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Die Herumtreiber

und warum man sie nicht ärgern sollte
von

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Blutfeder

„Meinst du, es war gut, dass er zur Schule ist?“, fragte Nanette ihren Mann beim Abendessen. Sirius und Remus waren schon eine Woche vor Ende der Ferien in das Blackanwesen gezogen, das Sirius vollständig hatte renovieren lassen, ihr Sohn war wieder mal irgendwo in einem magischen Club unterwegs, oder auch in einem Muggelclub, das wusste man nie so genau.
 

Sebastian musterte seine Frau, stellte seine Tasse vorsichtig zurück auf den Unterteller. Er ahnte, worauf das hinauslaufen würde, sie hatten schon öfter darüber gesprochen. „Ich weiß es nicht,“ wiederholte er seine Meinung. „Er hat dort immerhin einige Freunde. Du hast die Meisten doch auch kennen gelernt. Ich denke nicht, dass er sich da einsam fühlt. Er kam doch auch hier gut klar.“
 

„Ich... habe einfach ein schlechtes Gefühl...“, wiedersprach Nanette. Sie hatte immer den Eindruck gehabt, dass Harry eine Maske trug, dass er nicht zeigte, wie er dachte oder fühlte. Das hatte er vermutlich nur ein einziges Mal getan, krank, fiebrig und geschüttelt von Alpträumen, als er sich weinend an seinen Vater geklammert hatte. Sie wusste, der Junge war nicht so fit, wie alle dachten, aber der Einzige, der ihr offen gesagt hatte, dass er diesen Verdacht teilte, war Remus.
 

James wollte, dass sein Sohn in Ordnung war, denn er wollte seinen Spaß, seine Freiheit, sein neues Leben genießen, nicht sich um einen psychisch angegriffenen Teenager kümmern. Oh, Nanette liebte ihren Sohn, aber erstens hatte er zu früh geheiratet, dann zweitens, das falsche Mädchen und drittens war er zu früh Vater geworden. Und sie selbst kam einfach nicht an Harry heran. Die Einzigen, die das zu schaffen schienen, waren Lucius Malfoy und Severus Snape, die das noch nicht mal merkten.
 

Sebastian legte seine Hand auf die seiner Frau, lächelte sie etwas an. „Mach dir nicht so viele Sorgen, Harry hat in der Schule Leute, die auf ihn achten und wenn was ist werden wir sofort benachrichtigt, dann können wir uns immer noch Gedanken um eine andere Lösung oder einen Schulwechsel machen. Wobei ich denke, dass er sich dem, was da geschehen ist, eher stellen sollte, als wegzurennen. Meinst du nicht auch?“
 

„Er ist fast noch ein Kind,“ erinnerte Nanette. „Er bräuchte Hilfe, um so was zu verarbeiten. Wir.. nehmen das auf eine zu leichte Schulter.“
 

Sebastian runzelte seine Stirn. Nein, er dachte nicht so. Harry war ein guter, wenn auch recht stiller Junge. Eine angenehme Abwechslung zu seinem aufgedrehten, hyperaktiven Vater. Er las gern, beobachtete das Wetter und Tiere und liebte Schokolade. Für ihn klang das ganz normal. Seine Frau sah einfach immer überall Gespenster. „Schatz, lass den Leuten doch einfach ihre Einstellungen und ihre Zeit, sie wären sicher dankbar darum. Wir können uns um Harry kümmern, wenn es nötig ist, aber vorher ist das wohl kaum erforderlich. Harry wird es schon sagen, wenn er Hilfe braucht, er weiß, dass wir da sein werden.“
 

Und genau da lag in Nanettes Augen der Hase im Pfeffer begraben. Harry würde nicht kommen, wenn er Hilfe brauchte, der Junge war es zu sehr gewohnt, alles allein machen zu müssen, er hatte nie gelernt, Erwachsenen zu trauen. Warum sollte er es nun, auf ein Mal, tun? Aber sie gab nach, sie wusste, Sebastian konnte so stur sein, wie sein Sohn: „Also gut, lassen wir das Thema ruhen...“ Aber sie wusste, das dicke Ende würde noch kommen und es würde sie mit voller Wucht treffen, unvorbereitet und heftig und in wer weiß was für einer Form.
 


 


 


 


 

Langsam kämmte Harry durch den weichen Flaum seine Eule, den Blick auf den Halbmond gerichtet. Eine Träne schimmerte auf seiner Wange. Es war tiefste, schwärzeste Nacht und er hoffte, dass nicht ausgerechnet Snape beschloss, doch noch mal einen überraschenden Rundgang durch die Schule zu machen, denn er war sich sicher, dass er dann entdeckt werden würde. Auch, weil er in seiner Eile, hierher zu kommen, seinen Tarnumhang vergessen hatte. Aber er hatte es nicht mehr ausgehalten.
 

Im Potter-Manor waren seine Alpträume schon wieder schlimm genug gewesen, doch nun, wo er hier war, waren sie noch mal schlimmer geworden. Er hatte abends Angst vorm Einschlafen und es fiel ihm wieder mal schwer, sich zu konzentrieren, vor lauter Müdigkeit. Er hatte schon mehrfach überlegt, ob er nicht Traumlostrank brauen sollte, oder vielleicht alternativ auch einen Aufputschtrank für tagsüber, aber es würde Severus auffallen, wenn so viele Zutaten fehlen würden und für beide Tränke brauchte er Dinge, die der Apotheker seinen Erziehungsberechtigten melden würde. Und da sein Dad die Briefe, die er schrieb kaum überflog und noch knapper beantwortete, würden seine Großeltern es durchsehen – und Fragen stellen. Was er nicht wollte.
 

Also war er dauernd kaputt.
 

Draco hatte schon was gemerkt, der Blonde hatte ihn mehrfach darauf angesprochen, ob es ihm gut ging, er hatte es auf eine Erkältung geschoben, aber er wusste, das war eine Ausrede, die er auch nicht mehr ewig nutzen konnte.
 

