „Bis später…“, wie als wäre ich eine Puppe, nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Es war so schön und ich wollte mich nicht mehr lösen. Doch Karyu tat es und nickte hinter mich. „Komm, sie warten.“

„Ich will nicht.“

„Doch, geh. Denk an das Baby. Und kauf neutrale Sachen, Pink oder Blau sind ungünstig, wenn man es nicht weiß.“

„Haha, Idiot.“

„Danke für das Kompliment. Und jetzt geh.“

Ich grinste nur und nickte, lief dann aber wirklich los. Auch wenn es mir wohl bemerkt schwer fiel, mich von ihm zu trennen. Auch wenn es nur für ein paar Stunden war.
 

~*~
 

Ich sollte erwähnen, dass ich glücklich darüber war, dass uns meine Mutter fuhr. Dass Nanako fuhr, hatte ich zum Glück vereiteln können. Dafür trotzte sie jetzt…aber lieber das, als die Kamikaze-Nana. Denn wenn einer ihr irgendwie blöd im Straßenverkehr daher kam, z.B. indem er ihr die Vorfahrt nahm, zu langsam war oder drängelte, da wurde sie total verrückt. Dann fuhr sie wie eine Irre, und das war nicht übertrieben. Ich wusste, dass so, wie sie jetzt schmollte, sie es sich nachher sicher nicht nehmen lassen würde, wenigstens rückzu zu fahren. Ich überlegte, ob ich dann nicht wenigstens den Bus nehmen sollte…

Es dauerte nicht lang, da waren wir auch schon in der Innenstadt. Mutter fluchte leise, weil sie keinen Parkplatz fand. Doch das war hier eigentlich immer so. Im vierten Parkhaus klappte es dann auch endlich mal und ich wusste spätestens jetzt, dass es keinen Weg gab, dem Shoppen noch zu entkommen. Nichts gegen shoppen, das tat ich ganz gern mal, dann aber lieber allein und auch aus anderen Gründen- wer hätte je gedacht, dass ich nach Babykram shoppen würde?! Ich sicher nicht! Nicht einmal im Traum oder Alptraum.
 

„Steig endlich aus, Michi. So groß ist dein Bauch noch nicht, dass du damit schon Schwierigkeiten haben könntest.“, nervte auch schon meine Schwester, die mir die Autotür aufhielt. Kurz funkelte ich sie an, dann stieg ich aus und lief vor zu meiner Mum, die nur schief lächelte. „Ach Kinder, vertragt euch doch wenigstens einmal. Ich dachte, das würde sich ändern, wenn ihr größer seid.“

„Falsch gedacht, liebe Mama. Zero und ich werden sich unser Leben lang so lieb haben~~“

„Ach herje. Aber gut, früher war es schlimmer…da war euer Bruder noch dabei, da gab es viel mehr Streit oder Unfälle…“

„Unfälle machte doch nur immer Michio. Bedenke, als er mit zwei im Krankenhaus lag, weil er angefahren wurde…“

„Hey, das weißt du auch nur, weil es dir erzählt wurde!“, fauchte ich sie an, doch Nana zuckte nur die Schultern. „SCHLUSS JETZT!“, ging Mutter mit einer Entschlossenheit dazwischen, die uns beide zusammenfahren ließ. „Ich will mit euch beiden shoppen, und das in Ruhe. Es ist schön, dass sich nicht viel verändert hat durch den neuen Körper was euer Verhalten betrifft, aber jetzt möchte ich einfach nur einmal in Ruhe einkaufen…mit zwei ERWACHSENEN jungen Damen. Danach könnt ihr gern wieder streiten.“

Mutter überraschte mich immer mehr. Sie fuhr selten, sehr selten aus der Haut. Und der Blick, den sie gerade draufhatte, ließ nicht nur mich verstummen und artig nicken. Das sie mich als Dame bezeichnet hatte, wog da nicht einmal mehr schlimm. „Ja Mama.“, kam es aus unseren beiden Mündern fast gleichzeitig.

„Danke. Und nun kommt, ich kenne einen schönen Klamottenladen, wo ich vorbeischauen möchte. Danach kommt gleich auf der Straße ein Babyfachwaren, da gehen wir dann auch rein. Oder habt ihr bessere Ideen? Vorschläge?“

„Mir ist das piep egal…“, erklärte ich nun wieder gelangweilt, „Ich komme einfach mit…ich kenn mich da eh nicht aus…“

Mutter nickte, doch Nanako redete gleich von irgend so einem Laden da, in den sie noch wollte. Der lag auch irgendwo auf der Einkaufmeile, wo wir wohl auch wieder hingehen würden. Die Leidenschaft und Vorfreude in den Augen der beiden machte mir übrigens Angst.
 

Wenig später standen wir in dem Geschäft von Mum. Nanako stellte überraschend fest, dass sie den Laden ja gar nicht kannte und was für schöne Sachen sie doch hier hatten. Und ehe wir uns versahen, wuselte sie auch schon umher und hatte Berge von Klamotten auf den Armen, die sie zur Umkleide trug wie eine Löwin ihre Beute. Ich blieb bei Mum und sah ihr zu. Sie hatte sich ein Oberteil herausgesucht, was ich mir durchaus an ihr vorstellen konnte. Lächelnd betrachtete ich sie. Sie war wirklich noch immer hübsch und jung geblieben. Sie bemerkte meinen Blick wohl und lächelte mich an. „Du musst nicht bei mir stehen Michio…schau dich auch ruhig um.“, meinte sie sanft und suchte nach ihrer Größe.

