Zum Inhalt der Seite

Kissenschlacht

Gibst du auf?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

»Gibst du auf?«

Endlich gongt es. Wochenende. Nicht nur ich freue mich darauf. Grinsend drehe ich mich zu dir um und fege nebenbei alles mit einer eleganten Handbewegung in meine Tasche, was sich auf meinem Tisch befindet. Alle anderen wollen lieber so schnell wie möglich den stickigen Klassenraum verlassen, weil Wochenende ist und die Sonne scheint. Du dagegen lehnst dich neben mir zurück und verschränkst mit einem unverschämt breiten Grinsen die Hände hinter dem Kopf. »Wollen wir nicht auch langsam gehen? Immerhin gibt es was zu feiern!«, frage ich dich mit schief gelegtem Kopf. Du hast mich gestern schon gefragt, ob ich heute nicht zu dir kommen will, und als dein bester Freund habe ich natürlich zugesagt. Heute ist nämlich dein Geburtstag und weil ich bester Freund so was immer gut im Kopf habe, habe ich dir auch wie jedes Jahr ein hübsches Geschenk gekauft. Zwar erst vorgestern, aber das hat dich ja nicht zu interessieren. Es liegt ordentlich verpackt in meiner Schultasche.
 

»Wer will hier feiern, du oder ich?«, fragst du mich amüsiert und legst provozierenderweise auch noch deine Füße auf den Tisch. Unseren Tisch, wohlgemerkt. Immerhin bist du mein Sitznachbar und erniedrigst damit auch meinen Tisch. »Füße runter!«, fahre ich dich auch gleich an und schubse deine Beine aus meinem Weg, damit ich meine Tasche schultern und endlich zur Tür gehen kann. Dummerweise musst du natürlich das letzte Wort haben, greifst nach meinem Handgelenk und sorgst dafür, dass mir die Tasche von der Schulter rutscht und sich die Hälfte des Inhalts über dem Boden verteilt. Genervt seufze ich auf. »Idiot.« Ich gebe dir einen freundschaftlichen Klaps gegen den Hinterkopf, bevor ich meine Sachen wieder einsammel. »Wo ist denn mein Geschenk?«, willst du unverfroren wissen und ich schenke dir einen meiner bösen Blicke. Funktioniert bei dir nur leider nicht. Du lächelst mich nur lieb an und wuschelst durch mein Haar.
 

»Argh, Akira!« Ich hasse es, wenn du mich anrührst. Obwohl, nein, das ist nicht ganz richtig. Ist ja eigentlich ein ganz schönes Gefühl. Ich mag es nur nicht, dass du dabei meine Prachtfrisur ruinierst. Ich stehe jeden Morgen dafür vor dem Spiegel! »Reg dich ab, Taka. Du siehst immer noch so aus wie vor fünf Minuten«, lachst du und ich grummel nur. Keine gute Antwort. Und das weißt du auch. »Siehst immer noch geil aus. Und jetzt komm.« Seufzend lasse ich mich mit nach draußen ziehen und wundere mich nebenbei, wann du deine Sachen alle eingepackt hast. Locker legst du einen Arm um meine Schultern und ich lasse mich widerstandslos mitziehen. »Also, was schenkst du mir dieses Jahr zum Geburtstag?« Deine Unverschämtheit reißt mir jedes Mal beinahe den Boden unter den Füßen weg. Streng sehe ich zu dir hoch, weil ich leider einen verfluchten halben Kopf kleiner als du bin. Und das ärgert mich maßlos.
 

»Ich schenke dir gar nichts, wenn du mich jetzt damit löcherst!« Das ist natürlich Blödsinn, weil ich dir als bester Freund niemals dein Geschenk vorenthalten würde. Aber manchmal ist deine Quengelei unausstehlich hartnäckig, weswegen ich mir gerne mal den Spaß rausnehme, dich zu ärgern. Dass ich dabei für dich gelegentlich mal als Zicke rüberkomme, nehme ich gerne in Kauf. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie du deine Hand wieder hebst, und entferne mich sofort wieder von dir. »Akira! Hände weg, wenn du dein Geschenk haben willst!«, zische ich, bin dir aber nicht wirklich böse. Das solltest du auch wissen, immerhin kennst du mich seit der Grundschule. So ziemlich genau seit der ersten Klasse, wo du mich voll ausgelacht hast, weil ich meinen Teddy mithatte. Volltrottel.
 