Merlin, er wünschte sich, zu Hause geblieben zu sein. Er hätte auch jeden Tag gelernt und Hausaufgaben gemacht, aber hier fühlte er sich überfordert. Viel erinnerte ihn immer wieder an letztes Jahr, an Cedric, an das, was geschehen war. Seine Freunde... ja, die hätte er wohl vermisst, aber hier... Alles erinnerte ihn an das, was geschehen war und daran, dass immer noch zwei Irre da draußen waren, die seinen Kopf wollten.
 

Er strich über seine blutige Hand. Und wieder mal war da ein Lehrer, der ihm was Böses wollte. Obwohl er nichts getan hatte! Was hatte Harry der Frau getan? Abgesehen von existieren! Er war gut in dem Fach, das sie unterrichtete, obwohl er Gewalt hasste. Er hatte gelernt, auch, wenn es ihm sinnlos vorgekommen war, hatte getan, was gefordert und doch hatte er schon zwei Nachsitzstunden hinter sich, in den ersten beiden Monaten. Und jedes Mal war er mit dieser Feder traktiert worden, weil er eben ein Lügner sei und lernen müsse, die Wahrheit zu sagen! Aber er hatte doch gar nicht gelogen! Voldemort war wieder da! Und sein Vater auch! Die Presse hatte über seinen Dad sogar geschrieben!
 

Mehrfach hatte er überlegt, seinem Dad von diesen Stunden mit der Irren zu schreiben, aber er hatte jedes Mal, wenn er einen der wenigen Briefe seines Vaters bekam, den Eindruck, dass der sie bestenfalls überflogen hatte. Wer wusste, am Ende würde er nur Anweisungen für Streiche gegen die Frau bekommen...
 

Und mit wem sollte er dann reden? Seit sie wieder in der Schule waren, waren sowohl Snape als auch Malfoy einfach nur noch Lehrer und Ron würde alle rebellisch machen, Hermine ihm sagen, dass er einfach den Mund halten solle... noch ein paar Wochen, in drei Wochen waren Weihnachtsferien, dann konnte er zurück, dann war er weg von hier, dann konnte er sich vielleicht etwas aufruhen, sich einreden, dass das hier der schlechte Traum sein würde.
 

Aber wie er es dann überstehen sollte, wenn er wieder zurück musste, das war Harry ein Rätsel. Er kam sich so allein und verlassen vor, wie er es getan hatte, als er gedacht hatte Vollweise ohne Verwandten zu sein. Und wieder einmal beneidete er Draco um dessen Vater, der erst mal ruhig nachforschte, was los war und dann das Richtige tat, scheinbar immer.
 

Und da war noch was, etwas, das mehr als peinlich war... er wollte Lucius nicht als Vater, nicht wirklich, eher... Merlin, war er krank! Der Mann könnte vom Alter her sein Dad sein, aber... er wollte ihn! So, wie Severus ihn hatte... Aber das war noch so eine Unmöglichkeit. Er hatte die Beiden gesehen, zufällig, als er zu Lucius hatte gehen wollen, um mit Diesem zu reden. Sie hatten sich geküsst, vor dem Büro des Direktors.
 

Als er das Draco erzählt hatte, hatte der gelacht und ihm im Vertrauen gesagt, dass die Beiden schon lang zusammen waren, dass Lucius froh gewesen war, einen Grund zu finden, sich von Narcissa scheiden zu lassen, um offen, oder was immer er unter offen verstand, mit Severus zusammen sein zu können.
 

Vielleicht war das auch ein Grund, warum er nichts gesagt hatte, warum er eigentlich gekommen war. Er wollte Abstand von den beiden Männern, die der Mittelpunkt seiner heißesten Phantasien waren. Denn eigentlich... hatte Lucius ihm ja gesagt, er könne jederzeit kommen... Er brachte es nur nicht über sich, den Mann anzusehen, ohne an das zu denken, was er nie würde haben können.
 

Liebe...
 

Langsam sollte er wirklich aufgeben. Er wusste, Ginny wollte immer noch was von ihm, vielleicht auch eher schon wieder oder nun erst recht, so genau ließ sich das nicht sagen, aber sie wollte ihn. So, wie die Hälfte der Mädchen dieser Schule, auch die, die älter waren. Doch sie Alle... waren ihm eher unheimlich, als irgendwas Anderes. Vielleicht vor Allem, weil er nun Umbridge kennen gelernt hatte. Merlin, sein Leben war einfach nur scheiße...
 


 


 


 

„Harry?“, fragte Draco ruhig. Weihnachten war vorbei und sie saßen im Zug zurück nach Hogwarts. Der Blonde machte sich inzwischen wirklich Sorgen. Sein neuer Freund sah aus, wie ein Handtuch, schneeweiß und mit Ringen unter den Augen, als habe er selbst in den Ferien kein Auge zugetan. Er hatte sogar schon mit seinem Vater darüber geredet, der versprochen hatte, sich um Harry zu kümmern, sobald er wieder etwas Zeit haben würde. Aber Draco hatte so das Gefühl, dass es dann zu spät sein könnte, Harry schien vollkommen am Ende zu sein. Hatte sein Vater das denn nicht gesehen? Sein eigener Dad wurde schon hysterisch und packte ihn mit Wärmflaschen ins Bett, in dem Moment, wo er einmal zu oft niesen musste!
 

Harry lächelte nur schief: „Was denn?“, fragte er. Weihnachten... er hatte es sich anders erhofft und erwünscht, als es gewesen war. Oh, es war schön gewesen, mit Sirius und Remus und seinen Großeltern. Aber sein Dad war ziemlich früh gegangen, gerade so, dass er Harry noch sein Geschenk hatte geben können, weil er eine Verabredung gehabt hatte. Er hatte nicht mit Dad reden können, über die Lehrerin und er traute sich nicht, seiner Großmutter die Wunde zu zeigen, die einfach nicht heilen wollte.
 