„Ich will aber nichts aus dem Laden…“, entgegnete ich nur und blickte mich um. Das meiste war einfach nicht mein Geschmack, eher für Mutter halt, oder Leute wie Nanako. „Ach, du hast dich doch noch gar nicht umgesehen. Mach nur mein Schatz, hier gibt es auch eine Schwangerenabteilung.“

„Da hab ich schon genug Sachen für.“, wiegelte ich schnell ab. Doch vergebens, „Was hast du genug?“, kam es von Nana, die wohl bereits was gekauft hatte, denn die Tüten in ihren Händen ließen ganz darauf zu schließen. „Schwangeren…zeugs…“, murmelte ich nur. „Ehrlich? Ach, genug kann man davon nie haben…vor allem wenn dann Hochsommer wird, da schwitzt man jeden Tag alles durch.“, und schon packte sie mich. Einen Wimpernschlag später stand ich vor der mir so gefürchteten Abteilung.

„Mach nicht so ein Gesicht, Michi! Oh schau, dass sieht doch schön aus!“, sie stürmte auf eine Kleiderstange zu, „Schau, sogar in schwarz. Da stehst du doch so drauf.“ Vorsichtig trat ich näher, lugte ihr über die Schulter. Zugegeben, so schlimm sah es nicht aus. „Hm…“, brummte ich nur.

„Oder hier! Das sieht auch aus, als wenn es sich noch sehr dehnen lässt…schau mal!“, grinsend zog sie es extrem breit, was mich die Stirn runzeln ließ. „Sag mal…was denkst du, wie fett ich werde?!“

„Keine Ahnung…vielleicht bekommst du ja Zwillinge! Oder mehr, Drillinge, Vierlinge…“

„Vergiss es! Eins ist schon zu viel!“

„Ach Mensch Zero, sag doch nicht immer so etwas! Karyu würde dich dafür hauen.“

„Er ist nicht hier.“

„Manchmal glaub ich, du kannst keine Liebe empfinden.“, seufzend hing sie die Sachen wieder weg. Kurz musterte ich Nana, dann atmete ich tief durch und griff nach dem Zeug. „Du weißt auch immer, wie du deinen Willen bekommst.“, murrte ich leise, aber nicht böse.

„Nicht unbedingt…ich will nur nicht, dass du so schlecht von deinem Kind redest.“

„Ich rede nicht schlecht…Ich sage auch zu Karyu Dinge, die ich nicht so meine.“

„Das musst du abstellen lernen. Karyu mag das verstehen, aber das Baby später Mal nicht, wenn es ein Kleinkind ist.“

„Ich weiß. Aber bis dahin ist noch seeehr viel Zeit um das zu lernen. Und nun sag….kann ich nun zurück zu Mum oder muss ich noch mehr kaufen, was ich eh nicht brauche?“

„Du wirst das brauchen!“

„Werde ich nicht, ich hab genug.“

„Notfalls bekommst du was von mir. Ich hab noch Schöne Zuhause, von damals.“, erklärte meine Mutter lächelnd, die zu uns gestoßen war. „Solange hast du die Sachen aufgehoben?!“, überrascht blickte ich sie an. „Ja…“, lächelte sie verlegen, „Ich…konnte es nicht wegwerfen. Einen Teil habe ich verschenkt an Freundinnen…aber manches habe ich aufgehoben. Ich dachte..naja…“

„Wie sieht es denn aus?“, wollte Nana wissen.

„Hübsch…also Michio könnte es durchaus anziehen. Sieht nicht irgendwie alt aus…keine Sorge, ich würde dir keine Omasachen anbieten.“

„Das würde ich auch nicht von dir erwarten. Du hast einen guten Geschmack Mama.“, erwiderte ich sanft und lief nun mit den anderen zurück. „Wirklich?“, kam es fast fassungslos von ihr, „Dabei hast du so schöne Sachen…oder deine Schwester…sowas gab es bei mir nicht damals…“

„Bei dir waren halt andere Sachen modern. Aber ich mag es, wie du dich anziehst, ehrlich. Und nun kommt, lasst mich den Mist endlich bezahlen.“, damit stiefelte ich auch schon zur Kasse.
 

Wenig später verließen wir den Laden- jeder dabei mehr oder weniger fröhlich mit Taschen in den Händen. Ich zählte mich zu letzterem, den weniger fröhlichen.

„Michi! Zieh nicht so eine Weltuntergangsfresse!“, schnauzte Nanako mich auch schon an, was ich nur mit einem Augenrollen kommentierte. Wiederwillig folgte ich ihnen die Straße entlang zu dem Babyfachgeschäft.

Doch als ich dort davor stand, dachte ich, ich wäre im falschen Film. Das Ding sah schon von draußen so riesig wie ein ganzes Einkaufszentrum aus.

„Und? Was sagst du Michi? Sieht doch vielversprechend aus.“, Nana strahlte wie verrückt.

„Ich wusste gar nicht, dass Japaner so gebärfreudig sind. Anders kann ich mir nicht erklären, wie die mit dem Teil Geld machen…“, murmelte ich nur trocken. „Ach was. Komm einfach mit und lass deine schlechte Laune einfach vor der Tür stehen. Denn: Eine glückliche Mama-“

„…bekommt eher ein glückliches Kind als eine schlechtgelaunte.“, unterbrach ich sie, immerhin kannte ich den Spruch mehr als zur Genüge. Karyu sagte ihn auch jedes Mal. Insgeheim war ich mir ja sicher, dass der Spruch nur dazu da war, um wütende, schwangere Frauen zu beruhigen. Den hatte sich sicher nur mal so ein verzweifelter Ehemann ausgedacht…

Ehe ich mich versah, nahmen meine Mutter und meine Schwester jede einen Arm von mir und gingen mit mir in das gewaltige Gebäude- auch von innen war es beeindruckend riesig.
 

„Eh…was wollen wir überhaupt alles?“, fragte ich vorsichtig, als mich die Anzeigetafel fast erschlug. So vieles, was es hier gab…und dass alles nur für Babys und Kleinkinder. Verdammt, ich hatte gerade wohl einen neuen Trend entdeckt; das Babyshopping.

