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Die Prophezeiung - Special

Yami und Hikari
von

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Ich will dich lieben

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
 

maidlin

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Ich will sie lieben
 

Wir sitzen in dem Café in der Innenstadt, welches sich direkt neben dem Stadtbrunnen befindet. Der Brunnen ist ein großes aus Stein gehauenes Kunstwerk, mit wasserspeienden Fabelwesen, wie sie hier in der Gegend üblich sind. Von unserem Platz aus hat man einen guten Blick darauf.

Im Moment fließt das Wasser nicht und die Figuren sind von einer dichten Schneeschicht bedeckt – so wie eigentlich alles hier. Der Winter war vor wenigen Tagen angebrochen und dem nach zuurteilen, was die Wetterbeobachter und der Kalender vermuten ließen, würde es ein sehr langer Winter werden.

Aber darauf musste man sich einstellen, wenn man in dieser Gegend lebte und es störte mich auch nicht. Hier war ich für mich allein, unbehelligt von anderen meinesgleichen und wenn sie sich doch einmal hierher verirrten, war es ein leichtes sie wieder loszuwerden. Niemand hatte gewusst, dass ich mich hier aufhielt und doch hat sie mich irgendwie gefunden. Sie - die Frau, die mir jetzt gegenübersitzt und die ich in den vergangenen Monaten immer besser kennengelernt habe. So gut, dass ich inzwischen weiß, was für ein großer Fehler das war und doch kann ich nicht anders, als immer wieder ihre Gesellschaft zu suchen. Auch, wenn ich um meinen Fehler weiß und darum, wie viel Schmerzen es ihr möglichweiße bringt.

Genauso wie jetzt auch.

Schweigsam sitzt sie neben mir, sieht ebenso wie ich nach draußen und scheint in ihren eigenen Gedanken gefangen. Ich kenne diese Gedanken. Ich kann sie mir nur zu gut vorstellen.

Vielleicht hätte sie mich doch töten sollen, wie es ihr Ziel gewesen war – weswegen sie wieder angefangen hatte, mit mir zu reden. Ich wusste von Anfang an, dass ihre Nähe nur das Ziel hatte einen Grund zu finden, um mich doch zu töten. Den anderen hatte ich ihr ja genommen.

Und obwohl ich es wusste, habe ich mich darauf eingelassen, habe es erst als Spiel gesehen, als willkommene Ablenkung und jetzt... war ich ein Gefangener meiner selbst.

Sie hätte es tun sollen. Selbst, wenn es nichts geändert hätte. Ich bin sicher ihr Schmerz wäre noch immer da. Aber es wäre ein anderer, als der, den sie jetzt wahrscheinlich empfindet.

Aber ich bereue es nicht, dass ich sie damals daran gehindert habe. Ich bin froh sie so kennengelernt zu haben, wie ich es jetzt tue. Selbst, dass ich sie vor dem Kältetod gerettet habe, bereue ich nicht. Sie hatte zusammengesunken vor der Straßenlaterne gekauert und darauf gewartet, dass es vorbei sein würde.

Sie hatte so verloren ausgesehen. Genau so, wie ich mich all die Jahre gefühlt habe.
 

„Ich muss los.“, sagt Hikari auf einmal und als sie mich kurz anblickt, sehe ich die Zerrissenheit in ihren Augen. Sie sollte nicht mit mir zusammensein. Nicht nachdem was vor so langer Zeit geschehen ist. Wir sollten nicht so gut miteinander auskommen. Vielleicht sind wir inzwischen so etwas wie Freunde? Nein, das trifft es eigentlich auch nicht. Zumindest nicht von meiner Seite aus.

„Wenn musst du denn heute dort sein?“, frage ich sie.

„In zwei Stunden, aber ich... fühl mich nicht so gut.“

„Bist du krank?“ Meine Stimme klingt besorgter als sie sollte.

„Ich weiß nicht... Nein, ich bin... verwirrt. Ich glaube, dass trifft es am besten.“, murmelt sie, aber ich verstehe es trotzdem.

„Warum?“

Hikari schüttelt den Kopf und ihr blondes Haar fällt über ihre Schultern. „Das ist schwierig zu erklären.“

„Ich verstehe. Ich bring dich noch ein Stück.“

„Nein... Doch... Ich meine... wie du willst.“, antwortete sie und vermeidet es noch immer mich anzusehen. Etwas, was sie in letzter Zeit häufiger tut.

Ich mag es nicht.

Aber es bestärkt gleichzeitig einen Verdacht in mir, eine Hoffnung, die ich nicht in mir tragen sollte. Die aber doch mit jedem Blick, jeder Geste und jedem noch so kleinem Wort, dass sie mit mir spricht wächst.

Obwohl ich weiß, dass es nicht sein darf.

Wir zahlen und verlassen das Café. Nach der Wärme an diesem beschaulichen Ort, sind der kalte Wind und das Schneetreiben wie ein Schlag ins Gesicht. Sie macht die Jacke noch weiter zu und vergräbt die Hände in den Taschen. Ich muss den Impuls unterdrücken, sie nicht mit meinen zu wärmen.

In letzter Zeit verspüre ich häufiger solche Impulse und es fällt mir immer schwerer sie zu unterdrücken. Ich brauche sie nur anzusehen und verspüre den unbändigen Drang sie in meine Arme zu schließen und an mich zu drücken. Ich will meine Lippen auf ihre senken, sie schmecken und für immer so verweilen. Und ich will noch etwas von ihr. So sehr, dass ich es fast auf meiner Zunge schmecken kann. Aber das ist die verbotenste aller Sehnsüchte, die ich versuche zu verdrängen.

„Ist es kälter geworden?“, fragte sie mich und ich höre das Zittern ihrer Stimme selbst durch ihren Schal hindurch, den sie sich bis unter die Nase gezogen hat.

„Du bist nur zu empfindlich.“, antwortete ich ihr und versuche damit eine weitere, für sie typische Reaktion herauszulocken. Denn normalerweise würde sie mich entrüstet ansehen. Ihre blauen Augen mit den grünen Sprenkeln würden Funken sprühen und sie würde mir erzählen, wie sehr ich im Unrecht war.

Normalerweise...

Stattdessen nickte sie kurz und sagte gar nichts.

Dieser Zustand ist untragbar!

Ich halte das einfach nicht mehr länger aus und doch... Ich darf keinen weiteren Schritt machen. Es ist besser so.

Wir laufen noch ein paar Sekunden schweigend nebeneinander. Kaum ein Mensch ist auf der Straße. Es scheint ein Schneesturm zu werden und die Temperaturen fallen diese Nacht sicher weiter nach unten. Mir gefällt der Gedanke nicht, sie bei diesem Wetter allein nach ihrer Schicht nach Hause gehen zu lassen.