Beim Gedanken daran muss ich trotzdem grinsen und irgendwie hätte mir klar sein müssen, dass weder du noch ich mich seitdem groß geändert haben. Höchstens in unserem Aussehen, aber das hat die Pubertät ja nun mal an sich. Dein Gemurmel, was sich auffällig nach »Diva…« anhört, ignoriere ich gekonnt und greife mir stattdessen deinen Arm. Denn ich höre die U-Bahn abbremsen und wir müssen noch die Stufen runterlaufen, wenn wir keine zehn Minuten warten wollen. Müssen wir aber, denn als wir keuchend unten ankommen, ist die Bahn bereits so vollgestopft, dass ich mich demonstrativ gegen einen Pfeiler lehne und die Arme vor der Brust verschränke. Du aber scheinst ernsthaft zu erwägen, dir einen Weg durch die Menge zu boxen, doch noch bevor du das in die Tat umsetzen kannst, räuspere ich mich laut und sehe dir eindringlich ins Gesicht. »Nein«, sage ich einfach nur stur und bringe dich damit wieder mal zum Lachen.
 

Also warten wir brav zehn Minuten auf die nächste Bahn, aber das ärgert mich heute nicht allzu sehr. Immerhin bin ich heute mit dir unterwegs und die Drängelei ist auch schon mit unserer Bahn gerade weggefahren, also dürfte das kein Problem sein. »Willst du heute eigentlich wirklich einen draufmachen?«, frage ich dich stirnrunzelnd, als ein paar Jugendliche mit Bierflaschen an uns vorbeilaufen und ich ihnen hinterhersehe. Zu zweit ein Besäufnis starten klingt nicht lustig, sondern eher traurig. »Ich habe nicht mal ordentlich eingekauft für eine Feier«, erklärst du mit einem schiefen Grinsen und kratzt dir verlegen den Kopf, doch das gefällt mir schon viel besser als dein Machogehabe. »Ich dachte, wir ziehen uns Pizza vom Lieferservice und ein paar Filme rein. Heute habe ich das Haus ganz für mich alleine, meine Eltern sind bei Freunden«, fährst du mit einem charmanten Grinsen fort. »Klingt gut. Dann kann ich ja eh wieder bei dir pennen.« Ich habe zwar nichts zum Übernachten zur Schule mitgeschleppt, aber ich war schon so oft bei dir, dass ich praktisch bei dir eingezogen bin. Deine Eltern haben mich quasi adoptiert, aber das freut mich auch. Meine Mum ist eh fast nur arbeiten, die bekomm ich so oder so kaum zu Gesicht. »Nein, das verbiete ich dir. Du willst mir ja auch nicht mein Geschenk geben.«
 

Ich verdrehe nur die Augen und wir unterhalten uns noch ein wenig über die bevorstehenden Sommerferien, bis dann unsere Bahn kommt. Trotzdem ist sie rappelvoll und ich lasse mich mehr oder weniger bereitwillig gegen die Wand drücken, denn fiese Aktentaschenmänner schubsen und drängeln sich ihren Weg frei. Weil du vor mir stehst, bekomme ich glücklicherweise keine metallene Tasche in den Rücken gerammt, und ich grinse dich etwas mitleidig an. Eigentlich solltest du heute mit Samthandschuhen angefasst werden, weil du ein Jahr näher am Greisendasein bist, aber du schüttelst nur grinsend den Kopf und zwinkerst mir zu. Augenblicklich fällt mein Lächeln in sich zusammen und ich schaue grummelnd beiseite, mit warmen Wangen. Ich nehme es zurück. Die Aktentaschenmänner sollen solange ihre Aktentaschen in deinen Rücken rammen, bis du endlich aufhörst, mich wie irgendein Mädchen zu behandeln. Mich, deinen besten Freund!
 