Mehr als einmal war Harry versucht gewesen, nach Malfoy Manor zu reisen, zu Lucius und Severus, wo er sich sicher gefühlt hatte, in den Sommerferien, aber jedes Mal hatte er dann gedacht, dass sicher auch die Beiden über ihn lachen würden. Und außerdem... wie lange konnte es schon dauern, bis die beiden merken würde, dass ein unreifer Teenager sich in sie, zwei erwachsene Männer, verliebt hatte?
 

„Was ist los? Du siehst schrecklich aus!“
 

Harry lächelte schief: „Ich... hab die Nacht nicht gut geschlafen...“ Keine direkte Lüge. Nur war es eben nicht die erste Nacht, die er schlecht oder eben inzwischen gar nicht mehr geschlafen hatte. Er war am Ende, er wusste es. Aber er hatte vorgesorgt. Er hatte Muggel Makeup gekauft, um seine Augenringe zu verstecken. Und seine Großmutter ein paar Flaschen Traumlostrank gemopst. Nicht viele, so dass es nicht auffallen würde, aber genug, um etwas zu haben, wenn es wirklich schlimm werden würde. „Wie... war dein Weihnachten?“
 

Und prompt ließ Draco sich ablenken, erzählte stolz von seinen Geschenken und der Feier mit seinem Vater und Patenonkel. Fast die gesamte restliche Fahrt über.
 

Ja, Draco hatte das Weihnachten gehabt, was Harry gern gehabt hätte, stellte Harry fest. Sein Dad und Snape hatten ihm geschenkt, was er sich gewünscht hatte. Sie waren Weihnachten zu Haus geblieben und hatten es als Familie verbracht. Alle zusammen. Vor einem Kamin, einem Weihnachtsbaum und mit verpackten Paketen.
 

Nicht wie die Potters. Na ja, eigentlich war es nur Dad gewesen, der gegangen war, aber das hatte Harry weh getan, richtig weh getan, da der Andere auch sonst in diesen Ferien kaum da gewesen war. Er hatte sich nicht frei genommen, wie die meisten anderen Eltern, die ihre Kinder ja nur noch in den Ferien sehen konnten, er war arbeiten gegangen. Sirius war aber wenigstens Weihnachten geblieben, statt dann auch noch zu einem Date mit Irgendwem zu gehen! Und dann noch die Enttäuschung über das Geschenk seines Vaters – das hatte einfach nur weh getan. Mehrfach hatte er gesagt, dass er sich nichts wünschte, als Weihnachten mit allen, bekommen hatte er ein ‚Schnupperpraktikum’ bei den Auroren. Er wollte das nicht! Er konnte da nicht hin, egal, wie begehrt diese Plätze auch sein mochten! Er wollte nicht noch mehr kämpfen und trainieren! Wie früher... warum hörte sein Dad nur nie zu..? Warum konnte sein Vater nicht erwachsen sein...?
 

Als sie ankamen, redete Draco immer noch, so, dass Harry seinen Mund nicht öffnen musste, er schaffte es sogar irgendwie, in den Schlafsaal zu kommen, ohne bemerkt zu werden, wo er sich in sein Bett verkroch. Essen würde er ohnehin nicht herunter bekommen. Stattdessen opferte er einen der wenigen erbeuteten Traumlostränke, schluckte ihn, schnappte sich Remus’ Weihnachtsgeschenk, einen kleinen Wolfsteddy und verkroch sich unter der Decke...
 


 


 


 

Nanette kochte vor Wut, oh, ihr gediegener Sohn wusste schon, warum er ihr im Moment aus dem Weg ging! Wenn sie den zwischen die Finger bekommen würde! Sie konnte es immer noch nicht fassen! Wie hatte James das tun können? Was DACHTE sich der Junge nur dabei?! An Weihnachten verschwinden, um mit Irgendwem eine heiße Nacht zu verbringen, statt in der wichtigsten Nacht des Jahres bei seiner Familie zu sein, bei seinem Sohn, der sich nichts mehr gewünscht hatte, als Weihnachten mit der Familie!
 

Verdammt noch mal, nicht mal Sirius hatte das getan! Der war da gewesen! Und Remus! Sie waren Alle da gewesen, nur James nicht! Der hatte seinem Kind dessen Geschenk in die Hand gedrückt, war gegrinst und wieder gegangen! Das Geschenk, dass Harry seinem Vater besorgt hatte, stand immer noch ungeöffnet auf dessen Bett.
 

Außerdem ahnte, nein, eigentlich wusste Nanette es, dass der Dummkopf noch nicht mal die Briefe seines Kindes richtig las. Sie hatte Einige davon gefunden. Hätte James sie gelesen, wäre er alarmiert gewesen und auf dem Weg in die Schule, um zu sehen, was da abging! Das, was sie und selbst Sebastian zwischen den Zeilen hatten herauslesen können, war alles Andere, als schön. Es war ein Hilferuf! Etwas stimmte ganz und gar nicht! Ein Lehrer hatte den Jungen vom Quiddich suspendiert, ein Grund war im Brief nicht zu finden gewesen. James hatte gemeint, dass Harry sich wohl bei einem Streich hatte erwischen lassen! Dieser Dummkopf!
 

Harry war nicht wie James, Harry spielte keine Streiche! Da war was Anderes und es hörte sich für sie eher so an, als habe man ihrem Enkel aus einem nicht erfindlichen Grund sein einziges Hobby genommen, um ihn zu verletzen! Vielleicht, weil Harry darauf beharrte, dass Voldemort noch immer eine Gefahr war. Die Zeitung hatte ihn durch die Blume einen Lügner genannt, es offen zu tun hatte sie sich nicht getraut, wohl wissend, dass Sebastian die Leute sonst um den Verstand gehext hätte. Aber das allein hatte Harry sicher schon weh getan. Der Junge hatte so viel für die Leute mitgemacht, die von ihm erwarteten, ein Held zu sein und das hier schien der Dank! Toll! Wirklich!
 