Trotzdem lässt mich dieses klammernde Gefühl nicht los. So wie es ist, kann es nicht bleiben. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalten würde – vielleicht ein paar weitere Monate – mir macht es mehr Angst, dass sie es nicht länger ertragen kann.

Die Dämmerung ist weiter vorangeschritten und ihre Füße bewegen sich schwerfällig durch den Schnee, als wäre ihr jeder Schritt zu viel. Vielleicht ist es wirklich so.

Ich sehe flüchtig in ihr Gesicht. Obwohl ich nur die Hälfte ihres Gesichtes sehen kann, glaube ich zu wissen, dass sie den Kiefer anspannt. Das tut sie immer, wenn sie nachdenkt. Und ich kann die Angespanntheit sogar in ihren Augen sehen. Genauso wie all das andere, was sie denkt. Ihre Gefühle spiegeln sich unbefangen in ihren Augen. Das war auch das erste, was ich dache, als ich sie das erste Mal sah. Damals war sie entschlossen mich zu vernichten. Heute wirken sie traurig und... suchend...

Noch einmal schaue ich sie kurz an, dann kann ich nicht anders. Ohne zu überlegen nehme ich sie bei der Hand und ziehe sie hinter mir her.

Ich habe genug. Ich kann nicht mehr. Ich muss es jetzt wissen, denke ich mir.

„Was soll das? Was machst du?“, höre ich sie aufgebracht fragen. Doch ich antwortet ihr nicht. Ich bringe sie zu mir nach Hause und obwohl sie die Möglichkeit hätte sich aus meinen Griff zu entwenden – ich würde sie gehen lassen – tut sie es nicht. Erst als wir in meinem Hausflur stehen lasse ich sie los.

„Was sollte das?“, fragte sie mich noch einmal. Ihre Augenbrauen sind zusammengezogen und ich sehe, wie verärgert sie ist. Plötzlich wird mir meine eigene Dummheit nur zu bewusst. Was würde werden, wenn ich ihre Antwort kenne, ihre Gedanken oder gar Gefühle? Die Vorstellung daran machte mir Angst, denn ich weiß keine Antwort. Ich weiß nicht, was dann geschehen würde. Was würde ich tun?

„Entschuldige. Ich... dachte nur, dass wir...noch einen Tee trinken könnten.“, lüge ich frei heraus. Noch nie habe ich mich so unsicher gefühlt, noch nie zuvor so zum Narren gemacht. Nein, das ist nicht wahr. Es gab schon einmal eine Frau, bei der ich mich wahrscheinlich ähnlich dumm benommen habe: Meine Mutter.

Ich bin bereits in der Küche, als sie mir folgt und setze den Tee auf.

„Du weißt, dass ich zur Arbeit musst.“, antwortete sie kurz.

„Ja, schon, aber du musst erst in zwei Stunden dort sein und so lange kannst du auch hier bleiben. Wenn du jetzt erst nochmal nach Hause gehst, ist der Weg weiter und so besonders ist das Wetter auch nicht, um sich freiwillig länger im Schnee aufzuhalten.“, sagte ich bestimmt und hoffe, dass sie meine Ausrede annimmt.

Ich bin so feige.

„Du hast recht.“, erwidert sie und ich merkte selbst, wie entgeistert ich sie anschaue. Wieder kein Wiederspruch. Doch sie bemerkt es nicht. Sie legt ihre Jacke und Schal ab und setzt sich auf das Sofa im Wohnzimmer.

Diese ganze Situation treibt mich langsam aber sicher in den Wahnsinn. Die Stimmung ist beklemmend und ich kann es nicht ändern. Es würde bedeuten mich von ihr zu entfernen und dass will ich nicht. Ich bin ein egoistisches Wesen.

Als das Wasser kocht und ich es aufschüttet, balanciere ich im Anschluss zwei Teetassen ins Wohnzimmer. Ich stelle sie auf dem Tisch ab und lege noch ein wenig Holz in den Kamin, damit das Feuer langsam wieder zu brennen beginnt. Dann setze ich mich ihr gegenüber in den Sessel.

Hikari hat nur ein kleines Licht angeschaltet, das den Raum warm erhellt. Sie hat die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen, so als wollte sie sich vor etwas schützen. Mir ist klar wovor: vor mir.

Ich beobachte sie eine Weile. Sie sitzt nur stumm da und scheint wieder in ihrem Gedanken gefangen. Wie gern würde ich einen Einblick in sie haben wollen. Ich atme tief durch und entschließe mich dann dazu zu handeln. Ich weiß zwar noch nicht genau wie, aber da sind die Worte schon aus meinem Mund heraus.

„Was ist mit dir Hikari? Du bist in letzter Zeit so still und in dich gekehrt, wenn wir zusammen sind. Du diskutierst nicht mehr mit mir.“, hörte ich mich fragen und wünschte mir, ich hätte sie einfach nach Hause gehen lassen. So wird das nie was werden.

Sie schüttelte leicht den Kopf. Wollte sie mir sagen, dass alles in Ordnung war? Wollte sie mir sagen, dass sie es selbst nicht wusste? Ich weiß es nicht. Wieder sehe ich sie an. Mein Herz wiegt seltsam schwer in meiner Brust. Noch nie habe ich so empfunden. Doch nun, da der erste Schritt getan ist, kann ich nicht aufhören. Ich will Klarheit haben, wissen ob meine Vermutung stimmt, ob meine Hoffnung wachsen darf, obwohl ich sie doch eigentlich noch im Keim ersticken sollte.

„Es tut weh, nicht wahr? Meine Gesellschaft bereitet dir Schmerzen.“, flüsterte ich schließlich und spreche damit meine Gedanken wirklich aus. Ich sehe wie sie zusammenzuckt und erschreckt. Dann wird ihre Körperhaltung plötzlich steif. Dennoch sieht sie mich an. In ihrem Blick liegt etwas bestimmtes, als wollte sie zeigen, dass ihre folgenden Worte, der Wahrheit entsprechen.

„Was redest du denn da? Ich fühl mich nur nicht so gut. Und es kann ja nicht vollkommen unnormal sein, wenn ich mal keine Lust habe, mit dir über irgendetwas zu diskutieren.“ Sie lächelte dabei schwach. Obwohl mich das und ihre Stimme fast überzeugt hätten, taten es ihre Augen nicht. Sie waren glasig und leicht gerötet, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen.

„Wir können nicht so weiter machen.“, höre ich mich sagen. Gleichzeitig fahre ich mir nervös durch die Haare. Aber was sollen wir dann tun? Ich weiß ganz genau wohin das führen wird: Zu noch mehr Schmerzen für sie und auch für mich.

Aber war es dafür nicht schon zu spät? Der Stein war bereits ins Rollen gebracht. Ich sehe ihn gewissermaßen vor meinem geistigen Auge, wie er schneller und schneller wird, bis er einen von uns beiden umreißt und blutend zurücklässt.