»Alles okay, Kurzer?« Jetzt besitzt du auch noch die Frechheit, meinen Stolz und meine Größe zu beleidigen. Ich mag dir jetzt am liebsten eine Szene machen und hysterisch werden, aber damit würde ich dir ja nur in die Hände spielen. Das willst du mit dieser Provokation doch nur erreichen. Ich kann es dir an deinem typischen Grinsen ansehen. Also werde ich eben nicht so reagieren. Ich mache es dir doch nicht einfach! Ebenfalls grinsend lege ich meine Arme um dich und ziehe dich ganz nahe an mich, helfe dir so sogar noch vor den fiesen Aktentaschenmännern. Kurzerhand schlucke ich auch meinen Stolz runter, zumindest so tief, dass ich mich zu einem hauchzarten Kuss auf dein Kinn durchringe – höher komme ich dummerweise gerade nicht, ohne mir wichtige Organe zu verletzen – und grinse dich verschmitzt an. Weil du eine Falte mehr zu zählen hast, kann ich mich gerne mal auf dieses Niveau herablassen, aber leider schockt dich das nicht allzu sehr, wie es sollte.
 

Denn du fängst dich verdammt schnell wieder. »…soll das heißen, mein Geburtstagsgeschenk ist eine heiße Nacht mit dir?« Perplex starre ich zu dir rauf, bevor mir plötzlich die Hitze ins Gesicht schießt und ich mich ärgerlich an deinen Schultern festkralle, als die Bahn in eine Kurve geht. Verdammt, ist dir denn absolut gar nichts peinlich?! »Vergiss es, du bist nicht mehr zu retten. Ich geb’s auf«, murmle ich resigniert und lehne meinen Kopf an das kühle Glas hinter mir. Selbst mit geschlossenen Augen kann ich dein unglaublich breites Grinsen sehen und spüren. »War das ein Ja?« Ich schlage dir einmal mit der Faust freundschaftlich rücksichtslos auf die Brust und muss mich immer noch an dir festhalten, als du in der nächsten Kurve an mich gequetscht wirst. »Akira!«, fauche ich laut mit immer noch rotem Kopf und meide bewusst deinen und alle anderen Blicke. Die Aktentaschenmänner reichen nicht. Auspeitschen erscheint mir qualvoller. Oder Zuckerschock. Wenn ich halbnackt vor dir rumtanze, hat das sicher dieselbe Wirkung wie Zuckerwatte, an der du erstickst. Ja, doch, die Methode klingt gemein und hinterhältig. Sie kann doch nur funktionieren.
 

»Taka, hör auf zu träumen, wir müssen raus!« Alleine schon für diesen Kommentar würde ich gerne einmal kräftig mein Knie heben und dich wie ein Meerschweinchen quieken hören, dessen Kronjuwelen sich gerade verabschieden. Aber brav wie ich nun mal bin, stelle ich es mir lieber nur vor. Du weißt, dass ich in der Hinsicht schnell eingeschnappt bin und machst dir immer wieder einen Spaß daraus, mich damit aufzuziehen. Und dummerweise klappt es jedes Mal ganz hervorragend. Ich begnüge mich lediglich damit, deine Hand zu zerquetschen, die mich aus den Menschenmassen mit einem erstaunlich festen Griff zieht. Stolpernd folge ich dir und hätte mich beinahe äußerst unelegant auf die Fresse gelegt, aber ich kann mich mit einem noch uneleganteren Stolperer auf deinen Rücken retten. Meine Güte, ist heute ein ‘Wir-hängen-an-Akira-‘Tag? Dein Grinsen kann ich schon gar nicht mehr sehen.
 

»Kein. Wort.« Ausnahmsweise hältst du dich auch daran und ich quietsche erschrocken auf, als du mich kurzerhand Huckepack nimmst. Es ist nicht mehr weit zu dir, deswegen sage ich auch nichts dagegen und muss eigentlich sogar zugeben, dass du ziemlich bequem bist. Sekundenlang genieße ich die Stille, bis du sie natürlich wieder brechen musst. Dabei wäre ich fast eingeschlafen. »Also wenn du bleibst, ist kein Problem. Ich habe ja eh alles da, was du brauchst.« Stirnrunzelnd schaue ich zu dir hinab. Hatten wir das nicht gerade schon geklärt? »Was meinst du wohl, warum ich nichts mitgenommen habe?« Entsetzt bleibst du stehen. »Was denn, keine sexy Dessous von d – AUA!« »Suzuki Akira, halt endlich die Klappe oder ich erwürge dich noch diese Nacht höchstpersönlich!« Du sagst erst mal nichts, aber ich mache mich wieder auf einen dummen Spruch gefasst. Zu Recht. »…mit deinen Strapsen?« »ARGH!« Du wirst mich jetzt wohl auf ewig mit diesem gespielten Flirt aufziehen, oder? Kannst du nicht einfach Ruhe geben? Du demütigst mich schon genug, angeblich bester Freund. Das sage ich dir nur natürlich nicht ins Gesicht, weil ich ein besserer bester Freund bin als du.
 

