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Gute und schlechte Tage

oder: Operation die-Nachbarn-lassen-meine-Tür-aufbrechen
von

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Prolog

Hallo

Danke dass du dich dazu entschlossen hast meine FF zu lesen. Ich hoffe sie gefällt dir. Ich werde versuchen zügig weiter zu schreiben, obwohl ich schon etwas aus der Übung bin *hüstel*

Kommentare sowie konstruktive Kritik sind bei mir immer gern gesehen. Ich möchte schließlich wissen, was ich besser machen könnte und was vielleicht ganz gut ankommt...^^

Aber ohne viel weiteres Blabla - viel Spaß beim Lesen! ^.~
 


 

Es gab gute Tage, an denen man das Gefühl hatte auf Wolken zu schweben und einfach alles zu schaffen, und es gab schlechte Tage, an denen man einfach nur die Bettdecke über den Kopf ziehen und die Welt um sich herum vergessen wollte. Heute war wohl wieder einer dieser schlechten Tage. Dabei war gestern noch alles gut gewesen. Er hatte seine Studienaufgaben pflichtbewusst erledigt, bei der Arbeit war es ungewöhnlich ruhig gewesen, am Abend war er sogar mit seinen Kollegen noch zu ihrer Stammkneipe gegangen. Und er hatte mit seinem besten Freund telefoniert. Danach… hatte schon der schlechte Tag angefangen. Und jetzt lag er in seinem Bett, die rot-schwarz-gemusterte Decke über seinen gesamten Körper gebreitet, das Gesicht fest im roten Kissen vergraben und versank in Selbstmitleid…
 

//Ich lern‘ es einfach nie. Immer, wirklich immer, wenn ich davon ausgeh, dass andere handeln wie ich handeln würde, wenn ich mein Verhalten als höfliche und freundschaftliche Norm voraussetze, liege ich hinterher heulend im Bett. Den Nachbarn ist bestimmt schon aufgefallen, dass ständig meine Vorhänge zu bleiben. Wenn ich nicht aufpasse tritt mir bald irgendein supercooler Polizeiserien-Liebhaber die Wohnungstür ein und spielt sich als superbeunruhigter Bürger auf. Man könnte ja ein Attentat auf den Tante Emma Laden des Viertels planen. Oder noch schlimmer, Selbstmord begehen. Und das würde dann dem Ruf des Wohnblocks schaden. Gaaanz schrecklich und hundertprozentig kriminell. Und sie hätten es dann ja alle schon immer gewusst. Dieser komische Junge mit dem blonden Haar, - das garantiert gefärbt war, denn sowas wie Naturblond gab es ja nur bei Walt Disney – der war ja schon immer verdächtig gewesen. Wie er da immer so still durch die Gegend ging und immer alle gegrüßt hat. Und dann hat dieser schlimme Junge auch noch gelächelt! Können sie sich das vorstellen, Frau Tanaka? Er hat mich angelächelt. Gelächelt. Und dann noch mit diesem Blick. Da hätte ich besser sofort gleich die Polizei gerufen und ihn wegen sexueller Belästigung verklagt. Dann wäre das alles nicht passiert und unser schönes 0815-Leben könnte weitergehen wie bisher. Aber nein, dieser egoistische Junge musste ja Selbstmord begehen…//
 

Es ging ihm nicht gut. Definitiv nicht, denn wenn er schon so weit war ernsthaft mit dem Gedanken an Selbstmord zu spielen nur um seine biederen Nachbarn etwas zu ärgern, dann hatte er ein Stadium an Selbstmitleid erreicht, in dem er vorsichtig sein musste. Schließlich hatte er prinzipiell nichts gegen seine Nachbarn. Oder generell Menschen, die ihn in Ruhe ließen. Kam schließlich außerhalb dieser Wohnsiedlung selten genug vor.
 

