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Meine andere Hälfte

B-Day present für nee-chan ♥
von

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One Shot

Meine andere Hälfte

Für nee-chan


 

„Ich habe aber keine Lust mein Zimmer zu teilen! Vor allem nicht mit jemandem, den ich nicht kenne!“, fauchte Elijah seinen Vater an. Dieser jedoch hatte –wie so oft- bereits auf Durchzug geschaltet und las seine Morgenzeitung. Um das Gespräch endgültig zu beenden zündete er sich eine Zigarette an.

„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mir das gefallen lasse?! Und wieso kommt der überhaupt vorbei? Ich will nichts mit denen zu tun haben!“, keifte er weiter, aber sein Vater reagierte nicht.

„Und warum rückst du erst jetzt damit raus? Ich fühl mich total verarscht! Kannst du auch an andere denken?!“

Sein Vater reagierte nicht. Er zuckte nicht mal mit der Wimper, las nur gemütlich die neusten Nachrichten und paffte seine Marlboro. Der 17-jährige Schüler hatte die Schnauze voll. Er biss die Zähne zusammen und stampfte in sein mit Postern tapeziertes Zimmer, schmiss extra Laut die Tür zu und beobachtete, wie die Bilder an seiner Wand zitterten. Das war ja wieder mal eine Nummer! Wie konnte er ihm das nur antun?! Er wusste doch genau, dass er es nicht so mit Familie hatte. Er schmiss sich auf sein Bett und bereute irgendwie, ein extra großes zu haben, das er wahrscheinlich bald in zwei Teile schneiden musste. So eine verdammte Scheiße. Er schrie einmal ausgelassen ins Kissen und verbiss sich darin, um nicht in seiner Wut noch irgendwelche Möbelstücke zu zerschmettern.

Cousin dritten Grades… was sollte der Mist? Er hatte noch nie von diesem Cousin gehört und wollte es auch nicht. Er kam mit seiner kleinen Familie und seinen geschiedenen Eltern ganz gut klar, da musste ihm nicht ein achso-toller Eliteschüler dazwischenfunken und sich womöglich bei seinem Vater einschleimen, um alles mögliche bezahlt zu bekommen. Es war nicht immer von Vorteil, wenn der eigene Vater Kopf einer erfolgreichen Werbeagentur war. Elijah hasste es, wenn irgendwelche Leute zu Kreuze gekrochen kamen und förmlich darum bettelten, seinem Vater in den Arsch kriechen zu dürfen.

Er ließ das Kissen los, setzte sich auf und betrachtete sein Werk. Er hätte beinahe ein Loch hinein gebissen. Seine Wut wandelte sich in Unlust und Widerwillen um. Er hatte absolut keine Lust, einen fremden Jungen in seinem Bett schlafen zu lassen, so weit kam es noch! Er schnaufte unzufrieden und setzte sich an den Computer, um seine Mails zu checken. Natürlich hatte er keine, er hatte ja auch gekonnt alle seine Freunde vergrault und weggeekelt. Er war ein schlechter Freund und das wusste er. Aber er sah es auch nicht für nötig, sich zu ändern. Und jetzt, wo seine Geduld auf die Probe gestellt zu werden schien, sah er erst recht keine Veranlassung dazu.
 

Zwei Tage später war es dann soweit –leider. Elijah war dank der wunderbaren Nachricht so schlecht drauf wie schon lange nicht mehr. Er fauchte alles und jeden an, der auch nur einen Funken Nettigkeit walten ließ und verspielte sich damit jegliche Chance auf eventuelle Freunde. Aber das alles ging ihm mehr als am Arsch vorbei. Er drehte die Musik seines Mp3-Players voll auf und dröhnte damit jeden im Umkreis von 5 Metern zu, starrte kleine Kinder so lange an, bis sie Angst bekamen, schubste ein nerviges Kind in eine Pfütze, ignorierte das Geschimpfe der Mutter und marschierte im Laufschritt nach Hause.

Das war einer seiner ‚Ich hasse diesen Tag so lange, bis ich ihn vergessen habe’ –Tage. Es konnte ja alles nur noch besser werden, wenn der ‚Besuch’ kam. Er nannte es bewusst so, er wollte weder Namen noch Geschlecht nennen, war ihm viel zu persönlich.

Seine frisch blau-schwarz gefärbten Haare nach einer eiskalten Dusche föhnend stellte er sich vor, wie sich ein kleiner, pickeliger Streber mit fettigen Haaren in seinem Zimmer einnisten wollte, sodass er sich gut und gerne übers Klo gehängt und sich ergeben hätte.

Ob er sich in manche Dinge reinsteigern konnte…? Ja, und wie. Das war eine seiner Angeborenen Fähigkeiten. Und wenn er einmal drin war, dann kam er auch so schnell nicht wieder aus seinem Teufelskreis raus.

Mit einer Zentimeter hohen Gänsehaut ging er in sein Zimmer, zog sich um und stylte sich. Er wollte provozieren. Sollte sein komischer Cousin doch einen Herzinfarkt bekommen, wenn er ihm mit schwarzen Haaren, blauen Strähnen und einer ordentlich gestylten Frisur die Tür öffnete! Schelmisch grinsend bereitete er sich auf seinen Feldzug vor. Um dem Ganzen noch den letzten Schliff zu verpassen, zog er sich ein sehr knappes Oberteil an, dass viel von seiner Haut –und vor allem seinem Bauch- preis gab. Es saß wunderbar eng und betonte seine schlanke Figur. Stolz stellte er sich vor den Spiegel und nickte.
 


 

„Perfekt.“, lobte er sich selbst und bekam ein Funkeln in seinen dunkel geschminkten Augen. Es war ihm völlig egal, was für einen Eindruck er erweckte. Es kam bestimmt so was wie ‚Schwuchtel’ oder ‚Halloween’… aber genau das wollte Elijah ja.

Wieder etwas besser aufgelegt spazierte er nach unten. Sein Vater hatte sich eines seiner guten Hemden angezogen, die normalerweise nur rausgeholt wurden, wenn er ein wichtiges Meeting hatte oder wenn sich sonst eine Situation als ehrwürdig erwies. Er blinzelte verwirrt, als er seinen Sohn erblickte.

„Du hast doch nicht etwa vor, so die Tür aufzumachen, oder?“, fragte er völlig überflüssigerweise. Es lag doch auf der Hand. Elijah streckte ihm nur die Zunge raus und schmiss sich auf die Couch, um seinen Lieblingsmusiksender einzuschalten und bei jedem guten Lied voll aufzudrehen.
 

Währenddessen landete das Flugzeug. Der ‚Besuch’ war auf dem Weg und es dauerte nur knappe 10 Minuten Fahrt vom Flughafen bis zu Elijah nach Hause. Der Junge und seine Mutter stiegen aus dem Flugzeug aus und liefen sofort zu den Taxen, nachdem sie das Gepäck aufgelesen hatten. Das Ziel wurde genannt und dann ging es los. Der Countdown konnte gestartet werden. 10 Minuten bis zum kulturellen und psychischen Zusammenprall zweier Welten.

Während sein Vater versuchte, Elijah ein anderes Outfit an die Backe zu quatschen hörte dieser gespannt der Musik zu, tippte mit dem Fuß im Takt auf den Tisch und freute sich schon fast auf den kommenden Moment der Überraschung. Das Blut rauschte in seinen Adern. Sie konnten kommen, er war vorbereitet.

5 Minuten. Das Taxi raste auf Taximanier durch die Straßen und nahm jede hellrote Ampel mit, sodass sie im Endeffekt noch schneller waren, als gedacht. Nervös blickte Elijahs Vater auf die Uhr und lief wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Wieso er so nervös war, konnte sein Sohn beim besten Willen nicht sagen, aber es war ihm auch egal.

Nur wenig später klingelte es an der Tür. Elijah sprang auf wie von der Tarantel gebissen und rauschte an seinem Nervenbündel von Vater vorbei an die Haustür. Jetzt schön cool und gelassen, am besten gefühlskalt wirken. Einen auf unnahbaren Rotzlöffel machen –den er öfter mal raushängen ließ- und direkt Grenzen aufzeigen. Er legte die Hand an die Klinke. Er zählte bis drei, dachte sich in seine Rolle rein und zog mit einem leichten Grinsen auf den Lippen die Tür auf. Genau, sich auch noch schön an den Türrahmen lehnen und sein durchgekautes Kaugummi in dem Moment in einer Blase platzen lassen!

Leider kam es aber anders. Ihm blieb das Kaugummi in der Speiseröhre hängen, als er erblickte, wer da vor ihm stand. Ihm kamen die Tränen, weil er sich das Husten verkneifen wollte, um nicht ganz dumm dazustehen. Er schluckte das Kaugummi runter und holte Luft. Das konnte doch nicht wahr sein!
 

Vor ihm stand seine Mutter! Seine Mutter! Was wollte die denn hier? Mit ihren eleganten Absatzschuhen war sie genauso groß wie Elijah, ihre formvollendete Brille saß wie immer auf ihrem Nasenrücken und ließ ihre Augen genau über den Rand blicken. Ihre Lippen waren in einen Mantel von zartem Rot gehüllt und ihre Augen dezent, aber wirkungsvoll geschminkt. Ihr dunkles Haar war zu einem strammen Zopf zusammengebunden, sodass nur einige Strähnen in ihr Gesicht fielen. Sie blickte ihn aus strengen Augen an und taxierte ihn direkt mit einem Blick der einfach nicht definierbar war. Ihm blieb die Spucke weg. Gott… sie hatte sich gar nicht verändert! Ihr schwarzes Kostüm, das sie wahrscheinlich noch von der Arbeit anbehalten hatte –sie konnte mit ihrem Job als Firmenmanagerin auch prahlen- hatte nicht eine Falte und unterstrich ihre weibliche, schlanke Figur.

„Nettes Outfit.“, begrüßte sie Elijah nur und gab mit ihrer Stimmlage nicht mal preis, ob sie das sarkastisch oder ernst meinte. Ihr Blick wanderte hinter ihn zu ihrem Exmann. Als sie an Elijah vorbei ging, machte er ihr aus Ehrfurcht und Überraschung automatisch Platz. Aber da fehlte doch noch einer?

Als er wieder aufsah, klappte ihm der Kiefer runter. Das war eindeutig zu viel des Guten. Das musste ein Traum sein?! Ein paar Sekunden starrte er sein Gegenüber an. Der staunte auch nicht schlecht, aber nicht aus einem der von Elijah gewünschten Gründe.

Er blickte in ein absolutes Ebenbild seines selbst.
 

Ihm klappte der Kiefer auf. Was war das denn jetzt für ne Nummer? Er hatte echt das Gefühl in einen Spiegel zu blicken. Die grünblauen Augen, das schmale Gesicht, die dichten Haare, die Figur… alles stimmte überein! Er war wie eine Kopie von ihm. Oder andersrum? Auch egal, es fand das überhaupt nicht witzig.

„Die sehen sich ja ähnlicher, als ich in Erinnerung hatte.“, kommentierte Elijahs Mutter die seltsame Situation. So langsam schraubte der Möchtegern seinen Kiefer wieder zu, konnte aber nicht den Blick abwenden.

„Kann man sich als Cousins so ähnlich sehen?“, fragte er dann grummelnd und deutlich angepisst. Der Eindringling war nicht nur besser in der Schule, er sah auch noch genauso gut aus, wie Elijah! Die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf. Jetzt musste er wohl wirklich um seinen lange angesessenen Platz in dieser Familie kämpfen.

Die Kopie hatte sich schneller eingekriegt als Elijah und grinste ein absolut beunruhigendes Grinsen.
 

