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Runenherz

Weltenwandler Chroniken Teil 1
von

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Familienbande

„Sayuri, nun geh doch endlich zurück!“, sagte Runa zu der Wölfin, die immer einige Schritte hinter ihr befand.

Wie oft sie das in den letzten zwei Wochen schon ausgesprochen hatte, wusste sie nicht mehr, aber eines stand fest, schon sehr oft. Die Schwarzweiße antworte nicht, aber sie ließ sich auch nicht davon abbringen ihre Lebensretterin zu verfolgen und so gab es die Gelbe auf und lief einfach stur weiter geradeaus, bis irgendwann Spot auf ihrem Rücken landete.

„Und?“, wollte sie wissen.

„Es ist nicht mehr weit.“ Dann blickte er nach hinten. „Sie ist immer noch da?“

„Ich glaube kaum, dass sie aufgeben wird.“

„Richtig“, dröhnte es von der anderen Fähe. „Also warum erzählt ihr mir nicht gleich, was ihr eigentlich vorhabt?“

Die Gelbe verdrehte sie Augen und ging wortlos weiter. Es folgten mehrere Stunden des Schweigens und nicht einmal als sich beide Wölfinnen einen Hasen gefangen hatten, wechselten sie ein Wort, bei dem ruhigem Gemüt der jüngeren Wölfin war das auch kein Wunder, sie sprach sowieso nicht viel. Ihr Weg führte sie schließlich durch einen dichten Wald und nachdem sie diesen hinter sich gelassen hatten, wurde klar, dass die Gruppe auf den Fuß eines Berges zuging. Irgendwann stoppte Runa und auch Sayuri erkannte, dass sie gerade an einer Reviergrenze eines fremden Rudels standen, nur der Geruch hatte etwas Vertrautes, was sich nur durch eines erklären ließ.

„Hier wohnt deine Familie“, stellte die schwarzweiße Wölfin fest.

„Ich will sie nicht besuchen, falls du das denkst, aber richtig, das ist das Revier meines Vaters. Wir müssen hindurch, aber wenn möglich sollten wir unentdeckt bleiben.“

Runa setzte ihren Weg fort, dabei ging ihr so einiges durch den Kopf.
 

Unruhig lief die Gelbe von einem Fleck zum anderen. Sie wartete wie so oft auf Yaris, mit dem sie sich in letzter Zeit regelmäßig traf. Zwischen ihnen hatte sich eine Liebschaft entwickelt, die sie heimlich ausleben mussten, denn Runas Familie würde es nicht akzeptieren, dass ein Wolf von außerhalb sich in ihr Rudel drängte. Der Rüde dagegen konnte sich seine Gefährtin frei aussuchen, immerhin würde er bald der Anführer seines Clans sein und dann bestimmte er ganz alleine mit wem er zusammen war. Sein Geruch lag plötzlich in der Luft und der Fähe wurde ganz anders. Ein aufgeregtes Jaulen kam aus ihrer Kehle und sie stürmte auf den Schwarzbraunen zu.

„Du hast dir viel zu viel Zeit gelassen“, rügte sie ihn, in ihrer Stimme hörte man aber, dass sie das nicht allzu ernst meinte.

„Verzeih mir, meine Liebe. Pflichten eines zukünftigen Alphas.“

Daraufhin kam nur ein Grinsen der jungen Wölfin. Wenn sie diesen Wolf sah, dann fühlte sie sich als könnte sie schweben. Nichts auf der Welt konnte ihr etwas anhaben, wenn sie sich in seiner Nähe befand. So sehr wünschte sie sich, dass dieses Gefühl nie wieder verschwinden würde und sie für immer mit ihren großen, starken Wolf zusammen sein konnte.

„Komm wir gehen zum See und schauen uns den Sonnenuntergang an“, schlug Yaris vor. „Ich wollte sowieso etwas mit dir besprechen.“

Das Gewässer war nur ein paar Meter entfernt und wohl einer der romantischsten Orte zwischen den zwei Revieren der Wolfsrudel. Ein perfekter Ort für die beiden Liebenden, weil es dort einen Platz gab, wo man alles im Blick hatte, aber nicht gesehen wurde. Genau dorthin begaben sie sich und betrachteten kuschelnd, wie die Sonne langsam am Horizont verschwand, bis nur noch ein roter Streifen zurückblieb, der noch ein wenig Licht gab.