„Nanette,“ sprach Sebastian ruhig, der seine Frau beobachtete, die die Tür nicht aus den Augen ließ. „Es ist Mittag, er wird noch mindestens sechs bis sieben Stunden arbeiten, bevor er überhaupt heim kommt.“
 

Auch er war sauer auf das, was sein Sohn abgezogen hatte und langsam befürchtete er, dass an den Worten seiner Frau, darüber, dass mit ihrem Enkel etwas nicht stimmte, doch etwas Wahres dran sein konnte und das machte ihm Sorgen, große Sorgen. Er zog es in Betracht, selbst in die Schule zu kommen, um mal nach dem Rechten zu sehen. Er hatte James schon öfter gebeten, das als Vater doch bitte mal zu tun, aber der hatte sich bis heute nicht aufgerafft. Merlin, er hatte seinen Sohn noch nicht mal an einem der Hogsmeade Wochenenden besucht, wie er es ja eigentlich versprochen hatte und die Ausreden es nicht zu tun, wurden immer abstruser!
 

Vor den Ferien hatte Remus den Jungen überraschen wollen, doch Harry war noch nicht mal ins Dorf gekommen, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht, weil er aufgegeben hatte, dass ihn irgendwer besuchen wollte. Und auch Sirius, der die Woche vorher da gewesen war, war enttäuscht worden.
 

„Ich werde ihm die Löffel so was von lang ziehen!“
 

„Und welchen Sinn sollte das haben?“, fragte Sebastian ruhig. „Er ist offensichtlich nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen, solang er sie nicht mindestens genauso schnell wieder abgeben kann. Er ist nicht bereit für ein Kind, dass seine Zuwendung tatsächlich braucht, wir Beide müssen das übernehmen und sobald ich mal nicht im Wizgamont mit Arbeit zugedeckt werde, werde ich nach Hogwarts gehen und endlich mal rausfinden, was zum Henker da abläuft...“
 

Nanette nickte. Sie war enttäuscht von ihrem Sohn. Harry vertraute ihm, aber eben noch nicht ihnen und dann enttäuschte er sein Kind derart! Sie hatte gedacht, ihn besser erzogen zu haben. Es war wohl doch ein Fehler gewesen, James derart zu verwöhnen, nur weil er ihr einziges Kind geblieben war. „Armer Junge...“
 

„Sehen wir zu, dass wir raus finden, was los ist. Ach ja, was ich noch sagen wollte – es fehlen mehrere Traumlostränke. Ich habe heut die Notfallschränke alle durchgesehen. Es fehlen mindestens acht Stück.“
 

„Wie?“, fragte Nanette verwirrt. „Ich habe alle Schränke erst vor ein paar Tagen aufgefüllt!“
 

Sebastian runzelte die Stirn. „Sie fehlen, warum sollte ich es sonst erwähnen? Hat James sie genommen? Oder Sirius? Der hat doch immer mal wieder Alpträume von Askaban...“
 

„Sirius reagiert allergisch auf einen Bestandteil der Tränke, er kann die gar nicht nehmen!“, konterte Nanette. „Und James hat keine Alpträume!“
 

„Aber...“
 

„Harry,“ gab Nanette traurig zurück. „Und er hat sich nicht getraut, es einem von uns zu sagen... warum auch immer...du solltest zusehen, dass du schnell nach Hogwarts gehst, um Klarheit zu bekommen.“
 

Sebastian seufzte leise. Ja, sie mussten rausfinden, was mit dem Jungen los war und er hatte wieder mal eines gelernt... seine Frau hatte, wie immer, wenn es um die Familie ging, Recht behalten und er sollte einfach aufhören, das zu ignorieren.
 


 


 


 


 

Albus rieb sich seine Finger, hielt sie in Richtung des Feuers. Er war immer noch unendlich sauer. Es war ein eisig kalter Winter, es war Januar und noch nicht viel wärmer geworden! Na gut, einige seiner letzten Getreuen hatten ihn mit ausreichend Holz und mit einigen Luxusartikeln ausgestattet, aber weder war es ihm genug, noch war es seiner würdig, sich selbst um so was wie ein Feuer kümmern zu müssen!
 

Aber nein, diese Idioten bekamen nichts zuwege! Weder war Black tot, noch einer der Potters! Als wäre das so schwer! Einen Auror umzubringen! Merlin, diese Idioten stellten sich an! Die schafften es nicht mal, Fährten hierher zu legen, so, dass er sie hätte umbringen können!
 

Es gab momentan eine einzige Person, die ihm Positives zu berichten hatte – Umbridge. Eine Frau, eine hässliche noch dazu, aber nützlich, sie war für die Schule engagiert worden, noch von ihm, man hatte sie behalten und sie hatte versprochen, den Potterbengel zu Tode zu foltern, bisher auch mit großen Erfolgen. Ja, das war es wert gewesen, der Frau eine der Blutfedern zu geben, die sich in seinem Besitz befunden hatten. Die Anderen waren ihm ja dann vom Ministerium und Gringotts weggenommen worden!
 

Dabei hatte er sich selbst auf dieses Schuljahr gefreut, zuzusehen, wie Potter blutete, während er seine Strafaufgaben schreiben musste, wie er schwächer und schwächer werden würde, bevor er kurz vor dem Sterben liegen würde! Aber nicht mal diese kleine Freude ließ man einem alten Mann, der so viel für die Gesellschaft getan hatte, wie er! Nein, man erklärte ihn zu einem kranken Spinner! Diese Arschlöcher! Die hatten den Tod so was von verdient! Aber das würde alles noch kommen und zumindest hatte Umbridge ihre eigenen Erinnerungen kopiert und ihm zur Verfügung gestellt.
 

