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Wurmlöcher

von

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Ein Neubeginn

3. Ein Neubeginn
 

April 1945
 

Die Welt wirbelte scheinbar unendlich lange an Hermine vorbei.

Als sie wieder zum Stehen kam, sah sie sich vorsichtig um.
 

Das Büro unterschied sich deutlich von dem, das sie verlassen hatte. Sämtliche Apparatschaften, die immer irgendwie geblitzt hatten, gekreiselt waren oder seltsame Geräusche gemacht hatten, waren verschwunden, ebenso wie die obligatorische Schale mit Zitronenbrausebonbons auf Dumbledores - nein, hier nicht Dumbledores - Schreibtisch.

Ein Portrait weniger hing an der Wand. Dippets Portrait. Hermine kam der leere Fleck auf der Wand unverzeihlich vor, als würde in der Wand selbst ein Stück fehlen.
 

Sie warf einen Blick auf die Ländereien hinaus. Es war anscheinend gerade Vormittag, die Sonne stand im Südosten. Ein Wochenende, nach der Zahl der Schüler am See zu schließen. Die Bäume im Verbotenen Wald trugen bereits einen hellgrünen Schleier, aber noch kein durchgehendes Blätterdach. Ein Frühlingswochenende also.
 

Hermine schluckte und warf einen Blick zur Tür. Noch war das Büro leer. Dumbledore hatte ihr gesagt, er hatte einen Zeitpunkt ausgesucht, an dem sie hier als Erstes ihn treffen würde und nicht Dippet. Zu jenem Zeitpunkt hatte das so einfach geklungen, doch jetzt war sie doch etwas nervös. Was, wenn er sich geirrt hatte? Jeder machte Fehler...
 

Unwillkürlich spielten ihre Finger mit dem Zeitumkehrer, der um ihren Hals hing, drehten ihn jedoch nie ganz um. Diese Spielerei war damals, in der dritten Klasse, eine Angewohnheit geworden, die sie einfach nicht mehr loswurde. Immer, wenn sie nervös, müde oder gelangweilt war, wanderten ihre Finger zu dem Anhänger. Es war ein Automatismus, jedoch einer, der um die Besonderheiten dieses Anhängers wusste und ohne darüber nachzudenken aufpasste, dass sie nicht versehentlich „verreiste“.
 

Nach ein paar Minuten, die ihr wie die Ewigkeit schlechthin vorkamen, öffnete sich die Bürotür und Dumbledore, seines Zeichens Professor für Verwandlung, trat ein.

Hermine schnappte nach Luft. Sicher, sie hatte gewusst, dass er jünger sein würde, aber irgendwie... sah er nicht wie er selbst aus, mit rotbraunem statt grauem Haar und dem jüngeren Gesicht, dem die feinen Fältchen um seine Augen und seinen Mund fehlten. Er hätte auch drei Beine haben können, das wäre nicht seltsamer gewesen.

Sein Blick fand sie und er runzelte die Stirn.

„Wer sind Sie?“, wollte er wissen und trat auf sie zu.
 

Er musterte sie einen langen Moment, in dem sie ein wenig verlegen schwieg. Der... der ANDERE Dumbledore hatte ihr gesagt, sie sollte zwar die Wahrheit andeuten, aber so wenig konkrete Informationen wie möglich geben. Gehörte ihr Name auch zu diesen Informationen? Sie war zwar muggelstämmig, daher dürfte keiner ihrer Verwandten in unmittelbarer Nähe auftauchen, aber dennoch...
 

Dumbledore lächelte und schüttelte den Kopf. Das Lächeln war das Gleiche wie in der Zukunft, stellte sie fest. „Ich habe meine Manieren vergessen, entschuldigen Sie vielmals. Mein Name ist Professor Albus Dumbledore.“

Hermine nickte langsam und ließ den Zeitumkehrer los, um seine Hand zu schütteln. „Ich weiß“, erwiderte sie langsam. „Ich bin Hermine-“
 

„Stopp!“, unterbrach er sie plötzlich mit erhobener Hand. Seine andere Hand griff nach dem Zeitumkehrer. „Sie kommen aus der Zukunft, nicht wahr? Und dass ich Sie nicht kenne, kann nur bedeuten, dass Sie mehr als nur ein paar Tage gereist sind. Habe ich Recht?“
 

Hermine nickte langsam.

