Zum Inhalt der Seite

How Hasel Died

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

Kapitel 1 - Die Frau im Pelzmantel
 

Nach einem furchtbar langweiligen Tag fuhr ich mit dem Bus irgendwohin. Wohin war mir völlig egal. Ich wollte nur eins: woanders sein. Warum? Heute hatte sich mir ein Wahrheit offenbart: mein Leben war unglaublich monoton und routiniert. Tagein tagaus stand ich auf und ging zur Schule, einem Ort an dem niemals jemals etwas spannendes passierte. Wenn ich dann später endlich wieder zu Hause war, musste ich Hausaufgaben machen und dann war der Tag schon so gut wie zu Ende. Doch heute verspürte ich den tiefen Drang irgendwas gegen dieses Unheil zu unternehmen und genau in diesem Moment tat ich das auch. Gut, Bus fahren war vielleicht nicht das genialste, das ich hätte tun können, trotzdem fühlte ich mich erleichtert, da allein eine derartige Aktion reichte um aus dem "Schema" auszubrechen.

Außerdem war es sogar ziemlich interessant dieses Verkehrsmittel zu benutzen, aber wahrscheinlich nur dann, wenn man nicht genau wusste, was man hier eigentlich wollte, denn dadurch konnte man sich auf die Personen in seinem Umfeld konzentrieren. Es war beinahe so wie eine Reality-Show, nur das es hier ziemlich unangenehm roch. Ich vermutete, dass der Typ neben mir schon seit Tagen - nein, was rede ich - seit Wochen, kein Wasser und Seife gesehen haben musste. Gut, dass er zwei Plätze weiter rechts von mir saß, sonst hätte ich wahrscheinlich noch riechen können, wo sich der Kerl in letzter Zeit so überall rumgetrieben hatte und das war eine Sache, die ich bei seinem üblem Gestank wirklich nicht wissen wollte.

Ich betrachtete die Leute auf den anderen Plätzen. Niemand hier war besonders schick gekleidet, allerdings gab hier im Bus einen Mann, der es tatsächlich schaffte mehr als nur das totale Gegenteil von schick zu erreichen und dabei nicht wie ein Straßenpenner auszusehen. Seine Kleidung war schmutzig und zerfleddert. Ich fragte mich, wie es möglich war seine Klamotten so sehr zu zerstören und stellte mir gleichzeitig die Frage, warum man so etwas dennoch in der Öffentlichkeit trug. Mir fiel auf, dass er noch nicht einmal Schuhe anhatte. Der Witz an der Sache war, aber dass er, wenn man von seinen Sachen abblickte, sehr gepflegt erschien. Die Haare hatte er nach hinten zurück gegelt und seine Haut war, so weit ich das von hier einschätzen konnte, porentief rein. Die Theorie, dass er unterwegs überfallen wurde, konnte ich also vergessen, schließlich sah er dafür zu unverletzt aus. Mein zweiter Einfall war, dass er die Sachen in genau dem Zustand, den sie derweil hatten, angezogen hatte. Aber warum sollte er das tun? Konnte es sich hierbei um einen sich noch nicht durchgesetzten neuen Modetrend handeln? Unwahrscheinlich. Vielleicht war er aber auch so eine Art Cosplayer und kam oder ging gerade von beziehungsweise zu einer Convention. Oder er war doch ein Obdachloser, der allerdings beschlossen hatte etwas aus sich zu machen, aber noch nicht das Geld hatte sich angemessenere Kleidung zu kaufen. Ob er wohl genauso stank wie der Typ neben mir? Ich konnte nur für alle hier Anwesenden hoffen, dass dies nicht der Fall war. Ich zuckte zusammen. Der Mann hatte scheinbar bemerkt, wie ich ihn nahezu anstarrte und warf mir einen prüfenden Blick zu. Was er wohl dachte?

Als der Bus anhielt, hatte ich für einen Moment die schreckliche Befürchtung er würde aufstehen und sich neben mir setzen. Zu meinem Bedauern war der Platz links neben mir nämlich noch frei, aber glücklicherweise blieb er dort wo er war. Ich vermied es in seine Richtung zu sehen, da ich immer wieder seinen bohrenden Blick spürte. Aus den Augenwinkel heraus konnte ich genau sehen, dass er sich ständig zu mir umdrehte. Ich hätte nur zu gern gewusst woran er dachte, wenn er zu mir rüber sah. Sein Blick hatte weder etwas lüsternes noch etwas gewalttätiges, sondern wirklich nur dieses musternde. Erkannte er mich von irgendwoher wieder? Mir kam er jedenfalls nicht bekannt vor.