„Naja…am besten, wir fangen mit Kleidung an, das kommt hier gleich als erstes…wir sollten zuerst auf der Seite bleiben und dann später dort drüben noch schauen, oder?“

„Ja, denk ich auch.“, stimmte Nanako zu, ehe sie laut aufkreischte. „Oh mein Gott! Schaut da vorn die süßen Strampler!! Kawaii!!!“, und schon wurden wir heftig von ihr mit gezerrt.
 

„Sag, ab wann erfährst du, ob Junge oder Mädchen?“

Nanako machte mir ehrlich gesagt Angst. Sie hatte so einen Feuereifer drauf, den ich nicht in der Form von ihr kannte… anscheint beschäftigte sie dieses…Thema. Eins war mir jetzt schon klar: Wenn sie jemals schwanger werden würde- ich würde definitiv nicht mit ihr einkaufen gehen!

„Weiß nicht…die Ärztin sagt, dass ist unterschiedlich…wenn das Baby günstig liegt oder so. Es gibt da keine festgelegte Zeit…“

„Schade…naja, egal. Schau mal, der ist doch süß.“

Ich musterte den Strampler, den sie mir hinhielt und runzelte die Stirn. „Naja ich weiß nicht…ich meine…weiß?“

„Wieso? Das kann man doch für beides nehmen.“

„Ja aber…das ist sicher schnell dreckig.“

„Ach was! Am Anfang trinkt das doch eh nur Muttermilch.“

Ich sah sie etwas geschockt an. „Ich dachte…die kann man auch mit der Flasche großziehen..?“

„Was?! Nein, das macht man nur, wenn man selber keine Milch hat oder das Baby es nicht will oder verwaist ist! Weißt du nicht, wie gesund Muttermilch ist?!“

„Ja aber…“, in meinem Kopf lief gerade ein schrecklicher Kinofilm ab. Ich sah mich auf der Couch sitzen und das Baby stillen, dann kam Karyu hinzu mit seinem lüsternen Blick und meinte etwas von er wolle auch mal kosten…Horror!
 

„Michio! Hörst du mir zu?!“

„W-was?!“

„Du alter Träumer. Jetzt sag endlich ob ja oder nein.“

„Ja, nimm den mit, von mir aus…“, murmelte ich nur und sah mich um. „Was sind denn neutrale Farben? Karyu meinte Lila…aber irgendwie find ich die Farbe bei Jungs schwul…“

„Ach wirklich? Warum trägst du sie dann nie?“, neckte Nana, der ich daraufhin eine Kopfnuss verpasste. „Blöde Kuh! Nur weil ich es bin, muss ich mein Baby nicht auch dahin erziehen!“

„Ach nein?“, sie sah mich ernsthaft verwundert an; ich erwiderte ihren Blick mindestens genauso verblüfft. „Nein…natürlich nicht...es soll später selbst entscheiden, wie es liebt und so…“, nuschelte ich zur Erklärung und betrachtete die Klamotten. Meine Mutter nickte. „Das ist ein guter Vorsatz.“

„Danke.“, ich lächelte sie an, „Ich hoffe, wir sind so gute Eltern wie ihr…ich möchte mein Kind auch so erziehen und unterstützen, wie ihr es getan habt.“

„Das ist lieb, Schatz. Aber du wirst eine noch bessere Mama werden, dafür sorgen wir.“

„Uhm…ich weiß nicht…“

„Nicht so pessimistisch! Wir schaffen das schon. Ist ja noch einiges an Zeit, aus dir eine vernünftige Mama zu machen.“

Ich seufzte nur, nickte dann aber. Vielleicht hatte sie Recht. Auch, wenn mir das Wort ‚Mama‘ bis heute nicht so wirklich gefiel.

„Tja….Babys machen ist nicht schwer…Eltern sein dafür umso mehr.“, grinste Nanako nur und suchte schnell den nächsten Babybody, bevor ich was Bissiges entgegnen konnte. „Schau! Das ist so ein Lila, das können auch Jungs anziehen.“

„Oder hier, das ist doch süß das Gelbe. Da ist sogar eine Sonne drauf.“, meinte meine Mutter. Ich sah zu Nanas, dann zu ihrem. „Das Gelbe gefällt mir besser.“, gestand ich ehrlich. „Püh.“, Nana hing den Body wieder weg. „Und das hier? Hellgrün. Ist doch auch schön.“

„Ja, dass schon eher.“, nickte ich nur und sah mich selbst mal um.
 

Nach einer Weile stieß Nanako wieder zu mir. „Zero schau mal hier, wie findest du-“, sie verstummte, als ihr mein breites Grinsen auffiel. „Was grinst du so schelmisch?“, fragte sie vorsichtig und folgte meinem Blick. Ich starrte noch immer den Body vor mir an, auf dem fröhlich eine Zeichentrickgiraffe auf einer Blumenwiese umher sprang.

„Den nehm ich auf jeden Fall mit!“

„Aber der ist doch hellblau…“

„Egal! Den gibt es nur in der Farbe und den will ich! Den können bei dem hellen blau auch Mädchen anziehen.“, grinsend nahm ich meine Beute und verstaute sie in dem Korb. Nanako zuckte nur mit den Schultern und ging mit mir Mini-Socken und Schuhe anschauen.

„Oh man…und sowas winziges soll jemanden passen?“

„Stell dir vor, sowas kleines hattest du auch einmal an.“, lächelte meine Mutter und suchte ein paar hübsche heraus. Ich entschied mich für welche mit kleinen Bauernhoftieren am Rand, die Zeige hatte es mir angetan…
 

Nachdem wir auch noch kleine Lätze und Mützen eingepackt hatten, entschieden die beiden Damen, mich in die Abteilung Möbel zu ziehen.