Er hatte ebenfalls schwarze Haare, aber mit roten Strähnen. Dazu hatten sie einen ähnlichen Kleidungsstil. Er kam rein und brachte die Koffer gleich mit, wobei er sie demonstrativ vor Elijahs Füße stellte. Cain –so glaubte der unfreiwillige Gastgeber war sein Name- schenkte seine Aufmerksamkeit nun dem anderen Gastgeber, der weitaus erfreuter war, ihn zu sehen.

„Schön, dich wieder hier zu haben, Cain!“, begrüßte sein Vater den Eindringling. Viel zu freundlich! Nachdem er die Tür geschlossen und sich mit Mühe von dessen Klinke gelöst hatte, drehte sich der Blauschopf um und musste zusehen, wie sich die Bazille und sein Vater in den Armen lagen, als stünden sie eng wie Vater und Sohn zueinander. In Elijah brodelte es. Er hatte das plötzliche Bedürfnis, Insektenspray zu zücken und diese lästige Milbe damit wegzuekeln. Er biss die Zähne aufeinander.

Eifersucht war eine seiner weiteren Eigenschaften, wie man vielleicht merkt.

Nach ein paar viel zu langen Sekunden ließen der Eindringling und sein Onkel sich wieder los. Ohne es bemerkt zu haben, war seine Mutter zu ihm gekommen und umarmte Elijah. Dieser zuckte mit einem Auge. Gegen die Umarmung hatte er nichts, aber der Junge war ihm ein Dorn im Auge. Ein gigantisch großer mit Widerhaken.

„Irgendwie habe ich schon immer gewusst, dass du sich in diese Richtung entwickeln würdest. Aber du siehst echt gut aus, Elijah.“, meinte seine Mutter nun ein wenig freundlicher. Er freute sich wirklich, sie nach über einem halben Jahr wieder zu sehen.

„Du siehst auch nicht schlecht aus.“, entgegnete ihr Sohn lächelnd. Sie küsste ihn auf die Wange und ging dann wieder zu ihrem Exmann. Sie standen auffällig nah, dafür, dass sie sich oft nicht mit dem Arsch angeguckt hatten.

„Ich bin froh, euch hier zu haben. Ihr habt bestimmt Hunger und möchtet euch entspannen, oder? Ich koche uns einen Kaffee und dann entscheiden wir, was es heute zum Abendessen gibt.“, meinte sein Vater. „Elijah, bist du so nett und bringst die Koffer hoch?“

Mit nett meinte er so viel wie ‚mach es gefälligst’ und mit hoch meinte er ‚ins Gästezimmer und in dein Zimmer’. Am liebsten hätte er protestiert, aber er tat seiner Mutter den Gefallen. Und nur ihr. Nicht der Bazille und nicht seinem anscheinend infizierten Vater. Er grummelte, was aber von dem Lachen seiner Eltern übertönt wurde. Er nahm je einen Koffer in eine Hand und wollte sie hochheben, als er feststellte, wie schwer die waren! Hatten die Ziegensteine eingepackt? Er hievte die Koffer auf die erste Treppenstufe und mit Mühe auf die zweite.

Die anderen gingen in die Küche. Kurz darauf kam Cain aber wieder zurück und ging ebenfalls nach oben, um etwas aus seinem Koffer zu holen. Er holte Elijah auf der Hälfte der Treppe ein, da dieser immer noch mit dem Gepäck zu kämpfen hatte und diesen Kampf wohl auch erbärmlich verlor.

„Na, kann ich helfen?“, fragte Cain freundlich, sodass Elijah sich nur noch mehr vor ihm ekelte. Er wollte ein gezischtes ‚Nein, Danke’ entgegnen, aber da hatte die Bakterie schon beide Koffer genommen und nach oben gebracht.

Na super… er war nicht nur besser in der Schule, er war auch noch kräftiger! Fehlte nur noch, dass er kochen konnte, diese Kunst beherrschte unser kleiner Eifersuchtsbolzen nämlich ebenfalls nicht. Er errötete, als Cain ihn von oben herab anblickte. Ganz toll. Beleidigt stampfte er die restlichen Stufen hoch und zeigte ihm, in welches Zimmer die Koffer kamen. Er öffnete die Tür zum Gästezimmer und deutete mit einem Kopfnicken auf die hinterste Türe, sein Zimmer. Er wollte gar nicht sehen, wie es von Cain verseucht wurde und ging direkt wieder runter in die Küche.

„Danke, Kleiner.“, meinte seine Mutter bezüglich der Koffer, die er ja sowieso nicht getragen hatte. Er fühlte sich zutiefst in seinem Stolz verletzt. Eingeschnappt ließ er sich auf seinen Stammplatz fallen und verschränkte die Arme.

„Guck nicht so, Elijah. Versuch wenigstens, dich mit Cain zu verstehen und vergraul ihn nicht wie alle deine anderen Freunde.“, fügte sein Dad überflüssigerweise hinzu. Und das vor seiner Mutter und vor ihm! Cain war nämlich genau im falschen Zeitpunkt zurück gekommen. Er wusste schon viel zu viel über ihn, stellte Elijah fest. Mehr durfte auf keinen Fall rausrutschen. Da nur vier Stühle um den Tisch herum standen setzte sich Cain zwangsweise neben Elijah. Letzterer schaute nicht mal hin. Er war eine ernst zu nehmende Krankheit, die anscheinend eine große Ansteckungsgefahr ausstrahlte. Zwar war Cain kein pickeliger kleiner Streber mit fettigen Haaren, aber der Blauschopf wusste nicht ganz, ob ihm das vielleicht doch lieber gewesen wäre.

Der Kaffee war schnell fertig und wurde in zwei Tassen geschenkt. Auf die Frage hin orderten Cain und Elijah beide gleichzeitig Coca Cola. Das trug natürlich nicht gerade dazu bei, dass sie sich besser verstanden. Wobei dieser Hass und Abscheu nur einseitig war, denn der Besuch fand das alles recht amüsant. Während die drei –Elijah hielt sich fein da raus- fröhlich unterhielten und langsam auf das Essen zu sprechen kamen, versuchte sich der Blauschopf am Schmieden eines Plans, wie er den Eindringling doch noch wegekeln konnte, ohne dabei den schwarzen Peter zugeschoben zu bekommen. Aber ihm viel auf die Schnelle nichts ein. Morgen war der letzte Schultag vor den Herbstferien und Cain kannte niemanden außer ihm, wenn man das so nennen konnte. Das wäre eine Chance, ihn im Stich zu lassen, aber eben weil er sonst keinen kannte, würde er sich sicher an ihn hängen. Also war die einzige Methode Ignoranz. Nur irgendwie hatte Elijah das Gefühl, dass das nicht klappen würde… immerhin einen Versuch war es wert.

Schnell waren sich alle über das Essen einig. Als sein Vater den Vorschlag machte, beim teuren Japaner zu bestellen, gab es keine Widersprüche. Auch nicht von der beleidigten Leberwurst, denn er liebte diesen Japaner. Als die Bestellung dann geordert war, verschwand Elijah in seinem Zimmer. Der Koffer stand ordentlich an die Seite gestellt. Ein Funken Höflichkeit flammte in ihm auf, indem Elijah daran dachte, das Gästebett zu holen und aufzubauen. Wenigstens das wollte er alleine machen. So fasste er nach einigem Hin und Her den Beschluss, mal zu zeigen, wie toll er ein Bett aufbauen konnte.

Was er natürlich nicht konnte, denn es hatten so selten Freunde bei ihm übernachtet, dass er völlig erfahrungslos war. Dadurch wurde sein Ehrgeiz jedoch nur geschürt, sodass er das Gästebett bestehend aus einer einfachen Matratze aus der Abstellkammer zerrte. Er verfluchte das Ding nach der Hälfte des Weges und schob sie mit Müh und Not in sein Zimmer. Er ließ die Matratze auf den Boden und sich in sein Bett fallen. Er hasse Besuch…

Anschließend, nachdem er die Erlebnisse hatte Revue passieren lassen, ging er ins Badezimmer, um sich abzuschminken. Die Provokation war ja ins Wasser gefallen, sodass er jetzt auch nicht mehr so rumlaufen musste. Vielleicht konnte er auf die Gammeltour irgendwie schlechte Eindrücke hinterlassen? Er schminkte sich ab, hatte aber keine Lust, die Haare zu kämmen. Zurück in seinem Zimmer, zog er sich eine Jogginghose an, wechselte jedoch nicht das Shirt aus reiner Faulheit.

Auf Socken durch die Wohnung rutschend schnappte er sich einen Lutscher aus seinem geheimen Bunker und machte sich dann auf den Weg ins Wohnzimmer. Dort saß natürlich die Bazille. Auf dem Sofa und seinen Lieblingssender eingeschaltet. Jetzt hatten sie auch noch denselben Musikgeschmack!

Elijah ließ sich aufs andere Ende des Sofas fallen und legte die Füße auf den Tisch. Cain warf ihm einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu. Was sein Cousin da vor hatte, war einfach viel zu offensichtlich, als dass es bei ihm hätte wirken können. Also konnten ihn auch keine eventuell noch kommenden Aktionen seitens Elijah wegekeln.

Vom Flur aus wurden sie von Elijahs Eltern beobachtet. Sein Vater hatte einen Arm um sie gelegt und seine Mutter ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Sie seufzte.

„Meinst du nicht, dass sie es irgendwann herausfinden? Ich meinte das mit uns und…“, fing sie an, beendete aber nicht den Satz.

„Ich habe nie gesagt, dass sie nicht dahinter kommen werden. Aber es wurde einfach Zeit. Irgendwann hätten wir sowieso mit der Sprache rausrücken müssen und ich finde es besser, wenn sie sich langsam aneinander gewöhnen und dann wissen, was los ist.“, meinte er dann und musste leise kichern.

„Was ist denn?“

„Ich musste nur gerade daran denken, dass es bei Elijah schon mehr als überfällig war. Er braucht den Ausgleich.“

Seine Mutter wusste, was er meinte. Ihr Sohn war nicht gerade sehr höflich und freundlich. Aber dazu hatte er ja auch einen Grund. Einen, der bald wieder aufgehoben werden würde.
 

Nachdem sie gegessen und die anderen sich prächtig amüsiert hatten, verschwand Elijah wieder in seinem Zimmer, wurde jedoch von seinem Cousin verfolgt. Der war mindestens genauso hartnäckig und dickköpfig wie er selbst, wie sich mit der Zeit hinausstellte. Anscheinend hatte Cain vor, sich mit Elijah anzufreunden, denn er verhielt sich ganz im Gegenteil zu dessen Sticheleien und Unhöflichkeiten immer freundlich und zuvorkommend. Er folgte ihm in sein Zimmer und machte sich daran, seinen Koffer auszupacken und das erste richtige Gespräch zu beginnen.

„Wie läuft das denn morgen alles ab?“, fragte er auf den letzten Schultag bezogen, den er ja auf Beschluss der Erwachsenen mit Elijah verbringen musste. Der tat auf stur.

„Was meinst du?“, fragte er leicht mürrisch.

„Na den letzten Schultag. Welchen Bus oder welche Bahn nimmst du, um wie viel Uhr müssen wir aufstehen und das alles.“

„Wirst du schon sehen.“, kam die knappe Antwort auf alle drei Fragen. Cain musste schmunzeln. Es war irgendwie fast lustig, dass sich Elijah so dermaßen in die Situation reinsteigern konnte. So direkt wir auch er war sprach er das auch ohne zu Zögern an.

„Meinst du nicht, du könntest ein wenig freundlicher zu mir sein?“, fragte der Rotschopf schmunzelnd und blickte den Anderen an. Dieser saß im Schneidersitz auf dem Bett und zuckte zusammen, woraufhin er leicht errötete. Damit hatte Cain mitten ins Schwarze getroffen. Was sollte er denn darauf antworten? Egal was, er würde als Trottel dastehen.