Oh, er liebte es, sie immer wieder anzusehen. Dieser gejagte Blick in Potters hässlichem Gesicht, das Leiden, die Schmerzen, ja, das war es, was der Bengel verdient hatte, das und nichts Anderes, es war eine Freude, das zu sehen! Und dann erst seinen Tod!
 

Und nach dem Sohn würde er sich den Vater vornehmen! Er würde eine Möglichkeit finden, den Mann zu bestrafen, der all seine Pläne zunichte gemacht hatte! So lang hatte er an einer Möglichkeit gearbeitet, eine gute Ausrede zu finden, seinen ‚Voldemort’ ins Spiel zu bekommen, um Macht anreichern zu können, so lang hatte er experimentiert, um ein Szenario in Potters Kopf zu pflanzen, mit dem dummen Turnier aus dem letzten Jahr, nur damit James Potter, der sich selbst hätte schon längst auf einer Klippe hätte entsorgen sollen, zurückkam und alles zunichte machte!
 

Aber he, er war so nah an einer ersten Lösung, dass ihn das noch nicht mal mehr so sehr aufregte. Er streckte seine Finger, die wieder angenehm zu kribbeln begannen und nahm seine Tasse. Nicht sein schönes, kostbares Porzellan, nur eine hässliche, klumpige Tasse, aber der Inhalt war exquisit...
 


 


 


 


 

Verzweifelt biss Harry sich auf die Zähne, er wusste, er konnte das Problem nicht länger auf sich beruhen lassen. Er starrte auf seine zitternde, linke Hand, die sich schrecklich heiß und schwer anfühlte. Die Sitzung heute war schlimm gewesen, schlimmer, als alle davor, seine Hand blutete und wollte einfach nicht aufhören, ihm war schlecht und schwindlig. Dabei hatte er nichts getan und nichts gesagt. Warum er das Nacharbeiten bekommen hatte, wusste er nicht, seine Hausaufgaben hatte er gemacht, sie konnte ihn nur einfach wirklich nicht ausstehen, das war die einzige Erklärung, die es dafür gab.
 

In dem Zustand konnte er nicht zurück in den Gryffindorturm, seine Beine zitterten, er wusste, bis dahin würde er es schlicht nicht schaffen, dazu war ihm zu elend und nicht zu vergessen, das Theater, das Hermine und Ron machen würden, von denen er sich, wie von Draco auch, immer mehr abgekapselt hatte, damit sie nicht merkten, wie es ihm wirklich ging und sich keine Sorgen machten.
 

Nach den Weihnachtsferien schien alles noch schlimmer geworden zu sein. Es war nun Ende März und gestern war ein Brief seines Vaters gekommen, dass er Ostern bitte in der Schule verbringen möge, da er nicht da sein würde, so wenig, wie seine Großeltern. Hier bleiben, wo Umbridge bleiben würde...
 

Er hatte den anderen Beiden gesagt, dass er heim fahren würde, nun, wo er eine Familie hatte, sie wussten nicht, dass er hier bleiben sollte, er brachte es nicht über sich, das zu sagen. Vielleicht... würde er tatsächlich nach London fahren und dann einfach wegrennen. Er ertrug es hier nicht mehr! Die Foltersitzungen mit der Frau, er verstand nicht, was er falsch machte! Es tat so weh...
 

Inzwischen brannte Harrys ganzer Arm und die Blutung war immer noch nicht gestoppt. In Hogsmeade war er seit Oktober nicht mehr gewesen, meist hatte er an den Wochenenden Strafarbeit und selbst wenn nicht, er wollte nicht raus, wohl wissend, dass sein Dad wieder nicht da sein würde.... Er mochte auf ein Mal einen Vater haben, aber der war nie für ihn da... warum? War er so abstoßend?
 

Mühsam richtete Harry sich wieder auf. Er wollte nicht auf die Krankenstation, obwohl er wusste, dass er da vermutlich hin gehörte. Aber neben der Tatsache, dass er Poppy sicher keine Fragen beantworten wollte, war da auch immer noch das Problem, dass er nicht glaubte, den Weg bis dahin zu schaffen. Vielleicht hätte er mehr essen sollen, die letzten Tage, aber er hatte einfach nichts mehr runter gebracht, jeder Gedanke an Essen hatte zu massivem Brechreiz geführt.
 

Ohne zu wissen, was er tat, stolperte Harry weiter, halb blind vor Schmerzen, fast wie nach dem dummen Turnier. Merlin, hatte er sich damals eine Familie gewünscht! Und wie hatte er sich gefreut, als sein Wunsch in Erfüllung gegangen war! Und nun... er hatte keine Familie bekommen, nur einen Vater, der sich offensichtlich einen anderen Sohn wünschte und der sauer war, weil er dieses Aurorenprogramm, dass für die Osterferien gedacht gewesen war, nicht anzutreten gedachte. Er hatte sein Geschenk an Ron weiter gegeben, der hatte sich wenigstens wirklich gefreut.
 

Als Harry das nächste Mal aufsah, musste er schlucken. Warum war er hierher gelaufen?! Wie war das besser, als die Krankenstation?! Er wollte sich umdrehen, doch es war zu spät. Nur zu deutlich fühlte er die Hand, die sich auf seine Schulter legte, die Finger, die zudrückten, nur leicht, aber es schien zu brennen, weh zu tun. Er wollte weg, nur weg, es war ohnehin nach der Nachtruhe. Doch der Griff verhärtete sich als habe diese Person seine Gedanken gelesen, er würde umgedreht und entschieden, ohne ein einziges Wort durch eine auf ein mal vor seiner Nase erscheinende Tür geschubst.
 