//Ob Miss Shimasaki und ihr egalitärer Zirkel sich auch nur einmal gefragt haben, wie es kommt, dass ein normaler Student wie ich, ohne seine Eltern, alleine, in diesem abgesonderten und immens teuren Wohngebiet lebt? Ich meine, ist ja nicht so, dass ich der absolut einzige junge Mann in meinem Alter im Umkreis von zwei Kilometern bin… der alleine wohnt. Mamis Lieblinge gibt es hier schon ab und zu. Faule Kerle, die nur studieren, um mehr Zeit zum Feiern und Komatrinken zu haben. Das Studium und alles Weitere zahlen schließlich Mami und Papi. Da brauchen sie auch nicht zu arbeiten… ok, so gesehen… ich MUSS eigentlich auch nicht arbeiten… eigentlich könnte ich mein gesamtes Studium mit meinen Rücklagen finanzieren… dann wär ich auch nicht umsonst ein Jahr älter als der Rest meiner Kommilitonen. Aber nein… ich spiele ja lieber den ganz normalen Studenten, der jobben muss um sich über Wasser zu halten… dabei kann ich doch keinem was vormachen. Kein legaler und moralisch sauberer Studentenjob bringt genug Geld ein, um sich dieses Apartment leisten zu können…. Vielleicht ist es gar nicht so abwegig, dass sie mich seltsam finden und der schlimmsten Sachen verdächtigen. Andererseits… ist ihnen wohl einfach nur langweilig und seit Miss Uehara weggezogen ist und sie sich nicht mehr über den wildwuchernden Rasen und die mit Hippieherzen bemalten Blumentöpfe aufregen können, brauchen sie eben ein neues Klatschopfer. Frauen sind irgendwie zu bemitleiden…//
 

Aber hier ging es ja nicht um irgendwelche Mittvierziger-Beamtenfrauen, deren einzige Freude ihre verzogenen Bälger und Tratsch waren. Nein, hier ging es um ihn. Um Mitleid ihm gegenüber. Um sein beschissenes Leben. Um seine nichterfüllten Ideale, seine Träume und Wünsche – und um seine besten Freunde, die offenbar den Vertrag nicht durchgelesen hatten, als sie Freundschaft mit ihm schlossen. Denn die Punkte „Verständnis“, „Hilfsbereitschaft“ und „Unterstützungen“ schienen ihnen völlig fremd zu sein. Und dass sogar sein allerbester Freund ihn hier nur allzu oft hängen ließ schmerzte ganz besonders.
 

//Da haben wir schon vor Jahren die Welt gerettet und bewiesen, dass scheinbar Unmögliches möglich ist – und damit meine ich nichtmal nur die Entdeckung einer digitalen Welt voller selbstständig denkender und handelnder Lebewesen, oder dass eine Gruppe von Kindern die Pläne fieser Weltenzerstörer aufhalten konnte, nein, damit meine ich auch vor allem, dass wir beste Freunde geworden sind… aber vielleicht ist genau das das Problem… vielleicht baut unsere ganze Beziehung auf falschen Voraussetzungen auf. Damals hatten wir keine Wahl als uns zusammen zu raufen und zusammen zu halten. Unser Leben stand auf dem Spiel. Und nicht nur unsres. Das unsrer Freunde, unsrer Familien, Schulkameraden, die gesamte verdammte Weltbevölkerung… aber ich will ja hier nicht zur Dramaqueen werden. Ist eh schon schlimm genug, dass ich ellenlange Selbstgespräche führe… und dabei auch noch den Faden verliere… oh man… vielleicht wird die Luft langsam knapp und meine Fähigkeit zum logischen Denken stirbt zuerst ab…//
 