„Das ist doch meine Sache, oder?“, giftete er nur zurück und beobachtete, wie Cain in Lachen ausbrach. Das gefiel ihm gar nicht. Lachte er ihn auch noch aus?

„Was geht denn mit dir?“, fragte Elijah mit verschränkten Armen und noch immer einem leichten Rotschimmer auf den Wangen. Er hatte das Gefühl, dass sein komischer Cousin ihn ganz genau durchschauen konnte und das gefiel ihm so gar nicht. Als er sich wieder eingekriegt hatte, blickte er Elijah lange an.

„Du bist gut, echt.“, meinte er nur leicht mit dem Kopf schüttelnd. Der Andere verstand nicht ganz, was er meinte und legte den Kopf schief. Wie immer, wenn er was nicht verstand. Er dachte darüber nach, bis es langsam Schlafenszeit wurde, kam aber noch immer nicht darauf, was Cain gemeint haben könnte. Er beschloss, dass es ihm egal war, was es natürlich nicht war, aber er tat so als ob.

Um 11 Uhr hatten sie sich umgezogen –was mehr in einem Ausziehen bestand, da sie beide die Angewohnheit hatten, in Boxershorts zu schlafen- und auf ihren Matratzen Platz gefunden. Doch schlafen stand noch nicht an der Tagesordnung, Elijah drehte routinemäßig seine Anlage auf und drehte schnell leiser, als ihm auffiel, dass er ja Besuch hatte. Er wunderte sich selbst über seine Rücksicht.

„Lass es ruhig laufen.“, meinte Cain dann. Er kannte das Lied und war Fan von dieser Band, ebenso wie sein Gastgeber. Noch eine Gemeinsamkeit. Langsam wurde es echt seltsam. Elijah stellte also den Timer auf eine halbe Stunde ein und ließ die Anlage laufen. Anschleißend drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Er hatte so ein komisches Gefühl mit ihm neben sich. Er wusste nicht wieso, aber er fühlte sich seit langem mal wieder gut. Es war seltsam und er schrieb es natürlich nicht dem Besuch zu, dennoch spürte er die Veränderung.

Zugeben würde er das selbstverständlich nicht.
 

Der Wecker klingelte um halb sieben. Der einzige Unterschied zwischen Elijah und Cain schien wohl der zu sein, dass Cain ein Frühaufsteher war und Elijah gerne mal 5-20 Minuten länger liegen blieb um sich dann abzuhetzen. Der Besuch stand auf, ging sofort duschen und machte sich fertig. Er kam mit einem Handtuch bekleidet in Elijahs Zimmer und fand ihn auf dem Bauch liegend und eine Hand aus dem Bett hängend vor.

„Willst du nicht langsam mal aufstehen?“, fragte er und zog sich um. Der Blauschopf öffnete ein Auge und grummelte, schloss es aber sofort wieder, um nicht noch mehr nackte Haut zu Gesicht zu bekommen. Als er sicher war, dass die Bakterie sich angezogen hatte, erhob er sich auch langsam und streckte sich. Er schluderte ins Badezimmer und duschte ebenfalls, wonach er sich in seinem Zimmer umzog und dann runter ging um zu frühstücken. Cain war damit schon fertig und hatte sich sogar die Zeit nehmen können, einen Blick in die Zeitung zu werfen, was Elijah auch gerne morgens machen würde aber nie früh genug dafür aufstand. Lustlos kaute er auf seinem Brötchen rum und starrte Löcher in die Luft. Ihre Eltern schliefen noch, denn sein Vater hatte frei und seine Mutter sowieso, wenn sie schon hier war.

Um halb acht verließen sie dann das Haus und machten sich auf den Weg zur Bahnhaltestelle. Die fünf Minuten Fußweg fragte Cain seinen Cousin ein paar mal etwas über seine Schule, aber die Antworten fielen sehr kurz und gemurmelt aus, sodass er es dann auch aufgab.
 

In der Schule angekommen ernteten sie einige verwirrte Blicke. Elijah war im Grunde wegen seines Aussehens und seinem Style bei vielen Mädchen das Ziel ihrer Träume, aber dass es ihn jetzt auch noch in doppelter Ausführung mit kleinen Variationen gab, war echt nicht mehr zu toppen. Cain blickte etwas verwirrt hin und her, als einige Mädchen quietschend hinter irgendwelchen Ecken verschwanden.

„Was geht denn hier ab…?“, fragte er zu Elijah gewandt.

„Frag besser nicht.“, antwortete dieser nur genervt und machte sich auf den Weg zum Kursraum. Der war jedoch noch nicht aufgeschlossen, sodass der gesamte Kurs davor wartete. Ein paar seiner Fangirlies kicherten und warfen immer wieder hitzige Blicke in seine Richtung, wobei das Augenmerk auch oft Cain galt, der ja unbekannt, aber ebenso gut aussehend war, wie Elijah. Der Neuzugang meinte sogar so etwas wie ‚Shônen-ai’ gehört zu haben. Er kannte das von den Mädchen aus seiner Schule. Liebe zwischen zwei Jungen. Er schüttelte grinsend den Kopf und folgte Elijah, der das alles völlig überging und wahrscheinlich wirklich nicht mehr wahrnahm, in den Kursraum.

Geschichte. Nachdem er sich vorgestellt und die Umstände erläutert hatte, brodelten die Fantasien der Mädchen erst recht, sodass sie sich gar nicht mehr einkriegten und nur noch in ihren Traumwelten lebten. Elijah hatte den Kopf auf sein Buch gelegt und döste vor sich hin, während Cain aufmerksam den Unterricht verfolgte und sich bei jeder Frage melden und die richtige Antwort geben konnte. Sein Gastgeber wusste wahrscheinlich genauso viel, war nur zu faul sich dafür zu melden, denn in den Klausuren schnitt er immer ausgezeichnet gut ab. Deswegen war er auch der Schüler, der unter dem Lehrerkollegium als das ‚schweigende Genie’ bekannt war, jetzt aber Konkurrenz vom ‚redegewandten Genie’ bekam.

So lief das auch in den nächsten Fächern ab. Bis in die Pause hinein.

Cain blieb noch bei den Lehrern, da jeder einzelne ihn ausquetschte. Über Schule, Ziele für die Zukunft und all das, was Elijah für seinen Teil nur wenig interessierte. Deswegen war er auch –rücksichtslos wie er war- einfach schon in die Pause gegangen. Oder hatte es wenigstens versucht, denn sofort wurde er von den Mädchen belagert, die mehr über ihn und seinen Besuch wissen wollten. Er kam allen Ernstes die Frage, ob sie ein Paar wären! Nach einem ‚Seid ihr denn völlig bescheuert?’, hatte er die Mädchen abwimmeln können, jedoch war erstens nicht mehr viel von der Pause übrig und zweitens war Cain jetzt auch mit seinem Gespräch fertig.

Also hatte er ihn wieder am Hals. Es wollte aber auch gar nichts klappen…
 

Vor dem nächsten Kursraum wartend, wurden sie wieder von Mädchen belagert. Aber diesmal hartnäckiger und penetranter.

„Seid ihr echt nicht zusammen?“

„Wie lange kennt ihr euch schon?“

„Ihr seht soooo süß aus!““

Und solche Dinge wurden dauerhaft gefragt. Elijah war kurz davor, einfach los zu schreien. Und selbst Cain hatte langsam die Schnauze voll. Aber was er tat, überraschte alle. Nicht nur Elijah, sondern auch die Mädchen. Zu seinem Pech hatte Cain vor, den Fangirlies das zu geben, was sie sehen wollten. Er drückte Elijah gegen die Wand in seinem Rücken und schaute ihm in die Augen. Die Mädchen hörten gar nicht mehr auf zu kreischen, als er sich seinem Cousin näherte… und immer näher kam. Elija blieb der Atem weg. Nein! Nur noch ein Zentimeter…
 

Zum Glück kam es nicht so weit, denn Elijah saß kerzengerade und kreischend in seinem Bett. Dementsprechend schrak auch Cain aus seinem Schlaf hoch und blickte völlig irritiert zu Elijah, der ziemlich außer Atem und knallrot angelaufen war.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte der Gast verwundert, jedoch statt eine Antwort zu bekommen sah er nur Elijah an sich vorbei aus dem Zimmer rennen. Er schloss sich im Badezimmer ein und ging zum Spiegel. Die Röte in seinem Gesicht war ja ekelhaft! Er starrte sich selbst an. Was war das denn für ein Traum gewesen?! Er fasste sich an die Stirn und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Aber es schien auf seiner Haut nur zu verdunsten.

Oh Gott oh Gott! Was passiert hier?!, dachte sich Elijah nervös und trocknete sich das Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein… wieso träumte er denn so etwas? Und wieso zum Teufel kam Cain in seinen Träumen auf diese Art und Weise vor?!?! Er stand am Rande der Verzweiflung. Völlig ratlos, was er jetzt tun und wie er sein plötzliches Aufspringen erklären sollte, lief er wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Es klopfte an der Türe. Das war sicherlich er…

„Hey, Elijah. Alles in Ordnung?“, ertönte seine Stimme ein wenig besorgt. Der Angesprochene zuckte zusammen und wurde wieder rot. Die Röte hatte sich ja auch nicht gerade erst gelegt…

„Elijah?“, kam es erneut, als er nicht antwortete. Völlig hin und her gerissen und von sich selbst verwirrt brachte er sich zu einer Antwort.

„Ja?“

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sein Besuch.

„Ich… Ich musste nur dringend aufs Klo.“, platzte es aus ihm heraus, natürlich völlig sinnlos. Wieso sollte er schreien, wenn er dringend aufs Klo musste? Er machte eine Geste, als ob er sich die Haare raufen wollte. Wieso war er auf einmal so planlos? Das konnte doch alles nur ein schlechter Traum sein. Aber aus dem war er gerade erst aufgewacht. Also viel das auch weg!

Also irgendwo hört es doch auf! Jetzt reiß sich mal zusammen!, sprach er zu sich selbst und zählte in Kopf bis zehn. Dann öffnete er die Tür, wo ihn Cain mit einem seltsamen, aber vielwissenden Blick taxierte.

„Na, fertig?“, fragte er leicht süffisant grinsend. Elijah grummelte nur und senkte den Blick, um dann wieder in sein Zimmer zu stürzen. Dort angekommen trat er erst mal gegen sein Bett.

Keine gute Idee! Er hielt vor Schmerz die Luft an, hielt sich den Fuß und hüpfte auf dem heilen durch das ganze Zimmer. Währenddessen durfte sich seine Möblierung alle Sorten von Flüchen und Schimpfwörtern anhören. Ihm tanzten kleine Sternchen vor den Augen, sodass er sich auf sein Bett sinken ließ und sich zusammenkrümmte.

Genau in dem Moment kam Cain wieder ins Zimmer.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte er überrascht und kam auf Elijah zu, der noch immer darauf hoffte, dass der Schmerz nachließ.

„Fuß… Bettkante…“, presste er zwischen seinen Zähnen hervor. Ohne es zu bemerken, kniete sich Cain vor ihm hin. Als er sanft und sehr vorsichtig Elijahs Fuß berührte, blickte er erschrocken auf und zog die Luft ein.

„Na da hast du aber was angestellt. Das wird ziemlich dick werden.“, kommentierte Cain den Fuß. Und damit hatte er Recht, denn die angeschlagene Stelle lief schon rot an.

Mit großen Augen beobachtete, wie Cain mit seinem Fuß umging.