Ja, es war zu spät. Ich kann den Stein nicht aufhalten, egal wie sehr ich mich dagegen stemme. Ich habe nicht mehr die Kraft dazu. Zu lange versuche ich es bereits. Also kann ich ihn genauso gut noch einmal anstoßen. Dann würde es schneller vorbei sein. Die Wunden würden vielleicht schneller heilen.

Was für ein naiver Gedanke.

„Ich liebe dich.“

Endlich habe ich es ausgesprochen.

Wie lange lagen mir diese Worte bereits auf der Zunge? Unzählige Male habe ich mir ausgemalt, wie sie reagieren würde: abstoßend, ängstlich, erfreut, glücklich, erschrocken, schockiert, angeekelt, lächelnd...

Ich wage es kaum sie anzusehen, doch als ich es tue, weiß ich, dass ihre Wunden niemals heilen werden. Ich hätte versuchen sollen den Stein aufzuhalten.

Hikaris Gesicht ist ganz bleich, ihre Augen starren nach unten und lange Zeit ist das alles was sie tut. Ich kann sie nicht berühren. Ich habe Angst ich würde sie zerbrechen.

Was denkt sie?, frage ich mich verzweifelt. Warum sagt sie nichts? Warum tut sie nichts?

Würde sie davonlaufen, würde sie schreien oder versuchen mich abermals zu töten, ich würde das alles geschehen lassen, sie nicht einmal aufhalten - wenn sie nur irgendetwas tun würde! Alles könnte ich mehr ertragen, als dieses Schweigen, dass jedes Geräusch zu verschlingen scheint.

Auf einmal höre ich sie aufschluchzen und ihr ganzer Körper beginnt zu beben. Sie zittert unaufhaltsam, so sehr, wie ich es noch nie bei einem Menschen gesehen habe. Ich weiß, dass sich meine Ahnung damit bestätigt. Sie empfindet etwas für mich und mag es auch noch so schwach sein. Aber es ist das, was sie zerreißt.

Mein Erzeuger, tötet ihre ganze Familie. Sie sollte nichts für mich empfinden. Noch weniger, als das ich etwas für sie empfinden sollte.
 

Wie lange sehe ich sie schon an? Wie lange hörte ich schon ihr Schluchzen, von dem ich nun weiß, dass es mich für immer begleiten wird?

Die Tränen fallen in dicken, schweren Tropfen auf ihre Kleidung und laufen wie Sturzbäche ihr Gesicht hinab. Ihr Körper krümmte sich bereits unter der Anstrengung und das Beben hält weiterhin an, ist sogar noch schlimmer geworden, wenn es überhaupt möglich war.

„Ich sollte gehen.“, sage ich schließlich. Ich weiß, dass es das ist, was ich tun sollte. Ich weiß, dass es das Beste für sie wäre und doch kann ich mich nicht bewegen. Ich kann nichts weiter tun, als sie ansehen und darüber entsetzt zu sein, dass ich Schuld an ihrem Zustand hatte. Ich wünsche mir nichts mehr als, dass Hikari mich anlächelte.

Dennoch bedauere ich es nicht, es ihr endlich gesagt zu haben. Ich will nichts mehr tun, als sie in meine Arme zu schließen. Und dieses Gefühl wächst mit jeder Sekunde, die verstreicht.

Mein Herz erträgt das nicht länger. Ich kann es nicht mehr mit ansehen. Ich handle ohne darüber nachzudenken – schon wieder! Ich kann nicht anders. Mein Denken hat aufgehört. In mir scheint nur noch der Wunsch zu existieren sie in meinen Armen zu halten und sie zu küssen – nur ein einziges Mal. Ich will wissen, wie es sich anfühlt jemanden den man wirklich liebt, so nahe zu sein.

Ich stehe auf, ziehe sie an mich, löse ihren Körper aus dieser Starre. Noch bevor ich zögern kann und noch bevor sie mich wegstoßen kann, küsse ich sie.

Mein Herz fühlt sich an, als würde es zerspringen. Nicht vor Angst, nicht vor Nervosität, sondern vor Glück. In meinem Leben habe ich schon einige Frauen geküsst. Es waren Spielereien, denn nie hätte ich mich auf eine von ihnen ernsthaft eingelassen. Aber das hier... Es war... unbeschreiblich. Viele vor mir haben dieses Wort schon gebraucht und nie habe ich ihnen geglaubt, aber es ist so. Es gibt nicht ein Wort auf dieser Welt, in keiner Sprache, das auch nur annähernd ausdrücken könnte, was ich empfinden. Doch noch unglaublicher wird es, als ich glaube zu spüren, wie sie meinen Kuss erwidert. Kurz, zaghaft und nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann ein erneutes Schluchzen.

Dennoch weiß ich, dass es falsch ist. Ich schmecke ihre salzigen Tränen, die gleichzeitig unheimlich süß scheinen.

„Vergib mir.“, fange ich an zu murmeln und hoffe, dass sie es irgendwann kann. Das ich mir irgendwann vergeben kann. Dann küsse ich ihre Lippen abermals. Sie sind weich und warm, zart und süß, als wäre es flaumige Wolken, die an einem milden Sommertag am Himmel stehen.

Ich bin hin und her gerissen, zwischen diesem Gefühl in mir, ihren wunderbaren Lippen, ihren Duft, den Tränen, die nicht enden wollen und dem wissen, wie sehr es ihr wehtut.

Aber ich will nicht aufhören.
 

Plötzlich sackt sie zusammen und lieg bewusstlos in meinem Armen. Ich vergrabe das Gesicht in ihrem Haare, rieche ihren lieblichen Duft und weiß, was ich ihr angetan habe. Ich habe es die ganze Zeit gewusst. Ich bringe sie in mein Schlafzimmer. Nun ist es an ihr zu entscheiden.
 

Ich sitze am Fenster und warte darauf, dass sie erwacht. Der Schnee fällt noch immer und es wird Tage dauern, ehe er wohl wieder aufhören wird. So ist es immer hier. Aber zum ersten Mal fühlt es sich so an, als würde der Schnee nicht nur auf die Häuser und Straßen fallen, sondern auch auf mein Herz und er liegt schwer darauf.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sie langsam die Augen öffnet. Suchend blickt sie sich um, richtet sich behutsam auf und fährt sich mit der Hand über die Stirn.

„Ich habe dich für heute abgemeldet.“, sagte ich mit monotoner Stimme, als würde mich all das nichts angehen. Dabei tue ich es nur, um die unvermeidliche Frage hinauszuzögern.

Sie nickt kurz und wieder tritt dieses Schweigen ein. Erneut atme ich tief ein und aus und sammle noch einmal all meinen Mut. Wenn meine Familie mich sehen könnte! Sie würde mich noch mehr verachten, als sie es ohnehin schon tun. Ein Spross der Clay hat sich verliebt und kämpft mit seinen Gefühlen. Noch schlimmer, er hat sich ein einen Menschen verliebt und um das ganze noch schrecklicher zu machen, in einen Hunter!

