Zum Inhalt der Seite

Insane.

110
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

103 ~ Machst du mich nach?

103. Machst du mich nach?
 

Blaise starrte das Mädchen an.
 

Verdammt, er war hier in der Bibliothek und lernte für seine Zaubergradprüfungen.

Und einen Tisch weiter saß Luna 'Loony' Lovegood, die verrückteste Ravenclaw der Geschichte von Hogwarts und ahmte ihn nach.
 

Wenn er sich räusperte, räusperte sie sich.

Wenn er sich zurücklehnte, lehnte sie sich zurück.

Wenn er aufstand, um ein Buch zu holen, stand sie kurz darauf ebenfalls auf und nahm das gleiche Buch aus dem Regal, sofern es doppelt vorhanden war. Wenn es nur einmal dort stand, nahm sie sich keins, tat aber so, als hätte sie eins bei sich.
 

Blaise äugte Luna misstrauisch.

Sie starrte ihn kurz konzentriert an, schloss dann kurz die Augen und starrte misstrauisch zurück.

Daraufhin schüttelte er den Kopf und beugte sich wieder über seine Aufzeichnungen.

Glücklicherweise war niemand in der Nähe, es war einer der ersten warmen Frühlingstage und die meisten Schüler, auch die, die wichtige Prüfungen vor sich hatten, lagen draußen auf der neu erblühten Wiese.

Nur Blaise (und irgendwo, in einer anderen Ecke, auch Granger) war noch in der Bibliothek, weil er genau wusste, dass er das Lernen viel zu lange sträflich vernachlässigt hatte.

Er wollte niemals so enden wie Draco, der die ganze Zeit darauf vertraute, dass seine Vater die guten Noten schon kaufen würde. (A propos Draco. Wenn er das hier sehen könnte, hätte Blaise in seinem Leben keine ruhige Minute mehr, so viel stand fest.)

Genauso wenig wollte er werden wie seine Mutter, die sich ihr Leben lang auf ihre ihm vererbte Schönheit verließ.

Nein, so wollte Blaise nicht sein und obwohl er wusste, dass er als arrogant und hochmütig verschrien war (was er keinesfalls abstritt, er war eindeutig arrogant und hochmütig), wollte er niemals seine eigene Leistung herabsetzen. Er war ein guter Schüler und stolz darauf, daran würden weder Freunde noch Familie noch vererbtes Aussehen etwas ändern.
 

Einige Minuten später verspürte Blaise ein gewissen essentielles Bedürfnis, dem er nachgehen musste, ob er nun wollte oder nicht.

Also stand er auf, versuchte, Loony Lovegood so gut es ging zu ignorieren und verließ die Bibliothek.
 

Jemand folgte ihm.
 

Genervt schloss Blaise die Augen – er musste sich nicht einmal umdrehen um zu wissen, wer es war.

Sie versuchte gerade sogar, seinen Gang nachzuahmen, er konnte es hören, denn ihre Schritte waren gezwungen schwer und stapfend.

Ohne zu zögern betrat Blaise die Toiletten.

Sie würde ihm nicht hier hinein folgen, nicht wahr?

So seltsam war nicht einmal Loony Lovegood.
 

Wie man sich doch irren konnte.
 

Da stand Blaise, wollte eigentlich allein oder zumindest unter Männern sein und war mit Luna Lovegood auf der Jungentoilette.

Es war einfach zu viel.
 

„Was machst du hier?“, fragte er so beherrscht, wie es ihm in dieser Situation nur möglich war.
 

„Ich folge dir“, erklärte sie mit ihrer verträumten, hohen Stimme und Blaise stöhnte auf.
 

„Nein, das habe ich nicht bemerkt“, zischte er und starrte sie nun böse an.
 