„Aber Mama…!“, wehrte ich mich, „Ich meine…Klamotten okay, dafür ist genug Platz im Schrank…aber schon Möbel?! Karyu und ich haben noch gar nicht groß weiter besprochen was- okay, er hat beschlossen, dass es zu ihm ins Haus kommt….aber trotzdem! Ich denke, dass sollte ich mit Karyu machen….es ist sowieso noch viel zu viel Zeit!“

„Ach was!“, unterbrach Nana und wank ab, „Stell dir vor, du hast ne Frühgeburt. Da ist das nämlich vielleicht schon in 2 Monaten da! Man muss immer weiter denken, Mi-chan.“

„Bitte?! Pflanz mir nicht noch mehr Sorgen in den Schädel!“

„Tu ich doch gar nicht. Ich wollte nur realistische Gedanken äußern…ich meine, du bist keine normale Frau, wer weiß, ob du da eine normale Schwangerschaft hast.“

Nun wurde mir langsam schlecht. Meine Mutter schien das zu bemerken. Sie nahm mich in den Arm.

„Keine Sorge, ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird. Nana macht sich zu viele Gedanken.“

„Aber Mama!“

„Nana. Mach deinem Bruder keine Angst. Er braucht jetzt deine Unterstützung, Sorgen hat er genug.“

„Okay.“, versöhnlich drückte Nana mich. „Und nun auf! Ich will Bettchen und andere süße Sachen anschauen!“ Damit stiefelten wir allesamt auch schon zu den Möbeln. „Oh schaut mal, die Bettchen!“, Nana war wieder einmal begeistert. Ihre euphorische Seite machte mir immer mehr Angst. „Toll. Betten. Gibt’s die auch neutral zu kaufen?“

„Haha, die sind alle gleich. Die Bettwäsche suchst du dir ja selbst aus, es geht um das Gestell. Und hier…“, sie deutete auf eines der Betten, „Sowas kaufst du bitte nicht! Nur mit Gitter. Sonst fällt es raus.“

„Haha, soweit hätte ich auch noch gedacht. Aber sag, woher beziehst du dein Basiswissen? Hast du dir heimlich schon ein Würmchen angeschafft?“, endlich wollte und konnte ich auch mal sticheln. Nana fand das aber nicht so witzig und steckte mir die Zunge raus. „Schön wärs…“, murmelte sie nur und begann sich weiter umzusehen. Verwirrt sah ich ihr zu. „Sie möchte scheinbar auch gern eins.“, erklärte meine Mutter mir leise. „Da kann ich doch nichts dafür, ich bin nicht ihr Mann.“

„Stimmt, aber etwas sensibler kannst du in der Hinsicht schon sein….die beiden sehen sich wirklich selten und wenn, dann ist Saoto wohl auch sehr erschöpft von Arbeit.“

Ich neigte den Kopf. Jetzt wo sie es sagte, Nanako hatte mir so etwas ähnliches ja auch gesagt…

„Hmm…na gut. Ich pass auf.“

Darauf lächelte meine Mama nur und schob mich sanft weiter. Nana rief uns schon wieder. „Sagt, wie findet ihr die beiden? Ich finde die schön und preistechnisch geht das auch noch.“ Ich blickte zu eben benannten Preis. Mir wurde fast schlecht und die Augen drohten mir aus dem Kopf zu stürzen. „BITTE?! Das nennst du geht noch?! Das hätte ich nie…also…für das Geld kann ich das selbst bauen!“

„Da schläft dein Kind dann aber eher wie ein Fakir auf einem Nagelbrett statt in einem ordentlichen Kinderbett. Und von unserem Budget aus gesehen ist das günstig.“

„Was bitte für ein Budget?! Seid ihr beiden Millionäre, von denen ich nichts wusste?!“

„Das nicht.“, unterbrach meine Schwester mich liebevoll lächelnd. „Wir nehmen es nur von deinem Konto.“

Nun starrte ich sie wirklich entsetzt an. „BITTE WAS!?“

„Nana, mach ihm nicht solche Angst.“, unterbrach uns meine Mutter, „Michio, sie meint das anders. Weißt du, ich und dein Vater haben für jedes von euch Kindern Konten anlegen lassen, als ihr geboren wurdet.“

„Ich weiß, das öffnete sich, als ich 18 wurde…sollte ich doch für meine erste Wohnung und so nehmen…“

„Genau. Wir haben euch Geld zurückgelegt…für eure ersten Wohnungen, für den Beginn eines Ehelebens oder für spätere Kinder…doch wart ihr erst 18, noch nicht einmal volljährig. Junge Menschen geben schnell alles Geld aus, denken noch nicht an Familienplanung und dergleichen, höchstens an die Wohnung. Und damit ihr später nicht ganz leer dasteht, haben wir extra noch etwas zurückgelegt.“

Ich staunte über die Erklärung meiner Mutter und dachte nach, bis mir ein Gedanke kam.

„Ja aber…ihr wusstet seit ich ungefähr 16 war, dass ich schwul bin. Ich wollte nie Kinder. Und heiraten auch nicht. Hättet ihr mir das Geld da etwa nie gegeben?“

„Doch, natürlich. Dein Vater und ich hatten erst vor einiger Zeit darüber diskutiert. Wir wollten es dir auszahlen…Doch da kamst du mit Yoshitaka zu uns und erklärtest, dass ihr beiden zusammen seid. Wir unterhielten uns danach wieder und kamen zu dem Entschluss, noch etwas zu warten, da du genug Sorgen hattest. Und dann…da warst du zur Tour und meldetest dich nicht. Und dann sagtest du auch schon wenig später, du seist schwanger. Besser hätte das gar nicht klappen können. Hätten wir es dir doch schon ausgezahlt, hätten wir dich ja jetzt gar nicht unterstützen können.“

Ich dachte über ihre Worte nach und nickte anschließend. Das ergab schon Sinn. „Na gut. Lasst uns mal schauen.“, damit wand ich mich auch schon Nanas Vorschlägen von Betten zu.