Wie erbärmlich. Genauso fühle ich mich auch.

Aber ihre Meinung ist mir egal. Schon lange haben sie kein Recht mehr über mich zu urteilen.

„Was wirst du tun?“, frage ich sie endlich und bringe es immer noch nicht über mich, sie anzusehen. Ich sehe, wie sie mit dem Kopf schüttelt. Schwer atme ich aus. Das war nicht die Antwort, die ich mir in einer Ecke meines Herzens erhofft hatte.

„Liebst du mich?“, flüstere ich leise und ich bemerke selbst wie unsicher, wie verletzlich ich klinge. Noch nie hatte jemand diese Seite von mir gesehen – nicht einmal ich selbst. Was machte sie mit mir? Mir ist bewusst, dass sie meinen sehnlichsten Wunsch erkennen konnte. Wenn sie mich in den vergangenen Monaten auch nur ein bisschen kennengelernt hatte, dann würde sie es erraten können.

Nur einmal wollte ich von jemanden wirklich geliebt werden. Nur einmal wollte ich wissen, wie es sich anfühlte. Aber ich weiß gleichzeitig, dass ich ihre Entscheidung nicht beeinflussen darf und auch nicht wollte. Eine falsche Liebe hat keiner von uns verdient.

Ich sehe wie sie nickt und mein Herz macht gleichzeitig einen Salto in meiner Brust. Ich wusste nicht, dass es sich so unterschiedlich anfühlen konnte, etwas zu ahnen und dann bestätigt zu bekommen. Dennoch sehe ich regelrecht, wie er – mein Erzeuger - sich zwischen uns schiebt und eine unüberwindbare Barriere bildet.

„Du wirst immer an ihn denken, nicht wahr?“

„Ja.“, wispert sie schwach und verbirgt das Gesicht zwischen ihren Händen. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie schrecklich dies alles für sie sein muss.

„Ich bin nicht er.“

„Ich weiß, aber du bist ein Teil von ihm.“, antwortet sie.

„Nur äußerlich.“, sage ich beinah verzweifelt. Ich weiß, dass es nicht stimmt. Ich habe die gleiche Gabe wie er, ich bin das gleiche Wesen wie er. Dieser Gedanke würde niemals verschwinden. Sollte sie sich für mich entscheiden, wird es immer Momente der Zweifel und Reue geben. Ganz egal, was ich auch tue. Obwohl ich nicht verantwortlich bin für diejenigen, die mich gezeugt haben. Und wenn ich jemals eine Wahl gehabt hätte, dann hätte ich mir gewünscht, niemals geboren zu sein.

Ich höre ihr bitteres Lachen, wie es gleich darauf in ein neues Schluchzen übergeht. „Du weißt, dass das nicht stimmt.“, sagt sie schwach. Ich kann ihr nicht darauf antworten und wieder schüttelt sie sacht den Kopf.

Was soll jetzt werden?

Es gibt noch eines, was ich tun kann. Noch eine Sache, die ich ihr bisher nicht erzählt hatte. Vielleicht konnte dies sie soweit überzeugen, dass sie uns eine Chance gibt oder dass sie den Gedanken nicht mehr gar so abstoßend findet. Ich bin inzwischen so Verzweifelt, dass ich alles tun würde. Die Erinnerung an die wenigen Sekunden, als ich sie küssen durfte, lässt mich alles tun. Ich kann sie jetzt nicht verlieren. Ich darf sie nicht verlieren. Wer würde ich ohne sie sein? Nicht der, der ich einmal war.

„Du hast gesehen, was unsere Gabe ist und ich habe dir davon erzählt.“, sage ich leise und berühre den Winterkaktus, der vor mir im Fenster steht. Ich wusste, dass sie darauf wartet, dass er gleich eingehen würde. So sollte es sein.

„Es geht auch anders herum.“, sage ich dann und wende meine Gabe an. Es ist die gleiche Gabe, wie sie auch meine Brüder haben, wie sie mein Vater benutzt hat, um Leid über so viele andere zu bringen. Eine Gabe, die alles, wenn man es berührt, so schnell altern lässt, bis es verwest. Aber ich nutze sie anders. Es hat mich Jahre gekostet, ehe ich es endlich anders herum einsetzen konnte. Ich dachte damals, wenn man etwas durch den bloßen Willen dazu bringen konnte einzugehen, sogar verwesen zu lassen, dann kann man die Energie doch auch in die andere Richtung fließen lassen. Man kann doch dem Lebewesen einen Teil seiner eigenen Kraft geben. Ich tat es um die Liebe meiner Mutter zu gewinnen. Vergebens wie sich dann rausstellte. Dennoch bin ich froh, dass ich es so lange versucht habe bis es mir gelang.

Ich wäre heute nicht hier, wenn ich es nicht getan hätte.

Ich weiß, dass sie mich beobachtet und sich fragt, was das alles soll. Sie wird es schon bald sehen. Die weißen Knospen des Kaktusses wachsen langsam, werden größer und länger und die größten drei öffnen ihre Blüten. Ich wage erst wieder sie anzusehen, als sie ganze erblüht sind. Ich hoffe, dass mein Gesicht keine Regung zeigt, dass sie mir nicht ansieht, wie ich mich im Moment fühle. Ich hoffe, dass diese gespielte Gleichgültigkeit mich schützen wird, wenn sie mich ablehnt. Und das sie das tut, bin ich mir fast sicher.

Als sie sich nicht rührt und noch immer den Kaktus anstarrt, fühle ich mich noch hilfloser und verwirrter, als zuvor – wenn das möglich ist! Nach einer Weile stehe ich auf und mache einen Schritt auf sie zu.

Ich strecke meine Hand nach ihr aus.

Es liegt an ihr, ob sie danach greift oder nicht.

Sie sieht in mein Gesicht. Ihre Augen sind von den vielen Tränen immer noch gerötet und doch ist sie wunderschön. Das wird sie immer für mich sein. Langsam erhebt sie auch ihren Arm und mit jedem Stück, den ihre Hand der meinen näher kommt schlägt mein Herz schneller und schneller. Bis zu jenem Moment, als sich unsere Hände tatsächlich berühren habe ich Angst, dass sie ihre noch zurückziehen wird. Doch als ich ihre Finger spüren kann, zögere ich nicht länger und greife nach ihrem Arm, ziehe sie so schnell und so fest ich kann an mich. Es geschieht so schnell, dass ich es kaum bemerke. Doch plötzlich sitzt sie auf meinen Schoß, ich schlinge die Arme und sie und drückte sie so fest an mich, wie es mir möglich ist, ohne ihr ernsthaft wehzutun. Ich spüre, wie sie die Arme um mich legt und meine ungestüme Umarmung erwidert. Ich rieche erneut den herrlichen Duft ihrer Haare und ihrer Haut, wie frischer Tau auf den Wiesen an einem Frühlingsmorgen.