Die Leute, die an uns vorbeikommen, schauen ohnehin schon ganz komisch. Als ob wir Aliens wären. »Du wirst dein Geschenk niemals zu Gesicht bekommen«, murre ich dumpf, weil ich mein Gesicht in deiner Halsbeuge vergraben habe. Man muss mir die Verlegenheit nicht auch noch ansehen. Wie schaffst du es auch wirklich immer, mich in derart peinliche und blamable Situationen zu bringen? »Dann erpresse ich dich mit Sexentzug.« Meine Gesichtszüge entgleisen und ich erwürge dich diesmal unbewusst, bevor ich meinen Körper wieder unter Kontrolle bekomme. Seit wann reden wir denn bitte über Sex?! Ich höre das Grinsen in deiner Stimme, und du magst ein wirklich charmantes Lächeln haben, das bei jedem Mädchen Wunder wirkt, aber ich bin nicht jedes Mädchen. Auch wenn du mich die letzte Zeit drastisch zunehmend so behandelst. Und deswegen werde ich jetzt einfach nicht darauf eingehen und dich ignorieren. Genau, einfach nicht beachten. Dann komme ich gar nicht erst in Versuchung, dich zu erschlagen…
 

»Schmollst du jetzt, Taka?« Deine Unschuldsstimme kann auch nichts mehr rumreißen. »Jep.« Du sagst nichts mehr, aber ich habe die böse Vorahnung, dass du immer noch dein altbekanntes, verhasstes und doch irgendwie ansteckendes Grinsen grinst. Wir kommen vor deinem Wohnungsblock an, aber du lässt mich nicht absteigen, sondern wankst noch mit mir auf dem Rücken alle Treppen bis in den achten Stock rauf, weil der Fahrstuhl defekt ist. Ich bin ein bisschen beeindruckt, dass du nicht zusammengeklappt bist. Aber nur ein bisschen. Trotzdem, dein stillschweigendes und auch beklopptes Friedensangebot habe ich natürlich angenommen. »Willst du die Nacht was von mir haben? Dein Zeug ist gerade in der Wäsche, glaub ich.« Ich schließe die Wohnungstür hinter uns und bin fast schon begeistert, dass du mich bis ins Wohnzimmer trägst und mich dann erst auf dem Sofa absetzt. »Solange du mich nicht nackt schlafen lässt, ist mir das so was von egal…«, grinse ich und bereue diesen Satz sofort, als du mich mit einem perversen Grinsen musterst. »Sicher?« »Ja, denn sonst geh ich«, entgegne ich eisig und lasse mich erschöpft auf den Rücken sinken. »Du machst mich fertig«, stöhne ich frustriert auf und schlage mir die Hände vor das Gesicht. »Wow, danke für das Kompliment.«
 

Scheiße, da muss ich doch schon wieder grinsen. Ich kann sagen, was ich will, du scheinst dich nur darüber zu freuen oder es zu deinem Vorteil zurecht zu biegen. Du bist manchmal ein großer Vollidiot, Aki, aber das macht dich wieder so unglaublich wertvoll und einzigartig für mich. Immerhin hältst du Vollidiot es mit mir megazickiger Diva aus und das rechne ich dir hoch an. Als ich mich zu dir umdrehe, sitzt du auf eurem Wohnzimmertisch und betrachtest mich mit – Überraschung – einem sehr süßen Grinsen. »Ich bin müde«, gähne ich und lasse mir diesmal ohne zu murren durch das Haar fahren. Wenn ich dich jedes Mal anzicken würde, hätte ich schon seit Jahren keine Stimme mehr. Und so schlimm ist es nun auch wieder nicht, wenn mal ein Haar nicht sitzt…
 

Ich bin gerade dabei, mich seelisch zu entspannen und habe auch ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen, als plötzlich mit voller Wucht ein Kissen auf meinem Gesicht landet. Vor lauter Schreck stoppe ich das Atmen und fahre nach den ersten Schrecksekunden hoch, während dein Gelächter in meinen Ohren hallt. »Na warte…«, knurre ich und schnappe mir das Kissen, jage dich einmal durch das ganze Wohnzimmer – ich will ja auch nichts kaputtmachen – und pfeffere dir in deinem Zimmer mit voller Wucht das Kissen in den Rücken. Sofort stürze ich mich auf dich und versuche hastig, eines der vielen Kissen zu schnappen, die auf deinem Bett liegen. Es wundert mich sowieso, warum du so viele Kissen zum schlafen brauchst, aber du hast mir mal erzählt, dass es eine Sache der Gemütlichkeit und des Genusses ist. Mit vielen Kissen lässt es sich einfach viel besser schlafen und weil du ein großes Bett hast, beneide ich dich darum umso mehr.
 