„Runa“, plötzlich war der Ausdruck auf dem Gesicht des schwarzbraunen Rüden ernst, „ich möchte nicht mehr so weitermachen wie bisher.“

Das Herz der Gelben setzte einen Schlag aus und sie sah ihn nur verwirrt an.

„Diese Heimlichkeit muss ein Ende haben!“

Sie senkte den Kopf: „Du weißt doch, dass meine Familie das nicht verstehen würde. Sie fürchten andere Wölfe, weil sie wild und unberechenbar sind.“

„Aber ihr seid jetzt ein Teil dieser Wildnis und euer Rudel kann nicht ewig isoliert bleiben. Irgendwann müsst ihr euch auf diese Welt hier draußen einlassen.“

„Und das erzählst du mir? Ich weiß das.“ Verzweiflung machte sich in ihr breit, da sie zwischen ihrer Familie und dem Wolf, den sie liebte, stand.

„Werde meine Gefährtin, meine Geliebte. Ich meine damit, dass du offiziell dazu wirst. Lebe in meinem Rudel und werde die Mutter meiner Jungen. Vergiss deine Eltern und Geschwistern und gib der Natur nach, die dir sagt, dass du eine eigene Familie gründen sollst.“

„Yaris, ich…“

Plötzlich verriet sein Gesicht blanke Wut: „Wie kannst du nur zögern? Sei froh, dass ich überhaupt gefragt habe. In meinem Rudel haben Fähen nicht einmal ein Mitspracherecht, Rüden nehmen sich einfach was sie wollen.“

Dieser Worte schockten die Gelbe zutiefst und sie knurrte: „Willst du damit sagen, ich bin dein Eigentum und du kannst mit mir machen, was du willst?“

„Warum nicht? Vielleicht muss ich dich einfach zu deinem Glück zwingen, wenn du nicht siehst, was das Beste für dich ist.“

Jetzt reichte es Runa, so sehr sie auch verliebt war, das rüttelte sie wach und sie ließ ein tiefes Brummen aus ihrer Kehle entweichen, das den Schwarzbraunen eine Warnung sein sollte, doch das schreckte ihn kaum ab: „Mein Vater hat Recht, man darf Weibchen nicht zu viel Freiheit lassen, dass tut ihnen nicht gut.“

Die Enttäuschung schlug der Gelben auf den Magen, sie fraß sich regelrecht in ihr Inneres und drückte ihn zusammen.

„Also beschließe ich jetzt einfach, dass du mit mir kommst und meine Gefährtin wirst“, ergänzte der Rüde bestimmend.

„Nein!“

„Nein?“ Er wurde immer wütender, seine Atmung beschleunigte sich und man sah ihm deutlich an, dass er sich zurückhalten musste, um nicht anzugreifen: „Du wirst tun, was man dir sagt, hast du verstanden?“

„Das werde ich nicht!“ Ihr Nackenfell sträubte sich und sie nahm eine schützende Haltung ein, dann wich sie langsam zurück, um jederzeit aus der Situation fliehen zu können.

„Sei doch vernünftig. Du gehörst zu mir. Schon alleine, weil ich bin wie du. Etwas Besonderes. Wir besitzen doch beide diese Fähigkeiten.“

„Ich weiß nicht was du meinst!“ Jedoch ahnte sie, worauf er hinaus wollte. Doch woher wusste er davon? Das war doch nicht möglich.

„Tu nicht so. Ich spüre sie deutlich bei dir. Die meisten in meinem Rudel wurde damit geboren, bei uns ist das ganz normal.“ Immer weiter entfernte sich die Wölfin von dem Rüden, er kam dann natürlich wieder näher und fuhr mit seinen Worten fort: „Du kannst mir nicht entkommen. Nun gehörst du mir.“

„Ich gehöre niemandem!“ Dann drehte sie sich um und rannte weg.

„Lauf nur! Ich komme dich holen, du wirst schon sehen“, rief der Schwarzbraune ihr nach.
 