Ich werde sie nie wieder gehen lassen.
 

***
 

Der Winter dauert bereits seit Monaten an und ich habe sie bisher nicht wieder losgelassen. Es gibt keinen Tag an dem ich nicht bei ihr bin oder sie bei mir. Doch es gibt Tage an denen ich wünschte, ich wäre stärker gewesen und hätte es gar nicht erst dazu kommen lassen. Es sind die Tage an denen die Zweifel und die Schuld ihrer Familie gegenüber am größten sind, dass ich es in jeder ihrer Bewegungen und Blicke sehen kann. Dann denkt sie wieder daran, was mein Erzeuger getan hat und dass ich ein Teil von ihm bin.

Trotzdem bleiben wir zusammen.

Wir können nicht anders. Ich versuche sie an solchen Tagen davon zu überzeugen, dass ich nichts mit meinen Erzeuger gemeinsam habe, außer das Blut welches in meinen Adern fließt. Aber ich glaube, ich mache es oft nur schlimmer. Dann versuche ich sie allein zu lassen, doch das fällt mir schwer und wiederstrebt mir.

An Tagen aber, wenn sie nicht von Selbstzweifeln gequält wird, bin ich einfach nur glücklich. Ich sehe sie an und weiß, dass sie mich liebt, so wie ich bin und was ich bin. Wir sprechen nicht über die Zukunft, sondern nehmen jeden Tag so wie er kommt. Jeder Morgen bringt etwas Neues für uns, dem wir uns stellen.

Wir wissen, dass es Dinge gibt, über die wir vielleicht reden sollten. Aber keiner von uns beiden spricht es aus. Es sind traurige Dinge, unabwendbare Dinge. Vielleicht sprechen wir gerade deswegen nicht davon. Unsere Beziehung ist noch neu, wir lernen uns mit jeder Sekunde auf eine andere Art und Weise kennen. Es ist noch Zeit.

Ich bin glücklich, wie noch nie in meinem Leben. Ich werde geliebt. Wie lange habe ich mir dies gewünscht? Und doch... gibt es eine Sache, die ich mir inzwischen ebenso sehr wünsche.
 

Mit den Wünschen ist es so eine Sache nicht wahr? Aber das liegt wohl in ihrer Natur. Kaum ist ein Wunsch erfüllt, entsteht auch schon ein neuer, mit dem wir nach mehr streben. Ich frage mich, ob es so etwas wie „wunschlos glücklich“ tatsächlich gibt. Vielleicht werde ich es sein, wenn dieser eine Wunsch erfüllt ist.

Das was ich mir so sehr wünsche, kann nur sie mir geben. Es ist nicht ihr Blut, nichts liegt mir ferner, als das zu wollen. Ich nehme diese Tabletten und sie helfen mir, den Durst zu kontrollieren. Ich weiß, dass ich nicht mehr aufhören könnte, von ihr zu nehmen, würde ich einmal beginnen.

Nein, viel mehr möchte ich sie lieben. Nicht nur mit meinen Herzen, dass tue ich ohnehin schon mehr, als ich glaubte jemals fähig zu sein, sondern mit meinem Körper. Der Wunsch, das Verlangen und Begehren ihre zarte Haut zu berühren, sie zu schmecken und von dem Morgentau zu kosten wird mit jedem Mal, dass sie in meinen Armen liegt, wenn sie sich an mich schmiegt oder mich küsst stärker. Ich frage mich, wie lange ich mich noch beherrschen kann.

Ich weiß, dass ich nicht den ersten Schritt machen darf. Ehrlich gesagt, habe ich sogar Angst davor es zu tun. Die Gefahr ist zu groß, dass sie es dann in irgendeiner Form bereuen würde. Ich war bereits mit Frauen auf diese Art zusammen, aber mir ihr ist es alles so viel anderes. Ich fühle mich wie ein kleiner Junge, der erst langsam in die Welt der Erwachsenen hineingeführt wird. Ich warte ungeduldig darauf, dass sie es mir zeigt.

Aber sie musste muss es selbst wollen, nur so können wir beide sicher sein, dass die Schuldgefühle sie nicht gänzlich zerfressen.
 

***
 

Das Wetter ist unverändert. Inzwischen sind wir schon im siebten Monat des Winters und langsam kann niemand mehr das Weiß genießen und sich daran erfreuen. Ein paar mehr Sonnenstrahlen und wärmere Temperaturen wären herrlich. Vielleicht wird es schon bald so sein, denn schließlich muss auch mal ein Winter ein Ende finden.

Hikari kommt von der Arbeit und mir gefällt es immer weniger, dass ich ihr diese Stelle besorgt habe. Ich mag es nicht, wenn sie so lange bis spät nachts dort in dieser Bar ist, fremde Männer bedient und sich mit ihnen unterhält. Ich bin eifersüchtig. Sie ist viel zu schön für so einen Ort. Ich habe es ihr oft gesagt, aber sie lässt sich nicht davon abbringen. Sie liebt diesen Teil ihrer Unabhängigkeit und ich kann sie verstehen.

„Du weißt, dass ich nur dich liebe.“, flüstert sie, nachdem ich es ihr abermals gesagt habe. Sie setzt sich zu mir aufs Sofa. Im Wohnzimmer ist es angenehm warm und sie zieht wieder einmal die Knie an und sieht mich aus ihren sanften und ehrlichen Augen an.

„Ja, ich weiß. Aber die anderen wissen das nicht.“, gebe ich zurück. Es ist eine dumme Ausrede und sie weiß das auch. Deswegen kichert sie leise in sich hinein.

Heute ist einer der guten Tage.

„Soll ich es einem Gast sagen noch bevor ich ihn begrüße? Hallo, ich habe einen Freund, den ich sehr liebe und der schrecklich eifersüchtig ist. Ach und übrigens mein Name ist Hikari, schön sie bei uns zu sehen.“

Ich verdrehe die Augen. Nicht nur ihre Augen sind ehrlich, sondern auch ihre Worte.

„Du weißt, wie ich es meine.“, sage ich halbherzig und weiß, dass ich ihren Vorschlag gar nicht so albern finde. Es wäre eine Möglichkeit. Ich beiße mir auf die Zunge, um es ja nicht auszusprechen.

„Ich weiß, dass du Angst hast, aber es wird schon nichts passieren.“, sagt sie sanft und ich weiß, worauf sie anspielt. Immer trage ich diese Angst in mir, dass sie eines Tages doch erkennt, wie viel besser, ein normaler Mann für sie wäre. Und doch gibt es keinen bessern für sie, als mich.