Ihrer Aufgabe nachgehend starrte sie böse zurück, fragte jedoch in ganz normalem Ton: „Tatsächlich nicht? Ich dachte, du hättest mich bemerkt. Du hast mich angesehen. Oder siehst du etwa auch die Nargeln?“
 

Der letzte Satz ließ Blaise stutzen. Er war wütend, verdammt wütend und vor allem überfordert, aber –

„Was sind Nargeln?“
 

„Also doch nicht“, stellte sie nüchtern (so nüchtern es bei dieser Person eben möglich war) fest und imitierte nun seinen fragenden Blick. „Du hast mich also nicht bemerkt, obwohl du mich angestarrt hast? Interessant.“
 

Erneut stöhnte Blaise und sagte so sachlich wie möglich: „Ich habe dich bemerkt. Das eben war Sarkasmus. Aber warum machst du das?“
 

„Sarkasmus, so, so“, murmelte Loony, ohne näher auf seine Frage einzugehen. Inwzischen beinahe synchron zu Blaise verschränkte sie die Arme, als er es tat.
 

„Warum?“, wiederholte er, nun wieder etwas genervt.
 

„Ich mache eine Studie“, sagte sie nun und versank wieder in Gedanken. Oder so ähnlich.
 

„Eine Studie“, wiederholte Blaise mit schwacher Stimme.
 

„Ja, die Blaise Zabini-Studie“, erklärte sie nun mit glücklicher Stimme, seinen leeren Gesichtsausdruck übernahm sie jedoch ziemlich gut.
 

„Blaise … Zabini-S-Studie“, stammelte er nun und lehnte sich gegen die angenehm kühle Wand.
 

„Du hast einen Sprachfehler? Warum bemerke ich den erst jetzt?“
 

Er wusste weder ein noch aus.

Dieses Mädchen trieb ihn absolut in den Wahnsinn.

Am Besten war es, er würde sie zu Ende studieren lassen und dann darauf hoffen, dass sie irgendwann genug über ihn herausgefunden hatte.
 

„Ich habe keinen Sprachfehler“, erwiderte er nun so ruhig wie möglich, Blaise war ganz begeistert davon, wie freundlich er klang „Ich bin … überrascht.“
 

„Ach so“, meinte Luna fröhlich.
 

„Wenn … wenn du eine Studie über mich anstellst“, Blaise lief es bei den Worten kalt den Rücken herunter. Aber es war bald vorbei … „Dann frag mich doch am Besten direkt. Ich war wirklich verwirrt, als du da plötzlich saßt und mich nachgeahmt hast, musst du wissen.“
 

Sie schien ernsthaft zu überlegen, meinte dann aber kryptisch: „Nein. Das wäre dann ein Interview, keine Studie am lebenden Objekt. Ich muss dein Verhaltensmuster beobachten, sonst kann ich nie so werden wie du.“
 

„Was?!“
 

„Habe ich so undeutlich gesprochen?“, fragte Luna träumerisch und Blaise lenkte schnell ein: „Überrascht. Ich war überrascht. Du willst so werden wie ich? Wieso denn das?“
 

Sie war ihm eindeutig nicht geheuer.

Er war sich nicht einmal ganz sicher, ob sie ein richtiger Mensch war, oder ob da irgendein Vorfahre einer anderen, ausgestorbenen, sehr, sehr seltsamen Rasse war.
 

„Weil ich dich cool finde“, antwortete sie schlicht und Blaise war verwirrter denn je.

Cool.

Sie fand ihn cool.

Er musste sein Verhaltensmuster eindeutig ändern, wenn Luna 'Loony' Lovegood ihn cool fand.
 

„Inwiefern cool?“, hakte er mit schwacher Stimme nach und sie antwortete ohne Umschweife: „Du siehst gut aus, du bist beliebt, zumindest in deinem Haus, du hast gute Noten, du bist ruhig und gelassen und außerdem mag ich dich.“
 

„Aha.“

Mehr fiel ihm nicht ein.