Dummerweise hast du dasselbe vor und ich verliere haushoch dabei, vor dir die Kissen einzusammeln. »Aaahhh… Akira, verdammt! Du Arschlo – hngmh – « Bevor ich überhaupt reagieren kann, landen alle Kissen als dezenter Riesenhaufen vorzugsweise in meinem Gesicht und auch auf allen anderen sichtbaren Körperteilen. Vollkommen überrumpelt von dieser Wucht stolpere ich nach hinten und falle auf dein Bett. Während ich versuche, mich aus dem Kissenberg zu befreien, spüre ich auf einmal dein Gewicht auf mir und beeile mich nur noch mehr. Mit knallrotem Gesicht, Haaren, die in allen Richtungen abstehen und böse funkelnden Augen sehe ich zu dir hoch. Du hockst nur mit einem bemerkenswert provozierenden Grinsen über mir, das etwas von der endgültigen Apokalypse hat. Das letzte Kissen hältst du erhoben über uns. »Ich warne dich… wenn du das jetzt machst, da – « Ich habe nicht mal zu Ende reden können, da schleuderst du mir das Kissen so energisch ins Gesicht, dass ich meine Hände unwillkürlich im Laken verkralle. Meine Haare sind das reinste Chaos. Ich brauche keinen Spiegel, um das festzustellen. Das bedeutet Krieg!
 

So kommt es nicht weiter überraschend zur Kissenschlacht, die weder du noch ich verlieren wollen. Das Bett ist unser Ring geworden, und alles außerhalb dieser wichtigen Grenze wird hektisch wieder eingesammelt, um den Gegner weiter bombardieren zu können. Wir haben auch schon nach demselben Kissen gegriffen, es hat ratsch gemacht und die kleinen weißen Federn schwebten auf unsere Köpfe nieder. Das hat uns aber beide nicht davon abgehalten, uns weiter zu bekriegen und ich muss leider zugeben, dass du momentan im Vorteil bist. Du hast mehr Kissen. Du hast mich schon so dermaßen bombardiert, dass ich ganz aus der Puste bin. Und vor allen Dingen hast du als Basketballer eine viel bessere Kondition als ich. Arschloch. »Timeout, bitte!«, keuche ich und lasse mich kurz auf den Rücken fallen, um die Augen zu schließen und aufzupassen, nicht sofort einzuschlafen. So eine Kissenschlacht macht verdammt müde. »Gibst du etwa schon auf?«, fragst du gehässig, aber mit einem genauso roten Gesicht wie meinem. »Niemals!«, fauche ich und stürze mich erneut auf dich, weil du während meiner Pause einfach alle meine Angriffe – also die Kissen – geklaut hast. Wahllos greife ich nach einem und ziehe kräftig daran. Du ziehst noch kräftiger, weil es dummerweise das Kissen in deinen Händen ist, und ich lande mit einem äußert unmännlich klingendem Quieken auf dir. Neben uns, um uns, über uns nur Kissen.
 

Und auf meinen Lippen deine. Starr liege ich mit zusammengekniffenen Augen auf dir und kann mich vor lauter Überraschung gar nicht bewegen. Sie sind so schrecklich warm und so unglaublich weich… Für den Bruchteil einer Sekunde bilde ich mir ein, dass du deine Lippen gegen meine bewegst, doch dann löst du den unfreiwilligen Kuss und ich starre dich knallrot an. Dabei versuche ich krampfhaft, mein viel zu schnell und viel zu laut pochendes Herz geflissentlich zu ignorieren. »War das dein Überraschungsangriff?«, fragst du mich unverändert frech und es dauert keine Sekunde, bis ich wieder im Hier und Jetzt bin. »Mein… bildest du dir jetzt etwa auch noch ein, dass das Absicht war?«, zische ich mit einer gefährlich in die Höhe zuckenden Augenbraue und taste nach einem Kissen neben uns. Ich will es dir gerade ins Gesicht schleudern, als du mir zuvor kommst und es mir aus der Hand ziehen willst. Zum zweiten Mal in dieser Stunde reißt der Stoff und ich verliere dadurch mein Gleichgewicht, lande auf dem Rücken und du diesmal auf mir.
 