„Tut das weh?“, fragte er, als er zärtlich darüber strich. Elijah hielt den Atem an, sodass der Andere schon dachte, es täte weh, aber dann verneinte Elijah doch. So sanft wie er war, konnte es gar nicht wehtun…

„Ich kümmere mich darum. Wir kühlen das erst mal und dann machen wir einen Verband drum.“ Er lächelte ein freundliches, warmes Lächeln und verließ den Raum, um zu holen, was er brauchte. Er wickelte ein Kühlpack in ein Handtuch, holte den Verbandskasten hervor, nahm noch eine Creme dazu und ging dann wieder nach oben.

Elijah hatte sich nicht getraut, sich zu bewegen. Er war völlig überrumpelt von dem, was sein achso-schrecklicher Besuch gerade für ihn getan hatte. Seine Haut kribbelte, wo er sie berührt hatte. Sein Kopf schwirrte total. Der Schmerz ließ langsam pochend nach, sodass sein Verstand nicht mehr davon beherrscht wurde. Er fasste sich an die Stirn und konnte nicht fassen, was da gerade passiert war. Wie er ihn angesehen hatte!

Sein Cousin kam zurück in sein Zimmer und kniete sich wieder vor ihm hin. Vorsichtig umwickelte er den Fuß mit dem Kühlpack und hielt es an seinem Platz.

„Besser?“, fragte er, den Blick hebend, um Elijah ins Gesicht sehen zu können.

„Ja… danke.“, murmelte er noch etwas irritiert. Das Pochen ließ tatsächlich nach, wurde aber von einem steten Druck abgelöst. Sichtlich erleichtert ließ sich Cain neben dem Verletzten nieder.

„Du kannst einen ganz schön erschrecken.“, meinte er dann etwas besser aufgelegt und lachte leise. Der Andere hatte den Blick noch immer gesenkt und schaute nur ganz leicht in seine Richtung. Irgendwie war es ihm auf einmal schrecklich unangenehm, wie er seinen Gast vorher behandelt hatte, auch wenn es demjenigen anscheinend nicht viel ausgemacht zu haben schien. Ihm steckte die Entschuldigung für all das im Hals fest. Er wollte es schon irgendwie raus bringen, aber es fiel ihm so verdammt schwer.

„Ist irgendwas?“, fragte Cain wieder etwas besorgter.

„Ich hab Hunger, lass uns frühstücken gehen.“, antwortete Elijah jedoch zu seiner Erleichterung. Cain lachte leise und stand auf. Elijah folgte ihm hatte aber Probleme, da er ja mit seinem rechten Fuß nicht auftreten konnte und durfte, da es zum einen wehtat und zum anderen das Kühlpack nicht abfallen sollte. Also stützte Cain seinen Verwandten kurzerhand und begleitete ihn in die Küche. Ihre Eltern waren wie gestern auch schon noch nicht auf, sodass sie wieder alleine frühstückten.

Elijah quetschte sich das Essen sogar rein, um davon abzulenken, dass es vielleicht gar nicht ehrlich war, was er gesagt hatte. Nach einem Brötchen war ihm dann auch schlecht, aber das war es ihm wert. Nach dem Frühstück begleitete Cain Elijah wieder ins Badezimmer, damit er sich waschen konnte. Als er dann auch schnell geduscht hatte und ins Zimmer zurück ging und sich angezogen hatte, kam der Verband dran.

Der Gast setzte sich aufs Bett und legte den Fuß auf seinen Schoß. Mit einer leichten Röte auf seinen Wangen beobachtete Elijah wieder, wie sein Fuß versorgt wurde. Ganz sanft. Es tat überhaupt nicht mehr weh, hatte er so das Gefühl. Vorsichtig verrieb Cain die Creme auf der angestoßenen Stelle.

„Sag, wenn es wehtut.“

Elijah nickte nur gespannt. Er war immer noch hingerissen von der Vorsicht, mit der Cain ihn berührte. Er verband seinen Fuß so ordentlich als ob er nie etwas anderes gemacht hätte. Als er fertig war, strich er nochmals drüber und lächelte den anderen an.

„In ein paar Tagen wird wieder alles in Ordnung sein.“

„Danke.“, antwortete Elijah, diesmal brachte er es sogar leichter über die Lippen. Er hatte das Gefühl, dass jetzt der Moment war, wann er sich eigentlich entschuldigen sollte. Also rang er sich auch dazu durch.

„Hör mal…“, murmelte er vorsichtig und senkte automatisch den Blick „Ich war nicht gerade nett zu dir in den letzten beiden Tagen. Und ich… ich will mich gerne dafür entschuldigen.“, nuschelte er leicht angekratzt. Man merkte, dass es ihm schwer fiel, aber es war auch gleichzeitig erleichternd. Cain blinzelte, als er das hörte, freute sich aber sehr darüber.

„Also… es tut mir Leid. Ich hoffe, das ändert nichts daran, dass wir vielleicht doch Freunde werden können.“

Seine Hände lagen immer noch auf Elijahs Fuß. Als er das bemerkte, blickte er auch auf und kaute sich auf seiner Unterlippe herum.

„Ich bin erleichtert, dass du das sagst.“

„Hm?“

„Ich dachte schon, du hättest wirklich persönlich was gegen mich. Schließlich hast du die Nummer doch recht überzeugend rübergebracht.“

„In solchen Dingen bin ich sehr konsequent.“, kicherte Elijah. Er hatte wirklich das Gefühl, dass da Potenzial für mehr als bloße Verwandtschaft war. Ebenso ging es Cain.

„Was machen wir denn heute? Gestern war ja der letzte Schultag und mit deinem Fuß solltest du besser nicht rausgehen.“

Das stimmte wohl. Sie hatten nicht viel Auswahl. Unbewusst strich der Rotschopf immer wieder über den bandagierten Fuß, was seinen Cousin dann doch wieder etwas nervös machte. Aber andererseits war es auch irgendwie angenehm, sodass er nichts sagte.

„Wir können uns sämtliche DVDs reinziehen. Mein Vater und ich haben in den letzten Jahren fleißig gesammelt.“, schlug er dann vor. Und damit stieß er auf große Zustimmung, denn wie sich herausstellte, war Cain ebenso in gute Filme vernarrt wie Elijah.

Sie marschierten also nach unten –wobei einer humpelte- und ließen alle Filme mitgehen, die in die engere Auswahl kamen.

Oben angekommen legten sie den ersten ein und machten es sich auf dem Bett bequem. Zwischendurch kamen Elijahs Eltern rein und fragten nach, wunderten sich über den bandagierten Fuß und verließen dann in Freude darüber, dass sie sich letztendlich doch verstanden das Zimmer. So hatten sie es vorhergesehen und doch irgendwie gehofft, da es nicht ganz so sicher war. Schließlich konnte man nie wissen.

Aber bereits nach dem vierten Tag schien der Dickkopf in Person schon viel ausgeglichener und freundlicher. Seine Eltern bemerkten es sofort und waren erleichtert, dass das alles nicht umsonst gewesen war. Sie hatten sich schließlich nicht nur für das Wiedersehen frei genommen. Da gab es noch tiefer gehende Gründe.
 

Der zweite Ferientag stand an. Elijahs zum Opfer seiner Wut gefallener Fuß war wirklich ganz schon angeschwollen, tat aber nicht so weh, wie er erwartet hätte. Dank Cains Führsorge, denn er schaute jeden Tag nach und versorgte wenn nötig den Fuß. Sie saßen am Frühstückstisch, diesmal sogar zusammen mit ihren Eltern. Denn nicht nur die waren spät aufgestanden. Die beiden Jungs hatten noch bis tief in die Nacht gequatscht und sich über alles Mögliche gemeinsam aufgeregt oder amüsiert. Langsam pendelte sich ihre Beziehung wirklich ein, sie schienen sich von Minute zu Minute besser zu verstehen.

Langsam begannen sie sogar den Satz des anderen zu beenden oder wussten, was der andere dachte. Dann lachten sie wirklich herzhaft miteinander. Wobei sie sich natürlich auch ab und zu kabbelten und Elijah dann immer als elender Verlierer aus dem kleinen Kampf hervor ging. Er war so gut wie überall kitzelig und konnte sich auch nicht wirklich gut beherrschen, im Gegensatz zu Cain.

So lief das dann die ganze Woche über.

Die beiden schafften es innerhalb kürzester Zeit eine sehr enge Freundschaft aufzubauen. Elijahs Eltern wussten natürlich woran das lag, aber sie würden den Teufel tun, es ihnen zu verraten. Entweder, sie fanden das Geheimnis, was die gesamte Familie betraf, selbst heraus oder gar nicht.

Abends –oder eher nachts- redeten Elijah und Cain wieder, bis sie wirklich so müde waren, dass ihnen ihre Augen zu fielen. Die Nacht war für beide traumlos, denn etwas Eigenartiges sollte sich zwischen ihnen entwickeln. Etwas, was noch Probleme nach sich ziehen würde.

Mitten in der Nacht wachte Elijah auf. Er hatte sehr unruhig geschlafen, wenn man den begriff ‚Schlaf’ überhaupt dafür verwenden konnte. Er hatte sich hin und her gewälzt und versucht, Muster in seiner Tapete zu erkennen, war aber trotzdem nicht wirklich eingeschlafen. Um 4 Uhr nachts setzte er sich dann auf. Er konnte inzwischen in der Dunkelheit sehen, sodass er Cain erkennen konnte. Der schien keine Probleme beim Einschlafen zu haben. Der Blauschopf erhob sich und ging kurz auf die Toilette, bevor er wieder in sein Zimmer zurückkam. Eine Idee… Er war hin und her gerissen.

Er hatte das dringende Bedürfnis, sich neben Cain zu legen. Er lag auch so verlockend auf dem Rücken, dass man sich schön an ihn kuscheln konnte. Unentschlossen kaute Elijah auf seiner Unterlippe herum. Sollte er? Sollte er nicht? Was, wenn er aufwachte? Oder wenn er etwas ganz falsches von ihm dachte? Er kniete sich an Cains Matratze und lauschte dessen ruhigem Atem. Es war so beruhigend… Ohne noch weitere Gedanken an eventuelle Fälle zu verschwenden legte er sich einfach neben ihn und zog die Decke zu Recht. Vorerst traute er sich nicht wirklich, Cain nahe zu kommen, aber je müder er wurde, desto näher rutschte er auch an ihn heran. Nachher, kurz bevor er in die Welt der Träume eintauchte, hatte er sich auf die Seite gelegt und einfach an ihn gekuschelt, den Arm um seinen Oberkörper gelegt. Es tat auf unerklärliche Weise so gut, einfach neben ihm zu liegen. Seine Wärme zu genießen und seinem Atem zu lauschen. Es war fast wie ein persönliches Schlaflied für Elijah. Auch, wenn er es nicht gerne zugab, aber der vorher gehasste Gast weckte Emotionen in ihm, die er nicht zu haben geglaubt hatte.
 

Am nächsten Morgen hatten sie ihre Position ein wenig geändert. Jetzt lag auch Cain auf der Seite, sie waren einander zugewandt und im Schlaf enger aneinander gerutscht. Auch der Rotschopf hatte die Arme um den Anderen gelegt. So komisch es war, aber auf diese Weise hatten beide besser schlafen können. Ohne es zu wissen, hatten sie sogar denselben Traum gehabt.