„Das Rechte ist schöner.“, meinte ich leise nach einer Weile. Das schien meine Schwester zu überraschen. „Ehrlich? Mir gefiel nun eher das hellere…“

„Schön, ich bin aber nicht du, mir muss es gefallen.“, erklärte ich den Sachverhalt und zog meine Nase kraus. „Lass ihn, Nanako. Er muss selbst wissen, was er möchte.“

„Genau.“, grinste ich, blinzelte dann aber. „Sagt mal…wie bekommen wir das Ding bitte in Muttis kleiner Karre nach Hause?!“

„Gar nicht~“, freute sich eben jene, bevor sie erklärte: „Ab einer bestimmten Anzahl von ausgegebenen Yen liefern sie hier umsonst.“

„Und lass mich raten…mit dieser Unmenge an Geld, dass wir allein für das Bett ausgeben werden, haben wir genau das erreicht?“

„Nicht ganz. Aber wir werden sie erreichen, denn wenn dir das gefällt, warte…“, sie riss einen der Nummernzettel ab und nickte zufrieden.

„Und wo lasst ihr das hinschicken? Zu Karyu?“

„Na klar. Ziehst du nicht zu ihm?“, Nana betrachtete mich.

„Zu ihm ziehen? Ehm..nicht wirklich…“

„Aber du warst doch ewig nicht mehr in deiner Wohnung. Sagtest du nicht außerdem, die Nachbarn beschweren sich bei jedem Geräusch?“

„Stimmt…Naja, ich muss mit Karyu darüber sowieso noch mal reden.“

„Wie du meinst. Auf geht’s, weiter geht‘s.“

„Wohin? Zu den Hochstühlen da vorn oder wie?“

„Nein, das braucht ihr für den Anfang noch nicht, da kann es eh noch nicht sitzen. Aber was ihr auf alle Fälle noch braucht, ist ein Wickeltisch.“

„Ach ja, ich vergaß…“, augenrollend lief ich meinen zwei euphorischen Weibern nach.
 

Und so suchten wir also noch einen Wickeltisch aus. Dann wollten sie noch, dass ich mir einen Kinderwagen suchte, doch da weigerte ich mich.

Würde ich jetzt wirklich schon fast alles im Alleingang kaufen, würde Karyu in Depressionen versinken. Ich war mir sicher- auch wenn es mit ihm genauso schlimm werden würde wie mit den beiden Damen hier, trotzdem wollte ich ihm nicht die Chance nehmen. Er hatte, wie ich ihn kannte, sicher Spaß daran und würde sich darauf freuen. Und wie gesagt fand ich den Kaufwahn der beiden sowieso übertrieben und viel zu früh.

Also gingen wir zu guter Letzt nach Bettwäsche und anderem Kram noch zu den Spielsachen. Ich war schockiert, wie viel es auch hiervon gab. An jeder Ecke starrten mich Plüschaugen an oder irgendein Teil summte eine nervige Melodie. „Würg.“, war alles, was ich hervorbrachte.

„Ach menno, Zero! Sei nicht so. Schau einfach, was dir gefallen würde…“

Blinzelnd blickte ich meine Schwester an, ehe sich ein dreckiges Grinsen auf meine Lippen stahl: „Ich bevorzuge aber anderes Spielzeug…“

Dafür erntete ich einen Schlag auf den Oberarm. „Das wollte ich nicht wissen, du Perverser. Und nun geh schauen, sonst kaufe ich dir das mit der grässlichsten und nervigsten Melodie, das ich finden kann.“
 

Eine Drohung, die wirkte. Schnell machte ich mich auf um irgendwas rauszusuchen. Doch wie viel würde ich brauchen? Ich kam an kleinen Musikmachern und anderem Kram vorbei. Sollte ich davon was mitnehmen? Der kleine Mond mit der Schlafmelodie war ja durchaus schön. Und laut Verpackung spielte er mindestens zehn verschiedene Lieder. Ergo würde ich nicht gleich wahnsinnig werden. Also angesackt und in den Korb gepackt. Ich kam zu Rasseln. Manche machten ebenfalls Melodien. Ich entschied mich für eine, die nur rasselte. Immerhin ging ich davon aus, dass unser Kind hoffentlich auch unsere musikalischen Gene erbte. Und da es hoffentlich nicht die ganze Zeit schrie, sollte es lieber rasseln. Später wenn es größer war, konnte es dann kleine Kinderinstrumente bekommen, wenn es wollte…

Bevor ich in noch mehr Tagträumen versank, riss ich mich los von dem Regal und lief weiter. Ein gelber Schnuller wanderte ebenfalls in den Einkaufskorb. Ich kam zu den Plüschtieren. Schnell war für mich klar, dass ich ein normales, ohne Musik kaufen würde. Doch welches?! Es gab so eine Unmenge an Plüschtieren, dass ich mich erschlagen fühlte. Wo sollte ich nur zuerst hinschauen? Manche waren zugegeben wirklich hübsch. Andere wiederum fand ich gruselig, vor allem wenn sie noch „I love you“ sagten oder dergleichen.

Aber dann fand ich zwei, die mir dermaßen gut gefielen, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte, sie anzustarren. Eine Ziege und eine Giraffe. Sie hatten auf mich diesen Kauf-mich-Faktor, weil sie erstens wirklich ansehnlich waren und ja…zweitens war ja klar.

„Michio? Hast du was gefunden?“

„Ja, ich hab mich entschieden.“, damit packte ich die beiden grinsend in meinen Korb. „Wir können zur Kasse, Schwesterherz.“
 

~~*~~
 

Karyu führt ernste Männergespräche
 

Seufzend sah ich den Frauen nach. „Da gehen sie, unsere besseren Hälften.“

„Ach was. Wir können froh sein, wenn wir auch mal unter uns sind.“, kameradschaftlich legte Zeros Vater mir eine Hand auf die Schulter. „Kommt mit ins Wohnzimmer, wir machen es uns bequem.“ Ich tat wie verlangt, Saoto auch. „Bier? Sake? Oder doch eher Cola, Tee oder Saft?“, bot er uns an. Kurz überlegte ich, entschied mich dann aber für Cola, immerhin war ich mit dem Auto da. Saoto ging es genauso und er wählte ebenso. Michios Vater brachte uns alles, er selbst trank Bier. Lächelnd stellte er es auf den Wohnzimmertisch, dann schaltete er das Radio ein, welches im Hintergrund vor sich daher dudelte. Ich liebte diesen Mann. Er machte die bisher doch etwas seltsame Stimmung weg und nahm uns allen vor dem anstehenden Gespräch das mulmige Gefühl. Seine unbeschwerte Art war einfach toll.
 