„Yami, wie oft muss ich es dir noch sagen? Ich liebe dich.“, wispert sie und senkt verlegen den Blick. Wenn sie dies tut, verliebe ich mich jedes Mal aufs Neue in sie. Selten wirkt sie so schüchtern und zurückhalten, wie in diesen Momenten.

„Ich höre es so gern.“, antworte ich ihr und lächele sie an. Dabei beuge ich mich ein wenig näher zu ihr heran.

„Ich weiß. Ich auch.“

Dann sehen wir uns beide an und das Schweigen senkt sich über uns und hüllt uns ein. Es ist angenehm, keinesfalls bedrückend. Ein friedliches Gefühl. Ich beuge mich zu ihr und ihre Lippen empfangen mich zärtlich und wohlwollend. Immer noch bin ich nicht in der Lage es zu beschreiben. Ich weiß nur, dass ich am liebsten nie wieder aufhören würde.

Hikari dreht ihren Körper zu mir und ihre Arme legen sich um meinen Hals. Sie zieht mich näher an sich und ich spüre wie der Kuss intensiver und einen Hauch leidenschaftlicher wird. Ich lege meine Arme um ihren schlanken Körper und ziehe sie weiter an meine Brust. Ich möchte ihr gern noch näher sein.

Sie löst sich einen Moment von mir und sieht mich an. Dann drückt sie mich sacht zurück, so dass mein Kopf auf der Sofalehne liegt. Ich ziehe die Beine auf das Sofa. Hikari sitzt nun auf mir und sieht mich durchdringend an. Wie sehr ich diesen Blick doch liebe. Er ist so verführerisch und verboten.

Der geheime Wunsch in mir wird stärker - schon wieder. Schon oft waren wir in so einer oder einer ähnlichen Situation und immer ist es mir schwer gefallen mich zur Ordnung zu rufen, es nicht zu weit kommen zu lassen, um ihr nicht wehzutun. Doch mit jedem Mal scheint der Wunsch nur stärker zu werden. Es ist, als würde man einen Schluck aus einen Glas Wasser trinken, nur um hinterher die doppelte Menge wieder einzuschenken. Irgendwann würde das Glas überlaufen. Ich habe Angst, dass es mir auch einmal so gehen wird und ich mich nicht mehr zurückhalten kann.

Obwohl ich davon weiß, kann ich nichts dagegen tun. Ich will sie küssen, will mehr von ihr spüren und bin bereit alles anzunehmen, was sie bereit ist mir zu geben. Egal wie sehr es mich quälen wird.

Sie beugt sich wieder zu mir und küsst mich abermals auf die gleiche innige Art. Kommt es mir nur so vor oder schmecken ihre Lippen heute noch süßer als zuvor?

Ich spüre ihren Schoß an meinem und muss ein Stöhnen unterdrücken. Wie sehr will ich sie doch lieben. Ich ziehe sie fester an mich, presse sie an meinen Körper und will ihr so nah sein, wie es mir erlaubt ist. Ihr streichle ihren Rücken, fahre ihn hinauf und wieder hinab. Zeichne ihre Wirbelsäule nach, die ich trotz ihres Pullovers klar und deutlich spüren kann, bis hinab zu ihrer Taille. Dort bleiben meine Finger liegen, versucht zu erforschen, was sich unter dem Stoff befindet. Es ist anstrengend für mich, der Versuchung zu wiederstehen ihre weiche Haut darunter zu berühren. Stattdessen versuche ich mich auf den Kuss zu konzentrieren. Ich lasse meine Zunge in ihrem warmen Mund gleiten und schmecke ihr verführerisches Aroma noch intensiver. Sie erwidert es auf die gleiche Weise und es wird ein Kuss, der so viel schöner scheint, als all die vorangegangen.

Ihre Hände liegen auf meine Brust und ihre Finger vergraben sich in meinem Shirt. Mit jeder Sekunde, die verstreicht und die wir so verbunden sind, wünsche ich mir sehnlichst, dass ich sie berühren darf, dass sie mich berührt. Die Stelle auf der ihre Hände ruhen scheint regelrecht zu glühen, genauso wie der Rest meines Körpers, der von ihrem berührt wird.

Hikari rutscht ein wenig höher und der Kuss wird noch leidenschaftlicher, fordernder und durchdringender. Noch nie habe ich sie in so einer Stimmung erlebt. Meine Selbstbeherrschung beginnt zu bröckeln, wie eine uralte Mauer. Nur ein paar Stöße würden genügen, um sie umzuwerfen.

Plötzlich rutscht ihr Pullover nach oben und meine Finger berühren die bloße Haut ihres Rückens. Als es mir bewusst wird, ziehe ich die Finger abrupt zurück und erstarre für einen Moment. Ich hoffe, dass sie es nicht bemerkt hat, aber ich kann ihre nackte Haut nicht berühren. Es würde ein weiterer Stoß auf die bröckelnde Mauer sein.

Doch natürlich bemerkt sie es. Nichts entgeht ihr so einfach. Sie hebt den Kopf und sieht mich fragend an. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich schwer, genauso wie mein eigener. Ich kann ihr nicht in die Augen schauen und richte den Blick auf einen Punkt in der Decke.

„Was ist los?“, fragt es sie mich mit keuchendem Atem.

„Ich... Ich...“, bringe ich hervor. Wie soll ich dir das erklären? Wie soll ich ihr begreiflich machen, dass ich mich inzwischen so sehr nach ihr verzehre, dass ich bereit bin ihren eigenen Willen zu ignorieren?

Am ehesten wohl direkt so.

„Es tut mir leid.“, sage ich schließlich und bin noch immer darum bemüht, meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. „Ich... Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es mir fällt mich zu beherrschen.“, fange ich dann an und weiß noch nicht, wo ich enden will.

Auch ich richte mich nun auf und sehe sie direkt an. Ihr Gesicht ist aufmerksam und ich weiß, dass sie mir bis zum Schluss zuhören wird. Sie wird es verstehen. Ich hoffe, dass sie mich am Ende für die Begehren meines Körpers nicht verachten wird.

„Ich will dich berühren. Nicht nur hier.“, sage ich und nehme dabei ihre Hand. „Nicht nur hier.“, und berühre ihre Wange. „Sondern überall.“, flüstere ich und lasse meine Hand ihren Hals hinab gleiten, ihre Schulter entlang, bis zu ihrem Busen, bei dem ich kurz vor dessen Berührung die Finger wegziehe. Ihr Blick ist wissend. Sie hat mich verstanden.

„Aber ich... Ich möchte nicht drängen. Ich weiß, dass du noch Zeit brauchst, dass es schwer für dich ist und dass-“

Sie legt mir einen Finger auf die Lippen und bedeutet mir somit ruhig zu sein. Ihr Blick ist aufmerksam und sie mustert mich auf solch eine intensive Art und Weise, dass es mir schwer fällt sie weiterhin anzusehen.