Nur eine kleine Bewegung des Deckenberges und es strömte wieder frische Luft in die Lungen des 22-Jährigen. Sein Kopf ruhte nun seitlich auf dem Kissen. Müde starrten seine Augen in den dämmrigen Raum und an die gegenüberliegende Wand. Naja, besonders viel von der Wand bekam er ja nicht zu Gesicht. Sein Sichtfeld nahm das imposante, moderne und irgendwie nach dem-Umkippen-geweiht aussehende Regal ein, das Standardeinrichtung in allen Schlafzimmern dieses Gebäudekomplexes war. Nicht, dass es schon irgendeines der anderen Schlafzimmer zu Gesicht bekommen hatte. Nachbarschaftliche Besuche waren eher selten und gehörten der Anfangszeit an, als Miss Shimasaki und Ihresgleichen es noch als ihre Pflicht empfunden hatten den armen, alleinlebenden Todai-Studenten nachbarschaftlich zu begrüßen. Aber zu seinem Glück hatten sie diese Idee relativ schnell wieder verworfen und ihn seitdem größtenteils in Ruhe gelassen. Kurze Schwätzchen über das Wetter, Rabattaktionen im Supermarkt und nicht wirklich unauffälliges Aushorchen betreff seiner politischen Gesinnung waren gegenwärtig alles, was er von den Damen zu befürchten hatte. Er wusste also nichts von den Schlafzimmern der anderen Bewohner. Aber der Makler hatte ihm lang und breit erklärt, dass es zur Besonderheit der Apartments gehörte, dass alle exakt gleich aufgeteilt waren und die Grundeinrichtung sich ebenfalls nicht unterschied. Man musste sogar einen schriftlichen Antrag stellen, wenn man die Form der Vorhänge ändern wollte. Und eine andere Farbe kam überhaupt nicht in Frage. Das Einheitsbild musste auf alle Fälle gewahrt bleiben – als ob Außenstehende irgendeinen Vergleich zwischen den einzelnen Wohnungen machen könnten. Aber bitte, wenn man meinte… ihm war das ja egal. Diese Wohnung bedeutete ihm nicht mehr, als es jede andere Wohnung getan hätte: seine Freiheit, seine Selbstständigkeit und sein Refugium. Und momentan diente es ganz hervorragend als Refugium. Ob die Vorhänge nun Eierschale oder Zahnpastaweiss waren, sie hielten das grelle Tageslicht fern und das war alles, was er von ihnen verlangte.
 

//Eigentlich seltsam, dass so helle Vorhänge erfolgreich das Licht dämmen… muss wohl irgendwas mit dem Stoff zu tun haben…//
 

Mit den Regalen, Schränken, Tischen und der restlichen Einrichtung verhielt es sich ähnlich. Sie waren da, er nutzte sie und verlieh ihnen durch die Gegenstände die er darauf abstellte oder darin verstaute eine persönliche Note. Und es war schließlich nicht vorgeschrieben, welche Farbe Bettwäsche oder Handtücher haben mussten. Man konnte nach Belieben Poster, Bilder, Tücher, was immer man mochte an die Wände hängen. Und seinen Schreibtischstuhl hatte er selbst mitgebracht. Der ursprünglich dafür vorgesehene Stuhl stand nun in einer Ecke, ein farbiges Tuch war von der Freundin seines besten Freundes darum drapiert worden und das ganze diente jetzt einer der wenigen Pflanzen, die es in seiner Obhut länger als zwei Wochen überlebt hatten, als Sockel.

Das alles befand sich allerdings außerhalb seines momentanen Sichtfelds. Alles was er sehen konnte waren das Regal und die Dinge, die sich mit der Zeit darin angesammelt hatten. Und diese Dinge reichten von Sachbüchern und Lexika über Romane und Manga zu Modelfiguren, Porzellanfiguren, ausgebauten Laufwerken, CDs, Plüschtieren, einem in glitzernde Geschenkfolie eingewickelten Duschbad und einer mit einem Kondom überzogenen Plastikbanane zu dem wohl wichtigsten Gegenstand darin: einem dreigeteilten Bilderrahmen. Sein jüngerer Bruder - der ihm neuerdings vehement verbot ihn „kleiner Bruder“ zu nennen, da er immerhin schon fünf Zentimeter grösser war als er selbst – hatte ihn ihm geschenkt. Und nicht nur den Rahmen, sondern auch die Bilder darin. Ganz links ein Bild von seiner Familie, als seine Eltern noch nicht geschieden waren und die Brüder damit auseinandergerissen hatten, in der Mitte groß ein Gruppenfoto der „ersten“ Digiritter, das bei ihrem letzten Treffen vor etwa einem Jahr aufgenommen worden war und ganz rechts ein Bild von ihm und… dem Menschen, den er als seinen besten Freund bezeichnete, obwohl er an Tagen wie diesen nicht wusste, wieso er dieses gekrüppelte Spiel der Freundschaft noch aufrecht erhielt.
 