Die erste Zeit kamen sie ohne Zwischenfälle durch das Revier, in dem Runa früher mit ihrer Familie gelebt hatte. So viele Dinge waren so geblieben wie damals, die Gegend sah immer noch aus, wie in ihren Erinnerungen. Spot flog von Baum zu Baum und schnappte sich ab und zu eine Beere, um seinen Hunger zu stillen, außerdem passte er auf, dass sich keine Feinde in der Nähe befanden, was von einer hohen Position natürlich viel einfacher zu überwachen war. Allerdings bemerkte auch er zu spät, dass sich Wölfe durch das Gebüsch näherten und die drei sehr schnell umzingelt hatten.

Einer der jungen Rüden schlüpfte aus seinem Versteck und stellte sich ihnen mit gesträubten Nackenhaar drohend entgegen: „Was habt ihr hier zu suchen?“

Sein gelbes Fell schimmerte in der Sonne, er sah Cosmo, Runas Bruder, sehr ähnlich.

„Wir sind nur auf der Durchreise und wollen euch nichts Böses“, erwiderte die gelbe Wölfin gelassen. „Verzeiht unser Eindringen.“

„Bildet ihr euch ein, dass ihr einfach so unser Territorium betreten könnt? Ich bringe euch zu unserem Alpha. Er wird entscheiden, was mit euch passiert.“

„Wir müssen wirklich weiter.“ Das Letzte was sie wollte, war jemand ihrer Familie zu treffen, den sie kannte. Dass es sich hier um einen ihrer Verwandten handelte, konnte sie nicht leugnen, aber er musste nach ihrem Verlassen des Rudels geboren worden sein und konnte somit nicht erkennen, wen er da vor sich hatte. Zwei weitere Jungrüden kamen aus dem Gebüsch hervor und präsentierten ihnen ihre hochgezogenen Lefzen. „Schon gut, schon gut. Bringt uns zu eurem Anführer.“

Der Weg zu dem Platz, an dem sich die Wölfe immer sammelten, war nicht weit entfernt, auch wenn die Gelbe sich zwingen musste dorthin zu gehen, so blieb ihr doch nichts anderes übrig. Auf dem Platz war es ruhig, bis ein gelber Wolf seinen Kopf aus der Höhle streckte. Aruna.

Der Anblick seiner Schwester ließ ihn erstarren, weswegen diese selbst das Wort ergriff: „Hallo, Bruder.“

„Dass ich dich jemals wiedersehe, hätte ich nicht gedacht.“ Seine Stimme klang ruhig und beherrscht, etwas was Runa doch ein wenig verwunderte, da sie ihn meist aufbrausend und unüberlegt kannte. Aber die Zeit konnte wohl selbst die übermütigsten Rüden zum Positiven verändern, womöglich lag es aber auch einfach nur daran, dass die Überraschung in diesem Moment zu tief saß.

Die Nächste, die auftauchte, war Gaya, die freudig auf ihre Tochter zustürmte und sie begrüßte: „Du bist zurück. Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Und du bist so erwachsen geworden. Erzähl, erzähl, was so alles passiert ist.“

„Mutter, das kann ich nicht. Ich komme nicht wegen euch.“ Der traurige Ausdruck in den Augen der roten Wölfin tat ihr im Herzen weh, aber sie empfand es als Bestes, wenn sie sich von ihrer Familie fernhielt und nicht allzu lange hier blieb. „Mir geht es um das Rudel von Yaris.“

Ihr Vater und Cosmo waren die letzten, die zu der Gruppe stießen und Akilah übernahm gleich das Antworten: „Da kommst du zu spät, sie verließen das Revier vor ein paar Tagen. Mehr wissen wir nicht, du bist also umsonst hierher gewandert.“

Jetzt setzte sich die Gelbe und hob den Kopf zu Spot, der sich auf einem Ast auf der Eiche über ihnen niedergelassen hatte: „Überprüft du das bitte?“

„Bin schon unterwegs.“ Er erhob sich in die Lüfte und flog zwitschernd davon.

Cosmo legte den Kopf schief: „Ein Vogel?“

„Ja, ist eine lange Geschichte“, meinte die gelbe Fähe. „Also Yaris ist nicht mehr hier? Das gefällt mir gar nicht. Sein Rudel lebte seit vielen Generationen in diesem Gebiet. Was hat er nur vor?“

„Ärger machen“, mischte sich Aruna ein. „Wie er es schon immer gemacht hat.“

Die Blicke, die beide austauschten, sagten tausend Worte, sie wussten, auf was der Rüde damit anspielte.
 