Wenn die Sonnenstrahlen nicht durch die Lücken im Rollladen gedrungen wären, hätten die beiden wahrscheinlich bis in den Mittag so geschlafen. Aber das Licht fiel genau in Elijahs Augen, sodass er das Gesicht im Halbschlaf verzog und leise grummelte. Er rollte sich leicht ein und umging damit die Sonnenstrahlen. Cain warf jetzt einen Schatten auf seine Augen, sodass er noch weiter schlummern konnte. Aber nicht mehr lange, denn das Fenster war offen und der Nachbar wartete nicht bis zum Mittag mit dem Rasenmähen. Er warf seinen unglaublich alten –und damit auch lauten- Rasenmäher an, sodass keiner im Umkreis von 200 Metern noch schlafen konnte. Elijah blinzelte und auch Cain öffnete langsam seine Augen. Beide staunten nicht schlecht, als sie bemerkten, wie sie wohl geschlafen hatten. Der Blauschopf blinzelte verwirrt, wurde aber rot, als er sich daran erinnerte, dass er die ganze Situation ja herbeigeführt hatte.

Tolle Wurst. Jetzt blickte er gezwungenermaßen in Cains Gesicht direkt vor ihm und musste den verwunderten Blick des anderen ertragen. Der brach aber das Eis, dafür schien er Talent zu haben.

„Wie ist das denn passiert?“, fragte er schmunzelnd, zeigte nicht die geringsten Anzeichen von Abneigung. Der andere errötete und schluckte. Wie sollte er das jetzt erklären? Im Schlaf runter gefallen sein konnte er nicht, Cain lag zwischen ihm und seinem Bett. Und Schlafwandeln tat er auch nicht. Ich kam ein absurder Gedanke… sollte er vielleicht einfach die Wahrheit sagen? Der Gedanke allein war völlig neu in seinem Kopf, machte sich aber extrem breit und verdrängte alle anderen Möglichkeiten. Also Augen zu und durch.

„Willst du das wirklich wissen?“, murmelte der Dickkopf und blickte Cain etwas selbst zweifelnd an.

„Ich platze vor Neugierde.“, kam nur die spontane Antwort.

„Also gut… ich konnte die Nacht über so schlecht schlafen. Ich war kurz im Bad und als ich wieder rein kam lagst du da so einladend und ich…“

„…du hast dich einfach hingelegt und konntest besser schlafen?“

Woher wusste er jetzt das schon wieder? War er etwa doch wach gewesen?

„Das musst du mir jetzt aber erklären.“

„Ganz einfach. Mir ging es genauso. Ich hab zwar nicht gemerkt, dass du dich neben mich gelegt hast, aber dafür habe ich deine Wärme gespürt und konnte sofort besser schlafen.“

Jetzt war Elijah echt baff. Das mit ihren Gemeinsamkeiten nahm echt extreme Ausmaße an.

„Hast du was dagegen, wenn wir noch eine Weile so liegen bleiben?“, fragte Cain jetzt etwas leiser. Die Frage kam etwas überraschend, aber nichts desto trotz freute sich Elijah innerlich darüber.

„Nein.“, murmelte er und kuschelte sich seinerseits an den anderen. Irgendwann lagen sie sogar Stirn an Stirn auf einer Matratze und blickten sich gegenseitig in die Augen.
 


 

„Schon irgendwie komisch…“, meinte Cain ganz ehrlich, aber meinte es nicht negativ.

„Schon. Dafür, dass ich dich zu Anfang noch wegekeln wollte.“

Cain schmunzelte. Er überlegte gar nicht, sondern machte einfach und drückte sein Gegenüber einen Kuss auf die Wange. Das hatte er jetzt schon wieder nicht erwartet. Trotz ihrer Gemeinsamkeiten war der andere doch nie berechenbar. Auf seinen Wangen bildete sich ein Rotschimmer.

„Wofür war der denn?“, fragte Elijah vorsichtig. Eigentlich wollte er so was fragen wie ‚Was bedeutet denn das jetzt?’ oder etwas in die Richtung. Manchmal wurde er aus Cain eben doch nicht schlau.

„Sorry, das überkam mich jetzt einfach.“

So lagen sie noch eine Weile, bevor sie Lebenszeichen von ihren Eltern vernahmen und die Gefahr bestand, dass sie ins Zimmer kamen. Man musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Mit was man auch immer hineinfallen konnte im Augenblick. Also standen sie wie gewohnt auf, auch wenn jetzt etwas anders zwischen ihnen war. Nicht zuletzt die Blicke, die sie sich hin und wieder zuwarfen, wenn die Erwachsenen gerade nicht hinsahen. Jede Chance wurde ausgenutzt und unter Elijahs Haut begann es zu kribbeln. Er wusste nicht, was hier vor sich ging, aber er fand es toll. Er musste automatisch lächeln, wenn Cain ihn anblickte. Er bemerkte jetzt erst, was für einen schönen Ausdruck er in den Augen hatte, wenn er ihn ansah. So kam es auch, dass der Blauschopf bald gar nicht mehr wusste, was er tun oder denken sollte. Er verhielt sich in Cains Gegenwart normal, aber in Gedanken war er immer wieder beim heutigen Morgen. Das ließ ihn nicht in Ruhe, immer wieder tauchte Cains Gesicht vor seinem inneren Auge auf.

Sein Fuß war inzwischen schon beinahe verheilt. Dank Cains Fürsorge wahrscheinlich. Sie saßen gerade im Wohnzimmer und lösten den Verband. Beziehungsweise Cain tat es, er bestand darauf. Elijahs Eltern waren vor einiger Zeit einkaufen gefahren.

„Du würdest es schaffen, dich nur wieder zu verletzen.“, meinte er neckend und öffnete die Klemme des Verbandes. Anschließend wickelte er ihn vom Fuß ab und auf seine Hand.

„Stimmt gar nicht!“, lachte Elijah und betrachtete seinen Fuß, der schon wieder abgeschwollen war.

„Sieht schon viel besser aus. Wir brauchen keinen Verband mehr.“

„Danke.“

Cain stellte den Verband weg, schmierte den Fuß aber noch mal mit Salbe ein. Gleichzeitig war es wie eine Fußmassage für Elijah.

„Ah~ du kannst das so gut.“, kam es ihm über die Lippen. Er lehnte den Kopf auf die Sofalehne und schloss die Augen. Das tat echt gut. Cain lachte vergnügt und massierte den Rest der Salbe ein. Er ließ die Hände auf dem Fuß liegen und betrachtete Elijah, wie er so dalag. Er sah schon irgendwie süß aus. Die Lippen zu einem zufriedenen Lächeln geformt und die Augen genießend geschlossen. Seine Brust hob und senkte sich ganz regelmäßig.

Ohne viel zu überlegen stand Cain vom Couchtisch auf und ließ von Elijahs Fuß ab. Er stützte ein Knie auf dem Sofa ab und beugte sich über Elijah. Überrascht öffnete dieser die Augen und sah wie heute morgen das Gesicht nah vor seinem. Aber der Ausdruck in Cains Augen war etwas anders. Irgendwie… verlangend?

Oh mein Gott!, schrie der Blauschopf gedanklich auf und wurde rot. Seine Augen weiteten sich, als Cain langsam näher kam. Wie in seinem Traum! Aber jetzt würde es passieren! Er hielt den Atem an. Nur noch ein Zentimeter.
 

Das Klimpern eines Schlüsselbundes ertönte vor der Haustüre. Ihre Eltern waren wieder da! Plötzlich ließ Cain von Elijah ab und sprang auf, um seiner Mutter beim Tragen der Einkäufe zu helfen. Sie verschwanden in der Küche. Statt zu helfen saß Elijah versteinert auf der Couch und versuchte, seinen Atem und seine Gesichtsfarbe zu kontrollieren. Die Hitze bannte auf seinen Wangen, in seinem Kopf drehte sich alles. Was war hier gerade geschehen? Sein herz hämmerte in schnellem Takt gegen seine Brust. Es dauerte ein paar Minuten, bis er sich wieder halbwegs gefangen hatte. Er setzte sich auf und starrte auf den Tisch vor ihm. Wie Blitzlichter schossen Bilder vom Morgen und gerade eben durch seinen Kopf. Ihm wurde schon wieder leicht schwindelig. Was passierte da nur mit ihm? Und wieso machte Cain ihn so nervös, wenn er ihm nahe kam?

Tausend unbeantwortete Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Zum Glück wurde er abgelenkt.

„Elijah, alles okay?“, fragte seine Mutter besorgt, die gerade einen Blick ins Wohnzimmer geworfen hatte. Elijah blinzelte und fand zurück in die Realität.

„Hm? Ja, alles in Ordnung.“, meinte er und stand auf, um in der Küche zu helfen. Er blickte kurz Cain an und begann dann mit gesenktem Blick die Sachen wegzuräumen. Sein Vater half mit, zum Glück. Alleine in einem Raum mit ihm? Das hätte er nicht ausgehalten, dafür saßen ihm der Schreck und die Aufregung noch zu sehr in den Gliedern.

Sobald alles weggeräumt war, huschte er nach oben in sein Zimmer. Er musste erst mal wieder seine Gedanken ordnen. Sonst dichtete er sich womöglich noch etwas Falsches zusammen und das wäre peinlich. Er setzte sich auf sein Bett und schloss für einen Moment die Augen. Alles Revue passieren lassen. Das würde wahrscheinlich das Beste sein, um wieder zu klarem Verstand zu kommen.

In seiner gedanklichen Abwesenheit bemerkte er gar nicht, dass Cain ihm gefolgt war. Sein Cousin kniete sich vor ihm hin und griff nach seinen Händen. Erst da zuckte Elijah zusammen und blinzelte. Dann sah er auch, wer da vor ihm kniete. Er wirkte etwas benommen, wurde aber auf die übliche Art –zumindest üblich für den heutigen Tag- rot und wollte den Blick senken, doch Cain legte eine Hand unter sein Kinn und hielt ihn davon ab.

„Willst du, dass ich das nicht mehr mache?“, fragte er leise und vorsichtig. Der Andere spürte, wie sein Herz wieder einen Satz machte. Langsam schüttelte er den Kopf.

„Ich bin nur so nervös.“, murmelte er leicht beschämt. Cain streckte sich zu ihm hoch, sodass er ihm deutlich in die Augen sehen konnte.

„Nimm mir das bitte nicht übel…“, hauchte er ihm zu. Elijah schloss seine Augen zur Hälfte, als sein Cousin ihm wieder näher kam. Er konnte seinen ruhigen Atem auf seinem Gesicht spüren, dagegen war sein eigener Atem weitaus schneller und flacher. Er hatte nichts dagegen… aber es war trotzdem noch so neu für ihn. Und Cain machte ihn ganz nervös. Ganz vorsichtig näherte dieser sich dem Anderen wieder, bis sich ihre Lippen fast berührten. Vor Aufregung hatte der Blauschopf den Atem angehalten. Noch wartete Cain, aber nicht mehr lange. Sanft legte er seine Lippen auf die Elijahs und übte ganz leichten Druck darauf aus.
 

Nach einem Moment, indem er glaubte, nicht mehr atmen zu können, schloss er dann auch die Augen. Seine Lippen waren einen kleinen Spalt geöffnet, über den Cain mit seiner Zunge strich, ebenfalls ganz zärtlich. Es war ja nicht sein erster Kuss, deswegen besinnte sich Elijah bald und erwiderte ihn. Cain war wohl etwas überrascht, denn er hielt kurz inne, aber anschließend machte er etwas fordernder weiter. Er strich mit der Hand über die weiche Haut des Anderen und verharrte dann in dessen Nacken, um ihn näher an sich zu ziehen. Leise keuchte Elijah auf, als er die fremde Zunge dann an seiner spürte. Seine Wangen färbten sich noch dunkler, als sie sowieso schon waren. Etwas zögerlich machte Elijah auch da mit und hob seine Hände, um sie um Cains Hals zu legen. Sein Kopf schwirrte und das Blut rauschte in seinen Ohren. Er konnte irgendwie nicht ganz begreifen, dass er gerade von ihm geküsst wurde! Dennoch, trotzdem er es noch nicht realisierte, handelte er instinktiv und schlang seine Arme um den Anderen. Dieser hätte über diese Reaktion geschmunzelt, wenn er gerade nicht selbst so davon eingenommen gewesen wäre. Es war einfach unglaublich, die jeweils anderen, weichen Lippen auf seinen eigenen zu spüren.