Dumbledore erwiderte das Nicken. „Wenn das so ist, werde ich Ihnen keine einzige Frage mehr über Sie selbst stellen, oder woher Sie kommen. Wenn ich die Zukunft kenne, gibt das nur Ärger. Wieso sind Sie hierhergekommen?“
 

Hermine lächelte schwach. „Wollten Sie nicht aufhören mit den Fragen?“

Er lächelte ebenfalls, seine blauen Augen hielten ihre fest. Dieser Blick war auch derselbe wie beim älteren Dumbledore. „Wollen Sie keine Hilfe bei was auch immer Sie hier erreichen wollen? Ein junger Mensch wie Sie reist nicht einfach mal so in eine andere Zeit, um ein neues Leben anzufangen.“
 

Hermine senkte den Blick. „Da haben Sie Recht. Aber...“, sie blickte wieder auf und hielt seinen durchdringenden Blick. „Ich werde Ihnen nicht sagen, was genau ich zu tun gedenke. Ich sage Ihnen nur so viel: Sie können mir helfen, indem Sie mich hier als Schülerin einschreiben. Ich war in der Zukunft ebenfalls in Hogwarts und kann ins laufende Schuljahr einsteigen.“
 

Dumbledore lächelte schwach. „Und in welche Klasse? Vom Alter würde ich Sie auf die siebte schätzen.“

Hermine rechnete kurz nach, dann fragte sie: „Wir haben das Jahr 1945, nicht wahr?“

„Ja. Es ist eine Woche nach den Osterferien, falls Sie es genau wissen wollen.“

Sie nickte langsam. „Gut, dann möchte ich in die sechste Klasse. Wäre das möglich?“
 

Dumbledore nickte. „Natürlich. Wir müssen uns nur eine Geschichte überlegen, woher Sie unter dem Jahr kommen. Und einen neuen Nachnamen brauchen Sie auch.“ Er zwinkerte. „Da ich Ihren Vornamen bereits weiß, ist es sinnlos, einen anderen anzunehmen. Außerdem werden Sie sich mit dem neuen Nachnamen seltsam genug fühlen.“
 

Hermine schluckte. Darüber hatte sie sich bisher wenig Gedanken gemacht...

„Danke, Professor“, meinte sie leise. „Eine Frage: Warum helfen Sie mir?“

Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Sie haben Ihr ganzes bisheriges Leben aufgegeben, um hier sein zu können. Wer bin ich, dass er Ihnen Hilfe verweigert?“

Sie lächelte breit. „Nochmals vielen Dank, Sir.“
 

„Ist mir ein Vergnügen, Miss Wilson“, zwinkerte er.

Hermine legte den Kopf schief. „Wilson?“ Sie ließ den Namen ein paar Mal in ihrem Mund kreisen, als schmeckte sie ihn ab. „Hermine Wilson. Das klingt seltsam - aber ich denke, ich bleibe dabei. Einen besseren Namen werde ich nicht finden.“
 

Sie nickte, um ihren Entschluss zu bekräftigen und das seltsame Gefühl aus ihrem Magen zu vertreiben - das Gefühl, als würde ihr ein Teil von sich selbst verloren gehen. Unsinn, dachte sie. Das kann nicht sein. Ich bin immer noch ich, egal wie ich heiße. Ich werde ja auch nicht jemand anders, wenn ich heirate.
 

Dumbledore starrte einen Moment ins Leere, dann griff er sacht nach dem Zeitumkehrer. „Darf ich?“

Hermine streifte sich die Kette kommentarlos ab und gab sie ihm. Er musterte den Anhänger mit dem kleinen Stundenglas darin.

„Ich überlege... dieser Zeitumkehrer sieht ein wenig anders aus als die aus dieser Zeit, und auch der Zauber fühlt sich anders an. Vielleicht... gibt es eine Möglichkeit, den Zauber umzukehren, sodass Sie, wenn Sie fertig sind mit was auch immer, in ihre Zeit zurückkehren können. Überlassen Sie ihn mir, damit ich versuchen kann, den Zauber umzukehren?“
 

Hermine starrte ihn einen langen Moment an. „Daran habe ich nicht einmal gedacht, als ich diese Reise geplant habe“, gestand sie schließlich. „Ich glaube nicht, dass jemand aus meiner Zeit jemals versucht hätte, den Zauber umzukehren... aber das heißt nicht, dass es nicht möglich ist, besonders für Sie nicht.“ Sie biss sich auf die Lippe und zögerte einen Moment, dann beschloss sie, Dumbledore zu vertrauen - wie sie es immer getan hatte. „In Ordnung. Nehmen Sie ihn. Ich hätte ihn ohnehin nicht noch einmal benutzt.“
 

Dumbledore betrachtete den Zeitumkehrer eine Weile stumm, dann ließ er ihn in einer Tasche seines weiten, violetten Umhangs verschwinden. Hermine stellte belustigt fest, dass seine Kleidung genau exzentrisch war wie später.
 