//Vielleicht habe ich immer noch diesen kindischen Ehrgeiz in mir, dass ich dem Wappen der Freundschaft gerecht werden muss. Ich musste mir und allen anderen ja ständig beweisen wie stark ich damit war. Oh man… das ist jetzt schon so lange her… wir haben die Digiwelt schon seit Jahren nicht mehr betreten. Es gibt jetzt andere, die dort für Ordnung sorgen. Jüngere. Kinder, mit der Fantasie und den Idealen, die diese Welt braucht. Nicht Leute wie uns, die immer mehr zu Erwachsenen werden, die in der Welt der grauen Anzugsträger untergehen…. Joey hat sich dem widersetzt indem er den fürs Studium benötigten Dienst im Krankenhaus in Afrika macht… Izzy arbeitet jetzt schon in einer Computerfirma, die kleine virtuelle Digiwelten für den Heimgebrauch erschaffen will und hat da seinen Spaß… Sora arbeitet in einem Kinderdorf und ist den ganzen Tag nur am spielen und rumrennen… Mimi fühlt sich in der Welt der Models inzwischen wie zu Hause und ist doch immer noch der plappernde Quälgeist geblieben, der einen stundenlang zum shoppen entführt und dabei als Packesel missbraucht… ich… ich habe meinen Traum vom Rockstar erfüllt und werde ihn nach dieser kleinen Pause, die meine Bandkollegen für Auslandsreisen und Vaterschaftsurlaub vorgeschlagen haben auch wieder aufnehmen… und ausgerechnet du, Tai, du willst jetzt deinen Traum begraben und einer der grauen Anzugträger werden?//
 

Mit einem unwilligen Seufzer drehte er das Gesicht wieder ins Kissen zurück und zog die Decke erneut über seinen Kopf.
 

//Ich verstehs einfach nicht. Warum so plötzlich? Wie lange hat er das schon geplant? Was ist der Auslöser? Warum hat er mir nie davon erzählt? Wir sind doch Freunde. Beste Freunde, wie er immer betont. Ich darf ihm nichtmal ein Gespräch mit einer süßen neuen Kommilitonin verschweigen ohne dass er anfängt zu schmollen und er… er schließt mich aus, wenn es um wichtige Entscheidungen in seinem Leben geht? Wird er mir als nächstes sagen, dass er heiratet? Irgendein Mädchen, das er schon seit Jahren kennt aber nie für wichtig genug erachtet hat, um es mir vorzustellen? Nein… er hat mich nicht als wichtig genug erachtet… das ist es doch, oder? Ich bin ihm nicht wichtig genug. Deshalb hat er nicht das Gefühl, dass er mit mir darüber sprechen könnte, bevor er ankündigt seine Sportlerkarriere aufzugeben…. Ich bin ihm so wichtig, dass ich es von einem kleinen Fernseher in einer Bar erfahre… wahrscheinlich hätte er es mir gar nicht gesagt… seitdem er nach Holland gefahren ist hat er sich auch nicht mehr gemeldet, obwohl er sonst immer irgendwie Zeit für ein Telefonat oder Skype fand. Oder wenigstens eine beschissene kleine Mail… selbst ich hab ihm von jeder Tourstation aus geschrieben oder ihn angerufen. Und ich hatte bestimmt nicht mehr Zeit… aber da wäre ich wieder bei meiner Ausgangsschluss: ich kann nicht erwarten, dass andere Menschen die gleichen Normen und Wertvorstellungen haben wie ich. Damit verletze ich mich immer nur selbst…//
 

Spürt ein Brennen in seinen Augenwinkeln und drückt das Gesicht nur noch fester in den nach Weichspüler duftenden Bezug.
 

//…und er hat sich nichtmal entschuldigt oder es abgestritten. Als ich ihn sofort angerufen und gefragt hab, ob das ein Scherz ist, da hat er nur gemeint, dass das schon stimmt. Dass er jetzt langsam mal an seine Zukunft denken müsse. Geregeltes Einkommen, sicherer Job… beim Sport müsste nur mal irgendwas passieren und seine Karriere sei schneller vorbei als die Zeitung ihre Titelseite in Druck gäbe. Irgendwas von Verantwortung gegenüber seiner Familie und der Gesellschaft… Verantwortung! Wer bitte schön hat damals diese ganze verkorkste „Gesellschaft“ gerettet? Wir waren das! Und verdammt nochmal, damit ist unsere Schuldigkeit gegenüber der Gesellschaft sogar für zwei Leben getan. Jeder von uns hat das Recht seine Zukunft so zu gestalten, wie er es möchte. Wir alle haben das getan. Und jetzt kommt er mit „Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“!//
 