Etwas atemlos lösten sie sich wieder voneinander. Noch hatten beide die Augen geschlossen, ihre Lider waren schwer. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, konnten sie einander auch wieder in die Augen blicken.

„Das war jetzt noch komischer als heute morgen.“, murmelte Elijah auf seine ironische Weise. Jedoch hatte er das Gefühl, dass das heute Morgen auf das jetzt vorbereitet hatte. Wenn er sich nun gestern nicht neben ihn gelegt hätte…? Dann wäre es vielleicht gar nicht zu diesem Kuss gekommen! Bei diesem Gedanken wurde ihm leicht schwindelig. Jetzt, nachdem es irgendwie raus war, spürte er eindeutig, dass er mehr von Cain hatte und mehr von ihm wollte, als er je gedacht hätte. Erst jetzt fühlte er sich vollkommen. Als ob er sein ganzes Leben lang über gefehlt hätte. All diese Emotionen überrumpelten ihn.

„Spürst du dasselbe, wie ich?“, fragte Cain leise und blickte sein Gegenüber in die Augen.

„Wenn du dieses komische Gefühl meinst, erst jetzt wieder… ganz zu sein… dann ja.“, antwortete Elijah ebenso leise. Cain musste ganz leicht lächeln. Er setzte sich neben Elijah und umarmte ihn, drückte ihn ganz fest an sich. Mit noch wild klopfendem Herzen erwiderte der Andere die Umarmung. Es war seltsam… wirklich so, als ob Cains Fehlen das gewesen wäre, was ihn so unausgeglichen sein ließ. Er fühlte sich ruhig, glücklich… aber was das überhaupt richtig? Schließlich waren sie immer noch verwandt…

Irgendwie wuselten jetzt noch mehr Fragen durch seinen Kopf, als vorher. Das bereitete ihm Sorgen.

„Ich möchte nicht wieder wegfahren.“, sagte Cain an Elijahs Ohr. Stimmt ja… er musste irgendwann wieder zurück.

„Dann bleib hier.“, entgegnete Elijah etwas naiv. Er wusste selbst, dass das eigentlich nicht ging, aber er wollte es so sehr. Wie nichts anderes. Hauptsache er konnte hier bleiben. Hier bei ihm.

„Wenn meine Mum alleine zurück fährt geht das doch?“, murmelte er dann fortsetzend. „Wir haben ja dann ein Zimmer frei. Oder du bleibst gleich in meinem.“

Daraufhin musste Cain leise lachen. „Wenn du wüsstest, wie gerne ich das tun würde.“, antwortete er, löste sich dann von Elijah und blickte ihm in die Augen.

„Mal sehen, was sich ergibt.“, meinte er dann aufmunternd, denn sein Cousin zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Auf den Aufmunterungsversuch hin zog er eine Schnute.

„Irgendwie schaffe ich es, dass du hier bleibst!“, meckerte er dann los „Schließlich können meine Eltern dir nichts vorschreiben! Und wenn es hart auf hart kommt dann warten wir, bis du 18 bist. Dann kannst du schließlich machen was du willst.“

Wie ein Wasserfall. Bevor er sich noch um Kopf und Kragen redete, verpasste ihm Cain einen kurzen Kuss. Damit war er wieder ruhig gestellt.

„Lass uns duschen gehen.“, schlug Cain schmunzelnd vor. Bevor Elijah etwas erwidern konnte, hatte der Rotschopf ihn schon am Handgelenk gegriffen und zog ihn mit sich.

Zusammen duschen gehen?!?!, fragte er sich innerlich, überkochend vor Nervosität. Das war tatsächlich sein Ernst. Im Badezimmer angekommen und die Tür abgeschlossen begann Cain bereits, sich seiner Kleidung zu entledigen. Bis zur Boxershorts war ja alles akzeptabel…

„Na, willst du mit Klamotten duschen?“, fragte er Elijah, der noch immer versteinert auf dem Fleck stand. Als er weder eine Antwort gab, noch Anstalten zeigte, sich auszuziehen, übernahm Cain diese Aufgabe. Nicht ganz uneigennützig.

„Was tust du denn da?“

Schnell wurde er seines Oberteils entledigt.

„Nach was sieht das denn aus? Angezogen duschen ist unpraktisch. Außerdem hast du nichts zu verheimlichen. Dafür sehen wir uns viel zu ähnlich.“, kam die kecke Antwort. Darauf konnte der Andere natürlich nichts erwidern, es war ja nichts als die Wahrheit. Obwohl es so ausgesprochen schon komisch war. Als sie beide in Boxern dastanden, fielen die Gemeinsamkeiten noch viel mehr auf. Dieselbe Größe, derselbe Körperbau –nur Cain war etwas kräftiger-, dasselbe Kreuz und natürlich das Gesicht.

„Soll ich dir die auch noch ausziehen?“, ertönte Cains Stimme, als er Elijah beinahe ganz ausgezogen hatte. Dieser fand seine Sinne wieder und schüttelte energisch den Kopf.

„Zieh dir lieber deine eigenen aus.“, entgegnete er.
 

Nachdem sie fertig geduscht und sich jeweils ein Handtuch um die Hüfte gewickelt hatten, schlossen sie das Bad wieder auf. Um nicht aufzufallen ging erst Elijah raus und ein paar Minuten später Cain. Wenn sie zusammen aus dem Bad gekommen wären, wäre selbst ihren Eltern etwas aufgefallen.

Zurück in seinem Zimmer zogen sie sich um. Es war heute ziemlich warm. Die Zimmertemperatur stieg ebenfalls an, denn im Zimmer musste kurz gelüftet werden. Für den Herbst war es schon recht warm. Aber umso besser, dann konnte man sich noch mal raussetzen. Als die Idee umgesetzt wurde, schlossen sich gleich auch Elijahs Eltern an. Sein Vater hatte die glorreiche Idee zu Grillen und die halbe Nachbarschaft dazu einzuladen. Ganz spontan und absolut unnötig.

„Muss das sein?“, nörgelte der Blauschopf, der es sich gerade in einer Liege neben Cain gemütlich gemacht und keine Lust auf lästiges Gelache und Geschreie hatte.

„Reiß dich mal zusammen. Das ist wahrscheinlich der letzte Tag, an dem man Grillen kann und das möchte ich ausnutzen. Außerdem dachte ich, du magst unsere Nachbarn?“

Falsch gedacht.

„Die mögen mich, aber ich mag die nicht…“, murmelte Elijah und dachte an das 11-jährige Mädchen, das ihn immer belagerte, als ob er ihr Verlobter wäre. Ihm lief eine Gänsehaut über den Rücken, als er daran dachte.

„Stell sich nicht so an. Du musst ja nicht lange bleiben. Du isst mit uns und dann darfst du auch wieder abhauen.“, fügte seine Mutter hinzu.

„Mit dem Kompromiss kann ich leben.“, grinste Elijah zufrieden. Essen war immer gut. Und er liebte es, wenn sein Vater den teuren Grill anwarf. Alles, was darauf landete, schien zum Gourmetmenü zu werden. Diese Gelegenheit wollte er sich nun auch wieder nicht entgehen lassen.

Der Grill stand nur wenige Minuten später an seinem Platz und nach einigen Telefonaten trudelten die ersten Gäste ein. Da hatte sein Vater wieder die gesamte Straße eingeladen. Das Mädel ließ nicht lange auf sich warten.

„Elijah!“, rief sie trällernd und als sie ihn erblickte, kam sie freudig strahlend auf ihn zu. Da sowohl Cain als auch der Gesuchte eine Sonnenbrille trugen, war das Mädchen verwirrt. Es stand vor den beiden Liegestühlen und war hin und her gerissen. Links? Rechts? Zufrieden schmunzelte der Blauschopf. Das war eine angenehme Lösung. Hatte schon Vorteile, jemanden zu haben, der einem verdammt ähnlich sah. Natürlich gab es kleine Feinheiten, an denen man sie auseinander halten konnte, die aber auf den ersten Blick nicht auffielen. Wahrscheinlich waren Elijahs Eltern die Einzigen, die sie auseinander halten könnten, wenn sie den gleichen Haarschnitt hatten. Was auch beruhigend war. Das Mädchen kannte seine neue Haarfarbe noch nicht, deswegen ließ es bald von ihnen ab.

Die Cousins lagen auf den Liegen und ließen sich von der Sonne wärmen, genossen die wahrscheinlich letzten Warmen Momente dieses Jahres und unterhielten sich. Ab und zu sah Elijahs Mutter zu ihnen rüber und bekam ein ganz warmes Gefühl im bauch, wenn sie die Beiden so sah. Dann war ihr Plan also doch aufgegangen. Nun war es bald Zeit, dass sie es herausfinden mussten. Und dass sie in das Vorhaben der Erwachsenen eingeweiht wurden. Das bereitete ihr noch ein wenig Sorgen. Wie würden sie reagieren?
 

Nachdem das Essen fertig und an die Leute verteilt war wurde es ein wenig ruhiger. Auch die beiden Jungs bedienten sich. Für 20 Minuten waren sie also beschäftigt und verschwanden, bevor die nächsten Würstchen oder Stakes fertig waren. Sein Vater nickte nur, als Elijah ihn ansah und mit einem Kopfnicken andeutete, dass sie jetzt verschwanden. Verschwinden heißt dann so viel wie ins Zimmer gehen und sich beschäftigen. Womit auch immer, alles war besser als die Meute da unten.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Elijah zum einen erleichtert und zum anderen gelangweilt. Er wäre gerne irgendwo mit dem Fahrrad hingefahren oder so etwas, aber noch konnte er ja nicht. Cain zuckte mit den Schultern und ließ sich auf das Bett fallen. Nachdem der Andere das Zimmer nach etwas interessantem durchsucht hatte, gab er es auf. Er schloss kurz seine Türe ab, damit sie nicht gestört wurden und ging dann auf Cain zu, um sich auf seinen Schoß plumpsen zu lassen. Ihm zugewandt. Dieser hatte natürlich nichts dagegen, im Gegenteil.

„Ist dir etwa langweilig?“, fragte er amüsiert und legte die Arme um den anderen.

„Kannst ja was dagegen machen.“, entgegnete er ebenso keck und schmunzelte leicht. Cain tat aber auf unwissend.

„Was soll ich denn dagegen machen?“

„Tu nicht so. Du weißt doch, was ich meine.“

„Ach, weiß ich das?“
 

Um das sinnlose Gespräch zu beenden beugte Elijah sich vor und legte seine Lippen auf Cains. Nach ein paar Sekunden blickte er ihn wieder an.

„Ich weiß ja nicht. Lass uns was anderes machen.“, meinte er, musste sich aber das Lachen verkneifen.

„Man!“, ärgerte sich Elijah und drückte den anderen aufs Bett. Der hatte doch sicherlich auch keine bessere Idee und außerdem wollte er ihm nahe sein… Er kniete sich über ihn und küsste ihn erneut, damit er endlich Ruhe gab. Zu seiner Erleichterung erwiderte Cain den Kuss bald und strich mit einer Hand sanft über die Wange des Anderen. Er wanderte mit der Hand weiter zu seinem Hals und dann Elijahs Seite entlang. Der musste sich beherrschen, denn so sanft wie die Berührung war, kitzelte es ganz schön. Dennoch, irgendwie war es angenehm. Wie alles, was Cain tat. Leise seufzend öffnete er zum zweiten Mal heute seine Lippen und gewährte dem Rotschopf Einlass. Als er eine Hand seinen Rücken runter wandern spürte, wurde er dann doch etwas nervös. Wollte Cain jetzt weiter gehen? Daran hatte er jetzt eigentlich nicht gedacht. Sein Herz machte einen Satz, als er daran dachte, was dann irgendwann mal kommen würde.