Und während noch mehr Federn durch das Zimmer fliegen, streichelst du mit einem plötzlich sehr sanften Lächeln meine Wange, dass ich urplötzlich bewegungsunfähig bin. Was machst du bitte mit mir? »Aki – hmmhhh…« Deine brennenden Lippen senken sich auf meine und ersticken meinen Widerstand im Keim. Meine Hände, die noch neben meinem Kopf liegen, werden von deinen beschlagnahmt und gestreichelt. Ich werde weich wie die Federn um uns herum in deinen Händen und entspanne mich auch nach der ersten Schrecksekunde. Deine Lippen bewegen sich auf einmal sanft gegen meine und ich erwidere scheu, ohne das wirklich zu merken. Zaghaft verschränke ich meine Finger mit deinen und lege den Kopf ein wenig zur Seite. Nur damit es sich noch besser anfühlt, dich zu küssen. Und mein Herz schlägt so heftig gegen meine Brust, dass du es spüren musst. Wenn du es spürst, scheint es dich jedenfalls nicht zu stören.
 

Diesmal löse ich den Kuss wenig später, schlage benebelt die Augen halb auf und atme schon etwas schwerer. Ich sehe in deine haselnussbraunen Iriden und fahre unbewusst mit der Zungenspitze über meine Lippen. An deinen Augen erkenne ich, dass dein Blick zu meinen Lippen wandert. Verwundert hebe ich eine fein geschwungene Augenbraue, als du auf deiner Unterlippe rumkaust. Selbst dabei kann ich deinen Atem auf meinen heißen Lippen spüren. »Aki…«, hauche ich und bin mir plötzlich bewusst, wie unglaublich nahe wir uns sind und wie weich mich dein Kuss gemacht hat. Anstatt mir zu antworten, küsst du mich erneut, diesmal jedoch nicht ganz so zurückhaltend. Seltsamerweise macht mir das überhaupt nichts aus. Du drückst meine Hände leicht und ich erwidere den Druck, spüre deinen Körper auf mir, wie er angenehm schwer auf mir liegt. Zwar setzt gerade mein Verstand aus, doch das nehme ich für dieses einzigartige Gefühl, das sich so positiv und geborgen anfühlt, gerne in Kauf.
 

Das nächste Mal, als dein schwerer Atem auf meine wundgeküssten Lippen trifft, bekomme ich eine eiskalte Gänsehaut und lege mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken. Verdammt, fühlt sich das gut an. Als wäre jede Faser meines Körpers auf dich und deine Regungen sensibilisiert. Und als mir das bewusst wird, vergrabe ich die Zähne in meiner Unterlippe und denke verzweifelt nicht daran, dass du gerade auf mir liegst und mir im wahrsten Sinne des Wortes den Verstand geraubt hast. »Oh Gott, Taka…«, höre ich deine heisere Stimme, die seit neuestem erstaunlich tief klingt und mir weitere eiskalte Schauer beschert. Schwer atmend schaue ich aus halbgeschlossenen Augen zu dir hinauf und bekomme bei deinem Blick noch schlimmeres Herzklopfen. Denn du siehst so aus, als willst du mehr haben. Und plötzlich muss ich grinsen. Scheinbar habe ich die Kissenschlacht gewonnen. »Gibst du auf?«, hauche ich gegen deine Lippen und sehe wohl etwas zu erwartungsvoll aus, denn du grinst und rutschst auf mir ein kleines Stück höher, sodass ich unwillkürlich die Beine für dich spreize und eines anwinkle. »Jetzt, wo ich habe, was ich will?« Und noch bevor ich genauer über deine Worte nachdenken kann, raubst du mir einen weiteren Kuss, den ich nur allzu gern erwidere. Viel zu gern, als dass ich dich abweisen könnte.
 