„Nur ich kann dir helfen. Ich bin auch so wie du.“

Diese Worte hallten in Runas Kopf wieder, die immer noch an ihre tote Schwester Ginger gedrückt war und noch völlig unter Schock stand. Sie hatte sie getötet, wenn auch nicht absichtlich und es ihre Familie es für einen zufälligen Blitz halten würde, sie wusste, dass sie es getan hatte. Und stand da Yaris neben ihr, dem man zwar auch die eine Mitschuld geben konnte, doch der ihr auch einen Ausweg zeigte, denn er besaß anscheinend ähnliche Fähigkeiten. Vielleicht hatte er Recht gehabt und sie gehört tatsächlich nicht zu ihrer Familie, sondern zu ihm.

„Lass sie in Ruhe“, brüllte Aruna und wollte auf den Schwarzbraunen losgehen, doch die Gelbe erhob sich und stellte sich vor den Wolf, den sie liebte.

„Ich werde gehen, Bruder.“

„Du kennst meine Antwort dazu. Nein!“, erwiderte der Gelbe aufbrausend.

„Ein für alle Mal, ich bestimme das und nicht ihr! Keiner von euch!“

Nun mischte sich Gaya ein, die ihre Tochter zur Vernunft bringen wollte: „Schatz, du willst doch nicht wirklich mit ihm gehen. Sein Rudel ist böse. Alle diese Wölfe sind abgrundtief böse. Da passt du nicht hin.“

„Ach, Mutter…“, stöhnte sie. „Meine Entscheidung steht fest. Es ist genug Leid entstanden, es muss nicht noch Schlimmer kommen. Yaris wird sich gut um mich kümmern.“

Langsam kam die rote Wölfin näher, auch das Knurren des feindlichen Alphawolfes hielt sie nicht ab. Zärtlich schmuste sie sich an ihre Tochter und flüsterte ihr sanft zu: „Pass auch dich auf. Lass dir nicht den Geist von diesen Wölfen vergiften, ich weiß, dass du eine gute Fähe bist, mit dem Herz am rechten Fleck. Und danke.“

„Danke für was?“, wollte die Gelbe wissen.

„Dass du dich für deine Familie opferst.“

Daraufhin konnte die Wölfin nur nicken. Auf der einen Seite tat sie das tatsächlich, weil sie nicht wollte, dass Yaris ihre Familie tötet, denn er würde nicht ruhen bis er hatte, was er wollte, auf der anderen Seite fand sie aber auch, dass sie bei Wölfen mit ihren Fähigkeiten besser aufgehoben war, als bei normalen Artgenossen. Dort lernte sie vielleicht, wie sie das kontrollieren konnte, was ihr die Götter mitgeben hatten. Der Regen prasselte immer noch auf ihren Pelz, doch er ließ langsam etwas nach. Noch einmal sah sie zu ihren Familienmitgliedern, dann drehte sie ihnen den Rücken zu und ging mit ihrem neuen Gefährten und seinem Rudel hinaus in die Dunkelheit, hinaus in eine ungewisse Zukunft.
 

Spot kehrte bald zurück und bestätigte die Aussage von Runas Vater. Sayuri hatte sich in eine Ecke verzogen und schweigend den wortkargen Gesprächen gelauscht, die während der Abwesenheit des Vogels zustande gekommen waren. Es war für sie schwer zu verstehen, warum sie alle so kalt verhielten, aber sie begriff durchaus, dass da einmal etwas vorgefallen sein musste, was die Familie erschüttert hatte. Es schien so, als würde es die Mutter besonders treffen, was in der Schwarzweißen Mitgefühl erweckte. Die Jungwölfe dagegen entwickelten eine Neugierde gegenüber ihrer Tante und fragten sie fröhlich aus, bis sie irgendwann von Aruna zur Ordnung gerufen wurden, weil es einfach als unhöflich galt sich so penetrant aufzudringen, aber die stumme Zuhörerin sah genau, dass Runa das mit Gelassenheit sah. Irgendwann rollte sich Sayuri zusammen und schloss die Augen. Insgeheim wünschte sie sich auch eine Familie, vielleicht hatte sie sogar eine, aber daran konnte sie sich ja nicht mehr erinnern. Da gab es einfach nichts mehr außer diese bedrückende Leere. Nur die Gelbe war ihr geblieben, deswegen wich sie dieser nicht von der Seite. Manchmal konnte sie ihr das Gefühl einer Familie geben, selbst wenn sie sich so abweisend verhielt, wie in den letzten Tagen, sie wusste nicht einmal, warum ausgerechnet die Gelbe dazu in der Lage war, das auszulösen, aber sie brachte es einfach mit der Lebensrettung in Verbindung. Ja, so musste es sein. Langsam dämmerte die junge Wölfin weg und musste sich ihren verwirrenden Träumen hingeben, die sie seit sie sich erinnern konnte immer und immer wieder heimsuchten.
 