Ach du Scheiße…, war sein erster Gedanke. Nicht, dass er nicht wollte, aber in so etwas hatte er keinerlei Erfahrung. Dementsprechend war er aufgeregt. Wenn er was falsch machte? Ohne wirklich darauf geachtet zu haben, hatte er inne gehalten.

„Ist etwas?“, erklang Cains sanfte Stimme.

„Ähm… na ja…“, murmelte Elijah. Wie sollte er denn das jetzt sagen

„Komm schon. Ich beiß auch nicht.“

„Na toll…“

Einen Moment blickten sie sich an, bis Elijah seufzend nachgab. Er rutschte von Cain runter und setzte sich im Schneidersitz hin.

„Es ist nur… ich hab so was noch nie gemacht.“, murmelte er etwas verlegen. Schließlich hatte er gerade eine große Klappe riskiert.

„Und das ist alles?“, kam nur die leicht ungläubige Frage.

„Hää?“

„Wenn du Angst hast, dann sag es mir und ich halt mich zurück.“

„…“

Das hatte er schon wieder nicht erwartet. Er sollte vielleicht aufhören, Cain nach seinem eigenen Charakter zu messen, schließlich hatte er eine andere Persönlichkeit. Elijahs Wangen färbten sich leicht rot. Wie dumm er nur war. Glaubte er eigentlich, Cain wäre so rücksichtslos und würde nicht auf ihn acht geben? Das war doch hirnrissig.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er dann schmunzelnd.

„Ja, ganz genau.“, antwortete Elijah ehrlich. „Du schaffst es auch immer wieder mich in Verlegenheit zu bringen!“ Das klang beinahe schon vorwurfsvoll.

„Soll ich das auch sein lassen?“

„Tu nicht so, das kannst und willst du gar nicht.“

„Ja… stimmt.“

Beide mussten lachen. Es war so einfach, ehrlich zueinander zu sein. Um seinem ursprünglichen Vorhaben nachzugehen, beugte Elijah sich erneut vor.

„Wollen wir weitermachen?“, fragte er leise.

„Bist du dir sicher?“, fragte Cain ganz leise und blickte dem Anderen in die Augen. Nach einem Moment nickte dieser. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen verwickelte der Rotschopf seinen Cousin erneut in einen innigen Kuss. Das lief schon besser, zwar immer noch mit Herzklopfen, aber das war okay. Eigentlich war es sogar recht aufregend. Langsam brachte Cain den Anderen dazu, sich hinzulegen. In dieser Position fühlte er sich etwas ausgeliefert, aber er vertraute Cain. Dieser machte sich gerade daran, seinem Hals einen schönen Flecken zu verpassen und ließ auch nicht eher von der weichen Haut ab, bevor ein rötlicher Fleck erschien. Der würde erst einmal bleiben.

„Wenn das einer sieht…“, murmelte Elijah in Gedanken bei seinen Eltern. Vor allem sein Vater würde ihn ausquetschen wie eine überreife Zitrone!

„Ach was.“, kam nur die knappe Antwort. Die Sorge war unbegründet. Der Fleck saß so, dass er vom Oberteil verdeckt wurde. Dieses musste aber auch bald dran glauben. Schnell hatte Cain es dem anderen ausgezogen und warf es etwas achtlos hinter sich. Er konnte es nicht sein lassen, strich wieder so sanft über Elijahs Seiten und schmunzelte, als er leise fiepte. Kleine Härchen stellten sich auf seinen Armen auf, als sich Cain daran machte, kleine Liebkosungen auf seinem Oberkörper zu verteilen.

Ich bin doch krank. Was mache ich hier mit meinem Cousin?!, dachte sich der unten Liegende leicht kritisch, ließ den Gedanken aber fallen, als es an seine Hose ging. Nein, so lief der Hase nicht! Ihn ausziehen und selbst schön eingepackt bleiben, nichts da! Er griff Cain am Kragen und zog ihn zu einem weiteren Kuss zu sich. Währenddessen schob er das Shirt hoch und zog es dem Anderen über den Kopf. Es landete ebenfalls auf dem Boden. Das war schon besser. Bewundernd strich Elijah über die sich leicht abzeichnenden Muskeln unter der weichen Haut, zog jeden einzelnen Muskel nach. Bis Cain wieder die Oberhand ergriff. Elijah realisierte mit knirschenden Zähnen, dass er wohl den aktiven Part übernehmen würde. Das ging ihm gegen den Strich…

Gerade wollte Cain seinen Cousin der Hose entledigen, als er plötzlich stoppte. Verwirrt und etwas ungeduldig blickte Elijah auf.

„Was ist denn?“, fragte er und sah, was Cain da aufgehalten hatte. Das Muttermal… Ein ausgefranstes Muttermal neben seinem Beckenknochen an der Leiste.

„Ist nur ein Muttermal.“, meinte Elijah achselzuckend und setzte sich auf. Der Blick, mit dem Cain ihn ansah, war völlig anders, als gerade. Ernst… Elijah wollte gerade etwas sagen, da richtete sich Cain auf und zog seine Hose an derselben Seite ein Stück runter. Elijah konnte nicht glauben, was er da sah. Dasselbe Muttermal. Absolut identisch!

Als er begriff, was das bedeutete, wurde ihm schwindelig. Er schüttelte verwirrt den Kopf, stand auf, zog sich sein Shirt und seine Hose wieder an und ging nach unten. Dabei krallte er sich am Geländer fest, als ob jeden Moment die Treppe einstürzen könnte. Er bekam ein seltsames Gefühl im Magen. Ging raus und zerrte seine Eltern mit in die Wohnung. Seine Stirn lag in Falten gelegt, sein Blick war finster. Ebenso wie bei Cain. Er war Elijah direkt hinterher gekommen. Schließlich betraf das ganze auch ihn. Und wie es ihn betraf! Die Erwachsenen ahnten schon, was hier geklärt werden musste. Sie seufzten, führten die Jungen ins Wohnzimmer und setzten sich mit ihnen hin.

„Sagt mir nicht jetzt kommt so eine verdammte Aufklärungsrunde! Die könnt ihr euch sonst wo hin schieben!“, schrie Elijah los, außer sich vor Wut. Er hatte einen dicken Kloß im Hals.

„Wie lange hattet ihr vor, uns das zu verheimlichen?!“, mischte sich auch Cain ein. Er kochte vor Wut, wie er noch nie gekocht hatte. Seine Lippen waren zu einem schmalen Spalt gezogen.

„eruhigt euch erst einmal.“, begann der Vater, wurde aber sofort unterbrochen.

„Komm mir nicht auf die Tour! Tut nicht so, als wäre das eine Kleinigkeit!“

Elijah war bei Cains Worten aufgesprungen und hätte am liebsten den Fernseher eingetreten.

„Das habe ich ja auch nicht gesagt, aber-“

„Nichts aber, verdammt noch mal! Was habt ihr denn gedacht, wie das ablaufen soll? Dass wir es nie raus gefunden hätten?!“, schrie Elijah seinen Vater abermals an „Wir sind Zwillinge! Was glaubst du, passiert jetzt? Dass wir uns verhalten, als wären wir miteinander aufgewachsen?!“

Einen Moment schwiegen alle. Die Jungen mussten sich wirklich erst einmal beruhigen, sonst konnte nichts geklärt werden.

„Ihr seid uns ein paar Antworten schuldig, Mum.“, das letzte Wort betonte Cain besonders. Bis jetzt hatte er nicht gewusst, dass sie seine leibliche Mutter ist. „Schön, dass ich so erfahre, dass du meine Mutter bist! Wäre nett zu wissen gewesen, dass ich nicht mit meiner Tante lebe!“

Daran hatte Elijah gar nicht gedacht. Cain wusste ja nicht, dass dies seine Mutter war. Sein Leben lang hatte er mit ihr gelebt in dem Glauben, sie sei seine Tante, die ihn aufgenommen hat. Es kribbelte in seinem ganzen Körper. Dass Cain –sein Zwillingsbruder- darunter noch mehr zu leiden hatte, ließ ihn beinahe aus der Haut fahren. Der Kloß breitete sich in seinem Hals aus. Er konnte kaum noch atmen.

Um nicht vor seinen Eltern in Tränen auszubrechen rannte er aus dem Wohnzimmer wieder hoch. Das war alles zu viel. Cain folgte ihm, als er sah, wie glasig Elijahs Augen wurden. Mit einem lauten Knall fiel die Tür oben ins Schloss. Sobald sie zu war, warf sich Elijah in Cains Arme und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Er weinte. Und das sollte was heißen, denn er weinte eigentlich nie und schon gar nicht vor anderen Leuten. Verzweifelt krallte er sich in Cains Shirt, nach halt suchend, denn gerade hatte er den Boden unter den Füßen verloren. Er wusste gar nicht, was er jetzt getan hätte, wenn Cain nicht da gewesen wäre. Tränen quollen aus seinen Augen und verloren sich im Stoff, auf den sie fielen. Schluchzend und leicht zitternd vor Wut, Verwirrung und Enttäuschung lag er in den Armen seines Zwillingsbruders. Dieser musste sich schwer zusammenreißen. Er hätte auch weinen können, aber er wollte jetzt für Elijah da sein, ihm Schutz bieten. Schließlich war er derjenige, der unter ihrer Trennung wohl am meisten gelitten hatte, was dann seinen schlechten Charakter zufolge gehabt hatte. So schnell, wie sich das geändert hatte… Eigentlich hätte es von Anfang an klar sein müssen. Und jetzt war alles so schnell gekommen und hatte sie beide übermannt.

Schluchzend gab Elijah ein paar Worte von sich.

„Ich wollte schon immer einen Bruder haben“, begann er mit brüchiger Stimme „und jetzt, wo ich die Chance habe, kann ich nicht mehr! Jetzt hab ich keinen Bruder, sondern…“

Er vergrub sein Gesicht in Cains Shirt und wollte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Nicht nur, dass er den gewünschten Bruder jetzt endgültig abhaken konnte, nein, jetzt durfte er auch noch mit den starken Gefühlen für Cain klarkommen und die Wut gegen seine Eltern unter Kontrolle halten. Und am meisten verletzte ihn wirklich, dass Cain bis dato geglaubt hatte, er habe keine Eltern. Er war im Gedanken aufgewachsen, dass er Waise war. Neben seiner echten Mutter hatte er gelebt und es nicht gewusst. All das brach über sie herein. Sie setzten sich auf das Bett und hielten sich eine lange Zeit einfach nur in den Armen. Unter seine Wut, Verwirrung und auch Angst mischte sich langsam die Erleichterung. All die Jahre… Er war erleichtert, dass Cain da war. Dass es ihn einfach gab. Er hatte ihm den Ausgleich gegeben, den er sonst nie gehabt hatte. Sein grauenhafter, rücksichtsloser Charakter gehörte der Vergangenheit an. Er fühlte sich verstanden. Komplett. Erfüllt.

Dafür gab es einfach keine Worte. Immer wieder strich Cain seinem Bruder über den Rücken und lauschte, wie er sich langsam wieder beruhigte. Seine Worte hatten ihn stark mitgenommen. Ich war es ja nicht anders gegangen. In ihrem Fall stimmte das mit den Zwillingen. Der eine merkte, wenn es dem anderen schlecht ging und umgekehrt. Und sie hatten wohl immer gemerkt, dass da etwas fehlte. Dass da eine Lücke war, von Anfang an.