Severus hatte ein seltsames Gefühl gehabt, nun gut, das hatte er schon seit einer Weile. Er fragte sich ohnehin, warum Harry Lucius und ihm seit kurz nach den Sommerferien aus dem Weg ging, wie der Pest oder den Blattern. Erst war er wirklich beleidigt gewesen, dann hatte er es darauf zurückgeführt, wessen Blage Potter war, dann aber waren die Sorgen gekommen. Denn auch, wenn er sich lieber selbst die Zunge abbeißen, als es zugeben würde, er hatte Harry wirklich lieb gewonnen, nachdem er gesehen hatte, was für einen angenehmen Charakter der frühzeitig geistig gereifte Junge zu haben schien.
 

Außerdem – peinlich, wie es ihm war, er hatte eine Schwäche für Harry entwickelt. Er hatte es auch Lucius gesagt, mit dem Gedanken, dass das sicher das Ende ihrer Beziehung sein würde, doch er hatte den Anderen noch nie belogen. Allerdings war er wirklich überrascht gewesen, nicht der Einzige zu sein, dem es so ging...
 

Und gerade eben war der Drang, auf den Flur zu sehen, übermächtig geworden. Er hatte einen regelrechten Schock bekommen, als er Potter auch noch gesehen hatte, zitternd, in der Dunkelheit bleich leuchtend wie einer der Geister, in Tränen aufgelöst und nach Blut riechend, nach der üblichen Bettzeit. Er sagte kein Wort, öffnete seine Tür ganz, packte den Jungen, der ernstlich zu versuchen schien, wegzurennen, und zog ihn in seine Quartiere. „Harry,“ sprach er leise, hob das tränenüberströmte Gesicht an, als sie in seinem Wohnzimmer standen. Er hatte überlegt, laut zu werden, doch er verzichtete, als er den Zustand sah, indem der Teenager sich befand. „Was ist los?“
 

Harry starrte den Anderen an, für seine Umgebung hatte er keine Augen, obwohl es ihn immer interessiert hatte, wie die Lehrer, vor Allem aber Snape, wohl wohnten, er schaffte es nicht mal, seinen Mund zu öffnen, er biss sich nur heftiger auf die Lippen, streckte aber die Hand aus, die fröhlich vor sich hin blutete.
 

Severus nahm die Hand, die ihm entgegengestreckt wurde. Sie war heiß, glühend heiß, das war das Erste, was er bemerkte. Und voller Blut. Er holte ein Tuch und ein Antiseptikum, um einen besseren Blick auf die Wunde zu bekommen, doch das Blut wollte einfach nicht aufhören, zu fließen. Rasch drängte er Harry auf sein Sofa, damit der Junge, der ohnehin bleich wie der Mond war, nicht auch noch beim umkippen auf dem Boden aufschlagen würde, dann begann er, Tränke zusammen zu suchen.
 

Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er das Blut zum Stillstand gebracht hatte, doch was er nun sah, entsetzte ihn. Eine Narbe, eine Blutfedernarbe, entzündet, tief entzündet und fast bis auf den Knochen. Entziffern konnte er es nicht, es war zu vereitert und offensichtlich war da eine Vergiftung drin. „Wer war das?“, fragte er ruhig, ging vor Harry in die Hocke, sah den Jungen an. „Wer hat das getan, Harry?“ Eine Blutfeder! Das war ein dunkles Artefakt und verboten! Vor allem aber war es verboten, das auf Schüler anzuwenden!
 

Erneut schüttelte Harry nur den Kopf. Er durfte es nicht sagen, er wusste, dann würde etwas passieren, sie hatte ihm gedroht, immer wieder, dass das hier noch harmlos war im Gegensatz zu dem, was sie noch zu tun in der Lage war!
 

Severus blickte lang in die verzweifelten Augen. „Harry, ich muss es wissen, um diese Person anzuzeigen. Das, was sie getan hat, ist verboten! Du hättest es beim ersten Mal sagen müssen! Bitte!“
 

Doch Harry konnte nicht, er rollte sich, so gut es ging, in sich selbst zusammen, zitterte nun unkontrolliert vor sich hin.
 

Kurz wurden Severus’ Augen dunkler, als sie es ohnehin waren, er zwang sich, tief durchzuatmen, wollte Harrys Hand loslassen, aber sofort verhärtete sich der Griff des verstörten Teenagers. „Ich bin gleich wieder da,“ versprach er leise, machte sich trotzdem los. „Und du bleibst genau hier sitzen, ist das klar?!“
 

Harry nickte schwach, zog seine verletzte Hand wieder an seinen Körper, versuchte, sich noch kleiner zu machen und presste seine Augen fest zusammen. Merlin, was würde nun schon wieder passieren? Er hatte panische Angst, vor Allem, dass der Andere Dad bescheid sagen könnte. Der wäre sicher sauer...
 

„Lucius Malfoy!“, knurrte Severus, in einem Nebenzimmer, in den Kamin, erleichtert, als der Andere schnell an sein Feuer trat.
 

„Severus?“
 

„Lucius, beweg deinen Hintern sofort hierher!“
 

„Was ist los?“, fragte der Langhaarige ein wenig irritiert. Immerhin war er erst vor einer halben Stunde hoch gegangen.
 

„Komm! Ich habe Po... Harry hier sitzen!“
 

„Was ist los?“, fragte Lucius, nun doch alarmiert.
 

„Komm!“
 

Das ließ Lucius sich nicht zwei Mal sagen, er verschwand aus dem Feuer, dass Sekunden später grün aufloderte, bevor er in Severus’ Schlafzimmer trat, das Bett war noch so zerwühlt, wie sie es verlassen hatten. „Was ist mit Harry?!“ Er war unendlich erleichtert gewesen, als Severus ihm kurz nach Weihnachten erzählt hatte, dass auch er unprobate Gefühle für den Jungen mit den grünen Augen entwickelt hatte...
 