Ein Aufheulen schreckte Runa, die sich vor ein paar Stunden ebenfalls hingelegt hatte, aus dem Schlaf. Völlig verwirrt riss sie hoch, ihr wurde dabei so schwindelig, dass sie gefährlich schwankte, doch es gelang ihr schließlich das Gleichgewicht zu finden und zu halten. Irgendwie wirkte die Umgebung komisch, sie konnte aber nicht beschreiben, was denn nun dieses Gefühl auslöste, denn irgendwie war ja auch alles normal. Dann sah sie an sich herab und entdeckte Blut. Zuerst dachte sie, dass es von ihr kam, doch nachdem ihr bewusst wurde, dass da ein Wolf vor ihr lag, verwarf sie diesen Gedanken sofort. Eine Millisekunde später erkannte auch um wen es sich handelte.

„Aruna“, wimmerte sie verzweifelt und wagte es sich dem blutüberströmten Körper zu nähern.

Er war tot. Noch nicht lange, denn sie spürte eine leichte Wärme, die von ihn ausging, doch helfen konnte ihm nichts mehr. Widerwillig ließ sie ihren Blick schweifen. Da lag ihre Mutter, etwas weiter entfernt ihr Vater. Auch Cosmos leuchtend gelbes Fell entdeckte sie, dahinter ihre Neffen und Nichten. Sie alle lebten nicht mehr. Der Verstand der Gelben wollte es nicht begreifen. Alles schien in Zeitlupe abzulaufen. Es war als würde sie sich gerade in einem schlechten Traum befinden, doch sie war sich sicher wach zu sein. Langsam schritt sie voran, dabei zitterten ihre Beine wie wild. Ein Stück weiter entdeckte sie auch noch Sayuri, die ein ebenso grausames Ende gefunden hatte, wie ihre Familie. Und da von Spot keine Spur zu finden war, musste Runa auch in seinem Fall vom Schlimmsten ausgehen. Noch immer begriff sie nicht so wirklich, was hier geschah, dafür saß der Schock einfach zu tief. Schließlich setzte sie sich und starrte auf das Blutbad vor sich. Das ging eine ganze Weile so, wie lange es wirklich gewesen war, wussten wohl nur die Götter, für die Fähe hätte es Sekunden oder Stunden sein können, es spielte kein Rolle. Der Schmerz setzte plötzlich tief und grausam ein, dann überkam es sie einfach und sie hob die Schnauze um zu Heulen. Dieses Heulen drückte ihre Trauer aus, doch dann veränderte es sich und wurde tiefer und bedrohlicher, bis man ihre blanke Wut darin vernehmen konnte. Die Erde um sie herum begann zu beben, doch das war ihr egal, denn es gab ja keinen mehr an diesem Ort, den sie damit verletzen würde. Immer mehr Risse bildeten sich, so dass sie kaum noch Stehen konnte, trotzdem fiel sie nicht hin, ihre Magie hielt sie auf den Beinen. Als sie ihren Gesang beendete und ihre Augen langsam wieder öffnete, leuchteten diese verheißungsvoll grün.

„Dafür wirst du zahlen, Yaris!“, rief sie wutentbrannt. „Ich werde dich dafür töten!“

Wie ein Blitz raste sie plötzlich los. Bevor sie nach Yaris suchte, um ihn zu Strecke zu bringen, musste sie noch mit jemand Bestimmtes reden. Es gab da noch eine Frage, die ihr auf der Zunge brannte. Erst dann war sie bereit das Nötige zu tun. Erst dann sollte Yaris ihre Rache zu spüren bekommen.



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