„Es tut mir leid.“, sagte Cain ganz leise an Elijahs Ohr.

„Was tut dir denn Leid?“, fragte er dann nach, mit noch leicht brüchiger Stimme.

„Dass ich dir kein Bruder sein kann. Nicht mehr.“

Elijah seufzte.

„Erstens kannst du dafür nichts, zweitens bist du genetisch gesehen immer noch mein Bruder und drittens bleibst du mir ja trotzdem erhalten. Vielleicht haben wir so sogar eine bessere Beziehung, als wenn das nicht passiert wäre. Du weißt schon…“

Da war vielleicht etwas dran. Brüder konnten sich nicht so verhalten, wenn sie wirklich nur Brüder waren. Eine Weile war es wieder ganz ruhig. Jeder ging seinen Gedanken nach.

„Warum haben sie uns nichts gesagt?“, fragte Elijah dann. Er konnte das nicht nachvollziehen.

„Ich weiß es nicht. Sie werden es uns irgendwann erklären… unsere Eltern.“

Letzteres fiel ihm schwer. Er begriff noch nicht ganz, dass es seine Eltern waren. Ihre gemeinsamen Eltern. Dass er überhaupt Eltern hatte.

„Das ist so unfair…“, hauchte Elijah nach einer Weile „Mir geht es ja schon schlecht und ich wusste, dass sie meine Eltern sind. Wie geht es dir dann erst?“

Bei den Worten umschlangen seine Arme den Anderen automatisch fester. Er wollte am liebsten gar nicht mehr loslassen.

„Na ja… so schlimm ist es nicht. Ich kannte sie ja schon. Und außerdem war sie schon immer wie eine Mutter für mich.“, antwortete er leise und ehrlich. Es war zwar ungewohnt, keine Frage, aber bei weitem nicht so schlimm, wie es sich zuerst anhörte. Sanft strich Cain seinem Bruder über die Seiten. Er hatte sich zum Glück wieder eingekriegt.

„Geht es dir besser?“

„Ich bin immer noch wütend… und enttäuscht. Aber ja, es geht mir besser. Und dir?“ Sie lösten sich ein wenig, um sich gegenseitig prüfend anzusehen.

„Ja.“

Zärtlich strich Elijah dem Anderen über die Wange und die Haare aus den Augen. Er errötete leicht, als er einsah, was er für Cain empfand.

„Ich glaub´s nicht. Ich hab mich in meinen Bruder verliebt.“, gestand er ganz offen und ehrlich, sagte es ihm direkt ins Gesicht. Wenn man genau hinsah, konnte man einen ganz leichten Rotschimmer auf Cains Wangen entdecken. Dass er es so offen sagt, hätte er nicht so schnell erwartet. Als er realisierte, dass er das gerade wirklich gesagt hatte, hoben sich seine Mundwinkel zu einem glücklichen Lächeln an. Er nahm Elijahs Gesicht in beide Hände und schaute ihm in die Augen.

„Ich liebe dich auch, Elijah.“

Der Andere errötete weitaus mehr, lächelte aber ebenfalls. Jetzt stand es ohnehin fest. Nichts konnte sie mehr auseinander bringen. Nicht mal die Abreise ihrer Mutter.

„Bleiben wir zusammen, egal was passiert?“, fragte Cain und schmunzelte, als Elijah ganz energisch nickte. Sie umarmten und küssten sich noch einige Male, bevor sie beschlossen, wieder runter zu gehen. Sie waren immer noch ihre Eltern und außerdem musste alles endgültig geklärt werden. Nicht nur ihrerseits, auch sie mussten ja etwas loswerden.

Ihre Eltern saßen noch immer auf dem Sofa uns redeten darüber, wie sie die ganze Sache nun handhaben sollten. Ihre Muter war besonders betroffen, sie gab sich die ganze Schuld. Umso erleichterter war sie, als sie ihre Söhne wieder erblickte. Beide atmeten erleichtert aus, als sie sich zu ihnen setzten.

„Wir sollten über alles reden.“, schlugen die Zwillinge vor.

„Ja, das sollten wir.“, stimmte ihr Vater resignierend zu, als er sah, dass sie Händchen hielten.

„Es tut mir Leid. Als wir uns haben scheiden lassen, waren wir uns sehr uneinig, wer wen von euch großziehen durfte. Da wir uns so früh haben scheiden lassen, dachten wir, dass wenn wir euch trennen, bevor ihr euch aneinander bindet, ihr gar nichts merken würdet.“, gab ihre Mutter zu.

„Und als eure Mutter dann ein Jobangebot in einer anderen Stadt bekam, stand eigentlich alles fest. Wir trennten euch und uns, was wohl keinem leicht viel, wie jetzt klar ist.“

„Und wieso wusste dann nur ich, dass ihr meine Eltern seid?“, fragte Elijah nach und drückte dabei Cains Hand fester.

„Es hat nicht lange gedauert, da fingst du an zu kränkeln. Wir wussten, wenn du wenigstens Eltern hättest, würde es dir besser gehen. Es war ja dann auch besser, aber dann haben sich nachher die Folgen gezeigt.“, antwortete sein Vater. Man sah ihm an, dass es auch ihm schwer fiel, darüber zu reden.

„Und da Cain überraschenderweise gut mit allem klar kam hatten wir keine andere Wahl. Wenn er gewusst hätte, dass ich seine Mutter bin, dann hätte er auch gewusst, dass ihr Brüder seid.“

„Bis zuletzt wollten wir alles weiter so handhaben. Aber ganz ehrlich, Elijah. Dein Charakter wurde immer unerträglicher. Du hast alle deine Freunde verjagt und du warst sehr unausgeglichen.“, begann ihr Vater dann wieder.

Elijah grummelte. Es stimmte ja, aber es war schwer Kritik anzunehmen. Diesmal drückte Cain seine Hand fester. Ihre Eltern sahen sich an. Jetzt kam ein Part, von dem sie noch nichts wussten.

„Und… als wir dann wieder zusammen gekommen sind, was alles klar.“ Sie blickten ihre Söhne unsicher an. Wie reagierten sie jetzt darauf?

„Das ist doch nichts Neues, ich bitte euch.“, meinte Cain. „Auffälliger ging es ja wohl nicht mehr.“

Na gut… ihre Eltern waren etwas überrascht und verlegen, aber erleichtert. Immerhin das schien keine Überraschung mehr zu sein. Jetzt waren Elijah und Cain an der Reihe.

„Wir müssen euch auch etwas sagen.“, begann Elijah und wurde leicht rot. Das konnte jetzt schwierig werden. Er schluckte und blickte seinen Bruder an. Dieser war aber weitaus selbstsicherer.

„Kurz und knapp: Elijah und ich… wir sind jetzt ein Paar. Und uns ist egal, was ihr davon haltet. Wir gehen nicht mehr auseinander, auch nicht, wenn du wieder weg ziehst, Mum.“

Das ging schnell. Elijah atmete aus und entspannte sich. Jetzt, als es raus war, konnte ja nichts Schlimmes mehr kommen. Das Gröbste musste jetzt überstanden sein. Ihre Eltern seufzten.

„So was dachte ich mir schon.“, entgegnete ihre Mutter, zu ihrer allen Verwunderung. Sie blickten sie alle an.

„Guckt nicht so, eine Mutter merkt so etwas doch wohl.“, meinte sie nur und lächelte ihre Söhne an. Sie gab beiden einen Kuss auf die Wange. „Ihr sollt nur wissen, dass wir euch lieben, egal, was kommt.“

Das war wirklich schön zu hören. Es entstand ein echtes Familiengefühl.

„Es wird euch sicher auch freuen zu hören, dass wir hier einziehen.“, fügte ihre Mutter dann noch hinzu. Als das auch raus war strahlten Elijah und Cain wirklich. Ihre Sorge war die ganze Zeit unbegründet gewesen. Sie konnten wirklich zusammen bleiben. Alle.

„Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, wie wir das mit den Zimmern aufteilen. Das Gästezimmer ist jetzt frei, eure Mutter schläft jetzt wieder im Schlafzimmer. Da Gästezimmer und dein Zimmer aber nebeneinander liegen käme eventuell sogar ein Umbau infrage.“, erklärte ihr Vater. Und damit stieß er auf großen Anklang.

„Das machen wir! Wir vergrößern mein Zimmer!“, stimmte Elijah freudig zu und sah aus, als ob er aufspringen und die Wand in kleine Stücke hacken könnte.

„Dann ist jetzt alle geklärt. Keine Geheimnisse mehr.“, meinte ihre Mutter abschließend und lächelte.
 

Zirka zwei Monate später war alles fertig. Die Wand war eingerissen worden, das Zimmer war auf die doppelte Größe herangewachsen und alles war neu eingerichtet worden. Zwei betten, die man zu einem Doppelbett zusammenschieben konnte, zwei Schreibtische, ein größerer Fernseher und sonst alles, was ein Herz so begehrte. Der letzte Sessel wurde zu Recht gerückt. Arm in Arm standen Elijah und Cain in ihrem neuen Zimmer und bewunderten ihr Werk. Fast alles hatten sie alleine gemacht. Das machte es noch wertvoller.

„Viel besser als vorher.“, meinte Elijah fröhlich und drehte sich zu Cain, blickte ihn an.

„Handwerker werde ich deswegen aber nicht.“, entgegnete dieser grinsend.

„Wie du meinst. Obwohl du in Arbeiterkluft bestimmt sexy aussehen würdest.“, entgegnete Elijah grinsend. Es klang neckend, war aber eigentlich ernst gemeint. Cain musste grinsen.

„Meinst du?“

„Hmhm. Aber du bist auch so schon sexy.“

„Und ich dachte ich müsste hier demnächst im Blaumann rum rennen.“

Beide mussten lachen. Cain zog seinen Bruder enger an sich und küsste ihn zärtlich.

„Ich liebe dich.“, hauchte er ihm zu und erntete ein leicht verfallenes Seufzen. „Ich dich auch.“

Sie standen mitten im Zimmer. Cain hatte einen guten Blick auf ihre bereits zusammen geschobenen Betten. Unweigerlich kam ihm ein Gedanke.

„Unsere Eltern sind weg. Was meinst du, sollen wir unser neues Bett einweihen?“ Gerade noch halb träumend riss Elijah völlig überrumpelt die Augen auf.

„Bitte was? Aaah!“

Ohne auch nur auf eine Antwort zu warten hatte Cain den Anderen auf das Bett bugsiert und n die Matratzen gedrückt. Leise musste er lachen, als er in das entrüstete Gesicht zwischen den Kissen blickte, aber auch dieses Gesicht fing bald an zu lachen. Dennoch, Cain ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er verwickelte den Anderen in einen stürmischen Kuss, darauf bedacht, ihm genug Luft zu lassen. Kurz löste er sich und blickte in die Augen seines Zwillings.

„Ich will immer mit dir zusammen bleiben.“, sagte Cain leise und lächelte sanft.

„Ich auch, Bruderherz.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Selkie
2010-01-10T15:04:55+00:00 10.01.2010 16:04
Du weißt, ich liebe die FF >////<
*nochmals plattknuddelplüsch*
und sie gehört ganz alleinig mir TT///TT
*sich das gedruckte rauskram und nochmals plattknuddel* Hach ja~
Ich finde sie ja voll tollig und so und vor allem das es Twincest ist find ich ja auch nochmal ganz tollig und und und!!!! *hibbel*
Ich werd mich i-wie nochmal revangieren glaub ich :D obs dir passt oder nicht!
Danke nochmal dafür!!
Hab dich ga~nz lieb >.<


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