„So….“, begann er nach einer Weile und blickte uns an, scheinbar wusste er nun doch nicht, was er sagen sollte. „Habt ihr Fragen?“

Wir erschraken über Saotos Reaktion, der herzhaft loslachte. „Irgendwie benehmen wir uns wie Kinder.“ Er traf den Nagel auf den Kopf. Und gleichzeitig schnitt er das eigentliche Thema an…Kinder.

„Naja…wie soll ich denn anders anfangen?“, rechtfertigte sich Schwiegerpapa, „Das ist schon wichtig, so ein Gespräch. Als ich das erste Mal Vater wurde, stand mir das bei meinem Vater auch bevor.“

„Aha…also mein Vater hat mir nicht viel davon erzählt…“, murmelte Sao nachdenklich.

„Muss er ja nicht…aber ich denke, dass gehört sich so, von Vater zu Sohn…oder eben Schwiegersohn.“

„Über was genau reden wir jetzt eigentlich?“, wollte ich einfach mal wissen.

„Naja…bei mir damals war es so, dass ich meinen Vater mit Fragen löcherte. Und er mir lang und breit erklärte, wie es war Vater zu werden und was für eine Verantwortung man dann habe und…ach ich will euch nicht langweilen wie er mich damals. Stellt mir einfach Fragen, wenn ihr was wissen wollt.“

Ich überlegte. Es gab so vieles, das ich wissen wollte. „Wie…war es für Sie, als sie von Michio erfuhren?“

„Du, Yoshitaka, wir waren beim du; nicht Siezen. Wie es war? Ach, das war schön, das weiß ich noch heute ganz genau. Ich kam gerade von Arbeit nach Hause. Eri empfing mich so fröhlich und gut gelaunt, was mich verwirrte. Natürlich war sie immer gut gelaunt, aber an dem Tag noch mehr. Und nachdem ich mich aus der Jacke und den Schuhen geschält hatte, fiel sie mir um den Hals und flüsterte mir ins Ohr, dass sie schwanger sei. Ich konnte es erst gar nicht fassen und fragte nach. Sie erzählte, dass sie einen Test gemacht und dann beim Frauenarzt gewesen wäre. Wir freuten uns beide schrecklich darüber. Es war jedes Mal eine schöne Erfahrung, Vater zu werden, aber das erste Mal ist immer das prägendste, denke ich.“

„War das bei Nana dann auch so?“, wollte Sao interessiert wissen.

„Es lief ähnlich ab, ja. Unsere drei Kinder waren alles Wunschkinder, da freut man sich natürlich jedes Mal sehr, wenn…es geklappt hat.“

Nun wurde ich nachdenklich, was auch Zeros Vater zu merken schien. „Alles in Ordnung, Yoshitaka?“

„Hm? Ja, na klar.“, wiegelte ich ab, „Ich…hab mir nur gerade ausgemalt, wie das wohl später wäre, wenn mein Kind ankäme und wir uns über Wunschkinder unterhalten würden…Ich wüsste nicht, was ich ihm oder ihr dann sagen würde…“

„Stimmt, das ist schwer.“, nickte Saoto.

„Ich denke, Kindern sollte man niemals sagen, dass sie kein Wunschkind waren. Das weckt den Anschein, man liebt es nicht.“, erklärte Schwiegerpapa-san.

„Naja…ich denke, man kann es umformulieren.“, begann Sao, „Man kann ja sagen, wenn es das so genau wissen wollen würde, dass es am Anfang ungeplant war, also die Schwangerschaft, man sich dann doch aber sehr auf es gefreut habe. Oder irgend sowas.“

„Das ist noch besser!“

Auch ich nickte jetzt. Das klang wirklich gut.
 

„Hast du Tipps, Schwiegerpapa? Also fürs Vater sein?“

„Naja…ich hatte am Anfang Probleme, Michio anzufassen und zu windeln. Nicht aus Ekel, nein…ich hatte Angst, weil er so zerbrechlich aussah…aber dabei war er gar nicht so zerbrechlich. Es dauert nur eine Weile, dann gewöhnt man sich an alles. Wisst ihr, wie man Windeln wechselt?“

„Michio glaub ich nicht…ich hab das schon einmal bei meiner Nichte gemacht…aber das ist ewig her.“

„Nehmt euch sonst ruhig eine Puppe. Das ist kein dummer Witz, Eri hat es mir so damals auch vorher beigebracht- und sich sehr darüber amüsiert, wie ich mich anstellte.“ Nun mussten auch wir beide lachen. Dann fragte Saoto doch aber interessiert: „Wie hat sie sich verhalten während der Schwangerschaft? Stimmen diese…typischen Gerüchte?“