Diese Dinge hatte er schon öfter zu hören bekommen, allerdings von niemandem, der so … außergewöhnlich war.
 

„Ja. Ich will sein wie du. Meine Haare sind nicht so schön, ich habe keine Freunde, meine Noten sind schlecht und alle finden mich komisch, also muss da ja etwas dran sein. Auch wenn ich nicht genau weiß, was es ist. Aber eins haben wir gemeinsam – ich mag mich. Und dich. Deswegen habe ich mich für dich entschieden, nicht für Hermine Granger. Die hat auch komische Haare und außerdem ist sie so verkrampft. Und unbeliebt. Draco Malfoy hat auch keine schönen Haare und seine Noten sind gekauft. Harry Potter hat schreckliche Haare und seine Noten sind miserabel. Deswegen will ich sein wie du und nicht wie einer von ihnen.“
 

Draco hatte nie jemandem verraten, dass sein Vater Noten erkaufte, oder?

Woher wusste sie es?

Woher kannte sie Hermine Granger so gut, dass sie wusste, dass sie verkrampft war? Hatten die beiden überhaupt etwas miteinander zu tun?
 

„Außerdem bist du ein echt netter Mensch, Blaise Zabini“, fügte sie beiläufig hinzu, aber erst diese Aussage verwirrte Blaise vollends.

Sie sagte es einfach so, weil sie es so sah, weil er in ihrer Weltanschauung ein echt netter Mensch war.

Sie verblüffte ihn.

Blaise hatte immer gedacht, Luna sei … eben loony.

Und das war sie auch – der Spitzname war einfach so unglaublich treffend, aber er hatte nie daran gedacht, dass diese Verrücktheit nur eine eigene Logik, eine eigene, bewundernswerte Art zu denken war.

Sie durchschaute Leute, weil sie sie so wahrnahm, wie sie wirklich waren.

Sie wusste nicht, was Sarkasmus war und verstand nicht, was es hieß, etwas zu wiederholen, weil man geschockt war.

Aber dadurch konnte sie etwas ganz anderes – aus jedem Wort eines Menschen schließen, wie er war.
 

Blaise brauchte für diese Gedanken keine zwei Sekunden.

Er war fasziniert.
 

„Okay, dann bin ich dein Studienobjekt“, meinte er, immer noch etwas überfordert, aber (solange keiner etwas davon erfuhr) amüsiert, „Aber bitte tu mir den Gefallen und lass mich allein aufs Klo gehen.“
 

Das verstand sie.

Mit einem verträumten Lächeln ging sie nach draußen.

Blaise sah ihr kurz nach, erledigte sein Geschäft und öffnete dann die Tür.

Da stand sie und wartete auf ihn.

Als sie seinen forschenden Blick analysiert hatte, versuchte sie, ihn nachzumachen.

Blaise konnte einfach nicht anders, als schwach zu lächeln.

Auch dies imitierte sie so gut sie konnte.
 

Niedlich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Natsumi_Ann_
2010-08-21T12:38:59+00:00 21.08.2010 14:38
haahha.
ich gluab zwar nicht, dass luna so über hermine und harry reden würde, aber ich finds trotzdem süß
aber luna denk ich lebt in ihrer eigenen welt^^
die will nicht anders ein xD
aber ich liebe das paar!!!!! <33
Von:  -Tinkerbell-
2010-08-10T00:23:16+00:00 10.08.2010 02:23
Ich muss mich Vanadie echt anschließen.
Luna & Blaise sind klasse.
Und die Idee ist wirklich 'ober-niedlich' :D
Und auch echt gut umgesetzt =)

Von:  Vanadie
2010-04-17T14:03:30+00:00 17.04.2010 16:03
Luna & Blaise .. süß :)
Der One-Shot ist echt ober-niedlich, ich hab vorher noch nie einen von Luna und Blaise gelesen, aber die beiden passen wirklich zusammen ;)


Zurück