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Carpe Noctem

HP/DM
von

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Traumsequenzen

Disclaimer: Alle Charaktere gehören J. K. Rowling. Ich besitze keine Rechte und verdiene mit dieser Geschichte kein Geld.

Pairing: Harry/Draco

Kommentar: Ich wollte nie HP-FFs schreiben, ganz zu schweigen davon, dass ich nie HP Slash lesen wollte. Und nun steck ich so drinnen, dass ich nicht anders kann. Ich glaube nicht, dass es eine noch nie dagewesene Idee ist, aber ich hoffe, dass ich dieser Story dennoch eine eigene Note verpassen kann. Ich wollte es nicht kitschig werden lassen, aber ich bin mir grad nicht mehr so sicher, ob ich es nicht eher ‚voll in den Sand gesetzt habe‘, wie man so schön sagt… Feedback -kurz oder lang, positiv oder konstruktiv- ist mir daher tausendfach willkommen.
 

Traumsequenzen


 

In der ersten Nacht sagen sie nicht viel. Harry ist zuerst da. Er bemerkt nicht, wie ihn Malfoy hinter dem Stamm der Eiche hervor beobachtet. Malfoy betrachtet Harry, wie er am Ufer des Sees sitzt und wundert sich. Die Zeit vergeht und schließlich wendet sich Malfoy ab, doch dann knacken Zweige unter seinen Füßen und Harry wirbelt herum.
 

„Malfoy?“
 

„Potter.“ Er nickt knapp und wendet sich wieder zum Gehen um.
 

„Warum schleichst du dich hier rum?“, fragt Harry misstrauisch. „Was hast du vor?“
 

„Aber, aber, Potter. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, durfte noch jeder frei über das Gelände streichen.“
 

„Nicht um diese Uhrzeit“, schießt Harry zurück und beißt sich gleichdarauf auf die Zunge. Und natürlich kommt Dracos Antwort prompt.
 

„So, für Dumbledores Goldjungen gelten die Regeln natürlich nicht. Wie konnte ich das nur vergessen?“ Seine Stimme trieft nur so vor Hohn.
 

Harry will wütend sein und Draco schlagen, ihm weh tun, aber die Wahrheit ist, dass er viel zu müde dazu ist. Alpträume haben ihn wieder aus dem Schlaf gerissen und er will noch nicht zum Schloss zurück. Er zuckt mit den Schultern.
 

„Wie auch immer, Malfoy“, sagt er und wendet sich wieder dem See zu. Hinter ihm entfernen sich nach einer Weile Dracos Schritte.
 

*
 

„Ich weiß, dass du da bist, Malfoy.“
 

Draco tritt auf Harry zu. Er weiß nicht, wieso er sich nicht umdreht und geht. Er und Harry haben nichts gemeinsam, nichts was sie verbindet, nichts was sie sich erzählen können. Also schweigt er.
 

Harry sieht Draco nicht an. Er ist so müde. Aber er ist lieber wach, als dass er sich von Alpträumen quälen lässt. Er weiß nicht, warum Draco heute Nacht wiedergekommen ist. Und es ist ihm egal, solange der andere nur schweigt.
 

Nach einer Weile setzt sich Draco. Die Stille ist seltsamerweise nicht unangenehm. Und Harry erwartet nichts von ihm, außer sein Schlechtestes. Sie starren beide über den See hinaus ohne ein Wort zu sprechen.
 

Als die Sonne über dem Waldrand, auf der anderen Seite des Ufers, aufgeht, erhebt sich Draco.
 

„Das ändert nichts zwischen uns.“
 

„Ich weiß.“
 

„Ich hasse dich noch immer.“
 

„Gut.“
 

Harry sieht ihm nicht hinterher.
 

*
 

In der dritten Nacht kommt Harry zum See und findet Malfoy bereits am Ufer sitzend vor. Er setzt sich neben ihn. Sie schweigen. Als die Sonne aufgeht, kehren sie zurück ins Schloss.
 

*

„Warum kommst du hier her?“
 

„…“
 

„Potter.“
 

„Ich mag die Stille.“
 

„Und deswegen kommst du mitten in der Nacht hier an den See?“ Er klingt skeptisch, eher sarkastisch.
 

„Weshalb bist du hier?“
 

Draco zuckt mit den Schultern. Sie schauen in den Nachthimmel. Es fallen Sternschnuppen und Harry schließt seine Augen.
 