Ich versuchte an etwas anderes zu denken. Mit Hilfe der Fensterscheibe, in der sich sämtliche Fahrgäste spiegelten, betrachtete ich die Person neben mir. Ein Junge von ungefähr neunzehn Jahren, schwarze Haare und wenn ich mich nicht irrte waren das braune Augen. Er hörte über Kopfhörer Musik und zwar so laut, dass ich problemlos mithören konnte.

Der Bus fuhr weiter und verließ langsam, aber sicher die Innenstadt und machte sich auf den Weg zu den äußeren Vierteln. Da es mittlerweile sogar schon dunkel geworden war, bauschte sich jetzt doch die Frage auf, wohin wir denn fuhren und wie ich dann nach Hause kommen würde. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als der aus den Kopfhörern 'it's easier to run' dröhnte. Da hatte ich nun meine Antwort. Wahrscheinlich war es wirklich das einfachste nach Hause zu gehen, womöglich sollte ich bald auch aussteigen und mich auf den Heimweg machen.

Während ich der Musik lauschte, hatte ich völlig vergessen, dass der seltsame Mann mich immer noch beobachtete. Wurde ihm das nicht langsam zu doof? Oder führte er etwas im Schilde, etwas Schlimmes? Ich überdachte die Sache mit dem nach Hause gehen noch einmal. Irgendein Bus musste doch schließlich auch zurück in die Innenstadt fahren. Ich sollte an der nächsten Haltestelle umsteigen. Als der Bus allerdings das nächste Mal stoppte, hatte ich nicht das Bedürfnis meinen Plan in die Tat zu setzen, sondern einfach sitzen zu bleiben. Ich konnte warten bis er endlich ausstieg, schließlich war es sehr unglaubwürdig und paranoid anzunehmen, er würde erst dann gehen, wenn ich ging und zwar nur um mir hinterher zu stalken oder mir gar schrecklichere Dinge anzutun. Aber warum sollte er? Und warum gerade ich? Ich machte mir wirklich viel zu viele Gedanken über Dinge, die ich mir einbildete. Ich hörte wie sich die Türen schlossen und sich der Bus erneut in Bewegung setzte. Dann setzte sich eine Frau, die in einen eleganten weißen Pelzmantel gekleidet war, neben mich. Der angenehme Geruch ihres Parfums übertünchte den Gestank des Typen zwei Plätze weiter. Selbstverständlich trug sie keine Hose, sondern einen Rock oder ein Kleid, welche wesentlich besser zu dem Mantel passten, als eine olle Jeans, obwohl ich Jeanshosen liebte. Was eine so gut gekleidete Frau in einem so runtergekommenen Teil der Stadt suchte? Wäre es vielleicht möglich...? In dieser Gegend war alles mehr Schein als Sein und eine edle Frau würde sich niemals hierhin verlaufen. Allerdings gab es hier Frauen, die gerne edel aussehen wollten, deren Tätigkeit aber alles andere als edel war. Jetzt wo es dunkel war gab es viele von ihnen. Warum wurde mir erst jetzt klar, dass mein Bus durch einen Straßenstrich fuhr? Ich wollte es der Dame zu meiner Linken zwar nicht vorwerfen, aber alle Hinweise, insofern man sie als Hinweise betrachten konnte, deuteten daraufhin, dass sie auch diesen Frauen da draußen gehörte. An sich fand ich es nicht schlimm neben ihr zu sitzen, aber oh mein Gott! Ich saß neben einer Nutte!

Ich versuchte diesen Gedanken abzuschütteln, indem ich nach rechts schaute. Dort viel mein Blick auf den Starrer. Wir waren also die ganze Zeit über auf dem Weg zum Rotlichtviertel gewesen. Wahrscheinlich hielt mich der Kerl auch für eine Prostituierte oder versuchte herauszufinden, ob ich keine war. Während ich darüber nachdachte, wurde mir bewusst, dass er aufgehörte mich anzugucken. An meiner Stelle starrte er jetzt die Frau im Pelzmantel an. Das war ja so typisch Mann! Kaum erscheint so eine auf der Bildfläche, wird jedes andere weibliche Lebewesen zu Pustekuchen. Und mit so einer meine ich nicht zwingender Weise, dass sie eine Nutte war, sondern viel mehr, wie schön war. Zu meinem Ärger zog sie nicht nur den Blick Starrers auf sich, alle anderen Männer in diesem Bus hatten sie auch schon längst ins Wesir genommen, nur im Gegensatz zu Starrer, zogen sie die Ärmste mit ihren Blicken sogar aus. Es war ein seltsames Phänomen. Beziehungsweise eigentlich ja zwei. Zum einen, wie grauenhaft Männer sein konnten und zum anderen, dass Starrer der einzige war, der es nicht zu sein schien. In der Tat sah es sogar so aus, als wollte er sie vor den dreckigen Schweinen schützen. Aber vielleicht bildete ich es mir auch einfach nur ein.