„Du möchtest mit mir schlafen?“, fragt sie mich gerade heraus und ich kann nicht anders und atme vor Erleichterung auf. Sie ist noch nicht schreiend davon gelaufen. Ich werte das als gutes Zeichen.

„Mehr als alles andere. Mehr als du dir vorstellen kannst. Jedes Mal, wenn wir uns so nah sind wie jetzt, begehre ich dich so sehr. Es kostet mir so unglaubliche Kraft, mich zurückzuhalten, dass es wehtut. Trotzdem kann ich dir nicht wiederstehen, weil ich für jeden dieser Momente, für alle Moment, die ich mir dir verbringen kann, dankbar bin.

„Ich will alles von dir und aber ich habe Angst davor dich so zu verschrecken und für immer zu verlieren.“

Ich erwidere ihren Blick erneut und er erscheint mir unergründlich. Was denkt sie?

Dann schlägt sie die Augen nieder, wie ich es schon manchmal bei ihr gesehen habe und ihre Wangen färben sich rot. Noch bevor ich es selbst realisiert habe, hat sich mein Herz bereits mit Hoffnung gefüllt. Es ist die Hoffnung eines Narren, dass es vielleicht auch ihr Wunsch sein könnte.

„Ich auch.“, wispert sie dann kaum hörbar und in diesem Moment hört mein Herz auf zu schlagen. Es schlägt gewiss nicht mehr, denn sonst würde es vor Freude augenblicklich zerspringen. Zaghaft sie sieht mich an. Verlegenes Schweigen breitet sich aus, denn keiner von uns, weiß, was jetzt geschehen soll.

Dann ändert sich etwas in ihrem Gesicht. Es wird entschlossener und ehe ich mich versehe zieht sie sich den Pullover über den Kopf.

Sie trägt nur einen schlichten, schwarzen BH, aber der Kontrast zu ihrer blassen Haut, die in den letzten sieben Monaten so wenig der Sonne ausgesetzt war und so hell und glatt wie Elfenbein ist, ist erregend. Ihr blondes Haar liegt auf ihren Schultern und einige Strähnen haben sich um ihren Hals gelegt und scheinen sich einen Weg in das süße Tal zwischen ihren Brüsten zu suchen.

Ich schlucke heftig. Ich wusste, dass sie schön ist, wunderschön, aber das raubt mir den Atem und ihr Anblick blendet mich. Plötzlich fühle ich mich unsicher und weiß nicht, ob ich ihr gerecht sein kann, ob ich ihr genügen kann, ob ich sie glücklich machen kann und noch viel mehr.

Wann war ich das letzte Mal so unsicher? Ach ja... als ich ihr sagte, dass ich sie liebe und als ich sie entscheiden ließ, was geschehen soll.

Was machte sie nur immer mit mir?

Hikari fasst wortlos mein langärmliges Shirt und streift es mir ebenfalls über den Kopf. Dann beugt sie sich wieder zu mir und küsst mich sanft. Ich erwidere den Kuss verhalten und lasse mich abermals zurücksinken. Meine Hände schließen sich um ihren Körper und ich möchte für Freude am liebsten aufjauchzen. Doch als ihr Oberkörper auf meinem liegt, als nur noch eine winzige dünne Stoffschicht zwischen uns liegt, kann ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Meine Finger fahren ungeduldig in ihre Haare und ich presse meine Lippen unwirsch gegen ihren lieblichen Mund.

Ihr Körper fühlt sich so unglaublich warm, zart und glatt an. Noch dazu verströmt sie diesen unwirklichen, reinen Duft und mit jedem weiteren Kuss kapituliert mein Verstand endgültig vor diesen anderen Sehnsüchten.

Wenn wir uns kurz von einander lösen um Luft zu holen, sehen wir uns in die Augen. Ich sehe ein Feuer in ihren lodern und ich weiß, dass es in meinen Augen ebenso brennt.

Meine Hände gleiten von ihren Haaren, ihren Nacken hinab und streichen über ihren Rücken. Ich merke, wie sie unter dieser Berührung kurz erzittert und es lässt mich sie gleichzeitig noch mehr wollen. Ich kann ihre Wirbelsäule nun klar und deutlich unter meinen Fingerkuppen spüren. Sie beweg sich, wenn sie sich bewegt, ist ebenmäßig, glatt und fest. Meine Finger wandern ihren Körper weiter entlang, ihren Rücken hinab, bis ich ihre Taille erreicht, dort verharre ich einen kleinen Moment bevor ich dir Rundung ihres Pos nachfahre.

Doch ich verweile nicht lang an dieser Stelle. Ich bin zu begierig alles von ihr unter meinen Fingern zu spüren. Meine Hände streicheln ihren Körper wieder hinauf, ihre Seiten entlang, bis ich den Ansatz ihres Busens berühre. Dieses Mal ist sie es die leise aufstöhnt und als sie ihren Unterleib noch ein wenig fester an meinen presst, kann auch ich nicht anders und seufze laut. Jede ihrer Bewegung ist wie einer Verheißung auf das noch Kommende und erfüllt mich mit schier unbändiger Erwartung. Ihre schlanken Finger gleiten über meinen Oberkörper, als wollte sie ihn genau erkunden und sich jedes Detail, nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Händen einprägen. So wie ich es bei ihr tue.

Jede ihrer Berührungen löst ein unglaubliches Kribbeln in mir aus, das mich im ganzen Körper erfasst und meine Ungeduld nur noch steigert.

Meine Hände berühren ihre Brüste. Ich umfasse sie zärtlich und spüre die empfindlichen Knospen, die noch unter dem Stoff verborgen sind, sich aber mit jedem Mal, dass mein Daumen darüber streicht, mehr zeigen. Das Beben ihres Körpers wird stärker und immer häufiger fange ich mit meinen Lippen ein Seufzen und Stöhnen von ihr auf.

Es bringt mich fast um den Verstand.

Die Knospen sind fast gänzlich sichtbar. Ich will sie mit meinem Mund kosten. Sie sind bestimmt herrlich süß, wie einfach alles an ihr.

Meine Hände streicheln noch einmal über die begehrte Stelle ihres schönes Körpers, dann kehren sie zu ihrem Rücken zurück. Ich habe mir mehr Selbstbeherrschung von mir erhofft, wenn es einmal soweit sein sollte, aber ich kann nicht mehr warten.

Dieses Mal bin ich es der sich aufrichtet und sie folgt meiner Bewegung. Durch den schwarzen Stoff hindurch nehme ich eine ihrer zarten Knospen in den Mund und höre wie ihr ein lautes und doch sehnsuchtsvolles Stöhnen über die Lippen kommt. Ein Stromstoß scheint im gleichen Moment durch meinen Körper zu fahren und ich beginne sie noch intensiver zu liebkosen. Ihr Atem wird schneller, genauso wie mein eigener und das Beben ihres Körpers wird heftiger. Mit der Hand massiere ich ihren anderen Busen. Die Knospen sind nun deutlich zu spüren und Hikari streckt sich mir entgegen, als wollte sie, dass ich nicht aufhöre.