„Glaubst du etwa an den Quatsch? Wünsche gehen nicht in Erfüllung, nur weil Sterne vom Himmel fallen.“
 

„Vielleicht aber doch... Manchmal gehen Wünsche in Erfüllung.“
 

Draco sieht ihn an. Das Sternenlicht spiegelt sich in ihren Augen.
 

„Was hast du dir gewünscht?“
 

Als Draco bereits glaubt, dass Harry ihm nicht mehr antworten wird, spricht er.
 

„Dass es vorbei ist.“
 

Draco schweigt. Er muss nicht fragen, wovon Harry spricht. Sie wissen es beide.
 

„Ich dachte, Wünsche gehen nicht in Erfüllung, wenn man sie laut ausspricht“, sagt er schließlich.
 

„Ich dachte, du glaubst nicht daran.“
 

Draco geht nicht darauf ein. Es ist ruhig. Die Nacht hat die Hitze des Tages nur wenig abgekühlt. Draco denkt an all die Wünsche, die nie wahr geworden sind. An all die Sterne, die umsonst vom Himmel gefallen sind.
 

*
 

„Die anderen haben sich heute darüber unterhalten, was sie nach der Schule machen möchten.“
 

„Und?“ Draco klingt gelangweilt. ‚Die Anderen‘ interessieren ihn nicht.
 

Harry zuckt mit den Schultern und zupft an dem Gras unter seinen Händen.
 

„Sie haben mich gefragt, was ich tun will…“ Er verstummt.
 

Draco wirft ihm einen Blick zu, aber er sagt nichts.
 

„Ich hatte keine Antwort.“
 

„…“
 

„Verstehst du? Sie haben alle Pläne, für danach. Sie sind voll davon. Und sie wollten wissen, was meine Pläne wären, aber ich konnte ihnen nichts sagen. Nichts, außer…“ Er lachte trocken.
 

Eine Weile sagt keiner etwas.
 

„Weißt du, ich hab nie geglaubt, dass ich es tatsächlich bis zum Abschluss schaffen könnte.“
 

„Sind wir etwa leicht paranoid, Potter?“
 

Harry wirft Draco einen etwas irritierten Blick zu.
 

„Nein, Malfoy. Ich bilde mir nicht ein, dass mich jemand umbringen will –ich weiß es!“
 

Sie schweigen wieder. Es gibt Dinge, über die sie nicht sprechen können.
 

*
 

„Was war das heute mit dir und dem Weasley-Mädchen?“
 

„Nichts.“
 

„Das sah aber nicht nach ‚nichts‘ aus…“
 

„…“
 

„Oh, komm schon, Potter. Irgendwas muss doch vorgefallen sein.“
 

Draco sieht Harry lange Zeit an. Schließlich seufzt Harry und antwortet.
 

„Ich habe Schluss gemacht. Sie und ihre Brüder sind nicht besonders glücklich mit mir. “
 

Draco nickt.
 

„Wie? Kein sarkastischer Kommentar? Kein Spott? Mir scheint, du schwächelst, Malfoy.“
 

Draco hebt eine Augenbraue, aber er geht nicht weiter darauf ein.
 

„Ich denke, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.“
 

„Woher willst du wissen, was ich-“, beginnt Harry, aber Draco winkt ab.
 

„Du“, sagt er und zeigt mit dem Finger auf Harry. „du brauchst nicht noch jemanden, den du beschützen musst. Du brauchst jemanden, der dir ebenbürtig ist, auf den du nicht aufpassen musst, jemanden, der sich selbst verteidigen kann. Und dich, wenn es nötig ist.“
 

Harry hat jetzt mittlerweile schon viele Nächte neben Draco gesessen, aber zum ersten Mal sieht er Draco in die Augen und sieht dabei hin.
 

Sieht ihn.
 

*
 

„Bist du manchmal einsam?“
 

„Nein.“
 

„Nein?“
 

„Nur Menschen, die geliebt werden wollen, sind einsam, Potter.“
 

„Jeder Mensch will geliebt werden-“
 

„Und wegen dieser Einstellung bist du ein Gryffindor und ich ein Slytherin. Du kannst noch froh sein, dass du kein Hufflepuff geworden bist.“
 

*
 

„Was würdest du tun, wenn du noch vierundzwanzig Stunden zu leben hättest?“
 

„Was soll die Frage?“
 

„Nein, ehrlich. Was würdest du tun?“
 

„Ich nehme an, ich würde meine Familie aufsuchen“, sagt Draco und Harry nickt. Ja, das klingt einleuchtend für ihn.
 