"Hast du Feuer?" Ich drehte mich entsetzt um. Wer hatte mich denn da gerade angesprochen? Es war die von allen Seiten begaffte Frau. Raucherin war sie also auch noch? Oder suchte sich einfach nur das Gespräch um sich von dieser Horde paarungsbereiter Affen abzulenken? Oder auch beides?

"Nein", antwortete ich Wahrheitsgemäß.

"Ist auch besser so. Rauchen ist furchtbar ungesund." Mit dieser Reaktion hatte ich um ehrlich zu sein nicht gerechnet.

"Rauchen Sie?", fragte ich.

"Nein, ich ertrage den Gestank nicht."

"Geht mir genauso."

"Sag mal, was macht eigentlich ein so unschuldiges Mädchen wie du in einem Stadtteil wie diesem?" Gute Frage.

"Ich hatte keine Lust zu Hause rumzugammeln."

"Der Alltag?"

"Ohja!" Sie hatte vollkommen Recht.

"Verstehe ich. Ich würde mich dann auch in den nächsten Bus setzten und erstmal weit weg fahren."

"Wohin soll es denn gehen, wenn ich fragen darf?"

"Um ehrlich zu sein, keine Ahnung."

"Es ist schon ziemlich spät. Du solltest bald nach Hause gehen oder besser noch fahren. Ein paar Straßen weiter ist eine Haltestelle, dort kannst du umsteigen. Der nächste Bus dürfte in einige Minuten vorbeikommen."

"Danke. Wohin fahren Sie eigentlich?" Ich muss gestehen, dass ich sie ziemlich nett fand und dass das Gespräch mit ihr beruhigend auf mich wirkte.

"Hier in der Gegend gibt es eine kleine Bar." Was das wohl für eine Bar war?

"Wie heißt sie denn?"

"Red Bat."

"Im Ernst? Rote Fledermaus? Hört sich cool an", sagte ich begeistert.

"Das ist kein Schuppen für kleine Mädchen wie dich." Wie war das? Klein? Immerhin wurde ich erst letztens neunzehn. Aber ich konnte mir gut vorstellen, dass das "Red Bat" ein Striplokal war. Von daher konnte ich gut verstehen, dass sie nicht wollte, dass ich dorthin kam.

Als der Bus wieder anhielt, beschloss ich ihren Rat zu befolgen. Ich verabschiedete mich mit einem schlichten "Tschüss" von ihr und verließ den Bus. Die Straße draußen war menschenleer. Nachdem der Bus weg war, gesellte ich mich zu dem Busstop auf der anderen Seite und wartete. Und wartete. Wie spät war es eigentlich? Ich holte mein Handy hervor. Kurz nach zehn. Auf dem Busplan suchte ich die Ankunftszeit des nächsten Transportmittels und stellte fest, dass das nächste erst kurz nach elf hier sein würde. Ärgerlich. Nein, ich musste mich verbessern. Es fing an zu regnen und ich hatte keinen Regenschirm dabei und weit und breit gab es nichts zum unterstellen, das war ärgerlich. Ich fragte mich, wo diese Bar war von der meine Freundin im Pelzmantel gesprochen hatte. Ich müsste wahrscheinlich der Straße weiter hoch folgen. Dorthin, wo der Bus hin war. Ich konnte eine Stunde hier im Regen stehen oder eine Stunde lange in der Gegend rumlaufen. Da ich keine Lust hatte im Dunkeln vor mich hinzuvegetieren, suchte ich die Bar beziehungsweise eine Bar oder etwas anderes in der Art.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rhyo
2010-12-22T22:41:48+00:00 22.12.2010 23:41
Hey ^^
Also ich finde das erste Kapitel sehr gut gelungen.
Die Gedanken des Mädchens sind nachvollziehbar und realistisch, auch ihr Unwohlsein durch die Blicke der Männer um sie herum hast du gut dargestellt =)
Ich mag die Story, ich werd sie weiter lesen xD
Liebe Grüße ~


Zurück