Kurz überlegte Schwiegervater, ehe er grinsend meinte: „Du meinst sicher verrückte Essensgewohnheiten, Stimmungsschwankungen und dergleichen? Naja, ersteres hielt sich bei Eri immer in Grenzen. Sie aß betont gesünder- falls das überhaupt noch ging, sie isst ja immer sehr gesund, schon damals. Ansonsten aß sie mehr als sonst, wenn auch nicht wirklich viel, aber sie bemühte sich…okay, es gab Tage, da aß sie wirklich viel. Und manchmal seltsam. Da aßen wir zum Beispiel Fisch und sie danach als Nachspeise irgendwas Süßes…das fand ich seltsam, wie sie das nach dem starken Fischgeschmack noch runter bekam, aber naja, ich sagte dazu nichts. Verrücktes aß sie eher nicht, nein. Stimmungsschwankungen…ehm wenn ich mich recht erinnere, war sie manchmal etwas empfindlich…sie weinte schnell mal wegen kleinsten Dingen…manchmal sogar nach Gesprächen, die sie als Streit ansah, obwohl ich es nicht böse gemeint hatte. Da musste ich oft vorsichtig sein. Und körperlich ging es ihr öfters nicht so gut… ihr war bei Nanas Schwangerschaft oft übel, dass weiß ich noch…eine Zeit lang konnten wir kaum was unternehmen, da ihr fast jeden Tag schlecht wurde, oh das waren Zeiten!“, er musste lachen, „Aber auf schlechte folgten immer gute Zeiten. Was sonst noch so zu beachten ist als Mann…ja eben, pass auf Karyu, dass Zero sich nicht übernimmt. Egal, ob es was Schweres tragen oder ein Konzert ist- je größer der Bauch, umso anstrengender ist alles für sie…und achte auf Michios Gesundheit. Der Dummkopf raucht sicher immer noch, dass musst du ihm austreiben.“

„Habe ich schon.“, lächelte ich freudig, „Darüber haben wir letztens erst geredet.“

„Sehr schön. Aber achte da wirklich drauf. Ihr…übernehmt jetzt eine große Verantwortung…und du vielleicht sogar eine noch größere, da du mehr drauf achten musst als Michio. Er wird es oft vergessen oder nicht einsehen wollen, denke ich. Also beschütze ihn vor seiner eigenen Dummheit, in gewisser Weise.“

„Einverstanden, Schwiegerpapa.“

„Sehr schön. Ja ehm…was soll ich euch noch dazu sagen…lest halt viele Ratgeber, dass hat mir sehr geholfen. Da steht eh mehr drin, als ich euch sagen kann. Ich kann nur erzählen, was für ein schönes Ereignis so etwas ist. Aber erleben muss man es selbst. Doch sollte es jemals Probleme geben Yoshitaka- oder eben später mal bei dir Saoto-, was das Thema betrifft oder anderes, ihr wisst, ich bin immer für euch da. Bessere Schwiegersöhne kann ich mir gar nicht wünschen, dass wisst ihr.“

„Danke…“, strahlte ich ihn an. Ich sagte ja, ich liebte diesen Mann.
 

„Und nun Ende der Gefühlsduselei, bevor es Sentimental wird. Ich denke, wir haben genug geredet, also über das Thema. Lasst uns noch was trinken und ehm…jemand Lust auf Videospiele?“

Saoto und ich begannen zu lachen, dann fragte ich: „Wo sind deine Spiele, Schwiegerpapa? Wir suchen was raus, während du uns Cola holst, Deal?“

„Deal!“
 

~*~
 

Und so tranken wir unsere Nicht-alkoholischen Getränke, während Schwiegerpapa dem Sake oder Bier frönte. Wir unterhielten uns weiter über Gott und die Welt, aßen ein wenig Knabberzeug und spielten das ein oder andere Videogame. Ich fand es faszinierend, wie sehr Zeros Vater auftauen konnte. Wie gesagt, ich hatte ihn schon immer gemocht, aber früher kam er mir manchmal eher ruhig und zurückhaltend vor, da hatte ich zu Eri, Zeros Mama, einen besseren Draht. Aber jetzt schien sich das ausgeglichen zu haben.
 

„Ach mensch…“, jammerte Saoto nach einer Weile, als er wieder gegen uns -das Superteam- verloren hatte. Ich klatschte gerade bei Schwiegervater ein, als wir es im Flur poltern hörten. Sofort waren wir allesamt still und lauschten.

„Ach ist das schwer…endlich abstellen…“, schnaufte es und es klang ganz nach…

„Eri!“, rief Zeros Vater neben mir und wollte gerade aufstehen, da kamen die Frauen auch schon zu uns in den Raum, stellten noch einiges an Beuteln ab.

„Nanako!“

„Michio!“

Zeros Schwester begann zu lachen. „Schaut Mädels, sie haben schön gespielt…und jetzt tun sie so, als hätten sie uns vermisst.“

„Oh ja, solche Schauspieler. Wir hätten doch noch irgendwo essen gehen sollen.“, antwortete Zero trocken und kramte in einem Beutel herum. Ich hatte mich unterdessen wie die anderen beiden erhoben und sprang zu meinem Schatz. „Michio-Maus! Ich hab dich vermisst!“, rief ich freudig, während sie auf meinen Klammergriff hin nur das Gesicht verzog. „Haha, von wegen…sah jetzt gerade ja auch ganz danach aus.“

„Im Ernst…“, ich zog sie sanft zu mir hoch und drückte sie an mich, atmete ihren Duft ein. Wie sehr ich diesen doch liebte. Zärtlich hauchte ich ihr einen Kuss auf. „Ich liebe dich…“

„Ich dich auch.“, die knappe Antwort.

„Wie war das Shoppen?“

„Wie? Anstrengend, vor allem Nana. Aber ich lebe noch, das zählt.“

„So schlimm?“; mein Gesicht nahm einen amüsierten Ausdruck an. „Frag lieber gar nicht erst.“, wiegelte Zero nur ab, kuschelte sich aber weiter an mich. Ich lächelte nur sanft, dann wanderte mein Blick jedoch zu den Beuteln. „Was habt ihr nun Schönes gekauft?“

„Uff…Können wir heim? Da zeig ich dir das alles…“

„Ihr wollt schon heim?“, fragte Zeros Mama besorgt, „Wollt ihr nicht noch zum Essen bleiben?“ Zero schüttelte den Kopf und löste sich leicht von mir. „Ich bin wegen euch total fertig…versteht mich nicht falsch, der Tag war schön, aber ich will nur noch nach Hause.“

„Wie du meinst…es war ein schöner Tag.“, Eri drückte ihren Sohn, „Der Rest kommt noch, aber die Rechnung kommt zu uns, also mach dir keine Sorgen, ja? Wenn noch etwas ist, ruf an oder komm vorbei.“

„Ja, Mama.“

„Ich hab dich lieb.“

„Ich euch auch alle…“, nuschelte Michio leise, dann löste sie sich und umarmte die anderen alle noch kurz, ich tat es ihr gleich. Dann wand ich mich den Beuteln zu. „Welche sind deine?“

„Der, der, der, der und der.“

„Okay, ich trag es zum Auto, halt mir bitte nur die Türen auf.“

Zero nickte, wank den anderen noch einmal, genauso wie ich auch, dann trug ich die Beutel zu meinem Wagen und verstaute alles. Puh, ich musste zweimal laufen, sie hatten wirklich viel gekauft. Da war ich ja mal gespannt, was sich darin befand…
 

Gemütlich fuhren wir zwei zu mir heim. Zero schwieg, sie schien wirklich erschöpft. Mein armes Mädchen.