„Die Hauselfen würden alle meine Lieblingsspeisen machen. Ich würde mich von meinen Freunden verabschieden und… und ich würde meiner Mutter sagen, dass ich sie liebe.“ Der letzte Teil ist fast ein Flüstern und Harry muss sich etwas vorbeugen, um Draco zu verstehen.
 

„Und dein Vater? Was ist mit ihm?“
 

Draco zuckt mit den Schultern. Er will lieber nicht über seinen Vater nachdenken, geschweige denn reden.
 

„Und du?“, fragt er stattdessen.
 

„Ich würde Rons Familie im Fuchsbau besuchen. Und weil ich es ihnen nicht sagen würde, sind alle froh und lachen. Wir würden alle zusammen Quidditch im Garten spielen und Fred und George würden Ron aufziehen, weil er auf dem alten Besen seines Vaters fliegen muss. Mrs Weasley würde uns zum Essen rein rufen und mit allen schimpfen, weil wir uns dreckig gemacht haben. Aber sie lacht dabei. Und irgendwann würde ich mich verabschieden. Mrs Weasley und Hermine würden mich umarmen. Dann würde ich Mr. Weasley die Hand schütteln und die Jungs würden mir auf die Schulter klopfen. Schließlich würde Ron sagen, dass wir uns morgen wiedersehen. Dann geh ich.“
 

„Wohin?“
 

„Hierher, an den See. Und dann würde ich auf di-- den Sonnenaufgang warten.“
 

„Auf den Sonnenaufgang?“
 

„…Ja.“
 

Sie schweigen eine Weile und blicken in den Sternenhimmel über sich. Ihre Fingerspitzen berühren sich. Draco sieht eine Sternschnuppe fallen. Und wenn er daran glauben würde, dann…
 

„Klingt gut“, sagt Draco schließlich.
 

Harry lächelt.
 

*
 

„Draco…“
 

„…“
 

„Willst du das wirklich tun?“
 

„Als ob ich eine Wahl hätte.“
 

„Du hast eine-“
 

„Und welche soll das sein, Potter? Dich? Glaubst du wirklich ich würde meine Familie für dich verraten? Gib mir nur einen Grund warum ich das tun sollte.“
 

„…“
 

„…“
 

Harry wendet sein Gesicht wieder dem See zu. Sie schweigen.
 

„Ich hasse dich“, sagt Draco und steht auf. Er wartet nicht auf eine Antwort. Harry sieht ihm schweigend nach.


 

*

Harry hat gedacht, dass Malfoy nicht nochmal zum See kommen würde, doch in der nächsten Nacht ist er wieder da. Aber dann wiederum wundert es ihn nicht. Seit dem Sommer haben sie jede Nacht draußen am See gesessen. Und man muss schließlich beenden, was man angefangen hat. Sie schweigen wieder. Und zum ersten Mal missfällt Harry die Stille.
 

*

In der Großen Halle findet das Abschiedsfest statt. Die siebten Klassen feiern unter der strengen Aufsicht ihrer Hauslehrer das Ende ihrer Schulzeit. Am nächsten Tag nach dem Frühstück fährt sie der Hogwarts Express in die Welt der Erwachsenen.
 

„Wo wirst du morgen sein?“
 

Draco überlegt ihn anzulügen, aber sie haben sich hier- nachts im Dunkeln unter der Eiche und den Sternen und der aufgehenden Sonne- nie angelogen. Es sollte nicht mit einer Lüge enden, denkt Draco.
 

„Bei meinen Eltern, nehm ich an.“
 

Die Sonne steigt langsam über dem Waldsaum auf und das Dämmerlicht taucht alles in einem Schein der Unwirklichkeit, Zeitlosigkeit. Das ist er, der letzte Sonnenaufgang. An diesem Tag werden sich ihre Wege trennen.
 

„Das war es also“, sagt Harry und er lässt es nicht wie eine Frage klingen. Denn das ist es, das Ende. Und sie wissen es beide.
 

„Würdest du mit mir kommen, wenn ich dich bitte?“
 

Draco antwortet nicht. Und Harry fragt nicht. In einer anderen Zeit hätten sie vielleicht mehr sein können. Draco lacht leise.
 

„Mehr was, Potter? Mehr gut, mehr böse? Mehr entschlossen das Richtige zu tun? Mehr wir selbst?“
 

Harry merkt, dass er laut gesprochen hat.
 

„Einfach nur mehr.“
 

Die Sonne geht auf.
 