In diesem Moment hörten sie Schritte. Dumbledore warf Hermine einen eindringlichen Blick zu. „Lassen Sie mich mit Dippet reden. Ich werde mich so vage wie möglich halten, dann können Sie die Details Ihrer Geschichte selbst erfinden.“

Hermine nickte.
 

Im nächsten Moment trat Professor Dippet ein. Das erste, was Hermine an ihm auffiel, war seine Größe. Beziehungsweise das Fehlen derselben. Er war kaum größer als sie. Ansonsten wirkte er neben dem exzentrischen und durchaus nicht schlecht aussehenden Dumbledore wie eine graue Maus. Angegrautes, kurzes, braunes Haar mit Geheimratsecken, blassblaue Augen, helle Haut, brauner Umhang. Er sah müde und erschöpft aus.
 

Als er sie neben Dumbledore stehen sah, merkte er sichtlich auf und straffte seine Haltung. „Oh, wir haben Besuch? War das der Grund, warum Sie mich sprechen wollten, Albus?“

„Nicht nur“, gab Dumbledore zurück. „Darf ich vorstellen, Miss Hermine Wilson. Miss Wilson, Professor Armando Dippet.“

Hermine erwiderte Dippets schwaches Lächeln, als sie seine Hand schüttelte. „Ist mir eine Ehre.“
 

Er nickte nur, bevor er seinen Schreibtisch umrundete und sich dahinter nieder ließ. Dumbledore beschwor aus dem Nichts zwei bequeme, quietschrosane Sessel auf ihrer Seite des Schreibtisches herauf und ließ sich genüsslich in einen davon sinken. Hermine zog bloß eine Augenbraue hoch, bevor sie dem zweiten Sessel mit einem Winken ihres Zauberstabs eine dunkelrote Farbe gab und sich ebenfalls setzte.
 

Dippet lächelte wieder schwach. Hermine fragte sich flüchtig, wann dieser Mann das letzte Mal aus vollem Herzen gelacht hatte. Es war vermutlich ein Weilchen her.

„Wie ich sehe, teilt Miss Wilson Ihre Vorliebe für knallbunte Farben nicht, Albus. Erzählen Sie mir, womit ich die Ehre ihres Besuchs verdient habe?“

„Natürlich, Direktor. Sie ist die Nichte eines guten Freundes von mir, der in Kanada lebt. Wie Sie wissen, gibt es dort keine Zaubererschule, die länger unterrichtet als fünf Jahre. Nachdem Miss Wilson ihre ZAGs gemacht hatte, hat sie zuerst versucht, sich im Selbststudium weiter zu bilden, hat mir allerdings vor einer Woche geschrieben, dass sie es alleine nicht schafft und gerne hierher nach Hogwarts kommen würde, um ihre UTZs zu machen.“
 

Hermine musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Er kannte sie nicht, trotzdem passte diese Geschichte zu ihr wie die Faust aufs Auge. Wahrscheinlich hätte sie das sogar getan, wäre sie in Kanada aufgewachsen.
 

Dippet musterte sie interessiert. „Selbststudium? Ich bin beeindruckt. Wie weit sind Sie gekommen?“

Hermine zögerte nur einen winzigen Augenblick. „Ich habe mir den Lehrplan für den UTZ in Hogwarts schicken lassen und mir die Bücher für die sechste Klasse besorgt. Ich... habe ihn zum Großteil durchgearbeitet, allerdings habe ich eine ellenlange Liste mit Fragen, die ich nicht mit den Büchern klären kann, sondern für die es lebendige Lehrer braucht. Außerdem habe ich seit letztem Sommer keinen Zaubertrank mehr gebraut. Meine Mutter ist eine Muggel und erlaubt es mir zu Hause nicht, und die Morgana-Akademie unterstützt dieses Selbststudium nicht und hat mir Hausverbot erteilt, nachdem ich, zuerst mit Genehmigung, später ohne, die Schülerlabore nach meinem Abschluss weiter benutzt habe.“
 

Dippet sah milde beeindruckt aus. „Wie sahen Ihre ZAGs aus?“, wollte er noch wissen, doch Hermine konnte sehen, dass er sie nicht hinauswerfen würde.