Der erste Schluchzer wurde noch von dem Kissen gedämpft, aber als der Blonde es einfach nicht mehr halten konnte, der Damm aus Selbstschutz und Stolz in ihm brach, da konnte auch das Kissen nicht mehr helfen. Hilflos musste er zulassen wie Tränen über sein Gesicht strömten, sein Körper von Weinkrämpfen geschüttelt wurde und immer wieder kaum noch leise zu haltende Schluchzer seine Lippen verließen. Er weinte nicht. Nie. Als seine Mutter ihn verlassen und seinen geliebten kleinen Bruder mitgenommen hatte, da hatte er geweint. Aber es hatte nichts geändert. Seitdem hatte er sich nicht mehr gestattet zu weinen. Nicht, wenn ihn die anderen Kinder wegen seiner Haarfarbe oder seiner stillen Art gehänselt hatten. Nicht, als er sich plötzlich in der Digiwelt und in den Kampf mit psychopatischen und durch und durch bösen Digimon wiedergefunden hatte. Als sein geliebter Bakumon fast gestorben wäre, als seine Freunde fast gestorben wären, da hatte er nicht verhindern können, dass ihm verzweifelte Tränen übers Gesicht liefen. Aber er hatte nicht geweint. Denn er war Matt. Er war stark. Er war TKs großer Bruder. Er war zusammen mit Tai der Anführer der Digiritter. Er war der Leadsänger der Teenage Wolves, einer Schulband, die es innerhalb weniger Jahre zu internationalem Erfolg gebracht hatte. Er war kein Mädchen, wie die Typen an seiner Schule ihn immer wieder sagten. Er war ein Mann. Und auf seinem Weg der Selbstfindung hatte er reihenweise vernaschte Mädchenkörper und gebrochene Nasen hinterlassen. Er war stark und er war ein Mann. Aber es tat weh. Es tat weh, dass sein bester Freund kein Vertrauen zu ihm hatte. Es tat weh, dass er nicht mehr mit ihm reden wollte und auch gestern Nacht einfach aufgelegt hatte. Es tat weh zu wissen, wie wenig man dem Menschen, den man mehr als alle anderen schätzte und verehrte, bedeutete. Und es tat weh zu wissen, dass niemand kommen würde, um diesen Schmerz mit ihm zu teilen. Ihm gut zureden würde, bis alles wieder gut war. Er hatte seine Bandkollegen, seine Freunde, seine Familie und doch war er allein. Jetzt in diesem Moment, in dem er sich in einer Wohnung befand, von der so mancher Mensch nur träumte und in der er jeden Abend in dem Gewissen ins Bett ging, dass er sein Leben nicht nutzlos gelebt sondern schon jetzt mehr erreicht hatte, als so manch anderer, in eben jenem Moment war er vollkommen allein. Umgeben von kalten Mauern, hinter denen sich weitere kalte Mauern erstreckten, die Zimmer bildeten, die exakt so aussahen wie sein eigenes. Kalte Zimmer in denen kalte Menschen lebten, die es aufregend fanden, wenn im Fernseher von einer erneuten Schießerei irgendwo in den USA oder einer Schule am anderen Ende der Insel berichtet wurde. Denen es eine perfide Befriedigung bereitete solche Schreckensbilder anzusehen, während sie in ihrem hübschen Biedermeier-Zimmer saßen und Fair-Trade-Kaffee tranken, weil das gerade „in“ war und man den armen niederen Menschen auch irgendwie helfen musste. Kalte Zimmer, kalte Menschen, kalte Herzen. Und heiße Tränen auf seinen Wangen, seiner Nase, seiner Lippe und auf dem roten Kissen, das er sich mit ihm zusammen ausgesucht hatte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Inan
2010-05-27T16:46:22+00:00 27.05.2010 18:46
Oje, Matt ist wohl immer der, der arm dran ist xD
Tolliges Chap, ichfreu mich schon aufs nächste~ :D


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