*



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von:  LukeDaSilva
2011-07-24T19:55:39+00:00 24.07.2011 21:55
Einfach wunderschön, so wie jede deiner Geschichten.
Ich verliebe mich immer mehr in deinen Schreibstil. ^-^
Und ich weiß nicht warum, aber am Ende der Geschichte war mir nach weinen. Nicht aus Trauer, sondern weil es so schön war <3
Diese ganze Vorstellung ist einfach wundervoll *-*
Ich möcht noch viel viel mehr von dir lesen x3

Alles liebe TheDoctor
Von:  Haeufchen
2011-07-22T23:27:50+00:00 23.07.2011 01:27
...
Du hast diese ganz tolle Art zu schreiben an dir...

Mein Gott ist das dramatisch...
Ich liebe sowas.
...
Man will doch immer so viel mehr lesen!
Von:  Capulet
2010-12-25T15:40:37+00:00 25.12.2010 16:40
Schlichtweg herzergreifend und schön, diese Geschichte.
Es gibt wirklich nur sehr wenige Ideen, die so gut umgesetzt sind wie deine! Die Charaktere lassen sich ohne Zweifel wiedererkennen und das ist schließlich, was eine gute FF ausmacht. Keine in Selbstmitleid versunkenen Draco's und keine schwangeren Harry's zum Schluss, kann nur Gutes verheißen.
Es war nicht zu kitschig, nicht übertrieben genau das richtige Maß der Dinge und so fantastisch diese Konversationen zwischen den Beiden.
Natürlich hätte ich mir auch ein Happy End gewünscht, aber es hat ziemlich realitätsnah geendet.
Ich finde diese Story sehr gelungen und hoffe du erschaffst noch weitere dieser Art :)


Von:  -Sherlock-
2010-12-01T18:14:20+00:00 01.12.2010 19:14
Diese FF ist einfach schön!
Von: abgemeldet
2010-11-25T11:30:30+00:00 25.11.2010 12:30
Eine wirklich tolle Geschichte ^^ Ich finde sie eigentlich gar nicht kitschig, einfach nur schön! Und zum Glück kein typisches shonen-ai!
Ich fand die vorstellung, dass die beiden einfach nur zusammen sitzen und sich (manchmal) unterhalten, echt schön!
Und auch das Ende fand ich sehr passend!
Ein großes Lob an dich ^^
lg kim
Von:  Nikky
2010-11-23T11:02:11+00:00 23.11.2010 12:02
He!

Also... Der Titel ist toll....Das Cover ist toll... Der ganze Inhalt ist toll..
Also, Respekt, die FF ist wirklich gut gemacht!
Toll. <3

Lg
Nika
Von:  Schnuckelpunk
2010-11-15T23:37:50+00:00 16.11.2010 00:37
Durch die Kinowerbung des siebten Films bin ich wieder zum fanfiction lesen gekommen.
Morgen habe ich 8.stunden schule, dann gesangs-, dann gitarrenunterricht.
Und trotzdem musste ich jetzt noch deine Geschichte lesen.
Sie ist toll.

Die Handlung ist in sich stimmig, der schreibstil passt wunderbar dazu.
Es geht nicht zu schnell, nicht zu langsam und es gibt kein erzwungenes Happy end.
(Zauberer-)Hut ab ;D
Von: abgemeldet
2010-10-13T17:02:46+00:00 13.10.2010 19:02
Dieser OS ist einfach wundervoll, ich hab ihn heute entdeckt und ich musste echt fast heulen zum Abschluss~
Wirklich schön erzählt, auch die Idee ist unheimlich originell und toll.
Vor allem als Harry sagt, 'einfach nur mehr', war das der wahre Knackpunkt, an dem man die Taschentücher hervorholen sollte.
Kitschig ist der OS schon, aber wirklich in einer schönen Art und Weiße!

Großes Lob an dich!
Von:  _StrawHat_Luffy_
2010-09-29T16:54:17+00:00 29.09.2010 18:54
Also ein großes Lob an dich :)
Mir gefällt diese Geschichte so gut! Einfach schön und romantisch! Kein Rumgeknutsche und sonstiges...

Eine Riesenlob an dich :) weiter so!

glg

ach ja und ich bin nicht der meinung, dass du die fanfic "in den sand gesetzt" hast, wie du am anfang gemeint hast! ;) du hast sie wirklich wunderschön hinbekommen! :)
Von: abgemeldet
2010-08-22T19:24:28+00:00 22.08.2010 21:24
Herrlich. Ein besonderes Ende. Und keine Liebesschwüre und sehnsüchtige Küsse. Einfach mal viel mehr und das viel besser.
Du hast da was besonders schönes gemacht, eindeutig.


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