Nichts liegt mir ferner.

Meine rechte Hand gleitet ihren Rücken hinunter, bis ich den Verschluss ihres BHs spüren kann. In diesem Moment sehe ich ihr noch einmal in die Augen und ein Nicken von ihr gibt mir die Sicherheit, dass es richtig ist, was ich im Begriff bin zu tun.

Ich öffne den Verschluss und sofort beginnt der dünne Stoff sich von ihrer Haut zu schälen. Meine Hände suchen nach den Trägern und ziehen sie langsam nach unten, bis ich ihren Körper von diesem überflüssigen Kleidungsstück befreit habe. Ich kann nicht anders und muss sie ansehen. Von ihrem Hals wandert mein Blick nach unten, über ihre Schlüsselbeine, weiter zu dem verheißungsvollen Tal und zu ihrem perfekten Busen.

Mein Herz schlägt inzwischen so laut, dass ich sicher bin, sie kann es hören. Etwas anderes kann gar nicht sein. Ich ziehe sie wieder an mich und küsse ihre süßen Lippen. Nun spüre ich ihre nackte Haut gänzlich an meinem Oberkörper. Sie ist so weich und schön und unglaublich heiß. Ihre Haut glüht fast. Sie ist ganz anders, als alles was ich bisher berührt habe. Es ist das schönstes, was ich jemals spüren werde und doch weiß ich, dass es nur von einer Sache übertroffen werden kann. Etwas, das mein Körper bereits ungeduldig erwartet. Aber noch nicht, denke ich. Ich will diesem Moment noch etwas auskosten.

Mir rauscht das Blut in den Adern und ich kann kaum meinen eigenen Atem hören, als meine Hände beginnen ihren nackten Busen zu streicheln. Dieses Mal gebe ich mich nicht lange damit zufrieden und mein Mund wandert wie von selbst zu diesen verlockenden Knospen, um sie endlich zu schmecken. Sanft nehme ich sie zwischen meine Zähne und fahre im Anschluss mit der Zunge darüber. Ein Schauer erfasst ihren Körper, Hikari wirft den Kopf zurück und presst sich fest gegen meinen Schoß, so dass ich fast vergesse, wer ich selbst bin und laut aufstöhne.

Gott, wie sehr ich sie will!

Meine Hand streichelt von ihrem Rücken abwärts und gleitet schließlich in ihre Hose hinein. Wieder ein süßer Laut von ihr. Ich höre nicht auf, sie mit meinen Lippen und meiner Zunge zu liebkosen und zu verwöhnen. Unruhig bewegt sie sich auf meinem Schoß und treibt mich damit in den Wahnsinn. Ihr Beben wird heftiger und unkontrollierbar. Genauso wie es mir ergeht. Ich halte es nicht für möglich, dass es noch intensiver werden kann. Aber das wird es, als sie beginnt leise meinen Namen zu stöhnen.

„Yami...“, presste sie aus ihrem süßen Mund heraus und mein Blut beginn zu kochen, so sehr erregt es mich. Ihre Hände vergraben sich in meinen Haaren und drücken mich an ihren Körper und beim nächsten Mal, als ich meinen Name höre, klingt es fast flehentlich.

Ich kann nicht mehr!

Ich kann nicht mehr warten!

Ich hebe den Kopf und sehe sie an.

Noch nie habe ich sie so erlebt. Ihr Gesicht ist gerötet, ihre Augen glänzen, genauso wie ihre Lippen, die leicht geöffnet sind, als sie zittrig ein und aus atmet.

Sie ist wunderschön.

Doch ein letztes Mal, will ich ihr die Gelegenheit geben, es sich anders zu überlegen. Es ist nicht so, dass ich noch zurück kann, aber es beruhigt mein Gewissen.

„Bist du dir sicher?“, fragte ich sie noch einmal, dabei kann ich mich kaum beherrschen, um sie nicht sofort zu nehmen.

„Ja.“, antwortete sie leise. „Bist du es denn?“

Ich muss kurz auflachen. „Kannst du das denn nicht spüren?“, frage ich zurück. Sie sollte den Beweis meiner Erregung, Lust, Begierde und meines Körpers schon längst wahrgenommen haben.

Dieses Mal erscheint ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht und ein Leuchten ist in ihren Augen zu sehen. Es ist verschmitzt und irritiert mich für ein paar Sekunden. Dann beginnt sie meine Hose zu öffnen und ich weiß, dass wir nun für immer sein werden.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr konnte euch ein Bild von den beiden machen – ganz besonders von Yami.

Ich frage mich nur... warum habe alle meine Männer einen so verwirrenden Gedankengang? @.@ Ich muss das bei Gelegenheit mal in Erfahrung bringen.^^°
 

Hab euch alle lieb!
 

Knuddel und Knutsch
 

maidlin



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mina_Murray
2010-03-04T17:01:59+00:00 04.03.2010 18:01
Sonst erst einer kommentiert? Na egal ;-)

Ich habe das Kapitel sehr gerne gelesen und die Gefühle kommen sehr rüber, wobei Yami auch ein nachvollziehbarer Charakter geworden ist. So ein typischer, unglaublich netter Manga-Mann halt^^ Der erzählstil ist flüssig, hat das richtige Tempo und ist unterhaltsam. Die Stellen, die du herausgesucht hast, um sie zu erzählen, sind sehr gut gewählt und geben passende Einblicke in seine Gefühlswelt, ohne einfach die Erzählung von Hikari aus seiner Sicht zu schildern.
Und im Gegensatz zum anderen Kapitel muss ich sagen, dass es nun sehr viel entspannender war, eine Geschichte im Präsens mit der direkten Aufregung eines Verliebten zu lesen, als Hikaris nun ja...depressiven Ton. Wobei es sehr traurig ist, dieses Special zu lesen, wenn man die weiteren Ereignisse kennt...Q___Q

Hdl Mina
Von:  Sabakukage
2010-02-25T13:15:47+00:00 25.02.2010 14:15
Heeeeyy bin erste^^
Das war ein super Kapi. echt Spitze. Die Liebesszene die ja ewig lange ging, gefiehl mir am besten^^ Ich bin zwar eher der shônen-ai Fan, aber du hast es tatsächlich geschafft, dass ich mich nicht eine sekunde lang bei dieses Szene gelangweilt habe XD und das soll schon was heißen. Ich hoff nun ja das sie ihn noch ein wenig ärgert, also hinhält. Ich find seine Reaktionen einfach zu witzig. *grins*
Und Yami ist ja auch einfach nur süß.
Tja...dann mal immer weiter so ich freu mich aufs Kapi von Die Prophezeiung.^^
lg


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