„Durchgehend „Ohnegleichen“, nur in Verteidigung gegen die dunklen Künste habe ich ein „Erwartungen übertroffen“.“

Dippet schnappte überrascht nach Luft. „Und die erteilen Ihnen Hausverbot? Solche…“ Der Rest ging in unverständlichem Murmeln unter.
 

Als er sich wieder beruhigt hatte, lächelte er sie breit an. Er kann also doch lachen, dachte Hermine.

„Sie werden mir Ihre Papiere selbstverständlich noch vorlegen, doch für den Moment glaube ich Ihnen. Es ist mir eine Ehre, eine so begabte Schülerin hier in Hogwarts aufnehmen zu dürfen. Ich werde Sie in die laufende sechste Klasse schicken, auf Probe. Die Lehrer werden mir von ihren Fortschritten berichten, und ich werde dann darüber entscheiden, ob Sie für die Prüfungen für die sechsten Klassen im Sommer zugelassen werden.“

Hermine neigte kurz den Kopf. „Vielen Dank, Sir.“
 

Mit einem Mal wirkte Dippet geschäftig. Er sprang auf, wuselte durch das Büro, verschwand hinter einem Berg von Büchern und kam mit einem alten, zerschlissenen Hut wieder zurück. Hermine musste sich zwingen, bei seinem Anblick nicht zu lächeln. Sie hatte diesen Hut nicht zu kennen!

Dippet drückte ihn ihr in die Hand. „Setzen Sie ihn sich auf, er wird bestimmen, in welches Haus sie kommen.“
 

Hermine nickte und gehorchte. Der Hut rutschte ihr tief ins Gesicht und über die Augen, wie beim ersten Mal, als sie ihn getragen hatte. Mit einem Mal war sie nervös. Die Hände in ihrem Schoß knetend, dachte sie: „Ich darf nicht nach Gryffindor kommen. Es wird nie funktionieren, wenn ich dort lande...“
 

Der Hut sprach zu ihr, und sie erschrak, als sie die Stimme hörte. Es war immerhin schon ein paar Jahre her (oder ein paar Jahre hin?), dass sie ihn zum letzten Mal aufgehabt hatte.
 

„Ich verstehe...“, meinte der Hut mit seiner hellen Stimme. „Ich verstehe dein Anliegen. Ich hoffe nur, dass du dir damit nicht selbst eine Grube gräbst. Zeitreisen sind tückisch. Niemand weiß, wie es endet - oder ob es überhaupt funktioniert. Aber ich will nicht derjenige sein, der dir im Weg steht. Du hast Großes vor dir, und ich werde dir helfen. Ich schicke dich nach... RAVENCLAW!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Gelosia
2010-02-28T19:58:50+00:00 28.02.2010 20:58
^^ es geht wirklich nach 'ner Woche weiter *freu*
tja,... ich weiß nicht was ich noch schreiben soll...
wilson... wie bist Du auf diesen Namen gekommen? xD
quitschpink!! Dambi, dein Geschmack ist unübertrefflich O.o *kann pink nicht leiden*
i-wie hab' ich mir gewünscht dass sie nach Slyverin (sry, kann das i-wie nie schreiben) kommt... aber Ravenclaw passt wohl auch besser oder? ^^~

freu mich auf's nächste Piiitelchen~
glG
ヤミ
Von:  SnoopFroggyFrog
2010-02-27T22:04:19+00:00 27.02.2010 23:04
*lach* Der Hut ist echt ne Nummer XDD egal in wie vielemn FFs ich etwas über den Hut lese, der ist immer fast allwissend, muss er wohl von Ravenclaw haben XDDDD
Dippet wirkt echt drollig, ein bisschen erinnert mich der an Professor Flitwick^^ und Dumbledore, das war ja klar - quietschrosa!!! *vor lachen sterb* *wieder aufersteh*
Bin ja mal gespannt wie es weitergeht^-^
Lg^^ *voldi-plüschi dalass*
Von:  EvelynPrice
2010-02-27T14:13:52+00:00 27.02.2010 15:13
Nein wie lolig^^
Natürlich freue ich mich darüber,
dass ich weiß WAS mit Ron passiert ist!!!
Wilson *loslach* so hieß sie doch oda?
War wieda suuuuuuuuuuuper
lg Evy


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