Severus schüttelte den Kopf, führte Lucius zum Sofa, wo Harry immer noch saß und sich hin und her wiegte. Aus seinem Mundwinkel rann Blut, vermutlich hatte er sich die Lippe aufgebissen. Er kniete wieder vor Harry, strich diesem leicht über die angezogenen Knie, bevor er wieder die kaputte Hand nahm, sie Lucius zeigte. „Irgendein Irrer hat eine Blutfeder an ihm genutzt und nach der Wunde zu urteilen, seit etwa Anfang des Schuljahres,“ erklärte er, weit ruhiger, als er sich fühlte.
 

„Was?!“
 

Harry schrak zusammen, als die laute Stimme in seinem Kopf wiederhallte, er wimmerte etwas, versuchte, sich noch kleiner zu machen und seine Hand dem Griff zu entziehen, aber er hatte keine Chance.
 

„Lucius, beruhige dich,“ knurrte Severus, strich Harry leicht durch die Haare. „Er ist so schon am Ende, er hat eben auch noch versucht, wegzulaufen! Er ist durch Zufall hier gelandet! Egal, wer es war, er hat Harry höllische Angst gemacht!“
 

Lucius setzte sich neben seinen Patensohn, zog diesen an sich, hielt ihn, während der erst mal starr wurde, dann in sich zusammen sackte und noch heftiger zu weinen begann, auch, wenn er dabei keinen Ton von sich gab. „Harry, du bist hier sicher,“ versprach Lucius leise. „Du bist nicht allein, Sev und ich passen auf dich auf, niemand kann dir bei uns was tun, aber du musst mir sagen, wer das war. Ich verspreche dir, diese Person wird nie wieder das Tageslicht erblicken, wenn ich mit ihr fertig bin...“
 

Harry versuchte es, er versuchte es wirklich, aber er konnte nicht, konnte es nicht sagen! Sie.. hatte gedroht, was dann mit seiner Familie geschehen würde, dass sie wissen würde, wenn er ihren Namen verunglimpfen würde, also schüttelte er nur wieder den Kopf. Er konnte nicht. Sein Dad mochte nicht nett zu ihm gewesen sein, aber... das war sicher keine Absicht gewesen. Man verriet seine Familie nicht!
 

Mit leiser Verzweiflung sah Lucius zu Severus, er wusste nicht, was er tun sollte, er wollte Harry helfen, wirklich, er drückte den Jungen enger an sich, aber er wusste nicht, wie! Wer in der Schule tat so etwas bitteschön?! Wer nutzte ein so dunkles Artefakt an einem Schüler?!
 

Severus rieb sich seine Stirn, er spürte, wie sein Magen sich wieder meldete, ging vor Harry in die Knie und hob dessen Kinn an. „Wehr dich nicht,“ bat er leise, bevor er in dessen Kopf eindrang. Er spürte Widerstand, doch der löste sich unter seinen leichten Berührungen auf. Und er fand, was er suchte. Seit Beginn diesen Jahres, die neue Lehrerin für Verteidigung, das, was sie getan hatte – und James’ Verhalten. Was genau ihn im Moment mehr in Rage versetzte, wusste er nicht. Vorsichtig, ganz vorsichtig zog er sich zurück, sah den Grünäugigen an, strich über dessen heiße Wange. „Sie kann weder dir noch deiner Familie etwas tun,“ erklärte er hart. „Diese dumme, dreckige Schlampe will dir nur weh tun, weil es ihr Spaß macht! Und sie wird es nie wieder tun! Lucius, bleib bei ihm, ich muss Jemanden verprügeln und raus finden, ob sie noch was benutzt hat, um die Wunden zu verschlimmern!“ Damit rauschte er ab, voller Hass und Wut. Oh, er hatte gewusst, warum er dieses Froschgesicht nicht mochte!
 

Lucius drückte Harry nur an sich, während der immer weiter weinte, der Junge klammerte sich sogar nach einer Weile an ihn, schien sich gar nicht mehr beruhigen zu können und etwas sagte ihm, dass es dabei nicht nur um die Narbe der Blutfeder ging, sondern um viel, viel mehr. Auch Severus’ Gesicht hatte so etwas in der Art schließen lassen.
 

Sanft wiegte er Harry hin und her, bis er merkte, wie der Jugendliche schwer gegen ihn sackte, das Weinen aufhörte. Der Junge war in seinen Armen eingeschlafen. Nun erst konnte Lucius ihn genauer studieren. Die verschwollene, aufgequollene Hand, das eingefallene Gesicht, die dürren, regelrecht knochigen Finger der anderen Hand. Vorsichtig nahm er diese in seine. Als habe Harry seit Wochen nicht mehr richtig gegessen. Und dann waren da diese Augenringe, als habe er obendrein nicht mehr geschlafen. „Was hast du nur mit dir selbst gemacht?“, fragte er leise. „Und warum bist du nicht eher gekommen?“
 

Merlin, zu Beginn war er ja selbst froh gewesen, dass Harry Severus und ihn gemieden zu haben schien, so laut hatte sein schlechtes Gewissen geschrien, als er festgestellt hatte, dass er in Harry weit mehr sah, als er es vermutlich tun sollte, vor allem, wenn man bedachte, dass der Junge verdammt noch mal mehrere Wochen jünger war, als sein eigener Sohn! Aber dann hatte er sich gefragt, ob wirklich Alles in Ordnung war. Seit... ja, seit Weihnachten, als Draco ihn darauf angesprochen hatte, dass etwas nicht zu stimmen schien. Er hatte mit Harry reden wollen, aber immer wieder einen Grund gefunden, es vor sich her zu schieben. Aus Angst, sich selbst nicht im Griff zu haben...
 