Daheim angekommen lud ich die Tüten auch gleich aus und trug sie ins Wohnzimmer. Michio schmiss sich seufzend auf die Couch. „Was für ein Tag.“

„War er wenigstens schön?“, ich nahm neben ihr Platz. „Ja..nur halt anstrengend…“, gab sie zu. Dann wurde ich seltsam beäugt. „Wie ich dich kenne, willst du wissen, was in den Beuteln ist.“

„Du hast es erfasst.“

Sie grinste leicht. „Nun ja…die beiden Damen haben mich so ziemlich zum Kauf von allem möglichen gezwungen. Sogar Bett und Wickeltisch…“ Ernsthaft überrascht blickte ich sie an. „Bitte? Wo…habt ihr das…?“

„Gekauft haben wir alles in einem riesigen Babyland da… geliefert werden die Möbel in zwei Wochen…hierher. Wenn dir das nicht passt, können wir sie ja zu mir bringen.“, fügte sie schnell am Ende noch hinzu, doch ich wank ab. „Ach was, ich hab kein Problem damit…aber das…wow, das ging schnell.“

„Es tut mir leid, du wolltest sicher mit einkaufen…Aber du kannst mit mir später einen Kinderwagen und so weiter kaufen gehen. Das hab ich den beiden nämlich ausgeredet. Ach und halt dann noch spezieller…wenn man weiß, ob Mädchen oder Junge. Ich hoffe, dass du jetzt nicht enttäuscht bist…“, ihr wachsamer Blick lag auf mir. Ich schüttelte nur den Kopf. „Schon okay. Ich hatte es nur noch nicht erwartet.“, gestand ich.

„Ich auch nicht, Karyu. Aber du kennst Nana…sie meinte, wenn das Kind ne Frühgeburt wäre, wäre es eher da und man soll deshalb eher einkaufen und bla bla…“, sie verdrehte die Augen, ich musste lachen.

„Egal Süße. Jetzt zeig mal her.“, ich angelte mir einen der Beutel und zog vorsichtig was heraus. Neugierig musterte ich den winzigen Strampler. „Der ist ja niedlich…“

„Da kommen noch mehr. Schau mal, ich MUSSTE mich ja für Bettwäsche entscheiden. Wie findest du die?“ Und so entdeckten wir nach und nach zusammen den Inhalt und Zero erklärte mir zu jedem eine kleine Einkaufsgeschichte, die mich zum Lachen brachte. Scheinbar hatten sie doch recht viel Spaß gehabt. Auch wenn Zero so etwas nicht zugab.

Nachdem ich mich gerade über die kleine Rassel freute, meinte Michio: „Das ist noch gar nichts. Warte, bis ich dir die zwei Kuscheltiere zeige…“ , ihr Gesicht zierte ein Grinsen, das ich nicht ganz deuten konnte…
 


 

~~**~~
 


 

*strahl* Vielen dank für die 3 Reviews *___*~
 

@Michio: Und? Hat er gelitten deiner Meinung nach xD? Aber cool, wie die meinungen auseinander gehen zu Zeros Wandlung- die einen wollen, dass er so bleibt, die anderen nicht xD Du darfst weiter gespannt bleiben <3
 

@Lucel: Hallo^^~ Oh, da haben wir scheinbar einen der wenigen Zer-als-Frau-Fans xD Wie gesagt, bleibt gespannt, was aus ihm wird, sind nicht mehr ganz viele Kapis bis zum Ende x3
 

@Seika-chan: Dir sei verziehen, ich bin nur zu schnell im hochladen xD! Und danke, das ehrt mich wirklich, ich hoffe dir gefällt die Ff bis zum Ende *_* !
 

Bis bald!
 


 

~~**~~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Kanoe
2010-08-18T09:32:48+00:00 18.08.2010 11:32
ein gerimo (so hies meine stoffgiraffe)
aber das ist toll das mit dem babyzeugs

und karyu ist niedlich
Von:  Phoenix_Michie
2010-08-17T20:21:51+00:00 17.08.2010 22:21
Oh wow ._. das war heftig *nur noch babyzeugs seh*
X.x ich will meinen Zero-kerl wieder ;.;
Aber die Kuscheltiere als Giraffe & Ziege, die waren klasse XDD
Von: abgemeldet
2010-08-16T19:12:53+00:00 16.08.2010 21:12
xD
naja... Zero-als-Frau-Fan is jetz wahrscheinlich auch übertrieben...
hab ihn auch männlich gern ;D

aber ich finde, speziell mit der immer weiter fortschreitenden Schwangerschaft, passt er immer besser in das Bild einer Frau...
und das einer tollen Mutter ^^
(bitte sag nich, dass der fluch genau dann aufgehoben is, sobald man sich selbst als frau akzeptiert...)

der einkauf war echt lustig :D
besonders dass die giraffe und die ziege wieder auftauchen xD

und was is mit Karyu???
war er wirklich nur müde? oder entwickelt sich da noch ein problem?
*sich dolle sorgt*

alles in allem mal wieder eine tolle, harmonische familie
wär schon, wenn die anderen sich auch vertragen würden...

*ungeduldig aufs nächste kapitel wartet*


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