Ich glaube, ich habe auch, was ich will.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Destiel
2013-04-24T21:27:34+00:00 24.04.2013 23:27
Ich muss gestehen, das ich gar nicht weiß, was ich Schreiben soll, ohne mich wahrscheinlich laufen zu widerholen. Ach, egal.

Die FF ist einfach nur Hammer. Richtig Klasse und das in so ziemlich jeder Hinsicht. Dein Schreibstill ist wirklich Schön (wie schon in dem anderen OS bemerkt, den ich gerade erste gelesen habe) und Detailiert. Mal von den Charakteren, also wie du sie rüberbringst und Schreibst ganz abgesehen. Dein Ruki ist einfach nur Süß und dein Reita ja, Schön unverschämt mit einem Hauch Machohaften. Ich Liebe es!

Und die ganzen Neckerein von Reita. Hach. Am süßesten war der Schluss und ich werde mich gleich daran machen die Fortsetzung zu lesen und mal deine anderen FF unter die Lupe zu nehmen. Ich freu mich schon drauf. Zumal ich ganz vernarrt in Reita x Ruki bin.

LG Destiel
Von:  Arisa-Yuu
2012-02-14T18:11:44+00:00 14.02.2012 19:11
lass mich eine feder sein..
ich muss schon so sagen, dass ich Ruki gerade beneide und Reita auch Ö.ö
du hast einen wirklich schönen schreibstil, bei dem ich mich sofort in die charaktere hinein versetzten konnte und es war einfach nur..hach..
*schwärm*
*seufz*
lass mich eine feder sein..^^

LG
AY
Von:  MRS_ABNORMAL
2012-02-12T11:02:59+00:00 12.02.2012 12:02
Wow! Das ist das einzige Wort was mir grade so passend dazu einfällt.
Ich bin total begeistert *___*
Hat mir richtig gut gefallen. Ich liebe Reituki und das war einfach süß ♥
Kommt direkt zu meinen Favoriten, hat nämlich verdammt Spaß gemacht es zu lesen ;D

LG
Ringo-chan
Von:  __smartie__
2011-02-17T17:40:43+00:00 17.02.2011 18:40
Wow~ bin grad drauf gestoßen..
der OS ist so niedlich *~*
und wie Reita Ruki auzieht ist echt süß..aw~
oh...ich mag das Ende ganz besonders...richtig...
>.< mir fällt kein passendes Wort ein T_T
also falls du ne Idee und Lust für eine Fortsetzung hast, dass wäre echt super toll ^.^
ich find die beiden echt süß *_*

Von:  PonPonPanda
2011-01-03T17:14:16+00:00 03.01.2011 18:14
ich hab es gerade noch mal gelesen... und GOTT!

ich liebe sie immer noch so seht! >////<
kannst du... nicht ne fortsetzung hierzu schreiben? :P
Von:  e____xD
2010-05-16T18:16:40+00:00 16.05.2010 20:16
Ich liebe den OS :D
Das ist einer der Besten, die ich seit langem mal wieder gelesen habe :)
Hat mir total gut gefallen :D
Und dein Schreibstil ist auch klasse :D
Vor allem wie du die ganzen SItuationen, Reaktionen, etc. beschrieben hast und die Idee des OS an sich... einfach toll /D'
War richtig süß :)

Ganz liebe Grüße
evi_XP
Von:  PonPonPanda
2010-04-21T20:20:33+00:00 21.04.2010 22:20
Genial! Unglaublich genial!

Du hast die beiden genau so hinbekommen, wie ich sie immer haben will, aber irgendwie nie selbst hinbekomme *am kopf kratz*
Also... einfach nur toll!!!

<3
Von:  Saki-hime
2010-03-02T08:22:23+00:00 02.03.2010 09:22
Das ist unglaublich süß! ö_ö
und du kannst echt klasse schreiben! <3
und... ach einfach toll~ :3

Saki-hime *flausch*
Von:  Kei-hime
2010-02-24T09:35:00+00:00 24.02.2010 10:35
Aw~ die Story ist total süß. ^^ Witzig, niedlich und zum Schluss auch noch romantisch, ohne dass es zu kitschig oder gezwungen klingt. Super!
Von:  LadyKisu
2010-02-24T06:57:17+00:00 24.02.2010 07:57
deine ff ist wirklich richtig nielich ^^
hat spaß gemacht sie zu lesen
und dein runki und reita gefallen mir wirklich sehr gut *___*


Zurück