Lucius wollte den Jungen auf das Sofa legen, aber kaum wollte er diesen bewegen, begann er, zu wimmern, drückte sich enger an ihn und die gesunde Hand verkrallte sich in sein Hemd. „Dann bleib auf meinem Schoß,“ murmelte er leise, strich durch die verschwitzten Haare. Hoffentlich fand Severus schnell raus, was hier los war, wobei er sich sicher nicht sonderlich freute, die Ergebnisse James mitteilen zu dürfen.
 

Immerhin liebte James seinen Sohn. Auch, wenn der Jüngere bei ihrem letzten Treffen aus irgendeinem Grund nicht gut auf seinen Jungen zu sprechen gewesen war, wegen eines Weihnachtsgeschenks, dass, trotz aller Mühe nicht angenommen worden war. Er wusste nicht, worum es ging, tendierte aber dazu, dass der Beste seinem Sohn einfach nicht richtig zugehört hatte. Das war schon in der Schulzeit eines von James’ Problemen gewesen, warum der auch nicht mit Severus ausgekommen war.
 

Lucius seufzte leise, strich weiter über Harrys Rücken. Ja, er steckte gerade mal wieder in einer ganz, ganz tollen Situation. Und der Ärger, den er von seinem eigenen Sohn noch bekommen würde, weil der ihm ja früh bescheid gesagt hatte und er drei Monate lang nichts getan hatte. Sogar Harrys Weihnachtsgeschenk stand noch ungeöffnet oben in seinem Büro unter dem Bett....



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Bessere_Haelfte
2010-03-07T12:33:10+00:00 07.03.2010 13:33
harry tut mir voll leid.
er war echt besser dran ,als er dachte james wäre tot. denn er ist echt ein schlechter vater.

nur sev und luc kümmern sich im moment um ihN!

und die einzigen die sich sorgen sind seine großeltern und siri und remus.
Von:  ai-lila
2010-02-22T18:58:57+00:00 22.02.2010 19:58
Hi~~

Harry tut mir so leid.
Solange er an den Tod seines Vaters glaubte, so konnte er sich diesen Mann als besten Vater des Jahres vorstellen.
Aber diese Traum ist ausgeträumt.
Es ist schon etwas wahres dran... Kinder sollten keine Kinder in die Welt setzen.
Und James ist bei allem was mir heilig ist, noch laaange nicht Erwachsen.

Tja~ und was Luc und Sev mit Harry vorhaben, müssen sie erst mal selbst überdenken.
Denn der Junge wäre in diesem Zustand mit auch nur einem Liebsten total überfordert.
Seine Großeltern werden sowieso noch im achteck springen, sobald die von Harrys zustand hören.

Das war ein klasse Kapi. ^_______^b
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  Lapislazuli86
2010-02-20T22:45:46+00:00 20.02.2010 23:45
boah james diese ..., ich war ja im ersten kapitel noch froh das harry noch familie hat das james noch lebt und wie sich james einsetzt als er seinen sohn sieht, aber jetzt.. mal ehrlich: hat der typ noch alle tassen im schrank dieses verantwortungslose subjekt. der arme harry. ich hoffe das james bald mal zur besinnung kommt und das ihm seine mutter die hammelbeine gewaltig langzieht.
ähm übrigens schönes kapitel^^"

mfg lapislazuli
Von:  kaya17
2010-02-20T21:35:35+00:00 20.02.2010 22:35
Tolles Kapitel. Mir tut der arme Harry voll Leid ich hoffe Serverus und Lucius nehmen sich harrys an. Und james kriegt hoffentlich mal voll eine übergebraten
Von:  Omama63
2010-02-20T18:46:39+00:00 20.02.2010 19:46
Super Kapitel.
Wird James nie erwachsen. Er denkt überhaupt nicht an Harry.
Wenigstens ist er jetzt in den richtigen Händen.
Super geschrieben. Ich find es supi, dass du ab jetzt auch Mittwoch hochlädst und danke für die ENS.
Von:  aYaKaShI
2010-02-20T15:25:03+00:00 20.02.2010 16:25
oh maaaaaan
ich würde ja james so den kopf waschen
lily müsste ihm das zuhören meiner meinung nach ja schon beigebracht haben
dafür find ich es aber super dass di versuchst öfter zu posten^^

lg aya
Von:  mathi
2010-02-20T14:49:03+00:00 20.02.2010 15:49
das kapitel war klasse
wieso james einfach nich merken will wie es seinem sohn geht *kopfschüttel*
und dann is er auch noch eingeschnappt weil harry das schnupperpraktikum nich will -.-
er sollte erst mal sehen wie es seinem sohn geht bevor er an sowas denkt :S
das severus uns lucius ebenfalls gefühle für harry haben so wie harry für sie find ich klasse
ich hoffe das es harry bald wieder besser gehen wird und dumbledore das handwerk gelegt wird!
bis denn
mathi
Von:  sann
2010-02-20T14:31:30+00:00 20.02.2010 15:31
tolles kapi
armer harry
wenn ich james in die finger bekomme bring ich ihn um
schreib schnell weiter
Von:  Mikan000
2010-02-20T14:12:00+00:00 20.02.2010 15:12
Verdammt noch mal!!!! Sind alle Blind, Bekloppt, Bedeppert.... ich könnte fluchen bis zum geht nicht mehr.
Wie immer Super geschrieben. ^^
Es ärgert mich nur, was für welche Idioten es sind . Am liebsten..... raaah. Das ist zum Ausflippen.
Ich hoffe sehr, dass die meisten einen auf dem Kopf kriegen (besser schlimmeres). Zum Haare raufen. >_<
Freue mich schon auf das nächste Kapitel. ^^
Nochmals danke für die Ens. ^^
lg mikan ^^
Von:  Caratinu
2010-02-20T13:55:44+00:00 20.02.2010 14:55
Man James scheint gar nichts zu verstehen..
Vllt. sollten wirklich Sev und Lucius die Vormundschaft übernehmen, auch wenn sie Gefühle für Harry haben
LG
Cara


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